Denk an mich in der Nacht

Ein wirklich großartiges Buch. Wir haben es wohl den Vampir-Hype zu verdanken, dass es erschienen ist. Jedoch unterscheidet es sich von den aktuell trendigen Romanen, in denen die Vampire die absoluten Guten sind. In diesem Fall werden sie als brutal und egoistisch dargestellt, was meiner Meinung nach auch mal wieder gut tut. Auch ist von keinem "weichgespülten" Vampir die Rede der den großen Beschützer spielt. Das Ende hat mich doch überrascht. Ich kann nur jedem das Buch empfehlen der außergewöhnliche Bücher mag und dieses ist eines, keine Frage. Die Geschichte ist spannend und das Zitat auf dem Grabstein zieht sich wie der rote Faden durch das gesamte Buch und ist auch noch von enormer Bedeutung, was man zum Ende hin bemerkt. Der einzige Minuspunkt, es scheint mir etwas unglaubwürdig dass Alice die neue Freundin ihres Ex einfach so bei sich wohnen lässt. Wer macht das schon?

Vorallem gefallen hat mir der Aufbau des Buches: die Kapitel überschrieben mit jeweils eins oder zwei handeln in zwei verschiedenen Zeitperspektiven in Cambridge. Einmal geht es um Daniel Holme nach dem 2. Weltkrieg, der seine Geschichte über die geheimnisvolle Rosemary und seinem Freund Robert als Tagebuch vor seinem Tod niedergelegt hat. Das andere Mal befinden wir uns in der Gegenwart und erleben die Welt der jungen Malerin Alice, die nicht nur das Tagebuch von Daniel Holme in die Finger bekommt, sondern auch mit ihrem Exfreund Joe und dessen geheimnisvollen Freundin Ginny einiges erlebt."Es geht um Verführung, um verlorene Freundschaft, um Kunst und Wahnsinn, um Liebe und Verrat", wie die Autorin selbst am Ende ihres Romans in den Anmerkungen schreibt. Ein lesenswertes Buch auch für Leute, die keine Vampirromane mögen.

Nicht zuletzt wohl auch aufgrund des immer noch andauernden Vampir-Hypes wurde Joanne Harris Erstwerk neu aufgelegt. Harris selbst sagt über dieses Buch, dass „es das vergleichsweise unreife Werk einer Autorin ist, die ihren Stil noch finden muss“. Und ganz ehrlich, genau dieses Gefühl hatte ich beim Lesen auch. Den ständigen Wechsel der Erzählperspektive fand ich nach einer gewissen Zeit eher nervig, da dadurch immer entweder die Handlung in der Gegenwart oder in der Vergangenheit abrupt unterbrochen wurde und ich das Gefühl hatte, nicht voranzukommen. Auch erzählt Daniel, ganz im Geiste seiner Zeit, sehr detailliert, blumig. Abgesehen vom Schreibstil fand ich die Geschichte aber recht gut. Die Vampire in diesem Buch sind keine weichgespülten Romantiker, sondern blutrünstige Monster. Etwas mehr Spannung wäre aber gut gewesen, da man gleich ahnt, wer Ginny wirklich ist.

Der Debütroman von Joanne Harris ist nach 17 Jahren endlich auf Deutsch erschienen.
Joanne Harris hat eine Gruselmär geschrieben, deren Grauen leise und schleichend daherkommt. Wie auch ihre späteren Werke zeichnet sich „Denk an mich in der Nacht“ durch eine wunderschöne Sprache aus. Die Erzählweise in zwei Handlungssträngen ist gut gewählt und fesselt den Leser derart, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen kann. Trotzdem gibt es von mir für dieses Buch nicht die volle Punktzahl, weil mir letzten Endes doch noch das gewisse Etwas gefehlt hat.
Die jetzige Veröffentlichung hat dieses Buch wohl dem derzeitigen Vampirboom zu verdanken, wobei ich dieses Buch ausschließlich erwachsenen Lesern empfehle, jugendlichen Vampirfans wird wohl die Action und die Liebe in diesem Buch zu kurz kommen.

Geheimnisse sollen neugierig machen...neugierig und ungeduldig dahinter zu kommen...und genau dass geschieht durch die ersten Seiten des Buches.

Erst das Gefühl dass man mit jedem Kapitel scheint ein neues Buch zu lesen, jedoch dann Stück für Stück Zusammenhänge erkennen kann und je weiter man liest, desto eindringlicher das Gefühl nicht aufhören zu können...

...nicht aufhören zu können alles zu verstehen...das ganze Buch in den Händen zu halten und mit ihm zu leben

Ja, natürlich ist jedes Buch Geschmacksache und ich schreibe hier einfach nur mein Empfinden auf. Ich liebe Vampirromane, bin aber absolut kein Fan der Biss Bücher...daher sollte jeder für sich selbst heraus finden, ob dieses Buch einen in den Bann ziehen kann oder nicht...

Mich hat es nicht mehr los gelassen