Der Sommer der Frauen
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Ein ganz besonderes Thanksgiving: Wie alles anfing ...
Doch wie kam Mia March auf diese Meryl-Streep-Idee? Nun, ganz einfach - Meryl ist auch ihre Lieblingsschauspielerin und ein „Schlüsselerlebnis" brachte alles ins Rollen: Mia war an Thanksgiving zu Hause und ihre Mutter und ihre Großmutter stritten sich unentwegt. Die Frage, ob Knoblauch an die Kartoffeln soll oder nicht führte zu erbitterten Anschuldigungen über etwas, das man 20 Jahre zuvor gesagt oder eben nicht gesagt hatte. Die Stimmung war im Eimer ... bis, ja bis sich die drei „Die Brücken am Fluss" ansahen. Was als Zerstreuung gedacht war, brachte die Frauen unerwartet dazu, sich zu öffnen. Plötzlich war ein echtes Gespräch möglich, und Mia March erzählt, dass sich Mutter und Großmutter schließlich in die Arme fielen. Der Feiertag war gerettet, und die „heilende" Wirkung von Meryl-Streep-Filmen wurde zum Buch „Der Sommer der Frauen".
Vier Frauen, vier Schicksale und eine wunderbare Frühstückspension in Maine
Die Geschichte spielt in Mia Marchs Heimat Maine - dem mit Nationalparks und wunderbaren Küsten gesegneten US-Staat, ein Touristenmagnet. So auch im Buch ...
Lolly, eine Mittfünfzigerin, führt an der Küste die Pension „Three Captains' Inn". Die Gäste lieben das gemütliche Haus, das köstliche Frühstück und das sensationelle Backwerk von Lollys leiblicher Tochter Kat. Zur Familie gehören weiter Lollys Nichten Isabel und June. Ihre Eltern und Lollys Mann starben bei einem Unfall und Lolly zog die beiden Mädchen zusammen mit Kat im „Three Captains' Inn" auf. Dieser Verlust und ihre Aufgaben als Mutter, Ersatzmutter und Pensionschefin machten Lolly wortkarg und kühl. Über Gefühle sprach niemand - und so lebten sie zwar eng unter einem Dach, doch innerlich weit voneinander entfernt. Nun sind die Mädchen erwachsen geworden und nur Kat, Lollys leibliche Tochter, wohnt noch in der Pension in Boothbay Harbor.
Seitensprung, fehlende Väter, Liebeszweifel und eine schwere Krankheit
June ist alleinerziehende Mutter und arbeitet in einem herrlichen Buchladen. Isabel, verheiratet, führt ein verwöhntes Leben mit Dienstboten - bis sie ihren Mann bei einem Seitensprung erwischt. Kurz zuvor hatte Lolly all ihre „Mädchen" zu sich nach Boothbay Harbor gebeten, und Isabel fährt heulend los. Auch June scheint an einem Wendepunkt ihres Lebens zu stehen: Ihr Sohn will unbedingt wissen, wer sein Vater ist. Sie verspricht ihm, sich auf die Suche zu machen. Insgeheim wartet June immer noch auf ein Lebenszeichen von ihm und scheint dadurch wie gebannt für eine neue Beziehung zu sein. Die dritte im Bunde, Kat, kann ihrer Leidenschaft, dem Backen, nachgehen und ihr allerbester Jugendfreund, ein Goldschatz von Mann, Oliver, trägt sie auf Händen und will sie heiraten. Doch seltsamerweise macht sie das alles nicht glücklich, sondern stürzt sie in Zweifel: Ist das wirklich Liebe, bin ich wirklich bereit dafür?
Meryl-Streep-Filme als wunderbare „Gesprächstherapie"
Auf Lollys Bitte kommen die drei Frauen wieder in der Pension zusammen, sie teilen sich - wie in Jugendzeiten - ein Zimmer und sind, genau wie früher, zuerst nur mit sich beschäftigt und ganz und gar nicht glücklich darüber, wieder „zu Hause" zu sein. Doch eine Mitteilung von Lolly - sie ist schwer krank - verändert alles. Langsam beginnen alle vier sich zu öffnen, sich ihrer Vergangenheit und den Verletzungen zu stellen und Meryl Streep hilft ihnen mit ihren wunderbaren Filmen dabei fast so gut wie eine Therapeutin. Ob der Klassiker „Die Brücken am Fluss" oder „Der Teufel trägt Prada", „Mamma Mia" oder natürlich „Jenseits von Afrika": Die privaten Kinoabende scheinen die Aufmerksamkeit zusätzlich auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu lenken. Und plötzlich reden Lolly, Isabel, June und Kat wirklich miteinander, hören zu - und genau dieses Reden, das Anteilnehmen und das gegenseitige Vertrauen verändern nach und nach das Leben jeder Einzelnen auf herzerwärmende und manchmal auch herzzerreißende Weise ...
In Boothbay Harbor, einem kleinen Fischerörtchen in Maine, führt Lolly ein gemütliches Bed & Breakfast. Die Gäste schätzen die nette Atmosphäre und das gute Essen. Und sie lieben die Kinoabende: Denn jeden Freitag zeigt Lolly einen Film - immer mit Meryl Streep, ihrer Lieblingsschauspielerin.
Diesen Sommer sind auch ihre Tochter und die beiden Nichten angereist. Alle drei bringen ganz eigene Sorgen und alte Verletzungen mit: Nur langsam fassen sie wieder Vertrauen zueinander. Sie sitzen zusammen vor der Leinwand, lachen und weinen miteinander und merken allmählich: Die Filme geben Antworten auf viele Fragen im Leben. Und das Leben stellt große Fragen in diesem unvergesslichen Sommer am Meer ...
«Vielleicht wusste er, im Gegensatz zu mir, dass die Erde rund ist, weshalb wir immer nur ein Stück des Weges sehen können.» Meryl Streep als Karen Blixen in dem Film «Jenseits von Afrika»
PROLOG
Lolly Weller
Fünfzehn Jahre zuvor
Neujahrstag, 02:30 Uhr
Das Three Captains' Inn, Boothbay Harbor, Maine
Im Fernsehen lief Silkwood. Es spielten Lollys Lieblingsschauspielerin Meryl Streep mit der gleichen Vokuhila- Frisur, wie Lolly sie als Teenager gehabt hatte, und Cher, in Lollys Augen eine unglaublich leidenschaftliche Frau. Lolly wurde ebenfalls als leidenschaftlich bezeichnet, vorzugsweise von ihrer Schwester, obwohl sie sich selbst überhaupt nicht leidenschaftlich fand. Es gab ein anderes Adjektiv, das Lolly besser beschrieb, und wäre sie katholisch gewesen, müsste sie täglich zur Beichte gehen - und zwar zweimal.
Nach dem ersten Anruf in dieser Nacht tat Lolly etwas, das sie für den Rest ihres Lebens nicht mehr loslassen, das sie sich nie wieder verzeihen würde. Um kurz nach zwei Uhr morgens hatte ihre Schwester Allie angerufen, fröhlich und beschwipst. Sie rief von der Silvesterparty im Boothbay Resort Hotel an und beschrieb, ausgelassen in den Hörer prustend, wie ihr Ehemann mitten in der schicken Lobby stand und tanzte wie John Travolta in Pulp Fiction. Sie hätten jeder vier oder fünf Gläser Champagner getrunken, und ob Lolly oder ihr Mann sie bitte abholen könnten? Das Boothbay Resort Hotel lag nur fünf Minuten entfernt.
Fünf Minuten hin. Fünf Minuten, um die beiden nach Hause zu bringen und sicher in ihre Wohnung zu bugsieren. Fünf Minuten zurück. Machte fünfzehn gestohlene, kostbare Minuten für Lolly. Also hatte sie Ted, ihren Ehemann, gebeten, zu fahren, der zwar etwas von «dämlichen Suffköppen » vor sich hin murrte, aber trotzdem den Parka überzog und losfuhr, um die Nashes abzuholen.
Lolly sah kurz nach den Mädchen. Weil ihre Silvesterpläne lediglich darin bestanden, die Pensionsgäste im Three Captains' Inn mit Papiertröten und einem Glas Champagner aufs Haus zu versorgen, hatten Lolly und Ted sich bereiterklärt, über Nacht auf ihre Nichten aufzupassen. Auf Zehenspitzen schlich Lolly vom zweiten Stock der Pension hinunter in den ersten und öffnete leise die Tür zu der Kammer, wo sie den Staubsauger und die Putzutensilien aufbewahrte. Wie immer, wenn die sechzehnjährige Isabel hier übernachtete, hatte diese sich Matratze, Kissen und Zudecke in die winzige Kammer gezerrt. Sie schlief tief und fest, das hübsche Gesicht so friedlich, dass man nicht glauben mochte, welches Gebrüll und was für unflätige Ausdrücke aus diesem unschuldigen Mund kommen konnten. Isabel war selbst erst vor einer Stunde zurückgekommen, um halb zwei, trotz des von ihrer Mutter auferlegten strikten Limits um halb eins und trotz des fürchterlichen Streits zwischen beiden am frühen Abend, ehe jede von ihnen ihrer Wege gegangen war, um Silvester zu feiern. Lolly zog Isabel die Daunendecke über die Schultern und entdeckte dabei einen frischen Knutschfleck am Hals. Wenn das ihr Vater sah!
Zurück unterm Dach sah Lolly nach den beiden jüngeren Mädchen, ihrer dreizehn Jahre alten Nichte June und ihrer zehnjährigen Tochter Kat. Der kleine Raum gegenüber dem Schlafzimmer von Lolly und Ted war kaum groß genug für ein Bett, von den beiden Zustellbetten ganz zu schweigen, die Ted für Isabel und June noch mit hineingequetscht hatte, doch das Three Captains' Inn war über Neujahr vollkommen ausgebucht. Junes Brust hob und senkte sich regelmäßig. Darauf lag aufgeschlagen ein Buch, Jane Eyre. Der Strahl einer kleinen, roten Taschenlampe beleuchtete Junes Kinn. Lolly knipste die Taschenlampe aus, legte sie mit dem Buch auf den Nachttisch und strich ihrer Nichte eine dicke, braune Locke aus dem Gesicht. June machte nie irgendwelche Schwierigkeiten.
In dem anderen Bett lag schlafend Kat, ihren alten, geflickten I-Aah unter dem Arm.
Lolly schlich auf Zehenspitzen zu ihr hin, dankbar, weil ihre Tochter zur Wand gedreht lag. Der Anblick von Kats niedlichem Gesicht, das dem ihres Vaters so glich, hätte ihr womöglich das Herz gebrochen; ein Gefühl, das Lolly in letzter Zeit schrecklich vertraut geworden war. Sie biss sich auf die Lippe, weil die Schuldgefühle ihr einen Magenschwinger versetzten, und schlich aus dem Zimmer.
Ihr blieben noch etwa zehn Minuten. Sie rannte hinüber ins Schlafzimmer, schloss die Tür und legte sich mit der Fernbedienung und dem Telefon auf dem Bauch ins Bett. Sie schaltete um. Sosehr sie Silkwood liebte, sie hatte den Film schon mindestens zehnmal gesehen, das letzte Mal erst vor ein paar Monaten. Eilig zappte sie durch die Kanäle, stieß auf Harry und Sally, drehte die Lautstärke auf, um ihre Stimme zu übertönen und wählte seine Nummer. Wie jedes Mal, wenn sie ihn anrief, klopfte ihr Herz wild in ihrer Brust - und rief ihr damit all das ins Gedächtnis, wovon sie immer geträumt hatte. Sie flüsterte, aber laut genug, um Billy Crystal zu übertönen, der Meg Ryan gerade erklärte, was mit ihr nicht stimmte.
Dreißig, vielleicht auch vierzig Minuten später - Lolly hatte die Zeit vergessen - unterbrach die Zentrale der Telefongesellschaft das Telefonat mit einem Notruf. Lolly schrak zusammen und willigte ein, den Anruf anzunehmen. Es war die Polizei von Boothbay Harbor.
Es tat ihnen leid.
Lolly würde nie vergessen, wie sie in jener Nacht den Hörer fallen ließ, fast wie in Zeitlupe, wie Körper und Atem völlig still wurden, während sie fassungslos Billy Crystals Gesicht anstarrte. Selbst heute noch, fünfzehn Jahre später, konnte sie es nicht ertragen, Filme mit Billy Crystal zu sehen. Sie ertrug weder seinen Anblick noch seine Stimme. Ihre liebe Freundin Pearl hatte einmal angemerkt, was für ein Glück es war, dass sie umgeschaltet hatte. Wäre Silkwood gelaufen, hätte Lolly den Anblick von Meryl Streep in ihrem ganzen Leben nie wieder ertragen.
1.
Isabel McNeal
Isabels Plan zur Rettung ihrer Ehe bestand aus drei Dingen: ein altes, italienisches Rezept für Ravioli mit Dreikäsesoße, die Erinnerung an all das Gute ihrer gemeinsamen Vergangenheit und der an sich selbst gerichtete Schwur, die Sache, die Edward und sie auseinandertrieb, nie wieder auch nur mit einem einzigen Wort zu erwähnen. Sie liebte ihren Mann, sie tat es seit ihrem sechzehnten Lebensjahr, und das musste genügen. Sie stand am Küchentresen, neben dem mit schwarzer Tinte hingekritzelten, fast unleserlichen Rezept ein klebriger, grauer Klumpen Nudelteig, den sie irgendwie zusammengemantscht hatte. Sollte das wirklich so aussehen?
Isabel angelte sich ein Kochbuch aus dem Regal über dem Tresen, Giada De Laurentiis' Italienisches für jeden Tag, und schlug die Nudelteige nach. Ihr Klumpen sah definitiv nicht aus wie bei Giada. Dann würde sie eben noch mal von vorne anfangen. Sie hatte noch fünf Tage, um das Rezept richtig hinzukriegen. Nächsten Dienstag feierten sie ihren zehnten Hochzeitstag, und Isabel war fest entschlossen, zu diesem Anlass den letzten Abend ihrer Hochzeitsreise in Rom auferstehen zu lassen: jenen Abend, an dem sie beide, gerade mal einundzwanzig und schwer verliebt, spätabends um die Ecke der Fontana di Trevi, wo sie Münzen ins Wasser geworfen und sich etwas gewünscht hatten, auf ein Kleinod von Lokal gestoßen waren, mit Tischen im Freien. Als sie sich in der herrlich lauen Augustnacht an einen der kleinen runden Tische setzten, über sich den leuchtenden Fingernagelmond, während aus der Ferne leise die Klänge einer italienischen Oper herüberwehten, verriet Edward ihr seinen Wunsch am Brunnen: Das Leben solle immer so bleiben, denn sie sei sein Leben. Isabel hatte sich genau dasselbe gewünscht. Bei Ravioli mit Dreikäsesoße, die sie beide als überirdisch köstlich deklarierten, gestand Edward ihr dann, dass er sie mehr liebte als alles andere auf der Welt und dass er sie immer lieben würde. Dann stand er auf, streckte ihr seine Hand entgegen und küsste sie so innig und romantisch, dass der Besitzer des Lokals sie hineinbat, um ihnen das Raviolirezept zu geben. In einer alten Küche stand seine noch ältere Mutter am Herd, die mit ihrer krummen Nase, dem strengen, schwarzen Kleid und dem dichten Haarknoten im Nacken durchaus etwas Hexenhaftes an sich hatte, und rührte in großen, gusseisernen Töpfen. Doch bei ihrem Anblick lächelte sie, küsste sie beide herzlich auf die Wangen und schrieb ihnen dann das Rezept auf, auf Italienisch natürlich. Ihr Sohn übersetzte es für sie und fügte hinzu: Meine Mutter sagt, dieses Rezept hat magische Kräfte und wird für eine lange und glückliche Ehe sorgen.
All die Jahre hatte Isabel das Rezept zusammengefaltet in ihrer Geldbörse aufbewahrt. Und ursprünglich hatte sie vorgehabt, diese ganz besonderen Ravioli künftig zu jedem Hochzeitstag zu kochen, doch dann waren sie und Edward jedes Mal ausgegangen oder auf Reisen gewesen. Außerdem hatte der Zauber ihres gemeinsamen Flitterwochennudeltellers all die Jahre verlässlich gewirkt, und Isabel hatte keine weitere Unterstützung für eine lange und glückliche Ehe gebraucht - schließlich war zwischen ihnen alles vollkommen. Das dachte sie jedenfalls bis vor kurzem.
Bis ihre Ehe sich in einen kalten Krieg verwandelt hatte, weil Isabel sich auf einmal etwas wünschte, das sie sich nicht wünschen durfte, das sie nicht wollen durfte, und zwar mit einer Heftigkeit, die ihr gleichzeitig Angst machte, sie beflügelte und ihr ein bis dahin unbekanntes Gefühl von Lebendigkeit verlieh. Und das sie zum Weinen brachte - unter der Dusche, im Supermarkt, hinter dem Steuer und spätabends im Bett - , weil es niemals sein würde.
Beherzt warf sie den Teigklumpen weg und wollte gerade frisches Mehl für den nächsten Versuch abmessen, als sie an der Haustür ein leises Geräusch hörte. Sie beugte sich zurück und spähte durch die offene Küchentür hinaus in die Diele. Unter der Tür war ein Briefumschlag durchgeschoben worden. Komisch. Isabel wischte sich die Hände an der Schürze ab und ging zur Tür. Ihre Absätze klapperten über den polierten Marmorboden.
Der Umschlag war, genau wie der darin liegende, auf schlichtes weißes Papier getippte Brief, weder adressiert noch unterschrieben.
Ihr Mann hat eine Affäre. Ich weiß nicht, ob Sie es wissen und auch nicht, ob Sie es wissen wollen. Aber eines weiß ich: Sie sind einmal sehr nett zu mir gewesen, und das will in dieser Stadt was heißen. Ich würde wollen, dass es mir jemand sagt - und ich schätze, dass das auch auf Sie zutrifft. Hemingway Street Nr. 56. Der schwarze Mercedes parkt immer gegen 18:00 Uhr hinter dem Haus. - Es tut mir leid.
Keuchend ließ Isabel den Brief fallen. Dann hob sie ihn wieder auf und las ihn ein zweites Mal. Edward? Eine Affäre? Sie schüttelte den Kopf. Ihre Knie waren weich wie Gummi. Verunsichert ließ sie sich auf die gepolsterte Bank im Eingangsbereich sinken. Das musste ein Irrtum sein.
Ja - ein Irrtum, eindeutig. Es tut mir leid hatte den Brief unter der falschen Haustür durchgeschoben. Wahrscheinlich war er für ihre Nachbarin Sasha Finton bestimmt. Das weiße, im Kolonialstil gebaute Haus nebenan sah mit der roten Tür, den schwarzen Fensterläden und dem von Beeten gesäumten Kiesweg fast genauso aus wie das der McNeals. Und Sashas Ehemann flirtete auf den Nachbarschaftsfesten und Kindergeburtstagen ganz offen herum.
In Isabel regte sich Mitleid. Sasha war immer so nett zu ihr. Erst heute Morgen hatte sie Isabel mit angespanntem Lächeln zugewinkt, obwohl sie offensichtlich ziemlich sauer auf ihren finster dreinschauenden Ehemann gewesen war, dem sie zu seinem Wagen folgte.
Er fuhr doch einen schwarzen Mercedes, oder? Genau wie Edward. Sie holte hörbar Luft, stand auf und eilte ins Wohnzimmer hinüber, wo sie den schweren Vorhang am hinteren Fenster beiseiteschob. Wenn sie sich auf Zehenspitzen stellte, konnte sie über den weißen schmiedeeisernen Gartenzaun einen Blick auf die Zufahrt der Fintons erhaschen. Im Augenblick stand nur Sashas silberner BMW dort. Aber Isabel war sich sicher, dass der Mercedes ihres Mannes schwarz war. Sie warf einen Blick auf die Uhr: kurz nach sechs. Vielleicht parkte Dan Fintons Auto nicht in der Einfahrt, weil es hinter dem Haus in der Hemingway Street stand.
Sie nahm Brief und Umschlag mit in die Küche, legte beides auf den Tresen und beschwerte sie mit einer großen Tomate. Dabei wäre ihr viel lieber gewesen, der anonyme Brief würde sich in Luft auflösen oder davonfliegen. Doch dann wäre er auf der Türschwelle einer anderen Frau gelandet, einer anderen Frau, die wusste, dass zwischen ihr und ihrem Mann etwas ziemlich verkehrt lief - und zwar nicht erst seit Ausbruch ihres kalten Krieges, das ahnte Isabel im Grunde.
Aber eine Affäre? Edward? Nein.
Isabel drängte die Tränen zurück, maß drei Tassen Mehl ab und schüttete sie auf die hölzerne Arbeitsfläche. Sie drückte eine Kuhle in den Mehlhügel, schlug vier Eier auf und vermischte beides behutsam. Doch sobald sie mit dem Handballen zu kneten anfing, verklumpte der Teig, anstatt elastisch und klebrig zu werden.
Irgendetwas machte sie falsch.
Zugegeben, vielleicht war dieser Teil zur Rettung ihrer Ehe ein bisschen lächerlich, doch Isabel hoffte, wenn sie jenen Abend, jene letzte Nacht in Rom, als alles zwischen ihr und Edward so magisch gewesen war, noch einmal heraufbeschwor, könnte sie damit etwas in ihm zum Klingen bringen. Die Mischung aus fruchtiger Tomatenfüllung und würziger Dreikäsesoße würde einen vom Mondschein beleuchteten Tisch in Italien heraufbeschwören und Edward an das erinnern, was er einst für sie empfunden hatte, was zwischen ihnen gewesen war. Sie wollte eines ihrer anmutigen Kattunkleidchen anziehen, die sie damals während ihrer Flitterwochen getragen hatte, und hinten im Garten unter Mond und Sternen einen kleinen Bistrotisch decken. Zumindest emotional wollte sie diesen Abend mit Edward noch einmal erleben, wenn es ihr geographisch schon nicht möglich war. Sie wollte sie beide wieder zu ihren Anfängen zurückführen, zu den ersten neun Jahren ihrer Ehe, als alles gut war, als sie sich sicher und geborgen fühlte.
Erst im vergangenen Jahr hatten die Dinge sich plötzlich verändert. Als sich das, was Isabel wollte und Edward nicht, wie ein Donnerkeil zwischen sie drängte.
Isabel nahm die Tomate und las den Brief noch einmal.
Der schwarze Mercedes parkt immer gegen 18:00 Uhr hinter dem Haus.
Ja, Edward fuhr einen schwarzen Mercedes. Aber Dan Finton und die Haverhills von gegenüber und der größte Rest der Nachbarschaft auch.
Isabel hörte, wie bei den Fintons ein Wagen in die Auffahrt einbog. Dan Finton stieg aus seinem dunkelgrauen Mercedes aus. Dunkelgrau. Nicht schwarz. Isabel lief es kalt den Rücken herunter. Langsam trat sie an die Fensterfront auf der anderen Seite des Wohnzimmers und spähte durch die Gardinen vorsichtig zur Auffahrt der Haverhills hinüber. Bitte, bitte, mach, dass der Mercedes schwarz ist, dachte sie, bis ihr klarwurde, dass sie damit Victoria Haverhill einen untreuen Ehemann an den Hals wünschte.
Auf der Auffahrt standen beide Autos der Haverhills - eines davon ein Mercedes. Farbe: Dunkelblau.
Stockstarr stand Isabel neben dem Klavier, hatte Angst zu atmen, Angst, sich zu bewegen.
Sie sind einmal sehr nett zu mir gewesen, und das will in dieser Stadt was heißen ...
Isabel war grundsätzlich nett. Sasha Finton hatte gute und schlechte Tage. Victoria Haverhill? Eher boshaft.
War der Brief tatsächlich für sie bestimmt? Sie ging in die Küche zurück. Der Klang ihrer Absätze hallte ihr in den Ohren. Sie und Edward versuchten es doch beide. Das hatten sie einander versprochen.
«Bitte entschuldigen Sie, Mrs. Isabel ...» Marian, ihre Haushälterin, verstaute gerade die Putzutensilien im Küchenschrank, den Blick auf den Teigklumpen gerichtet, die Stimme voller Wärme. «Aber dieser Teig soll sicher anders aussehen.»
Ganz gleich, wie oft Isabel ihre Haushälterin schon gebeten hatte, sie einfach beim Vornamen zu nennen, Marian schüttelte jedes Mal den Kopf und sagte lächelnd: «Nein, Misses.»
«Ich bleibe noch kurz da und bringe das in Ordnung», sagte Marian. «Damit Sie und Mr. Edward was Schönes zum Abendessen haben.»
Seit Isabel und Edward vor fünf Jahren in dieses riesige Haus gezogen waren, kam Marian zweimal die Woche, um den Haushalt zu machen und manchmal auch zum Kochen. Ein Haus, das viel zu groß für zwei Personen war. Ab und zu bemerkte Marian mit einem verschmitzten Lächeln, wie gut sich eines der vier Zimmer im ersten Stock, das mit dem hübschen Erker und den gebogenen Fenstern, doch als Kinderzimmer eignen würde. «Wie im Märchen.»
Zu jeder möglichen und unmöglichen Tages- und Nachtzeit ging Isabel in das Märchenzimmer hinauf, das doch nichts weiter war als ein weiteres Gästezimmer für Gäste, die sie nie hatten. Dann stellte sie sich eine elegante weiße Wiege mit blassgelbem Himmel vor, ein sanft schaukelndes Mobile darüber, die kleinen Entchen, die eine Künstlerin in ihrem Auftrag an die gewölbte Zimmerdecke malen würde.
Und ein Baby natürlich, Allison McNeal, abgekürzt Allie, nach Isabels Mutter. Oder Marcus McNeal, nach Edwards Vater.
Doch es würde kein Baby geben. Stattdessen gab es einen Pakt, an den Edward sie jedes Mal erinnerte, wenn Isabel das Thema Kinder doch wieder anschnitt. Zwischen ihnen existierte ein Pakt, an dem Isabel festhielt, obwohl es ihr das Herz brach. Schon deshalb musste der Brief ein Missverständnis sein. Es gab keine Affäre. In einem Pakt war kein Platz für eine Affäre.
Obwohl, wenn sie genauer darüber nachdachte, waren auch Ehegelöbnisse eine Art Pakt. Und wurden doch ständig gebrochen.
Es gelang ihr irgendwie, die Haushälterin anzulächeln. «Danke, Marian, aber ich übe. Für unseren Hochzeitstag nächste Woche. Der zehnte.»
«Sie und Mr. Edward sind so ein nettes Paar», sagte Marian. «Na, dann hoffe ich, dass er wenigstens an Ihrem Hochzeitstag vor acht Uhr abends zu Hause sein kann. Ihr Mann arbeitet immer so lange, so viel.»
Hemingway Street Nr. 56. Der schwarze Mercedes parkt immer gegen 18:00 Uhr hinter dem Haus. - Es tut mir leid.
Isabel fasste in ihre Handtasche und wühlte nach dem Autoschlüssel.
Isabel war sechzehn und alles andere als süß gewesen, als sie im Boothbay-Zentrum für trauernde Kinder Edward McNeal begegnete. Er war ihr Jugendbetreuer gewesen und hatte fünf Jahre zuvor bei einem Flugzeugabsturz selbst beide Eltern verloren. Jeden Mittwoch nach der Schule arbeitete er ehrenamtlich in dem Zentrum. Als Isabels Tante Lolly sie, ihre Schwester und ihre Cousine zwei Tage nach dem Autounfall dorthin gebracht hatte, hatte Isabel zuerst eine Sitzung bei einer erwachsenen Betreuerin und dann eine bei Edward absolviert. Schon bei ihrer allerersten Begegnung hatte Edward Isabel mit dem tiefen Mitgefühl in seinen dunkelblauen Augen derart beeindruckt, dass sie eine Sekunde lang völlig vergessen hatte, wer und wo sie war und dass sie ab jetzt und bis in alle Ewigkeit in dieser Hölle gefangen saß, dass ihre Eltern tot waren, einfach so, gestorben, während sie in der Silvesternacht tief und fest und ahnungslos geschlafen hatte. Isabel wollte nicht über ihre Eltern reden. Und über den schrecklichen Streit zwischen ihr und ihrer Mutter an jenem letzten Abend erst recht nicht. Sie wollte nicht über ihre Schwester June reden, die überhaupt nicht mehr aufhörte zu heulen. Oder darüber, wie es ihr damit ging, bei ihrer Tante Lolly einziehen zu müssen, in die alte, verstaubte Pension, zu ihrer jüngeren Cousine Kat, die ihren Vater verloren hatte, weil er losgefahren war, um die feierwütigen und betrunkenen Eltern von Isabel und June abzuholen. Sie wollte lieber von Edward hören, wie es für ihn gewesen war, als er vom Tod seiner Eltern erfuhr.
Also hatte er ihr vom Wesen des Schocks erzählt, der ihn so lange in seinem eisernen Griff gehalten hatte, dass er selbst erst mit großer Verzögerung auf den tatsächlichen Verlust reagiert hatte, und dass er, als der Schock nach einem halben Jahr endlich nachgelassen hatte, monatelang nur noch geweint hatte, egal, wo er war. In der Schule, nachts im Bett unter seiner Decke, in der Kirche, von der sein älterer Halbbruder, der ihn aufzog, dachte, sie könnte ihm helfen, was sie zu einem gewissen Maß auch tat, eine Weile zumindest. Und eines Tages, sagte Edward, merkst du auf einmal, während du mit irgendwas beschäftigt bist, dass du gar nicht daran gedacht hast, und ab da wird es besser. Was passiert ist, wird zu einem Teil von dir, anstatt dich völlig zu bestimmen.
Bei ihrer zweiten Begegnung war Isabel bereits in Edward verliebt. Genau wie ihre Schwester June, obwohl es bei der eher die Schwärmerei für einen älteren Jungen war. Eine Zeitlang hatten sich die beiden Schwestern, die noch nie besonders gut miteinander ausgekommen waren, auf diesen Konkurrenzkampf konzentriert anstatt auf ihre Trauer, und sie hatten ihre Wut aneinander ausgelassen. «Er steht doch nur auf dich, weil du so nuttig bist!», hatte June geschrien. «Nein, er steht auf mich, weil ich bin, wie ich bin», hatte Isabel zurückgeschrien. «Und das wirst du nie schaffen, du langweilige Arschkriecherin!» Sie hatten einander in jenen ersten Tagen nach dem Unfall fürchterliche Dinge an den Kopf geworfen, und als Isabel Edward von ihren grausamen Streitereien erzählte, hatte er gesagt: «Weißt du, Izzy, wenn neunundneunzig Prozent von dem, was June dir an den Kopf wirft, mit der Wahrheit nicht das Geringste zu tun hat, dann gilt das andersherum genauso. Denk mal darüber nach.» Und das tat sie auch, aber dann fingen Isabel und June trotzdem wieder an zu streiten, bis June irgendwann das schlimmste Geschoss von allen auffuhr und ihrer Schwester den einen Vorwurf vor die Füße knallte, von dem Isabel schwindlig wurde, bei dem sie blass wurde und derart anfing zu zittern, dass June loslaufen musste, um Tante Lolly zu holen.
Doch schon am nächsten Tag nahmen sie ihren Kampf wieder auf, June bestand darauf, dass sie mit dreizehn auf keinen Fall zu jung für einen sechzehnjährigen Freund sei, und setzte verzweifelt alles daran, Edwards Aufmerksamkeit zu gewinnen, stopfte sich den BH aus und trug Lipgloss mit Pfirsichgeschmack. Tante Lolly sorgte dafür, dass June zu einer weiblichen Jugendbetreuerin wechselte, einem vierzehnjährigen Mädchen namens Sarah, das June irgendwann ebenfalls verehrte. Aber die Kluft zwischen Isabel und ihrer Schwester wurde trotzdem zusehends breiter, und es gelang weder ihnen noch ihrer Tante Lolly jemals, sie wieder zu verschmälern. Jedes Mal, wenn Isabel sich klarmachte, dass sie, um endlich mit ihrer Schwester ins Reine zu kommen, lediglich aufhören musste, so stark auf sie zu reagieren, reagierte sie. Und zwar heftig.
Und rannte zu Edward. Sie beide wurden in jenem schrecklichen Winter unzertrennlich. Sie machten lange Spaziergänge durch den Hafen von Boothbay, von einem Pier zum anderen, gegen die Eiseskälte eng aneinandergedrängt, Edwards starke Arme um sie geschlungen, während sie zu den vertäuten Booten hinaussahen, ihr Rücken an seine dunkelblaue L.-L.-Bean-Daunenjacke gepresst, seine Handschuhe wärmend an ihre Wangen gelegt. Sie spazierten kilometerweit am Meer entlang, tranken unterwegs heiße Schokolade, und je weiter sich Isabel von der Pension entfernte, desto weniger unglücklich fühlte sie sich. Eines Abends gegen Ende des Frühlings lagen sie zusammen unter der Eiche im Garten der Pension, hielten Händchen und sahen hinauf zu den Sternen, die verheißungsvoll zu ihnen hinunterblinkten und in Isabel ein Gefühl der Hoffnung weckten.
«Lass uns einen Pakt schließen», hatte Edward an diesem Abend zu ihr gesagt, den Blick hinauf in den Sternenhimmel gerichtet. «Du und ich, wir bleiben für immer zusammen. Nur wir zwei.»
Sie hatte seine Hand gedrückt. «Nur wir beide. Für immer zusammen.»
«Und definitiv keine Kinder. Keine Kinder, die irgendwann trauern müssen und als einsame Waisen enden, so wie wir.»
Sie hatte sich zu ihm umgedreht und ihn voller Ehrfurcht angesehen, weil er so klug war. Erst sechzehn Jahre alt und schon so weise. «Keine Kinder.»
Händchenhaltend hatten sie damals im Gras gelegen und in den Sternenhimmel hinaufgesehen, bis Tante Lolly Isabel ins Haus rief.
Jahrelang hatte Isabel nicht mehr an diesen Pakt gedacht. Heute waren sie beide einunddreißig. Seit zehn Jahren verheiratet. Lebten in Westport, einer hübschen Stadt in Connecticut, in der es von jungen Familien und Kindern nur so wimmelte. Isabel schloss die Hand fester um den Autoschlüssel, den Blick starr auf den klumpigen Nudelteig gerichtet, und dachte daran, wie sie sich vor einem Jahr zum ersten Mal dabei ertappt hatte, in fremde Kinderwagen zu lugen und kleine Gesichter zu beobachten. Wie nie gekannte Regungen sie plötzlich innehalten ließen, sie aus dem Schlaf rissen und sie auf den Gedanken brachten, dass sie und Edward sich vielleicht in der Einschätzung geirrt hatten, wie das Schicksal funktionierte. Bis sie etwa achtundzwanzig, neunundzwanzig gewesen war, war sie mit ihrem Leben zufrieden gewesen. Es gab keinen Mutterinstinkt, der irgendwo an ihr genagt hätte. Doch als Edward dann zusehends mehr auf Distanz ging, sich in sich selbst zurückzog, abends immer öfter länger arbeitete, immer öfter damit anfing, ihr von einem Ereignis aus der Arbeit zu erzählen, nur um kurz darauf mit den Worten «Ach, ist ja auch egal, das verstehst du ja sowieso nicht» wieder abzubrechen, da begann Isabel in sich eine unbekannte Sehnsucht nach etwas, das sie nicht benennen konnte, zu verspüren. Bis zu jenem Tag vor inzwischen mehr als einem Jahr, als sie im Krankenhaus, in dem sie ehrenamtlich als Trauerbegleiterin arbeitete, ein Beratungsgespräch mit einer Familie führte. Es handelte sich um eine junge, frisch verwitwete Frau mit einem sieben Monate alten Baby und einer wunderbar fürsorglichen Verwandtschaft. Und plötzlich bat irgendwer Isabel darum, kurz das Kind zu halten.
Das Gefühl, dieses niedliche, weiche Federgewicht in den Armen zu halten, raubte ihr den Atem. In diesem Augenblick wusste Isabel, dass sie ein Baby wollte, ein Kind. Dass der Pakt, den sie als trauernder Teenager geschlossen hatte, für ihr weiteres Leben nicht mehr von Bedeutung war. Das kleine Mädchen in ihren Armen hatte seinen Vater verloren. Doch das hieß nicht, dass es nicht geliebt wurde, dass es nicht trotzdem ein wunderbares Leben haben würde.
Isabel vergewisserte sich ihrer Gefühle sehr genau. Schlief so viele Nächte darüber, bis sie sich absolut sicher war. Sie wollte ein Kind. Und wäre am liebsten noch in derselben Sekunde schwanger geworden.
Vor ein paar Monaten war sie mit der Frage eingeschlafen, wie ihr Kind wohl aussehen würde - würde es Edwards dunkelbraune Haare und seine römische Nase haben oder ihre grünbraunen Augen und das herzförmige Gesicht? Sie war mitten in der Nacht aufgewacht und hatte im Schutz der Dunkelheit geflüstert: «Edward? Bist du wach?»
Er hatte zur Antwort etwas Unverständliches gemurmelt, also hatte sie Mut gefasst, tief Luft geholt und ihm davon erzählt, wie oft sie in letzter Zeit darüber nachgedacht hätte, wie es wäre, ein Kind zu bekommen. Edward hatte so lange geschwiegen, dass Isabel schließlich dachte, er wäre wieder eingeschlafen, doch dann hatte er geantwortet: «Wir haben einen Pakt, Iz.» Am nächsten Morgen hatte er ihr dann ins Gedächtnis gerufen, weshalb sie diesen Pakt geschlossen hätten. Zuerst einfühlsam, schonend. Dann nicht mehr ganz so schonend.
«Aber was ist, wenn ich meine Meinung geändert habe?»
«Tja, dann befinden wir uns wohl in einer Pattsituation, würde ich sagen», hatte seine Antwort gelautet.
Sie hatte versucht, ihm klarzumachen, dass sie sich beide weiterentwickelt hatten, nicht mehr die verängstigten Teenager von damals waren, dass sie nicht mehr gezwungen waren, Regeln einzuhalten, die sie sich in einem Zustand von Leid und Angst selbst auferlegt hatten.
Aus dem Englischen von Sabine Längsfeld
Copyright © 2013 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Mia March lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Ort an der Küste von Maine. Ihr anrührender Debütroman «Der Sommer der Frauen» ist bei Simon & Schuster erschienen und verkaufte sich bislang in knapp 20 Länder.
Längsfeld, Sabine
Sabine Längsfeld übersetzt bereits in zweiter Generation Literatur verschiedenster Genres aus dem Englischen in ihre Muttersprache. Zu den von ihr übertragenen AutorInnen zählen unter anderem Anna McPartlin, Sara Gruen, Malala Yousafzai, Amitav Ghosh und Simon Beckett.
- Autor: Mia March
- 2013, 3. Aufl., 416 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Längsfeld, Sabine
- Übersetzer: Sabine Längsfeld
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499243741
- ISBN-13: 9783499243745
- Erscheinungsdatum: 01.06.2013
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