Zerstört / Grant County Bd.6
Thriller
Endlich: der sechste atemberaubende Thriller mit Gerichtsmedizinerin Sara Linton und Chief Jeffrey Tolliver!
Sara Linton ist wütend. Ihr Mann, Chief Tolliver, lässt alles stehen und liegen, um seiner Mitarbeiterin Lena aus...
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Buch (Gebunden)
Produktdetails
Produktinformationen zu „Zerstört / Grant County Bd.6 “
Endlich: der sechste atemberaubende Thriller mit Gerichtsmedizinerin Sara Linton und Chief Jeffrey Tolliver!
Sara Linton ist wütend. Ihr Mann, Chief Tolliver, lässt alles stehen und liegen, um seiner Mitarbeiterin Lena aus der Patsche zu helfen. Lena steht unter Mordverdacht. Sara begleitet Tolliver in eine Stadt, in der Gewalt und Drogen so alltäglich sind, dass es selbst die beiden erfahrenen Ermittler schockiert. Und einer scheint insgeheim die Fäden zu ziehen: Lenas Ex-Freund Ethan Green. Seine Verbindungen reichen weit aus dem Gefängnis heraus und weiter in ihr Leben hinein, als Sara und Jeffrey es sich in ihren schlimmsten Alpträumen hätten vorstellen können.
Klappentext zu „Zerstört / Grant County Bd.6 “
Wer Freunde hat, hat auch tödliche FeindeEndlich: der sechste Thriller mit Gerichtsmedizinerin Sara Linton und Chief Jeffrey Tolliver!
Was nur hat Lena Adams veranlasst, nach Reese, in ihre Heimatstadt, zurückzukehren, an der sie beinahe zerbrochen wäre? Sara Linton ist wütend. Ihr Mann, Chief Tolliver, lässt alles stehen und liegen, um Lena, seiner besten, aber gefährlich labilen Mitarbeiterin, die als Hauptverdächtige eines bizarren Mordes in Reese verhört wird, aus der Patsche zu helfen. Wieder einmal. Dabei hätte Sara selbst jede Unterstützung gerade bitter nötig. Doch sie begleitet den Chief in eine Stadt, in der Gewalt, Drogen und Lügen so alltäglich sind, dass es selbst die beiden erfahrenen Ermittler schockiert.
Und einer scheint hinter den Kulissen die Fäden zu ziehen: Lenas Ex-Freund Ethan Green. Seine Verbindungen reichen weit aus dem Gefängnis heraus - und weiter in ihr eigenes Leben hinein, als Sara und Jeffrey es sich in ihren schlimmsten Alpträumen hätten vorstellen können ...
"Der Höhepunkt wird Sie umwerfen!" -- The Independent
"'Zerstört' ist eine dichte, rasant erzählte, komplexe Geschichte mit Charakteren, die von ihren persönlichen Traumata geprägt und getrieben werden. An vielen Stellen möchte man sich dagegen wehren, in diesen Sumpf aus Gewalt, Lüge und Grausamkeit hineingezogen zu werden. Doch die Intensität und Dringlichkeit der Handlung lässt einen nicht los." -- Focus-online
"Die Thriller von Karin Slaughter haben die Lizenz zum Bestseller." -- Gong
"'Zerstört' ist eine dichte, rasant erzählte, komplexe Geschichte mit Charakteren, die von ihren persönlichen Traumata geprägt und getrieben werden. An vielen Stellen möchte man sich dagegen wehren, in diesen Sumpf aus Gewalt, Lüge und Grausamkeit hineingezogen zu werden. Doch die Intensität und Dringlichkeit der Handlung lässt einen nicht los." -- Focus-online
"Die Thriller von Karin Slaughter haben die Lizenz zum Bestseller." -- Gong
Lese-Probe zu „Zerstört / Grant County Bd.6 “
Zerstört von Karin SlaughterProlog
Was hatten sie ihr gegeben? Was hatten sie ihr mit dieser nadel in die Venen gejagt? Die augen konnte sie kaum offen halten, die Ohren waren dagegen überempfindlich. Durch ein lautes, durchdringendes Klingeln hindurch konnte sie einen aussetzer des automotors hören, das Parumpparump der reifen auf unebenem gelände. Der Mann, der neben ihr auf dem rücksitz saß, sprach leise, fast als würde er einem Kind ein Schlafied singen. Sein tonfall hatte etwas Beruhigendes, und sie merkte, wie ihr der Kopf auf die Brust sank, während er redete, und sie ihn dann, bei lenas knappen, schneidenden erwiderungen, wieder hochriss.
ihre Schultern schmerzten, weil sie die arme verkrampft auf dem rücken hielt. es war ein dumpfes Pochen, das dem hämmern ihres herzens entsprach. Sie versuchte, sich auf andere Dinge zu konzentrieren, auf das gespräch zum Beispiel, das im auto geführt wurde, oder wohin lena das auto steuerte. Stattdessen registrierte sie jedoch, dass sie sich fast wie eine Spirale in den eigenen Körper zurückzog, sich in jede neu aufkeimende empfindung einhüllte wie ein kleines Kind in eine Kuscheldecke.
Die rückseiten ihrer Schenkel brannten vom leder des autositzes, aber sie wusste nicht, warum. Draußen war es kühl. im nacken spürte sie sogar einen Zug. Sie erinnerte sich noch, wie sie einmal während einer langen Fahrt nach Florida in der Chevette ihres Vaters saß. Das auto hatte keine Klimaanlage, und es war Mitte august. alle vier Fenster waren geöffnet, doch die hitze blieb unerträglich. Das radio knisterte. es lief keine Musik, denn es gab keinen Sender, auf den sie sich alle hätten einigen können. Vorne stritten sich die eltern über die Fahrtroute, die Benzinkosten, ob sie zu schnell fuhren oder auch nicht. hinter Opelika sagte dann ihre Mutter zu ihrem
... mehr
Vater, er solle an einem laden anhalten, damit sie sich eisgekühltes Coke und Orangenkekse kaufen konnten. Dann erschraken alle, als sie aussteigen wollten, denn die haut ihrer arme und Beine klebte an den Sitzen, als hätte die hitze ihre Körper mit dem Vinyl verschmolzen.
Jetzt spürte sie, wie das auto ruckelte, als lena die automatikschaltung auf Parken stellte. Der Motor lief noch, und das leise Surren vibrierte in ihren Ohren.
Da war noch etwas – nicht im auto, sondern weiter entfernt. Der Wagen stand auf einem Sportplatz. Sie erkannte die anzeigentafel, riesige Buchstaben schrien: »gO, MuStangS!«
lena hatte sich umgedreht und starrte sie beide an. Der Mann neben ihr bewegte sich. er steckte seine Waffe in den Bund seiner hose. er trug eine Skimaske, wie man sie aus horrorfilmen kennt, nur die augen und der Mund waren zu sehen. Doch das reichte aus. Sie kannte ihn, könnte seinen namen sagen, wenn nur ihr Mund sich bewegen würde.
Der Mann sagte, dass er Durst habe, und lena reichte ihm einen großen Styroporbecher. Das Weiß des Bechers war intensiv, fast blendend. Plötzlich verspürte auch sie Durst wie noch nie in ihrem leben. allein der gedanke an Wasser trieb ihr die tränen in die augen.
lena versuchte ihr etwas zu mitzuteilen, ohne die Stimme zu benutzen.
Plötzlich rutschte der Mann über den rücksitz, kam ihr so nahe, das sie die hitze seines Körpers spüren, den herben geruch seines rasierwassers riechen konnte. Sie fühlte, wie seine hand sich um ihren nacken legte, seine Finger dort verweilten. Die Berührung war weich und sanft. Sie konzentrierte sich auf seine Stimme, wusste, dass wichtig war, was gesagt wurde, dass sie unbedingt zuhören musste.
»haust du jetzt ab?«, fragte der Mann lena. »Oder willst du lieber hierbleiben und dir anhören, was ich zu sagen habe?«
lena hatte sich von ihnen abgewandt, vielleicht hatte sie die hand am türgriff. Jetzt drehte sie sich wieder um und sagte: »reden Sie.«
»Wenn ich dich hätte umbringen wollen«, sagte er, »wärst du schon tot. Das weißt du.«
»Ja.«
»Deine Freundin hier …« er sagte noch etwas, aber seine Wörter verschmolzen irgendwie miteinander, und als sie ihre Ohren erreichten, hatten sie keine Bedeutung mehr. Sie konnte nur lena ansehen und an der reaktion der anderen Frau abschätzen, wie ihre eigene sein sollte.
Angst. Sie sollte sich fürchten.
»tun Sie ihr nichts«, fehte lena. »Sie hat Kinder. ihr Mann …«
»Ja, es ist traurig. aber man muss seine Wahl treffen.«
»Sie nennen das eine Wahl?«, zischte lena. es kam noch mehr, aber alles, was sie erreichte, war entsetzen. Der Wortwechsel ging noch weiter, dann spürte sie plötzlich Kälte auf ihrem Körper. ein vertrauter geruch erfüllte das auto – schwer und stechend. Sie wusste, was es war. Sie hatte es schon einmal gerochen, aber ihr Verstand konnte ihr nicht sagen, wo und wann.
Die tür ging auf. Der Mann stieg aus, stand dann da und sah sie an. er wirkte weder traurig noch aufgeregt, sondern einfach resigniert. Sie hatte diesen Blick schon einmal gesehen. Sie kannte ihn – kannte die kalten augen hinter der Maske, die feuchten lippen. Sie kannte ihn schon ihr ganzes leben lang.
Was war das nur für ein geruch? Sie konnte sich an diesen geruch genau erinnern.
er murmelte ein paar Worte. etwas blitzte in seiner hand auf – ein silberfarbenes Feuerzeug.
Jetzt begriff sie. Die Panik jagte adrenalin durch ihren Körper, das den nebel durchschnitt und ihr direkt ins herz stach.
Feuerzeugbenzin. Der Becher hatte Feuerzeugbenzin enthalten. er hatte es über ihren Körper gegossen. Sie war damit durchtränkt – sie triefte.
»nein!«, schrie lena und versuchte mit gespreizten Fingern über die rückenlehne hinweg dazwischenzugehen.
Das Feuerzeug fiel ihr in den Schoß, die Flamme entzündete die Flüssigkeit, die Flüssigkeit verbrannte ihre Kleidung. ein entsetzliches Kreischen war zu hören – es kam aus ihrer eigenen Kehle, während sie hilfos dasaß und zusah, wie die Flammen an ihrem Körper emporleckten. ihre arme schnellten in die höhe, Zehen und Füße krümmten sich nach innen wie bei einem Baby. noch einmal dachte sie an diese längst vergangene Fahrt nach Florida, die erschöpfende hitze, den scharfen, unerträglichen Biss des Schmerzes, als ihr Fleisch mit dem Sitz verschmolz.
Montagnachmittag
1
Sara linton blickte auf ihre Armbanduhr. Die Seiko war ein geschenk ihrer großmutter zu ihrer bestandenen abschlussprüfung an der highschool gewesen. als granny emma selbst die Schule abgeschlossen hatte, lagen noch vier Monate bis zu ihrer hochzeit vor ihr, eineinhalb Jahre bis zur geburt ihres ersten von sechs Kindern und achtunddreißig Jahre bis zum Verlust ihres Mannes an den Krebs. höhere Bildung war etwas, das emmas Vater als geld- und Zeitverschwendung betrachtet hatte, vor allem bei einer Frau. emma hatte deswegen nicht gestritten – sie war in einer Zeit aufgewachsen, in der Kinder nicht einmal daran dachten, ihren eltern zu widersprechen –, aber sie hatte dafür gesorgt, dass die vier ihrer Kinder, die überlebten, aufs College gingen.
»trag sie, und denk an mich«, hatte granny emma gesagt, während sie das silberfarbene uhrenarmband an Saras handgelenk befestigte. »Du wirst alles schaffen, wovon du träumst, und du sollst wissen, dass ich immer bei dir sein werde.«
als Studentin an der emory university hatte Sara ständig auf die uhr geschaut, vor allem in den Vorlesungen über Biochemie, angewandte genetik und menschliche anatomie, die anscheinend per gesetz von den langweiligsten und einsilbigsten Professoren, die es gab, gehalten werden mussten. Während des Medizinstudiums dann hatte sie ungeduldig auf diese uhr geblickt, wenn sie am Samstagvormittag vor dem labor stand und wartete, dass der Professor kam und die tür aufschloss, damit sie ihr experiment abschließen konnte. in ihrer Zeit als assistenzärztin am grady hospital hatte sie das weiße Zifferblatt mit verquollenen augen angestarrt und versucht, die Zeigerstellung zu erkennen, damit sie wusste, wie viel von ihrer Sechsunddreißig-Stunden-Schicht noch vor ihr lag. in der heartsdale Children’s Clinic hatte sie den Sekundenzeiger nicht aus den augen gelassen, während sie die Finger aufs dünne handgelenk eines Kindes drückte, die herzschläge zählte, die unter der haut pochten, und herauszufinden versuchte, ob ein »Mir tut alles weh« eine ernsthafte Krankheit bedeutete oder nur, dass das Kind an diesem tag nicht in die Schule gehen wollte.
Seit fast zwanzig Jahren trug Sara nun diese uhr. Das glas war zweimal ausgetauscht worden, die Batterie noch öfter, und einmal sogar das armband, weil Sara den gedanken nicht ertragen konnte, das getrocknete Blut einer Frau, die in ihren armen gestorben war, nicht vollständig entfernen zu können. auch bei granny emmas Begräbnis hatte Sara sich dabei ertappt, wie sie das glatte gehäuse um das glas herum berührte, während ihr die tränen übers gesicht liefen und ihr bewusst wurde, dass sie nun nie mehr das schnelle, offene lächeln und den funkelnden Blick ihrer großmutter sehen würde, wenn sie von den neuesten großtaten ihrer ältesten enkelin erfuhr.
als sie nun auf die uhr schaute, war Sara zum ersten Mal in ihrem leben froh, dass ihre großmutter nicht bei ihr war, nicht den Zorn in Saras augen sehen und die Demütigung spüren konnte, die in ihrer Brust brannte wie ein unkontrollierbares Feuer, während sie in einem gerichtssaal saß und unter eid in einem Kunstfehlerprozess aussagen musste, den die eltern eines toten Patienten gegen sie angestrengt hatten.
Verlagsgruppe random house fsc-deu-0100
Das für dieses Buch verwendete fsc-zertifizierte Papier
EOS liefert Salzer, St. Pölten.
1. aufage
Copyright © der Originalausgabe 2007 by Karin Slaughter
Copyright © der deutschsprachigen ausgabe 2009 by Blanvalet Verlag
in der Verlagsgruppe random house gmbh, München.
Satz: Buch-Werkstatt gmbh, Bad aibling
Druck und einband: ggP Media gmbh, Pößneck
Printed in gemany
iSBn 978-3-7645-0265-2
Jetzt spürte sie, wie das auto ruckelte, als lena die automatikschaltung auf Parken stellte. Der Motor lief noch, und das leise Surren vibrierte in ihren Ohren.
Da war noch etwas – nicht im auto, sondern weiter entfernt. Der Wagen stand auf einem Sportplatz. Sie erkannte die anzeigentafel, riesige Buchstaben schrien: »gO, MuStangS!«
lena hatte sich umgedreht und starrte sie beide an. Der Mann neben ihr bewegte sich. er steckte seine Waffe in den Bund seiner hose. er trug eine Skimaske, wie man sie aus horrorfilmen kennt, nur die augen und der Mund waren zu sehen. Doch das reichte aus. Sie kannte ihn, könnte seinen namen sagen, wenn nur ihr Mund sich bewegen würde.
Der Mann sagte, dass er Durst habe, und lena reichte ihm einen großen Styroporbecher. Das Weiß des Bechers war intensiv, fast blendend. Plötzlich verspürte auch sie Durst wie noch nie in ihrem leben. allein der gedanke an Wasser trieb ihr die tränen in die augen.
lena versuchte ihr etwas zu mitzuteilen, ohne die Stimme zu benutzen.
Plötzlich rutschte der Mann über den rücksitz, kam ihr so nahe, das sie die hitze seines Körpers spüren, den herben geruch seines rasierwassers riechen konnte. Sie fühlte, wie seine hand sich um ihren nacken legte, seine Finger dort verweilten. Die Berührung war weich und sanft. Sie konzentrierte sich auf seine Stimme, wusste, dass wichtig war, was gesagt wurde, dass sie unbedingt zuhören musste.
»haust du jetzt ab?«, fragte der Mann lena. »Oder willst du lieber hierbleiben und dir anhören, was ich zu sagen habe?«
lena hatte sich von ihnen abgewandt, vielleicht hatte sie die hand am türgriff. Jetzt drehte sie sich wieder um und sagte: »reden Sie.«
»Wenn ich dich hätte umbringen wollen«, sagte er, »wärst du schon tot. Das weißt du.«
»Ja.«
»Deine Freundin hier …« er sagte noch etwas, aber seine Wörter verschmolzen irgendwie miteinander, und als sie ihre Ohren erreichten, hatten sie keine Bedeutung mehr. Sie konnte nur lena ansehen und an der reaktion der anderen Frau abschätzen, wie ihre eigene sein sollte.
Angst. Sie sollte sich fürchten.
»tun Sie ihr nichts«, fehte lena. »Sie hat Kinder. ihr Mann …«
»Ja, es ist traurig. aber man muss seine Wahl treffen.«
»Sie nennen das eine Wahl?«, zischte lena. es kam noch mehr, aber alles, was sie erreichte, war entsetzen. Der Wortwechsel ging noch weiter, dann spürte sie plötzlich Kälte auf ihrem Körper. ein vertrauter geruch erfüllte das auto – schwer und stechend. Sie wusste, was es war. Sie hatte es schon einmal gerochen, aber ihr Verstand konnte ihr nicht sagen, wo und wann.
Die tür ging auf. Der Mann stieg aus, stand dann da und sah sie an. er wirkte weder traurig noch aufgeregt, sondern einfach resigniert. Sie hatte diesen Blick schon einmal gesehen. Sie kannte ihn – kannte die kalten augen hinter der Maske, die feuchten lippen. Sie kannte ihn schon ihr ganzes leben lang.
Was war das nur für ein geruch? Sie konnte sich an diesen geruch genau erinnern.
er murmelte ein paar Worte. etwas blitzte in seiner hand auf – ein silberfarbenes Feuerzeug.
Jetzt begriff sie. Die Panik jagte adrenalin durch ihren Körper, das den nebel durchschnitt und ihr direkt ins herz stach.
Feuerzeugbenzin. Der Becher hatte Feuerzeugbenzin enthalten. er hatte es über ihren Körper gegossen. Sie war damit durchtränkt – sie triefte.
»nein!«, schrie lena und versuchte mit gespreizten Fingern über die rückenlehne hinweg dazwischenzugehen.
Das Feuerzeug fiel ihr in den Schoß, die Flamme entzündete die Flüssigkeit, die Flüssigkeit verbrannte ihre Kleidung. ein entsetzliches Kreischen war zu hören – es kam aus ihrer eigenen Kehle, während sie hilfos dasaß und zusah, wie die Flammen an ihrem Körper emporleckten. ihre arme schnellten in die höhe, Zehen und Füße krümmten sich nach innen wie bei einem Baby. noch einmal dachte sie an diese längst vergangene Fahrt nach Florida, die erschöpfende hitze, den scharfen, unerträglichen Biss des Schmerzes, als ihr Fleisch mit dem Sitz verschmolz.
Montagnachmittag
1
Sara linton blickte auf ihre Armbanduhr. Die Seiko war ein geschenk ihrer großmutter zu ihrer bestandenen abschlussprüfung an der highschool gewesen. als granny emma selbst die Schule abgeschlossen hatte, lagen noch vier Monate bis zu ihrer hochzeit vor ihr, eineinhalb Jahre bis zur geburt ihres ersten von sechs Kindern und achtunddreißig Jahre bis zum Verlust ihres Mannes an den Krebs. höhere Bildung war etwas, das emmas Vater als geld- und Zeitverschwendung betrachtet hatte, vor allem bei einer Frau. emma hatte deswegen nicht gestritten – sie war in einer Zeit aufgewachsen, in der Kinder nicht einmal daran dachten, ihren eltern zu widersprechen –, aber sie hatte dafür gesorgt, dass die vier ihrer Kinder, die überlebten, aufs College gingen.
»trag sie, und denk an mich«, hatte granny emma gesagt, während sie das silberfarbene uhrenarmband an Saras handgelenk befestigte. »Du wirst alles schaffen, wovon du träumst, und du sollst wissen, dass ich immer bei dir sein werde.«
als Studentin an der emory university hatte Sara ständig auf die uhr geschaut, vor allem in den Vorlesungen über Biochemie, angewandte genetik und menschliche anatomie, die anscheinend per gesetz von den langweiligsten und einsilbigsten Professoren, die es gab, gehalten werden mussten. Während des Medizinstudiums dann hatte sie ungeduldig auf diese uhr geblickt, wenn sie am Samstagvormittag vor dem labor stand und wartete, dass der Professor kam und die tür aufschloss, damit sie ihr experiment abschließen konnte. in ihrer Zeit als assistenzärztin am grady hospital hatte sie das weiße Zifferblatt mit verquollenen augen angestarrt und versucht, die Zeigerstellung zu erkennen, damit sie wusste, wie viel von ihrer Sechsunddreißig-Stunden-Schicht noch vor ihr lag. in der heartsdale Children’s Clinic hatte sie den Sekundenzeiger nicht aus den augen gelassen, während sie die Finger aufs dünne handgelenk eines Kindes drückte, die herzschläge zählte, die unter der haut pochten, und herauszufinden versuchte, ob ein »Mir tut alles weh« eine ernsthafte Krankheit bedeutete oder nur, dass das Kind an diesem tag nicht in die Schule gehen wollte.
Seit fast zwanzig Jahren trug Sara nun diese uhr. Das glas war zweimal ausgetauscht worden, die Batterie noch öfter, und einmal sogar das armband, weil Sara den gedanken nicht ertragen konnte, das getrocknete Blut einer Frau, die in ihren armen gestorben war, nicht vollständig entfernen zu können. auch bei granny emmas Begräbnis hatte Sara sich dabei ertappt, wie sie das glatte gehäuse um das glas herum berührte, während ihr die tränen übers gesicht liefen und ihr bewusst wurde, dass sie nun nie mehr das schnelle, offene lächeln und den funkelnden Blick ihrer großmutter sehen würde, wenn sie von den neuesten großtaten ihrer ältesten enkelin erfuhr.
als sie nun auf die uhr schaute, war Sara zum ersten Mal in ihrem leben froh, dass ihre großmutter nicht bei ihr war, nicht den Zorn in Saras augen sehen und die Demütigung spüren konnte, die in ihrer Brust brannte wie ein unkontrollierbares Feuer, während sie in einem gerichtssaal saß und unter eid in einem Kunstfehlerprozess aussagen musste, den die eltern eines toten Patienten gegen sie angestrengt hatten.
Verlagsgruppe random house fsc-deu-0100
Das für dieses Buch verwendete fsc-zertifizierte Papier
EOS liefert Salzer, St. Pölten.
1. aufage
Copyright © der Originalausgabe 2007 by Karin Slaughter
Copyright © der deutschsprachigen ausgabe 2009 by Blanvalet Verlag
in der Verlagsgruppe random house gmbh, München.
Satz: Buch-Werkstatt gmbh, Bad aibling
Druck und einband: ggP Media gmbh, Pößneck
Printed in gemany
iSBn 978-3-7645-0265-2
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Autoren-Porträt von Karin Slaughter
Karin Slaughter, Jg. 1971, stammt aus Atlanta, Georgia, wo sie bis heute lebt. Mit ihren 'Grant County'-Thrillern um die Gerichtsmedizinerin Sara Linton und den Polizeichef Jeffrey Tolliver hat sie sich in den Olymp der Thrillerautoren geschrieben. 2003 erschien ihr Debütroman 'Belladonna', der Karin Slaughter unmittelbar an die Spitze der internationalen Bestsellerlisten katapultierte. Ihre Bücher sind in 24 Sprachen übersetzt und haben bereits eine Gesamtauflage von mehr als 20 Millionen Exemplaren überschritten.Klaus Berr, geb. 1957 in Schongau, Studium der Germanistik und Anglistik in München, einjähriger Aufenthalt in Wales als 'Assistant Teacher', ist der Übersetzer von u.a. Lawrence Ferlinghetti, Tony Parsons, William Owen Roberts, Will Self.
Bibliographische Angaben
- Autor: Karin Slaughter
- 2009, 2, 512 Seiten, Maße: 14,5 x 21,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Berr, Klaus
- Übersetzer: Klaus Berr
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3764502657
- ISBN-13: 9783764502652
Rezension zu „Zerstört / Grant County Bd.6 “
"Die Thriller von Karin Slaughter haben die Lizenz zum Bestseller."
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