Highland Saga Band 1: Feuer und Stein
Claire wird ins Jahr 1743 versetzt. Sie trifft James.
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Claire wird ins Jahr 1743 versetzt. Sie trifft James.
Eine Lektion hat sie inmitten dieses Abenteuers jedoch bereits gelernt - dass der Instinkt eines Mannes, die Frau zu beschützen, die er liebt, so alt ist wie die Zeit...
Inverness, 1945
Ein neuer Anfang
Der Ort sah, zumindest auf den ersten Blick, nicht so aus, als würden dort viele Menschen verschwinden. Mrs. Bairds Frühstückspension war ein Haus wie tausend andere im schottischen Hochland anno 1945; sauber und ruhig, mit verblaßten Blümchentapeten, gewienerten Böden und einem Durchlauferhitzer im Bad, in den man Münzen einwerfen mußte. Mrs. Baird war mollig und gelassen und hatte nichts dagegen, daß Frank all seine Bücher und Papiere, die ihn auf jeder Reise begleiteten, in ihrem kleinen, mit Rosenmuster verzierten Wohnzimmer deponierte.
Ich begegnete Mrs. Baird in der Diele, als ich auf dem Weg nach draußen war. Sie hielt mich auf, legte ihre etwas feiste Hand auf meinen Arm und zupfte an meinen Haaren herum.
"Ach du liebe Güte, Mrs. Randall, so können Sie doch nicht aus dem Haus gehen! Darf ich's mal ein bißchen festdrücken? So. Jetzt ist es schon viel besser. Meine Cousine hat mir von einer neuen Dauerwelle erzählt. Die wird wunderschön und hält traumhaft gut; vielleicht sollten Sie's das nächste Mal auch damit versuchen."
Ich brachte es nicht übers Herz, Mrs. Baird zu sagen, daß die Widerspenstigkeit meiner hellbraunen Locken allein auf eine Laune der Natur und nicht auf Versäumnisse von seiten des Friseurgewerbes zurückzuführen war. Ihre steifgelockten Wellen zeichneten sich jedenfalls nicht durch derlei Eigensinn aus.
"Das werde ich tun, Mrs. Baird", log ich. "Ich gehe nur schnell ins Dorf runter und treffe mich mit Frank. Wir sind zum Tee wieder da." Ich verschwand, bevor sie weitere Mängel an meiner Erscheinung entdecken konnte. Ich war vier Jahre Krankenschwester bei der Royal Army gewesen und genoß es nun, statt der Uniform leichte, buntbedruckte Kattunkleider zu tragen, die für stramme Märsche durch die Heide jedoch völlig ungeeignet waren.
Nicht, daß ich ursprünglich geplant hätte, dies oft zu tun; ich hatte mir eher vorgestellt, morgens auszuschlafen und mit Frank lange faule
"Das muß der schmutzigste Teppich von ganz Schottland sein", hatte Frank heute vormittag bemerkt, als wir im Bett lagen und dem wilden Röhren des Staubsaugers auf dem Flur lauschten.
"Fast so schmutzig wie die Fantasie unserer Wirtin", bestätigte ich. "Vielleicht hätten wir doch nach Brighton gehen sollen."
Wir hatten uns entschlossen, daß wir, bevor Frank seiner Berufung als Geschichtsprofessor nach Oxford folgte, in den Highlands Urlaub machen wollten, weil die Schrecken des Krieges Schottland etwas weniger heimgesucht hatten als den Rest von Großbritannien und weil es nicht so anfällig war für die hektische Nachkriegsmunterkeit, die in populäreren Feriengegenden grassierte.
Und ohne es besprochen zu haben, glaubten wir wohl beide, es sei ein nachgerade symbolischer Ort zur Neubelebung unserer Ehe; kurz vor Ausbruch des Krieges - sieben Jahre war es her - hatten wir in den Highlands geheiratet und dort unsere zweitägigen Flitterwochen verbracht. Ein friedliches Refugium, in dem wir einander wiederentdecken konnten, so meinten wir, ohne zu bedenken, daß Golf und Angeln zwar Schottlands beliebteste Sportarten im Freien sind, Klatsch aber der beliebteste Zeitvertreib in geschlossenen Räumen. Und wenn es so ausgiebig regnet wie in Schottland, halten sich die Menschen oft in geschlossenen Räumen auf.
"Wohin gehst du?" fragte ich, als Frank seine Beine aus dem Bett schwang.
"Ich könnte es nicht ertragen, wenn die gute Frau enttäuscht von uns wäre", antwortete er. Er setzte sich auf die Kante des hochbetagten Bettes und wippte behutsam auf und ab, was ein durchdringend rhythmisches Quietschen hervorrief. Das Staubsaugen auf dem Flur wurde eingestellt. Nach ungefähr zwei Minuten gab Frank ein lautes, theatralisches Stöhnen von sich und fiel hintüber, wogegen die Sprungfedern schnarrend protestierten. Ich kicherte in mein Kissen, um die atemlose Stille vor der Tür nicht zu entweihen.
Frank zog die Augenbrauen hoch. "Du sollst nicht kichern, sondern verzückt stöhnen", ermahnte er mich flüsternd. "Sie wird noch denken, ich sei kein guter Liebhaber."
"Wenn du verzücktes Stöhnen erwartest, mußt du schon länger durchhalten", erwiderte ich. "Mit zwei Minuten verdienst du nicht mehr als Gekicher."
"Unverschämtes Frauenzimmer. Ich bin hierhergekommen, um mich auszuruhen, hast du das vergessen?"
"Faulpelz. Wenn du nicht ein bißchen mehr Fleiß an den Tag legst, wirst du es nie bis zum nächsten Ast an deinem Stammbaum bringen."
Franks Leidenschaft für Ahnenforschung war ein weiterer Grund dafür, daß wir uns die schottischen Highlands ausgesucht hatten. Einem der dreckigen Zettel zufolge, die er mit sich herumschleppte, hatte irgendein leidiger Vorfahr von ihm Mitte des siebzehnten oder achtzehnten Jahrhunderts irgend etwas in dieser Gegend zu schaffen gehabt.
"Wenn ich an meinem Stammbaum als kinderloser Knorren ende, ist es zweifellos die Schuld unserer unermüdlichen Wirtin da draußen. Schließlich sind wir seit fast acht Jahren verheiratet, und Frank junior wird ehelich genug sein. Jedenfalls brauchen wir keine Zeugen, wenn du ihn empfängst."
"Falls überhaupt", sagte ich pessimistisch. In der Woche vor unserem Aufbruch in die Highlands waren wir wieder enttäuscht worden.
"Wie sollen wir es nicht schaffen bei all der frischen Luft und gesunden Ernährung?" Zum Abendessen hatte es gestern Brathering gegeben. Zum Mittagessen Salzhering. Und der penetrante Geruch, der nun die Treppe heraufwehte, deutete stark darauf hin, daß es zum Frühstück Räucherhering geben würde.
"Wenn du nicht vorhast, zur Erbauung von Mrs. Baird eine Zugabe zu geben, dann solltest du dich jetzt anziehen", sagte ich. "Wolltest du dich nicht um zehn mit dem Pfarrer treffen?" Reverend Dr. Reginald Wakefield, Pastor der hiesigen Gemeinde, würde Frank ein paar ungemein faszinierende Taufregister vorlegen; ganz zu schweigen von der verlockenden Möglichkeit, daß er vielleicht einige schimmelige Kriegsberichte ausgegraben hatte, in denen der berühmt-berüchtigte Vorfahr erwähnt wurde.
"Wie hieß dieser Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßvater von dir noch mal?" fragte ich. "Der hier bei einem Aufstand mitgemischt hat? Willy oder Walter? Ich weiß es nicht mehr."
"Jonathan." Frank nahm mein Desinteresse an der Familiengeschichte gelassen hin, blieb aber immer wachsam, um beim geringsten Ausdruck von Wißbegier meinerseits die Gelegenheit zu ergreifen und mir alle bisher bekannten Fakten über die Randalls und ihre Verbindungen aufzuzählen. Während er sein Hemd zuknöpfte, blitzte die Leidenschaft des fanatischen Dozenten aus seinen Augen.
"Jonathan Wolverton Randall - Wolverton hieß er nach dem Onkel seiner Mutter, einem Ritter aus Sussex. Er war jedoch unter dem schneidigen Beinamen >Black Jack< bekannt, den er sich beim Heer erwarb, vermutlich während der Zeit seiner Stationierung in Schottland." Ich ließ mich aufs Bett fallen und tat so, als schnarchte ich. Frank fuhr ungerührt mit seinen gelehrten Darlegungen fort.
"Mitte der dreißiger Jahre - des achtzehnten Jahrhunderts - kaufte er sein Offizierspatent und diente als Hauptmann bei den Dragonern. Den alten Briefen zufolge, die mir meine Cousine May geschickt hat, kam er beim Heer nicht übel zurecht. Eine gute Wahl für den zweitältesten Sohn, mußt du wissen; sein jüngerer Bruder hielt sich ebenfalls an die Tradition und wurde Geistlicher, aber ich habe noch nicht viel über ihn herausgefunden. Wie auch immer, der Herzog von Sandringham belobigte Jack Randall wegen seiner Aktivitäten vor und während des Aufstands 1746 - des zweiten jakobitischen Aufstands", erläuterte Frank den Unwissenden unter seinen Zuhörern, nämlich mir. "Du weißt schon, Bonnie Prince Charles und diese Leute."
"Ich bin nicht sicher, ob den Schotten klar ist, daß sie damals verloren haben", warf ich ein, während ich mich aufsetzte und meine Haare zu bändigen versuchte. "Gestern abend im Pub habe ich deutlich gehört, wie uns der Mann hinterm Tresen als Sassenachs bezeichnet hat."
"Nun, warum nicht?" sagte Frank gleichmütig. "Das bedeutet schließlich nur >Engländer< oder schlimmstenfalls >FremdeEr wird die Grundfesten in seinem Erstgeborenen errichten, und in seinem jüngsten Sohn wird er die Tore bauen.< So alt wie die Berge."Ich schauderte bei dem Zitat. "Dann ist es wohl sehr modern und aufgeklärt, daß die Leute statt dessen Hähne nehmen. Du meinst also, da die Häuser ziemlich neu sind, ist nichts unter ihnen begraben worden, und dem helfen die Bewohner jetzt ab?"
Autoren-Porträt von Diana Gabaldon
Diana Gabaldon, Jahrgang 1952, war früher Honorarprofessorin fürTiefseebiologie und Zoologie an der Universität von Arizona, bevor sie sichhauptberuflich dem Schreiben widmete. Bereits ihr erster Roman "Feuer undStein" wurde international zu einem riesigen Erfolg und führte dazu, dassMillionen LeserInnen zu begeisterten Fans der Highland-Saga wurden. Inzwischen werden ihre Werke"von China bis Schweden verschlungen und haben zu einem Pilgerstrom ihrerFans ins schottische Hochland geführt" (Der Spiegel).
Diana Gabaldon lebt mit ihrem Mann und drei Kindernin Scottsdale, Arizona.
Sprecher-Information zu Daniele Hoffmann
Die 1963geborene Daniele Hoffmann hat nach ihrem Studium an der Theaterhochschule inLeipzig und an der Schauspielschule in Berlin zahlreiche Rollen in Film,Fernsehen und Theater gespielt. Sie ist die deutsche Stimme hochkarätigerHollywoodstars wie Jamie Lee Curtis, Calista Flockheart alias "Ally McBeal", Mary Stuart Masterson,Laura Dern und natürlich - Julia Roberts.
Interviewmit Diana Gabaldon
"Feuerund Stein" ist der erste Band einer historischen Saga, die den Leser insSchottland des 18. Jahrhunderts entführt. Was reizt Ihre Leser an einer solchenZeitreise?
Na ja, dieseFrage sollten Sie eigentlich den Lesern stellen, oder? Aber ich werde Ihnen einbisschen davon erzählen, was ich von meinen Lesern gehört habe...
Viele mögen es,mit mir Zeitreisen zu unternehmen; sie sagen, die Lebendigkeit der Story gebeihnen das Gefühl, Teil der Geschichte zu sein. Als wären sie mittendrin im 18.Jahrhundert, mit seinen Gebäuden, Tönen und Gerüchen. Viele mögen die Art undWeise, in der ich ihnen Wissen und Informationen vermittle - über Geschichte(bei mir stimmen alle Fakten), über Schottland, die Kräutermedizin und vieleandere Dinge, von denen ich im Buch erzähle. Viele lieben die Abenteuer, vondenen ich berichte. "Es sind Abenteuer ohne Ende", sagt mein Mannimmer. Einige mögen auch die Liebesgeschichten, die sich durch meine Bücherziehen. Während es in Liebesromanen um das Werben geht, handeln meine Büchervom Heiraten. Natürlich ist es sehr interessant, was Menschen zusammenbringt.Aber für mich ist viel interessanter, was Leute dazu bringt, 50 Jahrezusammenzubleiben.
Einige Lesermögen das Spekulative an meinen Büchern: die Theorien zu Zeitreisen und diemoralischen Schwierigkeiten, denen sich ein Zeitreisender ausgesetzt sieht.Wenn man sich bewusst ist, was mit einem passiert - hat man dann dieVerpflichtung, die Sache zu stoppen? Wenn ja, könnte man das? Und was ist, wennnicht? Wie lebt man mit der "Bürde" des Wissens, wenn man keine Krafthat, den Ereignissen entgegenzuwirken? Und wenn du denkst, du könntest etwasunternehmen, ist der Preis, den du dafür bezahlst, nicht zu hoch?
So ziemlich alleLeute mögen die Helden meiner Bücher. Sie sagen, Figuren wie Jamie Fraser undClaire Randall seien so realistisch, dass sie unbedingt wissen wollen, wasmeinen Helden als nächstes passiert!
Eine meinerliebsten Leserstimmen der letzten Wochen kam von einer jungen Frau aus Sachsen.Sie schrieb: "Mein Onkel, der alle ihre Bücher zwei Mal gelesen hat, meinte:"Die Geschichten sind verrückt, unrealistisch, abgedreht und abstrakt.Aber warum sind sie bloß so kurz?""
Wiekamen Sie, eine Amerikanerin aus Arizona, auf die Idee, ausgerechnet dasschottische Hochland als Schauplatz Ihres Abenteuerromans auszuwählen?
Nun, das hat mitder Frage zu tun, wie ich - als erfolgreiche Wissenschaftlerin - auf denGedanken gekommen bin, einen Abenteuerroman zu schreiben. Eigentlich war dasalles eher Zufall. Ich wollte schon immer Schriftstellerin werden und sah dasals meine Bestimmung an. Ich komme allerdings aus einer sehr konservativenFamilie und bekam ständig Sprüche zu hören wie: "Bei deiner schlechtenMenschenkenntnis wirst du eines Tages einen Herumtreiber heiraten. Sorge dafür,dass du eine gute Ausbildung bekommst, damit du später deine Kinderunterstützen kannst!" Ich habe dann aber einen sehr netten Mann geheiratet, wirsind mittlerweile seit 32 Jahren zusammen und haben drei wundervolle Kinder,die jetzt selber schon erwachsen sind.
Wie dem auch sei,vor diesem familiären Hintergrund hielt ich es für besser, nicht über meinegeplante Schriftstellerkarriere zu sprechen, denn eine solche Laufbahn ist jaganz und gar nicht sicher und vorhersehbar. Außerdem wusste ich auch gar nicht,wie ich das Roman schreiben anpacken sollte. Als ich dann aber so Mitte 30 war,dachte ich mir: Wenn du Romane schreiben willst, solltest du s jetzt versuchenund nicht warten, bis du in den Ruhestand gehst. Hätte sich erst dann herausgestellt,dass ich gut bin, hätte ich schließlich eine Menge Zeit verloren!
Bis dahin hatteich schon alles Mögliche geschrieben: Textbücher, wissenschaftliche Beiträge,Artikel für Nachschlagewerke, Softwarerezensionen und Beiträge fürComputerzeitschriften, Lehrmaterialien, Stipendienanträge, Jahresberichte - undWalt-Disney-Comics. Wie man das macht, hatte mir nie jemand gesagt; ich hatteeinfach einige Beispiele gelesen und dann drauflosgeschrieben. Also war dasoffensichtlich auch der beste Weg, um zu lernen, wie man einen Roman schreibt -man muss ihn einfach schreiben.
Meine Mutterbrachte mir das Lesen bei, als ich drei war, und seitdem verschlang ich alles,was mir unter die Finger kam - über Romane wusste ich so gut Bescheid, dass ichselbst einen schreiben konnte.
Ich beschlossalso, versuchsweise einen Roman zu schreiben, um zu sehen, wie man das machtund wie viel Disziplin und Fleiß man dazu bracht. Danach wollte ichentscheiden, ob es wirklich das war, was ich wollte, und gegebenenfalls einkommerziell funktionierendes Thema wählen und einen "echten" Roman schreiben,der dann natürlich auch veröffentlicht werden sollte.
Nun, alsÜbungsobjekt wählte ich "Feuer und Stein", doch das Ganze ist etwas aus demRuder gelaufen Zu Beginn aber wares nur ein Übungsstück. Ich sagte mir: "Welche Art von Roman kann man amleichtesten schreiben? Es ist ja zum Üben, da macht s keinen Sinn, wasSchwieriges auszuwählen." Und ich kam zu dem Schluss, dass für mich einhistorischer Roman am einfachsten zu schreiben sei. Bei Historienromanen gibt sja keine thematischen Einschränkungen; man kann über alles schreiben, solangeman ein lebendiges, überzeugendes und glaubwürdiges Setting hat, das dieVergangenheit lebendig werden lässt.
Nun, das wiederumhängt von lebendigen, überzeugenden und glaubwürdigen Details ab - und diebekommt man offensichtlich durch Recherchen. Okay, ich hatte eineForschungsprofessur (an der Universität hatte ich mich auf wissenschaftlicheBerechnungen spezialisiert, aber das war Zufall, denn eigentlich hatte ichBiologie, Meeresbiologie und Ökologie studiert), und ich wusste, wie man miteiner Bibliothek umgeht. Ich sagte mir also, dass es einfacher ist, Sachennachzuschlagen als sie sich auszudenken, und falls ich keine Fantasie habensollte, dann könnte ich mir ja immer noch alles Notwendige aus historischenBerichten zusammenklauen.
Die nächste Fragewar logischerweise die nach der Zeit und dem Ort für das Buch. Da ich mich inGeschichte nicht sonderlich auskannte und sowieso alles würde nachschlagenmüssen, war das eigentlich ziemlich egal. Zufällig sah ich dann dieWiederholung einer Folge von "Dr. Who" im Fernsehen. Da ich nicht weiß, ob mandie Serie in Deutschland auch kennt, erzähle ich kurz davon: "Dr. Who"ist ein Lord vom Planeten Gallifrey, der durch Zeit und Raum reist undzahlreiche Abenteuer zu bestehen hat. Auf seinem Weg wird er von Gefährten ausunterschiedlichen Epochen der Erdgeschichte begleitet, die je nachZeitabschnitt unterschiedlich sind. In dieser ziemlich alten Folge, die ichzufälligerweise sah (die Sendung läuft seit 30 Jahren in England), hatte derDoktor einen 17- oder 18-jährigen jungen Mann aus dem Schottland des Jahres1745 dabei - im Kilt. Als ich das sah, dachte ich bei mir: "Oh, das ist ja ganzreizend!". Ich überlegte bis zum nächsten Tag und sagte mir: "Nun, du willstein Buch schreiben. Es ist ziemlich egal, welche Zeit du dir raussuchst -wichtig ist allein, dass du dir eineZeit und einen Ort aussuchst und endlich anfängst. Also dann eben Schottland,achtzehntes Jahrhundert."
Und da sind wirnun. Bis zum dritten Schreibtag handelte es sich um einen ziemlich geradlinigerzählten historischen Roman. Bis dahin hatte ich genug recherchiert, um denJakobiten-Aufstand von 1745 als historischen Hintergrund für die Geschichteauszuwählen. Ich wusste, dass es dabei vor allem um den Konflikt zwischenSchotten und Engländern ging, aber sagte mir: "Okay, wegen des Kiltfaktors brauche ich eine MengeSchotten - aber ich glaube, ich sollte auch eine weibliche Figur alsGegengewicht schaffen. Dann bekomme ich einen sexuellen Konflikt mit hinein,das wäre gut. Und da es um Schotten und Engländer geht, bekommen wir jede MengeKonflikte, wenn ich eine englische Frau einführe."
Ich führte alsodiese Engländerin ein, ohne eine Idee zu haben, wer sie war, wie sie in dieganze Geschichte hineinkam oder was sie dort tat. (Ich schreibe übrigens nichtam Stück, sondern in kleinen Abschnitten, die ich später dann zusammenklebe.)Und so setzte ich diese Frau in ein kleines Landhaus voller Schotten, um zusehen, was sie tun würde. Sie ging hinein, und alle drehten sich um undstarrten sie an. Einer erhob sich langsam und sagte: "Ich bin Dougal MacKenzie.Und wer bitteschön sind Sie?" Worauf sie (ohne jede Hilfe meinerseits)antwortete: "Ich bin Claire Elizabeth Beauchamp. Und wer zum Teufel sind Sie?"Ich hielt inne und sagte: "Du hörst dich ganz und gar nicht wie eine Frau ausdem 18. Jahrhundert an." Zwei oder drei Seiten lang kämpfte ich mit ihr, um siezurechtzustutzen und sie wie eine historische Person sprechen zu lassen. Abersie wollte partout nicht "historisch" werden, sondern machte ständig ziemlichfreche, moderne Bemerkungen und fing schließlich sogar an, die Geschichteselbst zu erzählen. "Nun gut", sagte ich mir, "da das Buch sowieso niemand jezu Gesicht bekommen wird, ist es ziemlich egal, was für bizarre Sachen ich dirandichte. Sei also modern, und ich werde mir später überlegen, wie du dorthingekommen bist." Es ist also ihre Schuld, dass es in diesen BüchernZeitreisen gibt.
HättenSie erwartet, dass Ihre Romanreihe um die Heldin Claire Randall und ihrenLiebsten James Fraser so viele Leser in ihren Bann ziehen würde?
Nie im Leben!Schließlich habe ich nicht damit gerechnet, dass überhaupt irgend jemand dasBuch je lesen geschweige denn veröffentlichen würde - und schon gar nichtdamit, dass Millionen Menschen in der ganzen Welt es lesen würden. Aber ich binnatürlich froh, dass es so gekommen ist.
Siemüssen sehr umfangreich recherchiert haben. Wie lange dauerten Ihre Vorarbeitenzu diesem ersten Band?
Ich habeüberhaupt keine Vorarbeiten gebraucht. Ich wollte lernen, wie man einen Romanschreibt, und nicht alles über Schottland im 18. Jahrhundert wissen. Daherbeschloss ich, sofort mit dem Schreiben anzufangen und parallel zurecherchieren. Wenn ich etwas schrieb, das sich hinterher als falschherausstellen sollte, könnte ich es einfach korrigieren. Wenn ich aber zuerstJahre mit Recherchen verbrachte, käme ich damit meinem Ziel keinen Schritt näher.
Also begann ich mitdem Schreiben und betrieb parallel dazu meine Recherchen. Ich arbeite übrigensimmer noch so; Schreiben und Recherchieren befruchten und stimulieren sich inder Regel gegenseitig. Und da ich nicht am Stück schreibe, sondern in Einzelteilenund Bruchstücken, muss ich auch nicht immer alles wissen, um an einer Szene zuarbeiten. Wenn ich zu irgendeinem Ort etwas Spezielles wissen muss, ist esziemlich einfach für mich, an diese Information heranzukommen. Ich habe nichtnur Zugang zu einer guten Universitätsbibliothek, sondern mittlerweile eineziemlich umfangreiche persönliche Bibliothek zusammengetragen. Sie enthältBücher über die Geschichte Schottlands, den amerikanischen Unabhängigkeitskriegund Dutzende Werke über Heilpflanzen, die gälische Kultur oder alle möglichenanderen Dinge, die einem sonst so einfallen könnten.
- Autor: Diana Gabaldon
- 2004, 800 Seiten, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Elfriede Fuchs, Gabriele Kuby
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442361052
- ISBN-13: 9783442361052
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