Dreimal im Leben
Roman
Auf einem Ozeandampfer begegnen sich Max und Mecha 1928 zum ersten Mal - doch Mecha ist vergeben. In Buenos Aires angekommen, führt Max das Paar durch die Tangobars seiner Geburtsstadt. Doch dann geraten die Dinge außer Kontrolle und für Max...
Leider schon ausverkauft
versandkostenfrei
Buch (Gebunden)
22.95 €
Produktdetails
Produktinformationen zu „Dreimal im Leben “
Auf einem Ozeandampfer begegnen sich Max und Mecha 1928 zum ersten Mal - doch Mecha ist vergeben. In Buenos Aires angekommen, führt Max das Paar durch die Tangobars seiner Geburtsstadt. Doch dann geraten die Dinge außer Kontrolle und für Max und Mecha beginnt das Abenteuer ihres Lebens: die große Liebe.
Klappentext zu „Dreimal im Leben “
Auf einem Ozeandampfer begegnen sie sich das erste Mal. Es ist das Jahr 1928, Max - jung und von wildem Charme - arbeitet als Eintänzer in der ersten Klasse. Mecha zieht ihn augenblicklich in den Bann, ihre aparte Schönheit, der weltberühmte Komponist an ihrer Seite, das funkelnde Collier um ihren schlanken Hals. Es folgt ein Tanz, ein nichtssagender Smalltalk, der verheißungsvoller nicht sein könnte. In Buenos Aires angekommen, führt Max das Paar durch die zwielichtigen Tangobars seiner Geburtsstadt. Doch in dieser Nacht geraten die Dinge außer Kontrolle, und für Max und Mecha beginnt das Abenteuer ihres Lebens: die große Liebe. Eine Liebe, die erst viele Jahre später auf der Promenade Nizzas zwischen entrücktem Glamour und den Wirren des Krieges eine zweite Chance erhält ... »Dreimal im Leben« erzählt eine Geschichte voller Sehnsucht und Eleganz. Durchweht von der Nostalgie nach einer Welt, deren Glanz verblasst und deren Melodie verklungen ist, beschwört der Roman den bittersüßen Zauber verstrichener Gelegenheiten und die lebenslange Liebe zweier Menschen.
Lese-Probe zu „Dreimal im Leben “
Dreimal im Leben von Arturo Pérez-Reverte 1
Der Eintänzer
... mehr
Es gab Zeiten, da besaß in seiner Zunft jeder Charisma. Und er war der Charismatischste von allen. Beim Tanzen hielt er immer fehlerlos den Takt, abseits der Tanzfläche waren seine Hände ruhig und gewandt, und stets hatte er einen geistreichen Satz oder eine schlagfertige Antwort auf den Lippen, was ihm die Sympathie der Männer und die Bewunderung der Frauen eintrug. Wie kein Zweiter beherrschte er damals - neben den Gesellschaftstänzen, mit denen er seinen Lebensunterhalt verdiente: Tango, Foxtrott, Boston - die Kunst, mit Worten Feuerwerke zu entfachen und schweigend melancholische Landschaften zu zeichnen. In vielen ertragreichen Jahren hatte er sich nur selten getäuscht: Kaum eine gutsituierte Dame, gleich welchen Alters, die ihm widerstanden hätte, ob bei einem Tanztee im Palace, im Ritz oder im Excelsior, auf einer Terrasse an der Riviera oder im Erste-Klasse-Salon eines Überseedampfers. Er hatte zu der Sorte von Männern gehört, die man morgens im Frack in einer Konditorei antreffen konnte, wo sie den Dienstboten des Hauses, in dem sie am Abend zuvor zu einem Ball oder Festmahl geladen waren, ein Frühstück spendierten. Für solche Dinge hatte er eine Begabung, oder ein Gespür. Wenigstens einmal in seinem Leben hatte er es auch fertiggebracht, sein gesamtes Vermögen im Kasino zu verspielen, auf dem Trittbrett der Straßenbahn nach Hause zu fahren, vollkommen bankrott, und ungerührt The Man Who Broke the Bank at Monte Carlo zu pfeifen. Und er wusste mit solcher Nonchalance eine Zigarette anzuzünden, die Krawatte zu binden oder gut gebügelte Hemdmanschetten zu tragen, dass die Polizei nie gewagt hätte, ihn festzunehmen, solange sie ihn nicht auf frischer Tat ertappte.
»Max.«
»Señor?«
»Sie können den Koffer ins Auto legen.«
Die Sonne des Golfs von Neapel schmerzt in den Augen, wenn sie sich in den Chromteilen des Jaguars Mark X spiegelt, genau wie bei den Automobilen, die er und die anderen früher fuhren. Aber auch das ist seither anders geworden; und sogar sein Charisma hat sich verflüchtigt, das einmal so sehr Teil von ihm gewesen war, dass selbst sein Schatten welches besessen hatte. Max Costa wirft einen Blick auf den Schatten zu seinen Füßen, bewegt sich sogar ein bisschen, ohne Ergebnis. Er weiß nicht, wann genau es geschehen ist, doch das ist das Wenigste. Sein Charisma ist dahin und gehört, wie so vieles andere, der Vergangenheit an.
Er zieht eine resignierte Grimasse, oder vielleicht kneift er auch nur die Augen zusammen, weil ihn die Sonne blendet, und versucht, seine Gedanken auf etwas Konkretes, Greifbares zu lenken - den Reifendruck bei halber und voller Belastung, das reibungslose Funktionieren der vollsynchronisierten Gangschaltung, den Ölstand -, um sich von diesem bittersüßen Gefühl abzulenken, das sich immer dann einstellt, wenn er Nostalgie und Einsamkeitsgefühl die Oberhand gewinnen lässt. Er atmet tief und still durch, und nachdem er die silberne Raubkatze auf der Kühlerhaube mit einem Lappen poliert hat, greift er nach der grauen Uniformjacke, die gefaltet über der Lehne des Fahrersitzes liegt, und schlüpft hinein. Erst als er sie ordentlich zugeknöpft und den Krawattenknoten zurechtgerückt hat, geht er langsam die Stufen hinauf, die, flankiert von kopflosen Marmorstatuen und Steinvasen, zum Hauptportal führen.
»Vergessen Sie die Aktentasche nicht.«
»Keine Sorge, Señor.«
Doktor Hugentobler mag es nicht, in Italien von seinen Angestellten mit Doktor angesprochen zu werden. Max Costa dagegen wird in der Villa am Stadtrand von Sorrent von allen einfach nur Max gerufen. Worin eine gewisse Paradoxie liegt, immerhin hat er im Lauf seines Lebens wechselnde Namen und Titel verwendet, den jeweiligen Umständen entsprechend adlige oder bürgerliche. Doch seit einiger Zeit, seit sein Charisma zum letzten Mal das Taschentuch geschwenkt und sich ein für alle Mal verabschiedet hat - wie eine Frau im Fenster eines Schlafwagenabteils, die, eingehüllt in eine Dampfwolke, für immer entschwindet, ohne dass man jemals erfahren wird, ob sie einen in ebendiesem Augenblick oder schon seit langem nach und nach verlassen hat -, ist er zu seinem eigenen, wahren Namen zurückgekehrt. Charisma im Tausch gegen einen Namen, der bis zu seiner jüngsten, ebenso natürlichen wie zwangsläufigen beruflichen Veränderung, zu der auch ein vorübergehender Gefängnisaufenthalt beigetragen hat, in halb Europa und Amerika dicke Polizeiakten füllte. Jedenfalls hätte er sich niemals träumen lassen, denkt er, während er die lederne Aktentasche und den Samsonite-Koffer im Wagen verstaut, nicht einmal in seinen schlimmsten Momenten, dass er einmal mit »Señor?« antworten würde, wenn ihn jemand beim Vornamen ruft.
»Auf geht's, Max. Haben Sie die Zeitungen?«
»Dort hinten liegen sie, Señor.«
Das Zuklappen zweier Wagentüren. Er hat die Chauffeursmütze aufgesetzt, abgezogen und wieder aufgesetzt, um seinen Fahrgast einsteigen zu lassen. Als er hinter dem Lenkrad Platz nimmt, legt er sie auf den Beifahrersitz, wirft einen Blick in den Rückspiegel und streicht sich mit altgewohnter Eitelkeit über das graue, noch einigermaßen volle Haar. Nichts könnte die Ironie seiner Lage besser zum Ausdruck bringen als diese Mütze, denkt er, jetzt, da ihn die Gezeiten des Lebens nach seinem letzten Schiffbruch an dieses aberwitzige Ufer geschwemmt haben. Und trotzdem, wenn er in seinem Zimmer in der Villa vor dem Spiegel steht und beim Rasieren seine Falten zählt wie die Narben von Liebeswunden und Kriegsverletzungen, die er alle beim Namen kennt - Frauen, Spielkasinos, ungewisse Morgendämmerungen, glorreiche oder ernüchternde Abendstunden -, zwinkert er dem hochgewachsenen, nicht mehr ganz so schlanken alten Mann mit den dunklen, müden Augen verständnisinnig zu, wie einem guten Kumpel, dem er nichts zu erklären braucht. Alles in allem, suggeriert ihm sein Spiegelbild mit vertraulicher, leicht zynischer und sogar ein wenig durchtriebener Miene, lasse sich nicht leugnen, dass er sich mit seinen vierundsechzig Jahren, und obwohl ihm das Leben in letzter Zeit übel mitgespielt hat, noch immer glücklich schätzen darf.
»Irgendwelche wichtigen Nachrichten?«, erkundigt sich Hugentobler.
Vom Rücksitz des Wagens hört man das Rascheln flüchtig durchgeblätterter Zeitungen. Es war eher eine Bemerkung als eine Frage. Im Rückspiegel sieht Max die gesenkten Augen seines Chefs hinter der auf die Nasenspitze gerutschten Lesebrille.
»Haben die Russen die Atombombe abgeworfen oder so was?«
Hugentobler scherzt natürlich. Schweizer Humor. »Nichts Besonderes, Señor. Muhammad Ali hat wieder gewonnen, und die Astronauten der Gemini XI sind gesund und munter auf die Erde zurückgekehrt ... Und im Indochina-Krieg geht es immer härter zur Sache.«
»Sie meinen den Vietnam-Krieg.«
»Ach so, ja, Vietnam ... Und der Lokalteil meldet den Beginn des Schachturniers um den Campanella-Preis in Sorrent: Keller gegen Sokolow.«
»Gütiger Himmel«, erwidert Hugentobler fahrig und spöttisch. »Ein Jammer, dass ich das verpasse ... Womit doch manche Leute ihre Zeit vergeuden, was, Max?«
»Da haben Sie recht, Señor.«
»Können Sie sich das vorstellen? Ein Leben lang über einem Schachbrett zu brüten. So enden sie ja dann auch. Geistesgestört wie dieser Bobby Fischer.«
»Ja, genau.«
»Nehmen Sie die untere Straße. Wir haben Zeit.«
Das Knirschen des Kieses unter den Reifen verstummt, als der Jaguar durch das Eisentor fährt und langsam zwischen Olivenbäumen, Mastixsträuchern und Feigenbäumen über die asphaltierte Straße rollt. Max schaltet sanft herunter, als er in eine enge Kurve fährt, hinter der still und leuchtend das Meer liegt; im Gegenlicht wirken die Silhouetten der Pinien, als betrachtete man sie durch mattes Glas, ebenso wie die den Berghang hinauf gebauten Häuser und der Vesuv auf der anderen Seite der Bucht. Für einen Augenblick vergisst Max seinen Passagier, streichelt das Lenkrad und konzentriert sich ganz auf das Vergnügen des Fahrens, die reine, unbeschwerte Bewegung. Die Luft, die durch das Seitenfenster hereinweht, riecht nach Honig und Harz, den letzten Düften des Sommers, der sich in dieser Gegend immer sträubt, das Feld zu räumen, und sich einen sinnlosen, gutmütigen Kampf mit den Kalenderblättern liefert.
»Herrlicher Tag, Max.«
Blinzelnd kehrt er in die Realität zurück und schaut wieder in den Rückspiegel. Doktor Hugentobler hat die Zeitungen beiseitegelegt und eine Havanna im Mund.
»In der Tat, Señor.«
»Bis ich zurückkomme, wird es mit dem schönen Wetter vorbei sein, fürchte ich.«
»Hoffen wir, dass es sich hält. Es sind ja nur drei Wochen. «
»Fahren Sie nicht direkt zum Hafen. Ich möchte vorher noch in die Stadt.«
»Jawohl, Señor.«
Er wirft einen raschen Blick auf seine billige, aber verlässliche Armbanduhr, eine Festina aus Katzengold, die er am linken Handgelenk trägt, und steuert den Wagen über den Corso Italia, wo um diese Tageszeit kaum Verkehr herrscht. Sie haben ausreichend Zeit bis zur Abfahrt der Autofähre, die den Doktor von Sorrent ans andere Ufer des Golfs bringen und ihm die lange, kurvenreiche Straße zum Flughafen von Neapel ersparen wird.
Das Arbeitsverhältnis zwischen Max Costa und seinem Chef ist aus spontaner Zuneigung zustande gekommen. Kaum hatte der Psychiater einen ersten Blick auf Max geworfen, vergaß er sofort dessen ausgezeichnete, wenn auch von vorn bis hinten gefälschte Referenzen. Da Hugentobler ein praktisch denkender Mensch und fest davon überzeugt ist, dass ihm aufgrund seiner Intuition und Berufserfahrung niemand etwas vormachen kann, erschien ihm dieser mit leicht überholter Eleganz gekleidete Mann, sein respektvoller, gelassener Gesichtsausdruck und vor allem die kultivierte Zurückhaltung seiner Gebärden und Worte auf Anhieb der lebende Beweis für Redlichkeit und Anstand zu sein. Der ideale Kandidat also, um dem blitzenden Fuhrpark in Sorrent, auf den der Doktor so stolz ist - den Jaguar, einen Rolls-Royce Silver Cloud II und drei Oldtimer, darunter ein Bugatti 50T Coupé - mit der angemessenen Würde vorzustehen. Natürlich wäre er nicht im Entferntesten darauf gekommen, dass sein Chauffeur zu anderen Zeiten selbst Eigentümer so luxuriöser Autos war, wie er sie jetzt als Angestellter fährt. Wäre Hugentobler über alles im Bilde gewesen, hätte er seine Meinung bezüglich der eigenen Menschenkenntnis in einigen Punkten überdenken müssen und sich einen weniger feschen Fahrer mit einem durchschnittlicheren Lebenslauf gesucht. Was auf alle Fälle ein Irrtum gewesen wäre. Wer sich mit der dunklen Seite der Dinge auskennt, weiß, dass diejenigen, die ihr Charisma eingebüßt haben, den Frauen mit Vergangenheit ähneln, die eine Ehe eingehen: Niemand ist treuer als sie, weil sie das Risiko kennen. Doch wird es beim aktuellen Stand der Dinge gewiss nicht Max Costa sein, der Doktor Hugentobler aufklärt über die Flüchtigkeit von Charisma, die Ehrbarkeit der Huren oder die zwangsweise Rechtschaffenheit alter Salontänzer und späterer Ganoven im Frack.
Als die Fähre Riva sich von der Marina Piccola entfernt, steht Max Costa noch eine Weile an den Wellenbrecher gelehnt, der die Hafenmauer schützt, und beobachtet, wie die Kielspur einen weißen Streifen in die blaue Fläche der Bucht zeichnet. Dann nimmt er die Krawatte ab und zieht die Uniformjacke aus, hängt sie über den Arm und schlendert zurück zum Auto, das er unweit des Gebäudes der Guardia di Finanza geparkt hat, am Fuß der Steilwand, über der Sorrent thront. Er gibt dem Jungen, der den Jaguar bewacht hat, fünfzig Lire, startet den Wagen und fährt langsam die Straße entlang, die sich in einer schmalen Schleife bis zum Städtchen hinaufzieht. An der Piazza Tasso hält er an, um drei Fußgänger über die Straße zu lassen, die aus dem Hotel Vittoria gekommen sind. Es sind zwei Frauen und ein Mann, und er folgt ihnen zerstreut mit den Augen, während sie dicht vor dem Wagen die Fahrbahn überqueren. Sie sehen nach wohlhabenden Touristen aus. Der Mann ist noch keine dreißig, trägt eine dunkle Brille und eine Jacke mit Wildlederflecken an den Ellbogen. Die jüngere der beiden Frauen ist eine reizvolle Brünette in einem kurzen Rock und langem, auf dem Rücken zum Zopf geflochtenem Haar. Die andere, wesentlich ältere, trägt eine beige Strickjacke zu einem dunklen Rock und auf dem Kopf einen zerknautschten Herrenhut aus Tweed, unter dem silbergraues, sehr kurz geschnittenes Haar zum Vorschein kommt. Eine vornehme Dame, stellt Max fest. Mit dieser Eleganz, die nicht in der Kleidung besteht, sondern in der Art, sie zu tragen. Die heraussticht aus dem, was man sonst in den Sommervillen und Nobelhotels von Sorrent, Amalfi und Capri zu sehen bekommt, selbst um diese Jahreszeit.
Etwas an dieser zweiten Frau hält seinen Blick fest, während das Grüppchen sich über die Piazza Tasso entfernt. Vielleicht ist es ihr Gang: langsam, sicher, die rechte Hand lässig in der Jackentasche. Der Gang derjenigen, die ein Leben lang selbstbewusst durch ihre mit Teppichen ausgelegte Welt geschritten sind. Möglicherweise ist es auch ihre Art, den anderen das Gesicht zuzuwenden, die Max' Aufmerksamkeit fesselt, wie sie über etwas lacht oder wie sie spricht, wobei natürlich die schalldichten Autoscheiben ihre Stimme verschlucken. Tatsache ist, dass Max, so unvermittelt wie einem manchmal Bruchstücke eines vergessenen Traumes wieder einfallen, vom fernen Echo einer Erinnerung aufgeschreckt wird. Dem Abglanz eines längst vergangenen Bildes, einer Geste, einer Stimme, eines Lachens. Er ist so perplex, dass der Wagen hinter ihm erst hupen muss, damit er den ersten Gang einlegt und ein Stück weiterfährt, ohne das Trio aus den Augen zu lassen, das jetzt auf der anderen Seite des Platzes angelangt ist und sich um einen der Tische auf der Terrasse der Bar Fauno in die Sonne setzt.
Als er eben in den Corso Italia einbiegen will, überkommt ihn das vage Gefühl einer Erinnerung plötzlich aufs Neue, nur ist es jetzt die konkrete Erinnerung an ein Gesicht, eine Stimme. An eine Szene, oder mehrere. Wie vom Donner gerührt, tritt er so heftig auf die Bremse, dass das Auto hinter ihm zum zweiten Mal hupt und der Fahrer wütend gestikuliert. Max reißt das Steuer herum, der Jaguar schert nach rechts aus, bremst wieder und kommt an der Bordsteinkante zum Stehen.
Er zieht den Zündschlüssel, bleibt reglos sitzen und betrachtet seine Hände auf dem Lenkrad. Schließlich steigt er aus dem Wagen, zieht die Jacke über und geht unter den Palmen entlang auf die Terrasse der Bar zu. Er ist nervös. Fast fürchtet er, seine Vermutung bestätigt zu finden. Das Trio sitzt dort und unterhält sich lebhaft. Um nicht aufzufallen, bleibt Max hinter ein paar Blumenkübeln mit hohen Sträuchern stehen. Der Tisch ist etwa zehn Meter entfernt, und er sieht die Frau mit dem Tweedhut von der Seite. Sie ist so ins Gespräch vertieft, dass sie nicht bemerkt, wie eingehend sie beobachtet wird. Ganz offensichtlich, denkt Max, war sie einmal sehr attraktiv, ihre Züge lassen die frühere Schönheit erahnen. Sie könnte die Frau sein, für die er sie hält, überlegt er zweifelnd, doch es ist schwer zu sagen. Zu viele weibliche Gesichter überlagern sich in seiner Erinnerung, denn es gab ein Vorher und ein langes Nachher. Hinter den Pflanzen versteckt, hält Max Ausschau nach möglichst vielen Einzelheiten, die zu den Bildern in seinem Gedächtnis passen könnten, gelangt jedoch zu keinem schlüssigen Ergebnis. Da er irgendwann auffallen wird, wenn er dort noch länger herumsteht, umrundet Max schließlich die Terrasse und setzt sich an einen der hinteren Tische. Er bestellt einen Negroni, und in den folgenden zwanzig Minuten mustert er das Profil der Frau, achtet auf ihre Mimik und jede Gebärde und vergleicht sie mit seinen Erinnerungen. Als die drei die Bar verlassen, wieder über den Platz und Richtung der Via San Cesareo davongehen, hat er sie endlich erkannt. Oder glaubt es zumindest. Er steht auf und folgt ihnen in einigem Abstand. Es ist lange her, dass sein altes Herz so schnell geschlagen hat.
Die Frau tanzte gut, stellte Max Costa fest. Locker und beherzt. Sie traute sich sogar, ihm bei einem komplizierten Seitschritt zu folgen, den er improvisierte, um ihre Gewandtheit auf die Probe zu stellen, und bei dem eine weniger agile Tänzerin keine so gute Figur gemacht hätte. Sie musste Mitte zwanzig sein. Groß und schlank mit langen Armen, schmalen Handgelenken und endlosen Beinen unter dem feinen, violett changierenden Seidenstoff, der die Schultern und den Rücken bis zur Taille frei ließ. Dank der hochhackigen Schuhe, die das Abendkleid perfekt ergänzten, war ihr Gesicht auf gleicher Höhe mit seinem: ruhig, mit schön gezeichneten Zügen. Das dunkelblonde Haar war leicht gewellt und nach der aktuellen Mode im Nacken kurz geschnitten. Beim Tanzen hielt sie den Blick starr über die Frackschulter ihres Partners gerichtet, auf der ihre Hand mit dem Ehering ruhte. Nachdem er sich ihr mit einer höflichen Verbeugung genähert und sie zu diesem langsamen Walzer, einem sogenannten Boston, aufgefordert hatte, sahen sie sich kein einziges Mal mehr in die Augen. Ihre waren von einem so hellen Honigton, dass sie fast flüssig wirkten, mit ein wenig Wimperntusche betont - nicht mehr als unbedingt nötig, was auch für das Lippenrot galt -, und darüber wölbten sich die zu einer feinen Linie gezupften Brauen. Sie hatte nichts mit den anderen Frauen gemein, mit denen er an diesem Abend getanzt hatte: älteren Frauen mit aufdringlichem Duft nach Veilchen und Patchouli und tollpatschigen Backfischen in hellen, kurzen Kleidchen, die sich bemühten, nicht aus dem Takt zu kommen, und sich dabei vor Anstrengung auf die Lippen bissen, erröteten, wenn er ihnen den Arm um die Taille legte, oder zu klatschen anfingen, wenn ein Boogie-Woogie erklang. Und somit hatte der Eintänzer der Cap Polonio zum ersten Mal an diesem Abend Freude an seiner Arbeit.
Sie sahen sich nicht wieder an, bis der Boston - es war What I'll Do - zu Ende war und das Orchester einen Tango, A media luz, anstimmte. Für einen Moment hatten sie sich auf der halbleeren Tanzfläche reglos gegenübergestanden, und da sie keine Anstalten machte, an ihren Tisch zurückzukehren - wo mittlerweile ein Herr im Smoking saß, vermutlich ihr Ehemann -, breitete er bei den ersten Tönen die Arme aus, und die Frau nahm sofort wieder ihre Tanzhaltung ein, ebenso unnahbar wie zuvor. Sie legte die linke Hand auf seine Schulter, streckte träge den anderen Arm aus, und sie begannen, sich über die Tanzfläche zu bewegen - zu schweben, dachte Max, das ist der Ausdruck. Die Augen mit der honigfarbenen Iris starrten wieder an ihrem Tanzpartner vorbei und richteten sich nie auf sein Gesicht, obwohl sie sich mit erstaunlicher Präzision führen ließ, im festen, langsamen Rhythmus des Mannes, wobei er dafür sorgte, dass eine respektvolle Distanz gewahrt blieb und der Körperkontakt nicht über das hinausging, was zur Ausführung der Tanzfiguren erforderlich war.
»Ist das für Sie in Ordnung so?«, fragte er nach einer komplizierten Schrittkombination, der sie mit traumwandlerischer Sicherheit gefolgt war.
Endlich bedachte sie ihn mit einem flüchtigen Blick. Möglicherweise sogar mit dem Anflug eines Lächelns, das sofort wieder erstarb.
»Absolut.«
Nachdem der ursprünglich argentinische Tango die Bars der Pariser Halbwelt erobert hatte, machte er seit einigen Jahren auf beiden Seiten des Atlantiks Furore. Darum füllte sich die Tanzfläche bald mit Paaren, die sich mehr oder weniger anmutig über das Parkett schoben, sich aufeinander zu und voneinander weg bewegten, was je nach Begabung und Übung korrekt bis grotesk wirkte. Max' Partnerin jedoch begleitete ihn gekonnt bei den schwierigsten Schritten, passte sich den klassischen, vorhersehbaren Figuren ebenso an wie solchen, die er, seiner Tänzerin immer mehr zutrauend, zwischendurch improvisierte. Auch sie schien Freude an der Bewegung und der Musik zu haben, sie schenkte Max jetzt öfter ein Lächeln.
Während sie über das Parkett glitten, studierte er ihren Mann mit dem ruhigen Auge eines erfahrenen Jägers. Darin war er geübt: Ehegatten, Väter, Brüder, Söhne, Liebhaber der Frauen, mit denen er tanzte, einzuschätzen. Männer, die ihre Frauen mit Stolz, Herablassung, Langeweile, Schicksalsergebenheit oder anderen ähnlich männlichen Gefühlen begleiteten. Es verbarg sich viel nützliche Information in Krawattennadeln, Uhrketten, Zigarettenetuis und Ringen, dem Umfang der vor dem Kellner halb geöffneten Brieftaschen, in Qualität und Schnitt eines Sakkos, der Bügelfalte einer Hose oder dem Glanz der Schuhe. Selbst in der Art des Krawattenknotens. Alles das ergab den Fundus, aus dem Max Costa im Takt der Musik seine Methoden und Pläne schöpfte, um, prosaischer ausgedrückt, vom Salontanz zu lukrativeren Tätigkeiten überzugehen.
Als das Stück zu Ende war, geleitete Max seine Partnerin zu ihrem Tisch und warf aus nächster Nähe einen letzten Blick auf ihren Gatten: elegant, selbstsicher, Anfang vierzig. Kein schöner Mann, aber von angenehmem Äußeren mit seinem feinen, distinguierten Oberlippenbart, dem gelockten, leicht ergrauten Haar, dem wachen, intelligenten Ausdruck der Augen, denen, wie Max sehr wohl bemerkt hatte, nichts von dem entging, was sich auf der Tanzfläche abspielte. Max hatte vom Maître erfahren, dass es sich um den spanischen Komponisten Armando de Troeye und seine Gattin handelte: exklusive Suite in der ersten Klasse und der Tisch neben dem des Kapitäns im großen Speisesaal, was an Bord der Cap Polonio viel Geld oder eine herausragende gesellschaftliche Stellung und meistens beides zugleich bedeutete.
»Es war mir ein Vergnügen, Señora. Sie tanzen wundervoll. «
»Danke.«
Er verabschiedete sich mit einer kleinen, fast militärischen Verbeugung, einer Geste, die Frauen zu gefallen pflegte, wie auch die Unbefangenheit, mit der er ihre Finger an die Lippen führte, und sie erwiderte den Gruß mit einem knappen, kühlen Nicken, bevor sie auf dem Stuhl Platz nahm, den ihr Gatte, der dazu aufgestanden war, für sie zurechtrückte. Max wandte sich ab, strich erst rechts, dann links sein glänzendes, mit Brillantine zurückgekämmtes schwarzes Haar an den Schläfen glatt und entfernte sich entlang der Tanzfläche. Um seine Lippen spielte ein feines Lächeln, und obwohl er niemanden ansah, spürte er das weibliche Interesse, das seinen Einszweiundachtzig in dem makellosen Galaanzug - in den er seine letzten Ersparnisse investiert hatte, bevor er mit einem Arbeitsvertrag für die einfache Fahrt nach Buenos Aires an Bord gegangen war - von den Tischen zuteilwurde, die die Passagiere allmählich verließen, um sich in den Speisesaal zu begeben. Die Hälfte des Salons verabscheut mich jetzt, dachte er, teils resigniert, teils belustigt. Die andere Hälfte sind Frauen.
Copyright © Insel Verlag
Es gab Zeiten, da besaß in seiner Zunft jeder Charisma. Und er war der Charismatischste von allen. Beim Tanzen hielt er immer fehlerlos den Takt, abseits der Tanzfläche waren seine Hände ruhig und gewandt, und stets hatte er einen geistreichen Satz oder eine schlagfertige Antwort auf den Lippen, was ihm die Sympathie der Männer und die Bewunderung der Frauen eintrug. Wie kein Zweiter beherrschte er damals - neben den Gesellschaftstänzen, mit denen er seinen Lebensunterhalt verdiente: Tango, Foxtrott, Boston - die Kunst, mit Worten Feuerwerke zu entfachen und schweigend melancholische Landschaften zu zeichnen. In vielen ertragreichen Jahren hatte er sich nur selten getäuscht: Kaum eine gutsituierte Dame, gleich welchen Alters, die ihm widerstanden hätte, ob bei einem Tanztee im Palace, im Ritz oder im Excelsior, auf einer Terrasse an der Riviera oder im Erste-Klasse-Salon eines Überseedampfers. Er hatte zu der Sorte von Männern gehört, die man morgens im Frack in einer Konditorei antreffen konnte, wo sie den Dienstboten des Hauses, in dem sie am Abend zuvor zu einem Ball oder Festmahl geladen waren, ein Frühstück spendierten. Für solche Dinge hatte er eine Begabung, oder ein Gespür. Wenigstens einmal in seinem Leben hatte er es auch fertiggebracht, sein gesamtes Vermögen im Kasino zu verspielen, auf dem Trittbrett der Straßenbahn nach Hause zu fahren, vollkommen bankrott, und ungerührt The Man Who Broke the Bank at Monte Carlo zu pfeifen. Und er wusste mit solcher Nonchalance eine Zigarette anzuzünden, die Krawatte zu binden oder gut gebügelte Hemdmanschetten zu tragen, dass die Polizei nie gewagt hätte, ihn festzunehmen, solange sie ihn nicht auf frischer Tat ertappte.
»Max.«
»Señor?«
»Sie können den Koffer ins Auto legen.«
Die Sonne des Golfs von Neapel schmerzt in den Augen, wenn sie sich in den Chromteilen des Jaguars Mark X spiegelt, genau wie bei den Automobilen, die er und die anderen früher fuhren. Aber auch das ist seither anders geworden; und sogar sein Charisma hat sich verflüchtigt, das einmal so sehr Teil von ihm gewesen war, dass selbst sein Schatten welches besessen hatte. Max Costa wirft einen Blick auf den Schatten zu seinen Füßen, bewegt sich sogar ein bisschen, ohne Ergebnis. Er weiß nicht, wann genau es geschehen ist, doch das ist das Wenigste. Sein Charisma ist dahin und gehört, wie so vieles andere, der Vergangenheit an.
Er zieht eine resignierte Grimasse, oder vielleicht kneift er auch nur die Augen zusammen, weil ihn die Sonne blendet, und versucht, seine Gedanken auf etwas Konkretes, Greifbares zu lenken - den Reifendruck bei halber und voller Belastung, das reibungslose Funktionieren der vollsynchronisierten Gangschaltung, den Ölstand -, um sich von diesem bittersüßen Gefühl abzulenken, das sich immer dann einstellt, wenn er Nostalgie und Einsamkeitsgefühl die Oberhand gewinnen lässt. Er atmet tief und still durch, und nachdem er die silberne Raubkatze auf der Kühlerhaube mit einem Lappen poliert hat, greift er nach der grauen Uniformjacke, die gefaltet über der Lehne des Fahrersitzes liegt, und schlüpft hinein. Erst als er sie ordentlich zugeknöpft und den Krawattenknoten zurechtgerückt hat, geht er langsam die Stufen hinauf, die, flankiert von kopflosen Marmorstatuen und Steinvasen, zum Hauptportal führen.
»Vergessen Sie die Aktentasche nicht.«
»Keine Sorge, Señor.«
Doktor Hugentobler mag es nicht, in Italien von seinen Angestellten mit Doktor angesprochen zu werden. Max Costa dagegen wird in der Villa am Stadtrand von Sorrent von allen einfach nur Max gerufen. Worin eine gewisse Paradoxie liegt, immerhin hat er im Lauf seines Lebens wechselnde Namen und Titel verwendet, den jeweiligen Umständen entsprechend adlige oder bürgerliche. Doch seit einiger Zeit, seit sein Charisma zum letzten Mal das Taschentuch geschwenkt und sich ein für alle Mal verabschiedet hat - wie eine Frau im Fenster eines Schlafwagenabteils, die, eingehüllt in eine Dampfwolke, für immer entschwindet, ohne dass man jemals erfahren wird, ob sie einen in ebendiesem Augenblick oder schon seit langem nach und nach verlassen hat -, ist er zu seinem eigenen, wahren Namen zurückgekehrt. Charisma im Tausch gegen einen Namen, der bis zu seiner jüngsten, ebenso natürlichen wie zwangsläufigen beruflichen Veränderung, zu der auch ein vorübergehender Gefängnisaufenthalt beigetragen hat, in halb Europa und Amerika dicke Polizeiakten füllte. Jedenfalls hätte er sich niemals träumen lassen, denkt er, während er die lederne Aktentasche und den Samsonite-Koffer im Wagen verstaut, nicht einmal in seinen schlimmsten Momenten, dass er einmal mit »Señor?« antworten würde, wenn ihn jemand beim Vornamen ruft.
»Auf geht's, Max. Haben Sie die Zeitungen?«
»Dort hinten liegen sie, Señor.«
Das Zuklappen zweier Wagentüren. Er hat die Chauffeursmütze aufgesetzt, abgezogen und wieder aufgesetzt, um seinen Fahrgast einsteigen zu lassen. Als er hinter dem Lenkrad Platz nimmt, legt er sie auf den Beifahrersitz, wirft einen Blick in den Rückspiegel und streicht sich mit altgewohnter Eitelkeit über das graue, noch einigermaßen volle Haar. Nichts könnte die Ironie seiner Lage besser zum Ausdruck bringen als diese Mütze, denkt er, jetzt, da ihn die Gezeiten des Lebens nach seinem letzten Schiffbruch an dieses aberwitzige Ufer geschwemmt haben. Und trotzdem, wenn er in seinem Zimmer in der Villa vor dem Spiegel steht und beim Rasieren seine Falten zählt wie die Narben von Liebeswunden und Kriegsverletzungen, die er alle beim Namen kennt - Frauen, Spielkasinos, ungewisse Morgendämmerungen, glorreiche oder ernüchternde Abendstunden -, zwinkert er dem hochgewachsenen, nicht mehr ganz so schlanken alten Mann mit den dunklen, müden Augen verständnisinnig zu, wie einem guten Kumpel, dem er nichts zu erklären braucht. Alles in allem, suggeriert ihm sein Spiegelbild mit vertraulicher, leicht zynischer und sogar ein wenig durchtriebener Miene, lasse sich nicht leugnen, dass er sich mit seinen vierundsechzig Jahren, und obwohl ihm das Leben in letzter Zeit übel mitgespielt hat, noch immer glücklich schätzen darf.
»Irgendwelche wichtigen Nachrichten?«, erkundigt sich Hugentobler.
Vom Rücksitz des Wagens hört man das Rascheln flüchtig durchgeblätterter Zeitungen. Es war eher eine Bemerkung als eine Frage. Im Rückspiegel sieht Max die gesenkten Augen seines Chefs hinter der auf die Nasenspitze gerutschten Lesebrille.
»Haben die Russen die Atombombe abgeworfen oder so was?«
Hugentobler scherzt natürlich. Schweizer Humor. »Nichts Besonderes, Señor. Muhammad Ali hat wieder gewonnen, und die Astronauten der Gemini XI sind gesund und munter auf die Erde zurückgekehrt ... Und im Indochina-Krieg geht es immer härter zur Sache.«
»Sie meinen den Vietnam-Krieg.«
»Ach so, ja, Vietnam ... Und der Lokalteil meldet den Beginn des Schachturniers um den Campanella-Preis in Sorrent: Keller gegen Sokolow.«
»Gütiger Himmel«, erwidert Hugentobler fahrig und spöttisch. »Ein Jammer, dass ich das verpasse ... Womit doch manche Leute ihre Zeit vergeuden, was, Max?«
»Da haben Sie recht, Señor.«
»Können Sie sich das vorstellen? Ein Leben lang über einem Schachbrett zu brüten. So enden sie ja dann auch. Geistesgestört wie dieser Bobby Fischer.«
»Ja, genau.«
»Nehmen Sie die untere Straße. Wir haben Zeit.«
Das Knirschen des Kieses unter den Reifen verstummt, als der Jaguar durch das Eisentor fährt und langsam zwischen Olivenbäumen, Mastixsträuchern und Feigenbäumen über die asphaltierte Straße rollt. Max schaltet sanft herunter, als er in eine enge Kurve fährt, hinter der still und leuchtend das Meer liegt; im Gegenlicht wirken die Silhouetten der Pinien, als betrachtete man sie durch mattes Glas, ebenso wie die den Berghang hinauf gebauten Häuser und der Vesuv auf der anderen Seite der Bucht. Für einen Augenblick vergisst Max seinen Passagier, streichelt das Lenkrad und konzentriert sich ganz auf das Vergnügen des Fahrens, die reine, unbeschwerte Bewegung. Die Luft, die durch das Seitenfenster hereinweht, riecht nach Honig und Harz, den letzten Düften des Sommers, der sich in dieser Gegend immer sträubt, das Feld zu räumen, und sich einen sinnlosen, gutmütigen Kampf mit den Kalenderblättern liefert.
»Herrlicher Tag, Max.«
Blinzelnd kehrt er in die Realität zurück und schaut wieder in den Rückspiegel. Doktor Hugentobler hat die Zeitungen beiseitegelegt und eine Havanna im Mund.
»In der Tat, Señor.«
»Bis ich zurückkomme, wird es mit dem schönen Wetter vorbei sein, fürchte ich.«
»Hoffen wir, dass es sich hält. Es sind ja nur drei Wochen. «
»Fahren Sie nicht direkt zum Hafen. Ich möchte vorher noch in die Stadt.«
»Jawohl, Señor.«
Er wirft einen raschen Blick auf seine billige, aber verlässliche Armbanduhr, eine Festina aus Katzengold, die er am linken Handgelenk trägt, und steuert den Wagen über den Corso Italia, wo um diese Tageszeit kaum Verkehr herrscht. Sie haben ausreichend Zeit bis zur Abfahrt der Autofähre, die den Doktor von Sorrent ans andere Ufer des Golfs bringen und ihm die lange, kurvenreiche Straße zum Flughafen von Neapel ersparen wird.
Das Arbeitsverhältnis zwischen Max Costa und seinem Chef ist aus spontaner Zuneigung zustande gekommen. Kaum hatte der Psychiater einen ersten Blick auf Max geworfen, vergaß er sofort dessen ausgezeichnete, wenn auch von vorn bis hinten gefälschte Referenzen. Da Hugentobler ein praktisch denkender Mensch und fest davon überzeugt ist, dass ihm aufgrund seiner Intuition und Berufserfahrung niemand etwas vormachen kann, erschien ihm dieser mit leicht überholter Eleganz gekleidete Mann, sein respektvoller, gelassener Gesichtsausdruck und vor allem die kultivierte Zurückhaltung seiner Gebärden und Worte auf Anhieb der lebende Beweis für Redlichkeit und Anstand zu sein. Der ideale Kandidat also, um dem blitzenden Fuhrpark in Sorrent, auf den der Doktor so stolz ist - den Jaguar, einen Rolls-Royce Silver Cloud II und drei Oldtimer, darunter ein Bugatti 50T Coupé - mit der angemessenen Würde vorzustehen. Natürlich wäre er nicht im Entferntesten darauf gekommen, dass sein Chauffeur zu anderen Zeiten selbst Eigentümer so luxuriöser Autos war, wie er sie jetzt als Angestellter fährt. Wäre Hugentobler über alles im Bilde gewesen, hätte er seine Meinung bezüglich der eigenen Menschenkenntnis in einigen Punkten überdenken müssen und sich einen weniger feschen Fahrer mit einem durchschnittlicheren Lebenslauf gesucht. Was auf alle Fälle ein Irrtum gewesen wäre. Wer sich mit der dunklen Seite der Dinge auskennt, weiß, dass diejenigen, die ihr Charisma eingebüßt haben, den Frauen mit Vergangenheit ähneln, die eine Ehe eingehen: Niemand ist treuer als sie, weil sie das Risiko kennen. Doch wird es beim aktuellen Stand der Dinge gewiss nicht Max Costa sein, der Doktor Hugentobler aufklärt über die Flüchtigkeit von Charisma, die Ehrbarkeit der Huren oder die zwangsweise Rechtschaffenheit alter Salontänzer und späterer Ganoven im Frack.
Als die Fähre Riva sich von der Marina Piccola entfernt, steht Max Costa noch eine Weile an den Wellenbrecher gelehnt, der die Hafenmauer schützt, und beobachtet, wie die Kielspur einen weißen Streifen in die blaue Fläche der Bucht zeichnet. Dann nimmt er die Krawatte ab und zieht die Uniformjacke aus, hängt sie über den Arm und schlendert zurück zum Auto, das er unweit des Gebäudes der Guardia di Finanza geparkt hat, am Fuß der Steilwand, über der Sorrent thront. Er gibt dem Jungen, der den Jaguar bewacht hat, fünfzig Lire, startet den Wagen und fährt langsam die Straße entlang, die sich in einer schmalen Schleife bis zum Städtchen hinaufzieht. An der Piazza Tasso hält er an, um drei Fußgänger über die Straße zu lassen, die aus dem Hotel Vittoria gekommen sind. Es sind zwei Frauen und ein Mann, und er folgt ihnen zerstreut mit den Augen, während sie dicht vor dem Wagen die Fahrbahn überqueren. Sie sehen nach wohlhabenden Touristen aus. Der Mann ist noch keine dreißig, trägt eine dunkle Brille und eine Jacke mit Wildlederflecken an den Ellbogen. Die jüngere der beiden Frauen ist eine reizvolle Brünette in einem kurzen Rock und langem, auf dem Rücken zum Zopf geflochtenem Haar. Die andere, wesentlich ältere, trägt eine beige Strickjacke zu einem dunklen Rock und auf dem Kopf einen zerknautschten Herrenhut aus Tweed, unter dem silbergraues, sehr kurz geschnittenes Haar zum Vorschein kommt. Eine vornehme Dame, stellt Max fest. Mit dieser Eleganz, die nicht in der Kleidung besteht, sondern in der Art, sie zu tragen. Die heraussticht aus dem, was man sonst in den Sommervillen und Nobelhotels von Sorrent, Amalfi und Capri zu sehen bekommt, selbst um diese Jahreszeit.
Etwas an dieser zweiten Frau hält seinen Blick fest, während das Grüppchen sich über die Piazza Tasso entfernt. Vielleicht ist es ihr Gang: langsam, sicher, die rechte Hand lässig in der Jackentasche. Der Gang derjenigen, die ein Leben lang selbstbewusst durch ihre mit Teppichen ausgelegte Welt geschritten sind. Möglicherweise ist es auch ihre Art, den anderen das Gesicht zuzuwenden, die Max' Aufmerksamkeit fesselt, wie sie über etwas lacht oder wie sie spricht, wobei natürlich die schalldichten Autoscheiben ihre Stimme verschlucken. Tatsache ist, dass Max, so unvermittelt wie einem manchmal Bruchstücke eines vergessenen Traumes wieder einfallen, vom fernen Echo einer Erinnerung aufgeschreckt wird. Dem Abglanz eines längst vergangenen Bildes, einer Geste, einer Stimme, eines Lachens. Er ist so perplex, dass der Wagen hinter ihm erst hupen muss, damit er den ersten Gang einlegt und ein Stück weiterfährt, ohne das Trio aus den Augen zu lassen, das jetzt auf der anderen Seite des Platzes angelangt ist und sich um einen der Tische auf der Terrasse der Bar Fauno in die Sonne setzt.
Als er eben in den Corso Italia einbiegen will, überkommt ihn das vage Gefühl einer Erinnerung plötzlich aufs Neue, nur ist es jetzt die konkrete Erinnerung an ein Gesicht, eine Stimme. An eine Szene, oder mehrere. Wie vom Donner gerührt, tritt er so heftig auf die Bremse, dass das Auto hinter ihm zum zweiten Mal hupt und der Fahrer wütend gestikuliert. Max reißt das Steuer herum, der Jaguar schert nach rechts aus, bremst wieder und kommt an der Bordsteinkante zum Stehen.
Er zieht den Zündschlüssel, bleibt reglos sitzen und betrachtet seine Hände auf dem Lenkrad. Schließlich steigt er aus dem Wagen, zieht die Jacke über und geht unter den Palmen entlang auf die Terrasse der Bar zu. Er ist nervös. Fast fürchtet er, seine Vermutung bestätigt zu finden. Das Trio sitzt dort und unterhält sich lebhaft. Um nicht aufzufallen, bleibt Max hinter ein paar Blumenkübeln mit hohen Sträuchern stehen. Der Tisch ist etwa zehn Meter entfernt, und er sieht die Frau mit dem Tweedhut von der Seite. Sie ist so ins Gespräch vertieft, dass sie nicht bemerkt, wie eingehend sie beobachtet wird. Ganz offensichtlich, denkt Max, war sie einmal sehr attraktiv, ihre Züge lassen die frühere Schönheit erahnen. Sie könnte die Frau sein, für die er sie hält, überlegt er zweifelnd, doch es ist schwer zu sagen. Zu viele weibliche Gesichter überlagern sich in seiner Erinnerung, denn es gab ein Vorher und ein langes Nachher. Hinter den Pflanzen versteckt, hält Max Ausschau nach möglichst vielen Einzelheiten, die zu den Bildern in seinem Gedächtnis passen könnten, gelangt jedoch zu keinem schlüssigen Ergebnis. Da er irgendwann auffallen wird, wenn er dort noch länger herumsteht, umrundet Max schließlich die Terrasse und setzt sich an einen der hinteren Tische. Er bestellt einen Negroni, und in den folgenden zwanzig Minuten mustert er das Profil der Frau, achtet auf ihre Mimik und jede Gebärde und vergleicht sie mit seinen Erinnerungen. Als die drei die Bar verlassen, wieder über den Platz und Richtung der Via San Cesareo davongehen, hat er sie endlich erkannt. Oder glaubt es zumindest. Er steht auf und folgt ihnen in einigem Abstand. Es ist lange her, dass sein altes Herz so schnell geschlagen hat.
Die Frau tanzte gut, stellte Max Costa fest. Locker und beherzt. Sie traute sich sogar, ihm bei einem komplizierten Seitschritt zu folgen, den er improvisierte, um ihre Gewandtheit auf die Probe zu stellen, und bei dem eine weniger agile Tänzerin keine so gute Figur gemacht hätte. Sie musste Mitte zwanzig sein. Groß und schlank mit langen Armen, schmalen Handgelenken und endlosen Beinen unter dem feinen, violett changierenden Seidenstoff, der die Schultern und den Rücken bis zur Taille frei ließ. Dank der hochhackigen Schuhe, die das Abendkleid perfekt ergänzten, war ihr Gesicht auf gleicher Höhe mit seinem: ruhig, mit schön gezeichneten Zügen. Das dunkelblonde Haar war leicht gewellt und nach der aktuellen Mode im Nacken kurz geschnitten. Beim Tanzen hielt sie den Blick starr über die Frackschulter ihres Partners gerichtet, auf der ihre Hand mit dem Ehering ruhte. Nachdem er sich ihr mit einer höflichen Verbeugung genähert und sie zu diesem langsamen Walzer, einem sogenannten Boston, aufgefordert hatte, sahen sie sich kein einziges Mal mehr in die Augen. Ihre waren von einem so hellen Honigton, dass sie fast flüssig wirkten, mit ein wenig Wimperntusche betont - nicht mehr als unbedingt nötig, was auch für das Lippenrot galt -, und darüber wölbten sich die zu einer feinen Linie gezupften Brauen. Sie hatte nichts mit den anderen Frauen gemein, mit denen er an diesem Abend getanzt hatte: älteren Frauen mit aufdringlichem Duft nach Veilchen und Patchouli und tollpatschigen Backfischen in hellen, kurzen Kleidchen, die sich bemühten, nicht aus dem Takt zu kommen, und sich dabei vor Anstrengung auf die Lippen bissen, erröteten, wenn er ihnen den Arm um die Taille legte, oder zu klatschen anfingen, wenn ein Boogie-Woogie erklang. Und somit hatte der Eintänzer der Cap Polonio zum ersten Mal an diesem Abend Freude an seiner Arbeit.
Sie sahen sich nicht wieder an, bis der Boston - es war What I'll Do - zu Ende war und das Orchester einen Tango, A media luz, anstimmte. Für einen Moment hatten sie sich auf der halbleeren Tanzfläche reglos gegenübergestanden, und da sie keine Anstalten machte, an ihren Tisch zurückzukehren - wo mittlerweile ein Herr im Smoking saß, vermutlich ihr Ehemann -, breitete er bei den ersten Tönen die Arme aus, und die Frau nahm sofort wieder ihre Tanzhaltung ein, ebenso unnahbar wie zuvor. Sie legte die linke Hand auf seine Schulter, streckte träge den anderen Arm aus, und sie begannen, sich über die Tanzfläche zu bewegen - zu schweben, dachte Max, das ist der Ausdruck. Die Augen mit der honigfarbenen Iris starrten wieder an ihrem Tanzpartner vorbei und richteten sich nie auf sein Gesicht, obwohl sie sich mit erstaunlicher Präzision führen ließ, im festen, langsamen Rhythmus des Mannes, wobei er dafür sorgte, dass eine respektvolle Distanz gewahrt blieb und der Körperkontakt nicht über das hinausging, was zur Ausführung der Tanzfiguren erforderlich war.
»Ist das für Sie in Ordnung so?«, fragte er nach einer komplizierten Schrittkombination, der sie mit traumwandlerischer Sicherheit gefolgt war.
Endlich bedachte sie ihn mit einem flüchtigen Blick. Möglicherweise sogar mit dem Anflug eines Lächelns, das sofort wieder erstarb.
»Absolut.«
Nachdem der ursprünglich argentinische Tango die Bars der Pariser Halbwelt erobert hatte, machte er seit einigen Jahren auf beiden Seiten des Atlantiks Furore. Darum füllte sich die Tanzfläche bald mit Paaren, die sich mehr oder weniger anmutig über das Parkett schoben, sich aufeinander zu und voneinander weg bewegten, was je nach Begabung und Übung korrekt bis grotesk wirkte. Max' Partnerin jedoch begleitete ihn gekonnt bei den schwierigsten Schritten, passte sich den klassischen, vorhersehbaren Figuren ebenso an wie solchen, die er, seiner Tänzerin immer mehr zutrauend, zwischendurch improvisierte. Auch sie schien Freude an der Bewegung und der Musik zu haben, sie schenkte Max jetzt öfter ein Lächeln.
Während sie über das Parkett glitten, studierte er ihren Mann mit dem ruhigen Auge eines erfahrenen Jägers. Darin war er geübt: Ehegatten, Väter, Brüder, Söhne, Liebhaber der Frauen, mit denen er tanzte, einzuschätzen. Männer, die ihre Frauen mit Stolz, Herablassung, Langeweile, Schicksalsergebenheit oder anderen ähnlich männlichen Gefühlen begleiteten. Es verbarg sich viel nützliche Information in Krawattennadeln, Uhrketten, Zigarettenetuis und Ringen, dem Umfang der vor dem Kellner halb geöffneten Brieftaschen, in Qualität und Schnitt eines Sakkos, der Bügelfalte einer Hose oder dem Glanz der Schuhe. Selbst in der Art des Krawattenknotens. Alles das ergab den Fundus, aus dem Max Costa im Takt der Musik seine Methoden und Pläne schöpfte, um, prosaischer ausgedrückt, vom Salontanz zu lukrativeren Tätigkeiten überzugehen.
Als das Stück zu Ende war, geleitete Max seine Partnerin zu ihrem Tisch und warf aus nächster Nähe einen letzten Blick auf ihren Gatten: elegant, selbstsicher, Anfang vierzig. Kein schöner Mann, aber von angenehmem Äußeren mit seinem feinen, distinguierten Oberlippenbart, dem gelockten, leicht ergrauten Haar, dem wachen, intelligenten Ausdruck der Augen, denen, wie Max sehr wohl bemerkt hatte, nichts von dem entging, was sich auf der Tanzfläche abspielte. Max hatte vom Maître erfahren, dass es sich um den spanischen Komponisten Armando de Troeye und seine Gattin handelte: exklusive Suite in der ersten Klasse und der Tisch neben dem des Kapitäns im großen Speisesaal, was an Bord der Cap Polonio viel Geld oder eine herausragende gesellschaftliche Stellung und meistens beides zugleich bedeutete.
»Es war mir ein Vergnügen, Señora. Sie tanzen wundervoll. «
»Danke.«
Er verabschiedete sich mit einer kleinen, fast militärischen Verbeugung, einer Geste, die Frauen zu gefallen pflegte, wie auch die Unbefangenheit, mit der er ihre Finger an die Lippen führte, und sie erwiderte den Gruß mit einem knappen, kühlen Nicken, bevor sie auf dem Stuhl Platz nahm, den ihr Gatte, der dazu aufgestanden war, für sie zurechtrückte. Max wandte sich ab, strich erst rechts, dann links sein glänzendes, mit Brillantine zurückgekämmtes schwarzes Haar an den Schläfen glatt und entfernte sich entlang der Tanzfläche. Um seine Lippen spielte ein feines Lächeln, und obwohl er niemanden ansah, spürte er das weibliche Interesse, das seinen Einszweiundachtzig in dem makellosen Galaanzug - in den er seine letzten Ersparnisse investiert hatte, bevor er mit einem Arbeitsvertrag für die einfache Fahrt nach Buenos Aires an Bord gegangen war - von den Tischen zuteilwurde, die die Passagiere allmählich verließen, um sich in den Speisesaal zu begeben. Die Hälfte des Salons verabscheut mich jetzt, dachte er, teils resigniert, teils belustigt. Die andere Hälfte sind Frauen.
Copyright © Insel Verlag
... weniger
Autoren-Porträt von Arturo Pérez-Reverte
Pérez-Reverte, ArturoArturo Pérez-Reverte, geboren 1951 im spanischen Cartagena, ist einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens. Sein Werk wurde in 41 Sprachen übersetzt, sein Roman Der Club Dumas ist ein Weltbestseller und wurde von Roman Polanski mit Johnny Depp in der Hauptrolle unter dem Titel Die neun Pforten verfilmt. Arturo Pérez-Reverte arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter. Seit 2003 ist er Mitglied der Real Academia Española.
Bibliographische Angaben
- Autor: Arturo Pérez-Reverte
- 2013, 1, 525 Seiten, Maße: 13 x 20,4 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung:Zickmann, Petra
- Übersetzer: Petra Zickmann
- Verlag: INSEL VERLAG
- ISBN-10: 3458175806
- ISBN-13: 9783458175803
- Erscheinungsdatum: 04.08.2013
Rezension zu „Dreimal im Leben “
»Ein vollkommen außergewöhnlicher Liebesroman.«El Mundo
Kommentare zu "Dreimal im Leben"
0 Gebrauchte Artikel zu „Dreimal im Leben“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
4.5 von 5 Sternen
5 Sterne 3Schreiben Sie einen Kommentar zu "Dreimal im Leben".
Kommentar verfassen