Kaufrausch
Roman. Deutsche Erstausgabe
Tiffany stürzt sich durch eine Shoppingtour in größte Schulden. Pfarrersgattin Abbey wird wegen ihrer dunklen Vergangenheit erpresst. Und Loreen macht einen Gigolo an. Nun brauchen alle drei Frauen viel Geld. Nur wie? Da haben sie eine...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Kaufrausch “
Tiffany stürzt sich durch eine Shoppingtour in größte Schulden. Pfarrersgattin Abbey wird wegen ihrer dunklen Vergangenheit erpresst. Und Loreen macht einen Gigolo an. Nun brauchen alle drei Frauen viel Geld. Nur wie? Da haben sie eine Idee. Und ab sofort ist Telefonieren Geld wert.
Klappentext zu „Kaufrausch “
Tiffany hätte sich nie träumen lassen, dass eine Shoppingtour sie in solche Schulden reinreißen würde. Schließlich ist sie doch die perfekte Vorstadtfrau. Pfarrersgattin Abbey wird wegen ihrer dunklen Vergangenheit erpresst. Und Loreen wollte wirklich keinen Gigolo anmachen. Das war ein dummes, sehr teures Missverständnis.
Auf einmal brauchen alle drei Frauen viel Geld und das sofort. Da haben sie eine Idee: Telefonieren können sie doch alle. Aber ab jetzt ist jeder Anruf bares Geld wert
Nach dem Bestseller »Schuhtick« nun Beth Harbisons neues Erfolgbuch!
Lese-Probe zu „Kaufrausch “
Kaufrausch von Beth HarbisonKapitel 1
Loreen Murphy hatte wirklich nicht die Absicht gehabt, sich in Las Vegas einen Gigolo anzulachen. Das war alles nur ein riesiges, dämliches, teures Missverständnis. Sie war mit der Schulkapelle der Tuckerman-Grundschule aus Travilah in Maryland nach Las Vegas gereist, wo die Kinder bei einem bundesweiten Wettbewerb von Schulkapellen antraten.
Als Schatzmeisterin des Elternbeirats war es Loreens Aufgabe gewesen, einen Deal mit der Fluggesellschaft und mehreren Hotels in Las Vegas auszuhandeln, damit möglichst viele Eltern und Geschwister der jungen Musikanten dem Wettbewerb beiwohnen konnten. Alles war völlig reibungslos verlaufen, bis sie die Kinder, die immerhin den dritten Platz erreicht hatten, der Obhut der Hotelbabysitterin anvertrauten. Sie sah ein wenig wie Joan Crawford aus, konnte aber nachweisen, dass sie tatsächlich für das Hotel arbeitete. In der angenehmen Gewissheit, dass die Kinder versorgt waren, gingen Loreen und ihre Elternbeiratskolleginnen Abbey Walsh (Vizepräsidentin des Elternbeirats und Ehefrau des Methodistenpfarrers von Travilah) und Tiffany Dreyer (Präsidentin des Elternbeirats) ins Casino, wo sie an den einarmigen Banditen spielten und kostenlose Margaritas an der Hotelbar nippten.
Das Leben von Loreen kam in dem Augenblick ins Schleudern, als sie nach einer Stunde Glücksspielautomaten und Gratisdrinks auf die Idee kam, eine Pause einzulegen und ein wenig herumzustromern, damit sie keinen EinarmigenBanditen-Ellbogen bekam oder wie immer man das Bewegungstrauma nannte, das man sich einhandelte, wenn man zu lange an diesen Geräten saß. Außerdem hatte sie bereits 25 Dollar verloren und laut dem Zettel, den die High-Tech-Maschine ihr soeben entgegengespuckt hatte, blieben ihr nur noch 10 Dollar. Wenn auch dieses Geld weg war, wäre der Abend für sie gelaufen.
»Bist du
... mehr
sicher, dass du dich nicht mit mir umschauen willst?«, fragte sie Tiffany, ihre beste Freundin, seit sie als Kinder eine Rolle Teig im Erstklässlerzimmer von Mrs. Kelpy verschlungen und sich eine halbe Stunde später in der Cafeteria gemeinsam erbrochen hatten.
»Auf keinen Fall.« Tiffanys babyblaue Augen klebten fest an dem Banditen vor ihr.
»Ich habe fast zwei Stunden in dieses Gerät investiert. Jeden Moment werde ich den Jackpot knacken. Ich kann es förmlich spüren.«
»Du weißt schon, dass Spielsucht genauso anfängt?« Tiffany nickte und prostete mit ihrem Glas in Richtung von Loreen, die ihren Drink mit zur Bar nehmen wollte.
»Und ich glaube, Alkoholismus fängt so an.«
»Gewonnen.« Loreen bahnte sich ihren Weg durch die Menge Hunderte von Menschen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Das Gefühl von Freiheit war erhebend. Jacob befand sich oben in der Obhut des Babysitters, und Loreen, deren Scheidung in einem Monat rechtskräftig sein würde, war zum ersten Mal seit elf Jahren >ungebunden und single<.
Robert, ihr künftiger Ex, hielt sie für einen Kontrollfreak. Sie konzentriere sich zu sehr auf ihr Kind und nicht genug auf ihr Leben. Tja, das würde sie in dieser Nacht ändern. Die Lobby des Gilded Palace war voller Menschen, Marmorsäulen und riesiger Topfpalmen. Musik rieselte aus fernen Lautsprechern und trug zu einer nebelhaften Atmosphäre bei, die ihr das Gefühl verlieh, das Leben einer anderen zu führen und die Freiheit zu besitzen, alles zu tun, was sie wollte.
Damit begannen die Schwierigkeiten. Als Rod so hieß er oder zumindest sagte er, dass er so hieß sich neben sie setzte und ein Gespräch mit ihr begann, war ihr erster Gedanke, dass er von seinen betrunkenen Freunden angestachelt worden sein müsse, die sich zweifellos hinter einer der goldenen korinthischen Säulen oder den gewaltigen Topfpalmen versteckten.
Aber wenn er tatsächlich in Begleitung von betrunkenen Freunden war, versteckten sie sich wirklich sehr lange. Außerdem war Loreen nicht hässlich genug, um eine solche Wette für einen Haufen Arschlöcher wirklich unterhaltsam zu machen. Sie war einfach nur ... nun, sie sah aus wie eine Mutter. Nicht wie eine supersexy Mutter, nur wie eine Mutter. Ihre dunklen Haare hatten etwas von dem Glanz der Jugend verloren und waren in einer hoffnungslos schmucklosen Variante der Prinz-Eisenherz-Frisur geschnitten. Gleichgültig, zu welchem Friseur sie ging, und ganz egal, was für Vorlagen sie mitnahm, sie schien jeden Salon immer mit derselben langweiligen Mutter-Frisur zu verlassen.
Die Friseure sagten jedes Mal:
»Sie haben ein ganz anderes Gesicht, ich kann Sie nicht genau wie Fernsehschauspielerin X oder Kinostar Y oder [hier bitte beliebigen Namen einsetzen] aussehen lassen, aber im Grunde ist das derselbe Haarschnitt ...«
Mit anderen Worten: Du wirst nie so heiß aussehen, Schätzchen. Gib's auf. Und es stimmte. Loreen war nach der Geburt ein wenig auseinandergegangen.
Neun Jahre nach der Geburt. Ihr Hintern war beträchtlich breiter als zu ihren Singlezeiten. Ihre auf Taille geschnittene Jeans hielt alles weitgehend zusammen hätte jemand auf der anderen Seite des Raumes sie jemandem zeigen wollen, dann hätte er nicht gesagt, >es ist die fette Frau da drüben< , aber sie war nicht gerade das, was man gertenschlank nennen konnte. Und über dem Hosenbund gab es einen verräterischen Fleischring, den sie einfach nicht mehr loszuwerden schien.
Zumindest nicht ohne eine stetige Diät aus Möhren, Sellerie und Pilates. Aber Rod sah sie an, als wäre sie soeben der Badeanzugausgabe von Sports Illustrated entsprungen. Bei genauerem Nachdenken hätte sie das womöglich misstrauischer machen sollen.
»Margarita, wie?« Er nickte in Richtung ihres Glases und lächelte. Auf diese Weise bogen sich seine Mundwinkel nach oben und entblößten schneeweiße Zähne, die ihn wie einen echten Leinwandstar aussehen ließen.
»Eine hübsche Frau wie Sie verdient etwas Ausgefalleneres als das.«
Es war ein lahmer Spruch, und das wusste sie auch, aber sie fand es dennoch prickelnd.
»Nun ja ...« Sie unterdrückte ein Aufstoßen und hoffte, dass er nichts gemerkt hatte.
»... immerhin in einem bauchigen Glas.«
»Ah, dann hat der Drink doch Klasse. Wie Sie.« Er lächelte erneut.
»Ich bin übrigens Rod.«
»Loreen Murphy.« Es war nicht nur dämlich, einem völlig Fremden ihren Nachnamen zu nennen, sie streckte ihm ihre Hand auch noch wie ein angetrunkener Esel entgegen.
»Schön, Sie kennenzulernen.« Er hob ihre Hand an die Lippen und küsste ihren Handrücken. Dabei sah er ihr ununterbrochen in die Augen, genau wie Leonardo DiCaprio es bei Kate Winslet in Titanic getan hatte.
»Woher kommen Sie, Loreen?«
»Ist es so offensichtlich, dass ich nicht von hier bin?«
Er lachte. »Sie sehen viel zu glücklich aus, um von hier zu sein.«
»Ich komme aus Maryland.«
»Und was machen Sie in Maryland?«
»Ich bin Immobilienmaklerin.« Und Schatzmeisterin im Elternbeirat, Mutter und demnächst Ex-Frau und eine ganze Menge anderer Sachen, mit denen man mich mühelos in eine Schublade stecken könnte. Er wirkte beeindruckt.
»Sie können sich Ihre Zeit frei einteilen und dürfen alles einstreichen, was über dem vereinbarten Preis liegt. Nicht schlecht.«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Mal Top, mal Flop.«
»Und was ist es heute Abend? Top oder Flop?«
»Top.« Sie lächelte. Und das stimmte auch. Dieses ganze Loslassen war richtig gut. Vielleicht hatte Robert doch recht. Ein wenig zumindest.
»Heute Abend ist alles top.« Rod kicherte charmant und nickte zustimmend.
»Wünschen Sie sich für heute Abend Gesellschaft, Loreen?« Einen verrückten Augenblick lang war sie zehn Jahre jünger, eine drohende Scheidung leichter und frei, zu flirten. Es war der Wahnsinn. Sie nahm noch einen Schluck. »Tja, ich weiß nicht so recht. Würden Sie denn zur Verfügung stehen?« »Ehrlich gesagt, ja, Loreen.«
Sie konnte nicht fassen, dass dieser umwerfende Prachtkerl sie anbaggerte! So was passierte ihr zu Hause nie! Nimm das, Robert. Erst letzte Woche hatte Jacob Loreen erzählt, dass Robert eine Freundin habe, die immer zum Abendessen komme. Angesichts dieser unschönen Information, was soll's? So gesehen war Rod ein echtes Gottesgeschenk. Warum er sich gerade für sie interessierte tja, warum denn nicht?
Nein, ein Supermodel war sie nicht, aber sie war auch keine Vogelscheuche. Zu ihrer Zeit hatten sich viele Männer um sie bemüht. Das war zwar schon eine Weile her, aber vielleicht war sie zum ersten Mal entspannt und anonym genug, um Verfügbarkeit auszustrahlen.
»Klingt gut«, sagte sie und lachte. Die Frauen um sie herum sahen sie voller Neid an, und das gefiel Loreen.
»Sie können all diesen anderen Frauen zu verstehen geben, dass Sie jetzt in Beschlag genommen sind.« Ein Nicken.
»Abgemacht.« Loreen hatte eine Sekunde lang gefürchtet, er könne den Witz womöglich nicht verstehen und glauben, sie sei bereits eifersüchtig, darum freute sie sich über seine Reaktion.
»Tja, ich fühle mich geehrt.« Robert hatte ein neues Leben begonnen. Das würde sie jetzt auch tun. Und sei es auch nur für ein paar Minuten.
»Die Ehre ist ganz auf meiner Seite.« Rod hob einen perfekten Brauenbogen über einem hellblauen Auge. Seine Augenbrauen waren in der Tat so perfekt, dass ihr der Gedanke kam, er ließe sie zupfen, was sie ein wenig beunruhigend fand. Aber ein Blick auf sein bezauberndes Lächeln und es war völlig egal.
»Mögen Sie Champagner, Loreen?«
»Kommt darauf an, was Sie unter Champagner verstehen. Ich habe noch nie echten Champagner getrunken.«
Und das stimmte. Ihre Erfahrung beschränkte sich auf das Zeug, das wie Eis am Stiel schmeckte und mit dem man Kaffee süßen konnte. Aber an diesem Abend hatte sie genug Tequila getrunken, um ihr Selbstvertrauen aufblubbern zu lassen und ihre unbeholfenen Flirtversuche anzufachen.
»Ist das Teil unserer Abmachung, Mr. Rod?«
»Selbstverständlich, wenn Sie mögen. Es gibt immer à la carte.«
Er winkte dem Barkeeper mit einer lässigen Handbewegung und sagte zu ihm: »Piper.«
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2009
»Auf keinen Fall.« Tiffanys babyblaue Augen klebten fest an dem Banditen vor ihr.
»Ich habe fast zwei Stunden in dieses Gerät investiert. Jeden Moment werde ich den Jackpot knacken. Ich kann es förmlich spüren.«
»Du weißt schon, dass Spielsucht genauso anfängt?« Tiffany nickte und prostete mit ihrem Glas in Richtung von Loreen, die ihren Drink mit zur Bar nehmen wollte.
»Und ich glaube, Alkoholismus fängt so an.«
»Gewonnen.« Loreen bahnte sich ihren Weg durch die Menge Hunderte von Menschen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Das Gefühl von Freiheit war erhebend. Jacob befand sich oben in der Obhut des Babysitters, und Loreen, deren Scheidung in einem Monat rechtskräftig sein würde, war zum ersten Mal seit elf Jahren >ungebunden und single<.
Robert, ihr künftiger Ex, hielt sie für einen Kontrollfreak. Sie konzentriere sich zu sehr auf ihr Kind und nicht genug auf ihr Leben. Tja, das würde sie in dieser Nacht ändern. Die Lobby des Gilded Palace war voller Menschen, Marmorsäulen und riesiger Topfpalmen. Musik rieselte aus fernen Lautsprechern und trug zu einer nebelhaften Atmosphäre bei, die ihr das Gefühl verlieh, das Leben einer anderen zu führen und die Freiheit zu besitzen, alles zu tun, was sie wollte.
Damit begannen die Schwierigkeiten. Als Rod so hieß er oder zumindest sagte er, dass er so hieß sich neben sie setzte und ein Gespräch mit ihr begann, war ihr erster Gedanke, dass er von seinen betrunkenen Freunden angestachelt worden sein müsse, die sich zweifellos hinter einer der goldenen korinthischen Säulen oder den gewaltigen Topfpalmen versteckten.
Aber wenn er tatsächlich in Begleitung von betrunkenen Freunden war, versteckten sie sich wirklich sehr lange. Außerdem war Loreen nicht hässlich genug, um eine solche Wette für einen Haufen Arschlöcher wirklich unterhaltsam zu machen. Sie war einfach nur ... nun, sie sah aus wie eine Mutter. Nicht wie eine supersexy Mutter, nur wie eine Mutter. Ihre dunklen Haare hatten etwas von dem Glanz der Jugend verloren und waren in einer hoffnungslos schmucklosen Variante der Prinz-Eisenherz-Frisur geschnitten. Gleichgültig, zu welchem Friseur sie ging, und ganz egal, was für Vorlagen sie mitnahm, sie schien jeden Salon immer mit derselben langweiligen Mutter-Frisur zu verlassen.
Die Friseure sagten jedes Mal:
»Sie haben ein ganz anderes Gesicht, ich kann Sie nicht genau wie Fernsehschauspielerin X oder Kinostar Y oder [hier bitte beliebigen Namen einsetzen] aussehen lassen, aber im Grunde ist das derselbe Haarschnitt ...«
Mit anderen Worten: Du wirst nie so heiß aussehen, Schätzchen. Gib's auf. Und es stimmte. Loreen war nach der Geburt ein wenig auseinandergegangen.
Neun Jahre nach der Geburt. Ihr Hintern war beträchtlich breiter als zu ihren Singlezeiten. Ihre auf Taille geschnittene Jeans hielt alles weitgehend zusammen hätte jemand auf der anderen Seite des Raumes sie jemandem zeigen wollen, dann hätte er nicht gesagt, >es ist die fette Frau da drüben< , aber sie war nicht gerade das, was man gertenschlank nennen konnte. Und über dem Hosenbund gab es einen verräterischen Fleischring, den sie einfach nicht mehr loszuwerden schien.
Zumindest nicht ohne eine stetige Diät aus Möhren, Sellerie und Pilates. Aber Rod sah sie an, als wäre sie soeben der Badeanzugausgabe von Sports Illustrated entsprungen. Bei genauerem Nachdenken hätte sie das womöglich misstrauischer machen sollen.
»Margarita, wie?« Er nickte in Richtung ihres Glases und lächelte. Auf diese Weise bogen sich seine Mundwinkel nach oben und entblößten schneeweiße Zähne, die ihn wie einen echten Leinwandstar aussehen ließen.
»Eine hübsche Frau wie Sie verdient etwas Ausgefalleneres als das.«
Es war ein lahmer Spruch, und das wusste sie auch, aber sie fand es dennoch prickelnd.
»Nun ja ...« Sie unterdrückte ein Aufstoßen und hoffte, dass er nichts gemerkt hatte.
»... immerhin in einem bauchigen Glas.«
»Ah, dann hat der Drink doch Klasse. Wie Sie.« Er lächelte erneut.
»Ich bin übrigens Rod.«
»Loreen Murphy.« Es war nicht nur dämlich, einem völlig Fremden ihren Nachnamen zu nennen, sie streckte ihm ihre Hand auch noch wie ein angetrunkener Esel entgegen.
»Schön, Sie kennenzulernen.« Er hob ihre Hand an die Lippen und küsste ihren Handrücken. Dabei sah er ihr ununterbrochen in die Augen, genau wie Leonardo DiCaprio es bei Kate Winslet in Titanic getan hatte.
»Woher kommen Sie, Loreen?«
»Ist es so offensichtlich, dass ich nicht von hier bin?«
Er lachte. »Sie sehen viel zu glücklich aus, um von hier zu sein.«
»Ich komme aus Maryland.«
»Und was machen Sie in Maryland?«
»Ich bin Immobilienmaklerin.« Und Schatzmeisterin im Elternbeirat, Mutter und demnächst Ex-Frau und eine ganze Menge anderer Sachen, mit denen man mich mühelos in eine Schublade stecken könnte. Er wirkte beeindruckt.
»Sie können sich Ihre Zeit frei einteilen und dürfen alles einstreichen, was über dem vereinbarten Preis liegt. Nicht schlecht.«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Mal Top, mal Flop.«
»Und was ist es heute Abend? Top oder Flop?«
»Top.« Sie lächelte. Und das stimmte auch. Dieses ganze Loslassen war richtig gut. Vielleicht hatte Robert doch recht. Ein wenig zumindest.
»Heute Abend ist alles top.« Rod kicherte charmant und nickte zustimmend.
»Wünschen Sie sich für heute Abend Gesellschaft, Loreen?« Einen verrückten Augenblick lang war sie zehn Jahre jünger, eine drohende Scheidung leichter und frei, zu flirten. Es war der Wahnsinn. Sie nahm noch einen Schluck. »Tja, ich weiß nicht so recht. Würden Sie denn zur Verfügung stehen?« »Ehrlich gesagt, ja, Loreen.«
Sie konnte nicht fassen, dass dieser umwerfende Prachtkerl sie anbaggerte! So was passierte ihr zu Hause nie! Nimm das, Robert. Erst letzte Woche hatte Jacob Loreen erzählt, dass Robert eine Freundin habe, die immer zum Abendessen komme. Angesichts dieser unschönen Information, was soll's? So gesehen war Rod ein echtes Gottesgeschenk. Warum er sich gerade für sie interessierte tja, warum denn nicht?
Nein, ein Supermodel war sie nicht, aber sie war auch keine Vogelscheuche. Zu ihrer Zeit hatten sich viele Männer um sie bemüht. Das war zwar schon eine Weile her, aber vielleicht war sie zum ersten Mal entspannt und anonym genug, um Verfügbarkeit auszustrahlen.
»Klingt gut«, sagte sie und lachte. Die Frauen um sie herum sahen sie voller Neid an, und das gefiel Loreen.
»Sie können all diesen anderen Frauen zu verstehen geben, dass Sie jetzt in Beschlag genommen sind.« Ein Nicken.
»Abgemacht.« Loreen hatte eine Sekunde lang gefürchtet, er könne den Witz womöglich nicht verstehen und glauben, sie sei bereits eifersüchtig, darum freute sie sich über seine Reaktion.
»Tja, ich fühle mich geehrt.« Robert hatte ein neues Leben begonnen. Das würde sie jetzt auch tun. Und sei es auch nur für ein paar Minuten.
»Die Ehre ist ganz auf meiner Seite.« Rod hob einen perfekten Brauenbogen über einem hellblauen Auge. Seine Augenbrauen waren in der Tat so perfekt, dass ihr der Gedanke kam, er ließe sie zupfen, was sie ein wenig beunruhigend fand. Aber ein Blick auf sein bezauberndes Lächeln und es war völlig egal.
»Mögen Sie Champagner, Loreen?«
»Kommt darauf an, was Sie unter Champagner verstehen. Ich habe noch nie echten Champagner getrunken.«
Und das stimmte. Ihre Erfahrung beschränkte sich auf das Zeug, das wie Eis am Stiel schmeckte und mit dem man Kaffee süßen konnte. Aber an diesem Abend hatte sie genug Tequila getrunken, um ihr Selbstvertrauen aufblubbern zu lassen und ihre unbeholfenen Flirtversuche anzufachen.
»Ist das Teil unserer Abmachung, Mr. Rod?«
»Selbstverständlich, wenn Sie mögen. Es gibt immer à la carte.«
Er winkte dem Barkeeper mit einer lässigen Handbewegung und sagte zu ihm: »Piper.«
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2009
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Autoren-Porträt von Beth Harbison
Elizabeth (Beth) Harbison stammt aus der Nähe von Washington, D.C. Sie studierte Kunstgeschichte, Literatur- und Theaterwissenschaften in London und Washington. Dann arbeitete sie als Koch in der amerikanischen Hauptstadt und veröffentlichte drei Sachbücher zu diesem Thema. Seit ihrer Kindheit schreibt sie Geschichten und ist als Autorin mehrerer romantischer Komödien erfolgreich.Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Washington, D.C.Tatjana Kruse, Jg. 1960, ist in Schwäbisch Hall aufgewachsen, wo sie heute, nach einigen Jahren in Stuttgart, wieder lebt. Seit 1995 veröffentlicht sie Kriminalgeschichten, Romane und Sachbücher und arbeitet außerdem als Literaturübersetzerin. Tatjana Kruse ist Mitglied bei den 'Sisters in Crime' und im 'Syndikat'.
Bibliographische Angaben
- Autor: Beth Harbison
- 2010, 356 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Kruse, Tatjana
- Übersetzer: Tatjana Kruse
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596183367
- ISBN-13: 9783596183364
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