Der Countdown des Todes / Agentur Private Bd.1
Thriller. Deutsche Erstveröffentlichung
Ein grausamer Mord bei den Olympischen Spielen in London - und es sollen weitere folgen.
London 2012. "Private", die renommierteste Ermittlungsagentur der Welt, wird beauftragt, sich um die Sicherheit der Olympischen Spiele zu...
London 2012. "Private", die renommierteste Ermittlungsagentur der Welt, wird beauftragt, sich um die Sicherheit der Olympischen Spiele zu...
Leider schon ausverkauft
versandkostenfrei
Taschenbuch
9.99 €
Produktdetails
Produktinformationen zu „Der Countdown des Todes / Agentur Private Bd.1 “
Ein grausamer Mord bei den Olympischen Spielen in London - und es sollen weitere folgen.
London 2012. "Private", die renommierteste Ermittlungsagentur der Welt, wird beauftragt, sich um die Sicherheit der Olympischen Spiele zu kümmern. Doch schon vor der Eröffnungsfeier ereignet sich ein grausamer Mord: Ein hochrangiges Mitglied des Organisationskomitees wird geköpft. Private-Ermittler Peter Knight wird zum Tatort gerufen. Kurz darauf erhält eine Reporterin einen Brief von einem Mann, der sich "Cronus" nennt und sich für den Mord verantwortlich erklärt. Er kündigt an, die Spiele "reinigen" zu wollen - indem er alle tötet, die den ursprünglichen Olympischen Gedanken beschmutzen.
Klappentext zu „Der Countdown des Todes / Agentur Private Bd.1 “
Ein grausamer Mord bei den Olympischen Spielen in London - und es sollen weitere folgen ...London 2012. "Private", die renommierteste Ermittlungsagentur der Welt, wird beauftragt, sich um die Sicherheit der Olympischen Spiele zu kümmern. Doch schon vor der Eröffnungsfeier ereignet sich ein grausamer Mord: Ein hochrangiges Mitglied des Organisationskomitees wird geköpft. Private-Ermittler Peter Knight wird zum Tatort gerufen. Kurz darauf erhält eine Reporterin einen Brief von einem Mann, der sich "Cronus" nennt und sich für den Mord verantwortlich erklärt. Er kündigt an, die Spiele "reinigen" zu wollen - indem er alle tötet, die den ursprünglichen Olympischen Gedanken beschmutzen ...
Lese-Probe zu „Der Countdown des Todes / Agentur Private Bd.1 “
Der Countdown des Todes - Private Games von James Patterson und Mark SullivanMITTWOCH, 25. JULI 2012, 23:25 UHR
... mehr
Supermänner und Superfrauen gibt es wirklich. Sie sind mitten unter uns.
Das meine ich ganz im Ernst. Jesus Christus, zum Beispiel, war ein spiritueller Supermann, Martin Luther und Gandhi zähle ich auch dazu. Julius Cäsar war ebenfalls übermenschlich. Das Gleiche gilt für Dschinghis Khan, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und Adolf Hitler. Man denke nur mal an Wissenschaftler wie Aristoteles, Galileo, Albert Einstein und J. Robert Oppenheimer. Oder an Künstler wie Leonardo da Vinci, Michelangelo und Vincent van Gogh, meinen Lieblingsmaler, der vor lauter Genie wahnsinnig wurde. Und nicht zu vergessen sportliche Größen wie Jim Thorpe, Babe Didrikson Zaharias und Jesse Owens oder Larisa Latynina und Muhammad Ali, Mark Spitz und Jackie Joyner-Kersee.
Demütig schließe ich mich ebenfalls in diese Reihe der Supermänner mit ein - verdientermaßen, wie bald zu sehen sein wird.
Kurz gesagt, Menschen wie ich sind zu Höherem geboren. Wir suchen die Herausforderung. Wir wollen etwas verändern. Wir wollen sämtliche Grenzen durchbrechen - die spirituellen, politischen, künstlerischen, wissenschaftlichen und körperlichen Grenzen. Wir wollen das Falsche wieder richten, auch wenn es aussichtslos erscheint. Und wir sind bereit zu leiden, um Großes zu leisten, bereit, uns
mit der Leidenschaft eines Märtyrers verbissen und ausdauemd auf unsere Aufgabe vorzubereiten, was, wie ich glaube, bei jedem Menschen, gleich welchen Alters, ein außergewöhnlicher Charakterzug ist.
Im Moment muss ich zugeben, dass ich mich in der Tat außergewöhnlich wichtig fühle, während ich hier im Garten von Sir Denton Marshall stehe. Wenn es je ein wehleidiges, korruptes Schwein gab, dann ihn.
Da kniet er vor mir, den Rücken mir zugewandt, mein Messer an seiner Kehle.
Weswegen er zittert, als hätte ihn gerade ein Stein am Kopf getroffen. Kann man sie schon riechen, seine Angst? Ein Geruch, so widerlich wie die Luft nach einer Bombenexplosion.
»Warum?«, keucht er.
»Sie haben mich wütend gemacht. Sie sind ein Monster«, knurre ich ihn an. Meine unbändige Wut durchdringt jede Zelle meines Körpers. »Sie haben dazu beigetragen, dass die Olympischen Spiele zu einem abscheulichen Witz verkommen sind.«
»Was?«, schreit er verwirrt. »Wovon reden Sie?«
Ich liefere ihm den Beweis in drei verdammenden Sätzen, die die Haut an seinem Nacken blau und seine pulsierenden Halsschlagadern zu einem widerlichen Purpur verfärben.
»N...nein!«, stottert er. »Das ... das stimmt nicht. Das können Sie nicht tun. Sind Sie denn völlig übergeschnappt?«
»Übergeschnappt? Ich?., frage ich zurück. »Wohl kaum. Ich bin der klarste Mensch, den ich kenne.»
»Bitte«, fleht er. Tränen laufen an seinem Gesicht hinab. »Haben Sie Erbarmen. Ich heirate an Heiligabend.«
Mein eigenes Lachen ist so ätzend wie Schwefelsäure.
»In einem anderen Leben habe ich meine Kinder gefressen, Denton. Also erwarten Sie von mir oder meinen Schwestern keine Gnade.«
Als seine Verwirrung und sein Schrecken den Höhepunkt erreichen, blicke ich zum Nachthimmel hinauf. Ein Sturm tobt in meinem Kopf, der mir aufs Neue klarmacht, dass ich tatsächlich ein übermenschliches Wesen bin - allen anderen überlegen und durchdrungen von Kräften, die Tausende von Jahren zurückreichen.
<>Für alle wahren Olympioniken«, erkläre ich feierlich. »Dieses Opfer kennzeichnet den Anfang des Endes der Spiele der Neuzeit.«
Dann reiße ich den Kopf des alten Mannes nach hinten, sodass sich sein Rücken durchbiegt.
Und bevor er schreien kann, ziehe ich die Klinge mit voller Wucht quer über seine Kehle und durchtrenne seinen Hals bis zur Wirbelsäule.
1
DONNERSTAG, 26. JULI 2012, 9:24 UHR
Für Londoner Verhältnisse war es brütend heiß. Peter Knights Hemd und Jacke waren durchgeschwitzt, als er auf der Chesham Street nach Norden rannte, am Diplomat Hotel vorbei und dann weiter Richtung Lyall Mews im Herzen von Belgravia, dem Stadtviertel mit den teuersten Immobilien auf der ganzen Welt.
Mach, dass es nicht wahr ist, schrie er in Gedanken, als er die kleine Straße mit den zu Wohnhäusern umgebauten Stallungen erreichte. Lieber Gott, mach, dass es nicht wahr ist.
Dann erblickte er eine Horde Zeitungsreporter, die sich vor dem gelben Absperrband der London Metropolitan Police drängte. Dahinter lag das cremefarbene Stadthaus im georgianischen Stil. Knight kam taumelnd zum Stehen. Er hatte ein Gefühl, als entwickelten seine Frühstückseier mit Schinken ein Eigenleben.
Was würde er Amanda bloß sagen?
Noch bevor er seine Gedanken oder seinen Magen unter Kontrolle bekommen konnte, klingelte sein Handy. Er zog es aus der Tasche, ohne auf die angezeigte Nummer zu blicken.
»Knight«, brachte er heraus. »Sind Sie das, Jack?« »Nein, Peter, ich bin's, Nancy«, meldete sich eine Stimme mit irischem Akzent. »Isabel ist krank geworden.« »Was?«, stöhnte er. »Nein ... ich bin doch erst vor einer Stunde von zu Hause weggegangen.«
»Sie hat Fieber«, beharrte das Vollzeit-Kindermädchen. »Ich habe gerade gemessen.«
»Wie hoch?«
»Achtunddreißig. Bauchschmerzen hat sie auch.« »Und Lukey?«
»Ihm scheint es gut zu gehen«, antwortete sie. »Aber ...« »Die beiden sollen kalt baden. Und rufen Sie mich zurück, wenn Isabels Temperatur weiter steigt«, wies Knight sie an, klappte sein Telefon zu und schluckte die Galle, die in seiner Kehle brannte.
Knight, ein drahtiger Kerl, etwas über eins achtzig, mit ansprechendem Gesicht und hellbraunem Haar, war früher Spezialermittler im Old Bailey gewesen, Englands Zentralem Strafgerichtshof. Zwei Jahre zuvor war er zum Londoner Büro von >Private International< gewechselt, wo er doppelt so viel Gehalt bekam und doppelt so viel Ansehen genoss. Private war das neuzeitliche Pendant zur berühmten Pinkerton Agency und unterhielt Büros in allen größeren Städten der Welt, in denen erstklassige Forensiker, Sicherheitsspezialisten und Ermittler wie Knight beschäftigt waren.
Lass es nicht an dich ran, sagte er sich. Verhalte dich wie ein Profi. Doch das hier war der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Knight hatte bereits zu viel Trauer und Verlust erlitten, sowohl beruflich als auch privat. Erst eine Woche zuvor waren sein Chef Dan Carter und drei seiner Kollegen über der Nordsee bei einem Flugzeugabsturz, dessen Ursache immer noch nicht aufgeklärt war, ums Leben gekommen. Konnte er noch den Tod eines weiteren Menschen verkraften?
Er schob den Gedanken an seine kranke Tochter beiseite und zwang sich, trotz der drückenden Hitze auf die Polizeiabsperrung zuzueilen. Während er um die Meute aus der Fleet Street einen großen Bogen machte, erblickte er Billy Casper, einen Inspector von Scotland Yard, den er seit fünfzehn Jahren kannte.
Er ging auf ihn zu. Casper war ein einfältiger Mann mit Pockennarbengesicht, das sich verfinsterte, sobald er Knight erblickte. »Private hat hier nichts verloren, Peter.« »Wenn der Tote da drin Sir Denton Marshall ist, dann hat Private sehr wohl was damit zu tun, ebenso wie ich«, erwiderte Knight wie aus der Pistole geschossen. »Persönliche Angelegenheit, Billy. Ist es Sir Denton?»
Caspar antwortete nicht.
»Ist er es?«, drängte Knight.
Schließlich nickte Inspektor Casper, war aber nicht glücklich darüber. »Was haben Private und du damit zu tun?«
Die Nachricht schlug bei ihm ein, als hätte man ihn zusammengestaucht, und er überlegte, wie er sie Amanda überbringen sollte. Doch er riss sich zusammen. »Das Londoner Organisationskomitee für die Olympischen Spiele ist Kunde von Private«, erklärte er. »Damit ist auch Sir Denton ein Kunde unserer Firma.«
»Und du?«, bohrte Casper nach. »Was hast du persönlich damit zu tun? Warst du ein Freund von ihm oder so was?«
»Viel mehr als ein Freund. Er war mit meiner Mutter
verlobt.«
Caspers strenge Miene wurde ein bisschen versöhnlicher, und er biss sich auf die Lippe. »Ich werde sehen, ob ich dich durchlassen kann. Elaine wird mit dir sprechen wollen.«
Plötzlich hatte Knight das Gefühl, als hätten sich unsichtbare Kräfte gegen ihn verschworen, und er spürte den Drang, auf irgendetwas einzuschlagen. »Elaine hat sich die
sen Fall unter den Nagel gerissen? Das meinst du doch nicht ernst.»
»Todernst, Peter«, antwortete Casper. »Du Glückspilz.«
2
Chief Inspector Elaine Pottersfield war eine der besten Detectives bei der Metropolitan -' Police und bereits zwanzig Jahre im Dienst. Mit ihrer kratzbürstigen, nassforschen Art hatte sie in den vergangenen zwei Jahren mehr Morde aufgeklärt als jeder andere Inspector bei Scotland Yard. Sie war auch der einzige Mensch, den Knight kannte, der mit seiner Abscheu ihm gegenüber nicht hinterm Berg hielt.
Sie war irgendwas über vierzig und attraktiv, erinnerte Knight mit ihren großen runden Augen, dem schmalen Gesicht und ihrem silberblonden, locker über ihre Schultern fallenden Haar aber immer an einen russischen Windhund. Als er Sir Denton Marshalls Küche betrat, beäugte ihn Pottersficld über ihre scharfe Nase hinweg, als wollte sie ihn bei der erstbesten Gelegenheit beißen.
»Peter«, begrüßte sie ihn kühl.
<Elaine <, erwiderte Knight.
»Wenn's nach mir gegangen wäre, hätte man dich nicht zum Tatort durchgelassen.«
»Das kann ich mir gut vorstellen«, entgegnete Knight und versuchte, seine Wut hinunterzuschlucken. Pottersfield schien immer diese Wirkung auf ihn zu haben. »Aber es lässt sich nicht mehr ändern. Was kannst du mir erzählen?«
Pottersfield schwieg einige Sekunden, bevor sie antwortete. »Das Hausmädchen fand ihn vor einer Stunde draußen im Garten, oder zumindest das, was von ihm übrig ist.« Als die Erinnerungen an Sir Denton aufblitzten, an den gebildeten, lustigen Mann, den er in den vergangenen zwei Jahren immer näher kennengelernt und immer mehr bewundert hatte, bekam Knight wacklige Beine und musste sich am Küchenschrank festhalten. »Was ist von ihm übrig geblieben?«
Pottersfield deutete missmutig zur offenen Terrassentür. Knight wollte auf keinen Fall den Garten betreten. Er wollte Sir Denton so in Erinnerung behalten, wie er ihn das letzte Mal, zwei Wochen zuvor, gesehen hatte - mit seinem dichten, auffallend weißen Haar, dem sauberen rosa Gesicht und dem unbekümmerten, ansteckenden Lachen.
»Ich verstehe, wenn du ihn nicht sehen möchtest«, gestand Pottersfield ein. »Inspector Casper sagte, deine Mutter sei mit Sir Denton verlobt gewesen. Seit wann?«
»Seit letztem Silvester«, antwortete Knight. Er schluckte und ging zur Tür. »Sie wollten an Heiligabend heiraten«, fügte er verbittert hinzu. »Noch eine Tragödie. Genau das brauche ich in meinem Leben.«
Pottersfields Gesicht verzog sich vor Schmerz und Wut. Sie blickte zu Boden, als Knight an ihr vorbei in den Garten ging.
Draußen wurde es immer wärmer. Die Luft im Garten stand und stank nach Tod und Blut. Fünfeinhalb Liter Blut - Sir Dentons gesamtes Leben - waren auf der gefliesten Terrasse um die enthauptete Leiche zu einer klebrigen Masse geronnen.
»Der Gerichtsmediziner glaubt, die Tat wurde mit einem langen, gebogenen Messer mit gezackter Klinge begangen«, erklärte Pottersfield.
Wieder kämpfte Knight gegen den Drang, sich zu übergeben. Er versuchte den gesamten Tatort wie eine Reihe Fotos in seine Erinnerung zu brennen, als hätte er mit der Realität nichts zu tun. Abstand zu halten war für ihn die einzige Möglichkeit, Dinge wie dies hier durchzustehen. »Wenn du genauer hinsiehst, wirst du erkennen, dass ein Teil des Blutes mit dem Gartenschlauch weggespritzt wurde, in Richtung der Leiche«, erklärte Pottersheld. »Ich vermute, der Mörder wollte damit Fußabdrücke und dergleichen beseitigen.«
Knight nickte und lenkte seinen Blick allein durch Willenskraft von der Leiche fort. Er sah an den Forensikern vorbei, die Beweise aus den Blumenbeeten sammelten und einem Tatortfotografen übergaben, der in der Nähe der rückwärtigen Mauer Bilder schoss.
Nachdem Knight die Leiche weiträumig umrundet hatte, bemerkte er, worauf das Objektiv des Fotografen gerichtet war - auf eine antike, griechische, kopflose Kalkstein-Statue eines Athener Senators, der in einer Hand ein Buch, in der anderen ein abgebrochenes Schwert hielt.
Auf dem leeren Platz zwischen den Schultern der Statue lag Sir Dentons Kopf. Sein Gesicht war aufgedunsen und schlaff, der Mund nach links verzerrt, als wollte er spucken. Und seine matten Augen starrten verzweifelt ins Nichts, jedenfalls kam es dem schockierten Knight so vor. Einen Augenblick lang wäre er am liebsten zusammengebrochen, bis die Wut ihn übermannte. Welcher Barbar konnte so etwas tun? Und warum? Welchen Grund könnte es geben, Denton Marshall zu enthaupten? Dieser Mann war mehr als gut gewesen. Er war ...
»Du hast noch nicht alles gesehen, Peter«, merkte Pottersfield hinter ihm an. «Wirf mal einen Blick aufs Gras vor der Statue.«
Knight ballte seine Hände zu Fäusten und trat von der Terrasse ins Gras, das gegen seine Überzieher aus Papier schabte und ihm eine Gänsehaut bescherte wie das kratzende Geräusch von Kreide auf einer Tafel. Abrupt blieb er stehen.
Fünf ineinander verschränkte Ringe, das Symbol der Olympischen Spiele, war mit Farbe aufs Gras gesprüht worden.
Anschließend hatte der Täter das Symbol mit einem X aus Blut durchgestrichen.
...
Übersetzung: Helmut Splinter
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2012
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Supermänner und Superfrauen gibt es wirklich. Sie sind mitten unter uns.
Das meine ich ganz im Ernst. Jesus Christus, zum Beispiel, war ein spiritueller Supermann, Martin Luther und Gandhi zähle ich auch dazu. Julius Cäsar war ebenfalls übermenschlich. Das Gleiche gilt für Dschinghis Khan, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und Adolf Hitler. Man denke nur mal an Wissenschaftler wie Aristoteles, Galileo, Albert Einstein und J. Robert Oppenheimer. Oder an Künstler wie Leonardo da Vinci, Michelangelo und Vincent van Gogh, meinen Lieblingsmaler, der vor lauter Genie wahnsinnig wurde. Und nicht zu vergessen sportliche Größen wie Jim Thorpe, Babe Didrikson Zaharias und Jesse Owens oder Larisa Latynina und Muhammad Ali, Mark Spitz und Jackie Joyner-Kersee.
Demütig schließe ich mich ebenfalls in diese Reihe der Supermänner mit ein - verdientermaßen, wie bald zu sehen sein wird.
Kurz gesagt, Menschen wie ich sind zu Höherem geboren. Wir suchen die Herausforderung. Wir wollen etwas verändern. Wir wollen sämtliche Grenzen durchbrechen - die spirituellen, politischen, künstlerischen, wissenschaftlichen und körperlichen Grenzen. Wir wollen das Falsche wieder richten, auch wenn es aussichtslos erscheint. Und wir sind bereit zu leiden, um Großes zu leisten, bereit, uns
mit der Leidenschaft eines Märtyrers verbissen und ausdauemd auf unsere Aufgabe vorzubereiten, was, wie ich glaube, bei jedem Menschen, gleich welchen Alters, ein außergewöhnlicher Charakterzug ist.
Im Moment muss ich zugeben, dass ich mich in der Tat außergewöhnlich wichtig fühle, während ich hier im Garten von Sir Denton Marshall stehe. Wenn es je ein wehleidiges, korruptes Schwein gab, dann ihn.
Da kniet er vor mir, den Rücken mir zugewandt, mein Messer an seiner Kehle.
Weswegen er zittert, als hätte ihn gerade ein Stein am Kopf getroffen. Kann man sie schon riechen, seine Angst? Ein Geruch, so widerlich wie die Luft nach einer Bombenexplosion.
»Warum?«, keucht er.
»Sie haben mich wütend gemacht. Sie sind ein Monster«, knurre ich ihn an. Meine unbändige Wut durchdringt jede Zelle meines Körpers. »Sie haben dazu beigetragen, dass die Olympischen Spiele zu einem abscheulichen Witz verkommen sind.«
»Was?«, schreit er verwirrt. »Wovon reden Sie?«
Ich liefere ihm den Beweis in drei verdammenden Sätzen, die die Haut an seinem Nacken blau und seine pulsierenden Halsschlagadern zu einem widerlichen Purpur verfärben.
»N...nein!«, stottert er. »Das ... das stimmt nicht. Das können Sie nicht tun. Sind Sie denn völlig übergeschnappt?«
»Übergeschnappt? Ich?., frage ich zurück. »Wohl kaum. Ich bin der klarste Mensch, den ich kenne.»
»Bitte«, fleht er. Tränen laufen an seinem Gesicht hinab. »Haben Sie Erbarmen. Ich heirate an Heiligabend.«
Mein eigenes Lachen ist so ätzend wie Schwefelsäure.
»In einem anderen Leben habe ich meine Kinder gefressen, Denton. Also erwarten Sie von mir oder meinen Schwestern keine Gnade.«
Als seine Verwirrung und sein Schrecken den Höhepunkt erreichen, blicke ich zum Nachthimmel hinauf. Ein Sturm tobt in meinem Kopf, der mir aufs Neue klarmacht, dass ich tatsächlich ein übermenschliches Wesen bin - allen anderen überlegen und durchdrungen von Kräften, die Tausende von Jahren zurückreichen.
<>Für alle wahren Olympioniken«, erkläre ich feierlich. »Dieses Opfer kennzeichnet den Anfang des Endes der Spiele der Neuzeit.«
Dann reiße ich den Kopf des alten Mannes nach hinten, sodass sich sein Rücken durchbiegt.
Und bevor er schreien kann, ziehe ich die Klinge mit voller Wucht quer über seine Kehle und durchtrenne seinen Hals bis zur Wirbelsäule.
1
DONNERSTAG, 26. JULI 2012, 9:24 UHR
Für Londoner Verhältnisse war es brütend heiß. Peter Knights Hemd und Jacke waren durchgeschwitzt, als er auf der Chesham Street nach Norden rannte, am Diplomat Hotel vorbei und dann weiter Richtung Lyall Mews im Herzen von Belgravia, dem Stadtviertel mit den teuersten Immobilien auf der ganzen Welt.
Mach, dass es nicht wahr ist, schrie er in Gedanken, als er die kleine Straße mit den zu Wohnhäusern umgebauten Stallungen erreichte. Lieber Gott, mach, dass es nicht wahr ist.
Dann erblickte er eine Horde Zeitungsreporter, die sich vor dem gelben Absperrband der London Metropolitan Police drängte. Dahinter lag das cremefarbene Stadthaus im georgianischen Stil. Knight kam taumelnd zum Stehen. Er hatte ein Gefühl, als entwickelten seine Frühstückseier mit Schinken ein Eigenleben.
Was würde er Amanda bloß sagen?
Noch bevor er seine Gedanken oder seinen Magen unter Kontrolle bekommen konnte, klingelte sein Handy. Er zog es aus der Tasche, ohne auf die angezeigte Nummer zu blicken.
»Knight«, brachte er heraus. »Sind Sie das, Jack?« »Nein, Peter, ich bin's, Nancy«, meldete sich eine Stimme mit irischem Akzent. »Isabel ist krank geworden.« »Was?«, stöhnte er. »Nein ... ich bin doch erst vor einer Stunde von zu Hause weggegangen.«
»Sie hat Fieber«, beharrte das Vollzeit-Kindermädchen. »Ich habe gerade gemessen.«
»Wie hoch?«
»Achtunddreißig. Bauchschmerzen hat sie auch.« »Und Lukey?«
»Ihm scheint es gut zu gehen«, antwortete sie. »Aber ...« »Die beiden sollen kalt baden. Und rufen Sie mich zurück, wenn Isabels Temperatur weiter steigt«, wies Knight sie an, klappte sein Telefon zu und schluckte die Galle, die in seiner Kehle brannte.
Knight, ein drahtiger Kerl, etwas über eins achtzig, mit ansprechendem Gesicht und hellbraunem Haar, war früher Spezialermittler im Old Bailey gewesen, Englands Zentralem Strafgerichtshof. Zwei Jahre zuvor war er zum Londoner Büro von >Private International< gewechselt, wo er doppelt so viel Gehalt bekam und doppelt so viel Ansehen genoss. Private war das neuzeitliche Pendant zur berühmten Pinkerton Agency und unterhielt Büros in allen größeren Städten der Welt, in denen erstklassige Forensiker, Sicherheitsspezialisten und Ermittler wie Knight beschäftigt waren.
Lass es nicht an dich ran, sagte er sich. Verhalte dich wie ein Profi. Doch das hier war der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Knight hatte bereits zu viel Trauer und Verlust erlitten, sowohl beruflich als auch privat. Erst eine Woche zuvor waren sein Chef Dan Carter und drei seiner Kollegen über der Nordsee bei einem Flugzeugabsturz, dessen Ursache immer noch nicht aufgeklärt war, ums Leben gekommen. Konnte er noch den Tod eines weiteren Menschen verkraften?
Er schob den Gedanken an seine kranke Tochter beiseite und zwang sich, trotz der drückenden Hitze auf die Polizeiabsperrung zuzueilen. Während er um die Meute aus der Fleet Street einen großen Bogen machte, erblickte er Billy Casper, einen Inspector von Scotland Yard, den er seit fünfzehn Jahren kannte.
Er ging auf ihn zu. Casper war ein einfältiger Mann mit Pockennarbengesicht, das sich verfinsterte, sobald er Knight erblickte. »Private hat hier nichts verloren, Peter.« »Wenn der Tote da drin Sir Denton Marshall ist, dann hat Private sehr wohl was damit zu tun, ebenso wie ich«, erwiderte Knight wie aus der Pistole geschossen. »Persönliche Angelegenheit, Billy. Ist es Sir Denton?»
Caspar antwortete nicht.
»Ist er es?«, drängte Knight.
Schließlich nickte Inspektor Casper, war aber nicht glücklich darüber. »Was haben Private und du damit zu tun?«
Die Nachricht schlug bei ihm ein, als hätte man ihn zusammengestaucht, und er überlegte, wie er sie Amanda überbringen sollte. Doch er riss sich zusammen. »Das Londoner Organisationskomitee für die Olympischen Spiele ist Kunde von Private«, erklärte er. »Damit ist auch Sir Denton ein Kunde unserer Firma.«
»Und du?«, bohrte Casper nach. »Was hast du persönlich damit zu tun? Warst du ein Freund von ihm oder so was?«
»Viel mehr als ein Freund. Er war mit meiner Mutter
verlobt.«
Caspers strenge Miene wurde ein bisschen versöhnlicher, und er biss sich auf die Lippe. »Ich werde sehen, ob ich dich durchlassen kann. Elaine wird mit dir sprechen wollen.«
Plötzlich hatte Knight das Gefühl, als hätten sich unsichtbare Kräfte gegen ihn verschworen, und er spürte den Drang, auf irgendetwas einzuschlagen. »Elaine hat sich die
sen Fall unter den Nagel gerissen? Das meinst du doch nicht ernst.»
»Todernst, Peter«, antwortete Casper. »Du Glückspilz.«
2
Chief Inspector Elaine Pottersfield war eine der besten Detectives bei der Metropolitan -' Police und bereits zwanzig Jahre im Dienst. Mit ihrer kratzbürstigen, nassforschen Art hatte sie in den vergangenen zwei Jahren mehr Morde aufgeklärt als jeder andere Inspector bei Scotland Yard. Sie war auch der einzige Mensch, den Knight kannte, der mit seiner Abscheu ihm gegenüber nicht hinterm Berg hielt.
Sie war irgendwas über vierzig und attraktiv, erinnerte Knight mit ihren großen runden Augen, dem schmalen Gesicht und ihrem silberblonden, locker über ihre Schultern fallenden Haar aber immer an einen russischen Windhund. Als er Sir Denton Marshalls Küche betrat, beäugte ihn Pottersficld über ihre scharfe Nase hinweg, als wollte sie ihn bei der erstbesten Gelegenheit beißen.
»Peter«, begrüßte sie ihn kühl.
<Elaine <, erwiderte Knight.
»Wenn's nach mir gegangen wäre, hätte man dich nicht zum Tatort durchgelassen.«
»Das kann ich mir gut vorstellen«, entgegnete Knight und versuchte, seine Wut hinunterzuschlucken. Pottersfield schien immer diese Wirkung auf ihn zu haben. »Aber es lässt sich nicht mehr ändern. Was kannst du mir erzählen?«
Pottersfield schwieg einige Sekunden, bevor sie antwortete. »Das Hausmädchen fand ihn vor einer Stunde draußen im Garten, oder zumindest das, was von ihm übrig ist.« Als die Erinnerungen an Sir Denton aufblitzten, an den gebildeten, lustigen Mann, den er in den vergangenen zwei Jahren immer näher kennengelernt und immer mehr bewundert hatte, bekam Knight wacklige Beine und musste sich am Küchenschrank festhalten. »Was ist von ihm übrig geblieben?«
Pottersfield deutete missmutig zur offenen Terrassentür. Knight wollte auf keinen Fall den Garten betreten. Er wollte Sir Denton so in Erinnerung behalten, wie er ihn das letzte Mal, zwei Wochen zuvor, gesehen hatte - mit seinem dichten, auffallend weißen Haar, dem sauberen rosa Gesicht und dem unbekümmerten, ansteckenden Lachen.
»Ich verstehe, wenn du ihn nicht sehen möchtest«, gestand Pottersfield ein. »Inspector Casper sagte, deine Mutter sei mit Sir Denton verlobt gewesen. Seit wann?«
»Seit letztem Silvester«, antwortete Knight. Er schluckte und ging zur Tür. »Sie wollten an Heiligabend heiraten«, fügte er verbittert hinzu. »Noch eine Tragödie. Genau das brauche ich in meinem Leben.«
Pottersfields Gesicht verzog sich vor Schmerz und Wut. Sie blickte zu Boden, als Knight an ihr vorbei in den Garten ging.
Draußen wurde es immer wärmer. Die Luft im Garten stand und stank nach Tod und Blut. Fünfeinhalb Liter Blut - Sir Dentons gesamtes Leben - waren auf der gefliesten Terrasse um die enthauptete Leiche zu einer klebrigen Masse geronnen.
»Der Gerichtsmediziner glaubt, die Tat wurde mit einem langen, gebogenen Messer mit gezackter Klinge begangen«, erklärte Pottersfield.
Wieder kämpfte Knight gegen den Drang, sich zu übergeben. Er versuchte den gesamten Tatort wie eine Reihe Fotos in seine Erinnerung zu brennen, als hätte er mit der Realität nichts zu tun. Abstand zu halten war für ihn die einzige Möglichkeit, Dinge wie dies hier durchzustehen. »Wenn du genauer hinsiehst, wirst du erkennen, dass ein Teil des Blutes mit dem Gartenschlauch weggespritzt wurde, in Richtung der Leiche«, erklärte Pottersheld. »Ich vermute, der Mörder wollte damit Fußabdrücke und dergleichen beseitigen.«
Knight nickte und lenkte seinen Blick allein durch Willenskraft von der Leiche fort. Er sah an den Forensikern vorbei, die Beweise aus den Blumenbeeten sammelten und einem Tatortfotografen übergaben, der in der Nähe der rückwärtigen Mauer Bilder schoss.
Nachdem Knight die Leiche weiträumig umrundet hatte, bemerkte er, worauf das Objektiv des Fotografen gerichtet war - auf eine antike, griechische, kopflose Kalkstein-Statue eines Athener Senators, der in einer Hand ein Buch, in der anderen ein abgebrochenes Schwert hielt.
Auf dem leeren Platz zwischen den Schultern der Statue lag Sir Dentons Kopf. Sein Gesicht war aufgedunsen und schlaff, der Mund nach links verzerrt, als wollte er spucken. Und seine matten Augen starrten verzweifelt ins Nichts, jedenfalls kam es dem schockierten Knight so vor. Einen Augenblick lang wäre er am liebsten zusammengebrochen, bis die Wut ihn übermannte. Welcher Barbar konnte so etwas tun? Und warum? Welchen Grund könnte es geben, Denton Marshall zu enthaupten? Dieser Mann war mehr als gut gewesen. Er war ...
»Du hast noch nicht alles gesehen, Peter«, merkte Pottersfield hinter ihm an. «Wirf mal einen Blick aufs Gras vor der Statue.«
Knight ballte seine Hände zu Fäusten und trat von der Terrasse ins Gras, das gegen seine Überzieher aus Papier schabte und ihm eine Gänsehaut bescherte wie das kratzende Geräusch von Kreide auf einer Tafel. Abrupt blieb er stehen.
Fünf ineinander verschränkte Ringe, das Symbol der Olympischen Spiele, war mit Farbe aufs Gras gesprüht worden.
Anschließend hatte der Täter das Symbol mit einem X aus Blut durchgestrichen.
...
Übersetzung: Helmut Splinter
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2012
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
... weniger
Autoren-Porträt von James Patterson, Mark T. Sullivan
James Patterson wuchs in Newburgh, New York, auf, studierte englische Literatur am Manhattan College und an der Vanderbilt University. Während seines Studiums, das er mit Auszeichnung abschloss, jobbte er in einer psychiatrischen Klinik. Danach war Patterson lange Zeit Chef einer großen New Yorker Werbeagentur. Nebenher begann er mit dem Schreiben von Kriminalromanen und das mit großem Erfolg. Denn bereits für seinen Debütroman erhielt er den begehrten Edgar Allan Poe Award, Amerikas wichtigsten Krimipreis. Mittlerweile gilt James Patterson als der Mann, der nur Bestseller schreibt: In den letzten Jahren standen 63 seiner Bücher auf der New York Times Hardcover-Bestsellerliste. Seine Romane wurden bisher in 38 Sprachen übersetzt und erreichten weltweit eine Gesamtauflage von über 260 Millionen Exemplaren. James Patterson lebt heute mit seiner Familie in Palm Beach, Florida.Mark T. Sullivan ist Journalist und wurde bereits zweimal für den Pulitzer Prize for Investigative Reporting nominiert. Der Autor, Abenteuerfanatiker und streitbarer Künstler, lebt nach Stationen in Boston, Agades/Westafrika, Washington, D.C. und Vermont heute mit seiner Familie in Montana.
Bibliographische Angaben
- Autoren: James Patterson , Mark T. Sullivan
- 2012, 413 Seiten, Maße: 11,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Splinter, Helmut
- Übersetzer: Helmut Splinter
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442477875
- ISBN-13: 9783442477876
Kommentar zu "Der Countdown des Todes / Agentur Private Bd.1"
0 Gebrauchte Artikel zu „Der Countdown des Todes / Agentur Private Bd.1“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
5 von 5 Sternen
5 Sterne 1Schreiben Sie einen Kommentar zu "Der Countdown des Todes / Agentur Private Bd.1".
Kommentar verfassen