Die Katze / Schwestern des Mondes Bd.2
Roman
Die Schwestern Camille, Delilah und Menolly haben magische Fähigkeiten. Das Reich der Elfen braucht nun dringend deren Kräfte.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Die Katze / Schwestern des Mondes Bd.2 “
Die Schwestern Camille, Delilah und Menolly haben magische Fähigkeiten. Das Reich der Elfen braucht nun dringend deren Kräfte.
Klappentext zu „Die Katze / Schwestern des Mondes Bd.2 “
Schwestern des MondesBand 2: Die Katze
"Mein Name ist Delilah. Ich bin eine Gestaltwandlerin. Leider werde ich nicht zu einem Raubtier, sondern nur zu einer Hauskatze. Das ist okay, wenn man eine Maus fangen will - aber ich bin hinter einem gefährlichen Killer her ..."
Unbemerkt von den Menschen lebt in einem abgelegenen Waldgebiet ein Rudel Gestaltwandler. Doch nun hat sie jemand entdeckt - und tötet einen nach dem anderen. Steckt ein fanatischer Jäger dahinter, ein anderer Clan oder doch der Dämonenfürst Schattenschwinge? Auf der Suche nach Antworten müssen die Schwestern Camille, Delilah und Menolly einen Pakt mit einem ebenso mächtigen wie geheimnisvollen Unsterblichen schließen. Sie ahnen nicht, was dies für sie bedeuten wird ...
"Ein Highlight des Genres!"
Romantic Times
'Mein Name ist Delilah. Ich bin eine Gestaltwandlerin. Leider werde ich nicht zu einem Raubtier, sondern nur zu einer Hauskatze. Das ist okay, wenn man eine Maus fangen will - aber ich bin hinter einem gefährlichen Killer her ...' Unbemerkt von den Menschen lebt in einem abgelegenen Waldgebiet ein Rudel Gestaltwandler. Doch nun hat sie jemand entdeckt - und tötet einen nach dem anderen. Steckt ein fanatischer Jäger dahinter, ein anderer Clan oder doch der Dämonenfürst Schattenschwinge? Auf der Suche nach Antworten müssen die Schwestern Camille, Delilah und Menolly einen Pakt mit einem ebenso mächtigen wie geheimnisvollen Unsterblichen schließen. Sie ahnen nicht, was dies für sie bedeuten wird ...'Ein Highlight des Genres!' Romantic Times
Lese-Probe zu „Die Katze / Schwestern des Mondes Bd.2 “
Die Katze von Yasemine GalenornKapitel 1
Der Mond stand hoch am Himmel, rund und voll wie eine dieser Leuchtkugeln, mit denen die Menschenkinder in der Weihnachtszeit spielen. Ich konnte Mutter Mond, die dort oben über mich wachte, gerade noch sehen, während ich durch das dichte Gras huschte und die Pfoten leicht auf den gefrorenen Boden setzte. Die Nacht war klar, aber bitterkalt, und mein Atem bildete kleine Dampfwölkchen vor meinem Maul.
Ich fror fürchterlich, aber das war besser, als drinnen zu sein: Dort würde Maggie mich packen und mir mit ihren Küssen das ganze Fell vollsabbern, oder Iris könnte mich in die Falle locken, mich in diese dämliche Katzentasche stecken und mir gewaltsam die Krallen stutzen. Nach ihrer Maniküre hatte ich immer ganz stumpfe, kurze Fingernägel. Und niemand, absolut niemand würde die French Manicure ruinieren, für die ich im Salon gerade erst fünfzig Dollar hingeblättert hatte.
Als ich um den Pavillon in der Nähe des Pfades kam, der zum Birkensee führte, erregte eine Bewegung unter den Bäumen meine Aufmerksamkeit, und ich erstarrte und lauschte.
Da war das Geräusch wieder: Blätterrascheln, das Knacken dünner Zweige auf dem Waldboden. O große Bast … bitte lass es nicht Speedo sein, den Nachbarshund. Dieser kleine Pisser war der hartnäckigste Basset, dem ich je begegnet bin.
Der einzige Basset, dem ich je begegnet bin, um ehrlich zu sein. Er machte sich einen Spaß daraus, mich zu jagen, wenn ich als Vierbeiner erschien, und bellte dabei wie ein betrunkener Höhlenmensch. Ich konnte den Köter zwar mit Leichtigkeit abhängen, traute ihm aber nicht. Der Fairness halber sei gesagt, dass er kein Werwesen war, nur ein ganz gewöhnlicher alter Hund. Das war wohl auch besser so, wenn ich es recht bedachte, denn er hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank,
... mehr
aber dennoch … Ich blickte mich nach dem nächsten größeren Baum um. Es konnte nie schaden, gut vorbereitet zu sein.
Als Speedo nicht aus dem Unterholz brach, sich die leisen Geräusche aber fortsetzten, musste ich umdenken. Vielleicht ein Opossum? Oder ein Stinktier? Stinktier wäre nicht gut, aber diesmal würde ich meine Impulse unterdrücken und es in Ruhe lassen. Einmal ist keinmal, aber zweimal ist nicht nur einmal zu viel – nein, ich müsste mir wochenlang den Spott meiner Schwestern anhören.
Ich lauschte meinen Instinkten, und irgendetwas sagte mir, dass mein geheimnisvoller Besucher kein Tier war. Jedenfalls keines von den alltäglichen Fellknäueln, die so im Wald herumstreiften.
Ich war zwar keine Hexe wie meine Schwester Camille, aber ich hatte meine eigenen, ganz besonderen Instinkte, und die flüsterten ziemlich laut und deutlich, dass da jemand war. Ich hob den Kopf, schnupperte und sog tief die Luft ein. Da. Ein leichter Duft nach großer Katze, doch dahinter war noch etwas Stärkeres. Und dann wusste ich, was ich da spürte: Katzenmagie.
Vorsichtig schlich ich mich zum Pavillon und sprang auf die erste Stufe. Ich wollte nicht ungeschützt im Gras erwischt werden. In meinem jetzigen Zustand konnte ich nicht viel tun, falls plötzlich ein Dämon aus dem Wald preschen und mich angreifen sollte. Nun ja, ich konnte mich in ein Knäuel aus Fell und rasiermesserscharfen Krallen verwandeln, doch in Anbetracht meiner Größe versprach heftige Gegenwehr höchstens ein schnelles, schmerzhaftes Ende meines Katzendaseins. Wenn ich den Pavillon erreichen konnte, würde ich aufs Geländer klettern und hätte dann zumindest einen besseren Überblick.
Ich duckte mich zum Sprung, rückte mein Hinterteil in die beste Position, um mich richtig abzustoßen – doch als ich losschnellte, um auf die dritte Stufe zu springen, beschloss mein dicker, puscheliger Schwanz, sich in einem Nest stacheliger Kletten zu verfangen, die am Fuß des Pavillons wuchsen.
O Scheiße!, dachte ich, als ich mit dem Bauch voran auf den Boden knallte, alle viere zur Seite gestreckt wie eine alberne Zeichentrick-Katze auf der Jagd nach Tweety.
Ich blinzelte, und meine Würde bekam einen empfindlichen Schlag versetzt. Als ich den Kopf schüttelte und mich aufrappelte, stellte ich zu meiner Bestürzung fest, dass ganze Büschel Fell meines Schwanzes sich in den lästigen Pflanzen verknotet hatten. Ich stieß ein frustriertes Grollen aus. Warum musste ich auch so langes Fell haben? Zugegeben, es machte mich zur hübschesten goldenen Tigerkatze der ganzen Nachbarschaft, aber gutes Aussehen war eben nicht alles. Ich versuchte mich loszureißen, doch es ging nicht. Die Fellbüschel hingen fest und ließen mich nicht mehr weg.
Ein Insekt, das bei dem plötzlichen Kälteeinbruch noch nicht draufgegangen war, summte mir um den Kopf, und ich zuckte mit den Ohren und widerstand dem Drang, mit den Pfoten nach ihm zu schlagen. Nein, lass das, dachte ich. Ich habe größere Sorgen als eine blöde Fliege. Zum Beispiel, wie ich mich von diesem verdammten Grünzeug befreien soll. In Katzengestalt fi el es mir immer schwerer, meine Impulse zu kontrollieren. Käfer lenkten mich ab, und Spinnen … Blätter, die im Wind herumwirbelten, ein Löwenzahn, der seine Flugsamen freigab … ach ja, ich fand einfach alles unwiderstehlich, was eine spannende Jagd versprach. Ich stemmte mich erneut gegen die Kletten, doch ein scharfer Schmerz am Schwanzende sagte mir, dass das vielleicht nicht die beste Idee war. Was jetzt? Ich konnte mich nicht zurückverwandeln, solange der Mond voll war – nicht vor dem nächsten Morgen. Camille hetzte mit der Wilden Jagd durch die nächtlichen Wälder, und Menolly war in der Stadt bei einem Treffen der Anonymen Bluttrinker – meine Familie würde mir jedenfalls nicht zu Hilfe kommen.
Schnaufend versuchte ich es erneut und riss mir beinahe ein dickes Büschel Fell aus. Ach, verdammt. Frustriert duckte ich mich, wobei ich darauf achtete, mich möglichst nicht noch mehr zu verheddern. Diese Nacht wurde einfach immer besser. Erstens musste ich auf meine allnächtliche Dosis Schwachsinns- Fernsehen verzichten, und ein Abend ohne Jerry Springer war ein Abend, an dem ich Menolly nicht zwingen konnte, sich mit mir zusammenzusetzen. Wir machten uns die Nägel, aßen tonnenweise Popcorn und tratschten über Camille und ihre Liebhaber, bis Menolly zur Arbeit gehen musste.
Dann war ich wild entschlossen gewesen, eine Maus zu erledigen, die an Camilles Beinwurz herumgeknabbert hatte. Ich hatte den Nager gepackt und fest unter einer Kralle, als die Maus mir eine rührselige Geschichte über einen großen Wurf kleiner Mäuler zu Hause erzählte. Camille sagte ja immer, ich sei zu weichherzig, und damit hatte sie wohl recht.
Ich ließ die Maus ziehen, immerhin mit einem geknurrten »Verschwinde hier, sonst mach ich Hackfleisch aus dir«. Meine Schwestern wussten nicht, dass ich in meiner Tiergestalt mit anderen Tieren sprechen konnte. Dies war meine eigene, ganz besondere Welt, zu der sie keinen Zugang hatten.
Camille hatte ihre Verbindung zur Mondmutter, und Menolly ihre Blutlust … obwohl das eine relativ neue Eigenschaft in ihrem Leben war – der Elwing-Blutclan hatte sie gegen ihren Willen in einen Vampir verwandelt. Sie hatte wahrlich nicht darum gebeten, in einen Blutsauger verwandelt zu werden.
Aber meine besondere Fähigkeit hatte ich mein ganzes Leben lang geheim gehalten. Sie gehörte mir allein, und ich wollte sie mit niemandem teilen.
Nachdem die Maus davongelaufen war, hatte ich mich hingesetzt, um mich zu putzen, und – verflucht noch mal, ich hatte mir ein lebhaftes Grüppchen Flöhe eingefangen. Jetzt würde ich ein Bad mit Flohshampoo oder ein paar Tropfen Advantage 80 brauchen, und beides vertrug sich gar nicht mit meinem Teerosen-Parfüm; außerdem bekam ich davon sehr trockene Haut und einen leichten Ausschlag. Diese scheußlichen Gedanken führten mich in die Gegenwart zurück: besiedelt von einem fröhlichen Flohzirkus, verhakt in Kletten, beobachtet von einem unbekannten Eindringling irgendwo im Wald, der noch dazu haufenweise Katzenmagie ausstrahlte. Jetzt wurde es erst richtig lustig! Hurra-a-a. Es kotzte mich an, dass die meisten Leute glaubten, wir Werwesen verbrächten die Vollmondnächte damit, Party zu machen und so richtig die Sau rauszulassen. Wenn das hier eine Party sein sollte, würde ich jederzeit ein gutes Buch und einen Becher heiße Milch vorziehen, vielen Dank.
Ein weiteres Knistern aus dem Wald erregte meine Aufmerksamkeit. Was auch immer ich jetzt unternehmen wollte, ich sollte mich besser beeilen. Vorsichtig probierte ich noch einmal, mich von den Kletten zu befreien. Keine Chance, die stacheligen Kugeln hielten mich gefangen. Es würde verteufelt weh tun, aber ich würde mich losreißen müssen. Ich konnte nicht einfach darauf hoffen, dass derjenige, der sich da im Wald herumtrieb, mir freundlich gesinnt war. Ich schloss die Augen und wappnete mich gegen den Schmerz, als mich ein Laut links von mir erschreckte. Nervös fuhr ich herum.
Dort, vom Mond beschienen, saß die Maus, die ich hatte entkommen lassen. Sie stellte sich auf die Hinterbeine und starrte mich mit zuckendem Näschen an. Ich schluckte gegen meine sämtlichen Instinkte an, die mir befahlen, ihr mit der Pfote eins überzubraten; stattdessen setzte ich ein freundliches »Hallo, wie geht’s denn so?«-Lächeln auf.
»Brauchst du Hilfe?«, quiekte sie. »Was glaubst du denn? Sehe ich so aus, als bräuchte ich Hilfe?«, erwiderte ich.
Sie warf mir einen gequälten Blick zu. »Ich habe keine Zeit für so etwas. Meine Kinder sind hungrig. Brauchst du jetzt Hilfe oder nicht?«
O Große Mutter, die Götter mögen mir beistehen. Schlimm genug, dass ich so weichherzig gewesen war und sie hatte gehen lassen – jetzt sollte ich auch noch gezwungen sein, mir von der Vorspeise einen Gefallen erweisen zu lassen? »In der Not frisst der Teufel Fliegen, heißt es«, brummte ich, obwohl mein Ego sich praktisch im Höllenfeuer wand.
Ein Glitzern huschte durch ihre Augen, und sie blies sich keckernd vor mir auf. »Dann sag es.« »Was denn?« »Mäuse rocken, Katzen ha’m die Pocken.«
Ich fuhr hoch: »Was? Du erwartest von mir, dass ich – warte!«
Bei meinem Wutausbruch hatte sie kehrtgemacht und hüpfte nun davon.
»Komm zurück. Bitte!«
»Wirst du es sagen?«, fragte sie über die Schulter.
Ich wand mich. Da mir jedoch nichts anderes übrigblieb, ließ ich den Kopf hängen und hoffte inständig, dass niemand je ein Sterbenswörtchen davon erfahren würde. »Mäuse rocken, Katzen ha’m die Pocken.« Das war’s. Die vollkommene Demütigung. Meine Nacht war endgültig perfekt.
© Droemer Knaur Verlag
Übersetzung: Katharina Volk
Als Speedo nicht aus dem Unterholz brach, sich die leisen Geräusche aber fortsetzten, musste ich umdenken. Vielleicht ein Opossum? Oder ein Stinktier? Stinktier wäre nicht gut, aber diesmal würde ich meine Impulse unterdrücken und es in Ruhe lassen. Einmal ist keinmal, aber zweimal ist nicht nur einmal zu viel – nein, ich müsste mir wochenlang den Spott meiner Schwestern anhören.
Ich lauschte meinen Instinkten, und irgendetwas sagte mir, dass mein geheimnisvoller Besucher kein Tier war. Jedenfalls keines von den alltäglichen Fellknäueln, die so im Wald herumstreiften.
Ich war zwar keine Hexe wie meine Schwester Camille, aber ich hatte meine eigenen, ganz besonderen Instinkte, und die flüsterten ziemlich laut und deutlich, dass da jemand war. Ich hob den Kopf, schnupperte und sog tief die Luft ein. Da. Ein leichter Duft nach großer Katze, doch dahinter war noch etwas Stärkeres. Und dann wusste ich, was ich da spürte: Katzenmagie.
Vorsichtig schlich ich mich zum Pavillon und sprang auf die erste Stufe. Ich wollte nicht ungeschützt im Gras erwischt werden. In meinem jetzigen Zustand konnte ich nicht viel tun, falls plötzlich ein Dämon aus dem Wald preschen und mich angreifen sollte. Nun ja, ich konnte mich in ein Knäuel aus Fell und rasiermesserscharfen Krallen verwandeln, doch in Anbetracht meiner Größe versprach heftige Gegenwehr höchstens ein schnelles, schmerzhaftes Ende meines Katzendaseins. Wenn ich den Pavillon erreichen konnte, würde ich aufs Geländer klettern und hätte dann zumindest einen besseren Überblick.
Ich duckte mich zum Sprung, rückte mein Hinterteil in die beste Position, um mich richtig abzustoßen – doch als ich losschnellte, um auf die dritte Stufe zu springen, beschloss mein dicker, puscheliger Schwanz, sich in einem Nest stacheliger Kletten zu verfangen, die am Fuß des Pavillons wuchsen.
O Scheiße!, dachte ich, als ich mit dem Bauch voran auf den Boden knallte, alle viere zur Seite gestreckt wie eine alberne Zeichentrick-Katze auf der Jagd nach Tweety.
Ich blinzelte, und meine Würde bekam einen empfindlichen Schlag versetzt. Als ich den Kopf schüttelte und mich aufrappelte, stellte ich zu meiner Bestürzung fest, dass ganze Büschel Fell meines Schwanzes sich in den lästigen Pflanzen verknotet hatten. Ich stieß ein frustriertes Grollen aus. Warum musste ich auch so langes Fell haben? Zugegeben, es machte mich zur hübschesten goldenen Tigerkatze der ganzen Nachbarschaft, aber gutes Aussehen war eben nicht alles. Ich versuchte mich loszureißen, doch es ging nicht. Die Fellbüschel hingen fest und ließen mich nicht mehr weg.
Ein Insekt, das bei dem plötzlichen Kälteeinbruch noch nicht draufgegangen war, summte mir um den Kopf, und ich zuckte mit den Ohren und widerstand dem Drang, mit den Pfoten nach ihm zu schlagen. Nein, lass das, dachte ich. Ich habe größere Sorgen als eine blöde Fliege. Zum Beispiel, wie ich mich von diesem verdammten Grünzeug befreien soll. In Katzengestalt fi el es mir immer schwerer, meine Impulse zu kontrollieren. Käfer lenkten mich ab, und Spinnen … Blätter, die im Wind herumwirbelten, ein Löwenzahn, der seine Flugsamen freigab … ach ja, ich fand einfach alles unwiderstehlich, was eine spannende Jagd versprach. Ich stemmte mich erneut gegen die Kletten, doch ein scharfer Schmerz am Schwanzende sagte mir, dass das vielleicht nicht die beste Idee war. Was jetzt? Ich konnte mich nicht zurückverwandeln, solange der Mond voll war – nicht vor dem nächsten Morgen. Camille hetzte mit der Wilden Jagd durch die nächtlichen Wälder, und Menolly war in der Stadt bei einem Treffen der Anonymen Bluttrinker – meine Familie würde mir jedenfalls nicht zu Hilfe kommen.
Schnaufend versuchte ich es erneut und riss mir beinahe ein dickes Büschel Fell aus. Ach, verdammt. Frustriert duckte ich mich, wobei ich darauf achtete, mich möglichst nicht noch mehr zu verheddern. Diese Nacht wurde einfach immer besser. Erstens musste ich auf meine allnächtliche Dosis Schwachsinns- Fernsehen verzichten, und ein Abend ohne Jerry Springer war ein Abend, an dem ich Menolly nicht zwingen konnte, sich mit mir zusammenzusetzen. Wir machten uns die Nägel, aßen tonnenweise Popcorn und tratschten über Camille und ihre Liebhaber, bis Menolly zur Arbeit gehen musste.
Dann war ich wild entschlossen gewesen, eine Maus zu erledigen, die an Camilles Beinwurz herumgeknabbert hatte. Ich hatte den Nager gepackt und fest unter einer Kralle, als die Maus mir eine rührselige Geschichte über einen großen Wurf kleiner Mäuler zu Hause erzählte. Camille sagte ja immer, ich sei zu weichherzig, und damit hatte sie wohl recht.
Ich ließ die Maus ziehen, immerhin mit einem geknurrten »Verschwinde hier, sonst mach ich Hackfleisch aus dir«. Meine Schwestern wussten nicht, dass ich in meiner Tiergestalt mit anderen Tieren sprechen konnte. Dies war meine eigene, ganz besondere Welt, zu der sie keinen Zugang hatten.
Camille hatte ihre Verbindung zur Mondmutter, und Menolly ihre Blutlust … obwohl das eine relativ neue Eigenschaft in ihrem Leben war – der Elwing-Blutclan hatte sie gegen ihren Willen in einen Vampir verwandelt. Sie hatte wahrlich nicht darum gebeten, in einen Blutsauger verwandelt zu werden.
Aber meine besondere Fähigkeit hatte ich mein ganzes Leben lang geheim gehalten. Sie gehörte mir allein, und ich wollte sie mit niemandem teilen.
Nachdem die Maus davongelaufen war, hatte ich mich hingesetzt, um mich zu putzen, und – verflucht noch mal, ich hatte mir ein lebhaftes Grüppchen Flöhe eingefangen. Jetzt würde ich ein Bad mit Flohshampoo oder ein paar Tropfen Advantage 80 brauchen, und beides vertrug sich gar nicht mit meinem Teerosen-Parfüm; außerdem bekam ich davon sehr trockene Haut und einen leichten Ausschlag. Diese scheußlichen Gedanken führten mich in die Gegenwart zurück: besiedelt von einem fröhlichen Flohzirkus, verhakt in Kletten, beobachtet von einem unbekannten Eindringling irgendwo im Wald, der noch dazu haufenweise Katzenmagie ausstrahlte. Jetzt wurde es erst richtig lustig! Hurra-a-a. Es kotzte mich an, dass die meisten Leute glaubten, wir Werwesen verbrächten die Vollmondnächte damit, Party zu machen und so richtig die Sau rauszulassen. Wenn das hier eine Party sein sollte, würde ich jederzeit ein gutes Buch und einen Becher heiße Milch vorziehen, vielen Dank.
Ein weiteres Knistern aus dem Wald erregte meine Aufmerksamkeit. Was auch immer ich jetzt unternehmen wollte, ich sollte mich besser beeilen. Vorsichtig probierte ich noch einmal, mich von den Kletten zu befreien. Keine Chance, die stacheligen Kugeln hielten mich gefangen. Es würde verteufelt weh tun, aber ich würde mich losreißen müssen. Ich konnte nicht einfach darauf hoffen, dass derjenige, der sich da im Wald herumtrieb, mir freundlich gesinnt war. Ich schloss die Augen und wappnete mich gegen den Schmerz, als mich ein Laut links von mir erschreckte. Nervös fuhr ich herum.
Dort, vom Mond beschienen, saß die Maus, die ich hatte entkommen lassen. Sie stellte sich auf die Hinterbeine und starrte mich mit zuckendem Näschen an. Ich schluckte gegen meine sämtlichen Instinkte an, die mir befahlen, ihr mit der Pfote eins überzubraten; stattdessen setzte ich ein freundliches »Hallo, wie geht’s denn so?«-Lächeln auf.
»Brauchst du Hilfe?«, quiekte sie. »Was glaubst du denn? Sehe ich so aus, als bräuchte ich Hilfe?«, erwiderte ich.
Sie warf mir einen gequälten Blick zu. »Ich habe keine Zeit für so etwas. Meine Kinder sind hungrig. Brauchst du jetzt Hilfe oder nicht?«
O Große Mutter, die Götter mögen mir beistehen. Schlimm genug, dass ich so weichherzig gewesen war und sie hatte gehen lassen – jetzt sollte ich auch noch gezwungen sein, mir von der Vorspeise einen Gefallen erweisen zu lassen? »In der Not frisst der Teufel Fliegen, heißt es«, brummte ich, obwohl mein Ego sich praktisch im Höllenfeuer wand.
Ein Glitzern huschte durch ihre Augen, und sie blies sich keckernd vor mir auf. »Dann sag es.« »Was denn?« »Mäuse rocken, Katzen ha’m die Pocken.«
Ich fuhr hoch: »Was? Du erwartest von mir, dass ich – warte!«
Bei meinem Wutausbruch hatte sie kehrtgemacht und hüpfte nun davon.
»Komm zurück. Bitte!«
»Wirst du es sagen?«, fragte sie über die Schulter.
Ich wand mich. Da mir jedoch nichts anderes übrigblieb, ließ ich den Kopf hängen und hoffte inständig, dass niemand je ein Sterbenswörtchen davon erfahren würde. »Mäuse rocken, Katzen ha’m die Pocken.« Das war’s. Die vollkommene Demütigung. Meine Nacht war endgültig perfekt.
© Droemer Knaur Verlag
Übersetzung: Katharina Volk
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Autoren-Porträt von Yasmine Galenorn
New York Times bestselling author Yasmine Galenorn writes urban fantasy, mystery, and metaphysical nonfiction. A graduate of Evergreen State College, she majored in theater and creative writing. Yasmine has been in the Craft for more than twenty-five years and is a shamanic witch. She describes her life as a blend of teacups and tattoos and lives in Bellevue, Washington, with her husband, Samwise, and their cats.
Bibliographische Angaben
- Autor: Yasmine Galenorn
- 424 Seiten, Maße: 12,5 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Engl. v. Katharina Volk
- Übersetzer: Katharina Volk
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426501562
- ISBN-13: 9783426501566
- Erscheinungsdatum: 09.03.2009
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