Hunde haben Herrchen - Katzen haben Dosenöffner
Was Sie schon immer über ihren schnurrigen Liebling wissen wollten
Tierärztin und Katzenexpertin Dr. Justine A. Lee kennt die Antworten auf häufig gestellte und selbst auf kurios anmutende Fragen von Katzenhaltern.
Sie schleichen sich auf sanften Pfoten in unser Leben und geben uns...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Hunde haben Herrchen - Katzen haben Dosenöffner “
Tierärztin und Katzenexpertin Dr. Justine A. Lee kennt die Antworten auf häufig gestellte und selbst auf kurios anmutende Fragen von Katzenhaltern.
Sie schleichen sich auf sanften Pfoten in unser Leben und geben uns täglich neue Fragen auf:
- Warum schnurren Katzen?
- Sind alle Katzen gute Mäusefänger?
- Sind Rassekatzen die besseren?
- Warum schlafen Katzen so viel?
- Wie gebe ich meiner Katze Tabletten?
- Hört meine Katze zu, wenn ich mit ihr rede?
- u.v.m.
Klappentext zu „Hunde haben Herrchen - Katzen haben Dosenöffner “
Expertenwissen für Katzenflüsterer und KatzenversteherWarum landen Katzen immer auf den Pfoten? Fangen alle Katzen Mäuse? Welche Katze passt zu mir? Hört meine Katze zu, wenn ich rede? Sind Katzen nachtragend? Vertragen sich Katze und Baby? Ist teures Katzenfutter besser? Was sagt die Katze mit ihrem Schwanz? Haben Streuner mehr Spaß? Wieviele Singvögel fallen den Katzen jährlich zum Opfer? Warum liegen Katzen am liebsten auf Ihrer Zeitung während Sie lesen? Und wie kann ich meiner Katze abtrainieren, dass sie mir tote Mäuse aufs Bett legt?
Die drängendsten Fragen rund um die Katze: Tierärztin Justine Lee hat fundierte, witzige und oft verblüffende Antworten parat.
Lese-Probe zu „Hunde haben Herrchen - Katzen haben Dosenöffner “
Hunde haben Herrchen – Katzen haben Dosenöffner von Justine A. Lee1. Kapitel
Katzen sind keine kleinen Hunde, und jeder Katzenbesitzer wird Ihnen gerne bestätigen, dass Hunde Herrchen haben und Katzen Dosenöffner. Nach jüngsten Erhebungen gibt es in den Vereinigten Staaten 76 Millionen Katzenbesitzer, aber nur armselige 68 Millionen Hundebesitzer, und das aus gutem Grund. Für all diejenigen, die in einer Wohnung wohnen, sind Katzen äußerst praktisch: Sie brauchen nicht viel Platz, sie begrüßen einen und zeigen einem ihre Zuneigung, wenn man nach Hause kommt, sie machen nicht viel Arbeit, man kann ihnen ihr Futter hinstellen, wenn man übers Wochenende verreist, man muss nicht mit ihnen spazieren gehen, und was am allerwichtigsten ist, sie sabbern nicht!
Dieses Kapitel möchte sowohl Neulingen als auch erfahrenen Katzenliebhabern dabei helfen, besser mit den Eigenheiten zurechtzukommen, mit denen man sich als Halter dieser unabhängigen und unnahbaren, aber dennoch liebenswerten Wesen konfrontiert sieht. Sie hatten noch nie eine Katze? Schaffen Sie sich keine an, ohne vorher dieses Kapitel zu lesen, damit Sie ihre liebeswerten Fehler kennenlernen. (Ja, sie haben tatsächlich ein paar Fehler, aber haben wir die nicht alle?) Vielleicht hatten Sie aber auch schon mehrere Katzen, wissen allerdings immer noch nicht, weshalb sie sich manchmal so sonderbar verhalten. Finden Sie heraus, warum Ihre Katze faucht, schnurrt, pupst und sich übergibt. Erhalten Sie Antworten auf Ihre brennenden Fragen, warum Katzen so sind, wie sie sind.
Es versteht sich von selbst, dass ich als Tierärztin sowohl Hunde als auch Katzen liebe. Doch ob Sie es glauben oder nicht, es gibt auch Tierärzte, die eine der beiden Spezies klar bevorzugen! Wenn Sie Ihr Kätzchen in eine Spezial-Tierklinik für Katzen bringen, können Sie sich ziemlich sicher sein, dass der
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behandelnde Tierarzt Katzen Hunden vorzieht. Meine beste Freundin, die ich über alles liebe (und als deren nächster Hund ich wiedergeboren werden möchte, da sie ihre Vierbeiner nach Strich und Faden verwöhnt), ist zufälligerweise eine Tierärztin, die Katzen nicht besonders mag. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch – sie streichelt sie und schmust mit ihnen, möchte aber einfach keine besitzen (oder genauer gesagt, sie möchte nicht mit einer Katzentoilette herumhantieren müssen). Suchen Sie sich Ihren Tierarzt also sorgfältig aus (Hinweis: Falls Sie ein ungleiches Paar vierbeiniger Freunde zu Hause haben, benötigen Sie einen, dessen Sympathien ausgewogen auf Hunde und Katzen verteilt sind). Ich persönlich verbringe mehr Zeit mit Hunden, weil ich gerne draußen im Matsch herumtobe. Trotzdem liebe und besitze ich Katzen und habe festgestellt, dass es nichts gibt, wodurch sich Stress besser abbauen lässt, als nach einem langen Arbeitstag nach Hause zu kommen und mit einer Katze auf dem Schoß auf dem Sofa zu entspannen.
Mein erstes offizielles Haustier (als erwachsener Mensch) war eine Katze. Während meiner Assistenzzeit im Angell Memorial Animal Hospital in Boston adoptierte ich Seamus, meinen grau-weiß getigerten Kater. Seamus wurde damals als vier Wochen altes Kätzchen in die Notaufnahme gebracht, nachdem jemand »versehentlich« auf ihn getreten war. Er war komatös, blind und teilweise gelähmt, doch nachdem sein Schädel-Hirn-Trauma und seine Hirnschwellung behandelt worden waren, verbesserte sich sein Zustand innerhalb weniger Tage zusehends. Ich war mir nicht sicher, ob es sich um einen wirklich unglücklichen Unfall oder womöglich doch um Tierquälerei handelte. Zum Glück hatten seine ursprünglichen Besitzer immerhin so viel Menschlichkeit besessen, ihn in die Tierklinik zu bringen, auch wenn sie nie mehr auftauchten, um ihn wieder abzuholen (vermutlich wollten sie die Rechnung über 273 Dollar nicht bezahlen). So kam es, dass ich Seamus schließlich adoptierte, und ich denke, er hat bei mir ein wesentlich besseres Zuhause gefunden. Ich wurde seine glückliche neue Besitzerin, und er wurde meine »erste Katzenliebe«.
Einer der Gründe, weshalb ich Seamus adoptierte (abgesehen davon, dass ich ihn in seinem verletzlichen, hilflosen Zustand einfach hinreißend fand), war der, dass ich bis dahin nie ein richtiges Haustier besessen hatte. Er sollte mein erstes »Versuchskaninchen« werden, da ich mich als frisch examinierte Tierärztin vergewissern wollte, ob ich auch das Zeug dazu habe, ein gutes Frauchen zu sein. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Ich bin mit Hunden und Katzen aufgewachsen, doch als »Erwachsene« (mit anderen Worten: als finanziell, mental und emotional verantwortliche, erwachsene Person) hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt, mit Mitte zwanzig, nie ein Haustier besessen. Also beschloss ich, dass es für mich als Tierärztin an der Zeit sei, mir eine Katze zuzulegen, um die Eigenheiten der Katzenhaltung verstehen zu lernen.
Abgesehen von dem, was ich in meinem Tiermedizinstudium gelernt hatte, wusste ich nichts darüber, wie es ist, tagein, tagaus mit einer Katze zusammenzuleben. Ich wollte mehr über Katzentoiletten erfahren, über die verschiedenen Sorten von Katzenstreu und über die Haltung von Katzen im
Allgemeinen (die sich übrigens nur äußerst ungern halten lassen).
Inzwischen kann ich mir mein Leben ohne Seamus überhaupt nicht mehr vorstellen. Als »Einzelkind« (Ich kann immer nur mit einem bestimmten Maß an Verantwortung umgehen, Leute!) war Seamus extrem anhänglich – oder anders gesagt, er schlief auf meinem Kopf. Während meiner Assistenzzeit in der Tierklinik hatten wir beide einige Katzen-Mitbewohner, sodass er ein paar Freunde hatte, seinen »Einzelkindstatus « verlor er jedoch kurze Zeit später endgültig, als ich JP rettete, einen acht Wochen alten Pitbullterrier. JP, benannt nach Jamaica Plain, einem aufstrebenden Stadtviertel (sprich Ghetto) von Boston, war mit Parvoviren in der Tierklinik abgegeben worden. Offenbar konnten seine Besitzer es sich nicht leisten, ihn behandeln zu lassen, und gaben ihn her, damit ihm zumindest das Leben gerettet werden konnte. Auf diese Weise wurde ich glückliche Besitzerin eines weiteren wunderbaren Tiers. JP und Seamus verstanden sich vom ersten Augenblick an blendend; sie schliefen Seite an Seite, balgten sich und tobten miteinander herum. Nachdem JP dem Welpenstadium entwachsen war (oder anders formuliert, plötzlich fast fünfundzwanzig Kilo wog), musste Seamus feststellen, dass es sich nicht mehr so gut mit ihm balgen ließ wie früher. Zum Glück fand Seamus ein paar Jahre später einen größenmäßig besser passenden Katzenfreund, als ich Echo bei mir aufnahm, einen jungen, kohlrabenschwarzen Streunerkater. Echo begegnete ich zum ersten Mal bei tierärztlichen Routineuntersuchungen in einem Tierheim. Als ich ihn aus seinem Käfig hob, um ihn zu untersuchen, stellte ich sofort fest, dass er unter einem schweren Herzfehler litt. Echos Herzgeräusch war so laut, dass es seine Brustwand vibrieren ließ. Leider handelte es sich um einen angeborenen Herzfehler, und ich konnte kaum glauben, dass er die Anästhesie zur Krallenentfernung und zur Kastration vor seiner Ankunft im Tierheim überhaupt überlebt hatte. Ich adoptierte Echo in dem Wissen, dass er nur eine begrenzte Lebenserwartung haben würde, wollte ihm aber zu einem möglichst angenehmen Leben verhelfen, ehe er an Herzversagen stirbt. So kam Echo zu seinem seltsamen Namen: Dieser ist eine Abkürzung für »Echokardiografie «, dem Fachbegriff für eine Herz-Ultraschall-Untersuchungsmethode, und ich sah damals viele von diesen teuren Prozeduren in seiner nahen, aber kurzen Zukunft voraus. Um mich Lügen zu strafen, ist Echo entgegen meiner Prognose, dass er nur noch ein bis zwei Jahre leben werde, noch immer putzmunter. (Aus diesem Grund beantworten Tierärzte nur äußerst ungern die Frage: »Wie lange wird er denn noch leben, Doktor?«) Glücklicherweise verstehen sich meine drei Haustiere prächtig miteinander, und ich bin diejenige, die sich glücklich schätzen kann, dass diese »Verstoßenen«, die niemand mehr haben wollte, bei mir ein neues Zuhause gefunden haben.
Warum schnurren Katzen?
Warum muss das laute Schnurren ausgerechnet um ein Uhr nachts beginnen, wenn man gerade am Einschlafen ist? Warum kann meine Katze nicht einfach beim Abendessen schnurren oder wenn ich abends auf dem Sofa sitze und fernsehe?
Schnurren ist jenes merkwürdige Vibrieren, das durch Nervenstimulation der Kehlkopfmuskulatur und des Zwerchfells (der Muskelplatte, welche Brust- und Bauchhöhle voneinander trennt) erzeugt wird. Die Frequenz der Schnurrlaute liegt zwischen 25 und 150 Hertz1, sodass es laut genug sein kann, um Sie aufzuwecken, wenn Max unmittelbar neben Ihrem Kopf schläft. Schnurrlaute können sowohl beim Einatmen als auch beim Ausatmen auftreten und den Eindruck erwecken, als würde Ihre Katze schwerer atmen als sonst. Die Ursache und der genaue Mechanismus des Schnurrens bereitet selbst den klügsten Wissenschaftlern und Tiermedizinern (Katzen würden sicher behaupten, sie seien schlauer als Menschen) noch immer Kopfzerbrechen. Da Schnurren offenbar keinem evolutionären Zweck dient, vermute ich, dass Katzen aus dem rein praktischen Grund schnurren, um die Bindung zu ihren Liebsten zu verstärken (das heißt, zu Ihnen und zu ihren Jungen).
Katzen schnurren vor allem dann, wenn sie sich wohlfühlen und den Kontakt zum Menschen genießen, während Katzenmütter unter Umständen auch beim Säugen schnurren. In Ausnahmefällen kann es auch vorkommen, dass eine Katze schnurrt, wenn sie unter Stress steht (zum Beispiel auf dem Weg zum Tierarzt) oder schwer krank ist, also interpretieren Sie es nicht in jedem Fall als Zeichen von Zufriedenheit.
Sie sind sich nicht sicher, ob Ihre Katze schnurrt oder Atemprobleme hat? Es ist wichtig, den Unterschied zu kennen, vor allem als Besitzer einer Katze, die an Asthma oder Herzproblemen leidet. Im Zweifelsfall können Sie es überprüfen, indem Sie Ihrer Katze die Hand auf die Brust legen. Wenn Sie kein Vibrieren spüren, hat sie möglicherweise Schwierigkeiten beim Atmen, und das sollte Sie dazu veranlassen, mit ihr umgehend einen Tierarzt aufzusuchen. Wenn Sie dagegen ein Vibrieren spüren und Ihre Katze nach einer Gourmetmahlzeit zufrieden auf Ihrem Kopfkissen schläft, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um ein vollkommen normales »Ichbin- froh,-in-der-Nähe-meines-Menschen-zu-sein«-Schnurren.
Sie sollten sich geschmeichelt fühlen, dass sich Ihre Katze in Ihrer Anwesenheit wohlfühlt.
Warum fauchen Katzen?
Vielleicht ist es nur eine seltsame Tierarztmarotte von mir, aber wenn sich zwei Arbeitskollegen in meiner Gegenwart streiten, fauche ich sie manchmal an. Das ist meine animalische Methode, um ihnen mitzuteilen, dass sie ihre Krallen wieder einfahren und aufhören sollen, wie Katzen zu kämpfen.
Wer nichts mit Tieren am Hut hat, würde das vermutlich ziemlich seltsam finden. Aber warum fauchen Katzen denn nun eigentlich?
Katzen fauchen, um einschüchternd zu klingen und um denjenigen zu verscheuchen, durch den sie sich bedroht fühlen. Wenn Schlangen Zischlaute von sich geben, wissen andere Lebewesen schließlich auch, dass sie sich besser fernhalten sollten, da solche Geräusche in der Regel mit nichts Gutem assoziiert werden (sondern damit, dass man jeden Moment gebissen oder angesprungen wird). Katzen sind in der Lage, einen scharfen Luftstrahl zusammen mit Speichel auszustoßen, indem sie die Form ihrer Zunge und ihres Pharynx (das Gewebe unmittelbar vor ihrem Kehlkopf) verändern. Als Tierärztin bekomme ich dieses Geräusch häufig zu hören (wenn ich Katzen fixiere oder sie behandle) und lasse dann immer Vorsicht walten. Nehmt euch in Acht, Katzenfreunde! Wenn Sie sich einer Katze (oder einem anderen Menschen) nähern und angefaucht werden, sollten Sie die Botschaft zur Kenntnis nehmen und den Rückzug antreten.
Wie gut sehen Katzen im Dunkeln, und warum haben sie vertikale Pupillen?
Katzen haben sich zu nachtaktiven Jägern entwickelt und sind viel lichtempfindlicher als Menschen, da ihre »minimale Sehschwelle bis zu sieben Mal niedriger ist als beim Menschen«. Darüber hinaus besitzen Katzen vertikale Pupillen, die ihnen dabei helfen, exakt zu steuern, wie viel Licht auf ihre Netzhaut gelangt. Unter Umständen nehmen ihre Pupillen auch eine ovale oder runde Form an, wenn sie sich weiten, um in den Abendstunden mehr Licht einzulassen und ihre Nachtsicht zu verbessern. Genauso kann sich eine vertikale Pupille aber auch zu einem schmalen Schlitz verengen, um zu verhindern, dass am Tag zu viel Licht ins Auge gelangt.
Haben Sie sich jemals gefragt, warum Ihre Katze auf Fotos manchmal so besonders rote Augen hat? Nun, Katzen besitzen ein sogenanntes »Tapetum«, wie die reflektierende grün, blau oder rot gefärbte Schicht hinter der Netzhaut bezeichnet wird. Dieses Tapetum reflektiert 130-mal stärker als beim Menschen.3 Aufgrund ihrer höheren Lichtempfindlichkeit, ihrer vertikalen Pupillen, ihres hyperaktiven Tapetums und ihrer Netzhaut, die über mehr Stäbchen-Fotorezeptoren (die für Sehschärfe bei schwachem Licht sorgen) als Zapfen-Fotorezeptoren (die Farben und Details verstärken) verfügt, besitzen Katzen außerordentlich gute Nachtsicht, die ihnen bei der Jagd oder bei den Attacken auf Ihren Kopf um drei Uhr morgens hilft.
Übersetzung: Thomas Bauer
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2010 by
Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Mein erstes offizielles Haustier (als erwachsener Mensch) war eine Katze. Während meiner Assistenzzeit im Angell Memorial Animal Hospital in Boston adoptierte ich Seamus, meinen grau-weiß getigerten Kater. Seamus wurde damals als vier Wochen altes Kätzchen in die Notaufnahme gebracht, nachdem jemand »versehentlich« auf ihn getreten war. Er war komatös, blind und teilweise gelähmt, doch nachdem sein Schädel-Hirn-Trauma und seine Hirnschwellung behandelt worden waren, verbesserte sich sein Zustand innerhalb weniger Tage zusehends. Ich war mir nicht sicher, ob es sich um einen wirklich unglücklichen Unfall oder womöglich doch um Tierquälerei handelte. Zum Glück hatten seine ursprünglichen Besitzer immerhin so viel Menschlichkeit besessen, ihn in die Tierklinik zu bringen, auch wenn sie nie mehr auftauchten, um ihn wieder abzuholen (vermutlich wollten sie die Rechnung über 273 Dollar nicht bezahlen). So kam es, dass ich Seamus schließlich adoptierte, und ich denke, er hat bei mir ein wesentlich besseres Zuhause gefunden. Ich wurde seine glückliche neue Besitzerin, und er wurde meine »erste Katzenliebe«.
Einer der Gründe, weshalb ich Seamus adoptierte (abgesehen davon, dass ich ihn in seinem verletzlichen, hilflosen Zustand einfach hinreißend fand), war der, dass ich bis dahin nie ein richtiges Haustier besessen hatte. Er sollte mein erstes »Versuchskaninchen« werden, da ich mich als frisch examinierte Tierärztin vergewissern wollte, ob ich auch das Zeug dazu habe, ein gutes Frauchen zu sein. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Ich bin mit Hunden und Katzen aufgewachsen, doch als »Erwachsene« (mit anderen Worten: als finanziell, mental und emotional verantwortliche, erwachsene Person) hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt, mit Mitte zwanzig, nie ein Haustier besessen. Also beschloss ich, dass es für mich als Tierärztin an der Zeit sei, mir eine Katze zuzulegen, um die Eigenheiten der Katzenhaltung verstehen zu lernen.
Abgesehen von dem, was ich in meinem Tiermedizinstudium gelernt hatte, wusste ich nichts darüber, wie es ist, tagein, tagaus mit einer Katze zusammenzuleben. Ich wollte mehr über Katzentoiletten erfahren, über die verschiedenen Sorten von Katzenstreu und über die Haltung von Katzen im
Allgemeinen (die sich übrigens nur äußerst ungern halten lassen).
Inzwischen kann ich mir mein Leben ohne Seamus überhaupt nicht mehr vorstellen. Als »Einzelkind« (Ich kann immer nur mit einem bestimmten Maß an Verantwortung umgehen, Leute!) war Seamus extrem anhänglich – oder anders gesagt, er schlief auf meinem Kopf. Während meiner Assistenzzeit in der Tierklinik hatten wir beide einige Katzen-Mitbewohner, sodass er ein paar Freunde hatte, seinen »Einzelkindstatus « verlor er jedoch kurze Zeit später endgültig, als ich JP rettete, einen acht Wochen alten Pitbullterrier. JP, benannt nach Jamaica Plain, einem aufstrebenden Stadtviertel (sprich Ghetto) von Boston, war mit Parvoviren in der Tierklinik abgegeben worden. Offenbar konnten seine Besitzer es sich nicht leisten, ihn behandeln zu lassen, und gaben ihn her, damit ihm zumindest das Leben gerettet werden konnte. Auf diese Weise wurde ich glückliche Besitzerin eines weiteren wunderbaren Tiers. JP und Seamus verstanden sich vom ersten Augenblick an blendend; sie schliefen Seite an Seite, balgten sich und tobten miteinander herum. Nachdem JP dem Welpenstadium entwachsen war (oder anders formuliert, plötzlich fast fünfundzwanzig Kilo wog), musste Seamus feststellen, dass es sich nicht mehr so gut mit ihm balgen ließ wie früher. Zum Glück fand Seamus ein paar Jahre später einen größenmäßig besser passenden Katzenfreund, als ich Echo bei mir aufnahm, einen jungen, kohlrabenschwarzen Streunerkater. Echo begegnete ich zum ersten Mal bei tierärztlichen Routineuntersuchungen in einem Tierheim. Als ich ihn aus seinem Käfig hob, um ihn zu untersuchen, stellte ich sofort fest, dass er unter einem schweren Herzfehler litt. Echos Herzgeräusch war so laut, dass es seine Brustwand vibrieren ließ. Leider handelte es sich um einen angeborenen Herzfehler, und ich konnte kaum glauben, dass er die Anästhesie zur Krallenentfernung und zur Kastration vor seiner Ankunft im Tierheim überhaupt überlebt hatte. Ich adoptierte Echo in dem Wissen, dass er nur eine begrenzte Lebenserwartung haben würde, wollte ihm aber zu einem möglichst angenehmen Leben verhelfen, ehe er an Herzversagen stirbt. So kam Echo zu seinem seltsamen Namen: Dieser ist eine Abkürzung für »Echokardiografie «, dem Fachbegriff für eine Herz-Ultraschall-Untersuchungsmethode, und ich sah damals viele von diesen teuren Prozeduren in seiner nahen, aber kurzen Zukunft voraus. Um mich Lügen zu strafen, ist Echo entgegen meiner Prognose, dass er nur noch ein bis zwei Jahre leben werde, noch immer putzmunter. (Aus diesem Grund beantworten Tierärzte nur äußerst ungern die Frage: »Wie lange wird er denn noch leben, Doktor?«) Glücklicherweise verstehen sich meine drei Haustiere prächtig miteinander, und ich bin diejenige, die sich glücklich schätzen kann, dass diese »Verstoßenen«, die niemand mehr haben wollte, bei mir ein neues Zuhause gefunden haben.
Warum schnurren Katzen?
Warum muss das laute Schnurren ausgerechnet um ein Uhr nachts beginnen, wenn man gerade am Einschlafen ist? Warum kann meine Katze nicht einfach beim Abendessen schnurren oder wenn ich abends auf dem Sofa sitze und fernsehe?
Schnurren ist jenes merkwürdige Vibrieren, das durch Nervenstimulation der Kehlkopfmuskulatur und des Zwerchfells (der Muskelplatte, welche Brust- und Bauchhöhle voneinander trennt) erzeugt wird. Die Frequenz der Schnurrlaute liegt zwischen 25 und 150 Hertz1, sodass es laut genug sein kann, um Sie aufzuwecken, wenn Max unmittelbar neben Ihrem Kopf schläft. Schnurrlaute können sowohl beim Einatmen als auch beim Ausatmen auftreten und den Eindruck erwecken, als würde Ihre Katze schwerer atmen als sonst. Die Ursache und der genaue Mechanismus des Schnurrens bereitet selbst den klügsten Wissenschaftlern und Tiermedizinern (Katzen würden sicher behaupten, sie seien schlauer als Menschen) noch immer Kopfzerbrechen. Da Schnurren offenbar keinem evolutionären Zweck dient, vermute ich, dass Katzen aus dem rein praktischen Grund schnurren, um die Bindung zu ihren Liebsten zu verstärken (das heißt, zu Ihnen und zu ihren Jungen).
Katzen schnurren vor allem dann, wenn sie sich wohlfühlen und den Kontakt zum Menschen genießen, während Katzenmütter unter Umständen auch beim Säugen schnurren. In Ausnahmefällen kann es auch vorkommen, dass eine Katze schnurrt, wenn sie unter Stress steht (zum Beispiel auf dem Weg zum Tierarzt) oder schwer krank ist, also interpretieren Sie es nicht in jedem Fall als Zeichen von Zufriedenheit.
Sie sind sich nicht sicher, ob Ihre Katze schnurrt oder Atemprobleme hat? Es ist wichtig, den Unterschied zu kennen, vor allem als Besitzer einer Katze, die an Asthma oder Herzproblemen leidet. Im Zweifelsfall können Sie es überprüfen, indem Sie Ihrer Katze die Hand auf die Brust legen. Wenn Sie kein Vibrieren spüren, hat sie möglicherweise Schwierigkeiten beim Atmen, und das sollte Sie dazu veranlassen, mit ihr umgehend einen Tierarzt aufzusuchen. Wenn Sie dagegen ein Vibrieren spüren und Ihre Katze nach einer Gourmetmahlzeit zufrieden auf Ihrem Kopfkissen schläft, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um ein vollkommen normales »Ichbin- froh,-in-der-Nähe-meines-Menschen-zu-sein«-Schnurren.
Sie sollten sich geschmeichelt fühlen, dass sich Ihre Katze in Ihrer Anwesenheit wohlfühlt.
Warum fauchen Katzen?
Vielleicht ist es nur eine seltsame Tierarztmarotte von mir, aber wenn sich zwei Arbeitskollegen in meiner Gegenwart streiten, fauche ich sie manchmal an. Das ist meine animalische Methode, um ihnen mitzuteilen, dass sie ihre Krallen wieder einfahren und aufhören sollen, wie Katzen zu kämpfen.
Wer nichts mit Tieren am Hut hat, würde das vermutlich ziemlich seltsam finden. Aber warum fauchen Katzen denn nun eigentlich?
Katzen fauchen, um einschüchternd zu klingen und um denjenigen zu verscheuchen, durch den sie sich bedroht fühlen. Wenn Schlangen Zischlaute von sich geben, wissen andere Lebewesen schließlich auch, dass sie sich besser fernhalten sollten, da solche Geräusche in der Regel mit nichts Gutem assoziiert werden (sondern damit, dass man jeden Moment gebissen oder angesprungen wird). Katzen sind in der Lage, einen scharfen Luftstrahl zusammen mit Speichel auszustoßen, indem sie die Form ihrer Zunge und ihres Pharynx (das Gewebe unmittelbar vor ihrem Kehlkopf) verändern. Als Tierärztin bekomme ich dieses Geräusch häufig zu hören (wenn ich Katzen fixiere oder sie behandle) und lasse dann immer Vorsicht walten. Nehmt euch in Acht, Katzenfreunde! Wenn Sie sich einer Katze (oder einem anderen Menschen) nähern und angefaucht werden, sollten Sie die Botschaft zur Kenntnis nehmen und den Rückzug antreten.
Wie gut sehen Katzen im Dunkeln, und warum haben sie vertikale Pupillen?
Katzen haben sich zu nachtaktiven Jägern entwickelt und sind viel lichtempfindlicher als Menschen, da ihre »minimale Sehschwelle bis zu sieben Mal niedriger ist als beim Menschen«. Darüber hinaus besitzen Katzen vertikale Pupillen, die ihnen dabei helfen, exakt zu steuern, wie viel Licht auf ihre Netzhaut gelangt. Unter Umständen nehmen ihre Pupillen auch eine ovale oder runde Form an, wenn sie sich weiten, um in den Abendstunden mehr Licht einzulassen und ihre Nachtsicht zu verbessern. Genauso kann sich eine vertikale Pupille aber auch zu einem schmalen Schlitz verengen, um zu verhindern, dass am Tag zu viel Licht ins Auge gelangt.
Haben Sie sich jemals gefragt, warum Ihre Katze auf Fotos manchmal so besonders rote Augen hat? Nun, Katzen besitzen ein sogenanntes »Tapetum«, wie die reflektierende grün, blau oder rot gefärbte Schicht hinter der Netzhaut bezeichnet wird. Dieses Tapetum reflektiert 130-mal stärker als beim Menschen.3 Aufgrund ihrer höheren Lichtempfindlichkeit, ihrer vertikalen Pupillen, ihres hyperaktiven Tapetums und ihrer Netzhaut, die über mehr Stäbchen-Fotorezeptoren (die für Sehschärfe bei schwachem Licht sorgen) als Zapfen-Fotorezeptoren (die Farben und Details verstärken) verfügt, besitzen Katzen außerordentlich gute Nachtsicht, die ihnen bei der Jagd oder bei den Attacken auf Ihren Kopf um drei Uhr morgens hilft.
Übersetzung: Thomas Bauer
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2010 by
Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von Justine A. Lee
Justine A. Lee ist Notfall-Tiermedizinerin und unterrichtet an der Universität von Minnesota. Nach umfassender Ausbildung und Spezialisierung zählt sie heute zu den weltweit etwa 200 Experten auf dem Gebiet der Veterinär-Notfallmedizin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Justine A. Lee
- 2010, 349 Seiten, Maße: 12,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Bauer, Thomas
- Übersetzer: Thomas Bauer
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442156009
- ISBN-13: 9783442156009
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