Engel der Nacht Bd.1
Als Nora den geheimnisvollen Patch zum ersten Mal sieht, ist sie sofort fasziniert von ihm. Doch irgendetwas scheint mir ihm nicht zu stimmen, denn Nora hat das Gefühl, verfolgt zu werden. Schon bald wird sie in Ereignisse verstrickt, in...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Engel der Nacht Bd.1 “
Als Nora den geheimnisvollen Patch zum ersten Mal sieht, ist sie sofort fasziniert von ihm. Doch irgendetwas scheint mir ihm nicht zu stimmen, denn Nora hat das Gefühl, verfolgt zu werden. Schon bald wird sie in Ereignisse verstrickt, in denen Himmel und Hölle ganz nah beeinander liegen.
Klappentext zu „Engel der Nacht Bd.1 “
Der Himmel muss wartenAls Nora ihm zum ersten Mal begegnet, weiß sie gleich, dass seine tiefschwarzen Augen mehr verbergen als offenbaren: Patch wirkt geheimnisvoll, fast unheimlich auf sie, und Nora ist zutiefst fasziniert von seiner rätselhaften Ausstrahlung. Doch zugleich macht Patch ihr auch Angst. Denn immer öfter hat sie das Gefühl, verfolgt zu werden, und sie wird den Verdacht nicht los, dass Patch etwas damit zu tun haben könnte. Irgendetwas scheint mit ihm nicht zu stimmen. Wo kommt er her, warum fühlt sie sich so sehr zu ihm hingezogen und diese Narbe auf seinem Rücken, was hat sie zu bedeuten? Immer tiefer wird Nora verstrickt in Ereignisse, in denen Himmel und Hölle ganz nah beieinander liegen ...
Der Himmel muss warten.Als Nora ihm zum ersten Mal begegnet, weiß sie gleich, dass seine tiefschwarzen Augen mehr verbergen als offenbaren: Patch wirkt geheimnisvoll, fast unheimlich auf sie, und Nora ist zutiefst fasziniert von seiner rätselhaften Ausstrahlung. Doch zugleich macht Patch ihr auch Angst. Denn immer öfter hat sie das Gefühl, verfolgt zu werden, und sie wird den Verdacht nicht los, dass Patch etwas damit zu tun haben könnte. Irgendetwas scheint mit ihm nicht zu stimmen. Wo kommt er her, warum fühlt sie sich so sehr zu ihm hingezogen - und diese Narbe auf seinem Rücken, was hat sie zu bedeuten? Immer tiefer wird Nora verstrickt in Ereignisse, in denen Himmel und Hölle ganz nah beieinander liegen ...
Lese-Probe zu „Engel der Nacht Bd.1 “
Engel der Nacht von Becca FitzpatrickPROLOG
Loire-Tal, Frankreich, November 1565
Chauncey lag mit einer Bauerntochter im Gras am Ufer der Loire, als das Unwetter heranrollte. Da sein Wallach irgendwo auf der Wiese frei herumlief, war er gezwungen, zu Fuß ins Schloss zurückzukehren. Er zog eine silberne Schnalle vom Schuh, drückte sie dem Mädchen in die Hand und schaute ihr nach, als sie davonlief. An ihren Röcken klebte Schlamm. Dann streifte er seine engen Stiefel über und machte sich auf den Heimweg.
In dichten Schleiern ging der Regen nieder und verhüllte die dunkler werdende Landschaft rund um das Château de Langeais. Mühelos stieg Chauncey über die eingesunkenen Gräber und die aufgeworfene Erde des Friedhofes hinweg; selbst im dichtesten Nebel hätte er von hier aus den Weg nach Hause gefunden, ohne Sorge, dass er sich verlaufen würde. Heute Abend herrschte zwar kein Nebel, aber die Dunkelheit und der herabströmende Regen beeinträchtigten die Sicht mehr als genug.
Ihm war, als hätte er eine leichte Bewegung aus dem Augenwinkel wahrgenommen, und rasch wandte er den Kopf. Was auf den ersten Blick wie eine Engelsstatue über einem Mausoleum schien, richtete sich plötzlich zu voller Größe auf. Das war weder Stein noch Marmor, der Junge hatte Arme und Beine. Sein Oberkörper war unbekleidet, seine Füße nackt, er trug lediglich bäuerliche Hosen, die tief auf der Hüfte hingen. Er sprang von dem Mausoleum herunter. Von den Spitzen seines schwarzen Haars troff der Re gen und floss ihm übers Gesicht, das dunkel war wie das eines Spaniers.
Chaunceys Hand kroch zum Griff seines Schwertes. »Wer ist da?«
Die Andeutung eines Lächelns umspielte den Mund des Jungen.
»Keine Spielchen mit dem Duc de Langeais«, warnte Chauncey. »Ich habe dich nach deinem Namen gefragt,
... mehr
nenn ihn mir.«
»Duc?« Der Junge lehnte sich an den Stamm einer krummen Weide. »Oder Bastard?«
Chauncey zog sein Schwert. »Nimm das zurück! Mein Vater war der Herzog von Langeais. Ich meine, ich bin jetzt der Herzog von Langeais«, setzte er ungeschickt hinzu und verwünschte sich selbst dafür.
Der Junge schüttelte träge den Kopf. »Dein Vater war nicht der alte Herzog.«
Chauncey schäumte vor Wut über diese unerhörte Beleidigung. »Und dein Vater?«, fragte er, während er sein Schwert zog. Noch kannte er nicht alle seine Vasallen, aber er lernte rasch. Den Familiennamen dieses Jungen würde er ganz sicher nicht vergessen. »Ich frage dich ein letztes Mal«, sagte er mit leiser Stimme und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, um den Regen fortzuwischen. »Wer bist du?«
Der Junge trat auf ihn zu und schob die Klinge beiseite. Mit einem Mal sah er viel älter aus als Chauncey. »Einer aus der Brut des Teufels«, antwortete er.
Chauncey spürte, wie sich sein Magen vor Angst zusammenkrampfte. »Du bist ein wildgewordener Irrer«, zischte er durch die zusammengebissenen Zähne. »Aus dem Weg.«
Da begann der Boden unter seinen Füßen zu schwanken, goldene und rote Sternchen flackerten vor seinen Augen auf. Zusammengekrümmt, die Fingernägel in die Oberschenkel gekrallt, blickte er zu dem Jungen auf, blinzelte und rang nach Luft, versuchte zu verstehen, was geschah. Seine Gedanken rasten, als unterstünden sie nicht länger seiner Kontrolle.
Der Junge beugte sich zu ihm hinunter. »Hör mir gut zu. Ich brauche etwas von dir. Ich werde dich nicht in Ruhe lassen, bis ich es bekommen habe. Verstehst du mich?«
Zähneknirschend schüttelte Chauncey den Kopf, um seinen Unglauben auszudrücken – seinen Trotz. Er versuchte, den Jungen anzuspucken, doch seine Zunge verweigerte ihm den Dienst, sodass er sein eigenes Kinn besudelte.
Der Junge umschloss Chaunceys Hände mit den seinen; sie waren so heiß, dass er aufschrie.
»Ich brauche deinen Schwur«, sagte der Junge. »Knie nieder, und gelobe mir Lehenstreue.«
Chauncey versuchte es mit einem rauen Lachen, doch seine Kehle war wie zugeschnürt, und er erstickte beinahe bei dem Versuch. Sein rechtes Knie gab nach, als habe er von hinten einen Tritt bekommen, obwohl da niemand stand, und so stolperte er nach vorn in den Schlamm. Er beugte sich zur Seite und erbrach sich würgend.
»Schwöre«, wiederholte der Junge.
Hitze überzog Chaunceys Nacken. Er musste all seine Kraft zusammennehmen, um die Hände zu schwachen Fäusten zu ballen. Es war lächerlich, doch ihm war überhaupt nicht nach Lachen zumute. Er wusste nicht, wie, aber er war sicher, dass es der Junge war, der ihm diese Übelkeit bereitete und ihm jegliche Kraft raubte. Das würde nicht vergehen, solange er den Schwur nicht leistete. Er würde also sagen, was er sagen musste, doch eines Tages würde er den Jungen für diese Demütigung zerstören, das schwor er sich.
»Herr, ich werde dein Mann«, sagte Chauncey gehässig.
Der Junge hob Chauncey auf die Füße. »Triff mich hier zu Beginn von Cheschwan nach dem jüdischen Kalender. In den beiden Wochen zwischen Neumond und Vollmond werde ich deine Dienste einfordern.«
»Zwei Wochen ... ?« Chaunceys ganzer Körper zitterte unter der Macht seiner Wut. »Ich bin der Herzog von Langeais!«
»Du bist ein Nephil«, sagte der Junge mit der Andeutung eines Lächelns.
Chauncey lag ein gotteslästerlicher Fluch auf der Zunge, aber er beherrschte sich. Dann fragte er mit eisigem Gift in der Stimme: »Was hast du gesagt?«
»Du gehörst zur biblischen Rasse der Nephilim. Dein wahrer Vater war ein gefallener Engel. Du bist nur halb sterblich.« Die dunklen Augen des Jungen hoben sich, und ihr Blick traf Chaunceys: »Ein halb gefallener Engel.«
Aus den Tiefen der Erinnerung drang die Stimme seines Lehrers in Chaunceys Bewusstsein, der Passagen aus der Bibel vorgelesen und von einer abartigen Rasse gesprochen hatte, die entstanden war, als aus dem Himmel verstoßene Engel sich mit menschlichen Frauen paarten. Eine furchterregende und mächtige Rasse. Ein Schauder, der nicht nur von Abscheu verursacht war, ergriff Chauncey. »Wer bist du?«
Der Junge drehte sich um und ging weg, und obwohl Chauncey ihm folgen wollte, konnte er seine Beine nicht zwingen, die Last seines Körpergewichtes zu tragen. Als er dort kniete und ihm durch den dichten Regen nachblinzelte, erblickte er auf dem nackten Rücken des Jungen zwei wulstige Narben. Sie liefen nach oben aufeinander zu und bildeten ein umgedrehtes V.
»Bist du – ein Gefallener?«, rief er. »Deine Flügel sind dir ausgerissen worden, nicht wahr?«
Der Junge – Engel – oder was auch immer er war, drehte sich nicht um. Doch Chauncey brauchte keine weitere Bestätigung.
»Dieser Dienst, den ich dir leisten soll«, rief er. »Ich will wissen, worin er besteht!«
Das Lachen des Jungen hallte durch die Nacht.
EINS
Coldwater, Maine, Gegenwart
Als ich in den Biologie-Raum trat, blieb mir der Mund of- fen stehen. An der Tafel war auf mysteriöse Weise eine Barbiepuppe mit Ken an ihrer Seite befestigt. Irgendjemand hatte sie so zurechtgebogen, dass sie sich umarmten, und abgesehen von an einigen ausgewählten Stellen drapierten, künstlichen Blättern waren sie nackt. Über ihren Köpfen stand in dicker rosafarbener Kreide:
WILLKOMMEN BEI DER MENSCHLICHEN FORTPFLANZUNG
(SEX)
Vee Sky neben mir verkündete: »Genau das ist der Grund, warum die Schule keine Fotohandys erlaubt. Es bräuchte nicht mehr als ein paar Bilder davon in der eZine, und das Schulamt würde Bio streichen. Und dann könnten wir endlich mal was Produktives mit der Stunde machen – Einzelstunden-Nachhilfe von hübschen Jungs aus der Oberstufe nehmen, beispielsweise.«
»Vee, warum nur werde ich das Gefühl nicht los, dass du dich schon das ganze Semester auf das Thema gefreut hast?«, fragte ich.
Vee senkte die Augenlider und schenkte mir ein verruchtes Lächeln: »Glaub mir, dieser Kurs wird mich nichts lehren, was ich nicht schon längst weiß.«
»Vee? Als Jungfrau?«
»Nicht so laut.« Sie zwinkerte mir zu, gerade als uns die Schulglocke auf die Plätze schickte, nebeneinander an unserem Tisch.
Coach McConaughy griff nach der Trillerpfeife, die um seinen Hals hing, und pfiff. »Auf die Plätze, Team!« Coach verstand den Biologieunterricht in der zehnten Klasse als Nebenjob zu seiner Tätigkeit als Trainer der Basketball-Schulmannschaft, und wir alle wussten das.
»Es mag euch Kids vielleicht noch nicht in den Sinn gekommen sein, dass Sex mehr ist als ein Fünfzehnminutentrip auf dem Rücksitz eines Autos. Es ist eine Wissenschaft. Und was ist Wissenschaft?«
»Langweilig«, rief irgendjemand von hinten.
»Der einzige Kurs, in dem ich durchfalle«, sagte jemand anderes.
Coachs Blick wanderte die erste Reihe entlang und blieb an mir hängen: »Nora?«
»Das Entdecken von etwas«, sagte ich.
Er kam zu mir und stieß seinen Zeigefinger vor mir auf den Tisch. »Was noch?«
»Wissen, das durch Versuche und Beobachtungen gewonnen wurde.« Wundervoll. Ich hörte mich an, als würde ich für die Audio-CD zu unserem Lehrbuch vorsprechen.
»In Ihren eigenen Worten.«
Ich berührte meine Oberlippe mit der Zungenspitze und suchte nach einem Synonym: »Wissenschaft ist eine Ermittlung.« Es hörte sich an wie eine Frage.
»Wissenschaft ist eine Ermittlung«, sagte Coach und rieb sich die Hände. »Wissenschaft verlangt von uns, dass wir uns in Detektive verwandeln.«
So gesehen hörte sich Wissenschaft beinahe unterhaltsam an. Aber ich hatte nun lange genug in Coachs Kursen gesessen, um meine Hoffnungen nicht in den Himmel wachsen zu lassen.
»Gutes Herumschnüffeln braucht Übung«, fuhr er fort.
»Genau wie Sex«, kam ein neuerlicher Kommentar aus der Tiefe des Raumes. Wir verkniffen uns ein Lachen, während Coach mit warnendem Zeigefinger auf den Übeltäter zeigte.
»Das zum Beispiel wird nicht Teil der heutigen Hausaufgaben sein.«
Coach wandte seine Aufmerksamkeit wieder mir zu. »Nora, Sie sitzen seit Anfang des Schuljahres neben Vee.« Ich nickte, hatte aber ein ungutes Gefühl. Worauf sollte das hier hinauslaufen? »Ihr beide arbeitet zusammen an der elektronischen Schülerzeitung unserer Schule.« Wieder nickte ich. »Ich wette, ihr wisst eine Menge übereinander.«
Vee trat mich unter dem Tisch ans Bein. Ich wusste, was sie dachte. Dass er keine Ahnung hatte, wie viel wir übereinander wussten. Und damit meine ich nicht nur die Geheimnisse, die wir in unseren Tagebüchern begraben. Vee ist das genaue Gegenteil von mir. Sie hat grüne Augen, sexy blonde Haare, und hätte sie ein paar Pfund weniger, würde man sie wohl als rundlich bezeichnen. Ich habe graue Augen und braunes, lockiges Haar, das auch dem besten Glätteisen widersteht. Und ich bestehe fast nur aus Beinen wie ein Barhocker. Doch uns verbindet ein unsichtbares Band; und wir schwören beide, dass dieses Band schon lange vor unserer Geburt bestanden hat. Und beide schwören wir, dass es uns auch für den Rest unseres Lebens verbinden wird.
Coach sah sich in der Klasse um: »Ich würde sogar wetten, dass jeder von euch den Schüler, der neben ihm sitzt, schon viel zu gut kennt. Schließlich habt ihr euch eure Plätze aus irgendeinem Grund ausgesucht, oder? Vertrautheit. Aber genau das ist es, was die besten Detektive meiden. Sie stumpft den Ermittlerinstinkt ab. Weshalb wir heute einen neuen Sitzplan einführen werden.«
Ich öffnete den Mund, um zu protestieren, aber Vee kam mir zuvor: »Was soll denn das? Es ist April. Das Halbjahr ist fast zu Ende, Sie können jetzt hier nicht so was abziehen.«
»Ich kann so was sogar noch am letzten Tag des Halbjahres abziehen. Und wenn Sie in meinem Kurs durchfallen, dann werden Sie nächstes Jahr genauso wieder vor mir sitzen, und ich werde wieder genau das Gleiche abziehen«, erwiderte Coach mit der Andeutung eines Lächelns.
Vee warf ihm einen finsteren Blick zu. Sie ist berühmt für diesen finsteren Blick, den man beinahe zischen hören kann. Doch Coach war anscheinend immun dagegen. Er setzte seine Pfeife an die Lippen und es war klar, worauf er hinauswollte.
»Jeder, der auf der linken Seite des Tisches sitzt – also von euch aus gesehen –, setzt sich eine Reihe weiter nach vorn. Die in der ersten Reihe – ja, auch Sie, Vee – setzen sich in die letzte Reihe.«
Vee stopfte ihren Schreibblock in den Rucksack und zog den Reißverschluss zu. Ich biss mir auf die Lippe und winkte ihr kurz zum Abschied. Dann drehte ich mich ein wenig herum, um den Raum hinter mir zu überblicken. Ich kannte die Namen aller im Kurs ... bis auf einen. Der Neue. Coach hatte ihn noch nie aufgerufen, und ihm schien es auch recht so zu sein. Er fläzte sich lässig am Tisch hinter mir, die kalten schwarzen Augen nach vorn gerichtet. Genau wie immer. Natürlich glaubte ich nicht einen Augenblick lang, dass er Tag für Tag einfach nur so dasaß und ins Leere starrte. Irgend etwas dachte er, aber mein Bauch sagte mir, dass ich wahrscheinlich gar nicht wissen wollte, was das war.
Jetzt stand er auf, kam zu mir, legte sein Biobuch auf den Tisch und glitt auf Vees alten Stuhl.
Ich lächelte ihn an. »Hi. Ich bin Nora.«
Der Blick aus seinen schwarzen Augen schnitt förmlich durch mich hindurch, und seine Mundwinkel zuckten. Mein Herz setzte einen Moment lang aus, und in dieser Pause war mir, als gleite eine düstere Finsternis wie ein Schatten über mich hinweg. Im nächsten Augenblick war das Gefühl wieder verschwunden, aber ich starrte ihn immer noch an. Sein Lächeln war nicht freundlich. Es war ein Lächeln, das Ärger verhieß.
Ich konzentrierte meinen Blick auf die Tafel. Barbie und Ken starrten mit befremdlich fröhlichem Lächeln zurück.
Coach sagte: »Menschliche Fortpflanzung kann ein haariges Thema sein ...«
»Ooooohh!«, stöhnten die Schüler im Chor.
»Es verlangt einen reifen Umgang. Und wie immer in der Wissenschaft besteht die beste Lerntechnik darin, ordentlich herumzuschnüffeln. Den Rest der Stunde findet ihr bitte so viel über euren neuen Sitznachbarn heraus, wie ihr könnt. Morgen bringt ihr eine Zusammenfassung eurer Entdeckungen mit, und glaubt mir, ich werde sie auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen. Das hier ist Biologie und nicht Literatur, also denkt nicht mal daran, Antworten zu erfin-den. Ich möchte echte Interaktion und echte Teamarbeit sehen.« Das mitschwingende »sonst ...« brauchte er nicht auszusprechen.
Ich saß absolut still da. Der Ball war in seinem Feld – ich hatte gelächelt, und es hatte ja hervorragend funktioniert. Vorsichtig zog ich die Nase kraus und versuchte herauszufinden, wie er roch. Keine Zigaretten. Etwas Reichhaltigeres, Ekligeres.
Zigarren.
Während ich auf die Uhr an der Wand starrte, tippte ich mit dem Kugelschreiber rhythmisch gegen meine andere Hand. Ich platzierte meine Ellbogen auf dem Tisch und stützte das Kinn auf die Hand. Und seufzte.
Fantastisch. Wenn das so weiterging, würde ich an meiner Aufgabe vollständig scheitern.
Ich sah starr nach vorn, aber ich hörte das sanfte Gleiten seines Stiftes. Er schrieb, und ich wollte wissen, was. Zehn Minuten Nebeneinandersitzen qualif zierten ihn wohl kaum zu irgendwelchen Annahmen über mich. Als ich einen verstohlenen Blick zur Seite riskierte, sah ich, dass auf seinem Blatt schon einige Zeilen standen, und der Text wuchs.
»Was schreibst du da?«, fragte ich.
»Und sie spricht Englisch«, sagte er, während er es notierte, jeder Zug seiner Hand ebenso geschmeidig wie träge.
Ich beugte mich so dicht zu ihm, wie ich es nur wagte, und versuchte zu lesen, was er geschrieben hatte. Aber er faltete das Papier zusammen und verdeckte so die Liste vor meinem Blick.
»Was hast du geschrieben?«, fragte ich noch einmal, fordernd.
Er griff nach meinem leeren Blatt und zog es über den Tisch zu sich hinüber. Dann knüllte er es zu einem Ball zusammen. Bevor ich protestieren konnte, warf er es in den Papierkorb neben Coachs Tisch. Und traf genau.
Ich starrte einen Augenblick auf den Papierkorb, gefangen irgendwo zwischen Unglauben und Wut. Dann schlug ich eine neue Seite in meinem Schreibblock auf.
»Wie heißt du?«, fragte ich mit gezücktem Stift.
Als ich noch einmal aufsah, registrierte ich ein weiteres finsteres Grinsen. Es schien mich aufzufordern, alles aus ihm herauszuquetschen.
»Dein Name?«, wiederholte ich in der Hoffnung, dass ich mir das Stocken in meiner Stimme nur eingebildet hatte.
»Nenn mich Patch. Du kannst mich anrufen, wenn du willst.«
Übersetzung: Sigrun Zühlke
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2010
by Page & Turner/Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
»Duc?« Der Junge lehnte sich an den Stamm einer krummen Weide. »Oder Bastard?«
Chauncey zog sein Schwert. »Nimm das zurück! Mein Vater war der Herzog von Langeais. Ich meine, ich bin jetzt der Herzog von Langeais«, setzte er ungeschickt hinzu und verwünschte sich selbst dafür.
Der Junge schüttelte träge den Kopf. »Dein Vater war nicht der alte Herzog.«
Chauncey schäumte vor Wut über diese unerhörte Beleidigung. »Und dein Vater?«, fragte er, während er sein Schwert zog. Noch kannte er nicht alle seine Vasallen, aber er lernte rasch. Den Familiennamen dieses Jungen würde er ganz sicher nicht vergessen. »Ich frage dich ein letztes Mal«, sagte er mit leiser Stimme und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, um den Regen fortzuwischen. »Wer bist du?«
Der Junge trat auf ihn zu und schob die Klinge beiseite. Mit einem Mal sah er viel älter aus als Chauncey. »Einer aus der Brut des Teufels«, antwortete er.
Chauncey spürte, wie sich sein Magen vor Angst zusammenkrampfte. »Du bist ein wildgewordener Irrer«, zischte er durch die zusammengebissenen Zähne. »Aus dem Weg.«
Da begann der Boden unter seinen Füßen zu schwanken, goldene und rote Sternchen flackerten vor seinen Augen auf. Zusammengekrümmt, die Fingernägel in die Oberschenkel gekrallt, blickte er zu dem Jungen auf, blinzelte und rang nach Luft, versuchte zu verstehen, was geschah. Seine Gedanken rasten, als unterstünden sie nicht länger seiner Kontrolle.
Der Junge beugte sich zu ihm hinunter. »Hör mir gut zu. Ich brauche etwas von dir. Ich werde dich nicht in Ruhe lassen, bis ich es bekommen habe. Verstehst du mich?«
Zähneknirschend schüttelte Chauncey den Kopf, um seinen Unglauben auszudrücken – seinen Trotz. Er versuchte, den Jungen anzuspucken, doch seine Zunge verweigerte ihm den Dienst, sodass er sein eigenes Kinn besudelte.
Der Junge umschloss Chaunceys Hände mit den seinen; sie waren so heiß, dass er aufschrie.
»Ich brauche deinen Schwur«, sagte der Junge. »Knie nieder, und gelobe mir Lehenstreue.«
Chauncey versuchte es mit einem rauen Lachen, doch seine Kehle war wie zugeschnürt, und er erstickte beinahe bei dem Versuch. Sein rechtes Knie gab nach, als habe er von hinten einen Tritt bekommen, obwohl da niemand stand, und so stolperte er nach vorn in den Schlamm. Er beugte sich zur Seite und erbrach sich würgend.
»Schwöre«, wiederholte der Junge.
Hitze überzog Chaunceys Nacken. Er musste all seine Kraft zusammennehmen, um die Hände zu schwachen Fäusten zu ballen. Es war lächerlich, doch ihm war überhaupt nicht nach Lachen zumute. Er wusste nicht, wie, aber er war sicher, dass es der Junge war, der ihm diese Übelkeit bereitete und ihm jegliche Kraft raubte. Das würde nicht vergehen, solange er den Schwur nicht leistete. Er würde also sagen, was er sagen musste, doch eines Tages würde er den Jungen für diese Demütigung zerstören, das schwor er sich.
»Herr, ich werde dein Mann«, sagte Chauncey gehässig.
Der Junge hob Chauncey auf die Füße. »Triff mich hier zu Beginn von Cheschwan nach dem jüdischen Kalender. In den beiden Wochen zwischen Neumond und Vollmond werde ich deine Dienste einfordern.«
»Zwei Wochen ... ?« Chaunceys ganzer Körper zitterte unter der Macht seiner Wut. »Ich bin der Herzog von Langeais!«
»Du bist ein Nephil«, sagte der Junge mit der Andeutung eines Lächelns.
Chauncey lag ein gotteslästerlicher Fluch auf der Zunge, aber er beherrschte sich. Dann fragte er mit eisigem Gift in der Stimme: »Was hast du gesagt?«
»Du gehörst zur biblischen Rasse der Nephilim. Dein wahrer Vater war ein gefallener Engel. Du bist nur halb sterblich.« Die dunklen Augen des Jungen hoben sich, und ihr Blick traf Chaunceys: »Ein halb gefallener Engel.«
Aus den Tiefen der Erinnerung drang die Stimme seines Lehrers in Chaunceys Bewusstsein, der Passagen aus der Bibel vorgelesen und von einer abartigen Rasse gesprochen hatte, die entstanden war, als aus dem Himmel verstoßene Engel sich mit menschlichen Frauen paarten. Eine furchterregende und mächtige Rasse. Ein Schauder, der nicht nur von Abscheu verursacht war, ergriff Chauncey. »Wer bist du?«
Der Junge drehte sich um und ging weg, und obwohl Chauncey ihm folgen wollte, konnte er seine Beine nicht zwingen, die Last seines Körpergewichtes zu tragen. Als er dort kniete und ihm durch den dichten Regen nachblinzelte, erblickte er auf dem nackten Rücken des Jungen zwei wulstige Narben. Sie liefen nach oben aufeinander zu und bildeten ein umgedrehtes V.
»Bist du – ein Gefallener?«, rief er. »Deine Flügel sind dir ausgerissen worden, nicht wahr?«
Der Junge – Engel – oder was auch immer er war, drehte sich nicht um. Doch Chauncey brauchte keine weitere Bestätigung.
»Dieser Dienst, den ich dir leisten soll«, rief er. »Ich will wissen, worin er besteht!«
Das Lachen des Jungen hallte durch die Nacht.
EINS
Coldwater, Maine, Gegenwart
Als ich in den Biologie-Raum trat, blieb mir der Mund of- fen stehen. An der Tafel war auf mysteriöse Weise eine Barbiepuppe mit Ken an ihrer Seite befestigt. Irgendjemand hatte sie so zurechtgebogen, dass sie sich umarmten, und abgesehen von an einigen ausgewählten Stellen drapierten, künstlichen Blättern waren sie nackt. Über ihren Köpfen stand in dicker rosafarbener Kreide:
WILLKOMMEN BEI DER MENSCHLICHEN FORTPFLANZUNG
(SEX)
Vee Sky neben mir verkündete: »Genau das ist der Grund, warum die Schule keine Fotohandys erlaubt. Es bräuchte nicht mehr als ein paar Bilder davon in der eZine, und das Schulamt würde Bio streichen. Und dann könnten wir endlich mal was Produktives mit der Stunde machen – Einzelstunden-Nachhilfe von hübschen Jungs aus der Oberstufe nehmen, beispielsweise.«
»Vee, warum nur werde ich das Gefühl nicht los, dass du dich schon das ganze Semester auf das Thema gefreut hast?«, fragte ich.
Vee senkte die Augenlider und schenkte mir ein verruchtes Lächeln: »Glaub mir, dieser Kurs wird mich nichts lehren, was ich nicht schon längst weiß.«
»Vee? Als Jungfrau?«
»Nicht so laut.« Sie zwinkerte mir zu, gerade als uns die Schulglocke auf die Plätze schickte, nebeneinander an unserem Tisch.
Coach McConaughy griff nach der Trillerpfeife, die um seinen Hals hing, und pfiff. »Auf die Plätze, Team!« Coach verstand den Biologieunterricht in der zehnten Klasse als Nebenjob zu seiner Tätigkeit als Trainer der Basketball-Schulmannschaft, und wir alle wussten das.
»Es mag euch Kids vielleicht noch nicht in den Sinn gekommen sein, dass Sex mehr ist als ein Fünfzehnminutentrip auf dem Rücksitz eines Autos. Es ist eine Wissenschaft. Und was ist Wissenschaft?«
»Langweilig«, rief irgendjemand von hinten.
»Der einzige Kurs, in dem ich durchfalle«, sagte jemand anderes.
Coachs Blick wanderte die erste Reihe entlang und blieb an mir hängen: »Nora?«
»Das Entdecken von etwas«, sagte ich.
Er kam zu mir und stieß seinen Zeigefinger vor mir auf den Tisch. »Was noch?«
»Wissen, das durch Versuche und Beobachtungen gewonnen wurde.« Wundervoll. Ich hörte mich an, als würde ich für die Audio-CD zu unserem Lehrbuch vorsprechen.
»In Ihren eigenen Worten.«
Ich berührte meine Oberlippe mit der Zungenspitze und suchte nach einem Synonym: »Wissenschaft ist eine Ermittlung.« Es hörte sich an wie eine Frage.
»Wissenschaft ist eine Ermittlung«, sagte Coach und rieb sich die Hände. »Wissenschaft verlangt von uns, dass wir uns in Detektive verwandeln.«
So gesehen hörte sich Wissenschaft beinahe unterhaltsam an. Aber ich hatte nun lange genug in Coachs Kursen gesessen, um meine Hoffnungen nicht in den Himmel wachsen zu lassen.
»Gutes Herumschnüffeln braucht Übung«, fuhr er fort.
»Genau wie Sex«, kam ein neuerlicher Kommentar aus der Tiefe des Raumes. Wir verkniffen uns ein Lachen, während Coach mit warnendem Zeigefinger auf den Übeltäter zeigte.
»Das zum Beispiel wird nicht Teil der heutigen Hausaufgaben sein.«
Coach wandte seine Aufmerksamkeit wieder mir zu. »Nora, Sie sitzen seit Anfang des Schuljahres neben Vee.« Ich nickte, hatte aber ein ungutes Gefühl. Worauf sollte das hier hinauslaufen? »Ihr beide arbeitet zusammen an der elektronischen Schülerzeitung unserer Schule.« Wieder nickte ich. »Ich wette, ihr wisst eine Menge übereinander.«
Vee trat mich unter dem Tisch ans Bein. Ich wusste, was sie dachte. Dass er keine Ahnung hatte, wie viel wir übereinander wussten. Und damit meine ich nicht nur die Geheimnisse, die wir in unseren Tagebüchern begraben. Vee ist das genaue Gegenteil von mir. Sie hat grüne Augen, sexy blonde Haare, und hätte sie ein paar Pfund weniger, würde man sie wohl als rundlich bezeichnen. Ich habe graue Augen und braunes, lockiges Haar, das auch dem besten Glätteisen widersteht. Und ich bestehe fast nur aus Beinen wie ein Barhocker. Doch uns verbindet ein unsichtbares Band; und wir schwören beide, dass dieses Band schon lange vor unserer Geburt bestanden hat. Und beide schwören wir, dass es uns auch für den Rest unseres Lebens verbinden wird.
Coach sah sich in der Klasse um: »Ich würde sogar wetten, dass jeder von euch den Schüler, der neben ihm sitzt, schon viel zu gut kennt. Schließlich habt ihr euch eure Plätze aus irgendeinem Grund ausgesucht, oder? Vertrautheit. Aber genau das ist es, was die besten Detektive meiden. Sie stumpft den Ermittlerinstinkt ab. Weshalb wir heute einen neuen Sitzplan einführen werden.«
Ich öffnete den Mund, um zu protestieren, aber Vee kam mir zuvor: »Was soll denn das? Es ist April. Das Halbjahr ist fast zu Ende, Sie können jetzt hier nicht so was abziehen.«
»Ich kann so was sogar noch am letzten Tag des Halbjahres abziehen. Und wenn Sie in meinem Kurs durchfallen, dann werden Sie nächstes Jahr genauso wieder vor mir sitzen, und ich werde wieder genau das Gleiche abziehen«, erwiderte Coach mit der Andeutung eines Lächelns.
Vee warf ihm einen finsteren Blick zu. Sie ist berühmt für diesen finsteren Blick, den man beinahe zischen hören kann. Doch Coach war anscheinend immun dagegen. Er setzte seine Pfeife an die Lippen und es war klar, worauf er hinauswollte.
»Jeder, der auf der linken Seite des Tisches sitzt – also von euch aus gesehen –, setzt sich eine Reihe weiter nach vorn. Die in der ersten Reihe – ja, auch Sie, Vee – setzen sich in die letzte Reihe.«
Vee stopfte ihren Schreibblock in den Rucksack und zog den Reißverschluss zu. Ich biss mir auf die Lippe und winkte ihr kurz zum Abschied. Dann drehte ich mich ein wenig herum, um den Raum hinter mir zu überblicken. Ich kannte die Namen aller im Kurs ... bis auf einen. Der Neue. Coach hatte ihn noch nie aufgerufen, und ihm schien es auch recht so zu sein. Er fläzte sich lässig am Tisch hinter mir, die kalten schwarzen Augen nach vorn gerichtet. Genau wie immer. Natürlich glaubte ich nicht einen Augenblick lang, dass er Tag für Tag einfach nur so dasaß und ins Leere starrte. Irgend etwas dachte er, aber mein Bauch sagte mir, dass ich wahrscheinlich gar nicht wissen wollte, was das war.
Jetzt stand er auf, kam zu mir, legte sein Biobuch auf den Tisch und glitt auf Vees alten Stuhl.
Ich lächelte ihn an. »Hi. Ich bin Nora.«
Der Blick aus seinen schwarzen Augen schnitt förmlich durch mich hindurch, und seine Mundwinkel zuckten. Mein Herz setzte einen Moment lang aus, und in dieser Pause war mir, als gleite eine düstere Finsternis wie ein Schatten über mich hinweg. Im nächsten Augenblick war das Gefühl wieder verschwunden, aber ich starrte ihn immer noch an. Sein Lächeln war nicht freundlich. Es war ein Lächeln, das Ärger verhieß.
Ich konzentrierte meinen Blick auf die Tafel. Barbie und Ken starrten mit befremdlich fröhlichem Lächeln zurück.
Coach sagte: »Menschliche Fortpflanzung kann ein haariges Thema sein ...«
»Ooooohh!«, stöhnten die Schüler im Chor.
»Es verlangt einen reifen Umgang. Und wie immer in der Wissenschaft besteht die beste Lerntechnik darin, ordentlich herumzuschnüffeln. Den Rest der Stunde findet ihr bitte so viel über euren neuen Sitznachbarn heraus, wie ihr könnt. Morgen bringt ihr eine Zusammenfassung eurer Entdeckungen mit, und glaubt mir, ich werde sie auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen. Das hier ist Biologie und nicht Literatur, also denkt nicht mal daran, Antworten zu erfin-den. Ich möchte echte Interaktion und echte Teamarbeit sehen.« Das mitschwingende »sonst ...« brauchte er nicht auszusprechen.
Ich saß absolut still da. Der Ball war in seinem Feld – ich hatte gelächelt, und es hatte ja hervorragend funktioniert. Vorsichtig zog ich die Nase kraus und versuchte herauszufinden, wie er roch. Keine Zigaretten. Etwas Reichhaltigeres, Ekligeres.
Zigarren.
Während ich auf die Uhr an der Wand starrte, tippte ich mit dem Kugelschreiber rhythmisch gegen meine andere Hand. Ich platzierte meine Ellbogen auf dem Tisch und stützte das Kinn auf die Hand. Und seufzte.
Fantastisch. Wenn das so weiterging, würde ich an meiner Aufgabe vollständig scheitern.
Ich sah starr nach vorn, aber ich hörte das sanfte Gleiten seines Stiftes. Er schrieb, und ich wollte wissen, was. Zehn Minuten Nebeneinandersitzen qualif zierten ihn wohl kaum zu irgendwelchen Annahmen über mich. Als ich einen verstohlenen Blick zur Seite riskierte, sah ich, dass auf seinem Blatt schon einige Zeilen standen, und der Text wuchs.
»Was schreibst du da?«, fragte ich.
»Und sie spricht Englisch«, sagte er, während er es notierte, jeder Zug seiner Hand ebenso geschmeidig wie träge.
Ich beugte mich so dicht zu ihm, wie ich es nur wagte, und versuchte zu lesen, was er geschrieben hatte. Aber er faltete das Papier zusammen und verdeckte so die Liste vor meinem Blick.
»Was hast du geschrieben?«, fragte ich noch einmal, fordernd.
Er griff nach meinem leeren Blatt und zog es über den Tisch zu sich hinüber. Dann knüllte er es zu einem Ball zusammen. Bevor ich protestieren konnte, warf er es in den Papierkorb neben Coachs Tisch. Und traf genau.
Ich starrte einen Augenblick auf den Papierkorb, gefangen irgendwo zwischen Unglauben und Wut. Dann schlug ich eine neue Seite in meinem Schreibblock auf.
»Wie heißt du?«, fragte ich mit gezücktem Stift.
Als ich noch einmal aufsah, registrierte ich ein weiteres finsteres Grinsen. Es schien mich aufzufordern, alles aus ihm herauszuquetschen.
»Dein Name?«, wiederholte ich in der Hoffnung, dass ich mir das Stocken in meiner Stimme nur eingebildet hatte.
»Nenn mich Patch. Du kannst mich anrufen, wenn du willst.«
Übersetzung: Sigrun Zühlke
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2010
by Page & Turner/Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von Becca Fitzpatrick
Becca Fitzpatrick ist eine junge amerikanische Autorin. Sie lebt in Colorado, USA.
Bibliographische Angaben
- Autor: Becca Fitzpatrick
- 2010, 379 Seiten, Maße: 13,5 x 21,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Ins Deutsche übertr. v. Sigrun Zühlke
- Übersetzer: Sigrun Zühlke
- Verlag: Page & Turner
- ISBN-10: 3442203732
- ISBN-13: 9783442203734
Rezension zu „Engel der Nacht Bd.1 “
"Ein atemberaubendes Debüt!"
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