Ausersehen / Tales of Partholon Bd.1
Eben noch in der Highschool und plötzlich in einer Welt, in der Shannon wie eine Göttin behandelt wird. In Partholon halten sie alle für die Hohepriesterin der mächtigen Göttin Epona. Auch wenn Shannon Parker zunächst nicht...
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Produktinformationen zu „Ausersehen / Tales of Partholon Bd.1 “
Eben noch in der Highschool und plötzlich in einer Welt, in der Shannon wie eine Göttin behandelt wird. In Partholon halten sie alle für die Hohepriesterin der mächtigen Göttin Epona. Auch wenn Shannon Parker zunächst nicht begreift, wie sie in diese Welt geraten ist, versucht sie, es mit Humor zu nehmen. Bestimmt ist das alles nur ein Traum Aber nicht einmal im Traum würde sie sich vorschreiben lassen, wen sie heiraten soll! Auch wenn dieser ClanFintan ihr noch so tief in die Augen schaut und sie sich noch so stark zu ihm hingezogen fühlt Erst als Shannon von Visionen heimgesucht wird, beginnt sie zu begreifen, dass sie dazu auserwählt worden ist, Partholon zu retten. Sie muss die Menschen vor grausamen, vampirähnlichen Dämonen beschützen und das kann sie nur mit ClanFintans Hilfe.
Eben noch in der Highschool - und plötzlich in einer Welt, in der Shannon wie eine Göttin behandelt wird ... In Partholon halten sie alle für die Hohepriesterin der mächtigen Göttin Epona. Auch wenn Shannon Parker zunächst nicht begreift, wie sie in diese Welt geraten ist, versucht sie, es mit Humor zu nehmen. Bestimmt ist das alles nur ein Traum ... Aber nicht einmal im Traum würde sie sich vorschreiben lassen, wen sie heiraten soll! Auch wenn dieser ClanFintan ihr noch so tief in die Augen schaut und sie sich noch so stark zu ihm hingezogen fühlt ... Erst als Shannon von Visionen heimgesucht wird, beginnt sie zu begreifen, dass sie dazu auserwählt worden ist, Partholon zu retten. Sie muss die Menschen vor grausamen, vampirähnlichen Dämonen beschützen - und das kann sie nur mit ClanFintans Hilfe ...
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Tales of Partholon 1: Ausersehen von P.C. Cast1. KAPITEL
Endlich unterwegs. Es fühlte sich gut an, mit dem Mustang den beinah leeren
Highway hinunterzubrausen. Wieso hat man das Gefühl, dass Autos immer am
besten fahren, wenn sie frisch gewaschen sind? Ich schob eine CD in den Player,
wählte Lied 6 und stimmte Eponine aus vollster unmusikalischer Kehle zu, die über
die Nutzlosigkeit der Liebe sang. Beim nächsten Lied überholte ich elegant einen
langsam fahrenden Chevy und rief: "Ich liebe es, Lehrerin zu sein!"
Es war der erste Juni, und der ganze Sommer lag noch unberührt und jungfräulich
vor mir.
"So viele Tage, an denen ich ausschlafen kann!"
Allein das laut auszusprechen machte mich schon glücklich. In den zehn Jahren,
die ich jetzt unterrichtete, hatte ich bemerkt, dass viele Lehrer die schlechte
Angewohnheit haben, mit sich selbst zu sprechen. Meine Theorie ist, dass wir
unseren Lebensunterhalt verdienen, indem wir reden und uns sicher fühlen, wenn wir
unsere Gefühle laut aussprechen. Es könnte allerdings auch sein, dass die meisten
von uns - besonders die von den Highschools - einfach nur total verschroben sind.
Nur leicht Irre entscheiden sich dafür, ihr Leben dem Unterrichten von Teenagern
zu widmen. Ich sehe meine beste Freundin Suzanna förmlich vor mir, wie sie das
Gesicht verzieht, während ihr ein Schauer über den Rücken läuft, wenn ich
genüsslich die neuesten Horrorgeschichten aus dem Englischunterricht an der
Highschool vor ihr ausbreite.
"Meine Güte, Sha, die sind so ... hormongesteuert. Schrecklich!"
... mehr
Suzanna ist der typische Collegeprofessor-Snob, aber ich liebe sie trotzdem. Sie
weiß die vielen humorigen Zwischenspiele nur einfach nicht zu schätzen, die einem
Teenager täglich servieren.
Jean Valjeans dynamischer Tenor unterbrach meine Gedanken und brachte mich
zurück auf die I-44 East in Oklahoma am 1. Juni.
"Ja, so ist es, das Leben einer Highschool-Englischlehrerin mit Humor. Dazu
verdammt, kein Geld zu haben, aber dafür viel Stoff für komödiantische Erzählungen.
Oh Mist, hier ist meine Ausfahrt."
Zum Glück bewältigte mein kleiner Mustang die harte, schnelle Rechtskurve auf
die US-412 ohne Probleme. Ein Schild zeigte an, dass Locust Grove noch
zweiundzwanzig Meilen entfernt war. Halb mit den Knien, halb mit einer Hand
lenkend, kramte ich den Flyer über die Auktion hervor, auf dem ich mir die
Wegbeschreibung notiert hatte. Irgendwo zwischen Locust Grove und Siloam
Springs sollte es ein Schild geben, das eine Nebenstraße markierte, die wiederum zu
einem weiteren Schild und einer weiteren Nebenstraße führte, und so weiter und so
fort, bis ich da wäre. Ich las noch einmal: Auktion auf einem einzigartigen Anwesen -
ungewöhnliche Offerten - offen für alle - alles muss raus.
"Nun, ganz sicher mag ich verrücktes altes Zeug. Und ganz besonders mag ich
günstiges verrücktes altes Zeug."
Meine Schüler sagen, mein Klassenraum sei wie ein bizarrer Zeitsprung. Die
Wände und Schränke sind bedeckt und gefüllt mit Drucken von Waterhouse, Postern
von Mighty Mouse, von Star-Trek-Modellen und einer unglaublichen Menge
Windspiele (die sorgen für gutes Chi).
Und das ist nur mein Klassenzimmer. Sie sollten mal meine Wohnung sehen. Na
ja, Sie wären wohl nicht wirklich überrascht. Außer darüber, dass ich zu Hause eine
echte Ordnungsfanatikerin bin. Mein Klassenraum befindet sich hingegen im Zustand
konstanter Unordnung. Irgendwie finde ich nie etwas, wenn alles einfach zu finden
ist. Was auch immer das bedeutet, verdammt.
"Ich muss endlich aufhören zu fluchen!" Es laut auszusprechen würde dem
Vorsatz hoffentlich mehr Kraft verleihen. Sozusagen die umgekehrte Pawlow'sche
Theorie: Wenn ich es nur oft genug sage, wird es irgendwann passieren.
"Ich ertrage dich heute nicht, Javert." Klack. Les Misérables verstummten.
Stattdessen erklang der Jazzsender aus Tulsa. Ich hätte nicht gedacht, dass ich den
hier draußen in dieser Einöde noch empfangen könnte.
Da war das Schild, das den Ortseingang von Locust Grove kennzeichnete. Also
wurde ich langsamer, blinzelte einmal und war auch schon wieder außerhalb des
Orts. Na gut, vielleicht dauerte es ein kleines bisschen länger als ein Blinzeln. Ich
beschleunigte das Tempo nicht. Zeit, innezuhalten und das Grün des Grünen
Staates zu schnuppern. Oklahoma im frühen Sommer ist eine erstaunliche
Ansammlung von Farben und Formen. Ich bin auf die Universität von Illinois
gegangen, und es hat mich immer genervt, dass die Leute über Oklahoma sprachen,
als wäre es einfach nur eine rote Staubschüssel oder eine schwarzweiße
Elendsszene aus Früchte des Zorns. Doch wenn ich versuchte, meinen Mitstudenten
klarzumachen, dass Oklahoma der "Grüne Staat" genannt wurde, erntete ich nur
ungläubiges Schnauben und Blicke, die besagten: Du hast wohl zu viel
Steppenläufer gegessen oder dich mit einer Kuh zu viel angelegt, was?
Ich passierte die kleine Ortschaft Leach. Kurz darauf führte die Straße auf eine
Anhöhe, und vor mir breitete sich Oklahoma aus, ungezähmt in seiner Schönheit. Ich
stelle mir gern eine Zeit vor, in der diese Straßen nur Wege waren und die Zivilisation
noch nicht so selbstverständlich. Es muss aufregend gewesen sein, zu der Zeit zu
leben - nicht in dem Sinne aufregend, wie sich dem Rektor zu stellen, nachdem er
gerade von einer aufgebrachten Mutter darüber informiert wurde, wie entsetzt sie
darüber ist, dass ich Guinevere eine Schlampe genannt habe. Viel mehr auf eine
raue Art, nach dem Motto: Vielleicht baden wir nicht und putzen uns auch nicht die
Zähne, und wir töten unser Abendessen selbst und schleppen unser Wasser mit uns.
Wenn ich so darüber nachdenke ... es ist fantastisch, von den Zeiten zu träumen, in
denen es noch Cowboys gab, oder Ritter und Drachen, und ich gebe auch zu, dass
ich besessen bin von den Dichtern der Romantik und den Schriftstellern von anno
dazumal (typischer Lehrerausdruck). Die Realität erinnert mich allerdings daran, dass
man damals ohne Penizillin und Zahnpasta auskommen musste. Wie meine Schüler
sagen würden: "Und, was ist daran verkehrt?"
"Da ist es! Abzweig Nummer eins."
AUKTION AUF EINZIGARTIGEM ANWESEN HIER ENTLANG
Ein Pfeil zeigte auf die kleine Straße zu meiner Linken. Diese Straße wurde
offenbar sehr wenig befahren. Eine Schotterpiste, auf der sich ein Schlagloch ans
andere reihte. Irgendwie wand sie sich auf angenehme Art durch die Landschaft, und
mir ging das Lied "To Grandmother's House we go" durch den Kopf. Für die
nächsten Meilen versuchte ich vergeblich, mich an den Rest des Textes zu erinnern.
AUKTION AUF EINZIGARTIGEM ANWESEN HIER ENTLANG
Ein weiterer Pfeil. Eine Nebenstraße der Nebenstraße. Noch mehr Schotter, nichts
zu sehen von einer zweiten Fahrspur. Vielleicht hielt die Abgeschiedenheit des
Anwesens die Antiquitätenhändler vom Besuch der Auktion ab. Ich hoffte es, denn
für mich waren sie der Fluch eines jeden nur über geringe Mittel verfügenden
Auktionsbesuchers. Langsam verlor ich den Jazzsender, und auf meinem inneren
Radio wurde auch nicht länger das Lied über Großmutters Haus gespielt, sondern es
lief die Titelmelodie des Films Die Beverly Hillibillies (von der ich mich an jedes
einzelne Wort erinnern kann, was ich leicht irritierend finde).
Wo wir gerade von Hillibillies sprechen ... bis jetzt hatte ich noch nicht viele
Häuser gesehen. Hm. Vielleicht war das "Anwesen" in Wahrheit ein altes
Ranchhaus, mitten auf einem Gelände, das früher einmal eine richtige Farm
gewesen war, die irgendwelchen reichen Leuten, ähnlich wie bei Bonanza, gehörte.
Nun waren sie alle gestorben, und das Land würde in viele kleine Parzellen aufgeteilt
werden, auf denen man ordentliche kleine Mittelklassehäuser baute für die Pendler
aus ... was weiß ich. Ich nenne das Jobsicherung, jedenfalls für mich. Die gehobene
Mittelklasse hat immer die durchschnittlichen 2,5 Kinder plus 1,5 zusätzliche (aus
einer vorherigen Ehe). Diese Kinder mussten den Englischtest bestehen, um ihren
Highschool-Abschluss zu schaffen. Gott segne Amerika.
Hinter einer Kurve und nach einer Kuppe tauchte das auf, was ich mir als altes
Ranchhaus vorgestellt hatte. "Ach du heilige Schande. Das ist ja das verdammte
Haus Usher!" (Ich musste diesen Sommer wirklich an meiner Ausdrucksweise
arbeiten.) Ich drosselte das Tempo. Ja, da war wieder ein Schild.
AUKTION AUF EINZIGARTIGEM ANWESEN.
Es stand direkt neben dem Schotterweg, der zum Haupthaus führte. Einige Autos,
aber hauptsächlich Trucks (wir waren definitiv in Oklahoma), parkten auf einer
Fläche, die offensichtlich einmal ein sehr schön angelegter ... ich weiß nicht, wie
nennt man so etwas - es breitete sich über Meter und Meter aus - Vorgarten schien
ein zu profanes Wort dafür. Die Auffahrt wurde von großen Bäumen gesäumt, und
ich meine wirklich groß, so wie in Vom Winde verweht nur ohne das herabhängende
Moos.
Mir fiel erst auf, dass ich mich mit offenem Mund umschaute, als ein alter Mann in
schwarzer Stoffhose und hochgeschlossenem weißem Baumwollhemd mir mit einer
orange blinkenden Kelle zuwinkte, wobei sein Gesicht einen leicht irritierten Ausdruck
zeigte, den ich mit "Hören Sie auf zu glotzen und fahren Sie weiter, Lady" übersetzte.
Als ich auf seiner Höhe war, bedeutete er mir, das Fenster herunterzulassen.
"Tag auch, Miss." Er beugte sich leicht vor und blinzelte in mein Auto. Ein übel
riechender Hauch trug die Worte in das klimaanlagengekühlte Innere meines
Wagens und dämpfte meine anfängliche Freude darüber, Miss genannt zu werden,
da das eindeutig jünger klang als Ma'am. Er war größer, als ich gedacht hatte, und
sein Gesicht war von tiefen Falten durchzogen, als hätte er sein ganzes Leben bei
Wind und Wetter draußen gearbeitet. Trotzdem hatte sein Teint eine ungesunde,
bleiche Farbe.
Guter Gott. Er war der Vater aus Kinder des Zorns von Stephen King.
"Guten Tag. Es ist ganz schön warm heute, was?" Ich versuchte höflich zu sein.
"Ja, Miss." Igitt, wieder dieser Geruch. "Bitte fahren Sie vor auf das Grün. Die
Auktion beginnt pünktlich um zwei."
"Danke." Ich versuchte mich an einem Lächeln, während ich das Fenster hochfuhr
und seinen Anweisungen folgte. Was war das für ein Geruch? Es miefte wie etwas
Totes. Na ja, er war unglaublich blass; vielleicht ging es ihm nicht gut. Das würde den
Gestank erklären und auch, wieso er im Juni ein langärmliges Hemd trug. Ich war ein
wirklich gemeines Biest, ihn mit dem Vater aus Kinder des Zorns zu vergleichen.
Der Platz vor dem Haus wird also das Grün genannt. Lerne jeden Tag etwas
Neues! Ich zog eine Grimasse und grinste. Klischees sind der Fluch der Gebildeten.
Bevor ich den Motor abstellte, nahm ich mir meine notwendigen paar Minuten (ein
Mann hatte mir mal erzählt, er könne den Attraktivitätsgrad einer Frau daran
bestimmen, wie lange sie brauchte, um aus ihrem Auto auszusteigen - ich versuche,
seeeeehr lange dafür zu brauchen), um meinen Lippenstift zu erneuern. Ich nahm
mir auch eine Minute, um das Haus zu betrachten. Streichen Sie das - ich
betrachtete natürlich den hochherrschaftlichen Wohnsitz.
Mein erster Eindruck wurde bestätigt. Dieser Ort weckte Assoziationen an Poe
und Hawthorne. Der Bau war riesig, auf eine ausladende, viktorianische Art und
Weise. Normalerweise ziehen mich ungewöhnliche alte Häuser an, dieses
seltsamerweise nicht. Ich schaute über den Rand meiner Sonnenbrille, um einen
besseren Blick darauf zu haben. Es sah seltsam aus. Ich brauchte einen Moment,
um herauszufinden, wieso, dann traf es mich - es sah aus, als wäre es in
verschiedenen Etappen entstanden. Das Hauptgebäude war ein großes Rechteck,
an das man zwei unterschiedliche Veranden angebaut hatte. Eine rechteckig mit
Stufen, die in elegantem Schwung zur Eingangstür führten, und keine fünf Meter
weiter eine zweite, runde, ähnlich wie ein Pavillon, die einfach an die Vorderseite des
Gebäudes geklatscht worden war, komplett mit Rankgitter und knorrig aussehendem
Rosengestrüpp. Wie ein Krebsgeschwür erhob sich ein Turmzimmer an einer Seite
des Hauses, und am anderen Ende des Baus zeigte sich ein Seitenflügel mit
abfallendem Dach. Das gesamte Gebilde war in einem entsetzlichen Grauton
gestrichen und zeigte schon Risse und Falten, wie die Haut eines alten Rauchers.
"Es sollte hier besser wirklich einige einzigartige Stücke geben", murmelte ich vor
mich hin. Während ich mich darauf vorbereitete, meinen Blick von Ushers Bleibe
loszureißen, lief mir plötzlich ein Schauer über den Rücken. Eine dicke Wolke schob
sich vor die Sonne, und das Gefühl, jemand ginge über mein Grab, traf mich wie ein
Keulenschlag. Ist es schon spät? Mir scheint, dass das Licht dunkler wird. Mein
Englischlehrer-Gehirn produzierte automatisch dieses Zitat aus Medea. Griechische
Tragödie, angefüllt mit Rache, Betrug und Tod. Das schien mir auf unpassende
Weise passend.
P.C. Cast: Tales of Partholon 1: Ausersehen
MIRA Taschenbuch Band 65036
© © 2006 by P.C. Cast
Originaltitel: Divine by Mistake
Übersetzung: Ivonne Senn
Suzanna ist der typische Collegeprofessor-Snob, aber ich liebe sie trotzdem. Sie
weiß die vielen humorigen Zwischenspiele nur einfach nicht zu schätzen, die einem
Teenager täglich servieren.
Jean Valjeans dynamischer Tenor unterbrach meine Gedanken und brachte mich
zurück auf die I-44 East in Oklahoma am 1. Juni.
"Ja, so ist es, das Leben einer Highschool-Englischlehrerin mit Humor. Dazu
verdammt, kein Geld zu haben, aber dafür viel Stoff für komödiantische Erzählungen.
Oh Mist, hier ist meine Ausfahrt."
Zum Glück bewältigte mein kleiner Mustang die harte, schnelle Rechtskurve auf
die US-412 ohne Probleme. Ein Schild zeigte an, dass Locust Grove noch
zweiundzwanzig Meilen entfernt war. Halb mit den Knien, halb mit einer Hand
lenkend, kramte ich den Flyer über die Auktion hervor, auf dem ich mir die
Wegbeschreibung notiert hatte. Irgendwo zwischen Locust Grove und Siloam
Springs sollte es ein Schild geben, das eine Nebenstraße markierte, die wiederum zu
einem weiteren Schild und einer weiteren Nebenstraße führte, und so weiter und so
fort, bis ich da wäre. Ich las noch einmal: Auktion auf einem einzigartigen Anwesen -
ungewöhnliche Offerten - offen für alle - alles muss raus.
"Nun, ganz sicher mag ich verrücktes altes Zeug. Und ganz besonders mag ich
günstiges verrücktes altes Zeug."
Meine Schüler sagen, mein Klassenraum sei wie ein bizarrer Zeitsprung. Die
Wände und Schränke sind bedeckt und gefüllt mit Drucken von Waterhouse, Postern
von Mighty Mouse, von Star-Trek-Modellen und einer unglaublichen Menge
Windspiele (die sorgen für gutes Chi).
Und das ist nur mein Klassenzimmer. Sie sollten mal meine Wohnung sehen. Na
ja, Sie wären wohl nicht wirklich überrascht. Außer darüber, dass ich zu Hause eine
echte Ordnungsfanatikerin bin. Mein Klassenraum befindet sich hingegen im Zustand
konstanter Unordnung. Irgendwie finde ich nie etwas, wenn alles einfach zu finden
ist. Was auch immer das bedeutet, verdammt.
"Ich muss endlich aufhören zu fluchen!" Es laut auszusprechen würde dem
Vorsatz hoffentlich mehr Kraft verleihen. Sozusagen die umgekehrte Pawlow'sche
Theorie: Wenn ich es nur oft genug sage, wird es irgendwann passieren.
"Ich ertrage dich heute nicht, Javert." Klack. Les Misérables verstummten.
Stattdessen erklang der Jazzsender aus Tulsa. Ich hätte nicht gedacht, dass ich den
hier draußen in dieser Einöde noch empfangen könnte.
Da war das Schild, das den Ortseingang von Locust Grove kennzeichnete. Also
wurde ich langsamer, blinzelte einmal und war auch schon wieder außerhalb des
Orts. Na gut, vielleicht dauerte es ein kleines bisschen länger als ein Blinzeln. Ich
beschleunigte das Tempo nicht. Zeit, innezuhalten und das Grün des Grünen
Staates zu schnuppern. Oklahoma im frühen Sommer ist eine erstaunliche
Ansammlung von Farben und Formen. Ich bin auf die Universität von Illinois
gegangen, und es hat mich immer genervt, dass die Leute über Oklahoma sprachen,
als wäre es einfach nur eine rote Staubschüssel oder eine schwarzweiße
Elendsszene aus Früchte des Zorns. Doch wenn ich versuchte, meinen Mitstudenten
klarzumachen, dass Oklahoma der "Grüne Staat" genannt wurde, erntete ich nur
ungläubiges Schnauben und Blicke, die besagten: Du hast wohl zu viel
Steppenläufer gegessen oder dich mit einer Kuh zu viel angelegt, was?
Ich passierte die kleine Ortschaft Leach. Kurz darauf führte die Straße auf eine
Anhöhe, und vor mir breitete sich Oklahoma aus, ungezähmt in seiner Schönheit. Ich
stelle mir gern eine Zeit vor, in der diese Straßen nur Wege waren und die Zivilisation
noch nicht so selbstverständlich. Es muss aufregend gewesen sein, zu der Zeit zu
leben - nicht in dem Sinne aufregend, wie sich dem Rektor zu stellen, nachdem er
gerade von einer aufgebrachten Mutter darüber informiert wurde, wie entsetzt sie
darüber ist, dass ich Guinevere eine Schlampe genannt habe. Viel mehr auf eine
raue Art, nach dem Motto: Vielleicht baden wir nicht und putzen uns auch nicht die
Zähne, und wir töten unser Abendessen selbst und schleppen unser Wasser mit uns.
Wenn ich so darüber nachdenke ... es ist fantastisch, von den Zeiten zu träumen, in
denen es noch Cowboys gab, oder Ritter und Drachen, und ich gebe auch zu, dass
ich besessen bin von den Dichtern der Romantik und den Schriftstellern von anno
dazumal (typischer Lehrerausdruck). Die Realität erinnert mich allerdings daran, dass
man damals ohne Penizillin und Zahnpasta auskommen musste. Wie meine Schüler
sagen würden: "Und, was ist daran verkehrt?"
"Da ist es! Abzweig Nummer eins."
AUKTION AUF EINZIGARTIGEM ANWESEN HIER ENTLANG
Ein Pfeil zeigte auf die kleine Straße zu meiner Linken. Diese Straße wurde
offenbar sehr wenig befahren. Eine Schotterpiste, auf der sich ein Schlagloch ans
andere reihte. Irgendwie wand sie sich auf angenehme Art durch die Landschaft, und
mir ging das Lied "To Grandmother's House we go" durch den Kopf. Für die
nächsten Meilen versuchte ich vergeblich, mich an den Rest des Textes zu erinnern.
AUKTION AUF EINZIGARTIGEM ANWESEN HIER ENTLANG
Ein weiterer Pfeil. Eine Nebenstraße der Nebenstraße. Noch mehr Schotter, nichts
zu sehen von einer zweiten Fahrspur. Vielleicht hielt die Abgeschiedenheit des
Anwesens die Antiquitätenhändler vom Besuch der Auktion ab. Ich hoffte es, denn
für mich waren sie der Fluch eines jeden nur über geringe Mittel verfügenden
Auktionsbesuchers. Langsam verlor ich den Jazzsender, und auf meinem inneren
Radio wurde auch nicht länger das Lied über Großmutters Haus gespielt, sondern es
lief die Titelmelodie des Films Die Beverly Hillibillies (von der ich mich an jedes
einzelne Wort erinnern kann, was ich leicht irritierend finde).
Wo wir gerade von Hillibillies sprechen ... bis jetzt hatte ich noch nicht viele
Häuser gesehen. Hm. Vielleicht war das "Anwesen" in Wahrheit ein altes
Ranchhaus, mitten auf einem Gelände, das früher einmal eine richtige Farm
gewesen war, die irgendwelchen reichen Leuten, ähnlich wie bei Bonanza, gehörte.
Nun waren sie alle gestorben, und das Land würde in viele kleine Parzellen aufgeteilt
werden, auf denen man ordentliche kleine Mittelklassehäuser baute für die Pendler
aus ... was weiß ich. Ich nenne das Jobsicherung, jedenfalls für mich. Die gehobene
Mittelklasse hat immer die durchschnittlichen 2,5 Kinder plus 1,5 zusätzliche (aus
einer vorherigen Ehe). Diese Kinder mussten den Englischtest bestehen, um ihren
Highschool-Abschluss zu schaffen. Gott segne Amerika.
Hinter einer Kurve und nach einer Kuppe tauchte das auf, was ich mir als altes
Ranchhaus vorgestellt hatte. "Ach du heilige Schande. Das ist ja das verdammte
Haus Usher!" (Ich musste diesen Sommer wirklich an meiner Ausdrucksweise
arbeiten.) Ich drosselte das Tempo. Ja, da war wieder ein Schild.
AUKTION AUF EINZIGARTIGEM ANWESEN.
Es stand direkt neben dem Schotterweg, der zum Haupthaus führte. Einige Autos,
aber hauptsächlich Trucks (wir waren definitiv in Oklahoma), parkten auf einer
Fläche, die offensichtlich einmal ein sehr schön angelegter ... ich weiß nicht, wie
nennt man so etwas - es breitete sich über Meter und Meter aus - Vorgarten schien
ein zu profanes Wort dafür. Die Auffahrt wurde von großen Bäumen gesäumt, und
ich meine wirklich groß, so wie in Vom Winde verweht nur ohne das herabhängende
Moos.
Mir fiel erst auf, dass ich mich mit offenem Mund umschaute, als ein alter Mann in
schwarzer Stoffhose und hochgeschlossenem weißem Baumwollhemd mir mit einer
orange blinkenden Kelle zuwinkte, wobei sein Gesicht einen leicht irritierten Ausdruck
zeigte, den ich mit "Hören Sie auf zu glotzen und fahren Sie weiter, Lady" übersetzte.
Als ich auf seiner Höhe war, bedeutete er mir, das Fenster herunterzulassen.
"Tag auch, Miss." Er beugte sich leicht vor und blinzelte in mein Auto. Ein übel
riechender Hauch trug die Worte in das klimaanlagengekühlte Innere meines
Wagens und dämpfte meine anfängliche Freude darüber, Miss genannt zu werden,
da das eindeutig jünger klang als Ma'am. Er war größer, als ich gedacht hatte, und
sein Gesicht war von tiefen Falten durchzogen, als hätte er sein ganzes Leben bei
Wind und Wetter draußen gearbeitet. Trotzdem hatte sein Teint eine ungesunde,
bleiche Farbe.
Guter Gott. Er war der Vater aus Kinder des Zorns von Stephen King.
"Guten Tag. Es ist ganz schön warm heute, was?" Ich versuchte höflich zu sein.
"Ja, Miss." Igitt, wieder dieser Geruch. "Bitte fahren Sie vor auf das Grün. Die
Auktion beginnt pünktlich um zwei."
"Danke." Ich versuchte mich an einem Lächeln, während ich das Fenster hochfuhr
und seinen Anweisungen folgte. Was war das für ein Geruch? Es miefte wie etwas
Totes. Na ja, er war unglaublich blass; vielleicht ging es ihm nicht gut. Das würde den
Gestank erklären und auch, wieso er im Juni ein langärmliges Hemd trug. Ich war ein
wirklich gemeines Biest, ihn mit dem Vater aus Kinder des Zorns zu vergleichen.
Der Platz vor dem Haus wird also das Grün genannt. Lerne jeden Tag etwas
Neues! Ich zog eine Grimasse und grinste. Klischees sind der Fluch der Gebildeten.
Bevor ich den Motor abstellte, nahm ich mir meine notwendigen paar Minuten (ein
Mann hatte mir mal erzählt, er könne den Attraktivitätsgrad einer Frau daran
bestimmen, wie lange sie brauchte, um aus ihrem Auto auszusteigen - ich versuche,
seeeeehr lange dafür zu brauchen), um meinen Lippenstift zu erneuern. Ich nahm
mir auch eine Minute, um das Haus zu betrachten. Streichen Sie das - ich
betrachtete natürlich den hochherrschaftlichen Wohnsitz.
Mein erster Eindruck wurde bestätigt. Dieser Ort weckte Assoziationen an Poe
und Hawthorne. Der Bau war riesig, auf eine ausladende, viktorianische Art und
Weise. Normalerweise ziehen mich ungewöhnliche alte Häuser an, dieses
seltsamerweise nicht. Ich schaute über den Rand meiner Sonnenbrille, um einen
besseren Blick darauf zu haben. Es sah seltsam aus. Ich brauchte einen Moment,
um herauszufinden, wieso, dann traf es mich - es sah aus, als wäre es in
verschiedenen Etappen entstanden. Das Hauptgebäude war ein großes Rechteck,
an das man zwei unterschiedliche Veranden angebaut hatte. Eine rechteckig mit
Stufen, die in elegantem Schwung zur Eingangstür führten, und keine fünf Meter
weiter eine zweite, runde, ähnlich wie ein Pavillon, die einfach an die Vorderseite des
Gebäudes geklatscht worden war, komplett mit Rankgitter und knorrig aussehendem
Rosengestrüpp. Wie ein Krebsgeschwür erhob sich ein Turmzimmer an einer Seite
des Hauses, und am anderen Ende des Baus zeigte sich ein Seitenflügel mit
abfallendem Dach. Das gesamte Gebilde war in einem entsetzlichen Grauton
gestrichen und zeigte schon Risse und Falten, wie die Haut eines alten Rauchers.
"Es sollte hier besser wirklich einige einzigartige Stücke geben", murmelte ich vor
mich hin. Während ich mich darauf vorbereitete, meinen Blick von Ushers Bleibe
loszureißen, lief mir plötzlich ein Schauer über den Rücken. Eine dicke Wolke schob
sich vor die Sonne, und das Gefühl, jemand ginge über mein Grab, traf mich wie ein
Keulenschlag. Ist es schon spät? Mir scheint, dass das Licht dunkler wird. Mein
Englischlehrer-Gehirn produzierte automatisch dieses Zitat aus Medea. Griechische
Tragödie, angefüllt mit Rache, Betrug und Tod. Das schien mir auf unpassende
Weise passend.
P.C. Cast: Tales of Partholon 1: Ausersehen
MIRA Taschenbuch Band 65036
© © 2006 by P.C. Cast
Originaltitel: Divine by Mistake
Übersetzung: Ivonne Senn
... weniger
Autoren-Porträt von P. C. Cast
Die erfolgreiche Autorin der "House of Night"-Serie hat nach ihrer Karriere in der US Air Force fünfzehn Jahre als Highschool-Lehrerin gearbeitet, bevor sie begonnen hat, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Die Bücher der New-York-Times-Bestsellerautorin sind vielfach ausgezeichnet worden, u.a. mit dem Romantic Times Reviewer's Choice Award, dem Daphne du Maurier Award und dem Bookseller's Best. P.C. Cast lebt mit ihrer Tochter und Ko-Autorin in Oklahoma.
Bibliographische Angaben
- Autor: P. C. Cast
- 2011, 2. Aufl., 528 Seiten, Maße: 14 x 20,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Senn, Ivonne
- Übersetzer: Ivonne Senn
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 3899418557
- ISBN-13: 9783899418552
Rezension zu „Ausersehen / Tales of Partholon Bd.1 “
"Mythisch, voller Humor und bahnbrechender Energie." - Publishers Weekly
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