Jane Rizzoli Band 2: Der Meister
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Der ''Chirurg'' sitzt im Gefängnis, aber der neue Mord trägt eindeutig seine Handschrift. Und Jane weiß, dass er noch eine Rechnung mit ihr offen hat.
Ein Psychothriller der Extraklasse - brillant konstruiert, glänzend geschrieben - und Nerven zerreißend spannend!
''Für Mimosen ungeeignet!''
Der Spiegel
Ein Psychothriller der Extraklasse - brillant konstruiert, glänzend geschrieben - und Nerven zerreißend spannend!
"Dieses Buch ist der helle Wahnsinn! Nach 'Die Chirurgin' ein weiterer spannungsgeladener Psychothriller von Tess Gerritsen. Meisterhaft gut und grausam." -- Braunschweiger Zeitung
"Ich verspreche Ihnen, dass Sie selten zuvor einen derart bis auf die letzte Seite spannenden Medizin-Thriller gelesen haben." -- Hessisches Fernsehen
DerMeister von Tess Gerritsen
LESEPROBE
Die Fliegen waren schon zur Stelle. Nach vier Stunden aufdem aufgeheizten Pflaster von South Boston war das zerschmetterte Fleischregelrecht gar gekocht und strömte das chemische Äquivalent einesEssensglöckchens aus, was ganze Schwärme summender Insekten angelockt hatte.Obwohl das, was von dem Körper übrig geblieben war, inzwischen mit einem Tuchabgedeckt war, fanden die Aasfresser noch reichlich herumliegendes Gewebe, andem sie sich gütlich tun konnten. Klümpchen grauer Gehirnmasse und andere,nicht identifizierbare Fragmente waren in einem Radius von zehn Metern über dieStraße verstreut. Ein Schädelsplitter war in einem Blumenkasten im ersten Stockgelandet, und an den parkenden Autos klebten Fleischfetzen.
Detective Jane Rizzoli hatte schon immer einen kräftigen Magen gehabt, aberselbst sie brauchte einen Moment, um sich zu fangen. Mit zusammengekniffenenAugen und geballten Fäusten stand sie da, wütend auf sich selbst wegen diesesMoments der Schwäche. Nicht schlappmachen. Bloß nicht schlappmachen. Sie wardie einzige Kriminalbeamtin in der Mordkommission des Boston Police Department,und sie wusste, dass die Scheinwerfer immer gnadenlos auf sie gerichtet waren.Jeder Fehler würde sofort von allen bemerkt, ebenso wie jeder Triumph. IhrKollege Barry Frost hatte zu seiner Schande bereits vor aller Augen seinFrühstück zurückgehen lassen. Jetzt saß er zusammengekrümmt im klimatisiertenEinsatzfahrzeug und wartete darauf, dass sein Magen sich wieder beruhigte. Siekonnte es sich einfach nicht leisten, ebenfalls von Übelkeit überwältigt zuwerden. Als einzige Polizeibeamtin am Tatort zog sie alle Blicke auf sich, unddie Schaulustigen, die sich hinter dem Absperrband drängten, registrierten jedeihrer Bewegungen, jedes Detail ihrer äußeren Erscheinung. Sie wusste, dass manihr ihre vierunddreißig Jahre nicht ansah, und sie war peinlich darauf bedacht,so viel Autorität wie möglich in ihr Auftreten zu legen. Was ihr an Körpergrößefehlte, versuchte sie mit ihrem durchdringenden Blick und ihrer straffenHaltung wettzumachen. Sie hatte die Kunst gelernt, eine Szene zu beherrschen,und sei es nur durch die schiere Intensität ihrer Ausstrahlung.
Aber diese Hitze zehrte an ihrer Entschlossenheit. Sie war wie üblich in einemschlicht-eleganten Kostüm erschienen, die Haare sorgfältig gekämmt. Aber jetzthatte sie den Blazer längst abgelegt, ihre Bluse war zerknittert, und dieLuftfeuchtigkeit hatte ihre Haare zu widerspenstigen Locken gekräuselt. Siefühlte sich von allen Seiten attackiert - von dem Gestank, den Fliegen, derbrennenden Sonne. Sie musste sich auf zu vieles gleichzeitig konzentrieren. Unddann all diese Augen, die sie auf Schritt und Tritt verfolgten.
Laute Stimmen zogen ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ein Mann mit Cityhemd undKrawatte versuchte einen Streifenbeamten zu beschwatzen, ihn vorbeizulassen.
»Hören Sie, ich muss zu einer Vertreterkonferenz, okay? Ich bin sowieso schoneine Stunde zu spät dran. Aber Sie wickeln zuerst mein Auto mit Ihremverdammten Absperrband ein, und jetzt wollen Sie mir erzählen, dass ich nichtwegfahren darf? Das ist mein Wagen, zum Donnerwetter!«
»Es handelt sich hier um den Tatort eines Verbrechens, Sir.«
»Es war ein Unfall!«
»Das haben wir noch nicht geklärt.«
»Und Sie brauchen den ganzen Tag, um das rauszufinden? Warum hören Sie unsnicht einfach mal zu? Die ganze Straße hat doch mitgekriegt, wie es passiertist.«
Rizzoli trat auf den Mann zu, dessen Gesicht mit einer glänzendenSchweißschicht überzogen war. Es war halb zwölf; die Sonne stand schon fast imZenit und brannte wie ein zornig starrendes Auge auf sie herab.
»Was genau haben Sie gehört, Sir?«, fragte sie.
Er schnaubte verächtlich. »Dasselbe, was alle anderen auch gehört haben.«»Einenlauten Knall.«
»Ja. Gegen halb acht. Ich kam gerade aus der Dusche. Ich hab aus dem Fenstergeschaut, und da lag er, mitten auf dem Gehsteig. Sie sehen ja selbst, was füreine gefährliche Stelle das hier ist. Diese Schweine kommen mit einemAffentempo um die Kurve gerast. Muss ein Lkw gewesen sein, der ihn erwischthat.«
»Haben Sie einen Lkw gesehen?«
»Nee.«
»Oder gehört?«
»Nee.«
»Und einen Pkw haben Sie auch nicht gesehen?«
»Lkw, Pkw.« Er zuckte mit den Achseln. »So oder so, es war ein Unfall mitFahrerflucht.«
Es war dieselbe Geschichte, die sie schon dutzendfach von den Nachbarn desMannes zu hören bekommen hatten. Irgendwann zwischen sieben Uhr fünfzehn undsieben Uhr dreißig war auf der Straße ein lauter Knall zu hören gewesen. Es gabkeine Augenzeugen für das, was passiert war. Sie alle hatten lediglich dasGeräusch gehört, und dann hatten sie die Leiche des Mannes entdeckt. Rizzolihatte die Möglichkeit, dass der Mann sich in den Tod gestürzt hatte, bereits inBetracht gezogen, aber gleich wieder verworfen. Der Straßenzug bestand nur auszweistöckigen Gebäuden; kein Punkt lag hoch genug für einen Sturz mit derartverheerenden Folgen. Und es waren auch keine Spuren einer Explosion zuentdecken, die einen menschlichen Körper dermaßen zerfetzt haben könnte.
»He, kann ich jetzt vielleicht mein Auto hier wegfahren?«, fragte der Mann. »Esist der grüne Ford da hinten.«
»Der mit den Hirnspritzern auf der Motorhaube?«
»Ja.«
»Was glauben Sie denn?«, fuhr sie ihn an. Dann ließ sie ihn einfach stehen undging hinüber zu dem Gerichtsmediziner, der in der Mitte der Straße kauerte undden Asphalt absuchte. »Das sind doch alles Arschlöcher hier in der Straße«,sagte Rizzoli. »Das Opfer ist ihnen völlig schnuppe. Und es weiß auch niemand,wer er ist.« (...)
© Verlagsgruppe Random House
Übersetzung: Andreas Jäger
Interview mit Tess Gerritsen
Nach Ihrer Tätigkeit alsÄrztin haben Sie zuerst "romantische" Thriller geschrieben. Erstspäter begannen Sie - mit umwerfendem Erfolg -, medizinische Thriller wie"Die Chirurgin" zu verfassen. Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Ich wechselte von romantischen zu medizinischen Thrillern,weil ich die Idee für eine völlig andere Art von Buch hatte - ein Buch, von demich wusste, dass ich es schreiben MUSS. Diese Idee kam mir bei einem Abendessenmit einem Bekannten, einem pensionierten Detektiv der Mordkommission, der sehrausgiebige Reisen nach Russland unternommen hatte. Er erzählte mir, dass ersich während eines Besuches in Moskau einmal mit Polizisten unterhalten hatte.Diese Polizisten hatten ihm davon berichtet, dass Kinder einfach so von derStraße verschwanden. Sie waren überzeugt, dass die Kinder ins Ausland gebrachtund dort als Organspender missbraucht wurden. Diese Vorstellung schockiertemich dermaßen, dass ich selbst Wochen nach diesem Gespräch nicht aufhörenkonnte, immer wieder an diese entführten Kinder zu denken. So wurde mir langsamklar, dass dies mein neuer Roman werden würde. Ich wollte die Geschichte ausder Sicht eines jungen Mediziners schildern, indem ich meine eigenenErfahrungen als Ärztin verarbeitete. Ich wollte meinen Lesern die Spannungbeschreiben, die in einem Operationssaal herrscht, mit allen Einzelheiten, dienur ein Arzt kennen kann. "Kalte Herzen" unterschied sich deutlichvon meinen vorhergehenden Romanen. Der Erfolg zeigte mir, dass es tatsächlicheine Menge Leute gibt, die sich für Geschichten mit anschaulichen undrealistischen medizinischen Beschreibungen interessieren.
Ja,ich identifiziere mich häufig mit meinen Heldinnen. Fast jede von ihnenverkörpert einen Aspekt meinen eigenen Persönlichkeit - vielleicht sinddeswegen so viele von ihnen Ärztin. Die Protagonistin Catherine Cordell ist tief in ihrer Seele verletzt. Es schien, alswürde sie versuchen, mich auf Abstand zu halten. Sie ließ mich ihreSchutzmauern nicht durchdringen. Als Autorin war es für mich harte Arbeit, anCatherine heranzukommen, sie dazu zu zwingen, mit mir zu kommunizieren und mirzu sagen, was sie fühlt. Sie trug so viel Schmerz in sich, dass es auch fürmich selbst nur schwer zu ertragen war, wenn ich zu tief in sie hinein hörte.Vielleicht habe ich aus diesem Grund dann Jane Rizzolierschaffen. Sie ist eine Frau, die viel unkomplizierter und sogar lustig ist.Aus ihrer Sicht zu schreiben war fast eine Erleichterung!
"DieChirurgin" wird aus der Perspektive von vier Personen erzählt: derbedrohten Ärztin, der beiden mit dem Fall betrauten Polizisten sowie desMörders. Wie komponieren Sie einen solchen Plot? Versetzen Sie sich abwechselndin die Rollen von Opfer und Täter?
Ein guter Schriftsteller muss, wie einSchauspieler, in der Lage sein, einerseits in die Rolle einer bestimmten Personhineinzuschlüpfen, andererseits aber auch deren Gedankenwelt wieder zuverlassen. Man muss die individuellen Gedanken der Charaktere hören, wissen,was diese Person wahrscheinlich sagen würde. Einige sind leicht zu ergründen,andere hingegen nur schwer. Seltsamerweise fiel es mir am leichtesten, aus derPerspektive des Mörders zu schreiben. Möglicherweise, weil er so intellektuell,ja fast wissenschaftlich über sein Vorhaben denkt. Er ist kein Verrückter. Erist lediglich ein Jäger, der erkennt, dass er von einem ungewöhnlichenVerlangen getrieben wird. Und das versucht er, auf sehr logische Art und Weisezu befriedigen. Da ich selbst aus dem wissenschaftlichen Bereich komme und michals einen sehr logisch denkenden Menschen bezeichnen würde, finde ich es beinahenatürlich, mit seiner Stimme zu sprechen und zu wissen, wie er das Verbrechenbegehen würde.
Ihre Bücher sind bekanntfür ausgefeilte Plots und sehr differenzierte Charaktere, jedoch auch fürbesonders grausame und detailgenaue Szenen. Welche Funktion erfüllen dieseSzenen? Und konstruieren Sie diese, oder "fließen" sie einfach aufsPapier?
Ichhabe als Ärztin einige ganz grauenhafte Dinge gesehen. Ich habe gesehen, wieMenschen auf dem Operationstisch verblutet sind. Ich habe das Blut imLeichenschauhaus und in der Notaufnahme gesehen. Das sind einfach Einblicke,mit denen man als Arzt schon während der Ausbildung konfrontiert wird und dieman irgendwann als Teil des Jobs betrachtet. Wenn ich also die Szene imLeichenschauhaus bis in alle Einzelheiten beschreibe, dann schildere ich demLeser nur das, was er dort auch wirklich sehen würde. Ich bin nichtdetailverliebt, ich komme nur meiner Aufgabe als Schriftstellerin nach: demLeser das zu zeigen, was ich selbst erlebt habe. Da ich die Geschichten aus derSicht eines Mediziners oder eines Detektivs schildere, gewinne ich einen großenAbstand zu dem eigentlichen Horror, der dieser Situation innewohnt. Der Arzt,der zum Ort des Verbrechens gerufen wird, fährt dorthin, um seinen Job zumachen. Diese Verantwortung macht es erforderlich, dass man einen kühlen Kopfbewahrt und sich darauf konzentriert zu tun, was getan werden muss.
Worum geht es Ihnen inIhren Büchern? Ist es Ihr oberstes Ziel, spannend und perfekt zu unterhalten,oder versuchen Sie, das Böse im Menschen zu erforschen?
Ichschreibe, weil mich viele Dinge, die es auf unserer Welt gibt, neugierigmachen. Das Böse beispielsweise - ich verstehe nicht, warum es existiert oderwoher es kommt. Das ist auch einer der Gründe dafür, warum ich "Die Chirurgin"geschrieben habe. Ich wollte verstehen, wie die Psyche eines Mördersfunktioniert, und warum es ihm vielleicht sogar Freude bereitet, derartschreckliche Verbrechen zu begehen. (In meinem Buch entwickle ich die Theorie,dass es unter uns Menschen eine kleine Gruppe gibt, die als Jäger geborenwerden und alle anderen Menschen lediglich als Beute betrachten.) Schreiben istmein Weg, die vielen ungelösten Geheimnisse unseres Lebens zu erforschen.
Die Fragen stellte RolandGroße Holtforth, literaturtest.de.
- Autor: Tess Gerritsen
- 2005, 416 Seiten, Maße: 11,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Jäger, Andreas
- Übersetzer: Andreas Jäger
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442362849
- ISBN-13: 9783442362844
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