Zorneskalt
Thriller
Kriminalreporterin Rachel Walsh nimmt für ihren Nachrichtensender an einer Pressekonferenz der Brightoner Polizei teil. Als sie das große Fahndungsbild der verschwundenen Frau sieht, ist sie zutiefst schockiert: Es ist Clara O'Connor - ihre beste...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Zorneskalt “
Kriminalreporterin Rachel Walsh nimmt für ihren Nachrichtensender an einer Pressekonferenz der Brightoner Polizei teil. Als sie das große Fahndungsbild der verschwundenen Frau sieht, ist sie zutiefst schockiert: Es ist Clara O'Connor - ihre beste Freundin. Eigentlich waren die beiden noch vor drei Tagen in einer Bar verabredet. Doch Clara ist nicht gekommen... was ist passiert?
Klappentext zu „Zorneskalt “
Sie weiß alles von dir: deine beste Freundin. Und genau das macht sie so gefährlich ...Rachel Walsh, Kriminalreporterin des Nachrichtensenders National News Network, wird zu einer Pressekonferenz der Polizei in Brighton entsandt. Als sie den Konferenzraum betritt, sieht sie auf einem Poster neben dem Podium das Bild ihrer ältesten, besten Freundin vor sich: Clara O'Connor. Clara, mit der Rachel drei Tage zuvor in einer Bar verabredet, die dort jedoch nie aufgetaucht war ...
Ein bitterböses und hochspannendes Debüt mit tiefen psychologischen Einsichten in eine Frauenfreundschaft auf dem schmalen Grat zwischen grenzenlosem Vertrauen und abgrundtiefem Hass.
Manipulativ, bedrohlich, düster - psychologische Spannung vom Allerfeinsten!
Lese-Probe zu „Zorneskalt “
Zorneskalt von Colette McBethSeptember 2007
Offiziell denke ich nicht mehr an dich. Ich bin zu hundert Prozent auf die Zukunft fokussiert. Fragt mich jemand, wie es mir geht - und das tun die Leute regelmäßig -, benutze ich gern die Terminologie des Krieges - sie verleiht eine dramatische Note, findest du nicht auch? Ich besiege meine Dämonen. Ich kämpfe gegen die finsteren Gedanken an, die mich zermartert haben. Wenn es sich anbietet, beuge ich mich manchmal nach vorn, fixiere sie mit stählernem Blick und sage so ehrfürchtig wie nur möglich: Ich bin eine Überlebenskünstlerin. Ich werde die Vergangenheit bewältigen. Dafür bekomme ich ein mitfühlendes Nicken, ein besorgtes Lächeln. Ich kann fast das Rauschen der Erleichterung hören, die sie durchweht. Ich kann die Checkliste von Sorgen sehen, die in ihrem Kopf abgehakt wird. Sie macht Fortschritte.
... mehr
In Wirklichkeit tue ich nichts dergleichen. Ich kann dich nicht aus meiner Erinnerung tilgen, wie ich beim Frühlingsputz ein Regal ausräumen würde. Die Leute scheinen nicht zu verstehen, dass wir - unabhängig davon, was zwischen uns geschehen ist - einander stets in unserer DNA haben werden. Und ich will auch nicht fortschreiten, ganz im Gegenteil. Ich will zum Anfang zurückkehren. In die Zeit, in der du mich zu einem Lächeln brachtest, das bis zu den Augen reichte und in meinem Kopf kribbelte. Als wir über kleine Dinge lachten, die nur wir witzig fanden. Als wir uns wissend zublinzelten und Insiderwitze erzählten, als wären sie unsere eigene persönliche Währung. In die Zeit, in der wir ständig zusammen waren, weil wir nur so ein Ganzes ergaben. Ich spüre deine Abwesenheit wie Schmerzen in der Magengrube, wie einen unstillbaren Hunger. Selbst wenn ich die Augen schließe, kann ich dir nicht entkommen. Ich sehe dich überall. Gestern spätnachmittags fiel die Sonne schräg durchs Fenster herein. Ich schloss die Augen, um ihre Wärme zu genießen. Ich malte mir aus, ich säße unter einem hohen, endlosen Himmel und starrte aufs Meer hinaus. Ich konzentrierte mich auf den Horizont, das Rot und Gelb und Grün der Fischerboote, die in der Dünung tanzten, das Blau des unter der Sonne glitzernden Meeres. Für einen ganz kurzen Augenblick war mein Verstand still und leer. Ich atmete tief. Ich war von meinen Gedanken befreit. Dann entdeckte ich dich: über die Wogen springend, das dunkle Haar vom Wasser gekringelt, lachend, als ein Brecher dich unter sich begrub. Ich lief ans Wasser hinunter, um dich zu sehen, geradewegs in die Brandung. Aber als du hochkamst, waren das Gesicht und die Haare nicht deine.
Das sind die grausamen Streiche, die mein Verstand mir spielt.
Ich finde keine Ruhe, bis ich dich erreicht habe. Oh, was würde ich dafür geben, dich ein letztes Mal zu sehen, damit du mir in die Augen blicken und ohne jeden Zweifel erkennen könntest, dass ich dich immer nur geliebt habe, dass ich alles nur aus dem innigen Wunsch getan habe, dich zu beschützen. Ich mache dir keinen Vorwurf, weil du anders denkst. Den mache ich den Leuten, die dich mit ihren Lügen vergiftet haben. Aber hör auf dein Herz. Vertraue deinem Instinkt. Denke an die schöne, kostbare gemeinsame Zeit. Wisse, dass etwas so Reines niemals schlecht sein kann.
Deshalb schreibe ich dir jetzt. Damit du verstehst. Ich weiß nicht, wie es dich erreichen wird, aber ich werde einen Weg finden. Niemand weiß von diesem Brief. Sein Inhalt passt nicht zu meinen »Darüber bin ich hinweg« Parolen. Lass ihn also unser Geheimnis bleiben, wenn du ihn liest. Stell dir vor, ich wäre dir nahe, würde dir ins Ohr flüstern - unsere Geschichte, in meinen Worten erzählt. Und zum Schluss werden wir vielleicht ergründen, wie wir einander verloren haben und wie uns wiederfinden können.
1
Ich fange am besten an einem Montagmorgen im Januar an, weil das der logische Ausgangspunkt ist. Früher dachte ich: Das war der Tag, an dem sich alles änderte. Aber so einfach ist es natürlich nie. Die Saat der Veränderungen war vor Jahren gesät worden. In meiner Schachtel mit Erinnerungen an den 21. Januar 2007 wirst du folgende Dinge sehen: eine einzelne Sonnenblume in einem Garten; die Wogen, die gewaltig aufgerissenen Rachen, die gleich unter dräuenden Wolken heranrollen. Und das Violett des Himmels, wie er elektrisch aussah, als wäre er an eine gewaltige Quelle negativer Energie angeschlossen.
Aber der Verstand spielt einem Streiche. Das tut auch das Gedächtnis. Was wir sehen, entspricht nicht unbedingt den Tatsachen. Ich glaube jedoch, dass Himmel und Wellen so waren, wie ich sie beschrieben habe. Aber die Sonnenblume - im Winter? Ich sehe sie jetzt so deutlich, wie ich meine Hand vor mir sehen kann. Das heißt aber nicht, dass sie wirklich da war. Vielleicht sehe ich sie, weil die Blume mich immer an dich, an uns erinnert hat. An den Anfang vom Ende.
Es war ein Gespräch jener Art, mit der mein Arbeitstag oft begann. Robbie, mein Redaktionsleiter, der seine Anweisungen ins Telefon blaffte. »In Brighton ist irgendeine Frau verschwunden. Die Polizei gibt eine Pressekonferenz. Den Rest maile ich dir«, sagte er, bevor er auflegte. Das war alles, was ich wusste.
Ich verließ London bei gefrierendem Regen, und als ich die Außenbezirke von Brighton erreichte, begann es, riesige nasse Flocken zu schneien, die meine Frontscheibe bedeckten. In der Stadt lag Schneematsch auf den Straßen. Ich fuhr die Southover Street entlang, schlängelte mich zwischen immer enger stehenden Häuserzeilen hindurch und erreichte so die John Street mit der Polizeiwache, einem gedrungenen Bau in Weiß und Beige mit schmutzig braunen Fensterrahmen, nicht weit vom Meer entfernt.
Ich war spät dran, deshalb parkte ich am Randstein - ein Strafzettel wegen Falschparkens war immer noch besser als ein Anschiss von der Nachrichtenredaktion, weil man eine Story verpasst hatte. Beim Aussteigen traf mich ein eisiger Windstoß, der mich daran erinnerte, warum ich Robbie verabscheute. Der dünne Regenmantel, die hohen Absätze, der Rock, der Stewardessen-Chic. Das war mein Versuch, ihn zu beschwichtigen, nachdem ich aufgefordert worden war, mich etwas mehr anzustrengen. Den Zuschauern wär's egal gewesen, wenn ich drei Tage nacheinander dasselbe Jackett getragen hätte, aber er konnte das nicht leiden.
Vor dem Polizeirevier waren Übertragungswagen mit himmelwärts zeigenden, summenden Satellitenschüsseln aufgefahren. Unser eigener mit dem Logo von National News Network, einem Geschlängel aus Ns, stand neben dem der Global Broadcasting Corp. Durch die halb offene Tür erhaschte ich einen Blick auf den Monitor, der Bilder aus dem Konferenzraum zeigte. Erleichterung - noch kein Sound, noch sprach niemand. Als ich nach meinem BlackBerry griff, um wie meistens in letzter Sekunde Robbies E-Mail mit den Eckdaten der Story zu lesen, stieg unser Techniker Eddie, in seiner North-Face-Daunenjacke kaum zu erkennen, aus dem Übertragungswagen. »Eben ist die Zwei-Minuten-Warnung gekommen. Hättest deine Laufschuhe tragen sollen, Rachel.«
In Polizeiwachen schlägt einem als Erstes der Geruch entgegen. Der Gestank von aus den Fugen geratenen Leben, von durch Alkohol und Drogen befördertem Chaos, von Menschen, die Linien überschreiten. Er gehört auch zu Krankenhäusern und Seniorenheimen, wo er an einem haften bleibt. Hier in Brighton war es nicht anders. Ich spürte, wie der Gestank sich in meiner Kehle festsetzte, sobald ich die Drehtür durchschritt.
Vor mir am Empfang stand ein Mann in einem grauen Jogginganzug, der ein, zwei Nuancen dunkler war als seine Haut. Bleigrau neben hellgrau. Sein dunkles Haar glänzte von Brillantine, und er kaute an seinen Fingernägeln, die vor Schmutz starrten.
»Was glotzt du so?«, knurrte er. »Hast nichts Besseres zu tun, ha?«
»Beruhigen Sie sich, Wayne«, sagte die Frau am Empfang. Auf ihrem Namensschild stand Lesley. Sie hatte große Goldovale als Ohrhänger, die ihre Ohrläppchen streckten, und dunkle Ringe um die Augen.
Ich wies meinen Presseausweis vor.
»Sie fangen gleich an, Schätzchen. Füllen Sie das hier aus.« Sie tippte mit der rechten Hand leicht auf das Besucherbuch, und ich nahm zur Kenntnis, dass sie an drei Fingern außer Daumen und kleinem Finger Goldringe trug. Auf einem stand MOM, als müsste sie daran erinnert werden, und ein anderer verkündete LOVE.
»Sie«, sagte Lesley und deutete auf den Mann im Jogginganzug. »Sie setzen sich, bis gleich jemand kommt und sich um Sie kümmert. Und Sie kommen mit, weil ich Sie reinbringen muss.«
Durch eine zweifügelige Tür gelangten wir auf den langen Korridor, der zum Konferenzraum führte. Drinnen wartete die übliche Ansammlung Lokalreporter, die in ihren billigen Anzügen laut schwatzend zusammenhockten, und aufgebaute Kameras, die mit der Übertragung beginnen würden, sobald die Polizei zu reden begann. Auf einem Pult waren zahlreiche Mikrofone aufgebaut, und dahinter saßen vier Personen: zwei Polizeibeamte, die Pressesprecherin Hilary Benson und eine junge Frau. Jake Roberts war auch da. Aber ihn sah ich erst später. Ich würde dies alles erst später sehen. Als Lesley die Tür öffnete, hatte ich stattdessen nur Augen für ein Poster, ungefähr sechzig mal sechzig Zentimeter groß, das neben dem Pult hing. Es zeigte das Foto einer jungen Frau. Ein Foto von dir.
Deine blauen Augen saugten mich ein, tief, tief hinunter, wo es kalt und dunkel war. Meine Lunge lief voll, mein ganzer Körper schrie nach Luft. Ich ertrank, Clara, und hatte nur noch das Platschen und Strudeln von Wasser und die gedämpften Geräusche des Medienzirkus, der sich auf seinen Auftritt vorbereitete, in den Ohren. Niemand sah, was in diesem Augenblick mit mir geschah, niemand merkte, dass ich von außerhalb der Story mitten in ihre schlammigen Tiefen hinabgerissen worden war. Niemand hätte ahnen können, dass diese Geschichte ein Teil von mir war.
Mir kam es vor, als hätte ich den Boden erreicht. Alles kam zum Stillstand.
Dann hörte ich eine Stimme, lauter als die anderen, die durch das Geschwätz drang. Und kam endlich nach Luft gierend an die Oberfläche zurück.
»Es geht los, Leute«, sagte die Stimme. Sie gehörte Detective Chief Inspector Gunn, der den Beginn der Pressekonferenz ankündigte, als wäre er dabei, eine Varieténummer anzusagen.
»Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte DCI Gunn mit seinem West-Country-Näseln. Mir fiel auf, dass er direkt in die Kameras sah.
»Wir brauchen Ihre Hilfe, um die junge Frau zu finden, die Sie hier sehen.« Er nickte zu dem Poster von dir hinüber. Dieses Lächeln, so betörend. »Ihr Name ist Clara O'Connor. Sie ist achtundzwanzig, und ihr Verschwinden ist völlig uncharakteristisch.«
Ich sollte erwähnen, dass DCI Gunn und mich etwas verband, das man eine professionelle Beziehung nennen könnte. Er war ein Kontakt, den ich seit drei Jahre pflegte - seit ich den Job als Kriminalreporterin beim National News Network ergattert hatte. Nach etlichen Lunchs und Drinks auf meine Rechnung hatten die Informationen zu fließen begonnen. Tipps zu Storys in seinem Revier, ein paar Lecks hier und da. Und eine stillschweigend geschlossene Übereinkunft: Er würde dafür sorgen, dass ich gut herauskam, wenn ich den Gefallen erwiderte. Auf solche behaglichen Beziehungen vertrauen Journalisten, und dies war der Augenblick, in dem unsere zu zerfallen begann. Obwohl er dich nie gekannt hatte, war er plötzlich ein Experte für deinen Charakter. Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf stieg, und biss mir auf die Unterlippe.
»Vermisst gemeldet wurde sie von ihrer Freundin und Mitbewohnerin Amber Corrigan. Amber hat in der Nacht zum Samstag bei einer Freundin übernachtet, wollte sich aber am Tag darauf mit Clara zum Lunch treffen.« Er machte eine Pause und sah zu der jungen Frau auf dem übernächsten Stuhl hinüber. Du hattest schon früher von ihr gesprochen, aber hier sah ich sie zum ersten Mal - sie war ein zierliches, zerbrechliches kleines Ding. Der Stuhl verschluckte sie fast. Wäre sie nach draußen gegangen, hätte der aufkommende Sturm sie weggefegt, dachte ich. Aber sie war hübsch, und Kameramänner und Fotografen lieben es, wenn ein hübsches Mädchen weint. Das sichert der Story mehr Aufmerksamkeit.
DCI Gunn räusperte sich. »Am vergangenen Freitag, den 18. Januar, sollte Clara den Abend mit Freundinnen im Brightoner Stadtzentrum verbringen. Sie waren dort verabredet, aber Clara kam zu spät und ist unseren Feststellungen nach auch nur kurz geblieben. Sie verließ die Cantina Latina am Marine Drive gegen halb zwölf, um nach Hause zu fahren, wie sie ihren Freundinnen erzählt hatte.
Leider ist sie seitdem nicht mehr gesehen worden.« Er machte eine Pause und sah sich effekthascherisch in dem Raum um. Ich versuchte, seine Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Es war, als wollte man Wasser mit den Händen auffangen.
Aus heutiger Sicht ist es schwierig, mein Verhalten an jenem Tag zu erklären, Clara. Tatsächlich verstehe ich es selbst noch immer nicht. Ich kann noch heute die Stimme in meinem Kopf hören, die kreischend verlangte, ich solle aufstehen und schreien, so laut, wie ich nur konnte, seine Schilderung des Freitagabends sei völlig falsch. Ich wollte DCI Gunn anbrüllen, ich sei deine Freundin, deine älteste Freundin, und wenn jemand dich kenne, dann sei das ich. Ich wollte die Hand ausstrecken und die Pausetaste drücken, um alles für einen Augenblick anzuhalten, damit ich nachdenken konnte. Jeder Muskel meines Körpers war angespannt, drängte mich dazu, etwas zu tun, etwas zu sagen. Trotzdem tat ich nichts. Ich war wie erstarrt, von einer Macht festgenagelt, die stärker war als ich. Ich hatte keine Stimme, mein Körper war gelähmt. Also saß ich einfach da und sah zu, wie die Ereignisse sich verselbstständigten, bis ich sie nicht mehr einholen konnte.
»Ich bin Amber Corrigan dankbar, dass sie heute hergekommen ist«, sagte DCI Gunn. »Wie Sie sich vorstellen können, ist dies eine sehr traumatische Zeit für sie, aber sie wollte alles in ihrer Macht Stehende tun, um uns bei unserer Suche nach Clara zu unterstützen.«
Ich konzentrierte mich auf Amber. Sie war deine Mitbewohnerin, aber ich bezweifle, dass sie dich sehr gut kannte. Und trotzdem war sie sichtlich aufgewühlt und verheult und hatte rote Augen. Später würde ich mir wünschen, wie sie weinen zu können. Aber meine Tränen würden nur zögerlich kommen.
»Ich möchte nur zu Clara sagen ...« Sie machte eine Pause und schluckte. Ihre Stimme war ruhig, und sie sprach jedes Wort überdeutlich aus, als hätte sie ihren Text auswendig gelernt. »Clara, wenn du zuhörst, melde dich bitte, wir sind krank vor Sorge. Ich weiß, dass dies nicht deine Art ist, und wir haben Angst, dass etwas Schlimmes passiert sein könnte.« Sie begann zu schluchzen und wischte sich die Tränen, die ihr übers Gesicht liefen, mit dem Handrücken ab. Der Zoom der Kameras, die sie näher heranholten, war lautlos, aber ich nahm ihn trotzdem wahr. »Bitte, Clara, lass uns wissen, wo du bist.«
Ich wollte, sie hätte etwas Originelleres gesagt, irgendetwas, das besser zu dir passte.
DCI Gunn ergriff das Wort. »Ich möchte Amber dafür danken, dass sie heute hierhergekommen ist, und Sie alle bitten, ihre Privatsphäre zu respektieren.«
Alle nickten zustimmend, obwohl jeder als Nächstes versuchen würde, ein Exklusivinterview mit ihr zu bekommen.
Gunn sprach davon, dass sie schon angefangen hatten, Verbindung zu deinen Freunden und Kollegen aufzunehmen. (Würde ich die Letzte sein, weil ich im Adressbuch unter W stand?) Und davon, dass du eine vielversprechende Künstlerin seist, was mich leicht die Augenbrauen hochziehen ließ. Und dann fragte er abschließend: »Hat noch irgendjemand Fragen?«
Mein Kopf war voller Fragen, von denen jede kreischte und brüllte und mich quälte. Aber ich hatte noch immer keine Stimme, und der Boden unter meinen Füßen fühlte sich an, als gäbe er nach. Hätte ich mich bewegt, wäre ich bestimmt in das dunkle Loch gerutscht, das unter mir entstand. Also saß ich starr da, während andere die Hände hoben und ihre Fragen durch die Luft über meinem Kopf schwebten.
Heute frage ich mich, ob an jenem Tag noch etwas anderes im Spiel war; ob ich vielleicht unbewusst erkannte, dass DCI Gunn mir nicht helfen konnte. Irgendwie wusste ich, dass ich schon alle Antworten kannte. Ich musste sie nur noch finden.
2
Zwei Tage zuvor
Sogar am Telefon höre ich es in deiner Stimme. Der Funke, den ich vergessen hatte, existierte noch. Und dein Lachen, laut und ansteckend, durchzuckt mich wie ein Stromstoß. So waren wir früher, denke ich. Du hast mir gefehlt, Clara. Wir haben mir gefehlt.
»Ehrlich, Rachel«, sagst du, »so gut hab ich mich schon lange nicht mehr amüsiert. Wir waren in diesem Club, der total schäbig und irre komisch war. Gegen Ende hab ich sogar mit ihm geknutscht, wobei er Gott weiß was von mir gedacht haben muss.«
»Ich wollte, ich wäre dabei gewesen«, sage ich, ohne zu erwähnen, dass du mich nicht eingeladen hast, denn das stört mich nicht. Nicht wirklich. Ich verstehe dich. Du musst deinen Freundeskreis erweitern, und das bedeutet, dass wir Dinge einzeln tun. Schließlich hat auch mein Leben sich weiterentwickelt. Der Beruf, der Freund. Und Jonny ist nicht nur irgendein Freund. Er ist alles, was ich je erträumt habe. Seine dunklen Augen blitzen, wenn er lacht, was er oft tut. Wenn er meinen Nacken küsst, läuft ein Kribbeln durch meinen ganzen Körper. Er versteht mich vollkommen. Bloß mit ihm zusammen zu sein beruhigt mich schon. Sorry, wenn das alles ein bisschen abgedroschen klingt, aber ich liebe ihn. Jetzt müssen wir nur noch daran arbeiten, jemanden für dich zu finden.
»Triffst du dich wieder mit ihm?«, frage ich. Ich bin bereits fünf Züge weiter. Ich gehöre allmählich zu den selbstgefälligen Leuten, die jedermann dazu bringen wollen, wie sie selbst in einer festen Beziehung glücklich zu werden.
»Das bezweifle ich.« Du kicherst so sehr, dass du kaum weitersprechen kannst. »Ich musste mittendrin abbrechen, um in meine Handtasche zu kotzen.«
»Ist das dein Ernst?«, frage ich mit meiner Große-Schwester-Stimme. Ich bin fürsorglich, Clara. Ich weiß, früher war es andersherum, aber seit geraumer Zeit bin ich diejenige, die auf dich aufpasst.
»Nun, was hätte ich sonst machen sollen? Aufs Klo hätte ich's nicht mehr geschafft, und auf den Boden wollte ich nicht kotzen, deshalb war die Tasche der nächstbeste Platz. Er hat's übrigens nicht mal mitbekommen. Aber in der Tasche hat's schlimm ausgesehen, und die Schlüssel ...«
»Stopp! Mehr will ich nicht hören«, sage ich, aber ich lache auch. »Wer sind deine neuen Freunde also, erfahre ich das noch?«
Dein Lachen weicht einem Hüsteln. Ich stelle mir vor, wie auch dein Lächeln verblasst.
»Nur ein paar Leute aus der Schule«, sagst du schließlich.
»Wirklich? Wer? Kenne ich sie?«
»Ich wusste gar nicht, dass ich für alles deine Genehmigung brauche.« Deine Stimmung ist blitzartig umgeschlagen. Und deine Worte treffen mich wie ein Schlag ins Gesicht.
»Himmel, Clara, ich frage doch nur. Ich bin neugierig, das ist alles ...« Ich bringe meinen Satz nicht zu Ende.
Beiß nicht an, lass dich nicht ködern.
»Na ja, wenn du schon fragst ... Sarah Pitts und Debbie Morton. « Du sprichst ihre Namen langsam aus - aus Effekthascherei, glaube ich.
Diese Namen bringen eine Unmenge Erinnerungen mit sich. Ich werde augenblicklich in die Schule zurückversetzt. Ich kann ihre Hockeyschläger an meinen Schienbeinen spüren, ihre spitzen Ellbogen beim Netball in meinen Rippen. Aber das ist nichts im Vergleich zu dem einen Mal, als Lucy Redfern mich auf dem PGL-Schulausfug nach Shropshire ins Wasser gestoßen hat. Ich sehe mich aus dem See auftauchen, die ganze Klasse lacht mich aus, aber Sarahs Gackern ist das lauteste. Lucy scherzt, ich hätte mich sowieso mal waschen müssen, und ihr Zwillingsbruder James führt das Beifallsklatschen der Jungen an. Du warst dabei, Clara, du hast gesehen, wie mein Gesicht vor Scham dunkelrot anlief.
Andererseits liegt das schon lange zurück. Vielleicht haben sie sich geändert, denke ich.
»Riecht Debbie immer noch nach Frittenbude?« Nach Sarah frage ich nicht einmal.
»Fuck off, Rachel. Du bist echt so selbstgerecht.«
»Clara, das war nur ein Scherz. Du weißt, wie sie mir das letzte Schuljahr ruiniert haben, aber du kennst mich - immer nach vorn schauen, keinen Groll hegen.« Du lässt etwas hören, das wie ein Schnauben klingt. »Warum hast du mich nicht dazu eingeladen?«, füge ich hinzu.
Einen Augenblick lang spricht keine von uns, und dieses Schweigen saugt das Hochgefühl, das ich zu Beginn unseres Gesprächs empfunden habe, aus mir heraus. Ich frage mich unwillkürlich, ob zwischen uns jemals wieder alles in Ordnung kommen wird.
Und dann sagst du etwas, das mich überrascht.
»Wir sind am Freitag wieder verabredet.« Deine Stimme ist jetzt sanfter. Du machst eine Pause, als wägtest du deine Worte ab. »Du kannst ja mitkommen. Anschließend bei mir übernachten. Vielleicht würdest du sogar deine Meinung über sie ändern.«
Ich will schon Nein sagen, aber dann denke ich kurz darüber nach. Als Erstes fällt mir ein, dass Jonny verreist sein wird. Er fliegt nach Afghanistan, um einen Dokumentarfilm zu drehen, und ich werde allein sein. Und dann denke ich: Sarah Pitts war in der Highschool meine Erzfeindin, aber wir werden ja sehen, wer jetzt Oberwasser hat. Ich habe einen Job. Und einen Freund. Sie kann mir nichts mehr anhaben.
»Wieso nicht?«, sagte ich. »Vielleicht amüsiere ich mich sogar.«
Auf den Straßen ist der Verkehr aggressiv, fast bedrohlich. Jungmanager mit dicken Spesenkonten fahren mit ihren Audis und BMWs dicht auf, leuchten meinen Mini aus nächster Nähe aus. Ich blinzle, um klar sehen zu können, aber der Regen auf der Frontscheibe verschlechtert die Sicht ebenso schnell wieder. Zwischendurch frage ich mich, ob es klug war, sich mit dir und Sarah und Debbie zu verabreden. Hätte ich die Wahl, wäre ich zu Hause geblieben und würde mit Jonny bei ThaiFood und einer Flasche Wein auf dem Sofa kuscheln. Ich glaube, du hast geahnt, dass ich dabei war, mir die Sache noch mal zu überlegen. Du hast mich diese Woche dreimal angerufen, um dich zu vergewissern, dass ich wirklich komme, was ungewöhnlich ist. In letzter Zeit rufst du selten an oder zurück.
Jedenfalls übernachtet Jonny heute in Gatwick, um einen frühen Flug zu nehmen, deshalb werde ich nicht absagen. Ohne ihn ist unsere Wohnung kalt und leer. Inzwischen habe ich das Gefühl, wir sind zwei Hälften einer Person. Bei jedem anderen Kerl vor ihm war es so, als kämen wir von verschiedenen Planeten. Und dann hat er mich angesprochen, und wir waren uns gleich sympathisch, und ich habe gedacht: Hallo, mein Mann von der Erde. Bevor ich mich versah, tat ich all die Dinge, die ich früher missbilligt hatte, zum Beispiel vor jemandem pinkeln und ihn in der nächsten Minute mit solchem Drang, solcher Dringlichkeit ficken, dass man zugleich weinen und lachen mochte. Wir ergänzen einander, wir beenden die Sätze des anderen, und manchmal sitzen wir nur schweigend da, weil wir uns nicht hinter Worten und Gesten verstecken müssen. Wir können einfach wir selbst sein. Ich will damit sagen, dass ich das Gefühl habe, unvollständig zu sein, wenn er nicht zu Hause ist, und dass ich lieber irgendwo anders bin, als die leere Wohnung ertragen zu müssen.
Deshalb fahre ich jetzt mit den Arctic Monkeys im CD-Spieler, einer Cola light und einer Tüte Haribo auf der M23 zu dir und zu den Highschool-Zicken.
Ich bin schon ein paar Meilen an Gatwick vorbei, als sich dieses vertraute, komische Gefühl einstellt. Der Verkehr wird langsamer, vor mir leuchten lauter rote Bremslichter auf. Die Haribos sind aus, meine Zähne tun vom Zucker weh, und meine Blase ist voller Cola. Ich schalte zwischen Sendern hin und her, um Verkehrsmeldungen zu hören, und bekomme Nachrichtenfetzen mit. Die Frau auf Radio Four sagt, dass es bei den gestrigen Stürmen in den Midlands und im Norden elf Tote gegeben habe. Auf Radio One verliest ein atemloses Mädchen viel zu schnell und mit verrückten Betonungen einzelner Wörter eine Meldung zu Premierminister Gordon Brown, der in Indien sei, um über die rassistischen Äußerungen bei »Big Brother« zu sprechen. Ist es so weit mit der Welt gekommen?
Vor mir sehe ich Blinker, die im Regen grell aufzucken. Wir werden langsam auf eine Spur zusammengeleitet. Weiter vorn stehen zwei Streifenwagen, eine Feuerwehr und ein Krankenwagen. Ich sehe, wie sich Männer in reflektierenden Sicherheitsjacken im Halbdunkel bewegen. Ich frage mich, was sie gefunden haben mögen, aber meine Neugier wird gestillt, als ich selbst an der Unfallstelle vorbeirolle. Links von mir steht ein roter Ford, vermutlich ein Fiesta. Das Dach ist halb abgerissen, und die Feuerwehrleute schneiden jemanden heraus. Oder sie versuchen festzustellen, was von dem Fahrer übrig ist. Ich stelle mir abgetrennte Gliedmaßen und Tod vor. Ein weiterer Wagen, ein silberner Mercedes, steht in rechtem Winkel zu dem Ford. Sein Heck und eine Seitentür sind eingedrückt, aber die Schäden sind viel geringer als bei dem Fiesta. Die Schönheit deutscher Ingenieurkunst. Ein Mann, wahrscheinlich der Fahrer, hockt auf der Leitplanke. Jemand hat ihm eine Decke umgelegt, und er hält den Kopf in den Händen. Unter der Decke sind ein Anzug und schwarze Schuhe zu erkennen. Mich schaudert. Ich wollte, ich hätte ihn nicht gesehen, aber jetzt ist dieses Bild in mein Gedächtnis eingebrannt. Und ich werde daran erinnert, dass wir unser Schicksal nicht in der Hand haben, selbst wenn wir uns das einbilden. Das Leben ist willkürlich. Wer etwas anderes glaubt, ist töricht.
Der Verkehr kommt langsam wieder in Fluss. Als ich Gas gebe, piepst mein Handy. Eine SMS. Ich werde sie lesen, wenn ich ankomme, denke ich. Ich bin nicht darauf vorbereitet, dass mein Leben sich in einer dunklen Freitagnacht im Januar auf der M23 plötzlich ändert.
Ich lese sie, als ich in Brighton ankomme.
Sie ist von dir.
Rachel, sorry, fühle mich schrecklich, hab vielleicht die Grippe, bin noch im Bett, aber raff mich auf, um es zu schaffen. Ruf dich später an. Clara x
Als ich zurückrufen will, lande ich auf deiner Mailbox. Ich hinterlasse keine Nachricht. Stattdessen schicke ich dir eine SMS.
Lass mich nicht mit ihnen allein! Nimm ein paar Lemsips. Und schalt dein Telefon ein! X
Aber du tust es nicht.
Vom Parkhaus in der Black Lion Street zur Cantina Latina sind es zu Fuß fünf Minuten. Der scharfe Seewind scheint mir die Haut abzuschleifen. Ich überquere die Straße und gehe an dem im Dunkel beleuchteten Pier vorbei. Ein paar Spielhallen haben geöffnet und trotzen der Januarkälte, um die Hardcore-Glücksspieler anzulocken. Vor mir geht eine Gruppe von Mädchen, die auf High Heels stöckeln, keine Mäntel tragen. Spüren sie die Kälte nicht? Manchmal lacht eine von ihnen. Die Nacht ist voller Erwartungen. Verschmiertes Makeup und Enttäuschung werden später kommen.
Zwischen den Miniröcken und Satinblusen wirkt meine Berufskleidung deplatziert. Und ich erkenne, dass ich hier nicht mehr dazugehöre. Jonny und ich gehen in Pubs. Wir reden miteinander. Du neckst mich damit, Clara. Du sagst, dass ich mich benehme wie eine Frau mittleren Alters und keinen Spaß mehr habe, aber das stimmt nicht. Jonny und ich sind miteinander glücklich, wir brauchen nichts anderes. So war's bei uns früher auch, Clara.
Ich sehe die Cantina Latina gegenüber dem Sea Life Centre neben einer Fishand-Chips-Bude. Als ich näher komme, fallen mir die Türsteher auf, die wie zwei dicke, kahle Säulen zu beiden Seiten des Eingangs postiert sind.
»Abend«, sagt der Kleinere mit goldblitzendem Lächeln. Er zieht die Tür auf, und ich bin drinnen.
Die Luft ist flüssig. Klebrig. Sie läuft mir den Rücken hinab, sickert in meine Poren. Der Wechsel von draußen kommt so jäh, dass mir schwindlig wird. Ich versuche, mich zu konzentrieren, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen, aber mein Blick kann nichts festhalten. Der Raum ist ein Meer aus blauen und rosa und grünen Tischlaternen und bunten Lichterketten, die mal scharf, mal unscharf sind. Ich taste nach dem nächsten Tisch, um mich abzustützen. Ich weiß, dass du mich nicht hier mit den beiden allein lassen wirst. Trotzdem möchte ich kehrtmachen, zu dir fahren und dich aus deinem Krankenbett zerren, nur um sicherzugehen. Das Einzige, was mich daran hindert, ist meine zum Platzen volle Blase. Und auf der Toilette, wo ich darauf warte, dass die Mädchen, die zu zweit eine Kabine benutzen, herauskommen und frischen Lipgloss auftragen, halte ich mir selbst eine Strafpredigt. Sie kommt garantiert, sie würde es nicht wagen, nicht zu kommen. Bestell dir einen Drink. Relax. Das hast du immer gesagt, nicht wahr? »Relax, Rachel.« Also befolge ich deinen Rat.
Ich warte an der Bar. Es gibt keine richtige Schlange, mehr einen Mob, der danach plärrt, bedient zu werden. Ich kann einen Bauch an meinem Rücken spüren, weich und breit. Er schiebt und schubst mich und hat eine Stimme, die über meinen Kopf schreit. »Beck's, Kumpel!«, ruft sie dem Barkeeper zu, der einen anderen Gast bedient und nicht mal aufsieht. Die Stimme versucht es erneut, diesmal lauter, zorniger. Dann bricht das Schreien ab und geht in ein Jaulen über, das von einem Hund stammen könnte. Der Absatz einer meiner Louboutins hat einen Fuß gefunden und bohrt sich hinein. Es muss seiner sein. Du hast mir erklärt, es sei verrückt, so viel für sie zu bezahlen. Ich wusste schon immer, dass sie ihr Geld wert sind. Der Barkeeper sieht erst mich, dann den Mann hinter mir an, und ich blinzle ihm zu.
»Einen Peach Bellini, bitte.«
»Die Happy Hour endet ...«, er sieht zu der Uhr über der Bar auf, »... in zwei Minuten. Wollen Sie gleich zwei?« Das Haar des Barkeepers umgibt seinen Kopf wie eine Wolke: dicht und lang und bauschig gelockt.
»Was anderes wäre wohl unhöflich.« Ich lächle. Der Mann hinter mir hat wieder zu schreien angefangen. Er wird die Happy Hour verpassen. Und ich denke, dass er das weiß.
Ich nehme meine Bellinis und zwänge mich an der Bar entlang aus der Menge. Ich leere das erste Glas in wenigen Minuten und warte darauf, dass der Alkohol meine Kanten glättet. Ich atme durch. Tief. Meine Schultern werden lockerer, die Anspannung in meinem Kopf lässt allmählich nach. Ich sehe mich um, suche dich an den Tischen, in den dunklen Ecken des Raums. Ich behalte den Eingang im Auge. Ich bilde mir unzählige Male ein, deine Gestalt hereinkommen zu sehen, nur um erkennen zu müssen, dass es jemand anderes ist.
Als ich erneut versuche, dich anzurufen, werde ich von einer Stimme unterbrochen, die so laut ist, dass sie durch den Raum donnert und die Musik übertönt. Plötzlich bin ich wieder in der St. Gregory's School, und diese Stimme, die über den Schulhof hallt, macht mich klein und unbedeutend.
Ich drehe mich um und sehe sie und bin plötzlich froh, dass ich gekommen bin. Sarah Pitts, das hübscheste Mädchen der Schule, hat sich ein paar Kleidergrößen in die falsche Richtung entwickelt. Ich lache in mich hinein, weil ich mich daran erinnere, wie sie steif und fest behauptete, Eiscreme hätte keine Kalorien, weil sie schmilzt. Sie sieht ehrlich gesagt aus, als habe jemand ihr altes Schulgesicht wie einen Ballon aufgepumpt und dick mit orangerotem Makeup bedeckt. Ihr Pagenschnitt ist wasserstoffblond und endet abrupt auf Höhe des Unterkiefers. »Ghosty« hat sie mich genannt und allen erzählt, man könne die blauen Adern unter meiner Haut sehen. Oh, daran erinnere ich mich jetzt und lächle innerlich. Ich lächle innerlich und äußerlich.
»O mein Gott, Rachel, du bist's!« Sie stößt mich mit dem Ellbogen an. »Wir sehen dich so oft in der Glotze, und jetzt bist du hier. Als wir dich gesehen haben, konnten wir nicht glauben, dass du's wirklich bist, so sehr hast du dich verändert. Du bist jetzt so elegant, und du bist WINZIG, nicht wahr, Debs? Wie hast du all das Gewicht verloren? Ich brauch unbedingt ein paar Tipps«, sagt sie und kneift mit Daumen und Zeigefinger in einen Wulst Bauchfett, um zu zeigen, was sie meint. Ich weiß, wie sich das anfühlt, der sehnliche Wunsch, schlank zu sein. Jetzt haben wir die Rollen getauscht.
Sarah hört nicht zu reden auf, aber ich merke, dass Debbie zu Boden sieht und keinen Blickkontakt mit mir aufnehmen will. Ich spüre meine Schultern wieder steif werden. Hier soll doch ich unter Druck stehen, oder nicht? Aber ich halte mich nicht lange mit dem Gedanken auf, weil Sarah mich mit einer ungelenken Umarmung an sich zieht und mein Gesicht an ihren Hals quetscht. Sie riecht nach 1991. Calvin Klein Eternity. Dabei denke ich (mit noch größerer Befriedigung), dass sie sich fast gar nicht weiterentwickelt hat.
»Wie machst du das bloß? Jeden Abend vor Millionen von Leuten im Fernsehen dastehen? So professionell! Ich könnte das nie. Sagt dir jemand, was du sagen sollst? Oder denkst du dir alles selbst aus?« Sie macht keine Pause, um Luft zu holen. Aber ihr Blick irrlichtert umher, sie kann mich nie länger als eine Sekunde ansehen. Sie ist nervös, denke ich. Mein Job hat mich in ihren Augen erhöht. Ich bin jetzt jemand, mit dem es sich zu reden lohnt.
Sie legt Mantel und Schal ab - beide in Pink -, um ein purpurrotes Top sehen zu lassen, das es kaum schafft, ihre riesigen Titten zusammenzuhalten.
»Ich wollte, ich bekäme gesagt, was ich sagen soll, dann wär's manchmal vielleicht vernünftiger.« Ich lache und stelle überrascht fest, dass ich ihre Aufmerksamkeit genieße. Das Schulmädchen in mir will anscheinend noch immer gemocht werden. »Ich kann Clara nicht erreichen«, füge ich hinzu.
Ihr Blick streift rasch Debbie, die sich in der Bar umsieht, und dann lacht auch sie: ein gezwungenes, schrilles Lachen.
»Hast wohl Angst, mit uns allein zu sein?« Sarah rempelt mich scherzhaft an. »Sie kommt schon noch, verlass dich drauf. Wenigstens haben wir jetzt Gelegenheit, dich nach ihrem Neuen aushorchen.«
Etwas gerät mir in die Kehle, eine Blase des Proseccos oder vielleicht Debbies Parfüm. Jedenfalls muss ich husten.
»Komm, wir setzen uns, dann kannst du uns alles über ihn erzählen «, sagt Sarah.
Ein Kellner führt uns durch die Menge in den dunkleren Teil der Bar. Sein weit aufgeknöpftes orangerotes Hemd lässt dichte Brustbehaarung auf brauner Haut sehen. Mir fällt auf, dass die Kleiderordnung fürs Personal so wenig Kleidung wie möglich vorzuschreiben scheint. Er platziert uns an einem Tisch mit Teelichtern, die Sarahs und Debbies Gesichter geisterhaft beleuchten. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
»Auf alte Freunde«, sagt Sarah, sobald wir sitzen. Sie stößt in einer routinierten Bewegung erst mit mir, dann mit Debbie an.
»Auf alte Freunde«, wiederhole ich und sehe wieder zum Eingang hinüber, ohne eine Spur von dir zu entdecken.
»Wahrscheinlich ist's der, von dem sie mir vor ein paar Wochen erzählt hat. Ich glaube nicht, dass sie's ernst mit ihm meint«, sage ich.
Wie du weißt, ist das ein Bluff, Clara, denn du hast mir nichts von einem neuen Mann in deinem Leben erzählt. Aber ich bin nicht verärgert, nur überrascht und ein bisschen verlegen, weil sie erwarten, dass ich alles über dich weiß. Wir stehen einander so nahe, dass wir fast eins sind - das denken sie zumindest.
»Ich glaube nicht, dass das stimmt.«
Die Stimme ist ruhiger, eine halbe Oktave höher als Sarahs, nicht von Kichern unterbrochen. Dies sind die ersten Worte, die Debbie sagt. Sie spricht mit einem selbstgefälligen Unterton. Ich sehe sie mir erstmals richtig an. Sie ist kleiner, als ich sie in Erinnerung habe, und neben Sarahs Körperfülle dünn und knochig. Ihr mattbraunes Haar trägt sie kurz geschnitten. Viel zu streng. Ihre Augen wirken glanzlos. Ich möchte wetten, dass Debbies Leben bisher nicht gerade all ihre Hoffnungen erfüllt hat.
»Sie ist echt in diesen Kerl verknallt. Ich glaube, dass er verheiratet ist oder sonst was. Vielleicht solltest du das nicht erfahren. Vielleicht erzählt sie dir doch nicht alles«, sagt sie.
Ihr Tonfall klingt so, als streckte sie mir die Zunge heraus, und das Kind in mir will diese Geste erwidern. Aber das tue ich natürlich nicht. Ehrlich gesagt tut sie mir leid, weil sie mich einzuschüchtern versucht, ohne zu erkennen, dass das nicht mehr in ihrer Macht steht. Sie fixiert mich durchdringend, und mir fällt auf, dass ihre Pupillen orangerote Einsprengsel wie kleine Glutnester haben. Ich blinzle nicht. Debbie kann mich auch nach all diesen Jahren nicht leiden. Es müsste mir egal sein, aber das ist es nicht. Ich lächle. Die Herausforderung, sie für mich zu gewinnen, ist unwiderstehlich.
»Vielleicht hast du recht«, sage ich.
»Nun, wir verändern uns alle, nicht wahr, Rachel?« Sarah kichert wieder. »Und wie lange war Clara weg? Fünf Jahre?«, fragt sie.
»Sieben«, sage ich. Und ich frage mich, wie viel du ihr erzählt hast. Welche Lücken du in deiner Story gelassen hast. »Sie war sieben Jahre lang weg. Es war schwierig für sie, als ihr Dad gestorben
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ist und sie sich hier wieder eingewöhnen musste. Trotz allem«, sage ich, »werden ein paar Wochenenden wie das letzte sie wieder zum Lächeln bringen.«
Debbie und Sarah wechseln einen Blick, dann sehen sie wieder mich an und gackern beide. Ich entdecke einen Riss im Eis, das allmählich taut. »Es war zum Schreien«, sagt Sarah. »Clara ist so witzig, dass ich Lachkrämpfe kriege, findest du nicht auch, Rachel?«
»O Gott, das brauchst du mir nicht zu erzählen. Erinnerst du dich an diese Lehrerin für Hauswirtschaft ... Wie hieß sie gleich wieder?«
»Mrs. Glass«, sagt Debbie.
»Ja, Mrs. Glass«, sage ich, »die mit dem Lispeln. Clara kann so gut Stimmen imitieren und Leute verarschen, sie hatte sie haargenau drauf. Sie hat sich oft von hinten angeschlichen und mich mit ihrer Mrs. Glass Stimme zu Tode erschreckt.« Sarah muss schnell schlucken, bevor sie ihren Drink herausprustet. »Ah, jetzt kannst du darüber lachen«, sage ich, »aber damals hat sie mich zum Kichern gebracht, bis ich kaum noch Luft bekommen habe, und Mrs. Glass hat gesagt: ›Rachel, hör sofort auf zu lachen, sonst werfe ich dich raus‹, worauf ich natürlich noch mehr lachen musste. Kein Wunder, dass meine Souffés immer angebrannt waren.«
Ich denke an jene Zeit, an unsere Gemeinsamkeiten zurück, Clara. Mir hat dein natürliches Timing gefehlt, aber ich habe bei Gott hart gearbeitet, um dich zu belustigen. Hast du das jemals gemerkt? Diese Augenblicke, wenn ich dich zum Lachen oder Lächeln bringen konnte oder wenn ich etwas Komisches gemacht habe und du mir den Rücken getätschelt und gesagt hast: »Deshalb mag ich dich, Rachel.« Das waren meine stolzesten Momente, weil sie mich glauben ließen, unsere Freundschaft sei gleichberechtigt. Dein Lachen war eine Droge, weißt du. Es hat mir Auftrieb und Schwung gegeben, sodass ich mich stark fühlte. Ich hätte alles getan, um es wieder und wieder zu hören.
Sarah ist angetrunken oder zumindest auf dem besten Weg dorthin, denke ich, denn ihre Worte kommen jetzt langsamer, und ihr Blick bleibt beim Sprechen auf mich gerichtet, statt durch den Raum zu huschen.
»Ich meine, Rachel ... Versteh mich nicht falsch, aber in der Schule wart ihr beiden so eng befreundet, dass sonst niemand an euch rankam. Wie gottverdammte siamesische Zwillinge. Für uns war das etwas zu ... Himmel, mir fällt das Wort nicht ein ... tief ... nein ... intensiv, das ist es«, sagt sie.
Intensiv ist kein Wort, dessen Gebrauch ich Sarah zugetraut hätte, aber ich lasse es mir durch den Kopf gehen, vergleiche es mit meiner Checkliste von Erinnerungen. Es fasst alles ziemlich gut zusammen, finde ich.
»In Wirklichkeit willst du damit sagen, dass ihr uns für komisch gehalten habt.« Mein Lachen gibt ihnen die Erlaubnis, das Gleiche zu tun.
»Nun, so weit würde ich nicht gehen«, sagt Sarah und lächelt mit Grübchen in den Wangen. »Okay, vielleicht komisch eng befreundet. «
»Schon gut. Ich weiß, was du meinst. Von außen mag es seltsam gewirkt haben, aber wir haben einfach zusammengepasst«, sage ich. »Ich hatte das Gefühl, sie von früher zu kennen, als seien wir immer schon dafür bestimmt gewesen, Freundinnen zu sein.« Ich mache eine Pause, dann schlage ich mit der flachen Hand auf den Tisch. »Gott, hört euch das an, ich rede wie jemand aus einem Roman von Mills and Boon.«
Es stimmt aber, denn schon damals wussten wir, dass wir etwas Seltenes besaßen, eine Kostbarkeit, die wir bewahren mussten. Wir waren zwei fehlende Teile eines Puzzles. Gemeinsam ergaben wir einen Sinn.
Ich beobachte, wie Sarah lacht, höre zu, wie sie redet und redet und redet. Jetzt da sie in Fahrt ist, wird mir bewusst, dass sie sich vor mir in Acht genommen haben muss wie ich vor ihr, obwohl ich nicht weiß, weshalb. Ich beiße schließlich nicht.
Während sie redet, behalte ich den Eingang im Auge und kann bald nicht mehr zählen, wie oft ich auf mein Handy sehe oder den Raum nach deinem Gesicht absuche. Ich kann nicht verstehen, warum du nicht anrufst oder ans Telefon gehst. Ich frage mich, ob du mir einen Streich spielen willst, indem du mich einen Abend mit ihnen durchleiden lässt. Aber komm, und sieh mich jetzt an, Clara - letzten Endes bin ich doch nicht so selbstgerecht. Ich kann mit allen genauso gut auskommen wie du.
Wir leeren die endlosen Krüge mit orangeroten Sommercocktails, die der Kellner uns bringt. Der Alkohol nimmt meiner Wahrnehmung die Schärfe, beruhigt mich, und ich erreiche einen Punkt, an dem ich mich dem Abend ergebe und begierig Tratsch über Leute aus der Schule aufsauge: wer vier Kinder von verschiedenen Männern hat, wer eine Glatze bekommt, wer reich geworden ist. Sogar Debbie scheint aufgetaut zu sein. Erst als die rosa und orangeroten und grünen Lichter auf den Tischen zu einem Kaleidoskop aus Farben verschwimmen, stehe ich auf, um zu gehen.
»Ausgeschlossen.« Sarah sieht auf ihre Uhr. »Das darfst du nicht.« Mich überrascht, wie kräftig ihr Griff ist. Vielleicht sieht sie meine Überraschung, denn der Griff lockert sich. »Ich meine, es ist erst zehn Uhr, und Clara hat uns versprochen, dass sie noch kommt. Musst du nicht auf sie warten?« Mir wird bewusst, dass ich zu der Treppe geschoben werde, die in einen mir unbekannten Keller führt.
»Komm schon, wir haben noch nicht mal einen Boogie getanzt.«
Im nächsten Augenblick sind wir in den Katakomben des Gebäudes, wo die Decken zu niedrig und die Bässe so laut sind, dass sie meine Kehle erzittern lassen.
»Hier, trink das«, sagt Debbie, die von der Bar zurückkommt. Sie gibt mir ein Schnapsglas und bleibt wachsam bei mir stehen, als rechne sie damit, dass ich den Inhalt in die Yucca neben uns schütte. Ich tue wie geheißen und kippe das Zeug. Tequila. Ich würge, als er mir in der Kehle brennt. Er schmeckt nach Freitagabenden als Teenager und schickt Flammen durch meinen Körper. Ich möchte mich hinsetzen, einen Platz finden, an dem ich die Augen zumachen kann, aber ich werde auf die Tanzfäche geschleppt, wo Beyoncé singt und Sarah und Debbie mit den Hüften wackeln und mit den Armen wedeln. Meine Beine scheinen sich von selbst zu bewegen, also mache ich wer weiß wie lange mit, bis sie unter mir nachgeben und ich den Abend aufgebe. Und dich aufgebe.
Sarah versucht, mich zum Bleiben zu überreden, aber der Versuch ist halbherzig. »Weiß nicht, was mit Clara passiert ist«, sagt sie undeutlich.
»Ich auch nicht, aber ich werd's erfahren. Ich soll bei ihr übernachten. « Ich ziehe meinen Mantel an, knöpfe ihn gegen die Kälte draußen zu.
»Sag ihr, dass sie mich anrufen soll«, sagt sie und hält sich ein imaginäres Telefon ans Ohr. Ihre Füße haben Mühe, das Gewicht ihres Körpers zu tragen. »Und wir müssen uns bald wiedertreffen.« Sie gibt mir einen Kuss mit Zitrone und Tequila.
Draußen rieche ich das Meer. In der Luft liegen Kälte und Salz. Ich rufe dich noch mal an, und als du nicht abhebst, gehe ich den Kai entlang, um mir von der blauweißen Bude eine Portion Pommes frites zu holen - genau wie früher. Die Stühle stehen schon auf den Tischen, nur an einem nicht, an dem ein Teenagerpärchen mit von Alkohol verschleiertem Blick sitzt und aneinander gekuschelt Händchen hält. Der Kerl, der mich bedient, ist nicht viel älter als die beiden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er eine Freundin hat. Sein Gesicht ist pockennarbig und von Mitessern übersät. Klar, das ist nicht seine Schuld, aber es ist nichts, was man sehen möchte, bevor man isst. Ich versuche zu bestellen, ohne ihn richtig anzusehen, wobei ich genau darauf achte, dass er meine Pommes nicht mit bloßen Händen berührt. Nachdem ich bezahlt habe, nehme ich sie mit nach draußen und setze mich auf eine Bank, wo der Wind heftig und ausnüchternd ist. Ich bleibe dort, bis meine Finger vor Kälte zu schmerzen beginnen; dann stehe ich auf, ziehe meine Handschuhe an und binde meinen Schal fester. Ich habe erst wenige Schritte gemacht, als mir ein Kerl auf einer der nächsten Bänke auffällt, der einen Hund, einen Schlafsack und eine Dose Carlsberg als Gesellschaft hat. Seine Schuhe sind abgetragen, seine Haare grau und verfilzt. Sein Alter kann ich nicht abschätzen; er könnte sechzig oder weit jünger sein. Vielleicht alt genug, um mein Vater zu sein, denke ich, und dann fällt mir ein, dass ich nicht weiß, wie alt mein Vater ist oder ob er überhaupt noch lebt. Traurigkeit befällt mich. Ich taste in meiner Umhängetasche nach der Geldbörse, in der noch zwei Zwanziger stecken. Ich ziehe einen heraus und räuspere mich, damit er weiß, dass ich da bin. Als er aufsieht, drücke ich ihm einen Schein in die Hand und gehe weiter. Ich bin schon ein paar Schritte von ihm entfernt, als er merkt, was ich ihm gegeben habe, und gegen den Wind anschreit: »Gott segne Sie!« Ich hebe eine Hand, um zu winken, aber ich sehe mich nicht um.
Durchgehend geöffnete Bars spucken Leute auf die Straße aus, schwarze Mülltonnen werden zur Leerung bereitgestellt. Mädchen in Miniröcken balancieren auf Stilettos, klammern sich aneinander, während sie gegen den Wind ankämpfen. Ein Auto fährt mit offenen Fenstern und von wummernden Bässen bebend vorbei. Jedes einzelne Taxi, das ich sehe, hat sein Leuchtschild ausgeschaltet, fährt schemenhaft erkennbare Leute nach Hause. Ich versuche nicht einmal, eines anzuhalten. Ich gehe einfach weiter. Zu deiner Wohnung. Brunswick Place 25. Oberster Stock. Ich klingle unten und warte. Schließlich soll ich bei dir übernachten. Ich will sehen, ob mit dir alles in Ordnung ist, aber vor allem will ich's warm haben und vor dem Seewind geschützt sein, der mich jetzt durchbläst. Und ich habe dies alles satt, Clara. Gründlich satt. Ich klingle erneut. Keine Antwort. Aber ich gebe nicht auf. Du musst zu Hause sein. Ich klingle bei einem Nachbarn.
»Hallo?« Eine ungeduldige Männerstimme.
»Hier ist Clara von ganz oben, können Sie mir aufmachen?«
»Wo sind Ihre verdammten Schlüssel?«
»Meine Freundin hat sie in der Wohnung, sie muss eingeschlafen sein.«
»Schön für sie«, höre ich die Stimme sagen, während der Türöffner summt. Ich stoße die Tür auf und steige die Treppe zu deiner Wohnung hinauf. Du hattest immer einen Reserveschlüssel auf dem Türrahmen liegen, deshalb strecke ich mich hinauf und lasse die Finger darübergleiten. Nichts. Dann klopfe ich wieder und wieder an deine Wohnungstür, bevor ich mich hinkauere und die Knie bis zur Brust hochziehe, während mir die Augen zufallen.
© 2013 der deutschsprachigen Ausgabe by Blanvalet Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH.
In Wirklichkeit tue ich nichts dergleichen. Ich kann dich nicht aus meiner Erinnerung tilgen, wie ich beim Frühlingsputz ein Regal ausräumen würde. Die Leute scheinen nicht zu verstehen, dass wir - unabhängig davon, was zwischen uns geschehen ist - einander stets in unserer DNA haben werden. Und ich will auch nicht fortschreiten, ganz im Gegenteil. Ich will zum Anfang zurückkehren. In die Zeit, in der du mich zu einem Lächeln brachtest, das bis zu den Augen reichte und in meinem Kopf kribbelte. Als wir über kleine Dinge lachten, die nur wir witzig fanden. Als wir uns wissend zublinzelten und Insiderwitze erzählten, als wären sie unsere eigene persönliche Währung. In die Zeit, in der wir ständig zusammen waren, weil wir nur so ein Ganzes ergaben. Ich spüre deine Abwesenheit wie Schmerzen in der Magengrube, wie einen unstillbaren Hunger. Selbst wenn ich die Augen schließe, kann ich dir nicht entkommen. Ich sehe dich überall. Gestern spätnachmittags fiel die Sonne schräg durchs Fenster herein. Ich schloss die Augen, um ihre Wärme zu genießen. Ich malte mir aus, ich säße unter einem hohen, endlosen Himmel und starrte aufs Meer hinaus. Ich konzentrierte mich auf den Horizont, das Rot und Gelb und Grün der Fischerboote, die in der Dünung tanzten, das Blau des unter der Sonne glitzernden Meeres. Für einen ganz kurzen Augenblick war mein Verstand still und leer. Ich atmete tief. Ich war von meinen Gedanken befreit. Dann entdeckte ich dich: über die Wogen springend, das dunkle Haar vom Wasser gekringelt, lachend, als ein Brecher dich unter sich begrub. Ich lief ans Wasser hinunter, um dich zu sehen, geradewegs in die Brandung. Aber als du hochkamst, waren das Gesicht und die Haare nicht deine.
Das sind die grausamen Streiche, die mein Verstand mir spielt.
Ich finde keine Ruhe, bis ich dich erreicht habe. Oh, was würde ich dafür geben, dich ein letztes Mal zu sehen, damit du mir in die Augen blicken und ohne jeden Zweifel erkennen könntest, dass ich dich immer nur geliebt habe, dass ich alles nur aus dem innigen Wunsch getan habe, dich zu beschützen. Ich mache dir keinen Vorwurf, weil du anders denkst. Den mache ich den Leuten, die dich mit ihren Lügen vergiftet haben. Aber hör auf dein Herz. Vertraue deinem Instinkt. Denke an die schöne, kostbare gemeinsame Zeit. Wisse, dass etwas so Reines niemals schlecht sein kann.
Deshalb schreibe ich dir jetzt. Damit du verstehst. Ich weiß nicht, wie es dich erreichen wird, aber ich werde einen Weg finden. Niemand weiß von diesem Brief. Sein Inhalt passt nicht zu meinen »Darüber bin ich hinweg« Parolen. Lass ihn also unser Geheimnis bleiben, wenn du ihn liest. Stell dir vor, ich wäre dir nahe, würde dir ins Ohr flüstern - unsere Geschichte, in meinen Worten erzählt. Und zum Schluss werden wir vielleicht ergründen, wie wir einander verloren haben und wie uns wiederfinden können.
1
Ich fange am besten an einem Montagmorgen im Januar an, weil das der logische Ausgangspunkt ist. Früher dachte ich: Das war der Tag, an dem sich alles änderte. Aber so einfach ist es natürlich nie. Die Saat der Veränderungen war vor Jahren gesät worden. In meiner Schachtel mit Erinnerungen an den 21. Januar 2007 wirst du folgende Dinge sehen: eine einzelne Sonnenblume in einem Garten; die Wogen, die gewaltig aufgerissenen Rachen, die gleich unter dräuenden Wolken heranrollen. Und das Violett des Himmels, wie er elektrisch aussah, als wäre er an eine gewaltige Quelle negativer Energie angeschlossen.
Aber der Verstand spielt einem Streiche. Das tut auch das Gedächtnis. Was wir sehen, entspricht nicht unbedingt den Tatsachen. Ich glaube jedoch, dass Himmel und Wellen so waren, wie ich sie beschrieben habe. Aber die Sonnenblume - im Winter? Ich sehe sie jetzt so deutlich, wie ich meine Hand vor mir sehen kann. Das heißt aber nicht, dass sie wirklich da war. Vielleicht sehe ich sie, weil die Blume mich immer an dich, an uns erinnert hat. An den Anfang vom Ende.
Es war ein Gespräch jener Art, mit der mein Arbeitstag oft begann. Robbie, mein Redaktionsleiter, der seine Anweisungen ins Telefon blaffte. »In Brighton ist irgendeine Frau verschwunden. Die Polizei gibt eine Pressekonferenz. Den Rest maile ich dir«, sagte er, bevor er auflegte. Das war alles, was ich wusste.
Ich verließ London bei gefrierendem Regen, und als ich die Außenbezirke von Brighton erreichte, begann es, riesige nasse Flocken zu schneien, die meine Frontscheibe bedeckten. In der Stadt lag Schneematsch auf den Straßen. Ich fuhr die Southover Street entlang, schlängelte mich zwischen immer enger stehenden Häuserzeilen hindurch und erreichte so die John Street mit der Polizeiwache, einem gedrungenen Bau in Weiß und Beige mit schmutzig braunen Fensterrahmen, nicht weit vom Meer entfernt.
Ich war spät dran, deshalb parkte ich am Randstein - ein Strafzettel wegen Falschparkens war immer noch besser als ein Anschiss von der Nachrichtenredaktion, weil man eine Story verpasst hatte. Beim Aussteigen traf mich ein eisiger Windstoß, der mich daran erinnerte, warum ich Robbie verabscheute. Der dünne Regenmantel, die hohen Absätze, der Rock, der Stewardessen-Chic. Das war mein Versuch, ihn zu beschwichtigen, nachdem ich aufgefordert worden war, mich etwas mehr anzustrengen. Den Zuschauern wär's egal gewesen, wenn ich drei Tage nacheinander dasselbe Jackett getragen hätte, aber er konnte das nicht leiden.
Vor dem Polizeirevier waren Übertragungswagen mit himmelwärts zeigenden, summenden Satellitenschüsseln aufgefahren. Unser eigener mit dem Logo von National News Network, einem Geschlängel aus Ns, stand neben dem der Global Broadcasting Corp. Durch die halb offene Tür erhaschte ich einen Blick auf den Monitor, der Bilder aus dem Konferenzraum zeigte. Erleichterung - noch kein Sound, noch sprach niemand. Als ich nach meinem BlackBerry griff, um wie meistens in letzter Sekunde Robbies E-Mail mit den Eckdaten der Story zu lesen, stieg unser Techniker Eddie, in seiner North-Face-Daunenjacke kaum zu erkennen, aus dem Übertragungswagen. »Eben ist die Zwei-Minuten-Warnung gekommen. Hättest deine Laufschuhe tragen sollen, Rachel.«
In Polizeiwachen schlägt einem als Erstes der Geruch entgegen. Der Gestank von aus den Fugen geratenen Leben, von durch Alkohol und Drogen befördertem Chaos, von Menschen, die Linien überschreiten. Er gehört auch zu Krankenhäusern und Seniorenheimen, wo er an einem haften bleibt. Hier in Brighton war es nicht anders. Ich spürte, wie der Gestank sich in meiner Kehle festsetzte, sobald ich die Drehtür durchschritt.
Vor mir am Empfang stand ein Mann in einem grauen Jogginganzug, der ein, zwei Nuancen dunkler war als seine Haut. Bleigrau neben hellgrau. Sein dunkles Haar glänzte von Brillantine, und er kaute an seinen Fingernägeln, die vor Schmutz starrten.
»Was glotzt du so?«, knurrte er. »Hast nichts Besseres zu tun, ha?«
»Beruhigen Sie sich, Wayne«, sagte die Frau am Empfang. Auf ihrem Namensschild stand Lesley. Sie hatte große Goldovale als Ohrhänger, die ihre Ohrläppchen streckten, und dunkle Ringe um die Augen.
Ich wies meinen Presseausweis vor.
»Sie fangen gleich an, Schätzchen. Füllen Sie das hier aus.« Sie tippte mit der rechten Hand leicht auf das Besucherbuch, und ich nahm zur Kenntnis, dass sie an drei Fingern außer Daumen und kleinem Finger Goldringe trug. Auf einem stand MOM, als müsste sie daran erinnert werden, und ein anderer verkündete LOVE.
»Sie«, sagte Lesley und deutete auf den Mann im Jogginganzug. »Sie setzen sich, bis gleich jemand kommt und sich um Sie kümmert. Und Sie kommen mit, weil ich Sie reinbringen muss.«
Durch eine zweifügelige Tür gelangten wir auf den langen Korridor, der zum Konferenzraum führte. Drinnen wartete die übliche Ansammlung Lokalreporter, die in ihren billigen Anzügen laut schwatzend zusammenhockten, und aufgebaute Kameras, die mit der Übertragung beginnen würden, sobald die Polizei zu reden begann. Auf einem Pult waren zahlreiche Mikrofone aufgebaut, und dahinter saßen vier Personen: zwei Polizeibeamte, die Pressesprecherin Hilary Benson und eine junge Frau. Jake Roberts war auch da. Aber ihn sah ich erst später. Ich würde dies alles erst später sehen. Als Lesley die Tür öffnete, hatte ich stattdessen nur Augen für ein Poster, ungefähr sechzig mal sechzig Zentimeter groß, das neben dem Pult hing. Es zeigte das Foto einer jungen Frau. Ein Foto von dir.
Deine blauen Augen saugten mich ein, tief, tief hinunter, wo es kalt und dunkel war. Meine Lunge lief voll, mein ganzer Körper schrie nach Luft. Ich ertrank, Clara, und hatte nur noch das Platschen und Strudeln von Wasser und die gedämpften Geräusche des Medienzirkus, der sich auf seinen Auftritt vorbereitete, in den Ohren. Niemand sah, was in diesem Augenblick mit mir geschah, niemand merkte, dass ich von außerhalb der Story mitten in ihre schlammigen Tiefen hinabgerissen worden war. Niemand hätte ahnen können, dass diese Geschichte ein Teil von mir war.
Mir kam es vor, als hätte ich den Boden erreicht. Alles kam zum Stillstand.
Dann hörte ich eine Stimme, lauter als die anderen, die durch das Geschwätz drang. Und kam endlich nach Luft gierend an die Oberfläche zurück.
»Es geht los, Leute«, sagte die Stimme. Sie gehörte Detective Chief Inspector Gunn, der den Beginn der Pressekonferenz ankündigte, als wäre er dabei, eine Varieténummer anzusagen.
»Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte DCI Gunn mit seinem West-Country-Näseln. Mir fiel auf, dass er direkt in die Kameras sah.
»Wir brauchen Ihre Hilfe, um die junge Frau zu finden, die Sie hier sehen.« Er nickte zu dem Poster von dir hinüber. Dieses Lächeln, so betörend. »Ihr Name ist Clara O'Connor. Sie ist achtundzwanzig, und ihr Verschwinden ist völlig uncharakteristisch.«
Ich sollte erwähnen, dass DCI Gunn und mich etwas verband, das man eine professionelle Beziehung nennen könnte. Er war ein Kontakt, den ich seit drei Jahre pflegte - seit ich den Job als Kriminalreporterin beim National News Network ergattert hatte. Nach etlichen Lunchs und Drinks auf meine Rechnung hatten die Informationen zu fließen begonnen. Tipps zu Storys in seinem Revier, ein paar Lecks hier und da. Und eine stillschweigend geschlossene Übereinkunft: Er würde dafür sorgen, dass ich gut herauskam, wenn ich den Gefallen erwiderte. Auf solche behaglichen Beziehungen vertrauen Journalisten, und dies war der Augenblick, in dem unsere zu zerfallen begann. Obwohl er dich nie gekannt hatte, war er plötzlich ein Experte für deinen Charakter. Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf stieg, und biss mir auf die Unterlippe.
»Vermisst gemeldet wurde sie von ihrer Freundin und Mitbewohnerin Amber Corrigan. Amber hat in der Nacht zum Samstag bei einer Freundin übernachtet, wollte sich aber am Tag darauf mit Clara zum Lunch treffen.« Er machte eine Pause und sah zu der jungen Frau auf dem übernächsten Stuhl hinüber. Du hattest schon früher von ihr gesprochen, aber hier sah ich sie zum ersten Mal - sie war ein zierliches, zerbrechliches kleines Ding. Der Stuhl verschluckte sie fast. Wäre sie nach draußen gegangen, hätte der aufkommende Sturm sie weggefegt, dachte ich. Aber sie war hübsch, und Kameramänner und Fotografen lieben es, wenn ein hübsches Mädchen weint. Das sichert der Story mehr Aufmerksamkeit.
DCI Gunn räusperte sich. »Am vergangenen Freitag, den 18. Januar, sollte Clara den Abend mit Freundinnen im Brightoner Stadtzentrum verbringen. Sie waren dort verabredet, aber Clara kam zu spät und ist unseren Feststellungen nach auch nur kurz geblieben. Sie verließ die Cantina Latina am Marine Drive gegen halb zwölf, um nach Hause zu fahren, wie sie ihren Freundinnen erzählt hatte.
Leider ist sie seitdem nicht mehr gesehen worden.« Er machte eine Pause und sah sich effekthascherisch in dem Raum um. Ich versuchte, seine Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Es war, als wollte man Wasser mit den Händen auffangen.
Aus heutiger Sicht ist es schwierig, mein Verhalten an jenem Tag zu erklären, Clara. Tatsächlich verstehe ich es selbst noch immer nicht. Ich kann noch heute die Stimme in meinem Kopf hören, die kreischend verlangte, ich solle aufstehen und schreien, so laut, wie ich nur konnte, seine Schilderung des Freitagabends sei völlig falsch. Ich wollte DCI Gunn anbrüllen, ich sei deine Freundin, deine älteste Freundin, und wenn jemand dich kenne, dann sei das ich. Ich wollte die Hand ausstrecken und die Pausetaste drücken, um alles für einen Augenblick anzuhalten, damit ich nachdenken konnte. Jeder Muskel meines Körpers war angespannt, drängte mich dazu, etwas zu tun, etwas zu sagen. Trotzdem tat ich nichts. Ich war wie erstarrt, von einer Macht festgenagelt, die stärker war als ich. Ich hatte keine Stimme, mein Körper war gelähmt. Also saß ich einfach da und sah zu, wie die Ereignisse sich verselbstständigten, bis ich sie nicht mehr einholen konnte.
»Ich bin Amber Corrigan dankbar, dass sie heute hergekommen ist«, sagte DCI Gunn. »Wie Sie sich vorstellen können, ist dies eine sehr traumatische Zeit für sie, aber sie wollte alles in ihrer Macht Stehende tun, um uns bei unserer Suche nach Clara zu unterstützen.«
Ich konzentrierte mich auf Amber. Sie war deine Mitbewohnerin, aber ich bezweifle, dass sie dich sehr gut kannte. Und trotzdem war sie sichtlich aufgewühlt und verheult und hatte rote Augen. Später würde ich mir wünschen, wie sie weinen zu können. Aber meine Tränen würden nur zögerlich kommen.
»Ich möchte nur zu Clara sagen ...« Sie machte eine Pause und schluckte. Ihre Stimme war ruhig, und sie sprach jedes Wort überdeutlich aus, als hätte sie ihren Text auswendig gelernt. »Clara, wenn du zuhörst, melde dich bitte, wir sind krank vor Sorge. Ich weiß, dass dies nicht deine Art ist, und wir haben Angst, dass etwas Schlimmes passiert sein könnte.« Sie begann zu schluchzen und wischte sich die Tränen, die ihr übers Gesicht liefen, mit dem Handrücken ab. Der Zoom der Kameras, die sie näher heranholten, war lautlos, aber ich nahm ihn trotzdem wahr. »Bitte, Clara, lass uns wissen, wo du bist.«
Ich wollte, sie hätte etwas Originelleres gesagt, irgendetwas, das besser zu dir passte.
DCI Gunn ergriff das Wort. »Ich möchte Amber dafür danken, dass sie heute hierhergekommen ist, und Sie alle bitten, ihre Privatsphäre zu respektieren.«
Alle nickten zustimmend, obwohl jeder als Nächstes versuchen würde, ein Exklusivinterview mit ihr zu bekommen.
Gunn sprach davon, dass sie schon angefangen hatten, Verbindung zu deinen Freunden und Kollegen aufzunehmen. (Würde ich die Letzte sein, weil ich im Adressbuch unter W stand?) Und davon, dass du eine vielversprechende Künstlerin seist, was mich leicht die Augenbrauen hochziehen ließ. Und dann fragte er abschließend: »Hat noch irgendjemand Fragen?«
Mein Kopf war voller Fragen, von denen jede kreischte und brüllte und mich quälte. Aber ich hatte noch immer keine Stimme, und der Boden unter meinen Füßen fühlte sich an, als gäbe er nach. Hätte ich mich bewegt, wäre ich bestimmt in das dunkle Loch gerutscht, das unter mir entstand. Also saß ich starr da, während andere die Hände hoben und ihre Fragen durch die Luft über meinem Kopf schwebten.
Heute frage ich mich, ob an jenem Tag noch etwas anderes im Spiel war; ob ich vielleicht unbewusst erkannte, dass DCI Gunn mir nicht helfen konnte. Irgendwie wusste ich, dass ich schon alle Antworten kannte. Ich musste sie nur noch finden.
2
Zwei Tage zuvor
Sogar am Telefon höre ich es in deiner Stimme. Der Funke, den ich vergessen hatte, existierte noch. Und dein Lachen, laut und ansteckend, durchzuckt mich wie ein Stromstoß. So waren wir früher, denke ich. Du hast mir gefehlt, Clara. Wir haben mir gefehlt.
»Ehrlich, Rachel«, sagst du, »so gut hab ich mich schon lange nicht mehr amüsiert. Wir waren in diesem Club, der total schäbig und irre komisch war. Gegen Ende hab ich sogar mit ihm geknutscht, wobei er Gott weiß was von mir gedacht haben muss.«
»Ich wollte, ich wäre dabei gewesen«, sage ich, ohne zu erwähnen, dass du mich nicht eingeladen hast, denn das stört mich nicht. Nicht wirklich. Ich verstehe dich. Du musst deinen Freundeskreis erweitern, und das bedeutet, dass wir Dinge einzeln tun. Schließlich hat auch mein Leben sich weiterentwickelt. Der Beruf, der Freund. Und Jonny ist nicht nur irgendein Freund. Er ist alles, was ich je erträumt habe. Seine dunklen Augen blitzen, wenn er lacht, was er oft tut. Wenn er meinen Nacken küsst, läuft ein Kribbeln durch meinen ganzen Körper. Er versteht mich vollkommen. Bloß mit ihm zusammen zu sein beruhigt mich schon. Sorry, wenn das alles ein bisschen abgedroschen klingt, aber ich liebe ihn. Jetzt müssen wir nur noch daran arbeiten, jemanden für dich zu finden.
»Triffst du dich wieder mit ihm?«, frage ich. Ich bin bereits fünf Züge weiter. Ich gehöre allmählich zu den selbstgefälligen Leuten, die jedermann dazu bringen wollen, wie sie selbst in einer festen Beziehung glücklich zu werden.
»Das bezweifle ich.« Du kicherst so sehr, dass du kaum weitersprechen kannst. »Ich musste mittendrin abbrechen, um in meine Handtasche zu kotzen.«
»Ist das dein Ernst?«, frage ich mit meiner Große-Schwester-Stimme. Ich bin fürsorglich, Clara. Ich weiß, früher war es andersherum, aber seit geraumer Zeit bin ich diejenige, die auf dich aufpasst.
»Nun, was hätte ich sonst machen sollen? Aufs Klo hätte ich's nicht mehr geschafft, und auf den Boden wollte ich nicht kotzen, deshalb war die Tasche der nächstbeste Platz. Er hat's übrigens nicht mal mitbekommen. Aber in der Tasche hat's schlimm ausgesehen, und die Schlüssel ...«
»Stopp! Mehr will ich nicht hören«, sage ich, aber ich lache auch. »Wer sind deine neuen Freunde also, erfahre ich das noch?«
Dein Lachen weicht einem Hüsteln. Ich stelle mir vor, wie auch dein Lächeln verblasst.
»Nur ein paar Leute aus der Schule«, sagst du schließlich.
»Wirklich? Wer? Kenne ich sie?«
»Ich wusste gar nicht, dass ich für alles deine Genehmigung brauche.« Deine Stimmung ist blitzartig umgeschlagen. Und deine Worte treffen mich wie ein Schlag ins Gesicht.
»Himmel, Clara, ich frage doch nur. Ich bin neugierig, das ist alles ...« Ich bringe meinen Satz nicht zu Ende.
Beiß nicht an, lass dich nicht ködern.
»Na ja, wenn du schon fragst ... Sarah Pitts und Debbie Morton. « Du sprichst ihre Namen langsam aus - aus Effekthascherei, glaube ich.
Diese Namen bringen eine Unmenge Erinnerungen mit sich. Ich werde augenblicklich in die Schule zurückversetzt. Ich kann ihre Hockeyschläger an meinen Schienbeinen spüren, ihre spitzen Ellbogen beim Netball in meinen Rippen. Aber das ist nichts im Vergleich zu dem einen Mal, als Lucy Redfern mich auf dem PGL-Schulausfug nach Shropshire ins Wasser gestoßen hat. Ich sehe mich aus dem See auftauchen, die ganze Klasse lacht mich aus, aber Sarahs Gackern ist das lauteste. Lucy scherzt, ich hätte mich sowieso mal waschen müssen, und ihr Zwillingsbruder James führt das Beifallsklatschen der Jungen an. Du warst dabei, Clara, du hast gesehen, wie mein Gesicht vor Scham dunkelrot anlief.
Andererseits liegt das schon lange zurück. Vielleicht haben sie sich geändert, denke ich.
»Riecht Debbie immer noch nach Frittenbude?« Nach Sarah frage ich nicht einmal.
»Fuck off, Rachel. Du bist echt so selbstgerecht.«
»Clara, das war nur ein Scherz. Du weißt, wie sie mir das letzte Schuljahr ruiniert haben, aber du kennst mich - immer nach vorn schauen, keinen Groll hegen.« Du lässt etwas hören, das wie ein Schnauben klingt. »Warum hast du mich nicht dazu eingeladen?«, füge ich hinzu.
Einen Augenblick lang spricht keine von uns, und dieses Schweigen saugt das Hochgefühl, das ich zu Beginn unseres Gesprächs empfunden habe, aus mir heraus. Ich frage mich unwillkürlich, ob zwischen uns jemals wieder alles in Ordnung kommen wird.
Und dann sagst du etwas, das mich überrascht.
»Wir sind am Freitag wieder verabredet.« Deine Stimme ist jetzt sanfter. Du machst eine Pause, als wägtest du deine Worte ab. »Du kannst ja mitkommen. Anschließend bei mir übernachten. Vielleicht würdest du sogar deine Meinung über sie ändern.«
Ich will schon Nein sagen, aber dann denke ich kurz darüber nach. Als Erstes fällt mir ein, dass Jonny verreist sein wird. Er fliegt nach Afghanistan, um einen Dokumentarfilm zu drehen, und ich werde allein sein. Und dann denke ich: Sarah Pitts war in der Highschool meine Erzfeindin, aber wir werden ja sehen, wer jetzt Oberwasser hat. Ich habe einen Job. Und einen Freund. Sie kann mir nichts mehr anhaben.
»Wieso nicht?«, sagte ich. »Vielleicht amüsiere ich mich sogar.«
Auf den Straßen ist der Verkehr aggressiv, fast bedrohlich. Jungmanager mit dicken Spesenkonten fahren mit ihren Audis und BMWs dicht auf, leuchten meinen Mini aus nächster Nähe aus. Ich blinzle, um klar sehen zu können, aber der Regen auf der Frontscheibe verschlechtert die Sicht ebenso schnell wieder. Zwischendurch frage ich mich, ob es klug war, sich mit dir und Sarah und Debbie zu verabreden. Hätte ich die Wahl, wäre ich zu Hause geblieben und würde mit Jonny bei ThaiFood und einer Flasche Wein auf dem Sofa kuscheln. Ich glaube, du hast geahnt, dass ich dabei war, mir die Sache noch mal zu überlegen. Du hast mich diese Woche dreimal angerufen, um dich zu vergewissern, dass ich wirklich komme, was ungewöhnlich ist. In letzter Zeit rufst du selten an oder zurück.
Jedenfalls übernachtet Jonny heute in Gatwick, um einen frühen Flug zu nehmen, deshalb werde ich nicht absagen. Ohne ihn ist unsere Wohnung kalt und leer. Inzwischen habe ich das Gefühl, wir sind zwei Hälften einer Person. Bei jedem anderen Kerl vor ihm war es so, als kämen wir von verschiedenen Planeten. Und dann hat er mich angesprochen, und wir waren uns gleich sympathisch, und ich habe gedacht: Hallo, mein Mann von der Erde. Bevor ich mich versah, tat ich all die Dinge, die ich früher missbilligt hatte, zum Beispiel vor jemandem pinkeln und ihn in der nächsten Minute mit solchem Drang, solcher Dringlichkeit ficken, dass man zugleich weinen und lachen mochte. Wir ergänzen einander, wir beenden die Sätze des anderen, und manchmal sitzen wir nur schweigend da, weil wir uns nicht hinter Worten und Gesten verstecken müssen. Wir können einfach wir selbst sein. Ich will damit sagen, dass ich das Gefühl habe, unvollständig zu sein, wenn er nicht zu Hause ist, und dass ich lieber irgendwo anders bin, als die leere Wohnung ertragen zu müssen.
Deshalb fahre ich jetzt mit den Arctic Monkeys im CD-Spieler, einer Cola light und einer Tüte Haribo auf der M23 zu dir und zu den Highschool-Zicken.
Ich bin schon ein paar Meilen an Gatwick vorbei, als sich dieses vertraute, komische Gefühl einstellt. Der Verkehr wird langsamer, vor mir leuchten lauter rote Bremslichter auf. Die Haribos sind aus, meine Zähne tun vom Zucker weh, und meine Blase ist voller Cola. Ich schalte zwischen Sendern hin und her, um Verkehrsmeldungen zu hören, und bekomme Nachrichtenfetzen mit. Die Frau auf Radio Four sagt, dass es bei den gestrigen Stürmen in den Midlands und im Norden elf Tote gegeben habe. Auf Radio One verliest ein atemloses Mädchen viel zu schnell und mit verrückten Betonungen einzelner Wörter eine Meldung zu Premierminister Gordon Brown, der in Indien sei, um über die rassistischen Äußerungen bei »Big Brother« zu sprechen. Ist es so weit mit der Welt gekommen?
Vor mir sehe ich Blinker, die im Regen grell aufzucken. Wir werden langsam auf eine Spur zusammengeleitet. Weiter vorn stehen zwei Streifenwagen, eine Feuerwehr und ein Krankenwagen. Ich sehe, wie sich Männer in reflektierenden Sicherheitsjacken im Halbdunkel bewegen. Ich frage mich, was sie gefunden haben mögen, aber meine Neugier wird gestillt, als ich selbst an der Unfallstelle vorbeirolle. Links von mir steht ein roter Ford, vermutlich ein Fiesta. Das Dach ist halb abgerissen, und die Feuerwehrleute schneiden jemanden heraus. Oder sie versuchen festzustellen, was von dem Fahrer übrig ist. Ich stelle mir abgetrennte Gliedmaßen und Tod vor. Ein weiterer Wagen, ein silberner Mercedes, steht in rechtem Winkel zu dem Ford. Sein Heck und eine Seitentür sind eingedrückt, aber die Schäden sind viel geringer als bei dem Fiesta. Die Schönheit deutscher Ingenieurkunst. Ein Mann, wahrscheinlich der Fahrer, hockt auf der Leitplanke. Jemand hat ihm eine Decke umgelegt, und er hält den Kopf in den Händen. Unter der Decke sind ein Anzug und schwarze Schuhe zu erkennen. Mich schaudert. Ich wollte, ich hätte ihn nicht gesehen, aber jetzt ist dieses Bild in mein Gedächtnis eingebrannt. Und ich werde daran erinnert, dass wir unser Schicksal nicht in der Hand haben, selbst wenn wir uns das einbilden. Das Leben ist willkürlich. Wer etwas anderes glaubt, ist töricht.
Der Verkehr kommt langsam wieder in Fluss. Als ich Gas gebe, piepst mein Handy. Eine SMS. Ich werde sie lesen, wenn ich ankomme, denke ich. Ich bin nicht darauf vorbereitet, dass mein Leben sich in einer dunklen Freitagnacht im Januar auf der M23 plötzlich ändert.
Ich lese sie, als ich in Brighton ankomme.
Sie ist von dir.
Rachel, sorry, fühle mich schrecklich, hab vielleicht die Grippe, bin noch im Bett, aber raff mich auf, um es zu schaffen. Ruf dich später an. Clara x
Als ich zurückrufen will, lande ich auf deiner Mailbox. Ich hinterlasse keine Nachricht. Stattdessen schicke ich dir eine SMS.
Lass mich nicht mit ihnen allein! Nimm ein paar Lemsips. Und schalt dein Telefon ein! X
Aber du tust es nicht.
Vom Parkhaus in der Black Lion Street zur Cantina Latina sind es zu Fuß fünf Minuten. Der scharfe Seewind scheint mir die Haut abzuschleifen. Ich überquere die Straße und gehe an dem im Dunkel beleuchteten Pier vorbei. Ein paar Spielhallen haben geöffnet und trotzen der Januarkälte, um die Hardcore-Glücksspieler anzulocken. Vor mir geht eine Gruppe von Mädchen, die auf High Heels stöckeln, keine Mäntel tragen. Spüren sie die Kälte nicht? Manchmal lacht eine von ihnen. Die Nacht ist voller Erwartungen. Verschmiertes Makeup und Enttäuschung werden später kommen.
Zwischen den Miniröcken und Satinblusen wirkt meine Berufskleidung deplatziert. Und ich erkenne, dass ich hier nicht mehr dazugehöre. Jonny und ich gehen in Pubs. Wir reden miteinander. Du neckst mich damit, Clara. Du sagst, dass ich mich benehme wie eine Frau mittleren Alters und keinen Spaß mehr habe, aber das stimmt nicht. Jonny und ich sind miteinander glücklich, wir brauchen nichts anderes. So war's bei uns früher auch, Clara.
Ich sehe die Cantina Latina gegenüber dem Sea Life Centre neben einer Fishand-Chips-Bude. Als ich näher komme, fallen mir die Türsteher auf, die wie zwei dicke, kahle Säulen zu beiden Seiten des Eingangs postiert sind.
»Abend«, sagt der Kleinere mit goldblitzendem Lächeln. Er zieht die Tür auf, und ich bin drinnen.
Die Luft ist flüssig. Klebrig. Sie läuft mir den Rücken hinab, sickert in meine Poren. Der Wechsel von draußen kommt so jäh, dass mir schwindlig wird. Ich versuche, mich zu konzentrieren, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen, aber mein Blick kann nichts festhalten. Der Raum ist ein Meer aus blauen und rosa und grünen Tischlaternen und bunten Lichterketten, die mal scharf, mal unscharf sind. Ich taste nach dem nächsten Tisch, um mich abzustützen. Ich weiß, dass du mich nicht hier mit den beiden allein lassen wirst. Trotzdem möchte ich kehrtmachen, zu dir fahren und dich aus deinem Krankenbett zerren, nur um sicherzugehen. Das Einzige, was mich daran hindert, ist meine zum Platzen volle Blase. Und auf der Toilette, wo ich darauf warte, dass die Mädchen, die zu zweit eine Kabine benutzen, herauskommen und frischen Lipgloss auftragen, halte ich mir selbst eine Strafpredigt. Sie kommt garantiert, sie würde es nicht wagen, nicht zu kommen. Bestell dir einen Drink. Relax. Das hast du immer gesagt, nicht wahr? »Relax, Rachel.« Also befolge ich deinen Rat.
Ich warte an der Bar. Es gibt keine richtige Schlange, mehr einen Mob, der danach plärrt, bedient zu werden. Ich kann einen Bauch an meinem Rücken spüren, weich und breit. Er schiebt und schubst mich und hat eine Stimme, die über meinen Kopf schreit. »Beck's, Kumpel!«, ruft sie dem Barkeeper zu, der einen anderen Gast bedient und nicht mal aufsieht. Die Stimme versucht es erneut, diesmal lauter, zorniger. Dann bricht das Schreien ab und geht in ein Jaulen über, das von einem Hund stammen könnte. Der Absatz einer meiner Louboutins hat einen Fuß gefunden und bohrt sich hinein. Es muss seiner sein. Du hast mir erklärt, es sei verrückt, so viel für sie zu bezahlen. Ich wusste schon immer, dass sie ihr Geld wert sind. Der Barkeeper sieht erst mich, dann den Mann hinter mir an, und ich blinzle ihm zu.
»Einen Peach Bellini, bitte.«
»Die Happy Hour endet ...«, er sieht zu der Uhr über der Bar auf, »... in zwei Minuten. Wollen Sie gleich zwei?« Das Haar des Barkeepers umgibt seinen Kopf wie eine Wolke: dicht und lang und bauschig gelockt.
»Was anderes wäre wohl unhöflich.« Ich lächle. Der Mann hinter mir hat wieder zu schreien angefangen. Er wird die Happy Hour verpassen. Und ich denke, dass er das weiß.
Ich nehme meine Bellinis und zwänge mich an der Bar entlang aus der Menge. Ich leere das erste Glas in wenigen Minuten und warte darauf, dass der Alkohol meine Kanten glättet. Ich atme durch. Tief. Meine Schultern werden lockerer, die Anspannung in meinem Kopf lässt allmählich nach. Ich sehe mich um, suche dich an den Tischen, in den dunklen Ecken des Raums. Ich behalte den Eingang im Auge. Ich bilde mir unzählige Male ein, deine Gestalt hereinkommen zu sehen, nur um erkennen zu müssen, dass es jemand anderes ist.
Als ich erneut versuche, dich anzurufen, werde ich von einer Stimme unterbrochen, die so laut ist, dass sie durch den Raum donnert und die Musik übertönt. Plötzlich bin ich wieder in der St. Gregory's School, und diese Stimme, die über den Schulhof hallt, macht mich klein und unbedeutend.
Ich drehe mich um und sehe sie und bin plötzlich froh, dass ich gekommen bin. Sarah Pitts, das hübscheste Mädchen der Schule, hat sich ein paar Kleidergrößen in die falsche Richtung entwickelt. Ich lache in mich hinein, weil ich mich daran erinnere, wie sie steif und fest behauptete, Eiscreme hätte keine Kalorien, weil sie schmilzt. Sie sieht ehrlich gesagt aus, als habe jemand ihr altes Schulgesicht wie einen Ballon aufgepumpt und dick mit orangerotem Makeup bedeckt. Ihr Pagenschnitt ist wasserstoffblond und endet abrupt auf Höhe des Unterkiefers. »Ghosty« hat sie mich genannt und allen erzählt, man könne die blauen Adern unter meiner Haut sehen. Oh, daran erinnere ich mich jetzt und lächle innerlich. Ich lächle innerlich und äußerlich.
»O mein Gott, Rachel, du bist's!« Sie stößt mich mit dem Ellbogen an. »Wir sehen dich so oft in der Glotze, und jetzt bist du hier. Als wir dich gesehen haben, konnten wir nicht glauben, dass du's wirklich bist, so sehr hast du dich verändert. Du bist jetzt so elegant, und du bist WINZIG, nicht wahr, Debs? Wie hast du all das Gewicht verloren? Ich brauch unbedingt ein paar Tipps«, sagt sie und kneift mit Daumen und Zeigefinger in einen Wulst Bauchfett, um zu zeigen, was sie meint. Ich weiß, wie sich das anfühlt, der sehnliche Wunsch, schlank zu sein. Jetzt haben wir die Rollen getauscht.
Sarah hört nicht zu reden auf, aber ich merke, dass Debbie zu Boden sieht und keinen Blickkontakt mit mir aufnehmen will. Ich spüre meine Schultern wieder steif werden. Hier soll doch ich unter Druck stehen, oder nicht? Aber ich halte mich nicht lange mit dem Gedanken auf, weil Sarah mich mit einer ungelenken Umarmung an sich zieht und mein Gesicht an ihren Hals quetscht. Sie riecht nach 1991. Calvin Klein Eternity. Dabei denke ich (mit noch größerer Befriedigung), dass sie sich fast gar nicht weiterentwickelt hat.
»Wie machst du das bloß? Jeden Abend vor Millionen von Leuten im Fernsehen dastehen? So professionell! Ich könnte das nie. Sagt dir jemand, was du sagen sollst? Oder denkst du dir alles selbst aus?« Sie macht keine Pause, um Luft zu holen. Aber ihr Blick irrlichtert umher, sie kann mich nie länger als eine Sekunde ansehen. Sie ist nervös, denke ich. Mein Job hat mich in ihren Augen erhöht. Ich bin jetzt jemand, mit dem es sich zu reden lohnt.
Sie legt Mantel und Schal ab - beide in Pink -, um ein purpurrotes Top sehen zu lassen, das es kaum schafft, ihre riesigen Titten zusammenzuhalten.
»Ich wollte, ich bekäme gesagt, was ich sagen soll, dann wär's manchmal vielleicht vernünftiger.« Ich lache und stelle überrascht fest, dass ich ihre Aufmerksamkeit genieße. Das Schulmädchen in mir will anscheinend noch immer gemocht werden. »Ich kann Clara nicht erreichen«, füge ich hinzu.
Ihr Blick streift rasch Debbie, die sich in der Bar umsieht, und dann lacht auch sie: ein gezwungenes, schrilles Lachen.
»Hast wohl Angst, mit uns allein zu sein?« Sarah rempelt mich scherzhaft an. »Sie kommt schon noch, verlass dich drauf. Wenigstens haben wir jetzt Gelegenheit, dich nach ihrem Neuen aushorchen.«
Etwas gerät mir in die Kehle, eine Blase des Proseccos oder vielleicht Debbies Parfüm. Jedenfalls muss ich husten.
»Komm, wir setzen uns, dann kannst du uns alles über ihn erzählen «, sagt Sarah.
Ein Kellner führt uns durch die Menge in den dunkleren Teil der Bar. Sein weit aufgeknöpftes orangerotes Hemd lässt dichte Brustbehaarung auf brauner Haut sehen. Mir fällt auf, dass die Kleiderordnung fürs Personal so wenig Kleidung wie möglich vorzuschreiben scheint. Er platziert uns an einem Tisch mit Teelichtern, die Sarahs und Debbies Gesichter geisterhaft beleuchten. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
»Auf alte Freunde«, sagt Sarah, sobald wir sitzen. Sie stößt in einer routinierten Bewegung erst mit mir, dann mit Debbie an.
»Auf alte Freunde«, wiederhole ich und sehe wieder zum Eingang hinüber, ohne eine Spur von dir zu entdecken.
»Wahrscheinlich ist's der, von dem sie mir vor ein paar Wochen erzählt hat. Ich glaube nicht, dass sie's ernst mit ihm meint«, sage ich.
Wie du weißt, ist das ein Bluff, Clara, denn du hast mir nichts von einem neuen Mann in deinem Leben erzählt. Aber ich bin nicht verärgert, nur überrascht und ein bisschen verlegen, weil sie erwarten, dass ich alles über dich weiß. Wir stehen einander so nahe, dass wir fast eins sind - das denken sie zumindest.
»Ich glaube nicht, dass das stimmt.«
Die Stimme ist ruhiger, eine halbe Oktave höher als Sarahs, nicht von Kichern unterbrochen. Dies sind die ersten Worte, die Debbie sagt. Sie spricht mit einem selbstgefälligen Unterton. Ich sehe sie mir erstmals richtig an. Sie ist kleiner, als ich sie in Erinnerung habe, und neben Sarahs Körperfülle dünn und knochig. Ihr mattbraunes Haar trägt sie kurz geschnitten. Viel zu streng. Ihre Augen wirken glanzlos. Ich möchte wetten, dass Debbies Leben bisher nicht gerade all ihre Hoffnungen erfüllt hat.
»Sie ist echt in diesen Kerl verknallt. Ich glaube, dass er verheiratet ist oder sonst was. Vielleicht solltest du das nicht erfahren. Vielleicht erzählt sie dir doch nicht alles«, sagt sie.
Ihr Tonfall klingt so, als streckte sie mir die Zunge heraus, und das Kind in mir will diese Geste erwidern. Aber das tue ich natürlich nicht. Ehrlich gesagt tut sie mir leid, weil sie mich einzuschüchtern versucht, ohne zu erkennen, dass das nicht mehr in ihrer Macht steht. Sie fixiert mich durchdringend, und mir fällt auf, dass ihre Pupillen orangerote Einsprengsel wie kleine Glutnester haben. Ich blinzle nicht. Debbie kann mich auch nach all diesen Jahren nicht leiden. Es müsste mir egal sein, aber das ist es nicht. Ich lächle. Die Herausforderung, sie für mich zu gewinnen, ist unwiderstehlich.
»Vielleicht hast du recht«, sage ich.
»Nun, wir verändern uns alle, nicht wahr, Rachel?« Sarah kichert wieder. »Und wie lange war Clara weg? Fünf Jahre?«, fragt sie.
»Sieben«, sage ich. Und ich frage mich, wie viel du ihr erzählt hast. Welche Lücken du in deiner Story gelassen hast. »Sie war sieben Jahre lang weg. Es war schwierig für sie, als ihr Dad gestorben
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ist und sie sich hier wieder eingewöhnen musste. Trotz allem«, sage ich, »werden ein paar Wochenenden wie das letzte sie wieder zum Lächeln bringen.«
Debbie und Sarah wechseln einen Blick, dann sehen sie wieder mich an und gackern beide. Ich entdecke einen Riss im Eis, das allmählich taut. »Es war zum Schreien«, sagt Sarah. »Clara ist so witzig, dass ich Lachkrämpfe kriege, findest du nicht auch, Rachel?«
»O Gott, das brauchst du mir nicht zu erzählen. Erinnerst du dich an diese Lehrerin für Hauswirtschaft ... Wie hieß sie gleich wieder?«
»Mrs. Glass«, sagt Debbie.
»Ja, Mrs. Glass«, sage ich, »die mit dem Lispeln. Clara kann so gut Stimmen imitieren und Leute verarschen, sie hatte sie haargenau drauf. Sie hat sich oft von hinten angeschlichen und mich mit ihrer Mrs. Glass Stimme zu Tode erschreckt.« Sarah muss schnell schlucken, bevor sie ihren Drink herausprustet. »Ah, jetzt kannst du darüber lachen«, sage ich, »aber damals hat sie mich zum Kichern gebracht, bis ich kaum noch Luft bekommen habe, und Mrs. Glass hat gesagt: ›Rachel, hör sofort auf zu lachen, sonst werfe ich dich raus‹, worauf ich natürlich noch mehr lachen musste. Kein Wunder, dass meine Souffés immer angebrannt waren.«
Ich denke an jene Zeit, an unsere Gemeinsamkeiten zurück, Clara. Mir hat dein natürliches Timing gefehlt, aber ich habe bei Gott hart gearbeitet, um dich zu belustigen. Hast du das jemals gemerkt? Diese Augenblicke, wenn ich dich zum Lachen oder Lächeln bringen konnte oder wenn ich etwas Komisches gemacht habe und du mir den Rücken getätschelt und gesagt hast: »Deshalb mag ich dich, Rachel.« Das waren meine stolzesten Momente, weil sie mich glauben ließen, unsere Freundschaft sei gleichberechtigt. Dein Lachen war eine Droge, weißt du. Es hat mir Auftrieb und Schwung gegeben, sodass ich mich stark fühlte. Ich hätte alles getan, um es wieder und wieder zu hören.
Sarah ist angetrunken oder zumindest auf dem besten Weg dorthin, denke ich, denn ihre Worte kommen jetzt langsamer, und ihr Blick bleibt beim Sprechen auf mich gerichtet, statt durch den Raum zu huschen.
»Ich meine, Rachel ... Versteh mich nicht falsch, aber in der Schule wart ihr beiden so eng befreundet, dass sonst niemand an euch rankam. Wie gottverdammte siamesische Zwillinge. Für uns war das etwas zu ... Himmel, mir fällt das Wort nicht ein ... tief ... nein ... intensiv, das ist es«, sagt sie.
Intensiv ist kein Wort, dessen Gebrauch ich Sarah zugetraut hätte, aber ich lasse es mir durch den Kopf gehen, vergleiche es mit meiner Checkliste von Erinnerungen. Es fasst alles ziemlich gut zusammen, finde ich.
»In Wirklichkeit willst du damit sagen, dass ihr uns für komisch gehalten habt.« Mein Lachen gibt ihnen die Erlaubnis, das Gleiche zu tun.
»Nun, so weit würde ich nicht gehen«, sagt Sarah und lächelt mit Grübchen in den Wangen. »Okay, vielleicht komisch eng befreundet. «
»Schon gut. Ich weiß, was du meinst. Von außen mag es seltsam gewirkt haben, aber wir haben einfach zusammengepasst«, sage ich. »Ich hatte das Gefühl, sie von früher zu kennen, als seien wir immer schon dafür bestimmt gewesen, Freundinnen zu sein.« Ich mache eine Pause, dann schlage ich mit der flachen Hand auf den Tisch. »Gott, hört euch das an, ich rede wie jemand aus einem Roman von Mills and Boon.«
Es stimmt aber, denn schon damals wussten wir, dass wir etwas Seltenes besaßen, eine Kostbarkeit, die wir bewahren mussten. Wir waren zwei fehlende Teile eines Puzzles. Gemeinsam ergaben wir einen Sinn.
Ich beobachte, wie Sarah lacht, höre zu, wie sie redet und redet und redet. Jetzt da sie in Fahrt ist, wird mir bewusst, dass sie sich vor mir in Acht genommen haben muss wie ich vor ihr, obwohl ich nicht weiß, weshalb. Ich beiße schließlich nicht.
Während sie redet, behalte ich den Eingang im Auge und kann bald nicht mehr zählen, wie oft ich auf mein Handy sehe oder den Raum nach deinem Gesicht absuche. Ich kann nicht verstehen, warum du nicht anrufst oder ans Telefon gehst. Ich frage mich, ob du mir einen Streich spielen willst, indem du mich einen Abend mit ihnen durchleiden lässt. Aber komm, und sieh mich jetzt an, Clara - letzten Endes bin ich doch nicht so selbstgerecht. Ich kann mit allen genauso gut auskommen wie du.
Wir leeren die endlosen Krüge mit orangeroten Sommercocktails, die der Kellner uns bringt. Der Alkohol nimmt meiner Wahrnehmung die Schärfe, beruhigt mich, und ich erreiche einen Punkt, an dem ich mich dem Abend ergebe und begierig Tratsch über Leute aus der Schule aufsauge: wer vier Kinder von verschiedenen Männern hat, wer eine Glatze bekommt, wer reich geworden ist. Sogar Debbie scheint aufgetaut zu sein. Erst als die rosa und orangeroten und grünen Lichter auf den Tischen zu einem Kaleidoskop aus Farben verschwimmen, stehe ich auf, um zu gehen.
»Ausgeschlossen.« Sarah sieht auf ihre Uhr. »Das darfst du nicht.« Mich überrascht, wie kräftig ihr Griff ist. Vielleicht sieht sie meine Überraschung, denn der Griff lockert sich. »Ich meine, es ist erst zehn Uhr, und Clara hat uns versprochen, dass sie noch kommt. Musst du nicht auf sie warten?« Mir wird bewusst, dass ich zu der Treppe geschoben werde, die in einen mir unbekannten Keller führt.
»Komm schon, wir haben noch nicht mal einen Boogie getanzt.«
Im nächsten Augenblick sind wir in den Katakomben des Gebäudes, wo die Decken zu niedrig und die Bässe so laut sind, dass sie meine Kehle erzittern lassen.
»Hier, trink das«, sagt Debbie, die von der Bar zurückkommt. Sie gibt mir ein Schnapsglas und bleibt wachsam bei mir stehen, als rechne sie damit, dass ich den Inhalt in die Yucca neben uns schütte. Ich tue wie geheißen und kippe das Zeug. Tequila. Ich würge, als er mir in der Kehle brennt. Er schmeckt nach Freitagabenden als Teenager und schickt Flammen durch meinen Körper. Ich möchte mich hinsetzen, einen Platz finden, an dem ich die Augen zumachen kann, aber ich werde auf die Tanzfäche geschleppt, wo Beyoncé singt und Sarah und Debbie mit den Hüften wackeln und mit den Armen wedeln. Meine Beine scheinen sich von selbst zu bewegen, also mache ich wer weiß wie lange mit, bis sie unter mir nachgeben und ich den Abend aufgebe. Und dich aufgebe.
Sarah versucht, mich zum Bleiben zu überreden, aber der Versuch ist halbherzig. »Weiß nicht, was mit Clara passiert ist«, sagt sie undeutlich.
»Ich auch nicht, aber ich werd's erfahren. Ich soll bei ihr übernachten. « Ich ziehe meinen Mantel an, knöpfe ihn gegen die Kälte draußen zu.
»Sag ihr, dass sie mich anrufen soll«, sagt sie und hält sich ein imaginäres Telefon ans Ohr. Ihre Füße haben Mühe, das Gewicht ihres Körpers zu tragen. »Und wir müssen uns bald wiedertreffen.« Sie gibt mir einen Kuss mit Zitrone und Tequila.
Draußen rieche ich das Meer. In der Luft liegen Kälte und Salz. Ich rufe dich noch mal an, und als du nicht abhebst, gehe ich den Kai entlang, um mir von der blauweißen Bude eine Portion Pommes frites zu holen - genau wie früher. Die Stühle stehen schon auf den Tischen, nur an einem nicht, an dem ein Teenagerpärchen mit von Alkohol verschleiertem Blick sitzt und aneinander gekuschelt Händchen hält. Der Kerl, der mich bedient, ist nicht viel älter als die beiden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er eine Freundin hat. Sein Gesicht ist pockennarbig und von Mitessern übersät. Klar, das ist nicht seine Schuld, aber es ist nichts, was man sehen möchte, bevor man isst. Ich versuche zu bestellen, ohne ihn richtig anzusehen, wobei ich genau darauf achte, dass er meine Pommes nicht mit bloßen Händen berührt. Nachdem ich bezahlt habe, nehme ich sie mit nach draußen und setze mich auf eine Bank, wo der Wind heftig und ausnüchternd ist. Ich bleibe dort, bis meine Finger vor Kälte zu schmerzen beginnen; dann stehe ich auf, ziehe meine Handschuhe an und binde meinen Schal fester. Ich habe erst wenige Schritte gemacht, als mir ein Kerl auf einer der nächsten Bänke auffällt, der einen Hund, einen Schlafsack und eine Dose Carlsberg als Gesellschaft hat. Seine Schuhe sind abgetragen, seine Haare grau und verfilzt. Sein Alter kann ich nicht abschätzen; er könnte sechzig oder weit jünger sein. Vielleicht alt genug, um mein Vater zu sein, denke ich, und dann fällt mir ein, dass ich nicht weiß, wie alt mein Vater ist oder ob er überhaupt noch lebt. Traurigkeit befällt mich. Ich taste in meiner Umhängetasche nach der Geldbörse, in der noch zwei Zwanziger stecken. Ich ziehe einen heraus und räuspere mich, damit er weiß, dass ich da bin. Als er aufsieht, drücke ich ihm einen Schein in die Hand und gehe weiter. Ich bin schon ein paar Schritte von ihm entfernt, als er merkt, was ich ihm gegeben habe, und gegen den Wind anschreit: »Gott segne Sie!« Ich hebe eine Hand, um zu winken, aber ich sehe mich nicht um.
Durchgehend geöffnete Bars spucken Leute auf die Straße aus, schwarze Mülltonnen werden zur Leerung bereitgestellt. Mädchen in Miniröcken balancieren auf Stilettos, klammern sich aneinander, während sie gegen den Wind ankämpfen. Ein Auto fährt mit offenen Fenstern und von wummernden Bässen bebend vorbei. Jedes einzelne Taxi, das ich sehe, hat sein Leuchtschild ausgeschaltet, fährt schemenhaft erkennbare Leute nach Hause. Ich versuche nicht einmal, eines anzuhalten. Ich gehe einfach weiter. Zu deiner Wohnung. Brunswick Place 25. Oberster Stock. Ich klingle unten und warte. Schließlich soll ich bei dir übernachten. Ich will sehen, ob mit dir alles in Ordnung ist, aber vor allem will ich's warm haben und vor dem Seewind geschützt sein, der mich jetzt durchbläst. Und ich habe dies alles satt, Clara. Gründlich satt. Ich klingle erneut. Keine Antwort. Aber ich gebe nicht auf. Du musst zu Hause sein. Ich klingle bei einem Nachbarn.
»Hallo?« Eine ungeduldige Männerstimme.
»Hier ist Clara von ganz oben, können Sie mir aufmachen?«
»Wo sind Ihre verdammten Schlüssel?«
»Meine Freundin hat sie in der Wohnung, sie muss eingeschlafen sein.«
»Schön für sie«, höre ich die Stimme sagen, während der Türöffner summt. Ich stoße die Tür auf und steige die Treppe zu deiner Wohnung hinauf. Du hattest immer einen Reserveschlüssel auf dem Türrahmen liegen, deshalb strecke ich mich hinauf und lasse die Finger darübergleiten. Nichts. Dann klopfe ich wieder und wieder an deine Wohnungstür, bevor ich mich hinkauere und die Knie bis zur Brust hochziehe, während mir die Augen zufallen.
© 2013 der deutschsprachigen Ausgabe by Blanvalet Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH.
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Autoren-Porträt von Colette McBeth
Colette McBeth lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern im Westen Londons. Sie war zehn Jahre lang Reporterin für den britischen Fernsehsender BBC und besuchte 2011 die Faber Academy, die so berühmte Schriftsteller wie T. S. Eliot, James Joyce, Sylvia Plath und Samuel Beckett hervorbrachte
Bibliographische Angaben
- Autor: Colette McBeth
- 2013, 384 Seiten, Maße: 13,5 x 20,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Bergner, Wulf
- Übersetzer: Wulf Bergner
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442382653
- ISBN-13: 9783442382651
- Erscheinungsdatum: 18.11.2013
Rezension zu „Zorneskalt “
"Das ist unglaublich gut gelungen: Der Thriller "Zorneskalt" steckt voller garstiger Mädchenzickereien, unfairen Streitereien und ist von unvergleichlicher Bösartigkeit. Herrlich!" NDR Info "Krimis des Monats Januar"
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