Glee - Showtime!
Das offizielle Buch zur Serie
Sommerferien an der McKinley High: Faulenzen ist angesagt. Aber nicht für den Glee-Club! Der gibt den Kids in der Stadt Gesangsunterricht. Nur Rachel plant ihr eigenes Star-Power-Sommerprogramm. Doch sie stolpert und stürzt - und wacht in einer völlig...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Glee - Showtime! “
Klappentext zu „Glee - Showtime! “
Sommerferien an der McKinley High: Faulenzen ist angesagt. Aber nicht für den Glee-Club! Der gibt den Kids in der Stadt Gesangsunterricht. Nur Rachel plant ihr eigenes Star-Power-Sommerprogramm. Doch sie stolpert und stürzt - und wacht in einer völlig abgedrehten Welt auf. Sie selbst ist ein Broadway-Star, Mercedes eine Top-Cheerleaderin, und Brittany leitet den Glee-Club. Traum oder Albtraum? Eins ist klar: Im dritten offiziellen Buch zur Serie gibt's exklusive News! We love Glee!
Lese-Probe zu „Glee - Showtime! “
Glee - Showtime! von Sophia Lowellfünf
Lima, Allen-County-Flughafen,
Montagabend
... mehr
Rachel kletterte auf die Motorhaube des weinroten Saturn, der ihr seit Kurzem gehörte. Sie hatte auf
einem Feld in der Nähe des Allen-County-Flughafens in Lima geparkt, ein hervorragender Ort, um Starts und Landungen zu beobachten (wenn es welche gab). Es war lange her, seit sie das letzte Mal hier gewesen war. Als sie klein war, hatte ihr Dad Hiram eine Phase gehabt, in der er sich für alles brennend interessierte, was mit Luftfahrt zu tun hatte. Er hatte Modellflugzeuge gebaut und seitlich Namen daraufgepinselt, genauso, wie es die alten Luftwaffenpiloten machten. Nur dass er seine immer seiner kleinen Prinzessin gewidmet und Die wunderschöne Miss Berry oder Rachels Stolz auf die Tragflächen gemalt hatte. Die Buchstaben waren meist ziemlich verwackelt gewesen, anders als die gleichmäßige Schrift, die sie auf den Flugzeugen bei Flugshows gesehen hatte. Aber er hatte sein Bestes gegeben.
Manchmal, wenn sie zufällig an dem kleinen Flughafen vorbeigekommen waren, hatten sie angehalten und waren ausgestiegen, um die Flugzeuge zu beobachten. Hiram hatte immer versucht, Rachel und ihrem anderen Vater, Leroy, zu erklären, wie solche Dinge wie Windgeschwindigkeit Flugzeuge beeinflussten, aber sie hatten es nie wirklich kapiert. Am besten hatte ihr das Spiel gefallen, das sie „Wohin? Woher?" nannten. Es ging genau so, wie es hieß. Ein Flugzeug startete - wohin? Ein Flugzeug landete - woher? „Istanbul!", hatte Hiram gerufen. „Lima, Peru!", hatte Leroy aus Spaß gesagt. Rachels Antwort war fast immer „New York!" gewesen. Höchstwahrscheinlich waren die Flugzeuge nur kleine Zubringerjets oder Privatflugzeuge gewesen, die von irgendwo in der Nähe kamen, Dayton, Ohio, zum Beispiel. Aber es hatte Spaß gemacht. Sie hatte Glück, so großartige Väter zu haben.
Rachel atmete tief die warme Nachtluft ein, die süß nach frisch gemähtem Gras roch. Die Sonne begann am Horizont zu schmelzen, und die ersten Sterne funkelten durch den weichen Dunst. Sie war froh, dass sie hierhergekommen war, weg von all den Aufregungen des Tages, und einfach nur allein sein konnte. Heute Morgen war sie so gut gelaunt gewesen, sie hatte sich darauf gefreut, dass es die letzte Woche in der elften Klasse war, und auf einen Sommer, den sie genau so verbringen konnte, wie sie wollte. Wie kam es, dass plötzlich alles schiefgelaufen war? Es gefiel ihr nicht, dass sie dafür kritisiert wurde, dass sie im Glee-Club ihren Standpunkt vertreten hatte. Das Abendessen mit Finn war ein Desaster gewesen. Sie wollte nicht einmal mehr daran denken.
Rachel sprang vom Auto und breitete ihre graue Strickjacke auf dem Boden aus, um ihr blaues Lieblingskleid nicht zu ruinieren. In Gedanken zwirbelte sie einen Grashalm zwischen Daumen und Zeigefinger. Ihre Fingerspitzen wurden grün davon, und sie musste an das Make-up denken, das die Elphaba in dem Musical Wicked trug. Auf ihrer Lieblings-Website, Broadway Mania, hatte sie gelesen, dass die Schauspielerin, die die Rolle spielte, jeden Abend über eine Stunde zum Schminken brauchte. Wie hart musste es sein, so lange still zu sitzen!
Lima, Ohio, war wie die Garderobe zur Broadway-Bühne ihres Lebens - nichts weiter als eine notwendige Vorstufe, die sie hinter sich bringen musste, um zum ersten Akt zu gelangen. Sobald sie ihrer Frisur und ihrem Make-up genug Zeit gewidmet hatte, würde sie endlich heraustreten und sich der Welt zeigen können. Nach diesem Sommer wäre sie so weit, um vor Tausenden von Zuschauern am Gershwin-Theater in New York aufzutreten. Oder am Shubert. Oder am Marquis. Wirklich jedes davon wäre ihr recht.
In der Ferne setzte ein kleines Privatflugzeug auf dem Boden auf.
Welche Sorte Mensch besaß wohl ein Privatflugzeug? Rachel überlegte, ob vielleicht ein berühmter Filmstar darin saß, der hergebracht wurde, um im malerischen, ländlichen Ohio einige Szenen vor Ort zu drehen. Ja, genau. Hier passierte nie etwas Aufregendes. Wenn ich ein Star bin, reise ich nur noch so, beschloss Rachel. Ihre Väter waren zwar ins Kino gegangen und nicht daheim, aber sie beschloss, sich dennoch besser auf den Heimweg zu machen, bevor es dunkel wurde. Schließlich war sie allein unterwegs.
Als Rachel nach Hause kam, wartete ein kleines braunes Päckchen vor der Wohnungstür auf sie. In dem ganzen Chaos hatte sie total vergessen, dass sie sich ein Paar neue schwarze Tanzschuhe bestellt hatte. Sie waren für den Tanzunterricht gedacht gewesen, den sie mit Finn hatte nehmen wollen. Was für eine Verschwendung. Sie seufzte und hob sie auf. Diese Marke war angeblich die beste - sie hatte ziemlich viel Zeit mit Internetrecherche verbracht, bevor sie sich für die richtigen entschieden hatte. Die Empfehlung von Julianne Hough, einer Turniertänzerin, die Fernsehstar geworden war, war ausschlaggebend gewesen. Aber statt sich darauf zu freuen, sie auszupacken und anzuprobieren, kam es Rachel so vor, als hielten sie ihr nur vor Augen, dass die Dinge nicht so liefen wie geplant. Und die Dinge sollten immer so laufen wie geplant.
Rachel brauchte dringend etwas Aufmunterung.
Ein paar Minuten später dampfte eine frisch aufgegossene Kanne Kamillentee vor sich hin, während Rachel es sich mit Grundlagen der Sprechtechnik auf dem Sofa bequem machte. Heißer Tee war immer gut, um die Stimmbänder zu beruhigen, sogar wenn die Luft draußen genauso kochend heiß war wie der Tee. Heute hatte Rachel das natürlich besonders nötig, weil sie, statt sich um die Stimmbildung zu kümmern, so laut geworden war. Nun, das würde sich sehr bald ändern. Sie würde ihr Leben von den anstrengenden Menschen um sie herum befreien, denen sie täglich begegnen musste.
Keiner von ihnen war noch ganz dicht, aber Mr Schuester war ernsthaft verrückt - vielleicht der Wahnsinnigste von allen. Eigentlich hätte es sie nicht so sehr schockieren sollen, dass er in letzter Sekunde ein nur halb ausgegorenes Musik-Camp für Kinder zusammenbastelte. Mr Schuester war nicht nur ein Softie, sondern auch sehr unpraktisch veranlagt. Ein Camp zu veranstalten, bedeutete haufenweise Arbeit. Rachel bezweifelte, dass für ein ernsthaftes Stimmtraining viel Zeit bleiben würde. Kinder quengelten dauernd. Wusste Mr Schu nicht, dass eine der ersten Regeln des Showbusiness lautete, niemals mit Kindern oder Tieren zu arbeiten?
Das war der Hauptgrund, warum Rachel kein Haustier hatte, auch wenn dies ein weiteres Thema war, bei dem sie anderer Meinung war als die anderen. Mercedes hatte einmal erzählt, wie sie ihrem Hund Sparkles beigebracht hatte, Pfötchen zu geben. Sie hatte ein ganzes Wochenende damit zugebracht und den Hund mit Leckerlis und Lob belohnt. Dann, als sie es schließlich ihrer Familie vorführen wollte, konnte der Hund es nicht mehr. So was Dummes! Rachel konnte solche Dramen in ihrem Leben nicht gebrauchen; lediglich als Siebenjährige hatte sie eine kurze Phase durchgemacht, in der sie gern das Hündchen Toto gehabt hätte - nachdem sie zu oft Der Zauberer von Oz gesehen hatte. Aber sie war zur Vernunft gekommen. Tiere waren so schmutzig, und man musste sich ständig um sie kümmern. Rachel hatte keine Zeit, einen stinkenden Hund zu baden. Oder seine Häufchen einzusammeln. Ihh.
„Haustiere sind total überflüssig", hatte Rachel sich zu Wort gemeldet, nachdem Mercedes ihre Geschichte zu Ende erzählt hatte. „Ich wollte nie einen Hund."
Kurt hatte geantwortet: „Das ist wahrscheinlich besser so. Du wärst hundertprozentig einer von den Hundebesitzern, die ihre Hunde dazu nötigen, scheußliche Pullover zu tragen. So wie der, den du gerade anhast."
Rachel hatte tatsächlich eine merkwürdige Vorliebe für Strickpullover mit Tieren darauf, und an diesem Tag trug sie einen braunen Pulli mit einem weißen Pferd.
„Nur dass dann ein Mensch daraufgestrickt wäre", hatte Mercedes in das Gelächter der anderen hinein hinzugefügt.
Rachel goss sich Tee in ihre geliebte Phantom-der-OperTasse und blies darauf, um ihn abzukühlen. Allein zu sein war wunderbar. Sie klappte ihr Buch auf und machte sich an das nächste Kapitel mit der Überschrift „Modulation und Beherrschung der Stimme". Sie hatte kaum die ersten beiden Sätze gelesen, als ihr klar wurde, dass dies absolut nicht das geeignete Mittel zur Aufmunterung war. Etwas Leichteres musste her.
Von Funny Girl bekam sie immer gute Laune. Um einiges fröhlicher schaltete sie den Fernseher ein. Rachel liebte die Geschichte von Fanny Brice, einem unverstandenen jüdischen Mädchen, das davon träumte, ein großer Star zu werden. Fanny war umgeben von Menschen, die nicht an ihre Begabungen glaubten, aber am Ende zeigte sie es allen, indem sie ein Superstar wurde. Die Geschichte wies geradezu gespenstische Parallelen zu Rachels Leben auf. Und wer liebte Barbra Streisand nicht? Barbra war eine der zwölf Personen der Geschichte, die den „EGOT" geschafft hatte, die also die vier begehrtesten Auszeichnungen des Showbusiness gewonnen hatten: den Emmy, den Grammy, den Oscar und den Tony. Rachel hoffte, dass sie eines Tages auch so großen Erfolg haben würde. Sie würde die Dreizehnte sein.
Rachel nahm gerade die DVD aus der Hülle, als sie den Fernsehansager ankündigen hörte: „Jetzt gleich: Song and Dance: The Bernadette Peters Story". Die Sendung ging los, und Rachel sah gebannt zu. „Bernadette Peters war ein halbes Jahrhundert lang sowohl auf der Bühne als auch auf der Leinwand ein gefeierter Star, der mit seiner bewegenden Darstellungskunst und seiner spektakulären Stimme Millionen von Herzen bewegte. Sie begann ihre Laufbahn im zarten Alter von dreieinhalb." Ha! Rachel hatte ihren ersten Tanzwettbewerb mit nur drei Monaten gewonnen.
Im Fernsehen wurde eine Reihe alter Fotografien gezeigt, und der Sprecher fuhr fort: „Mit fünf Jahren war sie bereits in verschiedenen amerikanischen Fernsehsendungen zu sehen und auf dem Weg dazu, mit nur elf Jahren als Tessie in The Most Happy Fella zum ersten Mal auf einer New Yorker Bühne zu stehen." Mit elf Jahren? Diese Tatsachen waren nicht sehr ermutigend. Sie war schon fast siebzehn. Und ihr Broadway-Debüt war nicht mal in greifbarer Nähe. Wie furchtbar.
Rachel griff nach der Fernbedienung und drückte heftig auf den Aus-Knopf. Was, wenn sie ihr ganzes Leben lang übersehen worden war? Sie hatte trotzdem das Talent und die Entschlossenheit, die anderen fehlte. Es brachte einfach nichts, wie ein Stubenhocker hier herumzuhängen, so wie alle anderen Teenager in Lima. Sie musste jetzt etwas tun. Jetzt sofort, in dieser Sekunde.
Plötzlich hatte sie es sehr eilig, hinauf in ihr Zimmer zu gelangen. Der braune Karton lag unschuldig auf ihrem Bett und schien Rachel anzuflehen, ihn aufzumachen. Sie verwarf ihr Vorhaben, die Schuhe zurückzuschicken, riss das Paketband ab und wühlte sich durch das glitzernde Verpackungspapier. Der Geruch nach neuen Schuhen, der einen wirklich glücklich machen konnte, drang ihr in die Nase. Rachel sog ihn ein, als sie den rechten Schuh nah an ihr Gesicht hob, um ihn genauer zu inspizieren. Der Absatz wirkte auf jeden Fall viel höher als auf dem Foto im Internet. Rachel war eher ein Ballerina-Schuhe-Mädchen. Davon zeugte eine umfangreiche Sammlung in allen Farben und mit allen möglichen Verzierungen, von Schleifen bis Blumen (manche waren sogar mit Ponys bedruckt). Ich könnte sie ja mal anprobieren, dachte sie und schüttelte ihren Teddybär-Pantoffel ab.
Sie brauchte ungefähr eine Minute, um ihren Fuß hineinzuzwängen. Es fühlte sich etwas eng an, aber Rachel ignorierte das. Wahrscheinlich musste das einfach so sein. Sie stand langsam auf und torkelte wie ein neugeborenes Fohlen, das seine ersten Schritte macht. Rachel sah, wie ihre Zehen unter dem schwarzen Riemen ganz weiß wurden. Wie konnte Julianne so was jeden Abend tragen? Aua!
Aber jetzt war sie schon so weit gekommen. Kneifen galt nicht. Rachel wagte das Risiko und drehte sich auf den Zehen ihres rechten Fußes. Aus der Drehung wurde schnell ein Stolpern, und Rachel konnte sich gerade noch rechtzeitig an einem Pfosten ihres Himmelbetts festhalten. Es gab einen Grund, dass es für Gesellschaftstanz zwei brauchte. Vielleicht die Schuhe.
Aber Rachel war niemand, der schnell aufgab. Die nächsten zehn Minuten verbrachte sie damit, in ihrem Zimmer Walzer zu tanzen und die wenigen Schritte zu vervollkommnen, die sie von ein paar einfachen Paartänzen aus dem Glee-Club kannte. Sie brauchte Finn absolut nicht. Vielleicht würde sie als Partner sogar irgendeinen coolen Typen bekommen, dessen Großmutter ihn dazu gezwungen hatte, Tanzstunden zu nehmen. Sie wären die Stars im Unterricht und würden alles doppelt so schnell hinkriegen wie die anderen. Der Lehrer würde sich jedes Mal sie als Beispiel nehmen, wenn er eine Schrittfolge zeigen wollte. Die anderen würden natürlich neidisch werden und versuchen, sie niederzumachen und sie beim Tanzen an den Rand zu drängen. „Niemand drängt Rachel in die Ecke!", würde ihr Partner rufen, sie in die Arme nehmen, sie herumwirbeln und sie wieder zurückholen. Vielleicht hatte sie aber auch nur Dirty Dancing einmal zu oft gesehen.
Pling! Ein Instant-Message-Fenster öffnete sich auf ihrem Computer-Bildschirm und verdeckte den mit Photoshop erstellten Bildschirmschoner, der sie selbst mit zwei Grammys in der Hand zeigte. Quer durchs Zimmer konnte Rachel den flimmernden Namen auf dem Bildschirm lesen: Sharkfinn5.
Es war Finn! Dieser gut aussehende, bärenstarke ... totale Blödmann. Sie sollte ihn wirklich nicht beachten. Sie verdiente eine Entschuldigung, die ungefähr so aussah, dass Finn mit einem Strauß roter Rosen vor ihrer Haustür stand. Und nicht eine schäbige Instant Message. Ich werde nicht antworten. Ich werde mich ausloggen und abmelden, redete Rachel sich ein und versuchte, seine Nachricht zu ignorieren. Eine weitere Message kam an. Pling. In Wahrheit starb sie vor Neugierde, sie zu lesen. Pling, Pling. Das Chat-Fenster blinkte wie wild.
Rachel vergaß völlig, dass sie turmhohe Schuhe trug, und stürzte auf ihren Schreibtisch zu. Das war jedoch angesichts ihres ungewöhnlich unordentlichen Zimmers keine gute Idee. Der Boden war übersät mit Verpackungsmaterial, überall lag glitzerndes Seidenpapier herum. Ihre Teddybär-Pantoffeln lagen vergessen am Fußende des Betts.
Irgendwie fand Rachels Fuß den schlechtesten Platz zum Landen. Der Absatz ihres rechten Schuhs verfing sich im Ohr ihres linken Teddybär-Pantoffels. Keine Chance. Sie taumelte eine Millisekunde, dann krachte sie mit dem Kopf voraus auf ihre Patti-LuPone-Büste. Wumm!
Während Rachel auf den Boden fiel, hätte sie schwören können, funkelnde Sterne zu sehen ...
Dann wurde alles schwarz.
© 2011 SchneiderBuch verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
Rachel kletterte auf die Motorhaube des weinroten Saturn, der ihr seit Kurzem gehörte. Sie hatte auf
einem Feld in der Nähe des Allen-County-Flughafens in Lima geparkt, ein hervorragender Ort, um Starts und Landungen zu beobachten (wenn es welche gab). Es war lange her, seit sie das letzte Mal hier gewesen war. Als sie klein war, hatte ihr Dad Hiram eine Phase gehabt, in der er sich für alles brennend interessierte, was mit Luftfahrt zu tun hatte. Er hatte Modellflugzeuge gebaut und seitlich Namen daraufgepinselt, genauso, wie es die alten Luftwaffenpiloten machten. Nur dass er seine immer seiner kleinen Prinzessin gewidmet und Die wunderschöne Miss Berry oder Rachels Stolz auf die Tragflächen gemalt hatte. Die Buchstaben waren meist ziemlich verwackelt gewesen, anders als die gleichmäßige Schrift, die sie auf den Flugzeugen bei Flugshows gesehen hatte. Aber er hatte sein Bestes gegeben.
Manchmal, wenn sie zufällig an dem kleinen Flughafen vorbeigekommen waren, hatten sie angehalten und waren ausgestiegen, um die Flugzeuge zu beobachten. Hiram hatte immer versucht, Rachel und ihrem anderen Vater, Leroy, zu erklären, wie solche Dinge wie Windgeschwindigkeit Flugzeuge beeinflussten, aber sie hatten es nie wirklich kapiert. Am besten hatte ihr das Spiel gefallen, das sie „Wohin? Woher?" nannten. Es ging genau so, wie es hieß. Ein Flugzeug startete - wohin? Ein Flugzeug landete - woher? „Istanbul!", hatte Hiram gerufen. „Lima, Peru!", hatte Leroy aus Spaß gesagt. Rachels Antwort war fast immer „New York!" gewesen. Höchstwahrscheinlich waren die Flugzeuge nur kleine Zubringerjets oder Privatflugzeuge gewesen, die von irgendwo in der Nähe kamen, Dayton, Ohio, zum Beispiel. Aber es hatte Spaß gemacht. Sie hatte Glück, so großartige Väter zu haben.
Rachel atmete tief die warme Nachtluft ein, die süß nach frisch gemähtem Gras roch. Die Sonne begann am Horizont zu schmelzen, und die ersten Sterne funkelten durch den weichen Dunst. Sie war froh, dass sie hierhergekommen war, weg von all den Aufregungen des Tages, und einfach nur allein sein konnte. Heute Morgen war sie so gut gelaunt gewesen, sie hatte sich darauf gefreut, dass es die letzte Woche in der elften Klasse war, und auf einen Sommer, den sie genau so verbringen konnte, wie sie wollte. Wie kam es, dass plötzlich alles schiefgelaufen war? Es gefiel ihr nicht, dass sie dafür kritisiert wurde, dass sie im Glee-Club ihren Standpunkt vertreten hatte. Das Abendessen mit Finn war ein Desaster gewesen. Sie wollte nicht einmal mehr daran denken.
Rachel sprang vom Auto und breitete ihre graue Strickjacke auf dem Boden aus, um ihr blaues Lieblingskleid nicht zu ruinieren. In Gedanken zwirbelte sie einen Grashalm zwischen Daumen und Zeigefinger. Ihre Fingerspitzen wurden grün davon, und sie musste an das Make-up denken, das die Elphaba in dem Musical Wicked trug. Auf ihrer Lieblings-Website, Broadway Mania, hatte sie gelesen, dass die Schauspielerin, die die Rolle spielte, jeden Abend über eine Stunde zum Schminken brauchte. Wie hart musste es sein, so lange still zu sitzen!
Lima, Ohio, war wie die Garderobe zur Broadway-Bühne ihres Lebens - nichts weiter als eine notwendige Vorstufe, die sie hinter sich bringen musste, um zum ersten Akt zu gelangen. Sobald sie ihrer Frisur und ihrem Make-up genug Zeit gewidmet hatte, würde sie endlich heraustreten und sich der Welt zeigen können. Nach diesem Sommer wäre sie so weit, um vor Tausenden von Zuschauern am Gershwin-Theater in New York aufzutreten. Oder am Shubert. Oder am Marquis. Wirklich jedes davon wäre ihr recht.
In der Ferne setzte ein kleines Privatflugzeug auf dem Boden auf.
Welche Sorte Mensch besaß wohl ein Privatflugzeug? Rachel überlegte, ob vielleicht ein berühmter Filmstar darin saß, der hergebracht wurde, um im malerischen, ländlichen Ohio einige Szenen vor Ort zu drehen. Ja, genau. Hier passierte nie etwas Aufregendes. Wenn ich ein Star bin, reise ich nur noch so, beschloss Rachel. Ihre Väter waren zwar ins Kino gegangen und nicht daheim, aber sie beschloss, sich dennoch besser auf den Heimweg zu machen, bevor es dunkel wurde. Schließlich war sie allein unterwegs.
Als Rachel nach Hause kam, wartete ein kleines braunes Päckchen vor der Wohnungstür auf sie. In dem ganzen Chaos hatte sie total vergessen, dass sie sich ein Paar neue schwarze Tanzschuhe bestellt hatte. Sie waren für den Tanzunterricht gedacht gewesen, den sie mit Finn hatte nehmen wollen. Was für eine Verschwendung. Sie seufzte und hob sie auf. Diese Marke war angeblich die beste - sie hatte ziemlich viel Zeit mit Internetrecherche verbracht, bevor sie sich für die richtigen entschieden hatte. Die Empfehlung von Julianne Hough, einer Turniertänzerin, die Fernsehstar geworden war, war ausschlaggebend gewesen. Aber statt sich darauf zu freuen, sie auszupacken und anzuprobieren, kam es Rachel so vor, als hielten sie ihr nur vor Augen, dass die Dinge nicht so liefen wie geplant. Und die Dinge sollten immer so laufen wie geplant.
Rachel brauchte dringend etwas Aufmunterung.
Ein paar Minuten später dampfte eine frisch aufgegossene Kanne Kamillentee vor sich hin, während Rachel es sich mit Grundlagen der Sprechtechnik auf dem Sofa bequem machte. Heißer Tee war immer gut, um die Stimmbänder zu beruhigen, sogar wenn die Luft draußen genauso kochend heiß war wie der Tee. Heute hatte Rachel das natürlich besonders nötig, weil sie, statt sich um die Stimmbildung zu kümmern, so laut geworden war. Nun, das würde sich sehr bald ändern. Sie würde ihr Leben von den anstrengenden Menschen um sie herum befreien, denen sie täglich begegnen musste.
Keiner von ihnen war noch ganz dicht, aber Mr Schuester war ernsthaft verrückt - vielleicht der Wahnsinnigste von allen. Eigentlich hätte es sie nicht so sehr schockieren sollen, dass er in letzter Sekunde ein nur halb ausgegorenes Musik-Camp für Kinder zusammenbastelte. Mr Schuester war nicht nur ein Softie, sondern auch sehr unpraktisch veranlagt. Ein Camp zu veranstalten, bedeutete haufenweise Arbeit. Rachel bezweifelte, dass für ein ernsthaftes Stimmtraining viel Zeit bleiben würde. Kinder quengelten dauernd. Wusste Mr Schu nicht, dass eine der ersten Regeln des Showbusiness lautete, niemals mit Kindern oder Tieren zu arbeiten?
Das war der Hauptgrund, warum Rachel kein Haustier hatte, auch wenn dies ein weiteres Thema war, bei dem sie anderer Meinung war als die anderen. Mercedes hatte einmal erzählt, wie sie ihrem Hund Sparkles beigebracht hatte, Pfötchen zu geben. Sie hatte ein ganzes Wochenende damit zugebracht und den Hund mit Leckerlis und Lob belohnt. Dann, als sie es schließlich ihrer Familie vorführen wollte, konnte der Hund es nicht mehr. So was Dummes! Rachel konnte solche Dramen in ihrem Leben nicht gebrauchen; lediglich als Siebenjährige hatte sie eine kurze Phase durchgemacht, in der sie gern das Hündchen Toto gehabt hätte - nachdem sie zu oft Der Zauberer von Oz gesehen hatte. Aber sie war zur Vernunft gekommen. Tiere waren so schmutzig, und man musste sich ständig um sie kümmern. Rachel hatte keine Zeit, einen stinkenden Hund zu baden. Oder seine Häufchen einzusammeln. Ihh.
„Haustiere sind total überflüssig", hatte Rachel sich zu Wort gemeldet, nachdem Mercedes ihre Geschichte zu Ende erzählt hatte. „Ich wollte nie einen Hund."
Kurt hatte geantwortet: „Das ist wahrscheinlich besser so. Du wärst hundertprozentig einer von den Hundebesitzern, die ihre Hunde dazu nötigen, scheußliche Pullover zu tragen. So wie der, den du gerade anhast."
Rachel hatte tatsächlich eine merkwürdige Vorliebe für Strickpullover mit Tieren darauf, und an diesem Tag trug sie einen braunen Pulli mit einem weißen Pferd.
„Nur dass dann ein Mensch daraufgestrickt wäre", hatte Mercedes in das Gelächter der anderen hinein hinzugefügt.
Rachel goss sich Tee in ihre geliebte Phantom-der-OperTasse und blies darauf, um ihn abzukühlen. Allein zu sein war wunderbar. Sie klappte ihr Buch auf und machte sich an das nächste Kapitel mit der Überschrift „Modulation und Beherrschung der Stimme". Sie hatte kaum die ersten beiden Sätze gelesen, als ihr klar wurde, dass dies absolut nicht das geeignete Mittel zur Aufmunterung war. Etwas Leichteres musste her.
Von Funny Girl bekam sie immer gute Laune. Um einiges fröhlicher schaltete sie den Fernseher ein. Rachel liebte die Geschichte von Fanny Brice, einem unverstandenen jüdischen Mädchen, das davon träumte, ein großer Star zu werden. Fanny war umgeben von Menschen, die nicht an ihre Begabungen glaubten, aber am Ende zeigte sie es allen, indem sie ein Superstar wurde. Die Geschichte wies geradezu gespenstische Parallelen zu Rachels Leben auf. Und wer liebte Barbra Streisand nicht? Barbra war eine der zwölf Personen der Geschichte, die den „EGOT" geschafft hatte, die also die vier begehrtesten Auszeichnungen des Showbusiness gewonnen hatten: den Emmy, den Grammy, den Oscar und den Tony. Rachel hoffte, dass sie eines Tages auch so großen Erfolg haben würde. Sie würde die Dreizehnte sein.
Rachel nahm gerade die DVD aus der Hülle, als sie den Fernsehansager ankündigen hörte: „Jetzt gleich: Song and Dance: The Bernadette Peters Story". Die Sendung ging los, und Rachel sah gebannt zu. „Bernadette Peters war ein halbes Jahrhundert lang sowohl auf der Bühne als auch auf der Leinwand ein gefeierter Star, der mit seiner bewegenden Darstellungskunst und seiner spektakulären Stimme Millionen von Herzen bewegte. Sie begann ihre Laufbahn im zarten Alter von dreieinhalb." Ha! Rachel hatte ihren ersten Tanzwettbewerb mit nur drei Monaten gewonnen.
Im Fernsehen wurde eine Reihe alter Fotografien gezeigt, und der Sprecher fuhr fort: „Mit fünf Jahren war sie bereits in verschiedenen amerikanischen Fernsehsendungen zu sehen und auf dem Weg dazu, mit nur elf Jahren als Tessie in The Most Happy Fella zum ersten Mal auf einer New Yorker Bühne zu stehen." Mit elf Jahren? Diese Tatsachen waren nicht sehr ermutigend. Sie war schon fast siebzehn. Und ihr Broadway-Debüt war nicht mal in greifbarer Nähe. Wie furchtbar.
Rachel griff nach der Fernbedienung und drückte heftig auf den Aus-Knopf. Was, wenn sie ihr ganzes Leben lang übersehen worden war? Sie hatte trotzdem das Talent und die Entschlossenheit, die anderen fehlte. Es brachte einfach nichts, wie ein Stubenhocker hier herumzuhängen, so wie alle anderen Teenager in Lima. Sie musste jetzt etwas tun. Jetzt sofort, in dieser Sekunde.
Plötzlich hatte sie es sehr eilig, hinauf in ihr Zimmer zu gelangen. Der braune Karton lag unschuldig auf ihrem Bett und schien Rachel anzuflehen, ihn aufzumachen. Sie verwarf ihr Vorhaben, die Schuhe zurückzuschicken, riss das Paketband ab und wühlte sich durch das glitzernde Verpackungspapier. Der Geruch nach neuen Schuhen, der einen wirklich glücklich machen konnte, drang ihr in die Nase. Rachel sog ihn ein, als sie den rechten Schuh nah an ihr Gesicht hob, um ihn genauer zu inspizieren. Der Absatz wirkte auf jeden Fall viel höher als auf dem Foto im Internet. Rachel war eher ein Ballerina-Schuhe-Mädchen. Davon zeugte eine umfangreiche Sammlung in allen Farben und mit allen möglichen Verzierungen, von Schleifen bis Blumen (manche waren sogar mit Ponys bedruckt). Ich könnte sie ja mal anprobieren, dachte sie und schüttelte ihren Teddybär-Pantoffel ab.
Sie brauchte ungefähr eine Minute, um ihren Fuß hineinzuzwängen. Es fühlte sich etwas eng an, aber Rachel ignorierte das. Wahrscheinlich musste das einfach so sein. Sie stand langsam auf und torkelte wie ein neugeborenes Fohlen, das seine ersten Schritte macht. Rachel sah, wie ihre Zehen unter dem schwarzen Riemen ganz weiß wurden. Wie konnte Julianne so was jeden Abend tragen? Aua!
Aber jetzt war sie schon so weit gekommen. Kneifen galt nicht. Rachel wagte das Risiko und drehte sich auf den Zehen ihres rechten Fußes. Aus der Drehung wurde schnell ein Stolpern, und Rachel konnte sich gerade noch rechtzeitig an einem Pfosten ihres Himmelbetts festhalten. Es gab einen Grund, dass es für Gesellschaftstanz zwei brauchte. Vielleicht die Schuhe.
Aber Rachel war niemand, der schnell aufgab. Die nächsten zehn Minuten verbrachte sie damit, in ihrem Zimmer Walzer zu tanzen und die wenigen Schritte zu vervollkommnen, die sie von ein paar einfachen Paartänzen aus dem Glee-Club kannte. Sie brauchte Finn absolut nicht. Vielleicht würde sie als Partner sogar irgendeinen coolen Typen bekommen, dessen Großmutter ihn dazu gezwungen hatte, Tanzstunden zu nehmen. Sie wären die Stars im Unterricht und würden alles doppelt so schnell hinkriegen wie die anderen. Der Lehrer würde sich jedes Mal sie als Beispiel nehmen, wenn er eine Schrittfolge zeigen wollte. Die anderen würden natürlich neidisch werden und versuchen, sie niederzumachen und sie beim Tanzen an den Rand zu drängen. „Niemand drängt Rachel in die Ecke!", würde ihr Partner rufen, sie in die Arme nehmen, sie herumwirbeln und sie wieder zurückholen. Vielleicht hatte sie aber auch nur Dirty Dancing einmal zu oft gesehen.
Pling! Ein Instant-Message-Fenster öffnete sich auf ihrem Computer-Bildschirm und verdeckte den mit Photoshop erstellten Bildschirmschoner, der sie selbst mit zwei Grammys in der Hand zeigte. Quer durchs Zimmer konnte Rachel den flimmernden Namen auf dem Bildschirm lesen: Sharkfinn5.
Es war Finn! Dieser gut aussehende, bärenstarke ... totale Blödmann. Sie sollte ihn wirklich nicht beachten. Sie verdiente eine Entschuldigung, die ungefähr so aussah, dass Finn mit einem Strauß roter Rosen vor ihrer Haustür stand. Und nicht eine schäbige Instant Message. Ich werde nicht antworten. Ich werde mich ausloggen und abmelden, redete Rachel sich ein und versuchte, seine Nachricht zu ignorieren. Eine weitere Message kam an. Pling. In Wahrheit starb sie vor Neugierde, sie zu lesen. Pling, Pling. Das Chat-Fenster blinkte wie wild.
Rachel vergaß völlig, dass sie turmhohe Schuhe trug, und stürzte auf ihren Schreibtisch zu. Das war jedoch angesichts ihres ungewöhnlich unordentlichen Zimmers keine gute Idee. Der Boden war übersät mit Verpackungsmaterial, überall lag glitzerndes Seidenpapier herum. Ihre Teddybär-Pantoffeln lagen vergessen am Fußende des Betts.
Irgendwie fand Rachels Fuß den schlechtesten Platz zum Landen. Der Absatz ihres rechten Schuhs verfing sich im Ohr ihres linken Teddybär-Pantoffels. Keine Chance. Sie taumelte eine Millisekunde, dann krachte sie mit dem Kopf voraus auf ihre Patti-LuPone-Büste. Wumm!
Während Rachel auf den Boden fiel, hätte sie schwören können, funkelnde Sterne zu sehen ...
Dann wurde alles schwarz.
© 2011 SchneiderBuch verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
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Autoren-Porträt von Sophia Lowell
Die diplomierte Sprechwissenschaftlerin hat sich nach dem Studium eher der Praxis als der Theorie verschrieben und arbeitet seither als Sprecherzieherin an diversen Schauspielschulen im deutschsprachigen Raum. Daneben ist sie immer wieder als Sprecherin für Hörspiele und Hörbücher gefragt.
Bibliographische Angaben
- Autor: Sophia Lowell
- Altersempfehlung: 10 - 12 Jahre
- 2012, 254 Seiten, Maße: 13,6 x 21,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Arnold, Susanne
- Übersetzer: Susanne Arnold
- Verlag: Schneiderbuch
- ISBN-10: 3505129305
- ISBN-13: 9783505129308
- Erscheinungsdatum: 12.01.2012
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