Der Auftrag / Camel-Club Bd.5
Thriller
Der Besuch des britischen Premierministers in Washington endet fatal: Auf seine Wagenkolonne wird ein Bombenanschlag verübt. Der US-Präsident muss die Drahtzieher dieses Terroraktes um jeden Preis dingfest machen. Er beauftragt Oliver Stone -...
Leider schon ausverkauft
Buch (Gebunden)
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Der Auftrag / Camel-Club Bd.5 “
Der Besuch des britischen Premierministers in Washington endet fatal: Auf seine Wagenkolonne wird ein Bombenanschlag verübt. Der US-Präsident muss die Drahtzieher dieses Terroraktes um jeden Preis dingfest machen. Er beauftragt Oliver Stone - der früher selbst an Auftragsattentaten beteiligt war...
Klappentext zu „Der Auftrag / Camel-Club Bd.5 “
Das Staatsbankett für den britischen Premierminister hält ganz Washington auf Trab. Oliver Stone, einst der beste Attentäter, den sein Land je gehabt hat, steht im Lafayette Park vor dem Weißen Haus und beobachtet die Kolonne des britischen Premiers. Plötzlich detoniert eine Bombe - offensichtlich ein Terroranschlag gegen den Minister. Stone entkommt nur knapp. Nun wird er vom Präsident persönlich beauftragt, die Drahtzieher des Anschlags zu finden. Keine leichte Aufgabe, denn Stones Gegner erweisen sich als absolut tödlich -
Lese-Probe zu „Der Auftrag / Camel-Club Bd.5 “
Der Auftrag von David BaldacciKAPITEL 1
Oliver Stone zählte die Sekunden, eine Übung, die ihn immer beruhigt hatte. Und er musste ruhig sein. Er traf sich heute Abend mit einer sehr wichtigen Person. Und er wusste nicht genau, wie es laufen würde. Er wusste nur eins: Er würde nicht davonrennen. Nie mehr.
Stone war eben erst aus Divine, Virginia, zurückgekehrt, wo Abby Riker wohnte, die erste Frau, für die er etwas empfunden hatte, seit er vor dreißig Jahren seine Ehefrau verloren hatte. Trotz der Zuneigung, die sie einander entgegenbrachten, hatte Abby die Stadt nicht verlassen wollen, Stone aber konnte nicht dort leben. Was immer auch geschehen war, ein Teil von ihm gehörte nun zu dieser Stadt, trotz allen Schmerzes, den sie ihm bereitet hatte.
Doch der Schmerz würde vielleicht noch stärker werden. Die Nachricht, die er eine Stunde nach seiner Rückkehr erhalten hatte, war unmissverständlich gewesen: Sie kamen ihn um Mitternacht holen. Gespräche waren nicht erwünscht, Verhandlungen nicht zugelassen, Kompromisse nicht möglich. Die Gruppe auf der anderen Seite der Gleichung diktierte die Bedingungen, so wie immer.
Stone hörte zu zählen auf, als er das Geräusch von Autoreifen hörte, die sich durch den Kies wühlten, der die Auffahrt zum Mt. Zion Cemetery bedeckte. Dieser Friedhof war ein historischer, wenn auch bescheidener Ort der letzten Ruhe für schwarze Amerikaner, die Berühmtheit erlangt hatten, indem sie für Rechte kämpften, die ihre weißen Gegenstücke für sich selbst stets als selbstverständlich betrachtet hatten. Zum Beispiel, wo man aß oder schlief, oder dass man mit dem Bus fahren und öffentliche Toiletten benutzen durfte.
... mehr
Die Ironie, dass der Berg Zion das schmucke Georgetown überragte, war Stone nie entgangen. Es war noch gar nicht so lange her, dass die wohlhabenden Weißen ihre dunkleren Brüder und Schwestern hier nur geduldet hatten, wenn sie eine gestärkte Dienstmädchentracht trugen oder Getränke und Imbisse reichten und den Blick demütig auf den von ihnen selbst gebohnerten Fußboden richteten.
Draußen wurden Wagentüren geöffnet und zugeschlagen. Stone zählte drei Mal das dumpfe Geräusch. Drei Türen. Ein Trio. Männer. Sie würden keine Frau schicken, da war Stone ziemlich sicher, obwohl er dabei vielleicht einem Vorurteil seiner Generation anhing, wie ihm bewusst war.
Die Waffen waren Glocks oder Sigs, vielleicht auch Spezialanfertigungen, je nachdem, wen sie schickten. Wie dem auch sei, es würden tödliche Waffen sein, unter eleganten Anzugjacken verborgen. Im idyllischen Georgetown mit den guten Verkehrsanbindungen würden sich keine schwarz gekleideten Sturmtruppen aus lärmenden Hubschraubern abseilen. Die Extraktion würde leise vonstattengehen, um nicht den Schlaf wichtiger Leute zu stören.
Sie klopften.
Höflich.
Stone öffnete.
Um Respekt zu zeigen.
Diese Leute hegten keinen persönlichen Groll gegen ihn. Sie wussten vielleicht nicht einmal, wer er war. Es war ein Job. Stone selbst hätte diesen Job auch erledigt, obwohl er nicht angeklopft hätte. Sein Markenzeichen war stets die Überrumplung gewesen: rein, abdrücken, raus.
Ein Job.
Jedenfalls habe ich das immer so betrachtet, weil ich nicht den Mut hatte, der Wahrheit ins Gesicht zu blicken.
Als Soldat hatte Stone nie Bedenken gehabt, das Leben eines Menschen zu beenden, der versuchte, das seine auszulöschen. Krieg war Darwinismus in höchster Ausprägung; die Regeln wurden vom gesunden Menschenverstand bestimmt. Und die wichtigste Regel lautete: Töte, oder du wirst getötet.
Doch Stones Leben nach seiner militärischen Laufbahn hatte ihn so sehr verändert, dass er Machthabern, gleich welcher Art, mit beständigem Misstrauen begegnete.
Nun stand er auf der Schwelle, das Licht in der Hütte in seinem Rücken. Er selbst hätte diesen Augenblick gewählt, um abzudrücken, hätte er den Finger am Abzug gehabt. Schnell, sauber, keine Gefahr, das Ziel zu verfehlen.
Okay. Er hatte ihnen diese Chance gegeben. Sie hatten sie nicht genutzt. Also würden sie ihn nicht töten.
Es waren vier Männer, wie Stone erst jetzt bemerkte. Er war ein bisschen besorgt, dass seine Beobachtungen fehlerhaft gewesen waren. Das wäre ihm früher nicht passiert.
Der Anführer war ein schlanker Bursche, eins fünfundsiebzig groß, mit kurzem Haar und wachen, aufmerksamen Augen, die alles registrierten, aber nichts verrieten. Er deutete zu dem Fahrzeug, das am Tor stand, ein schwarzer Escalade. Es hatte Zeiten gegeben, da hätte man ein Riesenaufgebot an erstklassigen Killern zu Stone geschickt, die gleichzeitig über Land, See und durch die Luft gekommen wären. Diese Tage waren offensichtlich vorbei. Vier Typen in Anzügen und auf Steroiden in einem Cadillac genügten.
Es wurden keine überflüssigen Worte gewechselt.
Stone wurde fachmännisch durchsucht und in den Wagen gedrängt. Dann saß er auf der Rückbank zwischen zweien der vier Männer. Er konnte ihre muskulösen Arme spüren, die sich gegen seinen Oberkörper drückten. Die Männer waren angespannt, bereit, jeden seiner Versuche abzuwehren, an ihre Waffen zu kommen.
Doch Stone dachte nicht daran, einen solchen Versuch zu unternehmen. Nicht, wo er vier zu eins in der Unterzahl war. Das würde ihm nur ein geschwärztes Tattoo auf der Stirn einbringen, ein drittes Auge als Belohnung für seine tödliche Fehleinschätzung. Vor dreißig Jahren hätte er diese Männer wahrscheinlich geschafft - bessere als die hier, wesentlich bessere. Aber diese Zeiten waren lange vorbei.
»Wohin?«, fragte er. Er erwartete keine Antwort und erhielt auch keine.
Minuten später stand er allein vor einem Gebäude, das fast jeder Amerikaner auf den ersten Blick erkennen würde. Er stand nicht lange dort. Weitere Männer tauchten auf, höherrangige als die, die ihn gerade abgesetzt hatten. Er befand sich nun im inneren Kreis. Das Personal wurde umso qualifizierter, je näher man dem Zentrum kam.
Sie führten ihn über einen Gang mit zahlreichen Türen, die allesamt geschlossen waren, was aber nicht an der späten Stunde lag. Dieser Ort schlief nie.
Eine weitere Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen. Stone war allein, blieb es aber nicht lange, denn in einem anderen Teil des Raumes wurde eine andere Tür geöffnet, und ein Mann trat ein. Er blickte Stone nicht an, bedeutete ihm jedoch, Platz zu nehmen.
Stone setzte sich.
Der Mann trat hinter seinen Schreibtisch und setzte sich ebenfalls.
Stone war inoffizieller Besucher. Normalerweise wurde in einem Protokoll jede Person verzeichnet, die diesen Raum betrat, aber nicht heute Abend. Nicht er.
Der Mann war leger gekleidet: Khakihose, ein Hemd ohne Krawatte, Slipper. Er setzte eine Brille auf, raschelte mit Papieren auf seinem Schreibtisch. Eine einsame Lampe leuchtete neben ihm.
Stone betrachtete den Mann. Er sah konzentriert und entschlossen aus. Das musste er auch sein, wenn er an diesem Ort überleben wollte. Wenn er mit dem unmöglichsten Job auf diesem Planeten klarkommen wollte.
Er legte die Papiere wieder hin, schob die Brille hoch und runzelte die faltige Stirn.
»Wir haben ein Problem«, sagte James Brennan, Präsident der Vereinigten Staaten. »Und wir brauchen Ihre Hilfe.«
KAPITEL 2
Stone war überrascht, ließ es sich aber nicht anmerken. Erstaunen zu zeigen war in Situationen wie diesen niemals ratsam. »Ein Problem womit?«
»Mit den Russen.«
»Verstehe.« Das ist nichts Neues. Wir haben oft Probleme mit den Russen.
»Sie waren dort«, fuhr der Präsident fort. Es war keine Frage.
»Oft.«
»Sie sprechen die Sprache.« Erneut keine Frage, also schwieg Stone. »Sie kennen ihre Taktiken.«
»Ich habe sie früher gekannt. Ist lange her.«
Brennan lächelte grimmig. »Das ist genauso wie mit Frisuren oder mit der Kleidung. Wenn man lange genug dabeibleibt, kommt jeder Stil zurück. Offensichtlich gilt das auch für Spionagetechniken.« Der Präsident lehnte sich zurück und legte die Beine auf den Schreibtisch, den Königin Victoria den Vereinigten Staaten Ende des
19. Jahrhunderts geschenkt hatte. Rutherford B. Hayes hatte als erster Präsident hinter diesem Schreibtisch gesessen, Brennan als bislang letzter. »Die Russen haben ein Netzwerk aus Spionageringen in den USA etabliert. Das FBI hat mehrere Agenten verhaftet und mehrere Netzwerke infiltriert, aber es gibt noch einige, über die wir keine Informationen haben. «
»Staaten spionieren einander ständig aus«, sagte Stone. »Es würde mich überraschen, wenn wir bei den Russen keine Geheimdienstoperationen laufen hätten.«
»Darum geht es nicht.«
»Na schön«, sagte Stone, obwohl er der Ansicht war, dass es genau darum ging.
»Die russischen Kartelle kontrollieren sämtliche bedeutenden Pipelines des Drogenhandels in der östlichen Hemisphäre. Es geht um gewaltige Summen.«
Stone nickte. Das war ihm bekannt.
»Und jetzt kontrollieren sie den Drogenhandel in der westlichen Hemisphäre ebenfalls.«
Das war Stone neu. »Wie ich hörte, haben die Mexikaner die Kolumbianer hinausgedrängt.«
Brennan nickte. Stone erkannte am müden Gesichtsausdruck des Präsidenten, über wie vielen Einsatzprotokollen er an diesem Tag gebrütet hatte, um dieses und ein Dutzend andere brisante Themen zu verstehen. Das Präsidentenamt saugte aus jedem, der diesen Job anständig erledigen wollte, jedes Quäntchen körperlicher und geistiger Energie.
»Die Wege sind wichtiger als das Produkt, das haben sie endlich herausgefunden«, sagte Brennan. »Man kann das Scheißzeug überall herstellen, entscheidend ist, es zum Käufer zu schaffen. Und in diesem Teil der Welt sind Amerikaner die Käufer. Die Russen haben unseren südlichen Nachbarn in den Arsch getreten, Stone. Sie haben sich den Weg an die Spitze hinaufgemordet, -gebombt, -gefoltert und -bestochen, mit dem Ergebnis, dass sie jetzt mindestens neunzig Prozent des Geschäfts kontrollieren. Und das ist ein großes Problem.«
»Wie ich hörte, ist Carlos Montoya ...«
Der Präsident wischte den Kommentar ungeduldig beiseite. »Das schreiben die Zeitungen. Fox und CNN berichten darüber, die Experten konzentrieren sich darauf, aber Montoya ist erledigt. Er war der Schlimmste von dem ganzen Abschaum in Mexiko. Er hat zwei seiner eigenen Brüder getötet, um die Kontrolle über das Familienunternehmen an sich zu reißen, und doch war er den Russen nicht annähernd ebenbürtig. Unsere Geheimdienstinformationen lassen darauf schließen, dass er liquidiert wurde. In der Drogenwelt kann man sich keine Skrupel leisten.«
»Verstehe«, sagte Stone.
»Solange wir es mit den mexikanischen Kartellen zu tun hatten, sind wir damit klargekommen. Zumindest hat diese Sache nicht die nationale Sicherheit gefährdet. Wir konnten an unseren Grenzen und in den Ballungszentren dagegen ankämpfen. Die Kartelle hatten die Metropolen vor allem durch Bandenkriege infiltriert. Bei den Russen ist es etwas anderes.«
»Sie meinen, es gibt eine Verbindung zwischen den Spionageringen und den Kartellen?«
Brennan musterte Stone; vielleicht war er überrascht, dass er die Zusammenhänge so schnell erkannt hatte. »Wir nehmen jedenfalls an, dass eine solche Verbindung besteht. Wir gehen sogar davon aus, dass die russische Regierung und die russischen Drogenkartelle ein und dasselbe sind.«
»Eine sehr unangenehme Schlussfolgerung.«
»Aber die vermutlich richtige. Illegale Drogen sind einer der Exportschlager Russlands. Die Russen stellen sie in den alten sowjetischen Labors her und verschiffen sie auf unterschiedliche Weise in alle Welt. Sie bezahlen die Leute, die sie bezahlen müssen, und töten diejenigen, die sie nicht bestechen können. Es geht um Hunderte von Milliarden Dollar. Eine gigantische Summe, an der die Regierung gern ihren Anteil hätte. Und das ist nicht der einzige Bestandteil der Gleichung.«
»Sie meinen, je mehr Drogen die Russen bei uns verkaufen, desto schwächer werden die USA? Die Drogen ziehen Geld und Gehirnzellen ab. Sie erhöhen sowohl die Kleinkriminalität als auch das Kapitalverbrechen, beanspruchen unsere Ressourcen und verlagern Aktivposten von produktiven Bereichen zu unproduktiven. «
Erneut musterte Brennan sein Gegenüber aufgrund dessen gekonnter Ausdrucksweise. »Stimmt. Und die Russen wissen einiges über die Macht der Sucht. Drogen- und Alkoholmissbrauch sind in Russland weit verbreitet. Jedenfalls, wir haben absichtliche und verstärkte Bemühungen der Russen festgestellt, die USA mit Drogen zu überschwemmen.« Brennan lehnte sich zurück. »Und es gibt einen weiteren offensichtlichen Faktor, der alles noch viel komplizierter macht.«
»Die Russen sind eine Atommacht«, erklärte Stone. »Sie haben genauso viele Sprengköpfe wie wir.«
Der Präsident nickte. »Sie wollen wieder in der höchsten Liga mitspielen. Vielleicht wollen sie die einzige Supermacht sein und an unsere Stelle treten. Darüber hinaus haben sie großen Einfluss im Nahen und Fernen Osten. Selbst die Chinesen und Israelis fürchten sie, und sei es nur, weil sie unberechenbar sind. Die Balance gerät aus dem Gleichgewicht.«
»Na schön. Warum ich?«
»Die Russen sind zu den Taktiken der alten Schule zurückgekehrt, Stone. Zu denen aus Ihrer Zeit.«
»So alt bin ich nun auch wieder nicht. Gibt es bei der Agency keine Spione aus meiner Zeit mehr?«
»Nein. Vor dem 11. September gab es einen Einstellungsstopp, und jede Menge älteres Personal ist freiwillig oder unfreiwillig in den Ruhestand gegangen. Nachdem die Flugzeuge in die Twin Towers gerast sind, gab es eine beträchtliche Aufstockung. Das Ergebnis ist, dass drei Viertel der CIA heute aus Leuten in den Zwanzigern besteht. Über Russland wissen sie nur, dass es dort kalt ist und dass man dort guten Wodka brennt. Aber Sie, Stone, kennen Russland. Sie kennen sich mit den Schützengräben der Spionage besser aus als die meisten Leute, die in Langley in den Büros der Führungskräfte sitzen.« Er hielt kurz inne. »Und wir alle wissen, dass Sie besondere Fähigkeiten haben, die Ihnen einzubläuen die USA viel Geld gekostet hat.«
Der Schuldfaktor. Interessant.
»Aber meine Kontakte gibt es nicht mehr. Tot.«
»Das ist sogar ein Vorteil. Sie ziehen als unbeschriebenes Blatt los.«
»Wie fangen wir an?«
»Indem Sie inoffiziell zu uns zurückkehren. Sie bekommen eine Ausbildung, die Sie auf den neuesten Stand bringen wird. Ich gehe davon aus, dass Sie in einem Monat bereit sein werden, die USA zu verlassen.«
»Und nach Russland zu gehen?«
»Nein, nach Mexiko und Südamerika. Wir brauchen Sie dort, wo die Drogen durchgeschleust werden. Das wird harte Arbeit und nicht ungefährlich. Aber das muss ich Ihnen ja nicht sagen.« Er hielt inne. Sein Blick glitt über Stones kurz geschnittenes weißes Haar.
Es bereitete Stone keine Mühe, diesen Blick zu interpretieren. »Ich bin nicht mehr so jung, wie ich mal war.«
»Das ist keiner von uns.«
Stone nickte. Er dachte bereits über die Konsequenzen des Gesprächs nach. Eigentlich hatte er nur eine Frage. »Warum?«
»Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. In vieler Hinsicht sind Sie der Beste, den wir haben. Und das Problem ist sehr real und wird schlimmer.«
»Kann ich den Rest auch noch hören?«
»Den Rest wovon?«
»Weshalb ich wirklich hier bin.«
»Ich verstehe nicht«, erwiderte Brennan leicht gereizt. »Ich dachte, ich hätte mich deutlich ausgedrückt.«
»Als ich das letzte Mal hier war, habe ich Ihnen einiges klipp und klar gesagt und anderes durchblicken lassen.«
Der Präsident reagierte nicht.
»Dann haben Sie mir die Ehrenmedaille angeboten.«
»Und Sie haben abgelehnt«, sagte Brennan. »Das war vermutlich eine Premiere in der Geschichte der Vereinigten Staaten.«
»Man muss ablehnen, was man nicht verdient.«
»Unsinn. Sie hätten die Ehrenmedaille allein schon wegen Ihrer Taten auf dem Schlachtfeld verdient.«
»Auf dem Schlachtfeld, vielleicht. Aber insgesamt gesehen habe ich sie nicht verdient. Und bei so einer Ehre muss man alles berücksichtigen. Ich glaube, deshalb bin ich in Wirklichkeit hier.«
Die beiden Männer starrten einander über die Breite des alten Schreibtisches an. Die Miene des Präsidenten verriet, dass er genau wusste, was »alles« bedeutete. Ein Mann namens Carter Gray. Und ein Mann namens Roger Simpson. Beides prominente Amerikaner. Beides Freunde des Präsidenten. Und beide tot - getötet von Oliver Stone. Er hatte gute Gründe gehabt, aber es gab keine legale oder moralische Entschuldigung. Das hatte er allerdings schon gewusst, als er auf die beiden Männer geschossen hatte.
Es hat mich trotzdem nicht davon abgehalten. Denn wenn jemand den Tod verdient hatte, dann diese beiden.
»Sie haben mir das Leben gerettet«, sagte Brennan.
»Und zwei andere Leben genommen.«
Der Präsident stand abrupt auf, ging zum Fenster und blickte hinaus.
»Gray wollte mich töten«, sagte er.
»Ja.«
»Also stört es mich nicht so sehr, dass Sie ihn erschossen haben, wie es mich normalerweise gestört hätte, um es offen zu sagen.«
»Und Simpson?«
Der Präsident drehte sich um und musterte Stone. »Ich habe Nachforschungen über ihn anstellen lassen. Ich kann verstehen, warum Sie den Mann eliminieren wollten. Aber niemand ist eine Insel, Stone. Und kaltblütiger Mord ist in einer zivilisierten Welt nicht hinnehmbar. «
»Wenn er nicht von den entsprechenden Stellen autorisiert wurde«, stellte Stone klar. »Von Leuten, die auf dem Stuhl gesessen haben, auf dem Sie nun sitzen.«
Brennan schaute zu seinem Schreibtischstuhl; dann wandte er den Blick ab. »Das ist eine gefährliche Mission, Stone. Sie bekommen jede Hilfe, die Sie brauchen, um sie erfolgreich abzuschließen. Aber es gibt keine Garantien.«
»Die gibt es nie.«
Der Präsident setzte sich wieder und legte die Fingerspitzen aneinander, als wollte er eine Art Schild zwischen sich und dem anderen Mann bilden.
»Das ist meine Buße, nicht wahr?«, fuhr Stone fort, als Brennan schwieg.
Der Präsident senkte die Hände.
»Das ist meine Buße«, wiederholte Stone. »Statt einer Gerichtsverhandlung, die niemand will, weil zu viele unerfreuliche Wahrheiten über die Regierung ans Licht kämen und der Ruf gewisser verstorbener Staatsdiener befleckt würde. Und Sie sind nicht der Mann, der meine Exekution befehlen würde, da zivilisierte Menschen ihre Meinungsverschiedenheiten nicht auf diese Art und Weise austragen.«
»Sie nehmen kein Blatt vor den Mund«, sagte Brennan.
»Aber es stimmt, was ich sage.«
»Ich glaube, Sie verstehen mein Dilemma.«
»Entschuldigen Sie sich nicht dafür, dass Sie ein Gewissen haben, Sir. Ich habe anderen Männern in Ihrem Amt gedient, die keine Spur davon hatten.«
»Wenn Sie scheitern, scheitern Sie. Die Russen sind so skrupellos, wie man es sich nur vorstellen kann. Sie wissen das besser als die meisten anderen.«
»Und wenn ich Erfolg habe?«
»Müssen Sie nie mehr befürchten, dass die Regierung noch einmal an Ihre Tür klopft.« Er beugte sich vor. »Akzeptieren Sie?«
Stone nickte und stand auf. »Ja.« An der Tür blieb er stehen. »Sollte ich nicht zurückkommen, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie meine Freunde wissen ließen, dass ich im Dienst für mein Land gestorben bin.«
Der Präsident nickte.
»Danke«, sagte Oliver Stone.
KAPITEL 3
Am nächsten Abend stand Stone da, wo er seit Jahrzehnten immer wieder gestanden hatte, im sieben Morgen großen Lafayette Park gegenüber vom Weißen Haus. Ursprünglich hatte man ihn den Präsidentenpark genannt, doch nun umfasste diese Bezeichnung das Gelände des Weißen Hauses, den Lafayette Park selbst und die Ellipse, ein Grundstück von zweiundfünfzig Morgen auf der Südseite des Weißen Hauses. Der Lafayette Park hatte einst zum eigentlichen Gelände des Weißen Hauses gehört, war aber von diesem majestätischen Besitz abgetrennt worden, als Präsident Thomas Jefferson die Pennsylvania Avenue hatte anlegen lassen.
Der Park hatte im Laufe zweier Jahrhunderte vielerlei Verwendungszwecke gefunden. Er war als Friedhof genutzt worden, als Sklavenmarkt, sogar als Rennstrecke. Außerdem war er bekannt dafür, dass es hier mehr Eichhörnchen pro Quadratmeter gab als an jedem anderen Ort auf Erden. Bis zum heutigen Tag wusste niemand, warum das so war.
Das Gelände hatte sich dramatisch verändert, seit Stone zum ersten Mal sein Schild mit der Aufschrift Ich will die Wahrheit in den Boden gerammt hatte. Doch die Dauerprotestler von damals, ihre zerlumpten Zelte und ihre Fahnen und Spruchbänder waren verschwunden. Die prachtvolle Pennsylvania Avenue vor dem Weißen Haus war seit dem Bombenattentat von Oklahoma City für den Fahrzeugverkehr gesperrt.
Die Menschen, Institutionen und Staaten hatten Angst. Stone konnte es ihnen nicht verdenken. Würde Franklin Roosevelt noch leben und wieder im Weißen Haus regieren, würde er vielleicht seinen berühmten Ausspruch zitieren: »Das Einzige, was wir zu fürchten haben, ist die Furcht selbst.« Aber selbst diese Worte wären vielleicht nicht genug gewesen. Der Schwarze Mann schien den Krieg der Wahrnehmung im Herzen und Verstand der Bürgerschaft zu gewinnen.
Stone warf einen Blick zur Mitte des Parks, zur Reiterstatue von Andrew Jackson, dem Helden der Schlacht von New Orleans und siebenten Präsidenten der USA. Jackson saß auf einem Giebel aus majestätischem Marmor aus Tennessee. Es war das erste Bronzestandbild eines Mannes auf einem Pferd, das je in den Vereinigten Staaten gegossen worden war. Das Monument wurde von einem niedrigen gusseisernen Zaun umschlossen, hinter dem sich mehrere antike Kanonen befanden. Vier weitere Statuen, die ausländische Helden des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges darstellten, standen auf den Ecken der Rasenfläche.
Hinter dem Jackson-Denkmal waren farbenfrohe Blumenbeete angelegt und ein großer Ahorn gepflanzt worden. Gelbes Band war an biegsamen Pfosten befestigt, die in drei Metern Entfernung von dem Baum in den Boden eingelassen waren, damit niemand in das tiefe Loch fallen konnte, das einen Meter größer als der riesige Wurzelballen war. Neben dem Loch hatte man blaue Folien ausgebreitet, auf denen sich das ausgehobene Erdreich häufte.
Stones Blick fiel auf erhöhte Stellen auf dem Gelände, von denen er wusste, dass dort Scharfschützen postiert waren, auch wenn er sie nicht sehen konnte. Er ging davon aus, dass einige von ihnen Zielübungen mit seinem Kopf veranstalteten.
Jetzt bitte nicht mit dem Zeigefinger abrutschen, meine Herren. Ich mag mein Gehirn genau da, wo es ist.
Das Staatsbankett im Weißen Haus ging langsam zu Ende, und die ersten wohlgesättigten Promis verließen das »Peoples House«. Einer dieser Gäste war der britische Premierminister. Die Fahrzeugkolonne wartete bereits auf ihn und würde ihn das kurze Stück zum Blair House fahren, der Residenz für Würdenträger, die zu Besuch weilten. Sie befand sich auf der linken Seite des Parks. Es wäre nur ein kurzer Spaziergang gewesen, doch Stone vermutete, dass Regierungschefs nirgendwo mehr sicher zu Fuß gehen konnten. Auch für sie hatte die Welt sich schon lange verändert.
Stone drehte den Kopf und sah eine Frau, die auf einer Bank neben dem ovalen Brunnen auf der rechten Seite des Parks saß, auf halber Strecke zwischen Jack- son und der Statue des polnischen Generals Tadeusz Kos´ciuszko, der vor mehr als zweihundert Jahren den englischen Kolonien geholfen hatte, sich von der britischen Herrschaft zu befreien. Die Ironie, dass der Regierungschef ebendieser Monarchie nun in einem Gebäude weilte, von dem aus man das Monument sehen konnte, entging Stone keineswegs.
Die Frau trug eine schwarze Hose und einen dünnen weißen Mantel. Neben ihr stand eine große Tasche auf der Bank. Sie schien zu dösen.
Seltsam, dachte Stone. Niemand döste zu dieser Nachtzeit im Lafayette-Park vor sich hin.
Sie war nicht die einzige Person im Park. Als Stone zu den Bäumen am nordwestlichen Ende des Park schaute, erspähte er einen Mann in einem Anzug. Er trug eine Aktentasche und hatte Stone den Rücken zugewandt. Der Mann blieb stehen, um die Statue des deutschen Heeresoffiziers Friedrich Wilhelm von Steuben zu betrachten, der ebenfalls den Kolonisten geholfen hatte, den verrückten König George in das monarchische Hinterteil zu treten.
Und dann bemerkte Stone einen kleinen Mann mit einem gewaltigen Bauch, der den Park vom oberen Ende betrat, wo sich die St. John's Church befand. Er trug Joggingkleidung, obwohl er aussah, als könne er nicht mal schnell gehen, ohne mit einem Herzkasper zusammenzubrechen. An einem Gürtel um seinen Wanst war etwas befestigt, das wie ein iPod aussah, und er trug Ohrstöpsel.
Und da war ein vierter Besucher im Park. Er sah aus wie das Mitglied einer Straßengang: tief hängende Jeans, dunkle Pudelmütze, Muscleshirt, Tarnanzugjacke, Springerstiefel. Der Bursche schlenderte gemächlich durch den Park, was ebenfalls seltsam war, da Gangmitglieder wegen der starken Polizeipräsenz fast nie in den Lafayette Park kamen. Und diese Präsenz war heute aus naheliegenden Gründen noch stärker und wachsamer als sonst. Staatsbankette machten alle nervös. Wenn ein Staatschef erschossen wurde, entging niemand seiner Verantwortung. Köpfe und Pensionen rollten.
Aber Stone war nicht hergekommen, um über solche Dinge nachzudenken. Er war hier, um ein letztes Mal den Lafayette Park zu besuchen. In zwei Tagen würde er zu seiner einmonatigen Trainingseinheit abreisen. Dann ging es nach Mexiko. Er hatte bereits einen Entschluss gefasst. Er würde seinen Freunden, den Mitgliedern des Camel Club, nichts davon erzählen. Wenn er es doch tat, würden sie vielleicht die Wahrheit spüren, und daraus konnte nichts Gutes erwachsen. Er hatte es verdient, geopfert zu werden, sie nicht.
Wieder atmete er tief ein und sah sich um. Er lächelte, als er den Gingkobaum in der Nähe der Jackson- Statue sah. Er stand gegenüber von dem Ahorn, der gerade gepflanzt worden war. Als Stone zum ersten Mal in diesen Park gekommen war, war Herbst gewesen, und die Gingkoblätter hatten in einem prachtvollen Hellgelb geleuchtet. Es war großartig gewesen. In der ganzen Stadt gab es Gingkobäume, aber der hier war der einzige im Park. Gingkos konnten über tausend Jahre alt werden. Stone fragte sich, wie dieser Ort in einem Jahrtausend aussehen würde. Würde der Gingko noch hier stehen? Und das große weiße Gebäude auf der anderen Straßenseite?
Er wollte diesen Ort gerade zum letzten Mal verlassen, als seine Aufmerksamkeit sich auf die Fahrzeugkolonne richtete.
KAPITEL 4
Es waren der Klang starker Motoren, blitzende Lichter und Sirenen, die Stone aufgeschreckt hatten. Er beobachtete, wie die Fahrzeugkolonne des Premierministers an der unteren Seite des Weißen Hauses losfuhr und Kurs auf das Blair House nahm. Das Gebäude, das eigentlich aus drei zusammengefügten Stadthäusern bestand, war trügerisch groß. Es hatte sogar mehr Grundfläche als das Weiße Haus und befand sich unmittelbar westlich vom Park, an der Pennsylvania Avenue, gegenüber vom geradezu monströs großen Old Executive Office Building, in dem die Stäbe des Präsidenten und des Vizepräsidenten Büros unterhielten. Stone war überrascht, dass der Secret Service die Gegend nicht geräumt hatte, bevor der Fahrzeugkonvoi sich in Bewegung gesetzt hatte.
Wieder schaute er sich um. Die Frau war jetzt wach und sprach in ihr Handy. Der Mann im Anzug verweilte noch immer bei der Von-Steuben-Statue und hatte Stone den Rücken zugedreht. Der Jogger näherte sich der Jackson-Statue. Das Bandenmitglied schlenderte noch immer durch den Lafayette, obwohl der Park so groß nun auch wieder nicht war. Er hätte ihn mittlerweile durchquert haben müssen.
Irgendetwas stimmte nicht.
Stone beschloss, zuerst nach links zu gehen. Obwohl er nicht mehr als Protestler hier war, betrachtete er den Lafayette Park mittlerweile als seine Heimat, die es gegen Bedrohungen zu verteidigen galt. Selbst seine unmittelbar bevorstehende Abreise nach Mexiko hatte daran nichts geändert. Zwar fühlte er sich noch nicht bedroht, hatte aber das Gefühl, dass sich das schnell ändern könnte.
Er blickte zu dem Jogger hinüber, der sich schräg gegenüber von ihm auf der anderen Seite des Parks befand. Der Mann war stehen geblieben und fingerte an seinem iPod herum. Stones Blick glitt zu der Frau auf der Bank. Sie steckte gerade ihr Handy ein.
Stone ging weiter zur Statue des französischen Generals Comte de Rochambeau in der südwestlichen Ecke des Parks. Mittlerweile postierten sich an der angrenzenden Kreuzung des Jackson Place und der Pennsylvania Avenue Sicherheitsteams und bildeten Wälle aus Kevlar und Maschinenpistolen, während sie auf die Ankunft des Premierministers warteten. Als Stone weiterging, kam ihm das Gangmitglied entgegen. Der Mann schien in Treibsand zu gehen; er bewegte sich, kam aber nicht von der Stelle. Und er trug eine Waffe unter seiner Jacke: Stone konnte selbst im Dunkeln die schwere, aber vertraute Delle im Stoff sehen.
Ganz schön mutig, überlegte er. Man kam nicht bewaffnet hierher, es sei denn, man legte es darauf an, dass ein Scharfschütze auf einem Dach das Schlimmste annahm, was dazu führte, dass der nächste Angehörige nach der Beerdigung vielleicht eine offizielle Entschuldigung erhielt.
Warum sollte dieser Mann sein Leben aufs Spiel setzen?
Stone schätzte die mögliche Schussbahn vom Bandenmitglied zu der Stelle ab, an der der Premierminister das Blair House betreten würde. Wenn das Bandenmitglied keine Waffe hatte, die den Gesetzen der Physik trotzen konnte, indem sie um Ecken schoss, gab es keine.
Stone richtete den Blick auf den Mann im Anzug an der nordwestlichen Ecke des Parks, der noch immer die Statue betrachtete, was normalerweise höchstens eine Minute dauern würde. Warum kam er überhaupt zu dieser Stunde hierher, um sich die Statue anzuschauen? Stone musterte die Aktentasche, die der Mann bei sich trug. Wegen der Entfernung konnte Stone die Tasche nicht allzu deutlich sehen, aber sie kam ihm groß genug vor, dass eine kleine Bombe darin untergebracht sein konnte. Doch die Entfernung zwischen dem möglichen Bombenattentäter und dem Premierminister machte jeden Attentatsversuch von vornherein zunichte.
Die Wagenkolonne näherte sich über die West Executive Avenue der Pennsylvania - ein Konvoi auf gepanzerten Rädern, einen halben Häuserblock lang. Auf der Pennsylvania würden sie nach links abbiegen und am Bordstein vor dem berühmten langen Rasen anhalten, der den Haupteingang zum Blair House säumte.
Stone nahm eine Bewegung rechts von sich wahr, im Park. Der Jogger war wieder unterwegs. Stone war sich nicht sicher, glaubte jedoch, dass der fettleibige Mann zu dem Anzugträger hinüberschaute.
Stones Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf die Frau. Sie war aufgestanden, hatte die Tasche über die Schulter geworfen und machte sich auf den Weg zur anderen Seite des Parks, zur St. John's Church. Stone fiel auf, dass sie ziemlich groß war und unter der Kleidung eine gute Figur machte. Er schätzte ihr Alter eher auf dreißig als auf vierzig, obwohl er wegen der schlechten Lichtverhältnisse, der Entfernung und den vielen Bäumen ihr Gesicht nicht deutlich sehen konnte.
Sein Blick glitt weiter. Auf der anderen Seite des Parks hatte der Mann im Anzug sich wieder in Bewegung gesetzt, in nördliche Richtung, zum Decatur House Museum. Stone schaute an ihm vorbei. Das Bandenmitglied beobachtete ihn jetzt, bewegte sich überhaupt nicht mehr. Stone glaubte, den Zeigefinger des Mannes zucken zu sehen, als würde er einen Abzug betätigen.
Die Fahrzeugkolonne bog auf die Pennsylvania ab und hielt vor dem Blair House. Die Tür der vorderen Stretchlimousine wurde geöffnet. Die Türen solcher Limousinen ließen sich aus offensichtlichen Gründen schnell bedienen. Man war einer Kugel, ob sie aus großer oder geringer Entfernung abgeschossen wurde, nur der kürzest möglichen Zeit ausgesetzt. An diesem Abend jedoch kam es auf Schnelligkeit nicht an.
Der untersetzte, elegant gekleidete Premierminister stieg langsam aus und humpelte, unterstützt von zwei Assistenten, bedächtig die Treppe unter dem Vordach hinauf, das schon die Köpfe so vieler Staatschefs der Erde geschützt hatte. Der linke Knöchel des Premiers war mit einem dicken Verband umwickelt. Als er zur Tür des Gebäudes ging, spähte ein Meer von Augen in jede noch so kleine Spalte, um sich zu vergewissern, dass dort keine Bedrohungen lauerten. Darunter waren auch einige Angehörige des britischen Sicherheitspersonals, doch der Schutz wurde hauptsächlich - wie bei Staatsoberhäuptern stets der Fall - vom amerikanischen Secret Service gestellt.
Wegen seiner Position konnte Stone nicht sehen, wie der Premierminister mit dem verletzten Bein zuerst aus der Limousine stieg. Seine Aufmerksamkeit blieb auf den Park gerichtet. Der Jogger bewegte sich langsam zur Mitte des Rasens. Stones Blick glitt weiter. Die Frau hatte den Park fast verlassen. Der Mann im Anzug war bereits auf dem Bürgersteig vor der H Street.
Fünf Sekunden verstrichen. Dann fiel der erste Schuss.
Das Blei, das in den Boden schlug, ließ einen Meter links von Stone eine kleine Fontäne aus Erdreich und Gras emporspritzen. Weitere Schüsse folgten. Die Projektile bohrten sich ins Gras, zerfetzten Blumenbeete und schlugen gegen Statuen.
© 2014 by Bastei Lübbe AG, Köln
Die Ironie, dass der Berg Zion das schmucke Georgetown überragte, war Stone nie entgangen. Es war noch gar nicht so lange her, dass die wohlhabenden Weißen ihre dunkleren Brüder und Schwestern hier nur geduldet hatten, wenn sie eine gestärkte Dienstmädchentracht trugen oder Getränke und Imbisse reichten und den Blick demütig auf den von ihnen selbst gebohnerten Fußboden richteten.
Draußen wurden Wagentüren geöffnet und zugeschlagen. Stone zählte drei Mal das dumpfe Geräusch. Drei Türen. Ein Trio. Männer. Sie würden keine Frau schicken, da war Stone ziemlich sicher, obwohl er dabei vielleicht einem Vorurteil seiner Generation anhing, wie ihm bewusst war.
Die Waffen waren Glocks oder Sigs, vielleicht auch Spezialanfertigungen, je nachdem, wen sie schickten. Wie dem auch sei, es würden tödliche Waffen sein, unter eleganten Anzugjacken verborgen. Im idyllischen Georgetown mit den guten Verkehrsanbindungen würden sich keine schwarz gekleideten Sturmtruppen aus lärmenden Hubschraubern abseilen. Die Extraktion würde leise vonstattengehen, um nicht den Schlaf wichtiger Leute zu stören.
Sie klopften.
Höflich.
Stone öffnete.
Um Respekt zu zeigen.
Diese Leute hegten keinen persönlichen Groll gegen ihn. Sie wussten vielleicht nicht einmal, wer er war. Es war ein Job. Stone selbst hätte diesen Job auch erledigt, obwohl er nicht angeklopft hätte. Sein Markenzeichen war stets die Überrumplung gewesen: rein, abdrücken, raus.
Ein Job.
Jedenfalls habe ich das immer so betrachtet, weil ich nicht den Mut hatte, der Wahrheit ins Gesicht zu blicken.
Als Soldat hatte Stone nie Bedenken gehabt, das Leben eines Menschen zu beenden, der versuchte, das seine auszulöschen. Krieg war Darwinismus in höchster Ausprägung; die Regeln wurden vom gesunden Menschenverstand bestimmt. Und die wichtigste Regel lautete: Töte, oder du wirst getötet.
Doch Stones Leben nach seiner militärischen Laufbahn hatte ihn so sehr verändert, dass er Machthabern, gleich welcher Art, mit beständigem Misstrauen begegnete.
Nun stand er auf der Schwelle, das Licht in der Hütte in seinem Rücken. Er selbst hätte diesen Augenblick gewählt, um abzudrücken, hätte er den Finger am Abzug gehabt. Schnell, sauber, keine Gefahr, das Ziel zu verfehlen.
Okay. Er hatte ihnen diese Chance gegeben. Sie hatten sie nicht genutzt. Also würden sie ihn nicht töten.
Es waren vier Männer, wie Stone erst jetzt bemerkte. Er war ein bisschen besorgt, dass seine Beobachtungen fehlerhaft gewesen waren. Das wäre ihm früher nicht passiert.
Der Anführer war ein schlanker Bursche, eins fünfundsiebzig groß, mit kurzem Haar und wachen, aufmerksamen Augen, die alles registrierten, aber nichts verrieten. Er deutete zu dem Fahrzeug, das am Tor stand, ein schwarzer Escalade. Es hatte Zeiten gegeben, da hätte man ein Riesenaufgebot an erstklassigen Killern zu Stone geschickt, die gleichzeitig über Land, See und durch die Luft gekommen wären. Diese Tage waren offensichtlich vorbei. Vier Typen in Anzügen und auf Steroiden in einem Cadillac genügten.
Es wurden keine überflüssigen Worte gewechselt.
Stone wurde fachmännisch durchsucht und in den Wagen gedrängt. Dann saß er auf der Rückbank zwischen zweien der vier Männer. Er konnte ihre muskulösen Arme spüren, die sich gegen seinen Oberkörper drückten. Die Männer waren angespannt, bereit, jeden seiner Versuche abzuwehren, an ihre Waffen zu kommen.
Doch Stone dachte nicht daran, einen solchen Versuch zu unternehmen. Nicht, wo er vier zu eins in der Unterzahl war. Das würde ihm nur ein geschwärztes Tattoo auf der Stirn einbringen, ein drittes Auge als Belohnung für seine tödliche Fehleinschätzung. Vor dreißig Jahren hätte er diese Männer wahrscheinlich geschafft - bessere als die hier, wesentlich bessere. Aber diese Zeiten waren lange vorbei.
»Wohin?«, fragte er. Er erwartete keine Antwort und erhielt auch keine.
Minuten später stand er allein vor einem Gebäude, das fast jeder Amerikaner auf den ersten Blick erkennen würde. Er stand nicht lange dort. Weitere Männer tauchten auf, höherrangige als die, die ihn gerade abgesetzt hatten. Er befand sich nun im inneren Kreis. Das Personal wurde umso qualifizierter, je näher man dem Zentrum kam.
Sie führten ihn über einen Gang mit zahlreichen Türen, die allesamt geschlossen waren, was aber nicht an der späten Stunde lag. Dieser Ort schlief nie.
Eine weitere Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen. Stone war allein, blieb es aber nicht lange, denn in einem anderen Teil des Raumes wurde eine andere Tür geöffnet, und ein Mann trat ein. Er blickte Stone nicht an, bedeutete ihm jedoch, Platz zu nehmen.
Stone setzte sich.
Der Mann trat hinter seinen Schreibtisch und setzte sich ebenfalls.
Stone war inoffizieller Besucher. Normalerweise wurde in einem Protokoll jede Person verzeichnet, die diesen Raum betrat, aber nicht heute Abend. Nicht er.
Der Mann war leger gekleidet: Khakihose, ein Hemd ohne Krawatte, Slipper. Er setzte eine Brille auf, raschelte mit Papieren auf seinem Schreibtisch. Eine einsame Lampe leuchtete neben ihm.
Stone betrachtete den Mann. Er sah konzentriert und entschlossen aus. Das musste er auch sein, wenn er an diesem Ort überleben wollte. Wenn er mit dem unmöglichsten Job auf diesem Planeten klarkommen wollte.
Er legte die Papiere wieder hin, schob die Brille hoch und runzelte die faltige Stirn.
»Wir haben ein Problem«, sagte James Brennan, Präsident der Vereinigten Staaten. »Und wir brauchen Ihre Hilfe.«
KAPITEL 2
Stone war überrascht, ließ es sich aber nicht anmerken. Erstaunen zu zeigen war in Situationen wie diesen niemals ratsam. »Ein Problem womit?«
»Mit den Russen.«
»Verstehe.« Das ist nichts Neues. Wir haben oft Probleme mit den Russen.
»Sie waren dort«, fuhr der Präsident fort. Es war keine Frage.
»Oft.«
»Sie sprechen die Sprache.« Erneut keine Frage, also schwieg Stone. »Sie kennen ihre Taktiken.«
»Ich habe sie früher gekannt. Ist lange her.«
Brennan lächelte grimmig. »Das ist genauso wie mit Frisuren oder mit der Kleidung. Wenn man lange genug dabeibleibt, kommt jeder Stil zurück. Offensichtlich gilt das auch für Spionagetechniken.« Der Präsident lehnte sich zurück und legte die Beine auf den Schreibtisch, den Königin Victoria den Vereinigten Staaten Ende des
19. Jahrhunderts geschenkt hatte. Rutherford B. Hayes hatte als erster Präsident hinter diesem Schreibtisch gesessen, Brennan als bislang letzter. »Die Russen haben ein Netzwerk aus Spionageringen in den USA etabliert. Das FBI hat mehrere Agenten verhaftet und mehrere Netzwerke infiltriert, aber es gibt noch einige, über die wir keine Informationen haben. «
»Staaten spionieren einander ständig aus«, sagte Stone. »Es würde mich überraschen, wenn wir bei den Russen keine Geheimdienstoperationen laufen hätten.«
»Darum geht es nicht.«
»Na schön«, sagte Stone, obwohl er der Ansicht war, dass es genau darum ging.
»Die russischen Kartelle kontrollieren sämtliche bedeutenden Pipelines des Drogenhandels in der östlichen Hemisphäre. Es geht um gewaltige Summen.«
Stone nickte. Das war ihm bekannt.
»Und jetzt kontrollieren sie den Drogenhandel in der westlichen Hemisphäre ebenfalls.«
Das war Stone neu. »Wie ich hörte, haben die Mexikaner die Kolumbianer hinausgedrängt.«
Brennan nickte. Stone erkannte am müden Gesichtsausdruck des Präsidenten, über wie vielen Einsatzprotokollen er an diesem Tag gebrütet hatte, um dieses und ein Dutzend andere brisante Themen zu verstehen. Das Präsidentenamt saugte aus jedem, der diesen Job anständig erledigen wollte, jedes Quäntchen körperlicher und geistiger Energie.
»Die Wege sind wichtiger als das Produkt, das haben sie endlich herausgefunden«, sagte Brennan. »Man kann das Scheißzeug überall herstellen, entscheidend ist, es zum Käufer zu schaffen. Und in diesem Teil der Welt sind Amerikaner die Käufer. Die Russen haben unseren südlichen Nachbarn in den Arsch getreten, Stone. Sie haben sich den Weg an die Spitze hinaufgemordet, -gebombt, -gefoltert und -bestochen, mit dem Ergebnis, dass sie jetzt mindestens neunzig Prozent des Geschäfts kontrollieren. Und das ist ein großes Problem.«
»Wie ich hörte, ist Carlos Montoya ...«
Der Präsident wischte den Kommentar ungeduldig beiseite. »Das schreiben die Zeitungen. Fox und CNN berichten darüber, die Experten konzentrieren sich darauf, aber Montoya ist erledigt. Er war der Schlimmste von dem ganzen Abschaum in Mexiko. Er hat zwei seiner eigenen Brüder getötet, um die Kontrolle über das Familienunternehmen an sich zu reißen, und doch war er den Russen nicht annähernd ebenbürtig. Unsere Geheimdienstinformationen lassen darauf schließen, dass er liquidiert wurde. In der Drogenwelt kann man sich keine Skrupel leisten.«
»Verstehe«, sagte Stone.
»Solange wir es mit den mexikanischen Kartellen zu tun hatten, sind wir damit klargekommen. Zumindest hat diese Sache nicht die nationale Sicherheit gefährdet. Wir konnten an unseren Grenzen und in den Ballungszentren dagegen ankämpfen. Die Kartelle hatten die Metropolen vor allem durch Bandenkriege infiltriert. Bei den Russen ist es etwas anderes.«
»Sie meinen, es gibt eine Verbindung zwischen den Spionageringen und den Kartellen?«
Brennan musterte Stone; vielleicht war er überrascht, dass er die Zusammenhänge so schnell erkannt hatte. »Wir nehmen jedenfalls an, dass eine solche Verbindung besteht. Wir gehen sogar davon aus, dass die russische Regierung und die russischen Drogenkartelle ein und dasselbe sind.«
»Eine sehr unangenehme Schlussfolgerung.«
»Aber die vermutlich richtige. Illegale Drogen sind einer der Exportschlager Russlands. Die Russen stellen sie in den alten sowjetischen Labors her und verschiffen sie auf unterschiedliche Weise in alle Welt. Sie bezahlen die Leute, die sie bezahlen müssen, und töten diejenigen, die sie nicht bestechen können. Es geht um Hunderte von Milliarden Dollar. Eine gigantische Summe, an der die Regierung gern ihren Anteil hätte. Und das ist nicht der einzige Bestandteil der Gleichung.«
»Sie meinen, je mehr Drogen die Russen bei uns verkaufen, desto schwächer werden die USA? Die Drogen ziehen Geld und Gehirnzellen ab. Sie erhöhen sowohl die Kleinkriminalität als auch das Kapitalverbrechen, beanspruchen unsere Ressourcen und verlagern Aktivposten von produktiven Bereichen zu unproduktiven. «
Erneut musterte Brennan sein Gegenüber aufgrund dessen gekonnter Ausdrucksweise. »Stimmt. Und die Russen wissen einiges über die Macht der Sucht. Drogen- und Alkoholmissbrauch sind in Russland weit verbreitet. Jedenfalls, wir haben absichtliche und verstärkte Bemühungen der Russen festgestellt, die USA mit Drogen zu überschwemmen.« Brennan lehnte sich zurück. »Und es gibt einen weiteren offensichtlichen Faktor, der alles noch viel komplizierter macht.«
»Die Russen sind eine Atommacht«, erklärte Stone. »Sie haben genauso viele Sprengköpfe wie wir.«
Der Präsident nickte. »Sie wollen wieder in der höchsten Liga mitspielen. Vielleicht wollen sie die einzige Supermacht sein und an unsere Stelle treten. Darüber hinaus haben sie großen Einfluss im Nahen und Fernen Osten. Selbst die Chinesen und Israelis fürchten sie, und sei es nur, weil sie unberechenbar sind. Die Balance gerät aus dem Gleichgewicht.«
»Na schön. Warum ich?«
»Die Russen sind zu den Taktiken der alten Schule zurückgekehrt, Stone. Zu denen aus Ihrer Zeit.«
»So alt bin ich nun auch wieder nicht. Gibt es bei der Agency keine Spione aus meiner Zeit mehr?«
»Nein. Vor dem 11. September gab es einen Einstellungsstopp, und jede Menge älteres Personal ist freiwillig oder unfreiwillig in den Ruhestand gegangen. Nachdem die Flugzeuge in die Twin Towers gerast sind, gab es eine beträchtliche Aufstockung. Das Ergebnis ist, dass drei Viertel der CIA heute aus Leuten in den Zwanzigern besteht. Über Russland wissen sie nur, dass es dort kalt ist und dass man dort guten Wodka brennt. Aber Sie, Stone, kennen Russland. Sie kennen sich mit den Schützengräben der Spionage besser aus als die meisten Leute, die in Langley in den Büros der Führungskräfte sitzen.« Er hielt kurz inne. »Und wir alle wissen, dass Sie besondere Fähigkeiten haben, die Ihnen einzubläuen die USA viel Geld gekostet hat.«
Der Schuldfaktor. Interessant.
»Aber meine Kontakte gibt es nicht mehr. Tot.«
»Das ist sogar ein Vorteil. Sie ziehen als unbeschriebenes Blatt los.«
»Wie fangen wir an?«
»Indem Sie inoffiziell zu uns zurückkehren. Sie bekommen eine Ausbildung, die Sie auf den neuesten Stand bringen wird. Ich gehe davon aus, dass Sie in einem Monat bereit sein werden, die USA zu verlassen.«
»Und nach Russland zu gehen?«
»Nein, nach Mexiko und Südamerika. Wir brauchen Sie dort, wo die Drogen durchgeschleust werden. Das wird harte Arbeit und nicht ungefährlich. Aber das muss ich Ihnen ja nicht sagen.« Er hielt inne. Sein Blick glitt über Stones kurz geschnittenes weißes Haar.
Es bereitete Stone keine Mühe, diesen Blick zu interpretieren. »Ich bin nicht mehr so jung, wie ich mal war.«
»Das ist keiner von uns.«
Stone nickte. Er dachte bereits über die Konsequenzen des Gesprächs nach. Eigentlich hatte er nur eine Frage. »Warum?«
»Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. In vieler Hinsicht sind Sie der Beste, den wir haben. Und das Problem ist sehr real und wird schlimmer.«
»Kann ich den Rest auch noch hören?«
»Den Rest wovon?«
»Weshalb ich wirklich hier bin.«
»Ich verstehe nicht«, erwiderte Brennan leicht gereizt. »Ich dachte, ich hätte mich deutlich ausgedrückt.«
»Als ich das letzte Mal hier war, habe ich Ihnen einiges klipp und klar gesagt und anderes durchblicken lassen.«
Der Präsident reagierte nicht.
»Dann haben Sie mir die Ehrenmedaille angeboten.«
»Und Sie haben abgelehnt«, sagte Brennan. »Das war vermutlich eine Premiere in der Geschichte der Vereinigten Staaten.«
»Man muss ablehnen, was man nicht verdient.«
»Unsinn. Sie hätten die Ehrenmedaille allein schon wegen Ihrer Taten auf dem Schlachtfeld verdient.«
»Auf dem Schlachtfeld, vielleicht. Aber insgesamt gesehen habe ich sie nicht verdient. Und bei so einer Ehre muss man alles berücksichtigen. Ich glaube, deshalb bin ich in Wirklichkeit hier.«
Die beiden Männer starrten einander über die Breite des alten Schreibtisches an. Die Miene des Präsidenten verriet, dass er genau wusste, was »alles« bedeutete. Ein Mann namens Carter Gray. Und ein Mann namens Roger Simpson. Beides prominente Amerikaner. Beides Freunde des Präsidenten. Und beide tot - getötet von Oliver Stone. Er hatte gute Gründe gehabt, aber es gab keine legale oder moralische Entschuldigung. Das hatte er allerdings schon gewusst, als er auf die beiden Männer geschossen hatte.
Es hat mich trotzdem nicht davon abgehalten. Denn wenn jemand den Tod verdient hatte, dann diese beiden.
»Sie haben mir das Leben gerettet«, sagte Brennan.
»Und zwei andere Leben genommen.«
Der Präsident stand abrupt auf, ging zum Fenster und blickte hinaus.
»Gray wollte mich töten«, sagte er.
»Ja.«
»Also stört es mich nicht so sehr, dass Sie ihn erschossen haben, wie es mich normalerweise gestört hätte, um es offen zu sagen.«
»Und Simpson?«
Der Präsident drehte sich um und musterte Stone. »Ich habe Nachforschungen über ihn anstellen lassen. Ich kann verstehen, warum Sie den Mann eliminieren wollten. Aber niemand ist eine Insel, Stone. Und kaltblütiger Mord ist in einer zivilisierten Welt nicht hinnehmbar. «
»Wenn er nicht von den entsprechenden Stellen autorisiert wurde«, stellte Stone klar. »Von Leuten, die auf dem Stuhl gesessen haben, auf dem Sie nun sitzen.«
Brennan schaute zu seinem Schreibtischstuhl; dann wandte er den Blick ab. »Das ist eine gefährliche Mission, Stone. Sie bekommen jede Hilfe, die Sie brauchen, um sie erfolgreich abzuschließen. Aber es gibt keine Garantien.«
»Die gibt es nie.«
Der Präsident setzte sich wieder und legte die Fingerspitzen aneinander, als wollte er eine Art Schild zwischen sich und dem anderen Mann bilden.
»Das ist meine Buße, nicht wahr?«, fuhr Stone fort, als Brennan schwieg.
Der Präsident senkte die Hände.
»Das ist meine Buße«, wiederholte Stone. »Statt einer Gerichtsverhandlung, die niemand will, weil zu viele unerfreuliche Wahrheiten über die Regierung ans Licht kämen und der Ruf gewisser verstorbener Staatsdiener befleckt würde. Und Sie sind nicht der Mann, der meine Exekution befehlen würde, da zivilisierte Menschen ihre Meinungsverschiedenheiten nicht auf diese Art und Weise austragen.«
»Sie nehmen kein Blatt vor den Mund«, sagte Brennan.
»Aber es stimmt, was ich sage.«
»Ich glaube, Sie verstehen mein Dilemma.«
»Entschuldigen Sie sich nicht dafür, dass Sie ein Gewissen haben, Sir. Ich habe anderen Männern in Ihrem Amt gedient, die keine Spur davon hatten.«
»Wenn Sie scheitern, scheitern Sie. Die Russen sind so skrupellos, wie man es sich nur vorstellen kann. Sie wissen das besser als die meisten anderen.«
»Und wenn ich Erfolg habe?«
»Müssen Sie nie mehr befürchten, dass die Regierung noch einmal an Ihre Tür klopft.« Er beugte sich vor. »Akzeptieren Sie?«
Stone nickte und stand auf. »Ja.« An der Tür blieb er stehen. »Sollte ich nicht zurückkommen, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie meine Freunde wissen ließen, dass ich im Dienst für mein Land gestorben bin.«
Der Präsident nickte.
»Danke«, sagte Oliver Stone.
KAPITEL 3
Am nächsten Abend stand Stone da, wo er seit Jahrzehnten immer wieder gestanden hatte, im sieben Morgen großen Lafayette Park gegenüber vom Weißen Haus. Ursprünglich hatte man ihn den Präsidentenpark genannt, doch nun umfasste diese Bezeichnung das Gelände des Weißen Hauses, den Lafayette Park selbst und die Ellipse, ein Grundstück von zweiundfünfzig Morgen auf der Südseite des Weißen Hauses. Der Lafayette Park hatte einst zum eigentlichen Gelände des Weißen Hauses gehört, war aber von diesem majestätischen Besitz abgetrennt worden, als Präsident Thomas Jefferson die Pennsylvania Avenue hatte anlegen lassen.
Der Park hatte im Laufe zweier Jahrhunderte vielerlei Verwendungszwecke gefunden. Er war als Friedhof genutzt worden, als Sklavenmarkt, sogar als Rennstrecke. Außerdem war er bekannt dafür, dass es hier mehr Eichhörnchen pro Quadratmeter gab als an jedem anderen Ort auf Erden. Bis zum heutigen Tag wusste niemand, warum das so war.
Das Gelände hatte sich dramatisch verändert, seit Stone zum ersten Mal sein Schild mit der Aufschrift Ich will die Wahrheit in den Boden gerammt hatte. Doch die Dauerprotestler von damals, ihre zerlumpten Zelte und ihre Fahnen und Spruchbänder waren verschwunden. Die prachtvolle Pennsylvania Avenue vor dem Weißen Haus war seit dem Bombenattentat von Oklahoma City für den Fahrzeugverkehr gesperrt.
Die Menschen, Institutionen und Staaten hatten Angst. Stone konnte es ihnen nicht verdenken. Würde Franklin Roosevelt noch leben und wieder im Weißen Haus regieren, würde er vielleicht seinen berühmten Ausspruch zitieren: »Das Einzige, was wir zu fürchten haben, ist die Furcht selbst.« Aber selbst diese Worte wären vielleicht nicht genug gewesen. Der Schwarze Mann schien den Krieg der Wahrnehmung im Herzen und Verstand der Bürgerschaft zu gewinnen.
Stone warf einen Blick zur Mitte des Parks, zur Reiterstatue von Andrew Jackson, dem Helden der Schlacht von New Orleans und siebenten Präsidenten der USA. Jackson saß auf einem Giebel aus majestätischem Marmor aus Tennessee. Es war das erste Bronzestandbild eines Mannes auf einem Pferd, das je in den Vereinigten Staaten gegossen worden war. Das Monument wurde von einem niedrigen gusseisernen Zaun umschlossen, hinter dem sich mehrere antike Kanonen befanden. Vier weitere Statuen, die ausländische Helden des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges darstellten, standen auf den Ecken der Rasenfläche.
Hinter dem Jackson-Denkmal waren farbenfrohe Blumenbeete angelegt und ein großer Ahorn gepflanzt worden. Gelbes Band war an biegsamen Pfosten befestigt, die in drei Metern Entfernung von dem Baum in den Boden eingelassen waren, damit niemand in das tiefe Loch fallen konnte, das einen Meter größer als der riesige Wurzelballen war. Neben dem Loch hatte man blaue Folien ausgebreitet, auf denen sich das ausgehobene Erdreich häufte.
Stones Blick fiel auf erhöhte Stellen auf dem Gelände, von denen er wusste, dass dort Scharfschützen postiert waren, auch wenn er sie nicht sehen konnte. Er ging davon aus, dass einige von ihnen Zielübungen mit seinem Kopf veranstalteten.
Jetzt bitte nicht mit dem Zeigefinger abrutschen, meine Herren. Ich mag mein Gehirn genau da, wo es ist.
Das Staatsbankett im Weißen Haus ging langsam zu Ende, und die ersten wohlgesättigten Promis verließen das »Peoples House«. Einer dieser Gäste war der britische Premierminister. Die Fahrzeugkolonne wartete bereits auf ihn und würde ihn das kurze Stück zum Blair House fahren, der Residenz für Würdenträger, die zu Besuch weilten. Sie befand sich auf der linken Seite des Parks. Es wäre nur ein kurzer Spaziergang gewesen, doch Stone vermutete, dass Regierungschefs nirgendwo mehr sicher zu Fuß gehen konnten. Auch für sie hatte die Welt sich schon lange verändert.
Stone drehte den Kopf und sah eine Frau, die auf einer Bank neben dem ovalen Brunnen auf der rechten Seite des Parks saß, auf halber Strecke zwischen Jack- son und der Statue des polnischen Generals Tadeusz Kos´ciuszko, der vor mehr als zweihundert Jahren den englischen Kolonien geholfen hatte, sich von der britischen Herrschaft zu befreien. Die Ironie, dass der Regierungschef ebendieser Monarchie nun in einem Gebäude weilte, von dem aus man das Monument sehen konnte, entging Stone keineswegs.
Die Frau trug eine schwarze Hose und einen dünnen weißen Mantel. Neben ihr stand eine große Tasche auf der Bank. Sie schien zu dösen.
Seltsam, dachte Stone. Niemand döste zu dieser Nachtzeit im Lafayette-Park vor sich hin.
Sie war nicht die einzige Person im Park. Als Stone zu den Bäumen am nordwestlichen Ende des Park schaute, erspähte er einen Mann in einem Anzug. Er trug eine Aktentasche und hatte Stone den Rücken zugewandt. Der Mann blieb stehen, um die Statue des deutschen Heeresoffiziers Friedrich Wilhelm von Steuben zu betrachten, der ebenfalls den Kolonisten geholfen hatte, den verrückten König George in das monarchische Hinterteil zu treten.
Und dann bemerkte Stone einen kleinen Mann mit einem gewaltigen Bauch, der den Park vom oberen Ende betrat, wo sich die St. John's Church befand. Er trug Joggingkleidung, obwohl er aussah, als könne er nicht mal schnell gehen, ohne mit einem Herzkasper zusammenzubrechen. An einem Gürtel um seinen Wanst war etwas befestigt, das wie ein iPod aussah, und er trug Ohrstöpsel.
Und da war ein vierter Besucher im Park. Er sah aus wie das Mitglied einer Straßengang: tief hängende Jeans, dunkle Pudelmütze, Muscleshirt, Tarnanzugjacke, Springerstiefel. Der Bursche schlenderte gemächlich durch den Park, was ebenfalls seltsam war, da Gangmitglieder wegen der starken Polizeipräsenz fast nie in den Lafayette Park kamen. Und diese Präsenz war heute aus naheliegenden Gründen noch stärker und wachsamer als sonst. Staatsbankette machten alle nervös. Wenn ein Staatschef erschossen wurde, entging niemand seiner Verantwortung. Köpfe und Pensionen rollten.
Aber Stone war nicht hergekommen, um über solche Dinge nachzudenken. Er war hier, um ein letztes Mal den Lafayette Park zu besuchen. In zwei Tagen würde er zu seiner einmonatigen Trainingseinheit abreisen. Dann ging es nach Mexiko. Er hatte bereits einen Entschluss gefasst. Er würde seinen Freunden, den Mitgliedern des Camel Club, nichts davon erzählen. Wenn er es doch tat, würden sie vielleicht die Wahrheit spüren, und daraus konnte nichts Gutes erwachsen. Er hatte es verdient, geopfert zu werden, sie nicht.
Wieder atmete er tief ein und sah sich um. Er lächelte, als er den Gingkobaum in der Nähe der Jackson- Statue sah. Er stand gegenüber von dem Ahorn, der gerade gepflanzt worden war. Als Stone zum ersten Mal in diesen Park gekommen war, war Herbst gewesen, und die Gingkoblätter hatten in einem prachtvollen Hellgelb geleuchtet. Es war großartig gewesen. In der ganzen Stadt gab es Gingkobäume, aber der hier war der einzige im Park. Gingkos konnten über tausend Jahre alt werden. Stone fragte sich, wie dieser Ort in einem Jahrtausend aussehen würde. Würde der Gingko noch hier stehen? Und das große weiße Gebäude auf der anderen Straßenseite?
Er wollte diesen Ort gerade zum letzten Mal verlassen, als seine Aufmerksamkeit sich auf die Fahrzeugkolonne richtete.
KAPITEL 4
Es waren der Klang starker Motoren, blitzende Lichter und Sirenen, die Stone aufgeschreckt hatten. Er beobachtete, wie die Fahrzeugkolonne des Premierministers an der unteren Seite des Weißen Hauses losfuhr und Kurs auf das Blair House nahm. Das Gebäude, das eigentlich aus drei zusammengefügten Stadthäusern bestand, war trügerisch groß. Es hatte sogar mehr Grundfläche als das Weiße Haus und befand sich unmittelbar westlich vom Park, an der Pennsylvania Avenue, gegenüber vom geradezu monströs großen Old Executive Office Building, in dem die Stäbe des Präsidenten und des Vizepräsidenten Büros unterhielten. Stone war überrascht, dass der Secret Service die Gegend nicht geräumt hatte, bevor der Fahrzeugkonvoi sich in Bewegung gesetzt hatte.
Wieder schaute er sich um. Die Frau war jetzt wach und sprach in ihr Handy. Der Mann im Anzug verweilte noch immer bei der Von-Steuben-Statue und hatte Stone den Rücken zugedreht. Der Jogger näherte sich der Jackson-Statue. Das Bandenmitglied schlenderte noch immer durch den Lafayette, obwohl der Park so groß nun auch wieder nicht war. Er hätte ihn mittlerweile durchquert haben müssen.
Irgendetwas stimmte nicht.
Stone beschloss, zuerst nach links zu gehen. Obwohl er nicht mehr als Protestler hier war, betrachtete er den Lafayette Park mittlerweile als seine Heimat, die es gegen Bedrohungen zu verteidigen galt. Selbst seine unmittelbar bevorstehende Abreise nach Mexiko hatte daran nichts geändert. Zwar fühlte er sich noch nicht bedroht, hatte aber das Gefühl, dass sich das schnell ändern könnte.
Er blickte zu dem Jogger hinüber, der sich schräg gegenüber von ihm auf der anderen Seite des Parks befand. Der Mann war stehen geblieben und fingerte an seinem iPod herum. Stones Blick glitt zu der Frau auf der Bank. Sie steckte gerade ihr Handy ein.
Stone ging weiter zur Statue des französischen Generals Comte de Rochambeau in der südwestlichen Ecke des Parks. Mittlerweile postierten sich an der angrenzenden Kreuzung des Jackson Place und der Pennsylvania Avenue Sicherheitsteams und bildeten Wälle aus Kevlar und Maschinenpistolen, während sie auf die Ankunft des Premierministers warteten. Als Stone weiterging, kam ihm das Gangmitglied entgegen. Der Mann schien in Treibsand zu gehen; er bewegte sich, kam aber nicht von der Stelle. Und er trug eine Waffe unter seiner Jacke: Stone konnte selbst im Dunkeln die schwere, aber vertraute Delle im Stoff sehen.
Ganz schön mutig, überlegte er. Man kam nicht bewaffnet hierher, es sei denn, man legte es darauf an, dass ein Scharfschütze auf einem Dach das Schlimmste annahm, was dazu führte, dass der nächste Angehörige nach der Beerdigung vielleicht eine offizielle Entschuldigung erhielt.
Warum sollte dieser Mann sein Leben aufs Spiel setzen?
Stone schätzte die mögliche Schussbahn vom Bandenmitglied zu der Stelle ab, an der der Premierminister das Blair House betreten würde. Wenn das Bandenmitglied keine Waffe hatte, die den Gesetzen der Physik trotzen konnte, indem sie um Ecken schoss, gab es keine.
Stone richtete den Blick auf den Mann im Anzug an der nordwestlichen Ecke des Parks, der noch immer die Statue betrachtete, was normalerweise höchstens eine Minute dauern würde. Warum kam er überhaupt zu dieser Stunde hierher, um sich die Statue anzuschauen? Stone musterte die Aktentasche, die der Mann bei sich trug. Wegen der Entfernung konnte Stone die Tasche nicht allzu deutlich sehen, aber sie kam ihm groß genug vor, dass eine kleine Bombe darin untergebracht sein konnte. Doch die Entfernung zwischen dem möglichen Bombenattentäter und dem Premierminister machte jeden Attentatsversuch von vornherein zunichte.
Die Wagenkolonne näherte sich über die West Executive Avenue der Pennsylvania - ein Konvoi auf gepanzerten Rädern, einen halben Häuserblock lang. Auf der Pennsylvania würden sie nach links abbiegen und am Bordstein vor dem berühmten langen Rasen anhalten, der den Haupteingang zum Blair House säumte.
Stone nahm eine Bewegung rechts von sich wahr, im Park. Der Jogger war wieder unterwegs. Stone war sich nicht sicher, glaubte jedoch, dass der fettleibige Mann zu dem Anzugträger hinüberschaute.
Stones Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf die Frau. Sie war aufgestanden, hatte die Tasche über die Schulter geworfen und machte sich auf den Weg zur anderen Seite des Parks, zur St. John's Church. Stone fiel auf, dass sie ziemlich groß war und unter der Kleidung eine gute Figur machte. Er schätzte ihr Alter eher auf dreißig als auf vierzig, obwohl er wegen der schlechten Lichtverhältnisse, der Entfernung und den vielen Bäumen ihr Gesicht nicht deutlich sehen konnte.
Sein Blick glitt weiter. Auf der anderen Seite des Parks hatte der Mann im Anzug sich wieder in Bewegung gesetzt, in nördliche Richtung, zum Decatur House Museum. Stone schaute an ihm vorbei. Das Bandenmitglied beobachtete ihn jetzt, bewegte sich überhaupt nicht mehr. Stone glaubte, den Zeigefinger des Mannes zucken zu sehen, als würde er einen Abzug betätigen.
Die Fahrzeugkolonne bog auf die Pennsylvania ab und hielt vor dem Blair House. Die Tür der vorderen Stretchlimousine wurde geöffnet. Die Türen solcher Limousinen ließen sich aus offensichtlichen Gründen schnell bedienen. Man war einer Kugel, ob sie aus großer oder geringer Entfernung abgeschossen wurde, nur der kürzest möglichen Zeit ausgesetzt. An diesem Abend jedoch kam es auf Schnelligkeit nicht an.
Der untersetzte, elegant gekleidete Premierminister stieg langsam aus und humpelte, unterstützt von zwei Assistenten, bedächtig die Treppe unter dem Vordach hinauf, das schon die Köpfe so vieler Staatschefs der Erde geschützt hatte. Der linke Knöchel des Premiers war mit einem dicken Verband umwickelt. Als er zur Tür des Gebäudes ging, spähte ein Meer von Augen in jede noch so kleine Spalte, um sich zu vergewissern, dass dort keine Bedrohungen lauerten. Darunter waren auch einige Angehörige des britischen Sicherheitspersonals, doch der Schutz wurde hauptsächlich - wie bei Staatsoberhäuptern stets der Fall - vom amerikanischen Secret Service gestellt.
Wegen seiner Position konnte Stone nicht sehen, wie der Premierminister mit dem verletzten Bein zuerst aus der Limousine stieg. Seine Aufmerksamkeit blieb auf den Park gerichtet. Der Jogger bewegte sich langsam zur Mitte des Rasens. Stones Blick glitt weiter. Die Frau hatte den Park fast verlassen. Der Mann im Anzug war bereits auf dem Bürgersteig vor der H Street.
Fünf Sekunden verstrichen. Dann fiel der erste Schuss.
Das Blei, das in den Boden schlug, ließ einen Meter links von Stone eine kleine Fontäne aus Erdreich und Gras emporspritzen. Weitere Schüsse folgten. Die Projektile bohrten sich ins Gras, zerfetzten Blumenbeete und schlugen gegen Statuen.
© 2014 by Bastei Lübbe AG, Köln
... weniger
Autoren-Porträt von David Baldacci
David Baldacci lives with his family in Virginia. He and his wife have founded the "Wish You Well Foundation", a nonprofit organization dedicated to supporting literacy efforts across America.
Bibliographische Angaben
- Autor: David Baldacci
- 2014, 560 Seiten, Maße: 15 x 22,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Uwe Anton
- Verlag: Bastei Lübbe
- ISBN-10: 3785724845
- ISBN-13: 9783785724842
- Erscheinungsdatum: 10.02.2014
Pressezitat
"Explosiver Polit-Thriller" Lea "Ein Meister des Politthrillers, der in Der Auftrag alle seine Trümpfe ausspielt." Piranha, September 2015 "David Baldacci beweist wiederum, dass er ein ganz Großer im Bereich der solide gemachten Thriller ist." After Dark
Kommentar zu "Der Auftrag / Camel-Club Bd.5"
0 Gebrauchte Artikel zu „Der Auftrag / Camel-Club Bd.5“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
5 von 5 Sternen
5 Sterne 1Schreiben Sie einen Kommentar zu "Der Auftrag / Camel-Club Bd.5".
Kommentar verfassen