Stolz und Vorurteil
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Der berühmte Roman von Jane Austen neu verfilmt von Joe Wright. Mit Donald Sutherland, Judi Dench, Keira Knightley u.v.a.
Die Familie Bennet hat fünf Töchter. Eine Heirat mit einem möglichst begüterten Mann ist die einzige Karriere, die ihnen das Leben zu bieten hat. Leicht vorstellbar, daß es jede Menge Aufregung gibt, als zwei junge Männer von Vermögen in die Gegend ziehen. Schon bald macht Mr. Darcy, ein standesbewußter Gutsbesitzer, der munteren und geistvollen Elizabeth einen Heiratsantrag, den sie jedoch spontan ablehnt.
Der berühmte Roman von Jane Austen neu verfilmt von Joe Wright. Mit Donald Sutherland, Judi Dench u. v. a.
Stolz undVorurteil von Jane Austen
LESEPROBE
Es ist eine Wahrheit, über die sich alle Welt einig ist, daßein unbeweibter Mann von einigem Vermögen unbedingt auf der Suche nach einerLebensgefährtin sein muß.
Welcher Art die Gefühle und Wünsche eines solchen Mannes imübrigen auch immer sein mögen, diese Wahrheit hat eine so unumstößlicheGeltung, daß er schon bei seinem ersten Auftauchen von sämtlichen umwohnendenFamilien als rechtmäßiger Besitz der einen oder anderen ihrer Töchterangesehen wird.
»Mein lieber Bennet«, sprach eines Tages Mrs. Bennet zu ihm,»hast du schon gehört, daß Netherfield Park endlich einen Mieter gefundenhat?«
Mr. Bennet erwiderte, er habe es noch nicht gehört.
»Trotzdem ist es so, wie ich sage«, beharrte Mrs. Bennet. »Mrs.Long war gerade hier und hat es mir erzählt - Willst du denn nicht wissen, werder neue Mieter ist?« fuhr sie mit ungeduldiger Stimme fort.
»Du willst es mir doch gerade erzählen, und ich habe nichts dagegen.«
Einer deutlicheren Aufforderung bedurfte es nicht.
»Also, Mrs. Long erzählte, daß Netherfield von einem sehr wohlhabendenjungen Mann aus Nordengland gepachtet wurde. Er kam letzten Montag imVierspänner an, um das Haus zu besichtigen, und er war so entzückt davon, daßer sogleich mit Mr. Morris abschloß. Noch vor Michaelis will er einziehen, und seineDienerschaft soll zum Teil schon Ende dieser Woche herkommen.«
»Wie heißt er denn?«
»Bingley.«
»Verheiratet?«
»Aber nein! Unverheiratet! Natürlich unverheiratet! Ein steinreicherJunggeselle, mit vier- oder fünftausend Pfund im Jahr! Welch ein Glück fürunsere Kinder!
»Wieso? Wieso für unsere Kinder?«
»Du bist aber auch zu langweilig, mein Lieber. Verstehst dudenn nicht, daß er vielleicht eine unserer Töchter heiraten wird?«
»Kommt er deshalb hierher?«
»Deshalb? Was redest du da? Unsinn! Aber es ist doch sehr gutmöglich, daß er sich in eine von ihnen verliebt; und daher mußt du ihmeinen Besuch machen, sobald er eingezogen ist.«
»Weshalb denn? Du kannst ja mit den Mädchen hinübergehen.Oder besser noch, du schickst sie allein; denn da du noch ebenso gut aussiehstwie jede von deinen Töchtern, würde sich Mr. Bingley vielleicht gar dich ausdem Schwarm aussuchen.«
»Ach, du Schmeichler. Gewiß, ich bin einmal recht schön gewesen,aber jetzt bilde ich mir nicht mehr ein, irgend etwas Besonderes vorzustellen.Wenn eine Frau fünf erwachsene Töchter hat, tut sie gut daran, alle Gedanken anihre eigene Schönheit fallen zu lassen. Du mußt aber unbedingt Mr. Bingley aufsuchen,sobald er unser Nachbar ist.«
»Ich gebe dir heute nur die Versicherung, daß ich es dirnicht versprechen kann.«
»Aber denk doch an deine Töchter! Denk doch an die gesellschaftlicheStellung, die es für eine von ihnen bedeuten mag! Sogar Sir William und LadyLucas sind fest entschlossen, ihm nur deshalb einen Besuch zu machen; du weißt,wie wenig sie sich sonst um Neuankömmlinge kümmern. Du mußt unter allen Umständenhingehen; denn wie sollen wir ihn besuchen können, wenn du es nicht zuersttust?«
»Du bist viel zu korrekt; ich bin überzeugt, Mr. Bingleywird sich sehr freuen, euch bei sich begrüßen zu dürfen. Ich kann dir ja einpaar Zeilen mitgeben und ihm aufs herzlichste meine Einwilligung zusichern fürden Fall, daß er sich eine von meinen Töchtern aussuchen und sie heiraten will.Für meine kleine Lizzy will ich dabei ein besonders gutes Wort einlegen.«
»Ich will sehr hoffen, daß du nichts dergleichen tust. Lizzyist nicht einen Deut besser als die anderen. Im Gegenteil, ich finde sie nichthalb so hübsch wie Jane und nicht halb so reizend wie Lydia. Aber du mußt sieja immer vorziehen.«
»Du hast recht. Wirklich empfehlen könnte ich keine von ihnen«,erwiderte Mr. Bennet. »Sie sind albern und unwissend wie alle jungen Mädchen;nur Lizzy ist wenigstens etwas lebhafter als ihre Schwestern.«
»Aber hör mal, wie kannst du deine eigenen Kinder so herabsetzen!Es macht dir offenbar Spaß, mich zu ärgern. Du hast eben gar kein Mitgefühl mitmeinen armen Nerven!«
Da verkennst du mich ganz und gar, meine Liebe. Ich hege diegrößte Achtung vor deinen Nerven. Seit zwanzig Jahren höre ich mir nun schondas mit deinen Nerven an; sie sind mir nun gute alte Bekannte geworden.«
»Ach, du ahnst nicht, wie sehr ich unter ihnen leiden muß!«
»Aber ich hoffe, du überstehst es auch dieses Mal underlebst, daß noch viele andere junge Männer mit viertausend Pfund im Jahr sichin unserer Nachbarschaft niederlassen.«
»Und wenn zwanzig kämen, was nützt es uns, wenn du sie dochnicht besuchen willst?«
»Verlaß dich auf mich, meine Liebe: wenn es erst zwanzigsind, werde ich sie nacheinander aufsuchen.«
Mr. Bennet stellte eine so eigenartige Mischung von klugemVerstand und Ironie, von Zurückhaltung und Schalkhaftigkeit dar, daß einedreiundzwanzigjährige Erfahrung nicht genügt hatte, um seine Frau diesenCharakter verstehen zu lassen. Ihre Gedankengänge zu ergründen wareinfacher: sie war eine unbedeutende Frau mit geringem Wissen undunberechenbarer Laune. War sie mit etwas unzufrieden, liebte sie es, dieNervöse zu spielen. Ihre Lebensaufgabe bestand darin, ihre Töchter zu verheiraten.Besuche machen und Neuigkeiten austauschen war ihre Erholung.
© Aufbau Taschenbuch Verlag
Übersetzung: Karin von Schwab
- Autor: Jane Austen
- 364 Seiten, mit farbigen Abbildungen, Maße: 11,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Schwab, Karin von
- Übersetzer: Karin von Schwab
- Verlag: Aufbau TB
- ISBN-10: 3746651069
- ISBN-13: 9783746651064
- Erscheinungsdatum: 23.09.2005
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