Erfolgreich ohne auszubrennen
Mehrfachbelastung gekoppelt mit einem hohen Perfektionsanspruch und dem Wunsch, es allen recht machen zu wollen, treibt Frauen häufig in die Burn-out-Falle. Dieser Ratgeber hilft, Überlastung rechtzeitig zu erkennen und dagegen vorzugehen.
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Produktinformationen zu „Erfolgreich ohne auszubrennen “
Mehrfachbelastung gekoppelt mit einem hohen Perfektionsanspruch und dem Wunsch, es allen recht machen zu wollen, treibt Frauen häufig in die Burn-out-Falle. Dieser Ratgeber hilft, Überlastung rechtzeitig zu erkennen und dagegen vorzugehen.
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Erfolgreich ohne auszubrennen von Dagmar RuhwandlEinleitung: Warum ein Burnout- Buch für Frauen?
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München, im Februar. In meine psychotherapeutische Praxis kommt eine völlig verzweifelte Juristin, Ende dreißig. Sie ist in höchstem Maße überarbeitet, seit Jahren hat sie keine Hobbys mehr ausgeübt, konnte in den letzten Monaten noch nicht einmal mehr mit Genuss einen Kaffee mit Freunden trinken: »Ich habe das völlig verlernt! Wenn ich da stehe, weiß ich schon nicht mehr, was ich denken und sagen soll. Meine Gedanken sind immer bei der nächsten Akte, beim aktuellen Fall, bei der Vorbereitung auf die nächste Prüfung, meinem nächsten Karriereschritt. Nur wenn ich arbeite, bin ich einigermaßen ruhig, abends ist meine einzige Freizeitbeschäftigung, eine halbe Stunde durch das Fernsehprogramm zu zappen, dann schlafe ich todmüde ein. Seit Monaten habe ich kein Wochenende mehr frei gehabt - ich wüsste auch gar nicht mehr, was ich damit anfangen sollte. Von meinem Freund habe ich mich getrennt. Nein, wir haben uns nicht gestritten, wir hatten nur keine Zeit mehr, uns zu sehen.« Kein Einzelfall, was diese Patientin schildert. Viele berufstätige Frauen erleiden ein solches Burnout-Syndrom - Schätzungen gehen von etwa 20 - 25 % aller Berufstätigen aus, je nach Job können es auch deutlich mehr sein. Nichts Ungewöhnliches also. Patientinnen, die ihr Leben so schildern, überarbeitet, gereizt und erschöpft sind, kaum mehr zur Ruhe kommen, über Schlaf- und Konzentrationsstörungen sowie körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen, Magen-Darm-Störungen oder Herzbeschwerden klagen und sich nach und nach aus ihrem Privatleben »verabschieden«, behandele ich schon viele Jahre in meiner Praxis. Das Neue war, und das hatte ich bislang ausschließlich bei männlichen Patienten erlebt: Die Dame fühlte sich nicht krank! Sie wollte nur einen Rat, wie sie diese »anstrengende Zeit gut überbrücken« könne. Sie wollte auch keine Therapie machen, ein Phänomen, das ich sonst nur von männlichen Führungskräften kannte, die mal zu einem Termin »vorbeikamen «, weil ihre Frau, ihr Hausarzt oder Physiotherapeut sie geschickt hatte. Patientinnen oder Frauen allgemein, so hatte ich es auch bei Vorträgen und Seminaren zum Thema Burnout stets erlebt, waren bislang immer sensibler im Hinblick auf ihre Gesundheit und ihr seelisches Wohlbefinden gewesen. In Vorträgen vor (fast) reinen Männergruppen (wie z. B. einige Jahre zuvor bei der Vertriebsversammlung einer mittelständischen Brauerei) hob niemand die Hand, nicht einmal bei der sehr indirekten Frage, ob »man schon mal von jemand gehört habe, der einmal ausgebrannt war«. Bei Veranstaltungen mit überwiegend weiblichen Teilnehmern, wie bei Vorträgen in Frauen-Business-Clubs, wurde viel berichtet, gefragt, sich mit dem Thema auseinandergesetzt: Die beste Voraussetzung, um nicht auszubrennen! Und ein einleuchtender Grund, warum es bislang fast keine Bücher über Burnout bei Frauen gab, denn, so schien es, Frauen geben wohl mehr auf sich Acht, nehmen Hilfe schneller und rechtzeitiger in Anspruch. Diese Patientin war anders und beunruhigend. Und kaum hatte ich mich von dem Schreck und der eigenen Hilflosigkeit erholt, ihr nicht helfen zu können und zu dürfen, hatte ich mehrere Patientinnen mit fast der gleichen Symptomatik, die sich ebenfalls nicht krank fühlten. Ein neues Phänomen? Das Ganze ließ mir keine Ruhe. Als Ärztin und Mutter hatte ich mich schon immer für die Chancengleichheit von berufstätigen Frauen interessiert und selber schon eine Reihe von Situationen erlebt, die unter dem Blickwinkel der Chancengleichheit empörend waren. Zum Beispiel empfahl mir ein Chefarzt in den 1980er Jahren bei einem Job in der Krankenpflege - ohne mich zu kennen und völlig ungefragt, bei einer Fahrstuhlfahrt! -, mir doch »besser einen Mann zu suchen, als zu studieren oder gar meinen Beruf auszuüben«. Berufstätigkeit von Frauen war in meiner familiären Tradition beinahe eine Selbstverständlichkeit: Frauen in meiner Familie hatten immer gearbeitet, z. T. aus Not, nachdem die Männer gestorben oder im Krieg geblieben waren, meist aber aus Begeisterung für ihren Beruf und Freude über die neuen Möglichkeiten, die sich Frauen seit Beginn des 20. Jahrhunderts boten, und die es erlaubten, sich aus der Rolle der Vollzeithausfrau und Mutter zu lösen und sich andere Möglichkeiten und Chancen im wahrsten Sinne des Wortes zu »erarbeiten«. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist es, im Vergleich zu den USA oder anderen europäischen Ländern, besonders schwer. Hierzulande gibt es besonders wenige weibliche Führungskräfte. Und nicht nur das Wort »Rabenmutter« ist eine deutsche Kreation, nicht nur die deutschen Kinderbetreuungsmöglichkeiten, zumindest im Westen, sind ja bekanntlich sehr dürftig. In Deutschland gibt es auch so viele Parallelwelten, in denen Frauen leben, sodass man, wenn man zehn zufällig ausgewählte Frauen um die vierzig befragen würde, wohl kaum zwei hätte, deren Lebensumstände gleich sind - ganz anders als vor 50 Jahren, wo es noch ein viel klareres (aber auch starreres) Rollenverständnis gab. Die neuen Rollenbilder sind so verschiede n, dass Frauen auch durch die Vielzahl der an sie herangetragenen Rollenerwartungen vermehrt ausbrennen. Die geschilderte Patientin ist vielleicht ein neuer, noch wenig bekannter Typ berufstätige Frau, der die Lebens- und Arbeitswelt der - bislang - männlich dominierten Berufswelt stark adaptiert hat. So stark, dass traditionelle, weiblich-protektive Verhaltensweisen (wie z. B. öfter und schneller Hilfe, auch ärztliche Hilfe, in Anspruch zu nehmen - mit ein Grund, weshalb Frauen bei privaten Krankenversicherungen einen höheren Beitragssatz zahlen) nicht mehr praktiziert werden bzw. nicht mehr funktionieren. Immer häufiger warten Business-Frauen zu lange, wie es bisher vor allem bei männlichen Patienten bekannt war, bis der Hörsturz, der Bandscheibenvorfall oder eine nicht enden wollende Magen-Darm-Erkrankung sie zur Ruhe zwingt. Ein Buch über Burnout bei Frauen schien mir überfällig. Gefährdete Frauen müssen schon früher von diesem Thema erreicht werden, noch bevor schädliche ( zum Teil »männliche«) Lebens- und Arbeitsweisen unbedacht übernommen werden und überhandnehmen. Die Schwelle, Hilfe in Anspruch zu nehmen, kann, so weiß man, vor allem durch mehr Information gesenkt werden. Typisch weibliche Probleme beim Burnout sollen geschildert und die besonderen Lebens- und Arbeitsumstände von Frauen im deutschsprachigen Raum mit einbezogen werden, die sich gerade wieder im Wandel befinden. Die erste deutsche Kanzlerin ist dabei nur das augenfälligste Signal. In diesen turbulenten Zeiten brauchen Frauen, vielleicht mehr denn je, Unterstützung, um nicht auszubrennen. Sie brauchen Vorbilder, weibliche Vorbilder, die berufstätig sind und vielleicht auch Mütter sind, die ein aktives, erfülltes Leben ohne Burnout führen. Diese Vorbilder möchte ich vorstellen und anhand meiner Erfahrung in Praxis-, Seminar- und Vortragstätigkeit viele erfolgreiche Wege aufzeigen, die Frauen aus dem Burnout geführt haben oder verhinderten, dass sie in ein solches hineinrutschten. Dabei wende ich mich auch an meine männlichen Leser. Denn in den kommenden Jahren wird ein Trend zunehmen: Nicht mehr nur Frauen orientieren sich an männlichen Gesundheits- und Karriere-Vorbildern. Zunehmend schauen sich Männer, deren Lebens- und Arbeitssituation sich meines Erachtens in den letzten Jahren noch einschneidender geändert hat als die der Frauen, auch weibliche Verhaltensweisen ab. Weil sich die Lebensumstände von Männern und Frauen immer ähnlicher werden. Weil Männer wissen wollen, warum Frauen im Durchschnitt eine um sieben Jahre höhere Lebenserwartung haben. Oder weil sie wissen wollen, warum Frauen, wie der STERN im Juni 2006 titelte, die »besseren Chefs« sind.
1. Wie Sie das Buch benutzen könne
Dieses Buch ist kein Ersatz für eine ärztliche Diagnostik oder Behandlung. Sollten Sie sich selber nicht mehr zu helfen wissen, so zögern Sie nicht, die Unterstützung von professionellen Helfern in Anspruch zu nehmen. Sie müssen das vorliegende Lese- und Arbeitsbuch nicht wie einen Roman von vorne bis hinten durchlesen. Wenn Sie schnelle Hilfe wünschen für ein Problem, dann können Sie auch zielstrebig das entsprechende Kapitel ansteuern, sich die Lösungsvorschläge vornehmen und davon versuchen umzusetzen, was Sie für brauchbar halten. Allerdings bin ich auch immer bemüht zu begründen, warum ich zu dieser oder jener Einschätzung gelangt bin. Die Vorschläge mögen für Sie überzeugender und leichter umzusetzen sein, wenn Sie sich - sei es vor oder nach Sichtung der Übungen - auch die Begründungen ansehen und etwas mehr über neue Daten und Fakten zum Thema Burnout lesen.
- Wenn Sie vor allem wissen wollen, wie man Burnout frühzeitig erkennt, finden Sie in diesem Buch, vor allem in Kapitel II »Burnout, was ist das?« und Kapitel IV »Bin ich ausgebrannt? « Hinweise zur Früherkennung. Prävention und Früherkennung bilden die Basis einer jeden Auseinandersetzung mit dem Thema Burnout. .
- Wenn Sie vor allem aktuelle Fakten zum Thema suchen, finden Sie in Kapitel II »Burnout, was ist das?« Zahlen und Wissenswertes zum Thema und warum die Häufigkeit des Ausbrennens ansteigt. Sie erfahren, warum Frauen anders erkranken als Männer und warum sich das Tabu um Burnout in den letzten Jahren gelockert hat.
- Wenn Sie wissen möchten, welches die wichtigsten Themen in der Behandlung (und auch Prävention) des Burnout sind, so lesen Sie in Kapitel III »Die drei großen Frauen-Themen«, eine Einführung in die Hauptthemen, die ich bei allen meinen Patientinnen vorfinde. Mit der Übung am Anfang dieses Kapitels können Sie Ihre Situation bezüglich dieser drei Themen überprüfen.
- Möchten Sie Ihre aktuelle Burnout-Gefährdung einschätzen, so finden Sie dazu in Kapitel IV »Bin ich ausgebrannt?« eine Checkliste, die sich dafür eignet. Auch hier sei erwähnt, dass dies in keinem Fall die Diagnose durch einen Arzt ersetzt, da vor allem andere Diagnosen wie depressive Erkrankungen oder psychische Erkrankungen mit körperlicher Ursache unbedingt ausgeschlossen werden müssen, da sie unter Umständen einer ganz anderen Therapie bedürfen.
- Um mögliche Gründe zu erfahren, warum Sie in eine Burnout- Krise geraten sind, lesen Sie Kapitel V »Warum bin ich ausgebrannt? « Beginnen Sie zum Beispiel mit der Übung »Woher kommt, wohin geht meine Kraft?« auf Seite 50, um Ihren augenblicklichen Energiehaushalt besser einschätzen zu lernen.
- Wenn Sie schon einiges über Burnout wissen, können Sie sich auch gleich dem Kapitel VI »Wege aus dem Burnout« widmen. Es empfiehlt sich in der Regel, dieses Kapitel in der beschriebenen Reihenfolge durchzugehen, da der Aufbau einem gewissen »Schwierigkeitsgrad« der Themen folgt. Sie finden dort für alle drei Themenbereiche Übungen. Beginnen Sie bitte immer mit einer Aufgabe, die Ihnen leicht von der Hand geht, nicht mit der Übung, die die größte Herausforderung an Sie stellt.
- Wenn Sie sich ganz dem Thema Burnout bei Frauen widmen und wissen wollen, was speziell Frauen zur Burnout-Prävention tun können: Die »Weiblichen Wege aus dem Burnout« in Kapitel VII zeigen Lösungen auf, bei der typisch weibliche Schwerpunkte angesprochen werden - wie die schwierigere Suche nach Vorbildern, durch wen Frauen Unterstützung erfahren oder auch nicht erfahren können sowie die Themen Haushalt - Beruf - Familie.
Da dieses Buch viele Übungen enthält, empfehle ich, gelegentlich eine Packung Buntstifte bereitzuhalten. Bringen Sie Farbe in Ihre Übungen und in Ihr Leben!
II. Burnout, was ist das?
Birgit Lorentz kann nicht mehr. Die Vertriebsmanagerin einer Software-Firma findet keinen erholsamen Schlaf und keine Entspannung mehr, sie kann sich keine fünf Minuten mehr konzentrieren, mag keine Kunden mehr sehen und vernachlässigt ihren geliebten Sport. Die sonst immer engagierte und lebensfrohe Frau fühlt sich allmählich völlig ungeeignet für ihren anspruchsvollen Beruf. Sie hat keine Erfolgserlebnisse mehr. Schließlich sacken ihre Leistungen sichtbar ab, Kollegen raten ihr zu einer Auszeit. Der Lebensfluss scheint stillzustehen. Sie fühlt sich ausgedörrt, ausgebrannt.
Frau Lorentz erlebt, beispielhaft für viele andere Betroffene, nach vielen Monaten mit großer Arbeitsbelastung, die Hauptsymptome des Burnout-Syndroms: Emotionale Erschöpfung, Depersonalisation (= Gefühle gegenüber anderen Menschen werden unpersönlicher; nicht im Sinne der Depersonalisation als psychotisches Symptom!) und Leistungseinschränkung. Sie treten häufig in der genannten Reihenfolge auf. Meist zeigt sich als erstes kritisches Symptom eine Unfähigkeit der Betroffenen, sich von der Arbeit zu regenerieren. Anschließend kommt es zu Gereiztheit, Gleichgültigkeit und schließlich zu Gefühllosigkeit gegenüber Kollegen, Mitarbeitern und Kunden. Dadurch werden berufliche und private Kontakte mehr und mehr gemieden, bis schließlich Selbstvertrauen und Produktivität so stark leiden, dass der oder die Betroffene arbeitsunfähig wird oder gar berentet werden muss. Es erkranken in erster Linie Leistungsträger, also Menschen, II. Beispiel die sich eher zu viel als zu wenig für ihren Beruf engagieren: »Wer ausbrennt, muss einmal gebrannt haben.« Betroffene nehmen ihren Zustand meist zuletzt wahr, wollen ihn nicht wahrnehmen: Sie sind Meister im Verdrängen, wenn es um die eigenen Beschwerden geht.
1. Erschreckende Zahlen
Durch die Situation am Arbeitsplatz verursachte psychische Erkrankungen führen nach einer Studie der UN Labour Organisation (ILO) allein in Deutschland zu Produktionsausfällen von jährlich mehr als 2,5 Milliarden Euro. Die deutschen Krankenkassen schätzen die volkswirtschaftlichen Folgekosten von Angst und Stress im Job auf über 75 Milliarden Euro pro Jahr. Insgesamt sind zwischen 20 und 25 Prozent aller Erwerbstätigen mindestens einmal in ihrem Berufsleben vom beruflichen »Ausbrennen«, der schwersten Form von Job-Stress, betroffen. In einzelnen Branchen brennen bis zu 50 Prozent aller Beschäftigten aus. Vor allem bei engagierten Mitarbeitern und Führungskräften kommt es zum gefürchteten Burnout-Syndrom. Zu spät erkannt, kann es wochen- oder gar monatelange Arbeitsausfälle, langwierige psychische und körperliche Leiden und aufwändige Behandlungen nach sich ziehen.
2. Warum wird Burnout häufiger? Die Häufigkeit von Burnout nimmt zu. Ein Grund dafür ist das generelle Ansteigen der Häufigkeit psychischer Erkrankungen. Nach dem DAK-Gesundheitsreport erhöhte sich zwischen 1997 und 2002 die Zahl der Krankheitstage wegen psychischer Erkrankungen um 63 % - bei insgesamt sinkendem Krankenstand. Als weitere Gründe für den Häufigkeitsanstieg des Burnout-Syndroms gelten steigender Stress im Beruf durch die zunehmend angespannte Weltwirtschaftslage, Restrukturierungswellen sowie der durch Globalisierung verschärfte internationale Wettbewerb. Durch die ansteigende Informationsflut (überlegen Sie einmal, wie viele E-Mails Sie vor 5 -10 Jahren bekamen und wie viele Sie heute täglich beantworten!) müssen Berufstätige viel mehr Informationen bearbeiten. US-amerikanische Arbeitsmediziner sprechen vom sogenannten »Web-Jahr«: Ein Arbeitsjahr eines Arbeitnehmers, der permanent vernetzt arbeitet, entspricht demnach, was die zu verarbeitenden Informationsmengen betrifft, zwei bis drei Arbeitsjahren vor Einführung des World-Wide-Web. Auch der Trend in allen westlichen Industrienationen zu mehr Dienstleistungstätigkeiten - Dienstleister brennen häufiger aus - steigert die Burnout-Rate. Hinzu kommt: Gehälter von Top-Managern und unteren Führungskräften klaffen zunehmend auseinander. Lag das Verhältnis noch vor wenigen Jahren bei 1:10 bis 1:20, so verdient in den USA der Vorstand eines Großunternehmens mittlerweile das bis zu 200fache eines Managers auf unterer Ebene. Das frustriert vor allem hoch motivierte mittlere Führungskräfte. Ganz zu schweigen von millionenschweren Vorstands-Abfindungen - während im gleichen Zuge Hunderte von Mitarbeitern auf Gehaltserhöhungen verzichten müssen oder von Kündigung und sozialem Abstieg bedroht sind. »Deutsche Manager sind Europameister im Entlassen« titelte kürzlich das Handelsblatt. In Europa ist es unter Spitzenmanagern - vor allem in Deutschland - üblich, zuerst zu entlassen und danach am eigenen Salär zu kappen. Teamarbeit wird offiziell großgeschrieben - wenn es aber um Prämien und Incentives geht, haben viele Leistungsträger den Eindruck, dass sich nur diejenigen den Kuchen teilen, die schon satt sein müssten. Wie schon beschrieben, steigt die Zahl der psychischen im Vergleich zu der Zahl körperlicher Krankheiten. Moderne Maschinen, beste Arbeitsschutzmaßnahmen sichern zunehmend »gefährliche« Arbeitsplätze: Heute ist die Belastung durch körperliche Risiken am Arbeitsplatz mehr und mehr zu vernachlässigen, dagegen nimmt die psychische Beanspruchung zu. Seit einigen Jahren kümmern sich auch die Unfallversicherungen und Berufsgenossenschaften, die für den Arbeitsschutz von Seiten der Arbeitgeber her zuständig sind, um die »weichen«, psychischen Faktoren am Arbeitsplatz. Auch Unternehmen sehen sich zunehmend in Sorge um die seelische Gesundheit ihrer Mitarbeiter, nicht zuletzt wegen des drohenden Fachkräftemangels. Zugleich werden die Anforderungen in vielen Berufen komplexer. Lassen sich z. B. US-amerikanische Management-Modelle 1:1 auf deutsche Verhältnisse übertragen? Wie ist mit den Herausforderungen, die die Öffnung nach Fernost mit sich bringt, umzugehen? Zusätzlich belasten Unsicherheiten Mitarbeiter wie Führungskräfte, erhöhen die Verletzlichkeit und damit das Burnout-Risiko.
3. Frauen und Burnout
Immer mehr Frauen erkranken am Burnout-Syndrom. Für sie gelten prinzipiell die gleichen Risikofaktoren wie für ihre männlichen Kollegen. Bei Untersuchungen, die die Häufigkeit von Burnout vergleichend bei beiden Geschlechtern erfassen, sind Männer und Frauen mit vergleichbaren Berufs- und Lebensbedingungen gleich häufig betroffen. Aber: Sind die Bedingungen für Frauen und Männer gleich?
Andere Lebens- und Arbeitsbedingungen
Schon in der Berufswahl unterscheiden sich Frauen immer noch stark von Männern. So arbeiten Frauen häufiger als Männer im Dienstleistungssektor, in helfenden, sozialen und lehrenden Berufen. In diesen Sparten sind die Burnout-Raten überdurchschnittlich hoch: Jede dritte Krankenschwester oder Erzieherin erkrankt einmal in ihrem Leben am Burnout-Syndrom, bei Lehrerinnen sind es gar 50 %. Den viel beschriebenen Karriereknick um die 35 erleiden ganz überwiegend immer noch Frauen. Und wenn Frauen Karriere machen, dann nicht selten unter ganz anderen Lebensbedingungen als ihre männlichen Kollegen. Nämlich in der Regel ohne helfenden Ehepartner, d. h. Kindermädchen, Putzfrau, Einkaufsservice, Köchin etc., in Personalunion! Erwartungen an den Beruf spielen ebenfalls eine große Rolle bei der Entstehung von Burnout. Bei Frauen stehen dabei »Sich wohl fühlen im Team« und »Soziale Kompetenzen« ganz oben auf der Liste. Deutlich vor »Eigene Leistungen erbringen« und »Macht erhalten«, was bei Männern meist an den ersten Stellen steht. Frauen scheinen auch besonders anfällig für den Karrieremotor - oder nennen wir es besser den Arbeitsmotor (denn Karriere macht man so nicht unbedingt!) - »Lob und Anerkennung «. Eine Patientin bemerkte erst, dass etwas schief läuft, als ihr Vorgesetzter bei einer Beförderung erwähnte, sie zeichne sich besonders dadurch aus, dass man ihr »alles an Arbeit geben könne und sie nie darüber klage«. Frauen sind immer noch stark auf die Rolle des helfenden Familienangehörigen »getrimmt«, weniger auf die Rolle dessen, der das Heft in die Hand nimmt und unbedingt beweisen will, dass er/sie der/die Bessere ist. So wie eine Patientin, erfolgreiche Juristin, die sich auch nach zwei Jahrzehnten in ihrem Beruf kaum über Erfolge freuen konnte. Sie meinte immer noch, dass sie eigentlich einen helfenden Beruf hätte wählen müssen, dass nur ein sozialer Beruf etwas »Richtiges« sei. Als junges Mädchen hatte sie sich viele Jahre um ihren jüngeren, von Geburt an behinderten, Bruder gekümmert, war dafür sehr anerkannt worden und hatte aufgrund dieser Erfahrung auch auf eine eigene Familie verzichtet. Ihren Selbstwert hatte sie stets abhängig vom Ausmaß ihrer Hilfe für andere gesehen. Die Erfolge in ihrem erlernten Beruf als Juristin konnten sie nicht befriedigen. Sie konnte ihre Erfolge kaum sehen, geschweige denn für sich anerkennen und positiv bewerten. Und wenn wir unsere Leistung nicht selbst positiv bewerten, erhöht sich die Burnout-Gefahr.
Neues Gesundheitsverhalten von Frauen
Wie eingangs erwähnt, beobachte ich in letzter Zeit einen beunruhigenden Trend in meiner Praxis. Frauen, die noch vor einigen Jahren frühzeitiger als ihre männlichen Kollegen in eine Behandlung kamen - nicht erst wenn körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen, Magen-Darm-Irritationen oder ein Hörsturz sie dazu zwangen -, kommen immer später zum Arzt. Und können sich selbst dann nur schwer zu einer Behandlung durchringen, wenn schon dramatische Folgen des Burnouts zu spüren sind. Wie bei einer Patientin, die in drei Jahren viermal Autounfälle mit Totalschaden erlitten hatte, oder einer anderen Dame, die es schon seit Jahren nicht mehr genießen konnte, abends mit Freunden wegzugehen. Männliche Gewohnheiten setzen sich im Laufe zunehmender Gleichberechtigung nicht nur gesellschaftlich und beruflich durch, auch im Gesundheitsverhalten werden Frauen immer »männlicher«. Zum Beispiel steigt der Tabakkonsum in den letzten Jahren vor allem bei weiblichen Konsumenten, die Lungenkrebsrate infolge von Rauchen steigt mittlerweile vor allem bei Frauen. Bis vor kurzen starben fast nur Männer an Lungenkrebs, das wird sich in Zukunft vermutlich stark ändern. Als typisch männlich galt früher auch die Wunschvorstellung: »Nichts soll mich berühren, alles soll mich kalt lassen.« Diesen Wunsch formulieren zunehmend auch Patientinnen. So nannte eine 47-jährige Patientin als ihr größtes Bestreben: »Ich wünsche mir Gedankenlosigkeit«, also alle belastenden, störenden Gedanken sollten einfach nicht auftauchen. Es ist also zu befürchten, dass sich Frauen nicht nur in ihrem Jobverhalten, sondern auch in ihrem Gesundheitsverhalten zu nehmend den Gepflogenheiten der Männer annähern werden.
Die Zukunft gehört den Business-Frauen
Trendforscher und Wissenschaftler sind sich einig: In wenigen Jahren werden weibliche Stärken das Business-Life bestimmen. Frauen machen in den meisten Berufen 50 - 60 % des Talent- Pools aus. Unternehmen, die das verstanden haben, ziehen jetzt schon enorme wirtschaftliche Vorteile daraus, so die Studie » Women in Leadership: A European Business Imperative« der US-Forschungseinrichtung Catalyst. So produzieren Firmen mit hohem Frauenanteil insbesondere in der Führungsebene bis zu 35 % bessere Unternehmenszahlen als Firmen mit dem geringsten Frauenanteil. Auch eine dänische Studie kam zu dem Schluss, dass Unternehmen, deren Leitung mit mehr Frauen besetzt ist, rentabler arbeiten. Frauen scheinen auf die Herausforderungen der Zukunft besser vorbereitet zu sein. Denn Eigeninitiative ist gefragt. Und Mut. Und Ideenreichtum, Intuition zusammen mit der Fähigkeit, Rückschläge zu verkraften. »In all diesen Disziplinen sind Frauen Profi s. Was sie nicht können, ist, an Stammtischen prahlen und Gesellschaftsspiele spielen«, so Susanne Maisch, geschäftsführende Gesellschafterin bei EARS and EYES - Markt- und Trendforschung in Hamburg. Schon der Römer Cato meinte vor 2200 Jahren: »Sobald die Frauen uns gleichgestellt sind, sind sie uns überlegen.« In einer repräsentativen Umfrage unter 3500 Beschäftigten ermittelte die englische Professorin Alimo-Metcalfe, dass Managerinnen weniger konfrontativ, stattdessen mehr vermittelnd führen. Sie sind außerdem geduldiger, anpackender und motivierender und deshalb beliebter als ihre männlichen Kollegen, die zu stark überwachten und gerne auch mal brüllten. Die meisten Frauen bleiben auch in Führungspositionen bodenständiger als männliche Chefs. Damit beherrschen sie das besser, was in der Wirtschaft seit Jahren schon sehr gefragt ist: Die sogenannten Soft Skills, also Teamfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Motivationsstärke. Sogar Henry Miller meinte: »Wenn die Frau heute nur die Gleichberechtigung anstrebt und nichts weiter, ist das ein Zeichen, dass sie dem Mann seine jahrhundertelange Vorherrschaft verziehen hat.« Die Möglichkeiten von Frauen sollten nicht dadurch geschmälert werden, dass sie Frauen in ihren neuen Rollen und Positionen durch vielfältige Überlastung ausbrennen! Ein paar Dinge sind noch zu erreichen. Ob der Wunsch der italienischen Frauenrechtlerin Agata Capiello »Die Emanzipation ist erst dann vollendet, wenn eine vollkommen unfähige Frau in eine verantwortliche Position aufgerückt ist« so wünschenswert ist, sei dahingestellt. Aber selbst dahin ist es vielleicht nicht mehr weit.
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt, 86167 Augsburg
München, im Februar. In meine psychotherapeutische Praxis kommt eine völlig verzweifelte Juristin, Ende dreißig. Sie ist in höchstem Maße überarbeitet, seit Jahren hat sie keine Hobbys mehr ausgeübt, konnte in den letzten Monaten noch nicht einmal mehr mit Genuss einen Kaffee mit Freunden trinken: »Ich habe das völlig verlernt! Wenn ich da stehe, weiß ich schon nicht mehr, was ich denken und sagen soll. Meine Gedanken sind immer bei der nächsten Akte, beim aktuellen Fall, bei der Vorbereitung auf die nächste Prüfung, meinem nächsten Karriereschritt. Nur wenn ich arbeite, bin ich einigermaßen ruhig, abends ist meine einzige Freizeitbeschäftigung, eine halbe Stunde durch das Fernsehprogramm zu zappen, dann schlafe ich todmüde ein. Seit Monaten habe ich kein Wochenende mehr frei gehabt - ich wüsste auch gar nicht mehr, was ich damit anfangen sollte. Von meinem Freund habe ich mich getrennt. Nein, wir haben uns nicht gestritten, wir hatten nur keine Zeit mehr, uns zu sehen.« Kein Einzelfall, was diese Patientin schildert. Viele berufstätige Frauen erleiden ein solches Burnout-Syndrom - Schätzungen gehen von etwa 20 - 25 % aller Berufstätigen aus, je nach Job können es auch deutlich mehr sein. Nichts Ungewöhnliches also. Patientinnen, die ihr Leben so schildern, überarbeitet, gereizt und erschöpft sind, kaum mehr zur Ruhe kommen, über Schlaf- und Konzentrationsstörungen sowie körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen, Magen-Darm-Störungen oder Herzbeschwerden klagen und sich nach und nach aus ihrem Privatleben »verabschieden«, behandele ich schon viele Jahre in meiner Praxis. Das Neue war, und das hatte ich bislang ausschließlich bei männlichen Patienten erlebt: Die Dame fühlte sich nicht krank! Sie wollte nur einen Rat, wie sie diese »anstrengende Zeit gut überbrücken« könne. Sie wollte auch keine Therapie machen, ein Phänomen, das ich sonst nur von männlichen Führungskräften kannte, die mal zu einem Termin »vorbeikamen «, weil ihre Frau, ihr Hausarzt oder Physiotherapeut sie geschickt hatte. Patientinnen oder Frauen allgemein, so hatte ich es auch bei Vorträgen und Seminaren zum Thema Burnout stets erlebt, waren bislang immer sensibler im Hinblick auf ihre Gesundheit und ihr seelisches Wohlbefinden gewesen. In Vorträgen vor (fast) reinen Männergruppen (wie z. B. einige Jahre zuvor bei der Vertriebsversammlung einer mittelständischen Brauerei) hob niemand die Hand, nicht einmal bei der sehr indirekten Frage, ob »man schon mal von jemand gehört habe, der einmal ausgebrannt war«. Bei Veranstaltungen mit überwiegend weiblichen Teilnehmern, wie bei Vorträgen in Frauen-Business-Clubs, wurde viel berichtet, gefragt, sich mit dem Thema auseinandergesetzt: Die beste Voraussetzung, um nicht auszubrennen! Und ein einleuchtender Grund, warum es bislang fast keine Bücher über Burnout bei Frauen gab, denn, so schien es, Frauen geben wohl mehr auf sich Acht, nehmen Hilfe schneller und rechtzeitiger in Anspruch. Diese Patientin war anders und beunruhigend. Und kaum hatte ich mich von dem Schreck und der eigenen Hilflosigkeit erholt, ihr nicht helfen zu können und zu dürfen, hatte ich mehrere Patientinnen mit fast der gleichen Symptomatik, die sich ebenfalls nicht krank fühlten. Ein neues Phänomen? Das Ganze ließ mir keine Ruhe. Als Ärztin und Mutter hatte ich mich schon immer für die Chancengleichheit von berufstätigen Frauen interessiert und selber schon eine Reihe von Situationen erlebt, die unter dem Blickwinkel der Chancengleichheit empörend waren. Zum Beispiel empfahl mir ein Chefarzt in den 1980er Jahren bei einem Job in der Krankenpflege - ohne mich zu kennen und völlig ungefragt, bei einer Fahrstuhlfahrt! -, mir doch »besser einen Mann zu suchen, als zu studieren oder gar meinen Beruf auszuüben«. Berufstätigkeit von Frauen war in meiner familiären Tradition beinahe eine Selbstverständlichkeit: Frauen in meiner Familie hatten immer gearbeitet, z. T. aus Not, nachdem die Männer gestorben oder im Krieg geblieben waren, meist aber aus Begeisterung für ihren Beruf und Freude über die neuen Möglichkeiten, die sich Frauen seit Beginn des 20. Jahrhunderts boten, und die es erlaubten, sich aus der Rolle der Vollzeithausfrau und Mutter zu lösen und sich andere Möglichkeiten und Chancen im wahrsten Sinne des Wortes zu »erarbeiten«. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist es, im Vergleich zu den USA oder anderen europäischen Ländern, besonders schwer. Hierzulande gibt es besonders wenige weibliche Führungskräfte. Und nicht nur das Wort »Rabenmutter« ist eine deutsche Kreation, nicht nur die deutschen Kinderbetreuungsmöglichkeiten, zumindest im Westen, sind ja bekanntlich sehr dürftig. In Deutschland gibt es auch so viele Parallelwelten, in denen Frauen leben, sodass man, wenn man zehn zufällig ausgewählte Frauen um die vierzig befragen würde, wohl kaum zwei hätte, deren Lebensumstände gleich sind - ganz anders als vor 50 Jahren, wo es noch ein viel klareres (aber auch starreres) Rollenverständnis gab. Die neuen Rollenbilder sind so verschiede n, dass Frauen auch durch die Vielzahl der an sie herangetragenen Rollenerwartungen vermehrt ausbrennen. Die geschilderte Patientin ist vielleicht ein neuer, noch wenig bekannter Typ berufstätige Frau, der die Lebens- und Arbeitswelt der - bislang - männlich dominierten Berufswelt stark adaptiert hat. So stark, dass traditionelle, weiblich-protektive Verhaltensweisen (wie z. B. öfter und schneller Hilfe, auch ärztliche Hilfe, in Anspruch zu nehmen - mit ein Grund, weshalb Frauen bei privaten Krankenversicherungen einen höheren Beitragssatz zahlen) nicht mehr praktiziert werden bzw. nicht mehr funktionieren. Immer häufiger warten Business-Frauen zu lange, wie es bisher vor allem bei männlichen Patienten bekannt war, bis der Hörsturz, der Bandscheibenvorfall oder eine nicht enden wollende Magen-Darm-Erkrankung sie zur Ruhe zwingt. Ein Buch über Burnout bei Frauen schien mir überfällig. Gefährdete Frauen müssen schon früher von diesem Thema erreicht werden, noch bevor schädliche ( zum Teil »männliche«) Lebens- und Arbeitsweisen unbedacht übernommen werden und überhandnehmen. Die Schwelle, Hilfe in Anspruch zu nehmen, kann, so weiß man, vor allem durch mehr Information gesenkt werden. Typisch weibliche Probleme beim Burnout sollen geschildert und die besonderen Lebens- und Arbeitsumstände von Frauen im deutschsprachigen Raum mit einbezogen werden, die sich gerade wieder im Wandel befinden. Die erste deutsche Kanzlerin ist dabei nur das augenfälligste Signal. In diesen turbulenten Zeiten brauchen Frauen, vielleicht mehr denn je, Unterstützung, um nicht auszubrennen. Sie brauchen Vorbilder, weibliche Vorbilder, die berufstätig sind und vielleicht auch Mütter sind, die ein aktives, erfülltes Leben ohne Burnout führen. Diese Vorbilder möchte ich vorstellen und anhand meiner Erfahrung in Praxis-, Seminar- und Vortragstätigkeit viele erfolgreiche Wege aufzeigen, die Frauen aus dem Burnout geführt haben oder verhinderten, dass sie in ein solches hineinrutschten. Dabei wende ich mich auch an meine männlichen Leser. Denn in den kommenden Jahren wird ein Trend zunehmen: Nicht mehr nur Frauen orientieren sich an männlichen Gesundheits- und Karriere-Vorbildern. Zunehmend schauen sich Männer, deren Lebens- und Arbeitssituation sich meines Erachtens in den letzten Jahren noch einschneidender geändert hat als die der Frauen, auch weibliche Verhaltensweisen ab. Weil sich die Lebensumstände von Männern und Frauen immer ähnlicher werden. Weil Männer wissen wollen, warum Frauen im Durchschnitt eine um sieben Jahre höhere Lebenserwartung haben. Oder weil sie wissen wollen, warum Frauen, wie der STERN im Juni 2006 titelte, die »besseren Chefs« sind.
1. Wie Sie das Buch benutzen könne
Dieses Buch ist kein Ersatz für eine ärztliche Diagnostik oder Behandlung. Sollten Sie sich selber nicht mehr zu helfen wissen, so zögern Sie nicht, die Unterstützung von professionellen Helfern in Anspruch zu nehmen. Sie müssen das vorliegende Lese- und Arbeitsbuch nicht wie einen Roman von vorne bis hinten durchlesen. Wenn Sie schnelle Hilfe wünschen für ein Problem, dann können Sie auch zielstrebig das entsprechende Kapitel ansteuern, sich die Lösungsvorschläge vornehmen und davon versuchen umzusetzen, was Sie für brauchbar halten. Allerdings bin ich auch immer bemüht zu begründen, warum ich zu dieser oder jener Einschätzung gelangt bin. Die Vorschläge mögen für Sie überzeugender und leichter umzusetzen sein, wenn Sie sich - sei es vor oder nach Sichtung der Übungen - auch die Begründungen ansehen und etwas mehr über neue Daten und Fakten zum Thema Burnout lesen.
- Wenn Sie vor allem wissen wollen, wie man Burnout frühzeitig erkennt, finden Sie in diesem Buch, vor allem in Kapitel II »Burnout, was ist das?« und Kapitel IV »Bin ich ausgebrannt? « Hinweise zur Früherkennung. Prävention und Früherkennung bilden die Basis einer jeden Auseinandersetzung mit dem Thema Burnout. .
- Wenn Sie vor allem aktuelle Fakten zum Thema suchen, finden Sie in Kapitel II »Burnout, was ist das?« Zahlen und Wissenswertes zum Thema und warum die Häufigkeit des Ausbrennens ansteigt. Sie erfahren, warum Frauen anders erkranken als Männer und warum sich das Tabu um Burnout in den letzten Jahren gelockert hat.
- Wenn Sie wissen möchten, welches die wichtigsten Themen in der Behandlung (und auch Prävention) des Burnout sind, so lesen Sie in Kapitel III »Die drei großen Frauen-Themen«, eine Einführung in die Hauptthemen, die ich bei allen meinen Patientinnen vorfinde. Mit der Übung am Anfang dieses Kapitels können Sie Ihre Situation bezüglich dieser drei Themen überprüfen.
- Möchten Sie Ihre aktuelle Burnout-Gefährdung einschätzen, so finden Sie dazu in Kapitel IV »Bin ich ausgebrannt?« eine Checkliste, die sich dafür eignet. Auch hier sei erwähnt, dass dies in keinem Fall die Diagnose durch einen Arzt ersetzt, da vor allem andere Diagnosen wie depressive Erkrankungen oder psychische Erkrankungen mit körperlicher Ursache unbedingt ausgeschlossen werden müssen, da sie unter Umständen einer ganz anderen Therapie bedürfen.
- Um mögliche Gründe zu erfahren, warum Sie in eine Burnout- Krise geraten sind, lesen Sie Kapitel V »Warum bin ich ausgebrannt? « Beginnen Sie zum Beispiel mit der Übung »Woher kommt, wohin geht meine Kraft?« auf Seite 50, um Ihren augenblicklichen Energiehaushalt besser einschätzen zu lernen.
- Wenn Sie schon einiges über Burnout wissen, können Sie sich auch gleich dem Kapitel VI »Wege aus dem Burnout« widmen. Es empfiehlt sich in der Regel, dieses Kapitel in der beschriebenen Reihenfolge durchzugehen, da der Aufbau einem gewissen »Schwierigkeitsgrad« der Themen folgt. Sie finden dort für alle drei Themenbereiche Übungen. Beginnen Sie bitte immer mit einer Aufgabe, die Ihnen leicht von der Hand geht, nicht mit der Übung, die die größte Herausforderung an Sie stellt.
- Wenn Sie sich ganz dem Thema Burnout bei Frauen widmen und wissen wollen, was speziell Frauen zur Burnout-Prävention tun können: Die »Weiblichen Wege aus dem Burnout« in Kapitel VII zeigen Lösungen auf, bei der typisch weibliche Schwerpunkte angesprochen werden - wie die schwierigere Suche nach Vorbildern, durch wen Frauen Unterstützung erfahren oder auch nicht erfahren können sowie die Themen Haushalt - Beruf - Familie.
Da dieses Buch viele Übungen enthält, empfehle ich, gelegentlich eine Packung Buntstifte bereitzuhalten. Bringen Sie Farbe in Ihre Übungen und in Ihr Leben!
II. Burnout, was ist das?
Birgit Lorentz kann nicht mehr. Die Vertriebsmanagerin einer Software-Firma findet keinen erholsamen Schlaf und keine Entspannung mehr, sie kann sich keine fünf Minuten mehr konzentrieren, mag keine Kunden mehr sehen und vernachlässigt ihren geliebten Sport. Die sonst immer engagierte und lebensfrohe Frau fühlt sich allmählich völlig ungeeignet für ihren anspruchsvollen Beruf. Sie hat keine Erfolgserlebnisse mehr. Schließlich sacken ihre Leistungen sichtbar ab, Kollegen raten ihr zu einer Auszeit. Der Lebensfluss scheint stillzustehen. Sie fühlt sich ausgedörrt, ausgebrannt.
Frau Lorentz erlebt, beispielhaft für viele andere Betroffene, nach vielen Monaten mit großer Arbeitsbelastung, die Hauptsymptome des Burnout-Syndroms: Emotionale Erschöpfung, Depersonalisation (= Gefühle gegenüber anderen Menschen werden unpersönlicher; nicht im Sinne der Depersonalisation als psychotisches Symptom!) und Leistungseinschränkung. Sie treten häufig in der genannten Reihenfolge auf. Meist zeigt sich als erstes kritisches Symptom eine Unfähigkeit der Betroffenen, sich von der Arbeit zu regenerieren. Anschließend kommt es zu Gereiztheit, Gleichgültigkeit und schließlich zu Gefühllosigkeit gegenüber Kollegen, Mitarbeitern und Kunden. Dadurch werden berufliche und private Kontakte mehr und mehr gemieden, bis schließlich Selbstvertrauen und Produktivität so stark leiden, dass der oder die Betroffene arbeitsunfähig wird oder gar berentet werden muss. Es erkranken in erster Linie Leistungsträger, also Menschen, II. Beispiel die sich eher zu viel als zu wenig für ihren Beruf engagieren: »Wer ausbrennt, muss einmal gebrannt haben.« Betroffene nehmen ihren Zustand meist zuletzt wahr, wollen ihn nicht wahrnehmen: Sie sind Meister im Verdrängen, wenn es um die eigenen Beschwerden geht.
1. Erschreckende Zahlen
Durch die Situation am Arbeitsplatz verursachte psychische Erkrankungen führen nach einer Studie der UN Labour Organisation (ILO) allein in Deutschland zu Produktionsausfällen von jährlich mehr als 2,5 Milliarden Euro. Die deutschen Krankenkassen schätzen die volkswirtschaftlichen Folgekosten von Angst und Stress im Job auf über 75 Milliarden Euro pro Jahr. Insgesamt sind zwischen 20 und 25 Prozent aller Erwerbstätigen mindestens einmal in ihrem Berufsleben vom beruflichen »Ausbrennen«, der schwersten Form von Job-Stress, betroffen. In einzelnen Branchen brennen bis zu 50 Prozent aller Beschäftigten aus. Vor allem bei engagierten Mitarbeitern und Führungskräften kommt es zum gefürchteten Burnout-Syndrom. Zu spät erkannt, kann es wochen- oder gar monatelange Arbeitsausfälle, langwierige psychische und körperliche Leiden und aufwändige Behandlungen nach sich ziehen.
2. Warum wird Burnout häufiger? Die Häufigkeit von Burnout nimmt zu. Ein Grund dafür ist das generelle Ansteigen der Häufigkeit psychischer Erkrankungen. Nach dem DAK-Gesundheitsreport erhöhte sich zwischen 1997 und 2002 die Zahl der Krankheitstage wegen psychischer Erkrankungen um 63 % - bei insgesamt sinkendem Krankenstand. Als weitere Gründe für den Häufigkeitsanstieg des Burnout-Syndroms gelten steigender Stress im Beruf durch die zunehmend angespannte Weltwirtschaftslage, Restrukturierungswellen sowie der durch Globalisierung verschärfte internationale Wettbewerb. Durch die ansteigende Informationsflut (überlegen Sie einmal, wie viele E-Mails Sie vor 5 -10 Jahren bekamen und wie viele Sie heute täglich beantworten!) müssen Berufstätige viel mehr Informationen bearbeiten. US-amerikanische Arbeitsmediziner sprechen vom sogenannten »Web-Jahr«: Ein Arbeitsjahr eines Arbeitnehmers, der permanent vernetzt arbeitet, entspricht demnach, was die zu verarbeitenden Informationsmengen betrifft, zwei bis drei Arbeitsjahren vor Einführung des World-Wide-Web. Auch der Trend in allen westlichen Industrienationen zu mehr Dienstleistungstätigkeiten - Dienstleister brennen häufiger aus - steigert die Burnout-Rate. Hinzu kommt: Gehälter von Top-Managern und unteren Führungskräften klaffen zunehmend auseinander. Lag das Verhältnis noch vor wenigen Jahren bei 1:10 bis 1:20, so verdient in den USA der Vorstand eines Großunternehmens mittlerweile das bis zu 200fache eines Managers auf unterer Ebene. Das frustriert vor allem hoch motivierte mittlere Führungskräfte. Ganz zu schweigen von millionenschweren Vorstands-Abfindungen - während im gleichen Zuge Hunderte von Mitarbeitern auf Gehaltserhöhungen verzichten müssen oder von Kündigung und sozialem Abstieg bedroht sind. »Deutsche Manager sind Europameister im Entlassen« titelte kürzlich das Handelsblatt. In Europa ist es unter Spitzenmanagern - vor allem in Deutschland - üblich, zuerst zu entlassen und danach am eigenen Salär zu kappen. Teamarbeit wird offiziell großgeschrieben - wenn es aber um Prämien und Incentives geht, haben viele Leistungsträger den Eindruck, dass sich nur diejenigen den Kuchen teilen, die schon satt sein müssten. Wie schon beschrieben, steigt die Zahl der psychischen im Vergleich zu der Zahl körperlicher Krankheiten. Moderne Maschinen, beste Arbeitsschutzmaßnahmen sichern zunehmend »gefährliche« Arbeitsplätze: Heute ist die Belastung durch körperliche Risiken am Arbeitsplatz mehr und mehr zu vernachlässigen, dagegen nimmt die psychische Beanspruchung zu. Seit einigen Jahren kümmern sich auch die Unfallversicherungen und Berufsgenossenschaften, die für den Arbeitsschutz von Seiten der Arbeitgeber her zuständig sind, um die »weichen«, psychischen Faktoren am Arbeitsplatz. Auch Unternehmen sehen sich zunehmend in Sorge um die seelische Gesundheit ihrer Mitarbeiter, nicht zuletzt wegen des drohenden Fachkräftemangels. Zugleich werden die Anforderungen in vielen Berufen komplexer. Lassen sich z. B. US-amerikanische Management-Modelle 1:1 auf deutsche Verhältnisse übertragen? Wie ist mit den Herausforderungen, die die Öffnung nach Fernost mit sich bringt, umzugehen? Zusätzlich belasten Unsicherheiten Mitarbeiter wie Führungskräfte, erhöhen die Verletzlichkeit und damit das Burnout-Risiko.
3. Frauen und Burnout
Immer mehr Frauen erkranken am Burnout-Syndrom. Für sie gelten prinzipiell die gleichen Risikofaktoren wie für ihre männlichen Kollegen. Bei Untersuchungen, die die Häufigkeit von Burnout vergleichend bei beiden Geschlechtern erfassen, sind Männer und Frauen mit vergleichbaren Berufs- und Lebensbedingungen gleich häufig betroffen. Aber: Sind die Bedingungen für Frauen und Männer gleich?
Andere Lebens- und Arbeitsbedingungen
Schon in der Berufswahl unterscheiden sich Frauen immer noch stark von Männern. So arbeiten Frauen häufiger als Männer im Dienstleistungssektor, in helfenden, sozialen und lehrenden Berufen. In diesen Sparten sind die Burnout-Raten überdurchschnittlich hoch: Jede dritte Krankenschwester oder Erzieherin erkrankt einmal in ihrem Leben am Burnout-Syndrom, bei Lehrerinnen sind es gar 50 %. Den viel beschriebenen Karriereknick um die 35 erleiden ganz überwiegend immer noch Frauen. Und wenn Frauen Karriere machen, dann nicht selten unter ganz anderen Lebensbedingungen als ihre männlichen Kollegen. Nämlich in der Regel ohne helfenden Ehepartner, d. h. Kindermädchen, Putzfrau, Einkaufsservice, Köchin etc., in Personalunion! Erwartungen an den Beruf spielen ebenfalls eine große Rolle bei der Entstehung von Burnout. Bei Frauen stehen dabei »Sich wohl fühlen im Team« und »Soziale Kompetenzen« ganz oben auf der Liste. Deutlich vor »Eigene Leistungen erbringen« und »Macht erhalten«, was bei Männern meist an den ersten Stellen steht. Frauen scheinen auch besonders anfällig für den Karrieremotor - oder nennen wir es besser den Arbeitsmotor (denn Karriere macht man so nicht unbedingt!) - »Lob und Anerkennung «. Eine Patientin bemerkte erst, dass etwas schief läuft, als ihr Vorgesetzter bei einer Beförderung erwähnte, sie zeichne sich besonders dadurch aus, dass man ihr »alles an Arbeit geben könne und sie nie darüber klage«. Frauen sind immer noch stark auf die Rolle des helfenden Familienangehörigen »getrimmt«, weniger auf die Rolle dessen, der das Heft in die Hand nimmt und unbedingt beweisen will, dass er/sie der/die Bessere ist. So wie eine Patientin, erfolgreiche Juristin, die sich auch nach zwei Jahrzehnten in ihrem Beruf kaum über Erfolge freuen konnte. Sie meinte immer noch, dass sie eigentlich einen helfenden Beruf hätte wählen müssen, dass nur ein sozialer Beruf etwas »Richtiges« sei. Als junges Mädchen hatte sie sich viele Jahre um ihren jüngeren, von Geburt an behinderten, Bruder gekümmert, war dafür sehr anerkannt worden und hatte aufgrund dieser Erfahrung auch auf eine eigene Familie verzichtet. Ihren Selbstwert hatte sie stets abhängig vom Ausmaß ihrer Hilfe für andere gesehen. Die Erfolge in ihrem erlernten Beruf als Juristin konnten sie nicht befriedigen. Sie konnte ihre Erfolge kaum sehen, geschweige denn für sich anerkennen und positiv bewerten. Und wenn wir unsere Leistung nicht selbst positiv bewerten, erhöht sich die Burnout-Gefahr.
Neues Gesundheitsverhalten von Frauen
Wie eingangs erwähnt, beobachte ich in letzter Zeit einen beunruhigenden Trend in meiner Praxis. Frauen, die noch vor einigen Jahren frühzeitiger als ihre männlichen Kollegen in eine Behandlung kamen - nicht erst wenn körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen, Magen-Darm-Irritationen oder ein Hörsturz sie dazu zwangen -, kommen immer später zum Arzt. Und können sich selbst dann nur schwer zu einer Behandlung durchringen, wenn schon dramatische Folgen des Burnouts zu spüren sind. Wie bei einer Patientin, die in drei Jahren viermal Autounfälle mit Totalschaden erlitten hatte, oder einer anderen Dame, die es schon seit Jahren nicht mehr genießen konnte, abends mit Freunden wegzugehen. Männliche Gewohnheiten setzen sich im Laufe zunehmender Gleichberechtigung nicht nur gesellschaftlich und beruflich durch, auch im Gesundheitsverhalten werden Frauen immer »männlicher«. Zum Beispiel steigt der Tabakkonsum in den letzten Jahren vor allem bei weiblichen Konsumenten, die Lungenkrebsrate infolge von Rauchen steigt mittlerweile vor allem bei Frauen. Bis vor kurzen starben fast nur Männer an Lungenkrebs, das wird sich in Zukunft vermutlich stark ändern. Als typisch männlich galt früher auch die Wunschvorstellung: »Nichts soll mich berühren, alles soll mich kalt lassen.« Diesen Wunsch formulieren zunehmend auch Patientinnen. So nannte eine 47-jährige Patientin als ihr größtes Bestreben: »Ich wünsche mir Gedankenlosigkeit«, also alle belastenden, störenden Gedanken sollten einfach nicht auftauchen. Es ist also zu befürchten, dass sich Frauen nicht nur in ihrem Jobverhalten, sondern auch in ihrem Gesundheitsverhalten zu nehmend den Gepflogenheiten der Männer annähern werden.
Die Zukunft gehört den Business-Frauen
Trendforscher und Wissenschaftler sind sich einig: In wenigen Jahren werden weibliche Stärken das Business-Life bestimmen. Frauen machen in den meisten Berufen 50 - 60 % des Talent- Pools aus. Unternehmen, die das verstanden haben, ziehen jetzt schon enorme wirtschaftliche Vorteile daraus, so die Studie » Women in Leadership: A European Business Imperative« der US-Forschungseinrichtung Catalyst. So produzieren Firmen mit hohem Frauenanteil insbesondere in der Führungsebene bis zu 35 % bessere Unternehmenszahlen als Firmen mit dem geringsten Frauenanteil. Auch eine dänische Studie kam zu dem Schluss, dass Unternehmen, deren Leitung mit mehr Frauen besetzt ist, rentabler arbeiten. Frauen scheinen auf die Herausforderungen der Zukunft besser vorbereitet zu sein. Denn Eigeninitiative ist gefragt. Und Mut. Und Ideenreichtum, Intuition zusammen mit der Fähigkeit, Rückschläge zu verkraften. »In all diesen Disziplinen sind Frauen Profi s. Was sie nicht können, ist, an Stammtischen prahlen und Gesellschaftsspiele spielen«, so Susanne Maisch, geschäftsführende Gesellschafterin bei EARS and EYES - Markt- und Trendforschung in Hamburg. Schon der Römer Cato meinte vor 2200 Jahren: »Sobald die Frauen uns gleichgestellt sind, sind sie uns überlegen.« In einer repräsentativen Umfrage unter 3500 Beschäftigten ermittelte die englische Professorin Alimo-Metcalfe, dass Managerinnen weniger konfrontativ, stattdessen mehr vermittelnd führen. Sie sind außerdem geduldiger, anpackender und motivierender und deshalb beliebter als ihre männlichen Kollegen, die zu stark überwachten und gerne auch mal brüllten. Die meisten Frauen bleiben auch in Führungspositionen bodenständiger als männliche Chefs. Damit beherrschen sie das besser, was in der Wirtschaft seit Jahren schon sehr gefragt ist: Die sogenannten Soft Skills, also Teamfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Motivationsstärke. Sogar Henry Miller meinte: »Wenn die Frau heute nur die Gleichberechtigung anstrebt und nichts weiter, ist das ein Zeichen, dass sie dem Mann seine jahrhundertelange Vorherrschaft verziehen hat.« Die Möglichkeiten von Frauen sollten nicht dadurch geschmälert werden, dass sie Frauen in ihren neuen Rollen und Positionen durch vielfältige Überlastung ausbrennen! Ein paar Dinge sind noch zu erreichen. Ob der Wunsch der italienischen Frauenrechtlerin Agata Capiello »Die Emanzipation ist erst dann vollendet, wenn eine vollkommen unfähige Frau in eine verantwortliche Position aufgerückt ist« so wünschenswert ist, sei dahingestellt. Aber selbst dahin ist es vielleicht nicht mehr weit.
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt, 86167 Augsburg
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Bibliographische Angaben
- Autor: Dagmar Ruhwandl
- 144 Seiten, Maße: 13 x 20,5 cm, Taschenbuch
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3828954472
- ISBN-13: 9783828954472
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