Darkness Chosen, 4er-Package
"Nachtschwarze Küsse", "In den Armen der Nacht", "Samtschwarze Nacht", "Flammen der Nacht"
Nachtschwarze Küsse
So lange schon wartet Ann auf die passende Gelegenheit, ihrem Chef ihre Liebe zu gestehen! Als sie ihm eines Tages nach Feierabend eilige Unterlagen überbringen soll, will sie die Chance beim Schopfe...
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Produktinformationen zu „Darkness Chosen, 4er-Package “
Nachtschwarze Küsse
So lange schon wartet Ann auf die passende Gelegenheit, ihrem Chef ihre Liebe zu gestehen! Als sie ihm eines Tages nach Feierabend eilige Unterlagen überbringen soll, will sie die Chance beim Schopfe packen. Doch ihr Chef ist nicht mehr der Mann, den sie zu lieben glaubte - er ist ein Wolf! Er weiht Ann in ein grausames Geheimnis ein, das seine Familie seit Jahrhunderten hütet. Und nur sie kann ihn von jenem Familienfluch befreien ...
"Christina Dodds Bücher sind wie Champagner: prickelnd, verführerisch und eine Sünde wert!"
LISA KLEYPAS
In den Armen der Nacht
Ein Urahn von Rurik Wilder schloss einst einen Pakt mit dem Teufel. Um diesen Fluch zu brechen, benötigt Rurik ein besonderes Reliquiar - und die wahre Liebe einer Frau ...
Die Fotografin Tanya Hunnicutt wäre genau die Richtige für ihn. Aber die temperamentvolle junge Frau würdigt ihn keines Blickes - aus gutem Grund. Doch Rurik kämpft um die Frau seiner Träume ...
"Charaktere, die sie so schnell nicht vergessen werden!"
PUBLISHERS WEEKLY
Samtschwarze Nacht
Verflucht und von innerer Dunkelheit getrieben, verließ Adrik Wilder seine Familie, um mit einer ruchlosen Bande von Outlaws das Grenzgebiet zwischen Tibet und Nepal unsicher zu machen. Dort, an den Flanken des Mount Anaya, trifft er auf die bildschöne Karen Sonnet. Nacht für Nacht unterwirft Adrik sie sich, doch dann kommen ihm erstmals Zweifel. Denn Karen scheint ein schlimmeres Schicksal zu drohen, als ihm zu dienen. Als ihr Leben und ihre Seele bedroht werden, nimmt er den Kampf gegen den Familienfluch auf, um sie zu retten ...
"Sprühend vor Esprit und Sinnlichkeit!"
TERESA MEDEIROS
Flammen der Nacht
Die Varinski-Familie ist legendär - legendär böse. Seit ein Urahn einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat, haben seine Nachfahren zwar keine Seele mehr, dafür aber die Fähigkeit, ihre Gestalt zu wandeln. Douglas Black ahnt nichts von seinem gefährlichen Erbe - und er ahnt ebenso wenig, dass die Varinskis ihm auf den Fersen sind, weil er den teuflischen Pakt zu bannen vermag, sobald er das Herz einer ganz besonderen Frau erobert ...
"Christina Dodd entführt ihre Leser in eine Welt voller Wunder und Romantik!"
PUBLISHERS WEEKLY
Lese-Probe zu „Darkness Chosen, 4er-Package “
Flammen der Nacht von Christina Dodd Prolog
Die Geschichte geht weiter ...
... mehr
In den eisigen Wintern der wilden, weiten ukrainischen Steppen, wenn die Schneestürme toben und die finstere Nacht wie ein ungebetener Gast ausharrt, sitzt meine alte Großmutter an ihren Kohleofen geschmiegt, der wohlige Wärme spendet, und ich kuschle mich in ihre Arme. Wann immer ich sie darum bitte, erzählt sie mir die alten russischen Legenden: von der wunderschönen Näherin Maryushka und wie Kaschei, der Unsterbliche, sie in einen Feuervogel verzauberte, oder von dem Musiker Sadko, der sich mit der Tochter des Meereskönigs vermählte. Bisweilen, wenn es sehr spät wird und der Wind mit seinen frostigen Fingern an die eisbemalten Scheiben der Fenster trommelt, bestürme ich sie, mir eine ganz besondere Geschichte zu erzählen, eine Geschichte, die mich mit Furcht und Faszination erfüllt.
Meistens sträubt sie sich dagegen und schüttelt unwillig den Kopf. Manchmal jedoch lässt sie sich erweichen; dann erzählt sie widerstrebend und mit zitternder Stimme die dunkel geheimnisumwitterte Legende von Konstantine Varinski und seinem Pakt mit dem Teufel.
Es geschah vor über tausend Jahren, und sie erzählt die Geschichte mal mehr, mal weniger ausgeschmückt, trotzdem bleiben die Fakten immer dieselben ...
Konstantine Varinski war groß, breitschultrig, mit Schenkeln wie Baumstämme. Seine Hände flink im Umgang mit dem Dolch, fackelte er nicht lange, einem Widersacher die Kehle aufzuschlitzen, während er brutal eine Frau begattete. Er vagabundierte allein durch die glutheißen Sommer und die eisigen Winter, plünderte die Wehrlosen aus, raubte, vergewaltigte und mordete, bis sein schändlicher Ruf ihm vorauseilte und irgendwann dem Leibhaftigen persönlich zu Ohren kam.
Meine Großmutter hüllt sich fester in die Decke, die sie um ihre Schultern geschlungen hat. Sie trinkt heißen Tee aus einem Glas, und das Entsetzen steht ihr ins Gesicht geschrieben, wenn sie den Erzählfaden wieder aufnimmt.
Der Teufel, verärgert über die unheilvolle Konkurrenz, stieg darauf aus den Tiefen der Hölle auf und stellte den jungen Konstantine Varinski zur Rede, wie er es wagen könne, Satanas herauszufordern.
Konstantine, blutrünstig wie ein Wolf und schlau wie ein Fuchs, bot dem Teufel einen Pakt an: Er und seine Nachkommen wollten Satans willige Diener werden, dafür sollte der Höllenfürst ihnen die Gabe verleihen, sich nach Gutdünken in ein Raubtier verwandeln zu können.
Konstantines mutiger Vorstoß fiel auf fruchtbaren Boden, und Satan blickte tief in die Seele des Varinski. Was er dort sah, verblüffte ihn angenehm: Konstantine war durch und durch böse, ein nützliches Werkzeug, weil hinterhältig und verroht bis ins Mark.
Konstantine wollte aber noch mehr.
Er und seine sämtlichen Nachfahren wollten unbesiegbar bleiben und niemals im Kampf fallen, es sei denn durch einen anderen Dämon. Jeder Varinski wollte ein langes Leben genießen, und - am allerwichtigsten - sie wollten ausschließlich Söhne zeugen. Sie wollten die Geburt jedes neuen Dämons feiern und den Jungen zu einem brutalen Krieger erziehen, würdig, den Namen Varinski zu tragen. Wohin sie auch gingen, sie würden die Dunkelheit bringen. Sie waren die Dunkelheit, die Eminenzen des Grauens.
Um den Pakt zu besiegeln, versprach Konstantine, die heilige Familienikone herzugeben, eine Allegorie mit vier Bildern der Madonna.
Genau wie meine Großmutter war Konstantines Mutter eine brave, gute Frau. Sie weigerte sich vehement, die Ikone herauszurücken. Und presste das kostbare Herzstück ihres Heims beschützend an ihre Brust - woraufhin sie von ihrem Sohn eiskalt und brutal niedergestochen wurde.
Kaum färbte ihr Blut den weißen Schnee rot, zog sie ihren Sohn an sich und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Konstantine, du bist fest entschlossen, als Satans rechte Hand zu regieren, so sei es - bis zu dem Tag, an dem der Eine das Licht der Welt erblicken wird. Die Augen der Babuschka flammten schmerzerfüllt auf. Dieser Nachkomme wird das abgrundtief Böse verkörpern, wie du es dir stets erträumt hast, ein passender Erbe für dein Vermächtnis ... und doch sehe ich seinen Fall voraus. Eine Frau wird ihm zum Verhängnis werden, denn an dem Tag, an dem er sich verliebt, wird dieser Teufelspakt zu wanken beginnen. Sie wird diesen meinen fernen Enkel lieben, und ihre Liebe wird stark sein, stark durch die Kraft der Madonna, und wenn ihr vierter Sohn geboren wird, wird dein dunkler Herr und Meister eine empfindliche Niederlage erfahren.
Konstantine lachte bloß triumphierend.
Die Ikone an ihre Brust geschmiegt, blickte seine Mutter in die nächste Welt und sah, was ihm verborgen blieb. Wenn die Söhne erwachsen sind, werden deine eigenen Nachkommen gegen den Teufel paktieren. Sie werden ihn bekämpfen, und wenn sie die letzte Schlacht Gut gegen Böse gewinnen, wird Satan dich fallenlassen.
Konstantine antwortete: »Dann muss ich dafür sorgen, dass sie nicht gewinnen.« Er bohrte den Dolch tiefer in ihre Brust.
Ich verfluche dich, mein Sohn. Du wirst in den glutheißen Flammen der Hölle schmoren, hauchte die Sterbende noch.
Was kümmerten ihn ihre Prophezeiung oder ihr Fluch? Sie war schließlich bloß eine Frau. Er glaubte nicht, dass ihre letzten Worte Einfluss auf die Zukunft nehmen könnten - außerdem war er nicht gewillt, seinen Pakt mit dem Teufel in irgendeiner Weise zu gefährden.
Obwohl Konstantine ihm die Prophezeiung seiner Mutter verschwieg, schwante dem Teufel sogleich, dass sein Verhandlungspartner ein Lügner und Betrüger war. Er verdächtigte Konstantine der Unaufrichtigkeit, wusste er doch um die Macht der Blutsbande und der Worte einer Sterbenden. Um sich auf ewig der Dienste der Varinskis zu versichern, schnitt er daher heimlich ein kleines Stück aus der Ikone heraus und schenkte es einem fahrenden Zigeunervölkchen mit dem Versprechen, es würde ihnen Glück bringen.
Dann, während Konstantine feuchtfröhlich seinen Deal feierte, beschwor der Teufel ein Unwetter herauf, teilte mit einem Blitzstrahl das Madonnenbildnis in vier Teile und verstreute diese in die vier Himmelsrichtungen.
Das geschah vor tausend Jahren ... doch meine Großmutter erinnert sich noch heute daran.
Sie wünscht sich, sie könnte das alles vergessen.
Aber das ist unmöglich, denn mitten in der Steppe, exakt an der Stelle, wo Konstantine Varinski seine Mutter tötete, steht ein übel verkommenes Haus, in dem Männer mit breiten Schultern und Beinen wie Baumstämme hausen. Mit ihren Händen, geübt flink im Umgang mit dem Dolch, schlitzen sie einem Widersacher die Kehle auf, während sie brutal eine Frau begatten.
Sie sind Konstantines Nachfahren - und manchmal frage ich mich, ob meine Großmutter von einem dieser grausamen Kerle geschwängert wurde und einen Sohn gebar, den sie in deren Obhut gab, wie es etliche unschuldige Frauen im Laufe der Jahrhunderte praktizierten.
Der Pakt mit dem Teufel kostete Konstantine Varinski fast nichts, nur seine Seele und die seiner Kinder und Kindeskinder und immer so weiter.
Meine Großmutter ist überzeugt, dass es auf ewig so sein wird.
Dies jedoch steht nicht in der Macht des Teufels, und ein einziger Moment kann das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse verändern ...
Dieser Moment trat vor siebenunddreißig Jahren ein, in den weiten Steppen des modernen Russland, wo ein anderer, junger Konstantine Varinski seine schändlichen Machenschaften betrieb.
Er war ein würdiger Nachfahre des ersten Konstantine, ein Kämpfer, ein Führer - ein Leitwolf. Unter seiner Herrschaft arbeitete das Böse für Diktatoren und korrupte Industrielle, sprich für jeden, der das Geld hatte, die Varinski-Mafia zu bezahlen. Dank ihrer Schlagkraft, Beharrlichkeit und Entschlossenheit wurden sie reich, sie wurden respektiert und waren überall auf dem Globus gefürchtet. Sie töteten Unschuldige, kämpften in blutigen Kriegen, pressten mit brutaler Härte Schutzgelder ab, scheuten vor nichts zurück und ließen sich dafür fürstlich entlohnen. Sie wurden zunehmend wohlhabender, mächtiger und einflussreicher, bis dieser besagte Konstantine eines Tages eine junge Zigeunerin kennen lernte - und sich in das Mädchen verliebte.
Sich zu verlieben fällt den Meisten nicht schwer. Aber diese Liebe war für die Ewigkeit bestimmt, heftig, leidenschaftlich, endgültig. Konstantine und Zorana waren unzertrennlich. Ungeachtet aller Widerstände und Traditionen heirateten sie.
Die Varinskis hielten drohend ihre fleischigen Fäuste in die Luft und schworen, das Mädchen zu töten und sich ihren Anführer zurückzuholen.
Die Zigeuner verfolgten die beiden Liebenden, wütend, dass ein Varinski das Mädchen geraubt hatte, ihre Seherin und ihr Talisman.
Konstantine und Zorana setzten sich heimlich in die Vereinigten Staaten ab. Sie änderten ihren Nachnamen in Wilder und zogen in die Cascade Mountains in Washington D. C. Dort bauten sie Trauben, Früchte und Gemüse an und bekamen drei Söhne, Jasha, Rurik und Adrik, alle drei gut aussehend und gesund - und mit der Gabe ausgestattet, die der Teufelspakt ihnen garantierte.
Wie sein Vater besaß Jasha die Fähigkeit, sich in einen Wolf zu verwandeln.
Rurik transformierte sich in einen Raubvogel und flog auf den Schwingen der Nacht.
Adrik entpuppte sich schon früh als verlässlicher Geschäftsmann, mit einer leidenschaftlich wilden, dunklen Seite, die sich in Gestalt eines Panthers austobte.
Zorana und Konstantine bekamen noch ein weiteres Kind. Und zum ersten Mal in tausend Jahren war es nicht ein Junge, genau wie die Babuschka es prophezeit hatte.
Konstantine hielt die Geburt seiner Tochter für ein Wunder und für ein Zeichen, dass der Pakt bröckelte.
Und vielleicht war es ja auch so. Aber wenn der Teufel eine Menschenseele als Einsatz wählt, spielt er für gewöhnlich auf Sieg.
1
Frühling, vor etwa drei Jahren
Brown University, Providence, Rhode Island
Firebird Wilder saß in ihrem Zimmer, drehte einen Kugelschreiber zwischen den Fingern und
starrte ratlos auf die Vatertagskarte, die vor ihr auf dem Schreibtisch lag. Fröhliches Gelächter drang vom Campus zu ihr herüber. Was sollte sie ihrem Dad bloß schreiben?
Rat mal, was wir gemacht haben?
Zu dreist.
Überraschung!
Zu flapsig.
Wir ziehen das gemeinsam durch.
Zu plump.
Nach einer Weile nahm sie das Plastikstäbchen mit dem blau eingefärbten Resultat, legte es in die Karte, steckte sie in den Umschlag und klebte ihn zu, ohne ein einziges Wort dazuzuschreiben. Was hätte sie großartig erklären sollen? Es war eben passiert.
»Hey, Firebird!« Jacob Pilcher steckte den Kopf durch ihre geöffnete Zimmertür. »Was sitzt du denn noch hier rum? Es ist vorbei. Komm mit, Party machen!«
Sie strahlte ihn an. Als Examensstudent hatte er seine Baseballmütze schief aufgesetzt und trug dazu ein T-Shirt, auf dem stand: Warnung. Inhalt steht unter Druck. Er grinste zurück. »Ich warte noch auf Douglas.«
»Oooh. Der umwerfende Campus-Cop«, meinte Jacob mit einem Hauch von Sarkasmus in der Stimme und wedelte wie ein Zauberer mit den Fingern. »Geht ihr nachher ins Bruno's?«
Sie ließ den Umschlag in ihre Handtasche gleiten. »Das hatten wir vor.«
»Okay. Das ist voll okay. Er ist cool.« Jacob hielt den Daumen hoch. »Ich tippe mal, das bedeutet, dass du keinen Alkohol trinkst, hm?«
»Ich trinke sowieso nie Alkohol. Ich bin erst zwanzig.«
»Ich weiß, ich weiß, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg ... «
»Hey, Alter!«, brüllte jemand durch den Flur. »Beeilung, sonst ziehen wir ohne dich los, Mann!«
»Ciao, ich bin dann mal weg! Man sieht sich!« Er blieb noch kurz stehen und betrachtete sie von oben bis unten. »Du siehst spitze aus.« Dann schwenkte er herum und lief durch den Gang. »Hey, wartet. Wartet doch mal, ihr Knalltüten!«
Jacob war ein netter Junge. Ein halbes Kind, obwohl er ein Jahr älter war als sie, und in sie verliebt, seitdem sie in das Studentenwohnheim gezogen war. Er war ziemlich fertig gewesen, als sie Douglas kennen lernte, versteckte seinen Frust jedoch hinter einer lächelnden Fassade. Und jetzt war es ohnehin Schnee von gestern.
Es war vorbei. Die Examensprüfungen lagen hinter ihnen.
Sie trat vor den Spiegel und lächelte.
Ihr zarter Pfirsichteint hatte einen leichten Goldschimmer, schwarze Mascara betonte ihre schönen Augen, ihr blondes Haar war am Hinterkopf mit einem Clip hochgesteckt. Jacob hatte Recht - sie sah super aus. Sie hatte einen Hauch losen Puders aufgelegt, und ihre Haut schien von innen heraus zu strahlen.
»Du bist schön wie immer«, drang es von der Tür her zu ihr.
Sie drehte sich lächelnd um. »Douglas. Du hast dir früher freigenommen!«
»Ich hab's einfach nicht mehr ausgehalten. Ich musste kommen.« Er schob sich ins Zimmer, seine aschblonden Haare windzerzaust, in einem Arm einen Strauß Blumen, unter dem anderen ein riesiges goldbraunes Plüschtier.
Sie stürzte zu ihm.
Er ließ das Stofftier fallen und zog sie in seine Umarmung.
Sie schmiegte ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Augen. Er war warm und stark, fest und muskulös. Für Firebird verströmte er Sicherheit und Liebe - Liebe, die ewig währte, genau wie bei ihren Eltern. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie kuschelte sich inniger an ihn, hoffte, dass er es nicht mitbekam.
Irrtum, Douglas entging nichts. Er schob sie ein wenig von sich. »Hey, was hast du? Ist mit den Prüfungen was schiefgelaufen?«
Sie seufzte. Er merkte alles, war jedoch nicht immer so mitfühlend. »Nein, alles ist super gelaufen, und das Beste ist, die Examen sind endlich vorbei!«
Er spähte zur Tür. »Hat dieser Jacob dich genervt?« »Nein, ganz ehrlich nicht! Ich bin bloß glücklich.« Douglas wischte ihr mit seinem Daumen behutsam
eine Träne von der Wange. »Du hast eine lustige Art,
das zu zeigen.«
Douglas sprach nie über sich selbst oder über seine Vergangenheit, und bisher hatte Firebird ihn nicht weiter bedrängt, wenn er ihre Fragen ausweichend beantwortete. Zumal in seinen Augen so viel Zynismus lag, dass es da irgendein dunkles Geheimnis geben musste, von dem sie nicht einmal ahnte.
Sie waren glücklich miteinander, das war Fakt, und wann immer sie seinen Blick auffing und den verliebten Ausdruck auf seinem Gesicht las, mochte sie ihr Glück nicht herausfordern.
Irgendwann würde er ihr seine Lebensgeschichte erzählen, ganz bestimmt. Jetzt waren sie erst mal schwer verliebt.
»Ich hab dir Blumen mitgebracht.« Er ließ sie los und reichte ihr den Strauß aus roten Gartennelken und gelben Rosen. Dann hob er das Plüschtier auf und hielt es ihr hin. »Und einen Kuschelwuschel. Herzliche Glückwünsche, mein Schatz - in fünf Wochen bekommst du dein Diplom verliehen.«
»Danke.« Sie grinste, froh und erleichtert, dass die Prüfung hinter ihr lag und sie ihr Diplom statt in vier in nur drei Jahren geschafft hatte - noch dazu als Jahrgangsbeste. »Danke.« Sie steckte die Nase in die Blütenkelche und zog den Duft ein - es war nur ein kleiner Strauß, aber ein Campus-Cop verdiente auch nicht großartig viel.
»Sie sind schön. Du hast dir tatsächlich gemerkt, welche Blumen ich mag!«
»Ich weiß alles über dich.« Er beobachtete, wie sie ein Glas mit Wasser füllte und die Blumen auf ihren Schreibtisch stellte. »Ich könnte dich unter Tausenden von Leuten aus einem rappelvollen Casino in Las Vegas herauspicken.«
Sie lachte ungläubig auf. »Lass mal den Kuschelwuschel sehen.« Sie schnappte ihm das Stofftier weg und machte große Augen. »Ich dachte erst, es wäre ein Hund, aber das stimmt gar nicht. Es ist eine Katze!«
»Ein Hund? Ich würde dir niemals einen Hund schenken.« Douglas klang schwer gekränkt. »Das ist ein Puma.«
»Ja, stimmt.« Ein großer, flauschig weicher Puma mit einem weißen Bauch und dunklen Glasaugen, die ihr direkt in die Seele schauten.
Sie schlang ihre Arme um das Kuscheltier, umarmte es und vergrub ihr Gesicht in dem weichen Fell. Er duftete nach Douglas: nach Shampoo und Sprühstärke und nach den Blumen, die er ihr mitgebracht hatte - wild und sinnlich wie ihr erster und einziger Lover. »Der Süße wird ab jetzt bei mir im Bett schlafen.«
»Genau da will er auch hin.« Douglas betrachtete sie so hingerissen, als hielte er sie für ein Wunder.
Deshalb war sie bei ihm schwach geworden. Für die Wilders war sie nämlich immer ein Wunder gewesen, das erste Mädchen, das nach tausend Jahren in die Familie hineingeboren wurde. Und Firebird war ein kluges Mädchen. Ihre Eltern waren nach Amerika ausgewandert, um Dads Familie zu entkommen, den berüchtigten Varinskis. Ihr Vater war früher deren Bandenboss gewesen. Sie wusste zwar nicht, wie er zu dieser zweifelhaften Ehre gekommen war, aber sie wusste, dass er sämtliche Verbrechen, die er je geplant, gebilligt und begangen hatte, inzwischen tief bereute. Und ganz gleich wo er war, ob auf dem verkommenen Stammsitz der Varinskis in der Ukraine oder auf seinem Weingut bei Washington, er besaß nach wie vor die Gabe, sich in einen Wolf zu transformieren.
Auch das ein Wunder.
Er hatte diese Gabe an seine Söhne weitervererbt.
Wie sein Vater durchstreifte auch ihr ältester Bruder Jasha als Wolf die Wälder. Ihr zweitältester Bruder Rurik flog als Falke durch die Lüfte. Ihr dritter Bruder, Adrik, war mit siebzehn verschwunden, er galt als wild und rebellisch, ein schwarzer Panther, der gnadenlos seine Beute jagte.
Die drei waren ebenfalls Wunder, fand Firebird.
Sie war intelligent, sie war fleißig, aber das mit den übersinnlichen Fähigkeiten ging ihr völlig ab. Alle hielten sie für ziemlich normal, sie sich selbst auch.
Douglas Black, ein Campus-Cop, der Typ, den sie vor vier Monaten kennen gelernt hatte, gab ihr jedoch das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein.
Sie ließ den Puma los und stürzte sich abermals in Douglas' Arme. Presste ihre Lippen auf seine und legte ihr Herz, ihre ganze Liebe in diesen einen Kuss. Dann schob sie ihn zum Bett. Er sträubte sich dagegen. »Nein. Das ist dein Abend. Heute wird gefeiert.«
Sie rieb sich lasziv an ihm. »Ich möchte auf meine Weise feiern.«
»Du möchtest bestimmt mit deinen Kommilitonen feiern, mit den Leuten, die du jeden Tag in den Vorlesungen getroffen hast.« Es schien ihm nicht wirklich etwas auszumachen, dass er keiner von diesen Leuten war. Er war zurückhaltend, freundlich, aber beobachtend, immer beobachtend. »Deine Kommilitonen wollten ins Bruno's.«
»Ich bekomm eh keinen Alkohol. Ich bin noch keine einundzwanzig. Und ich date einen Campus-Cop, sonst würde ich eventuell ausprobieren, ob es mit einem gefakten Studentenausweis klappt.«
»Ich versprech dir, ich werf dich nicht aus der Kneipe, solange du dich schön brav an Softdrinks hältst.« Er schmiegte seine Stirn an ihre. »Soll ich dir ein Geheimnis verraten?«
»Und?«
»Ich bin genauso alt wie du.«
Sie bog den Kopf nach hinten und fixierte ihn. »Willst du mich verscheißern? Wie bist du denn dann an den Job gekommen?«
»Ich hab einen gefälschten Perso.« Seine Miene unbewegt, zwinkerte er ihr zu.
»Du spinnst.« War das wirklich sein Ernst?
»Nein, aber erzähl es bitte nicht weiter. Sonst verlier ich meinen Job.« Er ließ sie los und lief zur Garderobe. »Komm. Gehen wir.«
Er half Firebird in ihr Jackett. »Hast du mir nicht erzählt, dass du seit vier Jahren Cop bist?«
»Stimmt, hab ich.«
»Seit du sechzehn bist? Das ist unmöglich.« Hatte er da überhaupt schon seinen Highschool-Abschluss in der Tasche gehabt?
»Ich bin gut in meinem Job, folglich lässt die Polizei Ungereimtheiten in meinem Lebenslauf unter den Tisch fallen.«
»Worin bist du denn besonders gut?«
»Ich beschatte Leute. Ich spüre Kriminelle auf. Und verschwundene Personen.«
Sie starrte ihn an und fühlte sich erstmals unbehaglich in seiner Gesellschaft. »Und wie machst du das?«
Er zuckte die Achseln. »Es ist eine Begabung. Bist du so weit?«
»Warte mal kurz. Ich hol eben noch meine Tasche.« Mit der Karte für ihren Dad.
Sie traten nach draußen in einen milden Maiabend.
Der Campus mutete majestätisch und irgendwie malerisch an. Hohe Bäume säumten die Wege, das Laub strahlte in einem frischen, hellen Grün. Überall blühten Frühlingsblumen, Liebespaare spazierten Händchen haltend durch den Park. Douglas nahm Firebirds Hand in seine und küsste ihre Fingerspitzen.
»Leute beschatten? Komische Begabung, find ich«, muffelte sie. Dank dieser Begabung waren die Varinskis reich und skrupellos geworden.
»Ich bin unter ziemlich harten Bedingungen aufgewachsen. Ich hab die meiste Zeit auf der Straße gelebt.« Um seine Mundwinkel zuckte es bitter. »Ich hab Kontakte, an die die meisten Cops niemals rankämen.«
Firebird stockte der Atem ...
Übersetzung: Beate Darius
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt, 86167 Augsburg
© der deutschsprachigen Ausgabe 2011 by Verlagsgruppe Random House GmbH, München
In den eisigen Wintern der wilden, weiten ukrainischen Steppen, wenn die Schneestürme toben und die finstere Nacht wie ein ungebetener Gast ausharrt, sitzt meine alte Großmutter an ihren Kohleofen geschmiegt, der wohlige Wärme spendet, und ich kuschle mich in ihre Arme. Wann immer ich sie darum bitte, erzählt sie mir die alten russischen Legenden: von der wunderschönen Näherin Maryushka und wie Kaschei, der Unsterbliche, sie in einen Feuervogel verzauberte, oder von dem Musiker Sadko, der sich mit der Tochter des Meereskönigs vermählte. Bisweilen, wenn es sehr spät wird und der Wind mit seinen frostigen Fingern an die eisbemalten Scheiben der Fenster trommelt, bestürme ich sie, mir eine ganz besondere Geschichte zu erzählen, eine Geschichte, die mich mit Furcht und Faszination erfüllt.
Meistens sträubt sie sich dagegen und schüttelt unwillig den Kopf. Manchmal jedoch lässt sie sich erweichen; dann erzählt sie widerstrebend und mit zitternder Stimme die dunkel geheimnisumwitterte Legende von Konstantine Varinski und seinem Pakt mit dem Teufel.
Es geschah vor über tausend Jahren, und sie erzählt die Geschichte mal mehr, mal weniger ausgeschmückt, trotzdem bleiben die Fakten immer dieselben ...
Konstantine Varinski war groß, breitschultrig, mit Schenkeln wie Baumstämme. Seine Hände flink im Umgang mit dem Dolch, fackelte er nicht lange, einem Widersacher die Kehle aufzuschlitzen, während er brutal eine Frau begattete. Er vagabundierte allein durch die glutheißen Sommer und die eisigen Winter, plünderte die Wehrlosen aus, raubte, vergewaltigte und mordete, bis sein schändlicher Ruf ihm vorauseilte und irgendwann dem Leibhaftigen persönlich zu Ohren kam.
Meine Großmutter hüllt sich fester in die Decke, die sie um ihre Schultern geschlungen hat. Sie trinkt heißen Tee aus einem Glas, und das Entsetzen steht ihr ins Gesicht geschrieben, wenn sie den Erzählfaden wieder aufnimmt.
Der Teufel, verärgert über die unheilvolle Konkurrenz, stieg darauf aus den Tiefen der Hölle auf und stellte den jungen Konstantine Varinski zur Rede, wie er es wagen könne, Satanas herauszufordern.
Konstantine, blutrünstig wie ein Wolf und schlau wie ein Fuchs, bot dem Teufel einen Pakt an: Er und seine Nachkommen wollten Satans willige Diener werden, dafür sollte der Höllenfürst ihnen die Gabe verleihen, sich nach Gutdünken in ein Raubtier verwandeln zu können.
Konstantines mutiger Vorstoß fiel auf fruchtbaren Boden, und Satan blickte tief in die Seele des Varinski. Was er dort sah, verblüffte ihn angenehm: Konstantine war durch und durch böse, ein nützliches Werkzeug, weil hinterhältig und verroht bis ins Mark.
Konstantine wollte aber noch mehr.
Er und seine sämtlichen Nachfahren wollten unbesiegbar bleiben und niemals im Kampf fallen, es sei denn durch einen anderen Dämon. Jeder Varinski wollte ein langes Leben genießen, und - am allerwichtigsten - sie wollten ausschließlich Söhne zeugen. Sie wollten die Geburt jedes neuen Dämons feiern und den Jungen zu einem brutalen Krieger erziehen, würdig, den Namen Varinski zu tragen. Wohin sie auch gingen, sie würden die Dunkelheit bringen. Sie waren die Dunkelheit, die Eminenzen des Grauens.
Um den Pakt zu besiegeln, versprach Konstantine, die heilige Familienikone herzugeben, eine Allegorie mit vier Bildern der Madonna.
Genau wie meine Großmutter war Konstantines Mutter eine brave, gute Frau. Sie weigerte sich vehement, die Ikone herauszurücken. Und presste das kostbare Herzstück ihres Heims beschützend an ihre Brust - woraufhin sie von ihrem Sohn eiskalt und brutal niedergestochen wurde.
Kaum färbte ihr Blut den weißen Schnee rot, zog sie ihren Sohn an sich und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Konstantine, du bist fest entschlossen, als Satans rechte Hand zu regieren, so sei es - bis zu dem Tag, an dem der Eine das Licht der Welt erblicken wird. Die Augen der Babuschka flammten schmerzerfüllt auf. Dieser Nachkomme wird das abgrundtief Böse verkörpern, wie du es dir stets erträumt hast, ein passender Erbe für dein Vermächtnis ... und doch sehe ich seinen Fall voraus. Eine Frau wird ihm zum Verhängnis werden, denn an dem Tag, an dem er sich verliebt, wird dieser Teufelspakt zu wanken beginnen. Sie wird diesen meinen fernen Enkel lieben, und ihre Liebe wird stark sein, stark durch die Kraft der Madonna, und wenn ihr vierter Sohn geboren wird, wird dein dunkler Herr und Meister eine empfindliche Niederlage erfahren.
Konstantine lachte bloß triumphierend.
Die Ikone an ihre Brust geschmiegt, blickte seine Mutter in die nächste Welt und sah, was ihm verborgen blieb. Wenn die Söhne erwachsen sind, werden deine eigenen Nachkommen gegen den Teufel paktieren. Sie werden ihn bekämpfen, und wenn sie die letzte Schlacht Gut gegen Böse gewinnen, wird Satan dich fallenlassen.
Konstantine antwortete: »Dann muss ich dafür sorgen, dass sie nicht gewinnen.« Er bohrte den Dolch tiefer in ihre Brust.
Ich verfluche dich, mein Sohn. Du wirst in den glutheißen Flammen der Hölle schmoren, hauchte die Sterbende noch.
Was kümmerten ihn ihre Prophezeiung oder ihr Fluch? Sie war schließlich bloß eine Frau. Er glaubte nicht, dass ihre letzten Worte Einfluss auf die Zukunft nehmen könnten - außerdem war er nicht gewillt, seinen Pakt mit dem Teufel in irgendeiner Weise zu gefährden.
Obwohl Konstantine ihm die Prophezeiung seiner Mutter verschwieg, schwante dem Teufel sogleich, dass sein Verhandlungspartner ein Lügner und Betrüger war. Er verdächtigte Konstantine der Unaufrichtigkeit, wusste er doch um die Macht der Blutsbande und der Worte einer Sterbenden. Um sich auf ewig der Dienste der Varinskis zu versichern, schnitt er daher heimlich ein kleines Stück aus der Ikone heraus und schenkte es einem fahrenden Zigeunervölkchen mit dem Versprechen, es würde ihnen Glück bringen.
Dann, während Konstantine feuchtfröhlich seinen Deal feierte, beschwor der Teufel ein Unwetter herauf, teilte mit einem Blitzstrahl das Madonnenbildnis in vier Teile und verstreute diese in die vier Himmelsrichtungen.
Das geschah vor tausend Jahren ... doch meine Großmutter erinnert sich noch heute daran.
Sie wünscht sich, sie könnte das alles vergessen.
Aber das ist unmöglich, denn mitten in der Steppe, exakt an der Stelle, wo Konstantine Varinski seine Mutter tötete, steht ein übel verkommenes Haus, in dem Männer mit breiten Schultern und Beinen wie Baumstämme hausen. Mit ihren Händen, geübt flink im Umgang mit dem Dolch, schlitzen sie einem Widersacher die Kehle auf, während sie brutal eine Frau begatten.
Sie sind Konstantines Nachfahren - und manchmal frage ich mich, ob meine Großmutter von einem dieser grausamen Kerle geschwängert wurde und einen Sohn gebar, den sie in deren Obhut gab, wie es etliche unschuldige Frauen im Laufe der Jahrhunderte praktizierten.
Der Pakt mit dem Teufel kostete Konstantine Varinski fast nichts, nur seine Seele und die seiner Kinder und Kindeskinder und immer so weiter.
Meine Großmutter ist überzeugt, dass es auf ewig so sein wird.
Dies jedoch steht nicht in der Macht des Teufels, und ein einziger Moment kann das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse verändern ...
Dieser Moment trat vor siebenunddreißig Jahren ein, in den weiten Steppen des modernen Russland, wo ein anderer, junger Konstantine Varinski seine schändlichen Machenschaften betrieb.
Er war ein würdiger Nachfahre des ersten Konstantine, ein Kämpfer, ein Führer - ein Leitwolf. Unter seiner Herrschaft arbeitete das Böse für Diktatoren und korrupte Industrielle, sprich für jeden, der das Geld hatte, die Varinski-Mafia zu bezahlen. Dank ihrer Schlagkraft, Beharrlichkeit und Entschlossenheit wurden sie reich, sie wurden respektiert und waren überall auf dem Globus gefürchtet. Sie töteten Unschuldige, kämpften in blutigen Kriegen, pressten mit brutaler Härte Schutzgelder ab, scheuten vor nichts zurück und ließen sich dafür fürstlich entlohnen. Sie wurden zunehmend wohlhabender, mächtiger und einflussreicher, bis dieser besagte Konstantine eines Tages eine junge Zigeunerin kennen lernte - und sich in das Mädchen verliebte.
Sich zu verlieben fällt den Meisten nicht schwer. Aber diese Liebe war für die Ewigkeit bestimmt, heftig, leidenschaftlich, endgültig. Konstantine und Zorana waren unzertrennlich. Ungeachtet aller Widerstände und Traditionen heirateten sie.
Die Varinskis hielten drohend ihre fleischigen Fäuste in die Luft und schworen, das Mädchen zu töten und sich ihren Anführer zurückzuholen.
Die Zigeuner verfolgten die beiden Liebenden, wütend, dass ein Varinski das Mädchen geraubt hatte, ihre Seherin und ihr Talisman.
Konstantine und Zorana setzten sich heimlich in die Vereinigten Staaten ab. Sie änderten ihren Nachnamen in Wilder und zogen in die Cascade Mountains in Washington D. C. Dort bauten sie Trauben, Früchte und Gemüse an und bekamen drei Söhne, Jasha, Rurik und Adrik, alle drei gut aussehend und gesund - und mit der Gabe ausgestattet, die der Teufelspakt ihnen garantierte.
Wie sein Vater besaß Jasha die Fähigkeit, sich in einen Wolf zu verwandeln.
Rurik transformierte sich in einen Raubvogel und flog auf den Schwingen der Nacht.
Adrik entpuppte sich schon früh als verlässlicher Geschäftsmann, mit einer leidenschaftlich wilden, dunklen Seite, die sich in Gestalt eines Panthers austobte.
Zorana und Konstantine bekamen noch ein weiteres Kind. Und zum ersten Mal in tausend Jahren war es nicht ein Junge, genau wie die Babuschka es prophezeit hatte.
Konstantine hielt die Geburt seiner Tochter für ein Wunder und für ein Zeichen, dass der Pakt bröckelte.
Und vielleicht war es ja auch so. Aber wenn der Teufel eine Menschenseele als Einsatz wählt, spielt er für gewöhnlich auf Sieg.
1
Frühling, vor etwa drei Jahren
Brown University, Providence, Rhode Island
Firebird Wilder saß in ihrem Zimmer, drehte einen Kugelschreiber zwischen den Fingern und
starrte ratlos auf die Vatertagskarte, die vor ihr auf dem Schreibtisch lag. Fröhliches Gelächter drang vom Campus zu ihr herüber. Was sollte sie ihrem Dad bloß schreiben?
Rat mal, was wir gemacht haben?
Zu dreist.
Überraschung!
Zu flapsig.
Wir ziehen das gemeinsam durch.
Zu plump.
Nach einer Weile nahm sie das Plastikstäbchen mit dem blau eingefärbten Resultat, legte es in die Karte, steckte sie in den Umschlag und klebte ihn zu, ohne ein einziges Wort dazuzuschreiben. Was hätte sie großartig erklären sollen? Es war eben passiert.
»Hey, Firebird!« Jacob Pilcher steckte den Kopf durch ihre geöffnete Zimmertür. »Was sitzt du denn noch hier rum? Es ist vorbei. Komm mit, Party machen!«
Sie strahlte ihn an. Als Examensstudent hatte er seine Baseballmütze schief aufgesetzt und trug dazu ein T-Shirt, auf dem stand: Warnung. Inhalt steht unter Druck. Er grinste zurück. »Ich warte noch auf Douglas.«
»Oooh. Der umwerfende Campus-Cop«, meinte Jacob mit einem Hauch von Sarkasmus in der Stimme und wedelte wie ein Zauberer mit den Fingern. »Geht ihr nachher ins Bruno's?«
Sie ließ den Umschlag in ihre Handtasche gleiten. »Das hatten wir vor.«
»Okay. Das ist voll okay. Er ist cool.« Jacob hielt den Daumen hoch. »Ich tippe mal, das bedeutet, dass du keinen Alkohol trinkst, hm?«
»Ich trinke sowieso nie Alkohol. Ich bin erst zwanzig.«
»Ich weiß, ich weiß, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg ... «
»Hey, Alter!«, brüllte jemand durch den Flur. »Beeilung, sonst ziehen wir ohne dich los, Mann!«
»Ciao, ich bin dann mal weg! Man sieht sich!« Er blieb noch kurz stehen und betrachtete sie von oben bis unten. »Du siehst spitze aus.« Dann schwenkte er herum und lief durch den Gang. »Hey, wartet. Wartet doch mal, ihr Knalltüten!«
Jacob war ein netter Junge. Ein halbes Kind, obwohl er ein Jahr älter war als sie, und in sie verliebt, seitdem sie in das Studentenwohnheim gezogen war. Er war ziemlich fertig gewesen, als sie Douglas kennen lernte, versteckte seinen Frust jedoch hinter einer lächelnden Fassade. Und jetzt war es ohnehin Schnee von gestern.
Es war vorbei. Die Examensprüfungen lagen hinter ihnen.
Sie trat vor den Spiegel und lächelte.
Ihr zarter Pfirsichteint hatte einen leichten Goldschimmer, schwarze Mascara betonte ihre schönen Augen, ihr blondes Haar war am Hinterkopf mit einem Clip hochgesteckt. Jacob hatte Recht - sie sah super aus. Sie hatte einen Hauch losen Puders aufgelegt, und ihre Haut schien von innen heraus zu strahlen.
»Du bist schön wie immer«, drang es von der Tür her zu ihr.
Sie drehte sich lächelnd um. »Douglas. Du hast dir früher freigenommen!«
»Ich hab's einfach nicht mehr ausgehalten. Ich musste kommen.« Er schob sich ins Zimmer, seine aschblonden Haare windzerzaust, in einem Arm einen Strauß Blumen, unter dem anderen ein riesiges goldbraunes Plüschtier.
Sie stürzte zu ihm.
Er ließ das Stofftier fallen und zog sie in seine Umarmung.
Sie schmiegte ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Augen. Er war warm und stark, fest und muskulös. Für Firebird verströmte er Sicherheit und Liebe - Liebe, die ewig währte, genau wie bei ihren Eltern. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie kuschelte sich inniger an ihn, hoffte, dass er es nicht mitbekam.
Irrtum, Douglas entging nichts. Er schob sie ein wenig von sich. »Hey, was hast du? Ist mit den Prüfungen was schiefgelaufen?«
Sie seufzte. Er merkte alles, war jedoch nicht immer so mitfühlend. »Nein, alles ist super gelaufen, und das Beste ist, die Examen sind endlich vorbei!«
Er spähte zur Tür. »Hat dieser Jacob dich genervt?« »Nein, ganz ehrlich nicht! Ich bin bloß glücklich.« Douglas wischte ihr mit seinem Daumen behutsam
eine Träne von der Wange. »Du hast eine lustige Art,
das zu zeigen.«
Douglas sprach nie über sich selbst oder über seine Vergangenheit, und bisher hatte Firebird ihn nicht weiter bedrängt, wenn er ihre Fragen ausweichend beantwortete. Zumal in seinen Augen so viel Zynismus lag, dass es da irgendein dunkles Geheimnis geben musste, von dem sie nicht einmal ahnte.
Sie waren glücklich miteinander, das war Fakt, und wann immer sie seinen Blick auffing und den verliebten Ausdruck auf seinem Gesicht las, mochte sie ihr Glück nicht herausfordern.
Irgendwann würde er ihr seine Lebensgeschichte erzählen, ganz bestimmt. Jetzt waren sie erst mal schwer verliebt.
»Ich hab dir Blumen mitgebracht.« Er ließ sie los und reichte ihr den Strauß aus roten Gartennelken und gelben Rosen. Dann hob er das Plüschtier auf und hielt es ihr hin. »Und einen Kuschelwuschel. Herzliche Glückwünsche, mein Schatz - in fünf Wochen bekommst du dein Diplom verliehen.«
»Danke.« Sie grinste, froh und erleichtert, dass die Prüfung hinter ihr lag und sie ihr Diplom statt in vier in nur drei Jahren geschafft hatte - noch dazu als Jahrgangsbeste. »Danke.« Sie steckte die Nase in die Blütenkelche und zog den Duft ein - es war nur ein kleiner Strauß, aber ein Campus-Cop verdiente auch nicht großartig viel.
»Sie sind schön. Du hast dir tatsächlich gemerkt, welche Blumen ich mag!«
»Ich weiß alles über dich.« Er beobachtete, wie sie ein Glas mit Wasser füllte und die Blumen auf ihren Schreibtisch stellte. »Ich könnte dich unter Tausenden von Leuten aus einem rappelvollen Casino in Las Vegas herauspicken.«
Sie lachte ungläubig auf. »Lass mal den Kuschelwuschel sehen.« Sie schnappte ihm das Stofftier weg und machte große Augen. »Ich dachte erst, es wäre ein Hund, aber das stimmt gar nicht. Es ist eine Katze!«
»Ein Hund? Ich würde dir niemals einen Hund schenken.« Douglas klang schwer gekränkt. »Das ist ein Puma.«
»Ja, stimmt.« Ein großer, flauschig weicher Puma mit einem weißen Bauch und dunklen Glasaugen, die ihr direkt in die Seele schauten.
Sie schlang ihre Arme um das Kuscheltier, umarmte es und vergrub ihr Gesicht in dem weichen Fell. Er duftete nach Douglas: nach Shampoo und Sprühstärke und nach den Blumen, die er ihr mitgebracht hatte - wild und sinnlich wie ihr erster und einziger Lover. »Der Süße wird ab jetzt bei mir im Bett schlafen.«
»Genau da will er auch hin.« Douglas betrachtete sie so hingerissen, als hielte er sie für ein Wunder.
Deshalb war sie bei ihm schwach geworden. Für die Wilders war sie nämlich immer ein Wunder gewesen, das erste Mädchen, das nach tausend Jahren in die Familie hineingeboren wurde. Und Firebird war ein kluges Mädchen. Ihre Eltern waren nach Amerika ausgewandert, um Dads Familie zu entkommen, den berüchtigten Varinskis. Ihr Vater war früher deren Bandenboss gewesen. Sie wusste zwar nicht, wie er zu dieser zweifelhaften Ehre gekommen war, aber sie wusste, dass er sämtliche Verbrechen, die er je geplant, gebilligt und begangen hatte, inzwischen tief bereute. Und ganz gleich wo er war, ob auf dem verkommenen Stammsitz der Varinskis in der Ukraine oder auf seinem Weingut bei Washington, er besaß nach wie vor die Gabe, sich in einen Wolf zu transformieren.
Auch das ein Wunder.
Er hatte diese Gabe an seine Söhne weitervererbt.
Wie sein Vater durchstreifte auch ihr ältester Bruder Jasha als Wolf die Wälder. Ihr zweitältester Bruder Rurik flog als Falke durch die Lüfte. Ihr dritter Bruder, Adrik, war mit siebzehn verschwunden, er galt als wild und rebellisch, ein schwarzer Panther, der gnadenlos seine Beute jagte.
Die drei waren ebenfalls Wunder, fand Firebird.
Sie war intelligent, sie war fleißig, aber das mit den übersinnlichen Fähigkeiten ging ihr völlig ab. Alle hielten sie für ziemlich normal, sie sich selbst auch.
Douglas Black, ein Campus-Cop, der Typ, den sie vor vier Monaten kennen gelernt hatte, gab ihr jedoch das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein.
Sie ließ den Puma los und stürzte sich abermals in Douglas' Arme. Presste ihre Lippen auf seine und legte ihr Herz, ihre ganze Liebe in diesen einen Kuss. Dann schob sie ihn zum Bett. Er sträubte sich dagegen. »Nein. Das ist dein Abend. Heute wird gefeiert.«
Sie rieb sich lasziv an ihm. »Ich möchte auf meine Weise feiern.«
»Du möchtest bestimmt mit deinen Kommilitonen feiern, mit den Leuten, die du jeden Tag in den Vorlesungen getroffen hast.« Es schien ihm nicht wirklich etwas auszumachen, dass er keiner von diesen Leuten war. Er war zurückhaltend, freundlich, aber beobachtend, immer beobachtend. »Deine Kommilitonen wollten ins Bruno's.«
»Ich bekomm eh keinen Alkohol. Ich bin noch keine einundzwanzig. Und ich date einen Campus-Cop, sonst würde ich eventuell ausprobieren, ob es mit einem gefakten Studentenausweis klappt.«
»Ich versprech dir, ich werf dich nicht aus der Kneipe, solange du dich schön brav an Softdrinks hältst.« Er schmiegte seine Stirn an ihre. »Soll ich dir ein Geheimnis verraten?«
»Und?«
»Ich bin genauso alt wie du.«
Sie bog den Kopf nach hinten und fixierte ihn. »Willst du mich verscheißern? Wie bist du denn dann an den Job gekommen?«
»Ich hab einen gefälschten Perso.« Seine Miene unbewegt, zwinkerte er ihr zu.
»Du spinnst.« War das wirklich sein Ernst?
»Nein, aber erzähl es bitte nicht weiter. Sonst verlier ich meinen Job.« Er ließ sie los und lief zur Garderobe. »Komm. Gehen wir.«
Er half Firebird in ihr Jackett. »Hast du mir nicht erzählt, dass du seit vier Jahren Cop bist?«
»Stimmt, hab ich.«
»Seit du sechzehn bist? Das ist unmöglich.« Hatte er da überhaupt schon seinen Highschool-Abschluss in der Tasche gehabt?
»Ich bin gut in meinem Job, folglich lässt die Polizei Ungereimtheiten in meinem Lebenslauf unter den Tisch fallen.«
»Worin bist du denn besonders gut?«
»Ich beschatte Leute. Ich spüre Kriminelle auf. Und verschwundene Personen.«
Sie starrte ihn an und fühlte sich erstmals unbehaglich in seiner Gesellschaft. »Und wie machst du das?«
Er zuckte die Achseln. »Es ist eine Begabung. Bist du so weit?«
»Warte mal kurz. Ich hol eben noch meine Tasche.« Mit der Karte für ihren Dad.
Sie traten nach draußen in einen milden Maiabend.
Der Campus mutete majestätisch und irgendwie malerisch an. Hohe Bäume säumten die Wege, das Laub strahlte in einem frischen, hellen Grün. Überall blühten Frühlingsblumen, Liebespaare spazierten Händchen haltend durch den Park. Douglas nahm Firebirds Hand in seine und küsste ihre Fingerspitzen.
»Leute beschatten? Komische Begabung, find ich«, muffelte sie. Dank dieser Begabung waren die Varinskis reich und skrupellos geworden.
»Ich bin unter ziemlich harten Bedingungen aufgewachsen. Ich hab die meiste Zeit auf der Straße gelebt.« Um seine Mundwinkel zuckte es bitter. »Ich hab Kontakte, an die die meisten Cops niemals rankämen.«
Firebird stockte der Atem ...
Übersetzung: Beate Darius
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt, 86167 Augsburg
© der deutschsprachigen Ausgabe 2011 by Verlagsgruppe Random House GmbH, München
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Autoren-Porträt von Christina Dodd
Christina Dodd wurde für ihre Romane bereits vielfach ausgezeichnet - u. a. mit dem »America's Golden Heart« und dem »RITA Award«. Ihre Bücher stehen regelmäßig auf diversen amerikanischen Bestsellerlisten. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Texas.
Bibliographische Angaben
- Autor: Christina Dodd
- 2012, 1, 1520 Seiten, Maße: 13 x 19,1 cm, Gebunden
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3863651774
- ISBN-13: 9783863651770
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