Die Staufer und ihre Zeit
Leben im Hochmittelalter
"Ein spannendes Erlebnis für Langleser und episodische Einsteiger." -- Bayernkurier, 19.02.2011
"Man lernt beim Lesen viel über die Herrscher oder das Alltagsleben im Hochmittelalter kennen. Das Buch gefällt durch eine gut gewählte...
"Man lernt beim Lesen viel über die Herrscher oder das Alltagsleben im Hochmittelalter kennen. Das Buch gefällt durch eine gut gewählte...
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Produktinformationen zu „Die Staufer und ihre Zeit “
"Ein spannendes Erlebnis für Langleser und episodische Einsteiger." -- Bayernkurier, 19.02.2011
"Man lernt beim Lesen viel über die Herrscher oder das Alltagsleben im Hochmittelalter kennen. Das Buch gefällt durch eine gut gewählte Mischung. Für einen ersten Eindruck von der Epoche des Hochmittelalters ist das Buch gut geeignet." -- thema.jnbw.de, 10.03.2011
"Wer einen breiten Überblick über das Leben mit all seinen Facetten in dieser Zeit erhalten will, ist mit diesem Buch durchaus gut bedient." -- egotrip.de, 03/11
"Man lernt beim Lesen viel über die Herrscher oder das Alltagsleben im Hochmittelalter kennen. Das Buch gefällt durch eine gut gewählte Mischung. Für einen ersten Eindruck von der Epoche des Hochmittelalters ist das Buch gut geeignet." -- thema.jnbw.de, 10.03.2011
"Wer einen breiten Überblick über das Leben mit all seinen Facetten in dieser Zeit erhalten will, ist mit diesem Buch durchaus gut bedient." -- egotrip.de, 03/11
Klappentext zu „Die Staufer und ihre Zeit “
Das bekannteste Herrschergeschlecht des Hochmittelalters130 Jahre lang herrschten die Könige und Kaiser der Staufer von 1138 bis 1268. Ein Mythos sind sie bis heute, allen voran die charismatischen Kaisergestalten Friedrich I. Barbarossa und Friedrich II., dessen Reich sich von der Ostsee bis Sizilien erstreckte. Die Zeit der Staufer, das Hochmittelalter, war zugleich die Blütezeit der Ritter und Burgen, Handel und Städtebau boomten. Überragende Persönlichkeiten wie Hildegard von Bingen und Franz von Assisi nahmen Einfluss auf Glauben und Politik, Dichter schrieben geniale Werke wie den "Parzival". Häufig jedoch war der Alltag geprägt von harten Konflikten: Papst und Kaiser, König und Fürsten rangen um die Macht im Reich. SPIEGEL- Autoren und renommierte Mediävisten geben Einblick in diese bewegte Epoche. Sie porträtieren die staufischen Herrscher, zeigen, wie deren Untertanen lebten, und legen dar, warum die aus dem Schwäbischen stammende Staufer-Dynastie wie kein anderes deutsches Herrschergeschlecht zur Legende wurde.
Ein umfassender Einblick in die Epoche des Hochmittelalters
Kompakte Informationen: Herrscherporträts, Übersichtsdarstellungen, Essays dazu zahlreiche Grafiken und Abbildungen
Das bekannteste Herrschergeschlecht des Hochmittelalters 130 Jahre lang herrschten die Könige und Kaiser der Staufer - von 1138 bis 1268. Ein Mythos sind sie bis heute, allen voran die charismatischen Kaisergestalten Friedrich I. Barbarossa und Friedrich II., dessen Reich sich von der Ostsee bis Sizilien erstreckte. Die Zeit der Staufer, das Hochmittelalter, war zugleich die Blütezeit der Ritter und Burgen, Handel und Städtebau boomten. Überragende Persönlichkeiten wie Hildegard von Bingen und Franz von Assisi nahmen Einfluss auf Glauben und Politik, Dichter schrieben geniale Werke wie den "Parzival". Häufig jedoch war der Alltag geprägt von harten Konflikten: Papst und Kaiser, König und Fürsten rangen um die Macht im Reich. SPIEGEL- Autoren und renommierte Mediävisten geben Einblick in diese bewegte Epoche. Sie porträtieren die staufischen Herrscher, zeigen, wie deren Untertanen lebten, und legen dar, warum die aus dem Schwäbischen stammende Staufer-Dynastie wie kein anderes deutsches Herrschergeschlecht zur Legende wurde.
- Ein umfassender Einblick in die Epoche des Hochmittelalters- Kompakte Informationen: Herrscherporträts, Übersichtsdarstellungen, Essays - dazu zahlreiche Grafiken und Abbildungenten Friedrich I. Barbarossa und Friedrich II., dessen Reich sich von der Ostsee bis Sizilien erstreckte. Die Zeit der Staufer, das Hochmittelalter, war zugleich die Blütezeit der Ritter und Burgen, Handel und Städtebau boomten. Überragende Persönlichkeiten wie Hildegard von Bingen und Franz von Assisi nahmen Einfluss auf Glauben und Politik, Dichter schrieben geniale Werke wie den "Parzival". Häufig jedoch war der Alltag geprägt von harten Konflikten: Papst und Kaiser, König und Fürsten rangen um die Macht im Reich. SPIEGEL- Autoren und renommierte Mediävisten geben Einblick in diese bewegte Epoche. Sie porträtieren die staufischen Herrscher, zeigen, wie deren Untertanen lebten, und legen dar, warum die aus dem Schwäbischen stammende Staufer-Dynastie wie kein anderes deutsches Herrschergeschlecht zur
- Ein umfassender Einblick in die Epoche des Hochmittelalters- Kompakte Informationen: Herrscherporträts, Übersichtsdarstellungen, Essays - dazu zahlreiche Grafiken und Abbildungenten Friedrich I. Barbarossa und Friedrich II., dessen Reich sich von der Ostsee bis Sizilien erstreckte. Die Zeit der Staufer, das Hochmittelalter, war zugleich die Blütezeit der Ritter und Burgen, Handel und Städtebau boomten. Überragende Persönlichkeiten wie Hildegard von Bingen und Franz von Assisi nahmen Einfluss auf Glauben und Politik, Dichter schrieben geniale Werke wie den "Parzival". Häufig jedoch war der Alltag geprägt von harten Konflikten: Papst und Kaiser, König und Fürsten rangen um die Macht im Reich. SPIEGEL- Autoren und renommierte Mediävisten geben Einblick in diese bewegte Epoche. Sie porträtieren die staufischen Herrscher, zeigen, wie deren Untertanen lebten, und legen dar, warum die aus dem Schwäbischen stammende Staufer-Dynastie wie kein anderes deutsches Herrschergeschlecht zur
Lese-Probe zu „Die Staufer und ihre Zeit “
VORWORT Wer sich mit den Königen und Kaisern aus dem Geschlecht der Staufer befasst, gerät in eine höchst widersprüchliche Epoche: Es ist die Zeit der Kreuzzüge, der brutalen Ritterschlachten, der Leibeigenschaft und des Aberglaubens. Gleichzeitig werden in diesen beiden Jahrhunderten des hohen Mittelalters wichtige Fundamente der Moderne gelegt: Die Anfänge unseres Rechtssystems entstehen, die Ausübung hoheitlicher Macht wird konstitutionell begründet, Logik und Vernunft ziehen in die Denkschulen ein, schwärmerische Liebe und Traurigkeit in die Dichtkunst. Nicht nur imposante Burgen werden gebaut, sondern viele Städte gegründet, die durch Geldwirtschaft und Handel prosperieren und neue Berufe, neue Schichten entstehen lassen. Es ist eine mobile Zeit, in der immer mehr Kuriere, Gesandte und Kaufleute die Alpenpässe nach Italien überqueren, auch hier regieren die Staufer als römisch-deutsche Kaiser. In der Zeit ihrer größten Machtentfaltung spannt sich ihr Reich von Lübeck bis Palermo. Damals beginnt sich Europa mit seinen zentralen Staaten zu formen.
Wie fortschrittlich, wie innovativ waren die Staufer? Wie weit kam Friedrich I. Barbarossa in seinem Kampf, die unerhörte Macht der Päpste zurückzudrängen? War Friedrich II. wirklich "der erste moderne Mensch auf dem Thron", wie der Schweizer Kulturhistoriker Jacob Burckhardt schwärmte? Warum wurde ausgerechnet dieses Geschlecht schwäbischer Herzöge so mächtig, so bekannt bis heute wie keine andere Dynastie des Mittelalters? Kein Ottone, kein Salier, kein Luxemburger konnte es je an Popularität mit ihnen aufnehmen. Wie sah das Reich aus, das sie beherrschten - und woran scheiterten sie letztlich?
Diesen Fragen gehen die Autoren des vorliegenden Buches nach - in umfassenden Porträts der großen Staufer Friedrich I. Barbarossa und Friedrich II., Dichterfürst und Falkenliebhaber, in historischen Analysen, die den Konflikt zwischen Staufern und Päpsten, zwischen König und Fürsten, zwischen deutschem Kaiser und
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rebellischen italienischen Städten beleuchten. Sie beschreiben, wie im Mittelalter Politik gemacht wurde, als Demutsgesten und Bußrituale feste Bestandteile der diplomatischen Kunst waren. Die Historiker Stefan Weinfurter und Wolfgang Stürner zeichnen die großen Entwicklungslinien nach - bis zu den Grenzen der Staufermacht.
SPIEGEL-Redakteure haben sich auf historische Spurensuche begeben und faszinierende Geschichten mitgebracht, etwa aus Palermo in Sizilien, wo Friedrich II. aufwuchs und später herrschte, oder aus der oberitalienischen Metropole Bologna, deren traditionsreiche Universität damals Kaderschmiede der gerade entstehenden Jurisprudenz war.
Das Buch widmet sich aber auch dem Alltag der staufischen Untertanen auf dem Land, in aufstrebenden Städten wie Lübeck und in den Burgen, wo es sich gar nicht so angenehm lebte. Dies erwies sich als schwierige Recherche, bei der viele Details im Dunkeln blieben, denn Geschichtsschreibung im Mittelalter ist meist Herrscher-Berichterstattung - für Bauern und Schmiede interessierte sich kaum ein Chronist.
Die Historiografen dienten auch den staufischen Kaisern, die schon sehr genau wussten, wie PR funktioniert. Sie hielten sich Hofschreiber, die ihre Taten glorifizierten. Damit trugen sie selbst dazu bei, dass sie früh zum Mythos wurden. Die Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts machte Barbarossa schließlich zur deutschen Heldengestalt, Kinder erfuhren aus Grimms Märchenbüchern vom sagenhaften Kaiser Rotbart im Kyffhäuser, der schläft, bis er einst bessere Zeiten und ein geeintes Reich bringen wird.
Warum interessieren uns die Staufer noch heute? Wer anfängt zu lesen, wird es schnell erfahren: Die Geschichten aus der Welt der legendären Friedriche sind nicht nur hoch spannend, sie helfen uns, die Entwicklung unserer Welt zu verstehen, unserer heutigen politischen und gesellschaftlichen Ordnung.
Hamburg, im Herbst 2010 Annette Großbongardt, Dietmar Pieper TEIL I HERRSCHER KAISER UND MESSIAS Schon im Mittelalter werden die Staufer-Kaiser zum Mythos - meist verherrlicht, aber auch verteufelt. Barbarossa entwickelt sich zum Helden der Deutschen, vor der Reichsgründung 1871 verkörpert er die politische Sehnsucht der Nationalbewegung.
Von Annette Großbongardt Fünf Jahre lang gruben sich die Fürstlich-Schwarzburgi- schen Kumpel nun schon in den Berg am Südwestrand des Kyffhäuser-Gebirges, ganze 178 Meter tief hatten sie sich hineingearbeitet, doch den begehrten Kupferschiefer immer noch nicht gefunden. Da plötzlich, es war im Dezember 1865, vier Tage vor Weihnachten, brachen sie mit ihren Pickeln durch eine Wand, hinter der sich ein geheimnisvoller Hohlraum öffnete. Im Schein ihrer Grubenlaternen erblickten die Bergleute bizarre Gipsgebilde an Decken und Wänden. Sie hatten eine riesige Höhle aus Anhydrit-Gestein entdeckt, die sich in vielen Verzweigungen, so zeigte sich, über 13 000 Quadratmeter erstreckte.
Der Fund war so sensationell, dass bereits drei Wochen später die erste Gruppe durch die Höhle geführt wurde. Über 2600 Besucher kamen allein im ersten Jahr. Das Mineral Anhydrit quillt unter Feuchtigkeit auf und verwandelt sich, in phantastische Formen berstend, zu Gips.
Aber da war noch etwas anderes, das zur Faszination beitrug: Erzählte nicht die Sage, dass der legendäre Kaiser Barbarossa in einer unterirdischen Zuflucht schlafend darauf warte, im rechten Moment das deutsche Kaisertum zur Vollendung zu führen? Dass dieses Versteck im Harz, im Kyffhäuser, liegen könne, hatte bereits um 1421 der Geschichtsschreiber Johannes Rothe in seiner "Thüringischen Chronik" beschrieben. Er berichtet darin von einem "ketzerischen Glauben", nach dem "Keißer Frederich noch lebe unde der her wander zu Kuffhußen yn Doringen uf dem wüsten Sloße".
War die Felsengrotte mit ihren sonderbaren Gipsausformungen vielleicht dieses "wüste Schloss"? 1891 wurde die Der Kyffhäuser - auf Ruinen der alten Reichsburg aus Stauferzeiten steht das 1896 eingeweihte Monument, das Kaiser Wilhelm I. als Vollender der Reichsidee Barbarossas feiert.
inzwischen sorgfältig vermessene Höhle mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet - gerade rechtzeitig vor dem eigentlichen Ansturm. Denn zehn Kilometer weiter im Kyffhäuser- Gebirge wurde gerade ein Denkmal von nationaler Bedeutung errichtet: eine Heldengedenkstätte für den verstorbenen Kaiser Wilhelm I., der hoch erhoben und zu Ross über einer mächtigen Steinskulptur des Stauferkaisers Barbarossa thront.
Hier, in den Ruinen der mittelalterlichen Reichsburg Kyff- hausen, sollte die kaiserliche Linie von den Hohenzollern zurück zu den Staufern für alle sichtbar gezogen werden. "Auf dem Kyffhäuser, in welchem nach der Sage Kaiser Friedrich der Rotbart der Erneuerung des Reiches harrte, soll Kaiser Wilhelm der Weißbart erstehen, der die Sage erfüllt hat", heißt es in der Urkunde zur Grundsteinlegung im Mai 1892 - Barbablanca, der Heldenkaiser, der 1871 endlich die langersehnte Einheit der Deutschen zustande brachte.
Und in der Anhydrit-Höhle, die längst offiziell zur "Barbarossa-Höhle" erklärt war, stand nun ein steinerner Thron für den Kaiser mit Tisch davor, durch den, wie die Sage erzählt, sein Bart schon hindurchgewachsen ist. Die Rottlebener Höhle in der idyllischen Landschaft knapp 70 Kilometer nördlich von Erfurt kann man heute besichtigen, das Wilhelm-Denkmal "Für Kaiser und Reich" ist zum Museum geworden, inmitten der wunderschönen Kulisse der Burgruine. Der Kyffhäuser mit seinem gigantomanischen Denkmal markiert den Höhepunkt einer nationalen Überhöhung der Staufer, die das schwäbische Herrschergeschlecht zum Urbild des deutschen Kaisertums erhob.
Die Staufer waren - und sind - so beliebt wie keine andere Dynastie des Mittelalters, kein Ottone, kein Salier konnte es je mit ihnen aufnehmen an Popularität. Sie alle, ob Friedrich I., Barbarossa, Heinrich VI., Friedrich II., seine Söhne Manfred, Enzio und Heinrich, der arme Konradin, wurden zu Helden unzähliger Dramen, Balladen und Gedichte, die meisten sind heute vergessen.
Warum gerade diese Familie schwäbischer Herzöge, die sich selbst erst in der Zeit Friedrichs II. als Staufer bezeichnen? Ihr Aufstieg beginnt im Jahr 1079, als der Salier Heinrich IV. aus machtpolitischem Kalkül den jungen Grafen Friedrich, einen treuen Gefolgsmann, zum Herzog von Schwaben macht und ihm seine Tochter Agnes zur Frau gibt. Stammsitz des Schwiegersohns wird die Burg "Staufen" auf dem Hohenstaufen, der Name geht später auf die Familie über. Der erste Staufer, dem es nach etlichen Wirren gelingt, von den deutschen Fürsten einhellig zum "König des römischdeutschen Reiches" gewählt zu werden, ist Konrad III. 1138 ist das, und nun regiert die Dynastie fast 130 Jahre lang, bis der gerade 16-jährige Konradin im Kampf gegen Karl von Anjou und den Papst unterliegt und hingerichtet wird.
Was hebt die Staufer ab von anderen Herrscherhäusern? Warum spielen nicht Karl der Große oder Kaiser Otto I. diese prominente Rolle in der Saga der Deutschen? Die Staufer, sagt der Heidelberger Historiker Bernd Schneidmüller, eignen sich jedenfalls besonders gut dazu, "nationale, ja übernationale Größe zu zelebrieren". Karl der Große und die Karolinger, so Schneidmüllers Argumentation, sind noch nicht deutsch, sie sind Franken. Die Ottonen stehen noch im Übergang von der fränkischen Welt zum Europa des Mittelalters, im 10. Jahrhundert fehlt auch noch der wirtschaftliche und kulturelle Aufschwung, der die Staufer-Welt auszeichnet. Und die Salier, das nächste große Geschlecht, verschleißen sich im Riesenkonflikt mit dem Papsttum, dem Investiturstreit, der Heinrich IV. zum Gang nach Canossa zwingt.
Die staufischen Fürsten Barbarossa und Friedrich II. sind aber auch ungemein markante Kaisergestalten, Schneidmül- ler spricht von "charismatischer Herrschaft". Sie leuchtet umso heller, je länger sie zurückliegt. Vor allem Barbarossa wird zum glorifizierten Inbegriff des mächtigen, schwertumgürteten Königs. Von Friedrich II., dem schillernden DeutschItaliener, schwärmt Nietzsche als einem der "zauberhaften Unfassbaren und Unausdenklichen", in ihm sieht er den "ersten Europäer nach meinem Geschmack".
Die Staufer-Begeisterung hat Dichter wie Historiker über Jahrhunderte befeuert, ihre Epoche gilt manchen gar als Höhepunkt der deutschen Geschichte. Tatsächlich verbindet sich mit den Staufern die Glanzzeit der hochmittelalterlichen Architektur und Literatur, der höfisch-ritterlichen Kultur, des Burgenbaus. Der Aufbruch der Wissenschaften ereignet sich ebenso in diesen Jahrzehnten wie der Aufschwung der Städte und des Handels.
Vor der dekorativen Kulisse von Burgen und Ritterturnieren liefern die Staufer erstklassigen Stoff für Heldensagen vom Aufstieg und Fall eines Königsgeschlechts, mit allem, was dazugehört. Krieg, Triumph und Demütigung, Mord und Intrige, Liebe und Heiratspolitik. Große historische Mythen überdauern nur, sagt Staufer-Kenner Schneidmüller, "wenn sie für jedes Jahrhundert sozusagen frisch anknüpfungsfähig sind". Auf die Friedrichs und Konrads trifft das zu. Das schwäbische Herrschergeschlecht erweist sich durch fast alle Epochen hindurch als immer wieder neu interpretierbar. Jede Epoche nahm sich, was sie brauchte - die Reformation den Widerstand gegen die Päpste, die Romantik den Minnesang und die höfische Kultur, die Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts die Reichsidee. Sogar die Nazis fanden einen Weg, die Staufer propagandistisch einzuspannen.
Der Staufer-Mythos entstand nicht erst in der Neuzeit, sondern bereits im Mittelalter. Schon zu Lebzeiten wird Friedrich II. überhöht zum "größten unter den Fürsten", zum "stupor mundi", dem "Staunen der Welt". Kräftig nährt er selbst den Personenkult um sich. "Kaiser Friedrich II., immer erhabener Caesar der Römer, König Italiens, Siziliens, Jerusalems, des Arelats; der Glückliche, der Sieger, der Trium- phator", nennt er sich etwa im Vorsatz seines Gesetzbuches für Sizilien, das er 1231 veröffentlichen lässt.
Sein Großvater Barbarossa engagiert als Hofchronisten einen der bekanntesten Geschichtsschreiber der Zeit: Bischof Otto von Freising, ein Onkel des Kaisers. In dessen Auftrag verfasst er 1157/58 eine propagandistisch gefärbte Chronik der "Gesta Frederici" ("Taten Friederichs"), in der die Staufer zu Erfüllern des göttlichen Willens stilisiert werden. Lobpreis über alle Maßen spendet der zeitgenössische Kölner Vagantendichter Archipoeta: "Kaiser Friedrich, in der Welt bist du Herr der Herren, dass Posaunen dir des Feindes Burgen niederzerren. Wir verneigen uns vor dir, Ameise wie Tiger, Busch und Zeder Libanons beugen sich dem Sieger."
Bloß im Ausland ist Barbarossa herzlich unbeliebt. Denn angesichts ihres Expansionsdrangs wächst auch Abwehr gegen die Deutschen. Damals entsteht das Bild vom "barbarischen, ungezügelten und plumpen Deutschen", die Angst vor dem "furor teutonicus" nimmt Gestalt an. "Wer hat die Deutschen zu Richtern über die Nationen bestellt?", erzürnt sich der englische Philosoph Johann von Salisbury, papsttreuer Bischof von Chartres, als Barbarossa 1160 einem Gegenpapst an die Macht verhilft. "Rohe und gewalttätige Menschen" nennt er die Deutschen.
Für die Mailänder und den norditalienischen Lombardenbund, die sich mit Unterstützung des Papstes von dem schwäbischen Herrscher freikämpfen wollen, ist Barbarossa ohnehin der hässliche Deutsche. Der Kaiser lässt ihre Auflehnung brutal niedermetzeln.
SPIEGEL-Redakteure haben sich auf historische Spurensuche begeben und faszinierende Geschichten mitgebracht, etwa aus Palermo in Sizilien, wo Friedrich II. aufwuchs und später herrschte, oder aus der oberitalienischen Metropole Bologna, deren traditionsreiche Universität damals Kaderschmiede der gerade entstehenden Jurisprudenz war.
Das Buch widmet sich aber auch dem Alltag der staufischen Untertanen auf dem Land, in aufstrebenden Städten wie Lübeck und in den Burgen, wo es sich gar nicht so angenehm lebte. Dies erwies sich als schwierige Recherche, bei der viele Details im Dunkeln blieben, denn Geschichtsschreibung im Mittelalter ist meist Herrscher-Berichterstattung - für Bauern und Schmiede interessierte sich kaum ein Chronist.
Die Historiografen dienten auch den staufischen Kaisern, die schon sehr genau wussten, wie PR funktioniert. Sie hielten sich Hofschreiber, die ihre Taten glorifizierten. Damit trugen sie selbst dazu bei, dass sie früh zum Mythos wurden. Die Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts machte Barbarossa schließlich zur deutschen Heldengestalt, Kinder erfuhren aus Grimms Märchenbüchern vom sagenhaften Kaiser Rotbart im Kyffhäuser, der schläft, bis er einst bessere Zeiten und ein geeintes Reich bringen wird.
Warum interessieren uns die Staufer noch heute? Wer anfängt zu lesen, wird es schnell erfahren: Die Geschichten aus der Welt der legendären Friedriche sind nicht nur hoch spannend, sie helfen uns, die Entwicklung unserer Welt zu verstehen, unserer heutigen politischen und gesellschaftlichen Ordnung.
Hamburg, im Herbst 2010 Annette Großbongardt, Dietmar Pieper TEIL I HERRSCHER KAISER UND MESSIAS Schon im Mittelalter werden die Staufer-Kaiser zum Mythos - meist verherrlicht, aber auch verteufelt. Barbarossa entwickelt sich zum Helden der Deutschen, vor der Reichsgründung 1871 verkörpert er die politische Sehnsucht der Nationalbewegung.
Von Annette Großbongardt Fünf Jahre lang gruben sich die Fürstlich-Schwarzburgi- schen Kumpel nun schon in den Berg am Südwestrand des Kyffhäuser-Gebirges, ganze 178 Meter tief hatten sie sich hineingearbeitet, doch den begehrten Kupferschiefer immer noch nicht gefunden. Da plötzlich, es war im Dezember 1865, vier Tage vor Weihnachten, brachen sie mit ihren Pickeln durch eine Wand, hinter der sich ein geheimnisvoller Hohlraum öffnete. Im Schein ihrer Grubenlaternen erblickten die Bergleute bizarre Gipsgebilde an Decken und Wänden. Sie hatten eine riesige Höhle aus Anhydrit-Gestein entdeckt, die sich in vielen Verzweigungen, so zeigte sich, über 13 000 Quadratmeter erstreckte.
Der Fund war so sensationell, dass bereits drei Wochen später die erste Gruppe durch die Höhle geführt wurde. Über 2600 Besucher kamen allein im ersten Jahr. Das Mineral Anhydrit quillt unter Feuchtigkeit auf und verwandelt sich, in phantastische Formen berstend, zu Gips.
Aber da war noch etwas anderes, das zur Faszination beitrug: Erzählte nicht die Sage, dass der legendäre Kaiser Barbarossa in einer unterirdischen Zuflucht schlafend darauf warte, im rechten Moment das deutsche Kaisertum zur Vollendung zu führen? Dass dieses Versteck im Harz, im Kyffhäuser, liegen könne, hatte bereits um 1421 der Geschichtsschreiber Johannes Rothe in seiner "Thüringischen Chronik" beschrieben. Er berichtet darin von einem "ketzerischen Glauben", nach dem "Keißer Frederich noch lebe unde der her wander zu Kuffhußen yn Doringen uf dem wüsten Sloße".
War die Felsengrotte mit ihren sonderbaren Gipsausformungen vielleicht dieses "wüste Schloss"? 1891 wurde die Der Kyffhäuser - auf Ruinen der alten Reichsburg aus Stauferzeiten steht das 1896 eingeweihte Monument, das Kaiser Wilhelm I. als Vollender der Reichsidee Barbarossas feiert.
inzwischen sorgfältig vermessene Höhle mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet - gerade rechtzeitig vor dem eigentlichen Ansturm. Denn zehn Kilometer weiter im Kyffhäuser- Gebirge wurde gerade ein Denkmal von nationaler Bedeutung errichtet: eine Heldengedenkstätte für den verstorbenen Kaiser Wilhelm I., der hoch erhoben und zu Ross über einer mächtigen Steinskulptur des Stauferkaisers Barbarossa thront.
Hier, in den Ruinen der mittelalterlichen Reichsburg Kyff- hausen, sollte die kaiserliche Linie von den Hohenzollern zurück zu den Staufern für alle sichtbar gezogen werden. "Auf dem Kyffhäuser, in welchem nach der Sage Kaiser Friedrich der Rotbart der Erneuerung des Reiches harrte, soll Kaiser Wilhelm der Weißbart erstehen, der die Sage erfüllt hat", heißt es in der Urkunde zur Grundsteinlegung im Mai 1892 - Barbablanca, der Heldenkaiser, der 1871 endlich die langersehnte Einheit der Deutschen zustande brachte.
Und in der Anhydrit-Höhle, die längst offiziell zur "Barbarossa-Höhle" erklärt war, stand nun ein steinerner Thron für den Kaiser mit Tisch davor, durch den, wie die Sage erzählt, sein Bart schon hindurchgewachsen ist. Die Rottlebener Höhle in der idyllischen Landschaft knapp 70 Kilometer nördlich von Erfurt kann man heute besichtigen, das Wilhelm-Denkmal "Für Kaiser und Reich" ist zum Museum geworden, inmitten der wunderschönen Kulisse der Burgruine. Der Kyffhäuser mit seinem gigantomanischen Denkmal markiert den Höhepunkt einer nationalen Überhöhung der Staufer, die das schwäbische Herrschergeschlecht zum Urbild des deutschen Kaisertums erhob.
Die Staufer waren - und sind - so beliebt wie keine andere Dynastie des Mittelalters, kein Ottone, kein Salier konnte es je mit ihnen aufnehmen an Popularität. Sie alle, ob Friedrich I., Barbarossa, Heinrich VI., Friedrich II., seine Söhne Manfred, Enzio und Heinrich, der arme Konradin, wurden zu Helden unzähliger Dramen, Balladen und Gedichte, die meisten sind heute vergessen.
Warum gerade diese Familie schwäbischer Herzöge, die sich selbst erst in der Zeit Friedrichs II. als Staufer bezeichnen? Ihr Aufstieg beginnt im Jahr 1079, als der Salier Heinrich IV. aus machtpolitischem Kalkül den jungen Grafen Friedrich, einen treuen Gefolgsmann, zum Herzog von Schwaben macht und ihm seine Tochter Agnes zur Frau gibt. Stammsitz des Schwiegersohns wird die Burg "Staufen" auf dem Hohenstaufen, der Name geht später auf die Familie über. Der erste Staufer, dem es nach etlichen Wirren gelingt, von den deutschen Fürsten einhellig zum "König des römischdeutschen Reiches" gewählt zu werden, ist Konrad III. 1138 ist das, und nun regiert die Dynastie fast 130 Jahre lang, bis der gerade 16-jährige Konradin im Kampf gegen Karl von Anjou und den Papst unterliegt und hingerichtet wird.
Was hebt die Staufer ab von anderen Herrscherhäusern? Warum spielen nicht Karl der Große oder Kaiser Otto I. diese prominente Rolle in der Saga der Deutschen? Die Staufer, sagt der Heidelberger Historiker Bernd Schneidmüller, eignen sich jedenfalls besonders gut dazu, "nationale, ja übernationale Größe zu zelebrieren". Karl der Große und die Karolinger, so Schneidmüllers Argumentation, sind noch nicht deutsch, sie sind Franken. Die Ottonen stehen noch im Übergang von der fränkischen Welt zum Europa des Mittelalters, im 10. Jahrhundert fehlt auch noch der wirtschaftliche und kulturelle Aufschwung, der die Staufer-Welt auszeichnet. Und die Salier, das nächste große Geschlecht, verschleißen sich im Riesenkonflikt mit dem Papsttum, dem Investiturstreit, der Heinrich IV. zum Gang nach Canossa zwingt.
Die staufischen Fürsten Barbarossa und Friedrich II. sind aber auch ungemein markante Kaisergestalten, Schneidmül- ler spricht von "charismatischer Herrschaft". Sie leuchtet umso heller, je länger sie zurückliegt. Vor allem Barbarossa wird zum glorifizierten Inbegriff des mächtigen, schwertumgürteten Königs. Von Friedrich II., dem schillernden DeutschItaliener, schwärmt Nietzsche als einem der "zauberhaften Unfassbaren und Unausdenklichen", in ihm sieht er den "ersten Europäer nach meinem Geschmack".
Die Staufer-Begeisterung hat Dichter wie Historiker über Jahrhunderte befeuert, ihre Epoche gilt manchen gar als Höhepunkt der deutschen Geschichte. Tatsächlich verbindet sich mit den Staufern die Glanzzeit der hochmittelalterlichen Architektur und Literatur, der höfisch-ritterlichen Kultur, des Burgenbaus. Der Aufbruch der Wissenschaften ereignet sich ebenso in diesen Jahrzehnten wie der Aufschwung der Städte und des Handels.
Vor der dekorativen Kulisse von Burgen und Ritterturnieren liefern die Staufer erstklassigen Stoff für Heldensagen vom Aufstieg und Fall eines Königsgeschlechts, mit allem, was dazugehört. Krieg, Triumph und Demütigung, Mord und Intrige, Liebe und Heiratspolitik. Große historische Mythen überdauern nur, sagt Staufer-Kenner Schneidmüller, "wenn sie für jedes Jahrhundert sozusagen frisch anknüpfungsfähig sind". Auf die Friedrichs und Konrads trifft das zu. Das schwäbische Herrschergeschlecht erweist sich durch fast alle Epochen hindurch als immer wieder neu interpretierbar. Jede Epoche nahm sich, was sie brauchte - die Reformation den Widerstand gegen die Päpste, die Romantik den Minnesang und die höfische Kultur, die Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts die Reichsidee. Sogar die Nazis fanden einen Weg, die Staufer propagandistisch einzuspannen.
Der Staufer-Mythos entstand nicht erst in der Neuzeit, sondern bereits im Mittelalter. Schon zu Lebzeiten wird Friedrich II. überhöht zum "größten unter den Fürsten", zum "stupor mundi", dem "Staunen der Welt". Kräftig nährt er selbst den Personenkult um sich. "Kaiser Friedrich II., immer erhabener Caesar der Römer, König Italiens, Siziliens, Jerusalems, des Arelats; der Glückliche, der Sieger, der Trium- phator", nennt er sich etwa im Vorsatz seines Gesetzbuches für Sizilien, das er 1231 veröffentlichen lässt.
Sein Großvater Barbarossa engagiert als Hofchronisten einen der bekanntesten Geschichtsschreiber der Zeit: Bischof Otto von Freising, ein Onkel des Kaisers. In dessen Auftrag verfasst er 1157/58 eine propagandistisch gefärbte Chronik der "Gesta Frederici" ("Taten Friederichs"), in der die Staufer zu Erfüllern des göttlichen Willens stilisiert werden. Lobpreis über alle Maßen spendet der zeitgenössische Kölner Vagantendichter Archipoeta: "Kaiser Friedrich, in der Welt bist du Herr der Herren, dass Posaunen dir des Feindes Burgen niederzerren. Wir verneigen uns vor dir, Ameise wie Tiger, Busch und Zeder Libanons beugen sich dem Sieger."
Bloß im Ausland ist Barbarossa herzlich unbeliebt. Denn angesichts ihres Expansionsdrangs wächst auch Abwehr gegen die Deutschen. Damals entsteht das Bild vom "barbarischen, ungezügelten und plumpen Deutschen", die Angst vor dem "furor teutonicus" nimmt Gestalt an. "Wer hat die Deutschen zu Richtern über die Nationen bestellt?", erzürnt sich der englische Philosoph Johann von Salisbury, papsttreuer Bischof von Chartres, als Barbarossa 1160 einem Gegenpapst an die Macht verhilft. "Rohe und gewalttätige Menschen" nennt er die Deutschen.
Für die Mailänder und den norditalienischen Lombardenbund, die sich mit Unterstützung des Papstes von dem schwäbischen Herrscher freikämpfen wollen, ist Barbarossa ohnehin der hässliche Deutsche. Der Kaiser lässt ihre Auflehnung brutal niedermetzeln.
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Autoren-Porträt von Annette Großbongardt (Hg.)
Annette Großbongardt, geboren 1961, studierte Romanistik und Germanistik und arbeitet seit 1993 für den SPIEGEL, zunächst als Redakteurin im Deutschlandressort, dann von 1998 bis 2005 als Korrespondentin in Jerusalem und bis Ende 2007 in Istanbul. Seit 2009 ist sie Redakteurin im Ressort Sonderthemen des SPIEGEL in Hamburg.Dietmar Pieper, geb. 1963, arbeitet seit 1989 beim SPIEGEL, von 2001-08 als einer der Leiter des Ressorts Deutsche Politik in Hamburg, seitdem verantwortet er die Heftreihen SPIEGEL GESCHICHTE und SPIEGEL WISSEN.
Bibliographische Angaben
- Autor: Annette Großbongardt (Hg.)
- 2010, 303 Seiten, 1 farbige Abbildungen, Maße: 14,4 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Herausgegeben von Großbongardt, Annette; Pieper, Dietmar
- Herausgegeben: Annette Großbongardt, Dietmar Pieper
- Verlag: DVA
- ISBN-10: 3421045038
- ISBN-13: 9783421045034
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