Einigkeit und Recht und Doofheit
Warum wir längst keine Dichter und Denker mehr sind
Bestsellerautor Thomas Wieczorek ist mit neuen provokanten Thesen zurück: Werden die Deutschen immer dümmer?
Thomas Wieczorek wendet sich diesmal der immer größer werdenden "Doofheit" der deutschen Gesellschaft zu....
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Produktinformationen zu „Einigkeit und Recht und Doofheit “
Bestsellerautor Thomas Wieczorek ist mit neuen provokanten Thesen zurück: Werden die Deutschen immer dümmer?
Thomas Wieczorek wendet sich diesmal der immer größer werdenden "Doofheit" der deutschen Gesellschaft zu. Gut recherchiert deckt er die Ursachen und die Verbreitung dieses Problems auf: Wird die Kluft zwischen intelligent und doof immer größer? Sind wir nicht längst alle dieser Verblödung zum Opfer gefallen? Und vor allem: Wer hat Schuld an dieser Verdummung? Vom Bildungsbürger bis zum Ballermann-Urlauber stellt sich oft die Frage: ''typisch deutsch'' oder einfach nur ''typisch dumm''?
Diskussionsstoff vom Feinsten, wie immer bissig und fundiert.
Klappentext zu „Einigkeit und Recht und Doofheit “
Was hält die deutsche Gesellschaft zusammen? Wird die Kluft zwischen reich und arm, intelligent und doof wirklich immer größer, und sind wir nicht alle schon längst in einem Strudel der allgemeinen Doofheit gefangen? Ob Bildungsbürger oder Ballermann, Brauchtumspatrioten oder Multikultispießer -sind sie alle »typisch deutsch« oder einfach nur »typisch dumm«?Bestsellerautor Thomas Wieczorek beweist in seinem neuen Buch einmal mehr, dass er mit seinen provokanten Thesen und Recherchen Diskussionen in Gang bringen kann. Gewohnt bissig und fundiert deckt er auf, wer beim Spiel mit der Dummheit wirklich die Fäden in der Hand hält ...
Lese-Probe zu „Einigkeit und Recht und Doofheit “
Einigkeit und Recht und Doofheit von Thomas WieczorekVorbemerkung:
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»Die Deutschen«
Kaum hatte Barack Obama im Jahr 2008 sein wahlkämp- ferisches »Yes we can« dem US-Volk zugerufen, ge-
langten diese Worte via Satellit selbst in die letzten Ecken der Welt - und auch zu den Deutschen. Hierzulande berührte seit John F. Kennedys »Ich bin ein Berliner« kein Satz eines Ausländers so sehr die Hirne und Herzen. Und wie bei allem in den USA Erfolgreichen folgte die deutsche Imitation auf dem Fuße.
Als aber SPD-Generalsekretär Hubertus Heil Ende 2008 das Parteitagsvolk an der Zauberformel teilhaben lassen wollte, klang er »so stürmisch und so leidenschaftlich« wie einst Herzensbrecher Heinz Rühmann - und traf auf entsprechend entgeisterte Blicke. In der Folge ernteten Kabarettisten todsichere Lacher, indem sie »Yes we can« einfach im nachgeäfften Stile der Merkel, Westerwelle, Steinmeier, Kauder oder Seehofer vortrugen.
Bleiben die Fragen: Warum haben wir keinen Obama? Warum ist, was offenbar Millionen US-Bürger aller Hautfarben und Klassen zu Tränen rührt, bei uns eine Lachnummer? Liegt es wirklich nur an unserem indiskutablen Personal? Was eint die Amerikaner, was wir nicht haben oder kennen? Vor allem aber: Was ist - oder wäre - »deutsche Identität«? Was ist »typisch deutsch«; und kann, muss, darf man es gegen »Undeutsches« und »Fremdes« abgrenzen?
Neidvoll fragt man sich: Warum gibt's so eine(n) nicht auch bei uns? Dahinter steht die Sehnsucht nach der »Vision«: Worauf steuern die Eliten, die Politiker, »wir« zu? Dies aber führt zur Frage: Wer ist eigentlich »we - wir«?
Und dieses Problem der Abgrenzung stellt sich den Deutschen ja sogar innerhalb der Nation, vor allem zum 20. Jahrestag der Vereinigung: Seit dem Mauerfall wird »zusammengequatscht, was zusammengehört«. Aber wie groß sind die Unterschiede zwischen Ossi und Wessi wirklich, und was ist Legende, Propaganda oder Ergebnis davon? Ist Angela Merkel eine Jammerossi und Heiner Geißler ein arroganter Wessi?
Aber ist - andererseits - nicht gerade die regelmäßige Verbissenheit der Debatte darüber »typisch deutsch«?
»Die Deutschen« gibt es genauso wenig wie »die Briten« oder »die Amerikaner«. Was hat Victoria Beckham mit Sir Peter Ustinov zu tun, George W. Bush mit Michael Moore oder Heidi Klum mit Richard von Weizsäcker?
Besonders komödiantisch ist die Defi nition des »Durchschnittsdeutschen«. So verdienten laut Statistischem Bundesamt vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Jahre 2008 durchschnittlich 41 509 Euro brutto, also 3459 Euro im Monat. 1 Da wüsste die übergroße Mehrheit der Arbeitnehmer aber was davon.
Der Durchschnittstrick ist denkbar simpel: Angenommen, die 7,8 Milliarden Euro schwere Susanne Klatten spielt mit drei völlig mittellosen Gigolos Schafskopf. Dann besitzt im Schnitt jeder Spieler 1,95 Milliarden Euro. Und wenn einer von ihnen acht Glas Bier trinkt, die anderen aber Selters, so haben sie im Schnitt dennoch jeder zwei Bier intus. Dieser Nonsens liegt freilich nicht (nur) am mangelnden Fachwissen und gesunden Menschenverstand der Statistiker.
Vielmehr sollen die sich ständig vergrößernden Einkommens- und damit Klassenunterschiede auf pseudomathematischem Wege eingeebnet werden.
Das Durchschnittsvermögen eines Deutschen liegt bei über 60 000 Euro.
Mich würde brennend interessieren, wer meine fehlenden 59 000 Euro hat!
Kommentar in einem Internetforum
Es scheint also etwas dran zu sein an jenem Satz, der Winston Churchill zugeschrieben wird, nach Recherchen des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg aber vermutlich von Joseph Goebbels stammt: »Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.«
Allen wunderschönen Erfolgszahlen zum Trotz fragt sogar der nicht gerade linksradikale Focus: »Wohlstands- oder doch eher Klassengesellschaft?« Und fast zwei Drittel der Wahlberechtigten sind der Überzeugung, es gebe keine Mitte mehr, nur noch oben und unten. Aber nicht nur das Arm-Reich-Gefälle spricht gegen die Betrachtung der Deutschen als uniforme Masse.
So unterteilen die Trendforschungspäpste vom Institut sinus sociovision in einer ausführlichen Studie die Gesellschaft in zehn Milieus, denen sie auch gleich genaue Prozentzahlen zuordnen:
• Die Abgehängten (26 Prozent)
• »Opa« und »Muttchen« (15 Prozent)
• Zwischen den Stühlen: die mittlere Mittelschicht (24 Prozent)
• Immer fast, doch nie ganz oben: in der Mitte und nach oben (25 Prozent)
• Die da oben: die Gewinner (10 Prozent)
Nicht gesondert betrachtet wird bei Sinus die Gruppe der Reichsten, nämlich jener Dividendenmilliardäre, die ihre gigantischen Einkünfte ohne eigenes Zutun ausschließlich durch - überdies meist ererbten - Kapitalbesitz erzielen. Nicht wenige gestandene Manager oder Unternehmer, die sich nicht ganz zu Unrecht zu den Leistungsträgern der Gesellschaft zählen, haben ihre Probleme mit all den inkompetenten Witwen und Sprösslingen, die in ihre Kreise drängen, ohne jemals selbst zum gesellschaftlichen Fortschritt und Wohlstand beigetragen zu haben.
So weit die Sinus-Studie. Oder wie es so schön bei den Prinzen heißt: »Das alles ist Deutschland, das alles sind wir ...«
Was ist überhaupt »typisch deutsch«?
Wie schwer es ist - und wie leicht gerade stramme Patrioten sich beim Versuch blamieren können -, das »typisch Deutsche« zu bestimmen, zeigt der skurrile Einbürgerungstest, der übrigens auch gleich eine weitere, allerdings nicht nur deutsche Eigenschaft verrät: die Mischung aus völliger Unkenntnis und Großspurigkeit. So enthält der Fragebogen für Niedersachsen falsche Farben in der Landesflagge, Phantasie-Behörden und etliche Ungenauigkeiten - die Testfragen des Innenministeriums sind gar nicht richtig zu beantworten. Ganz zu schweigen davon, dass diesen Test auch ein Großteil der »Blutsdeutschen« nicht bestehen würde. Zudem vermisst nicht nur der Zentralrat der Juden eine ehrliche Thematisierung der Nazi-Verbrechen und spricht von einem »seltsamen Geschichtsverständnis«. Dass »nationale Identität« gerade nicht eine uniforme dumpfe und fremdenfeindliche Horde bedeutet, sondern den kleinsten gemeinsamen Nenner durchaus unterschiedlicher Individuen und Schichten, wird ja gerade auch in Obamas USA deutlich, wo es den dümmlich-argwöhnischen Texas-Farmer ebenso gibt wie den weltoffenen New Yorker, den arbeitsamen Dreifachjobber ebenso wie den steinreichen Müßiggänger und Schwarz-Weiß-Rassisten auf beiden Seiten sowieso. Dies ist bei uns nicht anders; und selbstverständlich gibt es auch bei uns die unterschiedlichsten Milieus mit ihren scheinbar unvereinbaren Vorstellungen von »Leitkultur«.
Die Weltfinanzkrise vergrößert auch bei uns die Arm- Reich-Schere: Was also - wenn offenbar nicht der Wohlstand - hält die Nation zusammen? »Innere Werte?« Und wenn ja, welche?
Über alledem schwebt seit geraumer Zeit die »Wertedebatte«: Ob Nachrichtenvorleserin Eva Herman (»Heimchen am Herd«), FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher (»biologische Tatsachen«), Papst Benedikt (»Werte-Relativismus«) oder TV-Peter-Hahne (»gute alte Zeit«), Verfassungsrichter Ulrich di Fabio (»Achtung der Tradition«) oder Geschichtsprofessor Paul Nolte (»Unterschicht ohne Werte«) - selbsternannte Mahner aller Couleur beklagen wie schon 63 vor Christi der römische Senator Cicero die »tempora« und »mores«, den allgemeinen Sittenverfall. Ungeachtet der Infl ation an klugen und weniger klugen Publikationen kann kaum jemand die Frage »Was ist eigentlich typisch deutsch?« halbwegs verständlich beantworten - was auch mit der noch immer verlogen-verklemmten Art der Vergangenheitsbewältigung zu tun hat: Zwischen der anmaßenden Arroganz der »späten Geburt« und völkisch- archaischer Sippenhaftung (der Holocaust als quasi bib lische Erbsünde) werden vernünftige Meinungen häufig zerrieben. Dies freilich macht die Bestimmung »deutscher Identität« nicht leichter.
Aber gehen wir es an.
© Copyright © 2010 by Knaur Taschenbuch
»Die Deutschen«
Kaum hatte Barack Obama im Jahr 2008 sein wahlkämp- ferisches »Yes we can« dem US-Volk zugerufen, ge-
langten diese Worte via Satellit selbst in die letzten Ecken der Welt - und auch zu den Deutschen. Hierzulande berührte seit John F. Kennedys »Ich bin ein Berliner« kein Satz eines Ausländers so sehr die Hirne und Herzen. Und wie bei allem in den USA Erfolgreichen folgte die deutsche Imitation auf dem Fuße.
Als aber SPD-Generalsekretär Hubertus Heil Ende 2008 das Parteitagsvolk an der Zauberformel teilhaben lassen wollte, klang er »so stürmisch und so leidenschaftlich« wie einst Herzensbrecher Heinz Rühmann - und traf auf entsprechend entgeisterte Blicke. In der Folge ernteten Kabarettisten todsichere Lacher, indem sie »Yes we can« einfach im nachgeäfften Stile der Merkel, Westerwelle, Steinmeier, Kauder oder Seehofer vortrugen.
Bleiben die Fragen: Warum haben wir keinen Obama? Warum ist, was offenbar Millionen US-Bürger aller Hautfarben und Klassen zu Tränen rührt, bei uns eine Lachnummer? Liegt es wirklich nur an unserem indiskutablen Personal? Was eint die Amerikaner, was wir nicht haben oder kennen? Vor allem aber: Was ist - oder wäre - »deutsche Identität«? Was ist »typisch deutsch«; und kann, muss, darf man es gegen »Undeutsches« und »Fremdes« abgrenzen?
Neidvoll fragt man sich: Warum gibt's so eine(n) nicht auch bei uns? Dahinter steht die Sehnsucht nach der »Vision«: Worauf steuern die Eliten, die Politiker, »wir« zu? Dies aber führt zur Frage: Wer ist eigentlich »we - wir«?
Und dieses Problem der Abgrenzung stellt sich den Deutschen ja sogar innerhalb der Nation, vor allem zum 20. Jahrestag der Vereinigung: Seit dem Mauerfall wird »zusammengequatscht, was zusammengehört«. Aber wie groß sind die Unterschiede zwischen Ossi und Wessi wirklich, und was ist Legende, Propaganda oder Ergebnis davon? Ist Angela Merkel eine Jammerossi und Heiner Geißler ein arroganter Wessi?
Aber ist - andererseits - nicht gerade die regelmäßige Verbissenheit der Debatte darüber »typisch deutsch«?
»Die Deutschen« gibt es genauso wenig wie »die Briten« oder »die Amerikaner«. Was hat Victoria Beckham mit Sir Peter Ustinov zu tun, George W. Bush mit Michael Moore oder Heidi Klum mit Richard von Weizsäcker?
Besonders komödiantisch ist die Defi nition des »Durchschnittsdeutschen«. So verdienten laut Statistischem Bundesamt vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Jahre 2008 durchschnittlich 41 509 Euro brutto, also 3459 Euro im Monat. 1 Da wüsste die übergroße Mehrheit der Arbeitnehmer aber was davon.
Der Durchschnittstrick ist denkbar simpel: Angenommen, die 7,8 Milliarden Euro schwere Susanne Klatten spielt mit drei völlig mittellosen Gigolos Schafskopf. Dann besitzt im Schnitt jeder Spieler 1,95 Milliarden Euro. Und wenn einer von ihnen acht Glas Bier trinkt, die anderen aber Selters, so haben sie im Schnitt dennoch jeder zwei Bier intus. Dieser Nonsens liegt freilich nicht (nur) am mangelnden Fachwissen und gesunden Menschenverstand der Statistiker.
Vielmehr sollen die sich ständig vergrößernden Einkommens- und damit Klassenunterschiede auf pseudomathematischem Wege eingeebnet werden.
Das Durchschnittsvermögen eines Deutschen liegt bei über 60 000 Euro.
Mich würde brennend interessieren, wer meine fehlenden 59 000 Euro hat!
Kommentar in einem Internetforum
Es scheint also etwas dran zu sein an jenem Satz, der Winston Churchill zugeschrieben wird, nach Recherchen des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg aber vermutlich von Joseph Goebbels stammt: »Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.«
Allen wunderschönen Erfolgszahlen zum Trotz fragt sogar der nicht gerade linksradikale Focus: »Wohlstands- oder doch eher Klassengesellschaft?« Und fast zwei Drittel der Wahlberechtigten sind der Überzeugung, es gebe keine Mitte mehr, nur noch oben und unten. Aber nicht nur das Arm-Reich-Gefälle spricht gegen die Betrachtung der Deutschen als uniforme Masse.
So unterteilen die Trendforschungspäpste vom Institut sinus sociovision in einer ausführlichen Studie die Gesellschaft in zehn Milieus, denen sie auch gleich genaue Prozentzahlen zuordnen:
• Die Abgehängten (26 Prozent)
• »Opa« und »Muttchen« (15 Prozent)
• Zwischen den Stühlen: die mittlere Mittelschicht (24 Prozent)
• Immer fast, doch nie ganz oben: in der Mitte und nach oben (25 Prozent)
• Die da oben: die Gewinner (10 Prozent)
Nicht gesondert betrachtet wird bei Sinus die Gruppe der Reichsten, nämlich jener Dividendenmilliardäre, die ihre gigantischen Einkünfte ohne eigenes Zutun ausschließlich durch - überdies meist ererbten - Kapitalbesitz erzielen. Nicht wenige gestandene Manager oder Unternehmer, die sich nicht ganz zu Unrecht zu den Leistungsträgern der Gesellschaft zählen, haben ihre Probleme mit all den inkompetenten Witwen und Sprösslingen, die in ihre Kreise drängen, ohne jemals selbst zum gesellschaftlichen Fortschritt und Wohlstand beigetragen zu haben.
So weit die Sinus-Studie. Oder wie es so schön bei den Prinzen heißt: »Das alles ist Deutschland, das alles sind wir ...«
Was ist überhaupt »typisch deutsch«?
Wie schwer es ist - und wie leicht gerade stramme Patrioten sich beim Versuch blamieren können -, das »typisch Deutsche« zu bestimmen, zeigt der skurrile Einbürgerungstest, der übrigens auch gleich eine weitere, allerdings nicht nur deutsche Eigenschaft verrät: die Mischung aus völliger Unkenntnis und Großspurigkeit. So enthält der Fragebogen für Niedersachsen falsche Farben in der Landesflagge, Phantasie-Behörden und etliche Ungenauigkeiten - die Testfragen des Innenministeriums sind gar nicht richtig zu beantworten. Ganz zu schweigen davon, dass diesen Test auch ein Großteil der »Blutsdeutschen« nicht bestehen würde. Zudem vermisst nicht nur der Zentralrat der Juden eine ehrliche Thematisierung der Nazi-Verbrechen und spricht von einem »seltsamen Geschichtsverständnis«. Dass »nationale Identität« gerade nicht eine uniforme dumpfe und fremdenfeindliche Horde bedeutet, sondern den kleinsten gemeinsamen Nenner durchaus unterschiedlicher Individuen und Schichten, wird ja gerade auch in Obamas USA deutlich, wo es den dümmlich-argwöhnischen Texas-Farmer ebenso gibt wie den weltoffenen New Yorker, den arbeitsamen Dreifachjobber ebenso wie den steinreichen Müßiggänger und Schwarz-Weiß-Rassisten auf beiden Seiten sowieso. Dies ist bei uns nicht anders; und selbstverständlich gibt es auch bei uns die unterschiedlichsten Milieus mit ihren scheinbar unvereinbaren Vorstellungen von »Leitkultur«.
Die Weltfinanzkrise vergrößert auch bei uns die Arm- Reich-Schere: Was also - wenn offenbar nicht der Wohlstand - hält die Nation zusammen? »Innere Werte?« Und wenn ja, welche?
Über alledem schwebt seit geraumer Zeit die »Wertedebatte«: Ob Nachrichtenvorleserin Eva Herman (»Heimchen am Herd«), FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher (»biologische Tatsachen«), Papst Benedikt (»Werte-Relativismus«) oder TV-Peter-Hahne (»gute alte Zeit«), Verfassungsrichter Ulrich di Fabio (»Achtung der Tradition«) oder Geschichtsprofessor Paul Nolte (»Unterschicht ohne Werte«) - selbsternannte Mahner aller Couleur beklagen wie schon 63 vor Christi der römische Senator Cicero die »tempora« und »mores«, den allgemeinen Sittenverfall. Ungeachtet der Infl ation an klugen und weniger klugen Publikationen kann kaum jemand die Frage »Was ist eigentlich typisch deutsch?« halbwegs verständlich beantworten - was auch mit der noch immer verlogen-verklemmten Art der Vergangenheitsbewältigung zu tun hat: Zwischen der anmaßenden Arroganz der »späten Geburt« und völkisch- archaischer Sippenhaftung (der Holocaust als quasi bib lische Erbsünde) werden vernünftige Meinungen häufig zerrieben. Dies freilich macht die Bestimmung »deutscher Identität« nicht leichter.
Aber gehen wir es an.
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Autoren-Porträt von Thomas Wieczorek
Thomas Wieczorek wurde 1953 in Berlin geboren. Nach dem Abitur studierte er Volkswirtschaftslehre an der FU Berlin. Wieczorek arbeitete für die dpa und die "Bild" Hamburg. Seit 1984 schreibt er als freier Autor für Tageszeitungen wie die "Frankfurter Rundschau", seit 1989 auch für das Satiremagazin "Eulenspiegel". Von ihm sind bereits mehrere Bücher erschienen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Thomas Wieczorek
- 2010, 2. Aufl., 281 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426784076
- ISBN-13: 9783426784075
- Erscheinungsdatum: 10.09.2010
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