Die Pyramide, Großdruck
In der Nähe von Ystad stürzt ein Sportflugzeug ab. Aus dem Wrack werden zwei verkohlte Körper geborgen. Zwei Tage später wird ein Handarbeitsgeschäft in die Luft gesprengt - zwei alte Damen liegen fast bis zur Unkenntlichkeit verbrannt in den Trümmern....
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In der Nähe von Ystad stürzt ein Sportflugzeug ab. Aus dem Wrack werden zwei verkohlte Körper geborgen. Zwei Tage später wird ein Handarbeitsgeschäft in die Luft gesprengt - zwei alte Damen liegen fast bis zur Unkenntlichkeit verbrannt in den Trümmern. Kommissar Kurt Wallander nimmt sich der Fälle an.
Haben die beiden Vorkommnisse etwas miteinander zu tun?
Die beiden Schwestern weisen Einschußstellen am Kopf auf. Ein Fall für Kurt Wallander. Doch noch bevor er die Ermittlungen richtig aufnehmen kann, muß er seinen eigenen Vater aus dem Gefängnis holen, weil der versucht hat, in Ägypten auf eine Pyramide zu steigen. Es bleibt Wallander nichts anderes übrig, als selbst nach Kairo zu reisen, nicht ahnend, daß ihn die Rettung des Vaters auf eine entscheidende Spur im aktuellen Fall führen wird ...
Die Pyramide von Henning Mankell
LESEPROBE
Prolog
Die Maschine trat westlich von Mossby Strand in geringer Höhe in denschwedischen Luftraum ein. Der Nebel vor der Küste war dicht, lichtete sichaber zum Festland hin. Die Konturen einer Strandlinie und die ersten Häuserkamen rasend schnell auf den Piloten zu. Aber er kannte diese Strecke so gut,daß er nach Uhr und Kompaß flog.
Sobald er über dem schwedischen Festland war und Mossby Strand und die Lichteran der Straße nach Trelleborg identifiziert hatte, machte er einen Schwenkernach Nordosten und dann noch einen nach Osten. Das Flugzeug, eine PiperCherokee, gehorchte willig. Er folgte einer bis ins Detail berechneten Route,einer Linie, die sich wie eine unsichtbare Markscheide über ein wenigbesiedeltes Gebiet von Schonen hinzog. Es war der 11. Dezember 1989, kurz vorfünf Uhr am Morgen. Um ihn herum herrschte fast undurchdringliche Dunkelheit.Jedesmal, wenn er nachts flog, dachte er an seine ersten Jahre als Pilot, indenen er als Navigator bei einer griechischen Gesellschaft beschäftigt war, dienachts heimlich Tabak aus dem damaligen Süd-Rhodesien ausflog, das vonpolitischen Sanktionen betroffen war. Das war 1966 und 1967 gewesen. Damalshatte er gelernt, daß ein guter Pilot auch nachts fliegen kann, mit einemMinimum an Hilfsmitteln, bei totaler Funkstille.
Die Maschine flog jetzt so tief, daß der Pilot nicht wagte, sie noch weiternach unten zu drücken. Er fragte sich, ob er eventuell umkehren müßte, ohneseinen Auftrag erledigt zu haben. Das kam vor. Die Sicherheit stand immer anerster Stelle, und die Sicht war nach wie vor schlecht. Aber plötzlich, kurzbevor er eine Entscheidung treffen mußte, lichtete sich der Nebel. Er sah aufdie Uhr. In zwei Minuten würde er die Lichter sehen, die die Stelle markierten,an der er seine Fracht abwerfen sollte.
Er drehte sich um und rief dem Mann auf dem einzigen nicht herausmontiertenSitz in der Kabine zu: »Zwei Minuten.«
Der Mann im Dunkeln hinter ihm leuchtete sich mit einer Taschenlampe insGesicht und nickte. Der Pilot spähte in die Dunkelheit. Eine Minute noch,dachte er. Und in dem Moment entdeckte er die Scheinwerfer, die ein Viereck vonzweihundert Metern Seitenlänge bildeten. Er rief dem Mann hinter sich zu, ersolle sich bereit machen. Dann legte er die Maschine in eine Linkskurve undnäherte sich dem erleuchteten Viereck von Westen. Er spürte den kalten Luftzugund das leichte Zittern des Flugzeugrumpfs, als der Mann in der Dunkelheithinter ihm die Kabinentür öffnete. Danach legte er die Hand an den Schalter derSignallampe, die den hinteren Teil der Kabine rot erleuchtete. Er hatte dieGeschwindigkeit auf ein Minimum gedrosselt. Dann drückte er auf Grün und wußte,daß der Mann hinter ihm den gummiverkleideten Tank hinausschubste. Der kalteLuftzug verschwand, als die Tür geschlossen wurde. Er lächelte vor sich hin.Der Tank war jetzt gelandet, irgendwo zwischen den Scheinwerfern. Dort gab esjemanden, der ihn abholte. Man würde die Scheinwerfer ausschalten und in einemWagen verstauen, und dann wäre die Dunkelheit wieder so undurchdringlich wievorher. Eine perfekte Operation, dachte er. Seine neunzehnte.
Er sah auf die Uhr. In neun Minuten würden sie die Küste überfliegen und denschwedischen Luftraum wieder verlassen. Nach weiteren zehn Minuten würde ereinige hundert Meter steigen. Neben seinem Sitz stand eine Thermoskanne mitKaffee. Er würde ihn trinken, während sie über das Meer flogen. Um acht Uhrwürde er die Maschine auf seiner privaten Landebahn in der Nähe von Kielaufsetzen und schon kurz danach in seinem Auto auf dem Weg nach Hamburg sein,wo er wohnte.
Das Flugzeug schwankte. Dann gleich noch einmal. Der Pilot sah auf dieInstrumententafel. Alles wirkte normal. Der Gegenwind war nicht besondersstark, und Turbulenzen gab es auch nicht. Da schwankte das Flugzeug wieder,dieses Mal heftiger. Der Pilot arbeitete mit dem Knüppel. Aber die Maschinehatte sich auf die linke Seite gelegt. Er versuchte vergeblich, das zukorrigieren. Noch immer zeigten die Instrumente normale Werte an. Alserfahrener Pilot wußte er jedoch, daß irgend etwas nicht stimmte. Die Maschineließ sich nicht aufrichten. Obwohl er die Geschwindigkeit steigerte, hatte sieschon an Höhe verloren. Er versuchte, vollkommen ruhig zu denken. Was konntepassiert sein? Er überprüfte die Maschine immer vor dem Abflug. Als er gegenein Uhr in der Nacht zur Flugzeughalle gekommen war, hatte er mehr als einehalbe Stunde darauf verwendet, die Maschine zu überprüfen, alle Listendurchzugehen, die der Mechaniker ihm gegeben hatte, und er hatte alle Vorschriftenauf der Checkliste befolgt, bevor er gestartet war.
Er konnte die Maschine nicht aufrichten. Die Schieflage nahm zu. Jetzt wußteer, daß es ernst war. Er erhöhte die Geschwindigkeit noch mehr und arbeitetemit dem Steuerknüppel. Der Mann hinter ihm rief, was los sei. Der Pilotantwortete nicht. Er hatte keine Antwort. Wenn es ihm nicht gelänge, dieMaschine wieder aufzurichten, würden sie in wenigen Minuten abstürzen. Kurzbevor sie das Meer erreichten. Er arbeitete jetzt mit heftig hämmerndem Herzen.Aber nichts half. Dann kam ein kurzer Augenblick der Wut und der Ohnmacht.Schließlich fuhr er fort, mit Händen und Füßen zu kämpfen, bis alles vorbeiwar.
Um neunzehn Minuten nach fünf am Morgen des 11. Dezember schlug das Flugzeugmit ungeheurer Wucht auf dem Boden auf und fing sofort Feuer. Aber die beidenMänner an Bord merkten nicht, wie ihre Körper zu brennen begannen. Sie warenschon beim Aufprall der Maschine auf den Boden in Stücke gerissen worden. DerNebel wallte inzwischen wieder vom Meer herein. Es war vier Grad über Null undfast windstill.
© DTV
Übersetzung: Wolfgang Butt
Autoren-Porträt von Henning Mankell
HenningMankell wurde am 3. Februar 1948 in Härjedalen geboren und wuchs dort bei seinem Vater auf. ImAlter von 17 Jahren zog er nach Stockholm und wurde Regieassistent am Riks Theater. 1968 begann er als Autor und Regisseur zuarbeiten.
Schon als Kind träumte Mankell davon, denAfrikanischen Kontinent zu bereisen, 1972 erfüllte er sich erstmals diesenWunsch und fühlte sich in Afrika sofort zu Hause. In den folgenden Jahrenarbeitete Mankell weiterhin als Schriftsteller sowiefür verschiedene Theater als Regisseur, Autor und Intendant, u.a. für das Theater von Västerbottensin Skellefteå und für das Theater in Kronborg in Växjö. 1985 erhielter die Einladung zum Aufbau einer professionellen Theatergruppe in Maputo, Mosambik. Im darauffolgendenJahr übernahm er dann die Leitung der 70köpfigen Gruppe des Teatro Avenida undlebte fortan "mit einem Fuß im Sand, mit dem anderen im Schnee", wieer selbst sagt. Bis heute verbringt er mehr als die Hälfte des Jahres in Maputo, die übrigen Monate in der schwedischen Zweitheimat.
In den Jahren 1990-1998 entstanden die Wallander-Kriminalromane"Mörder ohne Gesicht" (1991, dt. 1993), "Hunde von Riga"(1992, dt. 1993), "Die weiße Löwin" (1993, dt. 1995), "Der Mann,der lächelte" (1994, dt. 2001), "Die falsche Fährte" (1995, dt.1999), "Die fünfte Frau" (1996, dt.1998), "Mittsommermord"(1997, dt. 2000) und "Die Brandmauer" (1998, dt. 2001). 1999 (dt.2002) erschien der Erzählband "Wallanders ersterFall", der die Kurt-Wallander-Serie abschließt.
Interview mit Henning Mankell
Seit einigen Jahren schon erscheinen auf Deutsch Bücher mit der Figurdes Kriminalkommissars Wallander. Wie erklären Siesich jetzt den Erfolg mit Zsolnay?
Henning Mankell: Ich muss einfach daran glauben, dasssich Qualität früher oder später durchsetzt. Wenn ich nicht daran glaubenwürde, wäre ich kein Schriftsteller, sondern ein Scheinheiliger.
Wie stehen Sie zum Genre Krimi? Immerhin wird mit Ihnen Werbung gemachtmit dem Satz: Der Mann, der keine Kriminalromane schreibt.
Henning Mankell: Ich hatte nie vor, jemals in meinemLeben über Verbrechen oder Krimis zu schreiben. Ich glaube auch noch immernicht, daß ich es tue. Was ich mache, ist eigentlichetwas sehr Altes, ich sehe auf die Gesellschaft durch den Spiegel desVerbrechens. Dieses Prinzip verfolgt Shakespeare in "Macbeth" oder JosephConrad in "Herz der Finsternis". Diese beiden Beispiele sind auf ihre ArtKrimis, doch niemand bezeichnet sie so. Ich glaube, ich arbeite in einerTradition, die von Kritikern falsch eingeschätzt wurde. Meine Geschichtenhandeln von der Gesellschaft und der Zeit, in der ich lebe.
Die Mordfälle in Ihren Romanen sind zumeist sehr drastisch. Kann manRassismus oder Gewalt in unserer Gesellschaft nur so darstellen, oder sindsubtile Formen, die die latente Gewalt zeigen, nicht didaktisch eingängiger?Oder kann man die Menschen nur durch drastische Szenen aufrütteln?
Henning Mankell: Was immer ich schreibe, besondersüber Grausamkeit, ist in der Realität immer schlimmer. Ich muss bekennen, dasses viele Seiten gibt bei denen ich mich wirklich schlecht gefühlt habe, als ichsie schrieb. Doch ich beziehe mein Material
Sie arbeiten sehr vielfältig. Sie schreiben Krimis für Erwachsene undsozial engagierte Bücher für Kinder, außerdem arbeiten Sie als Regisseur. Wiebringt man all diese Arbeiten zusammen, bedingen sie sich gegenseitig, undentwickelt sich das eine aus dem anderen, oder hat das eine mit dem anderennichts zu tun?
Henning Mankell: Es stimmt. Ich schreibe wirklich vieleverschiedene Dinge, und zwar Theaterstücke, fürs Fernsehen, fürs Kino, Bücherüber Wallander, Geschichten über Afrika. Ich glaubeaber, da gibt es eine Verbindung, zumindest für mich ist sie sichtbar. Und dieVerbindung ist sehr einfach zu beschreiben, nämlich die Frage, welcheGesellschaft wollen wir? Eine Gesellschaft, die auf Solidarität beruht, oderdas Gegenteil. Ich glaube, mein ganzes Schreiben wie auch mein Leben basiert aufdieser Frage.
In den kurzen biographischen Noten über Sie steht, Sie arbeiten alsRegisseur in Maputo/Mosambik. Können Sie uns etwasüber Ihre Arbeit dort erzählen?
Henning Mankell: Seit 13 Jahren bin ich der Prinzipaldes einzigen professionellen Theaters in Mosambik. Die Arbeit ist spannend,eine Herausforderung und auch ein Teil meines Ziels nämlich Solidarität. Den Menschen dort etwas von meiner Erfahrung zu geben und dafür ihre zubekommen und zu zeigen, dass Kunst eine Domäne ist, wo Rassen und anderekünstliche Grenzen keine Bedeutung haben.
Das Interview mit Henning Mankellerschien in der Zeitschrift
Buchkultur. Wir danken für diefreundliche Abdruckgenehmigung.
- Autor: Henning Mankell
- 2004, 6. Aufl., 272 Seiten, Maße: 12 x 19,1 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Wolfgang Butt
- Verlag: DTV
- ISBN-10: 3423252162
- ISBN-13: 9783423252164
- Erscheinungsdatum: 21.06.2004
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