Die Goblins, Band 1-3
"Die Goblins", "Die Rückkehr der Goblins" und "Der Krieg der Goblins"
Goblins sind unbekannte und unbedeutende Fantasy-Wesen? Von wegen! Der Goblin Jig wird Sie eines Besseren belehren!
Die Goblins
Jig ist ein Goblin. Ein kleiner, schwächlicher Goblin. Wenn er eines nicht sein...
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Produktinformationen zu „Die Goblins, Band 1-3 “
Goblins sind unbekannte und unbedeutende Fantasy-Wesen? Von wegen! Der Goblin Jig wird Sie eines Besseren belehren!
Die Goblins
Jig ist ein Goblin. Ein kleiner, schwächlicher Goblin. Wenn er eines nicht sein will, dann ein Held. Eines Tages jedoch fällt er einigen Abenteurern in die Hände, die in seine Heimat eindringen. Sie verlangen, dass er sie zu einem magischen Artefakt führt. Dumm nur, dass sich das Artefakt in den Tiefen eines höchst gefährlichen Höhlensystems befindet, in den Klauen eines Drachen. Um dieser misslichen Lage zu entfliehen, bleibt dem bibbernden Jig nur eine Wahl: Er muss zum Helden werden ... irgendwie.
Die Rückkehr der Goblins
Einst galt der Goblin Jig in seiner Sippe als Versager. Doch diese Zeiten sind vorbei! Denn Jig hat sich wegen seiner heilenden Kräfte den Respekt der anderen Goblins erworben. Nur eine hasst ihn wie die Pest: die neue Anführerin Kralk, die Jig am liebsten tot sähe. Als eines Tages ein Oger auftaucht und die Goblins um Hilfe bittet, entsendet Kralk den armen Jig auf eine brandgefährliche Mission. Jemand tötet die Oger in ihren Höhlen! Und der schwächliche Jig soll dem Morden ein Ende bereiten...
Der Krieg der Goblins
Ein Angriff auf die Goblin-Höhlen ... und schon steckt Jig Drachentöter mitten im Krieg. Er gerät in die Gefangenschaft der Menschen und wird in die ehemalige Elbenstadt Avery verschleppt. Dort soll er dabei helfen, die Stadt gegen den Angriff einer Monsterarmee zu befestigen, die von einer blutrünstigen Ork angeführt wird. Doch die Menschen haben nicht mit Jigs Intelligenz gerechnet. Er beschließt zu fliehen ... mit der festen Absicht, der Ork-Armee beizutreten.
Lese-Probe zu „Die Goblins, Band 1-3 “
Die Goblins von Jim C. Hines1
SCHMODDERDIENST
... mehr
Jig hasste Schmodderdienst. Gegen die eigentliche Arbeit hatte er nichts einzuwenden -
er mochte den metallischen Geruch des Destillationsraums, in dem die Rückstände von wochenaltem Blut und Giftpilzen in ihren Wannen vor sich hin trockneten. Jig beklagte sich nie darüber, dass er die Tröge so sauber wie möglich ausschaben und die Rückstände mit gekochtem Fett, Spinnennetzen und einer dunkelgrünen Brühe mischen musste, die nach vermoderten Pflanzen stank. Ihm gefiel die Art, wie sich das Ganze von einer klumpigen Suppe in einen glatten, gallertartigen Schleim verwandelte, während er mit seinem Rührstab in der riesigen Schüssel seine Kreise zog.
Mit dem Schmoddertopf durch die Gegend zu laufen, den er linkisch von seiner Schulter baumeln ließ, und sparsam Klumpen des langsam brennenden Zeugs zu verteilen, war nicht so übel. Klar, wenn er unachtsam war, konnte schnell ein Spritzer Schmodder auf seiner Haut landen. Selbst wenn es nicht angezündet war, konnte das Gemisch in Sekundenschnelle Blasen hervorrufen. Wenn es einmal brannte, waren die gelben und grünen Flammen fast nicht mehr zu löschen, was der Grund dafür war, warum sie Schmodder benutzten, um die Höhle zu beleuchten. Aber Jig war achtsam, und anders als die meisten Schmodderarbeiter hatte er mehrere Jahre mit intakten Fingern überlebt.
Jig wäre wunschlos glücklich gewesen, wäre er nicht der einzige Goblin seines Alters gewesen, der beim Schmodderdienst hängen geblieben war. Es war eine Arbeit für Kinder: Goblins in Jigs Alter sollten eigentlich Krieger sein, aber die wenigen Male, die Jig auf Patrouille gegangen war, hatten nur seinen Ruf als tollpatschiger Wicht seiner Generation gefestigt.
Er rückte den dünnen Henkel auf seiner Schulter zurecht. In der Goblinhöhle gab es sechsundvierzig Feuerschalen, von denen jede nicht viel mehr als ein Loch im dunkelroten Obsidian der Wände war, mit einer handflächengroßen Vertiefung im Boden, die einen Zwei-Tage-Vorrat an Schmodder aufnehmen konnte. Jig schielte auf die vierte Feuerschale, die letzte in dem Gang, der vom Destillationsraum in die Haupthöhle führte.
FürJigwar die Flamme nichts als ein verschwommener Fleck. Er hätte sie schärfer sehen können, wenn er die Augen zusammengekniffen hätte, aber dazu hätte er auch sein Gesicht näher ans Feuer bringen müssen, als ihm lieb war. Das Dreieck der Flamme flackerte, als sein Atem sie streifte. Die Schüssel war fast leer; wer immer gestern die Runden gedreht hatte, war faul gewesen, und Jig würde viele der Schüsseln wieder anzünden müssen, bevor er Feierabend hatte.
»Faule Kinder«, grummelte er ärgerlich. Er tunkte einen Metallspatel in den Schmoddertopf und schaufelte vorsichtig einen großen Klecks aus der Masse. Den kratzte er am Rand der fast erloschenen Feuerschale ab, deren Flamme zischte und wuchs, als sie mit dem frischen Brennstoff in Berührung kam. Er schabte so viel Schmodder von dem Spatel, wie er konnte, und löschte ihn dann in dem Säckchen mit Sand an seinem Gürtel. Es wäre keine gute Idee, einen noch brennenden Spatel in den Topf zurückzustecken.
Er kam in die Haupthöhle, eine annähernd kreisrunde Kaverne aus hartem Obsidian mit hoher Decke. Die Wände fühlten sich schmierig an; die Glätte des Steins versteckte sich unter Jahren des Schmutzes. Die Schmodderfeuer gaben zwar sehr wenig Rauch ab, aber mehrere Jahrhunderte von ›sehr wenig‹ hatten zu einer geschwärzten, rußbedeckten Decke geführt. Der Schweißgeruch von fünfhundert Goblins vermischte sich mit dem kräftigen Duftvon Golakas Küche.Jig lief das Wasser im Mund zusammen, als ihm das Aroma von marinierten Schirmlingen in die Nase stieg, die in Golakas großem Kessel vor sich hin kochten.
Er hielt sich dicht an der Wand, während er arbeitete. Je schneller er mit seiner Aufgabe fertig war, desto schneller konnte er essen.
Doch die anderen Goblins machten ihm die Sache nicht leicht. Ein Haufen von fünf oder sechs großen Kerlen lungerte an der nächsten Feuerschale herum und beobachtete ihn. Jigs spitze Ohren zuckten. Er war zu kurzsichtig, um erkennen zu können, wer da wartete, aber er konnte ihr amüsiertes Flüstern hören: Porak und seine Freunde. Das sah nach Schmerzen aus.
Er überlegte, ob er mit der anderen Seite der Höhle anfangen sollte. Bis er sich bis zu Porak vorgearbeitet hätte, würde es mindestens eine Stunde dauern; vielleicht würde ihnen bis dahin langweilig und sie gingen weg.
»Und vielleicht ernennt Porak mich zum Ehrenhauptmann seiner Patrouille«, murmelte Jig. Wahrscheinlicher war, dass sie ihm entgegenkämen, und was immer sie vorhatten, würde nur noch schlimmer ausfallen, weil sie diese Mühe auf sich nehmen mussten.
Jig beugte sich tiefer und ging auf die Gruppe zu. Die Meisten von ihnen waren immer noch am Essen, stellte er fest und versuchte, seinen eigenen Hunger zu ignorieren. Porak grinste, als Jig näher kam. Lange Fangzähne krümmten sich nach oben und nahmen Kurs auf seine Augen; seine Ohren zitterten vor Vergnügen. Einige seiner Freunde glucksten. Keiner ging aus dem Weg.
»Vetter Jig! Schmodderdienst, nicht wahr?«, fragte Porak. Er kratzte sich mit einem Klauenfinger an seiner Knollennase. »Wie lange wird's noch dauern, bis du bereit bist für richtige Arbeit?«
»Richtige Arbeit?« Er blieb außerhalb ihrer Reichweite, bereit, jeden Moment die uralte Goblintradition des Weglaufens weiterleben zu lassen.
»Ruhm, Kämpfen und Blutvergießen.« Die Goblins plusterten sich auf wie Felseneidechsen, die um die Gunst eines Weibchens buhlen. Porak lächelte Jig an - ein mehr als deutliches Warnsignal. »Wir wollen, dass du mit auf Patrouille kommst.«
»Ich kann nicht.« Er hielt den Schmodderkübel hoch. »Ich habe kaum angefangen.«
Porak lachte. »Das kann warten, bis sie eine neue Ladung Schmodder zusammengemischt haben, eine, die nicht verunreinigt worden ist.«
Jig behielt Porak genau im Auge und versuchte zu ergründen, was dieses Lachen zu bedeuten hatte. »Der Schmodder ist doch einwandfrei«, sagte er vorsichtig.
Finger packten Jigs Arme von hinten. Er quiekte und wand sich, aber dadurch gruben sich die Klauen nur noch tiefer in sein Fleisch. Dummkopf! Er war so mit Porak beschäftigt gewesen, dass er nicht auf die anderen geachtet hatte. »Was macht ihr da?«
Porak hielt eine schwarze Ratte am Schwanz hoch. »Seht euch das an«, sagte er. »Ich weiß nicht, wer mehr Angst hat, die Ratte oder der kümmerliche Wicht!«
Die Goblins lachten, als sich der Nager im verzweifelten Bemühen, sich zu befreien, aufbäumte und hin und her zappelte. Jig zwang sich, sich zu entspannen. Sie wollten, dass er sich ebenso wie die Ratte sträubte.
Porak trat dichter an ihn heran. »Jeder weiß, dass Rattenfell die Feuerschalen entsetzlich stinken lässt. Eine Schande, dass jemand die hier in die Mixtur fallen lassen hat.«
Die Ratte verdoppelte ihre Anstrengungen und rief noch mehr Gelächter hervor. Die Hände, die Jig festhielten, lockerten ihren Griff. So schnell er konnte, schnappte sich Jig seinen Spatel und schnippte Schmodder über seine Schulter. Ein paar Tropfen landeten auf seinem Arm, und er zuckte zusammen, als die Haut Blasen warf. Aber der Goblin hinter ihm hatte einen weitaus schlimmeren Spritzer ins Gesicht bekommen. Er heulte auf und versuchte, den Schmodder wegzuwischen.
Wäre Jig besserer Laune gewesen, hätte er seinen Fänger daran erinnert, dass Wischen den Schmodder nur noch mehr verteilte. Ein noch lauteres Heulen sagte ihm, dass der Goblin es auch ohne seine Hilfe herausgefunden hatte.
Das Gelächter der anderen wurde beim Anblick dieses Schauspiels noch größer. Jig blickte auf der Suche nach dem besten Fluchtweg hektisch um sich, doch bevor er sich aus dem Staub machen konnte, machte Porak einen Satz nach vorn.
»Nicht so schnell, Vetter!« Er ließ die panische Ratte in den Schmoddertopf fallen. »Triff uns in zwei Stunden zum Dienst. Und zwing mich nicht dazu, dich holen zu kommen.«
Die Ratte versuchte, sich mit den Krallen am Rand des Topfes hochzuziehen. Ihr halber Körper steckte in der schleimigen Masse fest; ihr Quieken wurde schriller, als der Schmodder sich durch ihr Fell brannte. Jig hätte sie auch dann nicht retten können, wenn er es gewollt hätte. Selbst wenn er die vor Schmerzen verrückte Ratte aus dem Schmodder herausgeholt hätte, hätte es nur eines Funken bedurft, und Jig hielte eine tobende, brennende Ratte in Händen.
»Nimms mir nicht übel.« Er steckte den Spatel in den Topf und griff nach seiner Waffe, einem alten Küchenmesser mit lockerer Klinge. Nicht viel, aber genug, um die Ratte von ihrem Elend zu erlösen.
Er putzte die Klinge ab, wobei er penibel darauf achtete, dass kein Schmodder an ihr haften blieb; anschließend steckte er sie wieder in die Scheide an seinem Gürtel.
Na ja, wenigstens hatte er keinen Schmodderdienst mehr. Das war es doch, was er gewollt hatte, oder? Er würde auf Patrouille gehen. Ein klarer Schritt nach oben auf der Karriereleiter. Also warum war er dann nicht glücklicher? Goblins verbrachten Jahre damit, auf den Tag zu warten, an dem sie das Anzünden von Feuerschalen gegen das Beschützen der Höhle vor Abenteurern eintauschen konnten.
Vielleicht lag es genau daran. Wenn man lange genug nach Abenteurern suchte, fand man früher oder später wahrscheinlich auch welche. Abenteurer kämpften nicht mit fairen Mitteln. Sie schleppten magische Schwerter und Ringe mit sich, Zauberer und Zaubersprüche und Krieger, die sich so schnell durch Goblinpatrouillen schnitten, wie Golakas pikante Rattenklößchen ihren Weg durch den alten Häuptling fanden.
Dabei fiel ihm ein, dass er noch immer eine Ratte zu entsorgen hatte. Er schlug den Weg zur Küche ein.
Golaka selbst war nicht da, aber Jig traf einen ihrer Helfer an, der gerade ein unidentifizierbares Tier in Stücke hackte, das den Fehler begangen hatte, in den unterirdischen Gängen herumzuschnüffeln. Jig klatschte die schmoddergetränkte Ratte auf den nächstbesten Tisch.
»Was willst du mit dem schleimigen Ding?«
Jig gab die Unschuld in Person. Mit einem Achselzucken erwiderte er: »Einer der anderen hat es aus der Küche gestohlen. Sie wollten, dass ich es zurückbringe, bevor es euch auffällt, damit sie keinen Ärger bekommen.«
Der Goblin stieß mit einer Gabel nach der schmierigen, glänzenden Ratte. »Das ist Schmodder! Das können wir nicht essen.« Seine Augen verengten sich. »Wer hat sich überhaupt in der Küche herumgetrieben?«
Jig schüttelte den Kopf. »Porak hat gesagt, er bringt mich um, wenn ich es verrate.« Er hielt sich die Hand vor den Mund und versuchte, dumm auszusehen. »Hoppla!«
»Porak, nicht wahr? Den wird sich Golaka krallen wollen.«
»Kann ich jetzt gehen?« Jig schlüpfte aus der Küche, ohne eine Antwort abzuwarten. Als er die Haupthöhle durchquerte, gestattete er sich ein Lächeln.
Oberflächenbewohner hatten die Redensart vom Zorn Gottes. Da Goblins sich nicht wirklich um Götter scherten, hatten sie einen alternativen Ausdruck - sie sprachen vom Zorn der Küchenchefin.
»In der Tat, ›die Ratte oder der Wicht‹«, sagte Jig mit Befriedigung.
Auf dem Weg zu seinem Treffen mit Porak und den anderen hielt Jig bei den Latrinen an. Er wartete, bis niemand zusah, kniete sich hin und schnappte sich eine rotgepunktete Spinne von der Größe seiner Hand. Die Spinne krabbelte an seinem Arm hoch und auf seinen Kopf. Bevor sie es sich in seinen Haaren gemütlich machte, zwickte sie ihn noch heftig ins Ohr.
»Autsch!« Jig rieb sich das Ohr. »Blöde Feuerspinne.«
Klecks, die blöde Feuerspinne, von der die Rede war, ignorierte Jigs Beschwerde. Wahrscheinlich war er verstimmt, weil Jig ihn den ganzen Tag vernachlässigt hatte. Aber weil es unklug gewesen wäre, Klecks auf Schmodderdienst mitzunehmen, lehnte Jig jegliche Schuldgefühle ab. Das Letzte, was er hätte gebrauchen können, war eine Feuerspinne, die heiß wurde, wenn sie Gefahr spürte. Wenn er Klecks dabeigehabt hätte, als der Goblin ihn von hinten überrascht hatte, wären sie womöglich alle in Flammen aufgegangen.
Jig fand die anderen in der Nähe des Höhlenausgangs. Von den zwölf Goblins war Jig mit Abstand der kleinste, und er versuchte, den schlimmsten Schulterknüffen und Scheinkämpfen auszuweichen.
»Ah, Jig, da bist du ja.« Porak grinste. »Jig wird uns heute Nacht begleiten.«
Unfreundliches Lachen erklang aus der Gruppe, und Jig musste sich zusammennehmen, um sich nicht furchtsam zu ducken. Alles würde prima werden. Er musste sich nur bewähren. Er konnte das.
»Sollen wir uns zuerst was zu essen schnappen?«, schlug jemand vor.
»Nein.« Poraks Lächeln verrutschte, und Jig verzog keine Miene, um seine Belustigung nicht zu zeigen. »Ich denke, heute Nacht halten wir uns von der Küche fern.«
Jig fragte sich, ob einer der anderen den Ursprung von Poraks blauem Auge erriet. Er würde es ihnen jedenfalls nicht erzählen.
»Lasst uns gehen«, befahl Porak und beendete damit jeglichen Protest.
Sie gingen durch einen langen Tunnel, bis sie an der alten Glasstatue eines Goblins ankamen, der Grenzmarkierung, die den Rand des Goblinterritoriums kennzeichnete. Sie stand hier seit Generationen und war vermutlich so alt wie der Berg selbst. Niemand wusste, wer die Statue geschaffen hatte. Und weil sie Goblins waren, interessierte es auch niemand besonders. Ein großer Stein hätte die Stelle genauso gut gekennzeichnet.
Zwei stämmige Goblins hielten Wache, falls man Prahlen mit den jüngsten sexuellen Eroberungen als Wachestehen bezeichnen konnte.
Jig zitterte, als sie neutrales Gebiet betraten. Er hoffte, dass es keinem auffiel, aber er konnte nichts dagegen tun. Die Wesen, die unter der Oberfläche lebten, hatten diese Tunnel untereinander aufgeteilt. Den Goblins gehörte das südliche Labyrinth. Die größeren Hobgoblins bewohnten die wärmeren Höhlen im Westen, weiter weg vom Eingang. Die Echsenfische waren logischerweise auf ihren kalten See beschränkt.
Die Echsenfische waren die Schlimmsten, und die Goblins mieden sie, wenn es irgendwie ging. In Zeiten der Nahrungsknappheit gingen die Goblins dennoch ab und zu zum See, um zujagen. Das diente zweierlei Zwecken. Die weißäugigen Kreaturen waren zwar kein schöner Anblick, aber sie waren essbar, und Essen war Essen. Und da es einigen Mitgliedern der Jagdgruppe normalerweise gelang, sich an den giftigen Stacheln der Echsenfische zu stechen, resultierte die Entsendung einer solchen Gruppe auch in weniger Mäulern, die zu stopfen waren.
Glücklicherweise konnten die Echsenfische den See nicht verlassen, und ein fragiler Burg- beziehungsweise Bergfriede hielt die Hobgoblins vom Goblinterritorium fern. Die Goblins ihrerseits hielt schon schlichte Angst davon ab, in Hobgoblingebiet einzudringen.
Jig warf einen Blick zurück auf die Statue. Das war ein echter Goblinkrieger, einer, der angeblich nicht weniger als drei Menschen getötet hatte, bevor ihn ein erboster Magier in einen grünen Fleck an der Wand verwandelt hatte. Aus schwarzem Glas gegossen und an vielen Stellen beschädigt, konnte er es an Körpergröße mit den meisten Menschen aufnehmen. Gewaltige Hauer, die fast bis zu seinen Augen reichten, schmückten sein Gesicht. Die Nase war rund wie ein Seestein, und sein einziges Auge schmal und gemein. Eine Glasplatte bedeckte die andere Augenhöhle; Geschichten besagten, dass der Inhalt der Steinschleuder eines Menschen zum Opfer gefallen war. Seine Ohren waren breit und spitz und achteten auf den geringsten Laut. Er war ein richtigerGoblin, neben dem selbst Porak verblasste.
Jig reichte dem Standbild kaum bis zur Schulter. Seine einzige Narbe war ein aufgerissenes Ohr, und diesen ›Kampf‹ hatte er gegen einen anderen Goblin geführt, der Klecks nur so zum Spaß die Beine ausreißen wollte. Jigs Arme und Beine waren dünn wie Reisig, und sein Dauerschielen war nicht mit dem gemeinen Starren zu vergleichen, das die meisten Goblins zur Schau trugen. Zur Krönung des Ganzen war seine Stimme zu hoch, und irgendein Pilz hatte sich seine Zehennägel als Heimstatt gewählt.
»Fackeln!«, befahl Porak.
»Das ist doch doof«, grummelte Jig vor sich hin, während einer der anderen Fackeln verteilte. »Warum läuft nicht gleich einer voraus, um alle Eindringlinge zu warnen, dass wir kommen? Vielleicht sollten wir auch singen, nur für den Fall, dass sie blind sind.«
Gelbe Nägel bohrten sich in die blaugrüne Haut von Jigs Schulter, und er jaulte auf. Klecks wurde warm und krabbelte hastig aufJigs andere Schulter.
»Weil, junger Jig, wir einen Späher vorausschicken werden, um sicherzugehen, dass die Luft rein ist.« Porak lächelte nicht. »Das nennt man Taktik.« Er erhob die Stimme, sodass die Übrigen ihn hören konnten.
»Man muss raffiniert sein, um hier unten zu überleben. Seht euch unseren Vetter Jig an, ist so in seine Selbstgespräche vertieft, dass er nicht einmal gemerkt hat, wie ich mich direkt neben ihn gestellt habe. Wäre ich ein Mensch, hätte ich unseren Späher töten können, während er vor sich hin brabbelte. Was würde dann aus uns?«
Jig zuckte zusammen, als die anderen lachten und nickten. So viel zum Thema sich bewähren.
»Wir müssen wachsam sein. Wir müssen stark sein. Wir müssen zäh sein.« Mit jeder Erklärung packte Porak fester zu, sodass Jig sich am Ende der kleinen Ansprache krümmte, um seinen Klauen zu entkommen.
»Verstehst du mich?« Porak funkelte Jig an. »Du musst zäh sein.« Er schubste Jig gegen die Wand.
Mit einem rauen Lachen fügte er hinzu: »Doch selbst die Schwachen können von Nutzen sein. Dieser hier wird vorauslaufen und alles Wild aufscheuchen. Unser eigener kleiner Jagdhund.«
Porak förderte ein paar Würfel zu Tage, was von den anderen mit Beifallsrufen quittiert wurde. »Wir werden hierbleiben, um die Höhle zu beschützen. Wenn du irgendetwas findest, werden wir vorbeikommen und das Kämpfen übernehmen. Alles, was du tun musst, ist so lange am Leben bleiben, dass wir dich retten können. Los, schnapp sie dir, Hund!«
Die übrigen Goblins griffen seine Worte schnell auf; einige bellten, andere schlugen oder traten nach Jig. Er hielt sich schützend die Arme über den Kopf und rannte los; Poraks laute Stimme folgte ihm.
»Wenn du jemand entdeckst, sieh zu, dass du schreist, bevor du umgebracht wirst!«
Jigs nackte Füße klatschten auf den Tunnelboden. Mit brennenden Ohren ließ er die anderen hinter sich, aber ihr Hohngelächter schien ihm an den Fersen zu kleben.
»Wollen wir wirklich einen kümmerlichen Wicht losschicken, um die Aufgabe eines Hundes zu übernehmen?« »Dürrer Köter, findet ihr nicht?«
Wenigstens kapierte Jig jetzt, was los war. Er wusste jetzt, warum er ausgewählt worden war, um heute Nacht die Patrouille zu begleiten. Sie wollten, dass er die Tunnel überprüfte, damit sie sich ihren Spielen widmen konnten. Auf die Art und Weise konnten sie die Nacht durchzechen, ohne - technisch gesehen - ihren Dienst zu vernachlässigen.
Eigentlich war das gar keine so schlechte Idee, weshalb Jig der Verdacht beschlich, dass sie nicht von Porak stammte. Porak war zäh und gemein, aber in einem geistigen Wettstreit mit seinem Schatten würde er den Kürzeren ziehen.
Jig griff nach oben, um sich zu vergewissern, dass Klecks noch da war. Während er ging, kraulte er eines der Beine der Spinne. »Zu schade, dass ich dir nicht beibringen kann, auf Kommando zu brennen. Ich würde dich gerne mal eines Nachts Porak in die Hose stecken.«
Er dachte nochmal darüber nach und überlegte es sich anders. Manche Sachen waren sogar für einen Goblin zu niederträchtig. Das konnte er dem armen Klecks nicht antun.
»Wenn Porak clever wäre, hätte er mich an seinem Plan beteiligt. Woher will er wissen, dass ich nicht dem Häuptling erzähle, was er vorhat?« Jig blieb stehen, um eine Minute lang auszuruhen. »Nein, nicht einmal Porak ist so dumm. Wenn er Ärger bekommt, wird er wissen, wer ihn verpfiffen hat. Dann wird er mich nächstes Mal in den Schmoddertopf stecken.«
Er löschte seine Fackel auf dem Boden aus und ging weiter, an der ersten Gabelung links, dann zweimal rechts. Er ließ sich von seinen Ohren und seinem Gedächtnis durch die dunklen Tunnel leiten.
»Vielleicht könnte ich ihn stattdessen erpressen. Damit drohen, es dem Häuptling zu erzählen, wenn Porak nicht tut, was ich verlange.« Er grinste. Porak war groß und wichtig. Wenn Jig Porak auf seiner Seite hätte, wäre das Leben ein ganzes Stück angenehmer. Kein Schlafen beim Eingang mehr, wo die Zugluft jede Nacht seine Füße gefrieren ließ. Kein Warten am Ende der Essensreihe mehr, sodass seine Mahlzeit nur noch aus Knochen, Knorpel und einem gelegentlichen Klumpen Fett bestand.
»Nicht mehr auf Patrouille vorausgeschickt werden, während die anderen spielen.«
Vielleicht bekäme er sogar ein richtiges Schwert statt des blöden Küchenmessers, das erjetzt trug. Er zog das Messer aus dem Gürtel und schwang es nach einem imaginären Feind. Fast konnte er das Zischen des Breitschwerts hören. Er duckte sich, stieß zu und griff erneut an.
»Hilf mir!«, würde Porak sagen, während zwei Abenteurer ihn in eine Ecke drängten. Jig grinste und ging durch den Tunnel, um seinen Hauptmann zu retten. Einen Abenteurer erledigte er von hinten. Der andere war gefährlicher; er leistete beachtliche Gegenwehr, bevor Jig ihm das Schwert in die Brust stieß. Während der Abenteurer sein Leben aushauchte, reckte Jig triumphierend seine Waffe empor. Daheim in der Höhle würden alle über seinen heroischen Kampf reden. Sie würden ihn bitten, eigene Patrouillen anzuführen, und Dinge sagen wie -
»Sei geduldig, Junge. Jetzt hast du es geschafft, dass ich mich verzählt habe und wieder von vorn anfangen muss.«
Jig fuhr zusammen. Die Realität seines kleinen Küchenmessers ließ die Tagträume von Kampf und Luxus wie eine Schmodderblase platzen. Er drückte sich gegen die Wand und schwenkte seine Ohren nach vorn, um die Stimmen vor sich besser hören zu können.
»Bei allen Göttern, gestatte nicht, dass ich dich störe, Weiser! Vielleicht möchtest du warten, während ich einen Kalligraphen zu deiner Unterstützung kommen lasse? Und du wirst einen Künstler wollen, der noch ein Bild vom alten Erdeerschaffer malt.«
»Genug. Wir gehen nirgendwohin, bis ich meine Karte vollendet habe, und das wird mir nicht gelingen, solange du mir nicht aus dem Weg gehst.«
Jig umklammerte sein Messer mit beiden Händen. Zwei Stimmen. Die erste klang alt und rau. Die zweite war definitiv menschlich.
Was sollte er tun? Schreien kam nicht in Frage, ungeachtet Poraks Befehlen. Sicher, es würde die anderen auf die Eindringlinge aufmerksam machen. Es würde aber auch die Eindringlinge aufJig aufmerksam machen. Das war ein Problem. Menschen hatten längere Beine und machten demzufolge längere Schritte; Jigs Chancen, es zurück zu den anderen Goblins zu schaffen, waren also gering.
Er wusste, wie lange er es gegen richtige Krieger aushalten würde. Ungefähr so lange, wie es die durchschnittliche Fliege aushielt, wenn Klecks sie erst einmal in seinem Netz gefangen hatte.
Apropos Klecks, Jig wusste nicht, ob die Feuerspinne seine eigene Angst fühlen konnte oder ob sie die Eindringlinge weiter vorn im Tunnel gehört hatte, jedenfalls wurde Jigs Schädeldecke ungemütlich warm.
»Alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen.« Jig zog sich so leise wie möglich zurück. Seine freie Hand langte nach oben, um die Spinne zu streicheln.
Das erwies sich als Fehler. Klecks sah Jigs Hand nicht kommen, und als seine Finger den flaumigen Hinterleib berührten, rollte sich die Spinne zu einem verängstigten Ball zusammen. Mit einem vernehmlichen Zischen fingen Jigs Haare wie ölgetränkte Lumpen Feuer.
Das Messer fiel klappernd zu Boden. Klecks sprang weg. Jig jaulte auf und versuchte, die Flammen auszuschlagen. Verrückte Schatten tanzten an den Wänden und am Boden, und er entdeckte Klecks, der auf die gegenüberliegende Wand zurannte. »Blöde Spinne!«, rief er. Wegen der Eindringlinge machte er sich jetzt keine Gedanken mehr. Nicht mit seinen lichterloh brennenden Haaren. Falls sie ihn fingen, würden sie vielleichtwenigstens seinen Kopflöschen, bevor sie ihn abschlugen.
Übersetzung: Axel Franken
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Jig hasste Schmodderdienst. Gegen die eigentliche Arbeit hatte er nichts einzuwenden -
er mochte den metallischen Geruch des Destillationsraums, in dem die Rückstände von wochenaltem Blut und Giftpilzen in ihren Wannen vor sich hin trockneten. Jig beklagte sich nie darüber, dass er die Tröge so sauber wie möglich ausschaben und die Rückstände mit gekochtem Fett, Spinnennetzen und einer dunkelgrünen Brühe mischen musste, die nach vermoderten Pflanzen stank. Ihm gefiel die Art, wie sich das Ganze von einer klumpigen Suppe in einen glatten, gallertartigen Schleim verwandelte, während er mit seinem Rührstab in der riesigen Schüssel seine Kreise zog.
Mit dem Schmoddertopf durch die Gegend zu laufen, den er linkisch von seiner Schulter baumeln ließ, und sparsam Klumpen des langsam brennenden Zeugs zu verteilen, war nicht so übel. Klar, wenn er unachtsam war, konnte schnell ein Spritzer Schmodder auf seiner Haut landen. Selbst wenn es nicht angezündet war, konnte das Gemisch in Sekundenschnelle Blasen hervorrufen. Wenn es einmal brannte, waren die gelben und grünen Flammen fast nicht mehr zu löschen, was der Grund dafür war, warum sie Schmodder benutzten, um die Höhle zu beleuchten. Aber Jig war achtsam, und anders als die meisten Schmodderarbeiter hatte er mehrere Jahre mit intakten Fingern überlebt.
Jig wäre wunschlos glücklich gewesen, wäre er nicht der einzige Goblin seines Alters gewesen, der beim Schmodderdienst hängen geblieben war. Es war eine Arbeit für Kinder: Goblins in Jigs Alter sollten eigentlich Krieger sein, aber die wenigen Male, die Jig auf Patrouille gegangen war, hatten nur seinen Ruf als tollpatschiger Wicht seiner Generation gefestigt.
Er rückte den dünnen Henkel auf seiner Schulter zurecht. In der Goblinhöhle gab es sechsundvierzig Feuerschalen, von denen jede nicht viel mehr als ein Loch im dunkelroten Obsidian der Wände war, mit einer handflächengroßen Vertiefung im Boden, die einen Zwei-Tage-Vorrat an Schmodder aufnehmen konnte. Jig schielte auf die vierte Feuerschale, die letzte in dem Gang, der vom Destillationsraum in die Haupthöhle führte.
FürJigwar die Flamme nichts als ein verschwommener Fleck. Er hätte sie schärfer sehen können, wenn er die Augen zusammengekniffen hätte, aber dazu hätte er auch sein Gesicht näher ans Feuer bringen müssen, als ihm lieb war. Das Dreieck der Flamme flackerte, als sein Atem sie streifte. Die Schüssel war fast leer; wer immer gestern die Runden gedreht hatte, war faul gewesen, und Jig würde viele der Schüsseln wieder anzünden müssen, bevor er Feierabend hatte.
»Faule Kinder«, grummelte er ärgerlich. Er tunkte einen Metallspatel in den Schmoddertopf und schaufelte vorsichtig einen großen Klecks aus der Masse. Den kratzte er am Rand der fast erloschenen Feuerschale ab, deren Flamme zischte und wuchs, als sie mit dem frischen Brennstoff in Berührung kam. Er schabte so viel Schmodder von dem Spatel, wie er konnte, und löschte ihn dann in dem Säckchen mit Sand an seinem Gürtel. Es wäre keine gute Idee, einen noch brennenden Spatel in den Topf zurückzustecken.
Er kam in die Haupthöhle, eine annähernd kreisrunde Kaverne aus hartem Obsidian mit hoher Decke. Die Wände fühlten sich schmierig an; die Glätte des Steins versteckte sich unter Jahren des Schmutzes. Die Schmodderfeuer gaben zwar sehr wenig Rauch ab, aber mehrere Jahrhunderte von ›sehr wenig‹ hatten zu einer geschwärzten, rußbedeckten Decke geführt. Der Schweißgeruch von fünfhundert Goblins vermischte sich mit dem kräftigen Duftvon Golakas Küche.Jig lief das Wasser im Mund zusammen, als ihm das Aroma von marinierten Schirmlingen in die Nase stieg, die in Golakas großem Kessel vor sich hin kochten.
Er hielt sich dicht an der Wand, während er arbeitete. Je schneller er mit seiner Aufgabe fertig war, desto schneller konnte er essen.
Doch die anderen Goblins machten ihm die Sache nicht leicht. Ein Haufen von fünf oder sechs großen Kerlen lungerte an der nächsten Feuerschale herum und beobachtete ihn. Jigs spitze Ohren zuckten. Er war zu kurzsichtig, um erkennen zu können, wer da wartete, aber er konnte ihr amüsiertes Flüstern hören: Porak und seine Freunde. Das sah nach Schmerzen aus.
Er überlegte, ob er mit der anderen Seite der Höhle anfangen sollte. Bis er sich bis zu Porak vorgearbeitet hätte, würde es mindestens eine Stunde dauern; vielleicht würde ihnen bis dahin langweilig und sie gingen weg.
»Und vielleicht ernennt Porak mich zum Ehrenhauptmann seiner Patrouille«, murmelte Jig. Wahrscheinlicher war, dass sie ihm entgegenkämen, und was immer sie vorhatten, würde nur noch schlimmer ausfallen, weil sie diese Mühe auf sich nehmen mussten.
Jig beugte sich tiefer und ging auf die Gruppe zu. Die Meisten von ihnen waren immer noch am Essen, stellte er fest und versuchte, seinen eigenen Hunger zu ignorieren. Porak grinste, als Jig näher kam. Lange Fangzähne krümmten sich nach oben und nahmen Kurs auf seine Augen; seine Ohren zitterten vor Vergnügen. Einige seiner Freunde glucksten. Keiner ging aus dem Weg.
»Vetter Jig! Schmodderdienst, nicht wahr?«, fragte Porak. Er kratzte sich mit einem Klauenfinger an seiner Knollennase. »Wie lange wird's noch dauern, bis du bereit bist für richtige Arbeit?«
»Richtige Arbeit?« Er blieb außerhalb ihrer Reichweite, bereit, jeden Moment die uralte Goblintradition des Weglaufens weiterleben zu lassen.
»Ruhm, Kämpfen und Blutvergießen.« Die Goblins plusterten sich auf wie Felseneidechsen, die um die Gunst eines Weibchens buhlen. Porak lächelte Jig an - ein mehr als deutliches Warnsignal. »Wir wollen, dass du mit auf Patrouille kommst.«
»Ich kann nicht.« Er hielt den Schmodderkübel hoch. »Ich habe kaum angefangen.«
Porak lachte. »Das kann warten, bis sie eine neue Ladung Schmodder zusammengemischt haben, eine, die nicht verunreinigt worden ist.«
Jig behielt Porak genau im Auge und versuchte zu ergründen, was dieses Lachen zu bedeuten hatte. »Der Schmodder ist doch einwandfrei«, sagte er vorsichtig.
Finger packten Jigs Arme von hinten. Er quiekte und wand sich, aber dadurch gruben sich die Klauen nur noch tiefer in sein Fleisch. Dummkopf! Er war so mit Porak beschäftigt gewesen, dass er nicht auf die anderen geachtet hatte. »Was macht ihr da?«
Porak hielt eine schwarze Ratte am Schwanz hoch. »Seht euch das an«, sagte er. »Ich weiß nicht, wer mehr Angst hat, die Ratte oder der kümmerliche Wicht!«
Die Goblins lachten, als sich der Nager im verzweifelten Bemühen, sich zu befreien, aufbäumte und hin und her zappelte. Jig zwang sich, sich zu entspannen. Sie wollten, dass er sich ebenso wie die Ratte sträubte.
Porak trat dichter an ihn heran. »Jeder weiß, dass Rattenfell die Feuerschalen entsetzlich stinken lässt. Eine Schande, dass jemand die hier in die Mixtur fallen lassen hat.«
Die Ratte verdoppelte ihre Anstrengungen und rief noch mehr Gelächter hervor. Die Hände, die Jig festhielten, lockerten ihren Griff. So schnell er konnte, schnappte sich Jig seinen Spatel und schnippte Schmodder über seine Schulter. Ein paar Tropfen landeten auf seinem Arm, und er zuckte zusammen, als die Haut Blasen warf. Aber der Goblin hinter ihm hatte einen weitaus schlimmeren Spritzer ins Gesicht bekommen. Er heulte auf und versuchte, den Schmodder wegzuwischen.
Wäre Jig besserer Laune gewesen, hätte er seinen Fänger daran erinnert, dass Wischen den Schmodder nur noch mehr verteilte. Ein noch lauteres Heulen sagte ihm, dass der Goblin es auch ohne seine Hilfe herausgefunden hatte.
Das Gelächter der anderen wurde beim Anblick dieses Schauspiels noch größer. Jig blickte auf der Suche nach dem besten Fluchtweg hektisch um sich, doch bevor er sich aus dem Staub machen konnte, machte Porak einen Satz nach vorn.
»Nicht so schnell, Vetter!« Er ließ die panische Ratte in den Schmoddertopf fallen. »Triff uns in zwei Stunden zum Dienst. Und zwing mich nicht dazu, dich holen zu kommen.«
Die Ratte versuchte, sich mit den Krallen am Rand des Topfes hochzuziehen. Ihr halber Körper steckte in der schleimigen Masse fest; ihr Quieken wurde schriller, als der Schmodder sich durch ihr Fell brannte. Jig hätte sie auch dann nicht retten können, wenn er es gewollt hätte. Selbst wenn er die vor Schmerzen verrückte Ratte aus dem Schmodder herausgeholt hätte, hätte es nur eines Funken bedurft, und Jig hielte eine tobende, brennende Ratte in Händen.
»Nimms mir nicht übel.« Er steckte den Spatel in den Topf und griff nach seiner Waffe, einem alten Küchenmesser mit lockerer Klinge. Nicht viel, aber genug, um die Ratte von ihrem Elend zu erlösen.
Er putzte die Klinge ab, wobei er penibel darauf achtete, dass kein Schmodder an ihr haften blieb; anschließend steckte er sie wieder in die Scheide an seinem Gürtel.
Na ja, wenigstens hatte er keinen Schmodderdienst mehr. Das war es doch, was er gewollt hatte, oder? Er würde auf Patrouille gehen. Ein klarer Schritt nach oben auf der Karriereleiter. Also warum war er dann nicht glücklicher? Goblins verbrachten Jahre damit, auf den Tag zu warten, an dem sie das Anzünden von Feuerschalen gegen das Beschützen der Höhle vor Abenteurern eintauschen konnten.
Vielleicht lag es genau daran. Wenn man lange genug nach Abenteurern suchte, fand man früher oder später wahrscheinlich auch welche. Abenteurer kämpften nicht mit fairen Mitteln. Sie schleppten magische Schwerter und Ringe mit sich, Zauberer und Zaubersprüche und Krieger, die sich so schnell durch Goblinpatrouillen schnitten, wie Golakas pikante Rattenklößchen ihren Weg durch den alten Häuptling fanden.
Dabei fiel ihm ein, dass er noch immer eine Ratte zu entsorgen hatte. Er schlug den Weg zur Küche ein.
Golaka selbst war nicht da, aber Jig traf einen ihrer Helfer an, der gerade ein unidentifizierbares Tier in Stücke hackte, das den Fehler begangen hatte, in den unterirdischen Gängen herumzuschnüffeln. Jig klatschte die schmoddergetränkte Ratte auf den nächstbesten Tisch.
»Was willst du mit dem schleimigen Ding?«
Jig gab die Unschuld in Person. Mit einem Achselzucken erwiderte er: »Einer der anderen hat es aus der Küche gestohlen. Sie wollten, dass ich es zurückbringe, bevor es euch auffällt, damit sie keinen Ärger bekommen.«
Der Goblin stieß mit einer Gabel nach der schmierigen, glänzenden Ratte. »Das ist Schmodder! Das können wir nicht essen.« Seine Augen verengten sich. »Wer hat sich überhaupt in der Küche herumgetrieben?«
Jig schüttelte den Kopf. »Porak hat gesagt, er bringt mich um, wenn ich es verrate.« Er hielt sich die Hand vor den Mund und versuchte, dumm auszusehen. »Hoppla!«
»Porak, nicht wahr? Den wird sich Golaka krallen wollen.«
»Kann ich jetzt gehen?« Jig schlüpfte aus der Küche, ohne eine Antwort abzuwarten. Als er die Haupthöhle durchquerte, gestattete er sich ein Lächeln.
Oberflächenbewohner hatten die Redensart vom Zorn Gottes. Da Goblins sich nicht wirklich um Götter scherten, hatten sie einen alternativen Ausdruck - sie sprachen vom Zorn der Küchenchefin.
»In der Tat, ›die Ratte oder der Wicht‹«, sagte Jig mit Befriedigung.
Auf dem Weg zu seinem Treffen mit Porak und den anderen hielt Jig bei den Latrinen an. Er wartete, bis niemand zusah, kniete sich hin und schnappte sich eine rotgepunktete Spinne von der Größe seiner Hand. Die Spinne krabbelte an seinem Arm hoch und auf seinen Kopf. Bevor sie es sich in seinen Haaren gemütlich machte, zwickte sie ihn noch heftig ins Ohr.
»Autsch!« Jig rieb sich das Ohr. »Blöde Feuerspinne.«
Klecks, die blöde Feuerspinne, von der die Rede war, ignorierte Jigs Beschwerde. Wahrscheinlich war er verstimmt, weil Jig ihn den ganzen Tag vernachlässigt hatte. Aber weil es unklug gewesen wäre, Klecks auf Schmodderdienst mitzunehmen, lehnte Jig jegliche Schuldgefühle ab. Das Letzte, was er hätte gebrauchen können, war eine Feuerspinne, die heiß wurde, wenn sie Gefahr spürte. Wenn er Klecks dabeigehabt hätte, als der Goblin ihn von hinten überrascht hatte, wären sie womöglich alle in Flammen aufgegangen.
Jig fand die anderen in der Nähe des Höhlenausgangs. Von den zwölf Goblins war Jig mit Abstand der kleinste, und er versuchte, den schlimmsten Schulterknüffen und Scheinkämpfen auszuweichen.
»Ah, Jig, da bist du ja.« Porak grinste. »Jig wird uns heute Nacht begleiten.«
Unfreundliches Lachen erklang aus der Gruppe, und Jig musste sich zusammennehmen, um sich nicht furchtsam zu ducken. Alles würde prima werden. Er musste sich nur bewähren. Er konnte das.
»Sollen wir uns zuerst was zu essen schnappen?«, schlug jemand vor.
»Nein.« Poraks Lächeln verrutschte, und Jig verzog keine Miene, um seine Belustigung nicht zu zeigen. »Ich denke, heute Nacht halten wir uns von der Küche fern.«
Jig fragte sich, ob einer der anderen den Ursprung von Poraks blauem Auge erriet. Er würde es ihnen jedenfalls nicht erzählen.
»Lasst uns gehen«, befahl Porak und beendete damit jeglichen Protest.
Sie gingen durch einen langen Tunnel, bis sie an der alten Glasstatue eines Goblins ankamen, der Grenzmarkierung, die den Rand des Goblinterritoriums kennzeichnete. Sie stand hier seit Generationen und war vermutlich so alt wie der Berg selbst. Niemand wusste, wer die Statue geschaffen hatte. Und weil sie Goblins waren, interessierte es auch niemand besonders. Ein großer Stein hätte die Stelle genauso gut gekennzeichnet.
Zwei stämmige Goblins hielten Wache, falls man Prahlen mit den jüngsten sexuellen Eroberungen als Wachestehen bezeichnen konnte.
Jig zitterte, als sie neutrales Gebiet betraten. Er hoffte, dass es keinem auffiel, aber er konnte nichts dagegen tun. Die Wesen, die unter der Oberfläche lebten, hatten diese Tunnel untereinander aufgeteilt. Den Goblins gehörte das südliche Labyrinth. Die größeren Hobgoblins bewohnten die wärmeren Höhlen im Westen, weiter weg vom Eingang. Die Echsenfische waren logischerweise auf ihren kalten See beschränkt.
Die Echsenfische waren die Schlimmsten, und die Goblins mieden sie, wenn es irgendwie ging. In Zeiten der Nahrungsknappheit gingen die Goblins dennoch ab und zu zum See, um zujagen. Das diente zweierlei Zwecken. Die weißäugigen Kreaturen waren zwar kein schöner Anblick, aber sie waren essbar, und Essen war Essen. Und da es einigen Mitgliedern der Jagdgruppe normalerweise gelang, sich an den giftigen Stacheln der Echsenfische zu stechen, resultierte die Entsendung einer solchen Gruppe auch in weniger Mäulern, die zu stopfen waren.
Glücklicherweise konnten die Echsenfische den See nicht verlassen, und ein fragiler Burg- beziehungsweise Bergfriede hielt die Hobgoblins vom Goblinterritorium fern. Die Goblins ihrerseits hielt schon schlichte Angst davon ab, in Hobgoblingebiet einzudringen.
Jig warf einen Blick zurück auf die Statue. Das war ein echter Goblinkrieger, einer, der angeblich nicht weniger als drei Menschen getötet hatte, bevor ihn ein erboster Magier in einen grünen Fleck an der Wand verwandelt hatte. Aus schwarzem Glas gegossen und an vielen Stellen beschädigt, konnte er es an Körpergröße mit den meisten Menschen aufnehmen. Gewaltige Hauer, die fast bis zu seinen Augen reichten, schmückten sein Gesicht. Die Nase war rund wie ein Seestein, und sein einziges Auge schmal und gemein. Eine Glasplatte bedeckte die andere Augenhöhle; Geschichten besagten, dass der Inhalt der Steinschleuder eines Menschen zum Opfer gefallen war. Seine Ohren waren breit und spitz und achteten auf den geringsten Laut. Er war ein richtigerGoblin, neben dem selbst Porak verblasste.
Jig reichte dem Standbild kaum bis zur Schulter. Seine einzige Narbe war ein aufgerissenes Ohr, und diesen ›Kampf‹ hatte er gegen einen anderen Goblin geführt, der Klecks nur so zum Spaß die Beine ausreißen wollte. Jigs Arme und Beine waren dünn wie Reisig, und sein Dauerschielen war nicht mit dem gemeinen Starren zu vergleichen, das die meisten Goblins zur Schau trugen. Zur Krönung des Ganzen war seine Stimme zu hoch, und irgendein Pilz hatte sich seine Zehennägel als Heimstatt gewählt.
»Fackeln!«, befahl Porak.
»Das ist doch doof«, grummelte Jig vor sich hin, während einer der anderen Fackeln verteilte. »Warum läuft nicht gleich einer voraus, um alle Eindringlinge zu warnen, dass wir kommen? Vielleicht sollten wir auch singen, nur für den Fall, dass sie blind sind.«
Gelbe Nägel bohrten sich in die blaugrüne Haut von Jigs Schulter, und er jaulte auf. Klecks wurde warm und krabbelte hastig aufJigs andere Schulter.
»Weil, junger Jig, wir einen Späher vorausschicken werden, um sicherzugehen, dass die Luft rein ist.« Porak lächelte nicht. »Das nennt man Taktik.« Er erhob die Stimme, sodass die Übrigen ihn hören konnten.
»Man muss raffiniert sein, um hier unten zu überleben. Seht euch unseren Vetter Jig an, ist so in seine Selbstgespräche vertieft, dass er nicht einmal gemerkt hat, wie ich mich direkt neben ihn gestellt habe. Wäre ich ein Mensch, hätte ich unseren Späher töten können, während er vor sich hin brabbelte. Was würde dann aus uns?«
Jig zuckte zusammen, als die anderen lachten und nickten. So viel zum Thema sich bewähren.
»Wir müssen wachsam sein. Wir müssen stark sein. Wir müssen zäh sein.« Mit jeder Erklärung packte Porak fester zu, sodass Jig sich am Ende der kleinen Ansprache krümmte, um seinen Klauen zu entkommen.
»Verstehst du mich?« Porak funkelte Jig an. »Du musst zäh sein.« Er schubste Jig gegen die Wand.
Mit einem rauen Lachen fügte er hinzu: »Doch selbst die Schwachen können von Nutzen sein. Dieser hier wird vorauslaufen und alles Wild aufscheuchen. Unser eigener kleiner Jagdhund.«
Porak förderte ein paar Würfel zu Tage, was von den anderen mit Beifallsrufen quittiert wurde. »Wir werden hierbleiben, um die Höhle zu beschützen. Wenn du irgendetwas findest, werden wir vorbeikommen und das Kämpfen übernehmen. Alles, was du tun musst, ist so lange am Leben bleiben, dass wir dich retten können. Los, schnapp sie dir, Hund!«
Die übrigen Goblins griffen seine Worte schnell auf; einige bellten, andere schlugen oder traten nach Jig. Er hielt sich schützend die Arme über den Kopf und rannte los; Poraks laute Stimme folgte ihm.
»Wenn du jemand entdeckst, sieh zu, dass du schreist, bevor du umgebracht wirst!«
Jigs nackte Füße klatschten auf den Tunnelboden. Mit brennenden Ohren ließ er die anderen hinter sich, aber ihr Hohngelächter schien ihm an den Fersen zu kleben.
»Wollen wir wirklich einen kümmerlichen Wicht losschicken, um die Aufgabe eines Hundes zu übernehmen?« »Dürrer Köter, findet ihr nicht?«
Wenigstens kapierte Jig jetzt, was los war. Er wusste jetzt, warum er ausgewählt worden war, um heute Nacht die Patrouille zu begleiten. Sie wollten, dass er die Tunnel überprüfte, damit sie sich ihren Spielen widmen konnten. Auf die Art und Weise konnten sie die Nacht durchzechen, ohne - technisch gesehen - ihren Dienst zu vernachlässigen.
Eigentlich war das gar keine so schlechte Idee, weshalb Jig der Verdacht beschlich, dass sie nicht von Porak stammte. Porak war zäh und gemein, aber in einem geistigen Wettstreit mit seinem Schatten würde er den Kürzeren ziehen.
Jig griff nach oben, um sich zu vergewissern, dass Klecks noch da war. Während er ging, kraulte er eines der Beine der Spinne. »Zu schade, dass ich dir nicht beibringen kann, auf Kommando zu brennen. Ich würde dich gerne mal eines Nachts Porak in die Hose stecken.«
Er dachte nochmal darüber nach und überlegte es sich anders. Manche Sachen waren sogar für einen Goblin zu niederträchtig. Das konnte er dem armen Klecks nicht antun.
»Wenn Porak clever wäre, hätte er mich an seinem Plan beteiligt. Woher will er wissen, dass ich nicht dem Häuptling erzähle, was er vorhat?« Jig blieb stehen, um eine Minute lang auszuruhen. »Nein, nicht einmal Porak ist so dumm. Wenn er Ärger bekommt, wird er wissen, wer ihn verpfiffen hat. Dann wird er mich nächstes Mal in den Schmoddertopf stecken.«
Er löschte seine Fackel auf dem Boden aus und ging weiter, an der ersten Gabelung links, dann zweimal rechts. Er ließ sich von seinen Ohren und seinem Gedächtnis durch die dunklen Tunnel leiten.
»Vielleicht könnte ich ihn stattdessen erpressen. Damit drohen, es dem Häuptling zu erzählen, wenn Porak nicht tut, was ich verlange.« Er grinste. Porak war groß und wichtig. Wenn Jig Porak auf seiner Seite hätte, wäre das Leben ein ganzes Stück angenehmer. Kein Schlafen beim Eingang mehr, wo die Zugluft jede Nacht seine Füße gefrieren ließ. Kein Warten am Ende der Essensreihe mehr, sodass seine Mahlzeit nur noch aus Knochen, Knorpel und einem gelegentlichen Klumpen Fett bestand.
»Nicht mehr auf Patrouille vorausgeschickt werden, während die anderen spielen.«
Vielleicht bekäme er sogar ein richtiges Schwert statt des blöden Küchenmessers, das erjetzt trug. Er zog das Messer aus dem Gürtel und schwang es nach einem imaginären Feind. Fast konnte er das Zischen des Breitschwerts hören. Er duckte sich, stieß zu und griff erneut an.
»Hilf mir!«, würde Porak sagen, während zwei Abenteurer ihn in eine Ecke drängten. Jig grinste und ging durch den Tunnel, um seinen Hauptmann zu retten. Einen Abenteurer erledigte er von hinten. Der andere war gefährlicher; er leistete beachtliche Gegenwehr, bevor Jig ihm das Schwert in die Brust stieß. Während der Abenteurer sein Leben aushauchte, reckte Jig triumphierend seine Waffe empor. Daheim in der Höhle würden alle über seinen heroischen Kampf reden. Sie würden ihn bitten, eigene Patrouillen anzuführen, und Dinge sagen wie -
»Sei geduldig, Junge. Jetzt hast du es geschafft, dass ich mich verzählt habe und wieder von vorn anfangen muss.«
Jig fuhr zusammen. Die Realität seines kleinen Küchenmessers ließ die Tagträume von Kampf und Luxus wie eine Schmodderblase platzen. Er drückte sich gegen die Wand und schwenkte seine Ohren nach vorn, um die Stimmen vor sich besser hören zu können.
»Bei allen Göttern, gestatte nicht, dass ich dich störe, Weiser! Vielleicht möchtest du warten, während ich einen Kalligraphen zu deiner Unterstützung kommen lasse? Und du wirst einen Künstler wollen, der noch ein Bild vom alten Erdeerschaffer malt.«
»Genug. Wir gehen nirgendwohin, bis ich meine Karte vollendet habe, und das wird mir nicht gelingen, solange du mir nicht aus dem Weg gehst.«
Jig umklammerte sein Messer mit beiden Händen. Zwei Stimmen. Die erste klang alt und rau. Die zweite war definitiv menschlich.
Was sollte er tun? Schreien kam nicht in Frage, ungeachtet Poraks Befehlen. Sicher, es würde die anderen auf die Eindringlinge aufmerksam machen. Es würde aber auch die Eindringlinge aufJig aufmerksam machen. Das war ein Problem. Menschen hatten längere Beine und machten demzufolge längere Schritte; Jigs Chancen, es zurück zu den anderen Goblins zu schaffen, waren also gering.
Er wusste, wie lange er es gegen richtige Krieger aushalten würde. Ungefähr so lange, wie es die durchschnittliche Fliege aushielt, wenn Klecks sie erst einmal in seinem Netz gefangen hatte.
Apropos Klecks, Jig wusste nicht, ob die Feuerspinne seine eigene Angst fühlen konnte oder ob sie die Eindringlinge weiter vorn im Tunnel gehört hatte, jedenfalls wurde Jigs Schädeldecke ungemütlich warm.
»Alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen.« Jig zog sich so leise wie möglich zurück. Seine freie Hand langte nach oben, um die Spinne zu streicheln.
Das erwies sich als Fehler. Klecks sah Jigs Hand nicht kommen, und als seine Finger den flaumigen Hinterleib berührten, rollte sich die Spinne zu einem verängstigten Ball zusammen. Mit einem vernehmlichen Zischen fingen Jigs Haare wie ölgetränkte Lumpen Feuer.
Das Messer fiel klappernd zu Boden. Klecks sprang weg. Jig jaulte auf und versuchte, die Flammen auszuschlagen. Verrückte Schatten tanzten an den Wänden und am Boden, und er entdeckte Klecks, der auf die gegenüberliegende Wand zurannte. »Blöde Spinne!«, rief er. Wegen der Eindringlinge machte er sich jetzt keine Gedanken mehr. Nicht mit seinen lichterloh brennenden Haaren. Falls sie ihn fingen, würden sie vielleichtwenigstens seinen Kopflöschen, bevor sie ihn abschlugen.
Übersetzung: Axel Franken
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
... weniger
Autoren-Porträt von Jim C. Hines
Jim C. Hines wurde 1974 geboren. Er hat Psychologie und Anglistik an der Michigan State University studiert. Er schreibt seit den frühen neunziger Jahren, inzwischen als Vollzeit-Autor. Sein Fantasy-Roman ?Die Goblins? wurde auf Anhieb in verschiedene Sprachen übersetzt und fand bei den deutschen Lesern eine große Fangemeinde. Jim C. Hines lebt heute mit seiner Familie und vielen Haustieren in Michigan.
Bibliographische Angaben
- Autor: Jim C. Hines
- 1093 Seiten, Maße: 13 x 20,9 cm, Gebunden
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3828997031
- ISBN-13: 9783828997035
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