Schwarze Themse / Inspector Monk Bd.14
London, Mitte des 19. Jahrhunderts: Privatdetektiv William Monk erhält einen Auftrag des Reeders Clement Louvain. Die gesamte Ladung eines seiner Schiffe wurde gestohlen, kostbares Elfenbein aus Afrika, und der Dienst habende Wachmann wurde brutal...
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London, Mitte des 19. Jahrhunderts: Privatdetektiv William Monk erhält einen Auftrag des Reeders Clement Louvain. Die gesamte Ladung eines seiner Schiffe wurde gestohlen, kostbares Elfenbein aus Afrika, und der Dienst habende Wachmann wurde brutal erschlagen. Kurz darauf wird im Armenhospital, das Monks Freundin Hester leitet, die junge Ruth ermordet. Zwei unabhängige Fälle, scheint es. Aber dann stellt sich heraus, dass sowohl Ruth als auch der Wachmann an Pest erkrankt waren.
'In Anne Perrys viktorianischem England pulsiert das Leben; es ist mit wunderbaren Figuren bevölkert, die man nicht mehr vergisst.' - Faye Kellerman
"Anne Perrys Romane sind eine wundervolle Lektüre - wegen der zeithistorischen Details ebenso wie wegen der Kriminalgeschichte." - Chicago Tribune
"Anne Perry schreibt viktorianische Kriminalromane, bei denen selbst einem Charles Dickens die Augen übergehen würden!" - The New York Times Book Review
Schwarze Themse von Anne Perry
LESEPROBE
»Der Mord interessiert michnicht«, sagte Louvain schroff und beugte sich ein wenig über den Tisch. Siestanden in dem großen Büro, dessen Fenster auf den Pool of London blickten mitseinem Wald aus Masten, die vor dem zerrissenen Herbsthimmel auf dem Wasserschaukelten. Da lagen Klipper und Schoner aller seefahrenden Nationen derWelt, Barkassen, die den Fluss hinauf- und hinunterfuhren, einVergnügungsdampfer schob sich vorbei, Schlepper, Fähren und Tender waren beider Arbeit. »Ich muss das Elfenbein wiederhaben!«, stieß Louvain hervor. »Ichhabe keine Zeit, auf die Polizei zu warten.«
Monk blickte ihn erstaunt anund versuchte, eine Erwiderung zu formulieren. Er brauchte diesen Auftrag,sonst wäre er nicht in das Büro der Louvain'schen Reederei gekommen, bereit,eine Aufgabe zu übernehmen, die abseits seines üblichen Betätigungsfelds lag.In der Stadt war er ein hervorragender Ermittler, das hatte er sowohl bei derPolizei als auch später als Privatdetektiv wiederholt unter Beweis gestellt. Erkannte die herrschaftlichen Wohnhäuser der Wohlhabenden und die schäbigenSeitenstraßen der Armen. Er kannte die kleinen Diebe und Spitzel, die Händlervon Diebesgut, die Bordellbetreiber, die Fälscher und viele von denen, diesich anheuern ließen. Aber der Fluss, die »längste Straße Londons«, mit seinemveränderlichen Wasserstand, den ständigen Schiffsbewegungen und den Männern,die viele fremde Sprachen sprachen, war unbekanntes Terrain für ihn. DieFrage, die ihm, beharrlich wie ein Pulsschlag, im Kopf herumspukte, war: Warumhatte Clement Louvain nach ihm geschickt und nicht nach jemandem, der mit denDocks und dem Wasser vertraut war? Die Wasserpolizei war älter als PeelsStadtpolizei, sie war 1798 gegründet worden, vor fast einem Dreivierteljahrhundert.Durchaus möglich, dass die Männer zu beschäftigt waren, um Louvains Elfenbeindie Aufmerksamkeit zu widmen, die er sich wünschte, aber war das wirklich derGrund gewesen, warum er nach Monk geschickt hatte?
Louvain stand auf deranderen Seite des großen polierten Mahagonitischs, blickte ihn abschätzend anund wartete. »Der Mord hängt mit dem Diebstahl zusammen«, erwiderte Monk. »Wennwir wüssten, wer Hodge umgebracht hat, wüssten wir auch, wer das Elfenbein gestohlenhat, und wenn wir wüssten, wann das geschah, wären wir der Lösung der Frage eingutes Stück näher.«
Louvains Gesichtszügeverhärteten sich. Er war ein von Wind und Wetter gegerbter Mann Anfang vierzigmit schmalen Hüften, doch seine Muskeln waren ebenso hart wie die derMatrosen, die er anheuerte, damit sie seine Schiffe an die Küste Ostafrikasbrachten, um mit Elfenbein, Bauholz, Gewürzen und Fellen zurückzukommen. Seinhellbraunes Haar war dick und aus der Stirn zurückgekämmt, sein Gesicht breit.
»Auf dem Fluss bei Nachtspielt die Uhrzeit keine Rolle«, sagte er knapp. »Die ganze Zeit sind überallleichte Kavalleristen, schwere Kavalleristen und nächtliche Plünderer unterwegs.Niemand wird etwas über irgendjemanden sagen, erst recht nicht zurWasserpolizei. Darum brauche ich meinen eigenen Mann, jemanden mit IhrenFähigkeiten.« Sein Blick streifte Monk, und er betrachtete den Mann, der in demRuf stand, ebenso unbarmherzig zu sein wie er selbst, ein paar Zentimetergrößer, mit hohen Wangenknochen und einem schmalen Gesicht. »Ich muss diesesElfenbein wiederhaben«, wiederholte Louvain. »Ich habe bereits einen Käuferdafür, der darauf wartet, und ich habe Außenstände. Suchen Sie nicht nach demMörder, um den Dieb zu finden. Das funktioniert vielleicht an Land. Auf demFluss finden Sie den Dieb, und das wird Sie zu dem Mörder führen.« Monk hätteden Fall liebend gerne abgelehnt. Es wäre leicht gewesen, allein sein geringesWissen wäre Grund genug. Es fiel ihm tatsächlich immer schwerer einzusehen,warum Louvain nach ihm geschickt hatte und nicht nach einem der vielen Männer,die sich zumindest auf dem Fluss und den Docks auskannten. Es gab immerjemanden, der für entsprechendes Honorar eine private Ermittlung übernahm.
Aber Monk konnte es sich nichtleisten, Louvain darauf hinzuweisen. Er musste der bitteren Tatsache ins Augesehen, dass er auf Louvains Auftrag angewiesen war und - gegen seineÜberzeugung - vorgeben musste, dass er sehr wohl in der Lage war, das Elfenbeinzu finden und zu ihm zurückzubringen, und zwar schneller und diskreter als dieWasserpolizei.
Die Not zwang ihn dazu, diezahllosen banalen Fälle, die in letzter Zeit zu wenig eingebracht hatten. Erwagte es nicht, Schulden zu machen, und da Hester ihre ganze Kraft der Klinik inder Portpool Lane widmete, die eine Wohltätigkeitseinrichtung war, trug sienicht zum Familieneinkommen bei. Doch ein Mann sollte nicht erwarten, dass eineFrau ihren eigenen Lebensunterhalt verdient. Sie verlangte wenig genug -keinen Luxus, keinen eitlen Tand -, sie wollte nur die Arbeit tun dürfen, diesie liebte. Monk hätte sich jedem Mann angedient, um ihr das bieten zu können.Er ärgerte sich über Louvain, denn der hatte die Macht, ihm heftigen Verdrusszu bereiten, aber noch mehr Sorgen bereitete ihm, dass Louvain mehr Interessedaran zeigte, den Dieb aufzuspüren, der ihn beraubt hatte, als einen Mörder,der Hodge das Leben genommen hatte.
© Goldmann
Übersetzung: Elvira Willems
- Autor: Anne Perry
- 2006, 410 Seiten, Maße: 11,4 x 18,2 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Willems, Elvira
- Übersetzer: Elvira Willems
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442461995
- ISBN-13: 9783442461998
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