Der Medicus Band 1: Der Medicus
Roman
Noah Gordons Roman aus dem Jahr 1986 ist ein absoluter Weltbestseller: Allein in Deutschland verkaufte sich das faszinierende Mittelalter-Epos über sechs Mio Mal.
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Produktinformationen zu „Der Medicus Band 1: Der Medicus “
Noah Gordons Roman aus dem Jahr 1986 ist ein absoluter Weltbestseller: Allein in Deutschland verkaufte sich das faszinierende Mittelalter-Epos über sechs Mio Mal.
Klappentext zu „Der Medicus Band 1: Der Medicus “
Der Weltbestseller von Noah GordonDer Waisenjunge Rob findet bei einem Bader Schutz und wird sein gelehriger Schüler. Nach dem Tod seines Meisters bricht er nach Persien auf, denn dort, im fernen Isfahan, lehrt Avicenna, der berühmteste aller Ärzte. Rob trotzt mutig den Gefahren seiner weiten Reise, Hunger, Pest und den Überfällen religiöser Fanatiker. Unbeirrt folgt er seiner Berufung als Arzt und Heiler.
Lese-Probe zu „Der Medicus Band 1: Der Medicus “
Der Medicus von Noah GordonLondon im 11. Jahrhundert: Nach dem Tod seiner Mutter findet der neunjährige Waise Rob Cole Schutz bei einem Bader und wird sein gelehriger Schüler, bis er eines Tages nach Persien aufbricht, denn dort, im fernen Isfahan, lehrt Ibn Sina Avicenna, der berühmteste aller Ärzte. Rob trotzt mutig den Gefahren seiner weiten Reise, Hunger, Pest und den Überfällen religiöser Fanatiker. Unbeirrt folgt er seiner Berufung als Arzt und Heiler.
ERSTER TEIL
Der Gehilfe des Baders
DER TEUFEL IN LONDON
Es waren Robs letzte ruhige und geborgene Augenblicke seliger Unschuld, doch in seiner Arglosigkeit hatte er es als ungerecht empfunden, dass er mit seinen Geschwistern zu Hause bleiben musste. Der Frühling hatte gerade erst begonnen, und die Sonne stand tief am Himmel, so dass ihre warmen Strahlen unter die Traufe des Strohdachs drangen. Rob hatte es sich auf den groben Trittsteinen vor der Tür bequem gemacht. Eine Frau suchte sich vorsichtig ihren Weg über die holprige Carpenter's Street. Die Straße musste dringend instand gesetzt werden, und das galt auch für die meisten der kleinen Arbeiterhäuser. Sie waren achtlos von Handwerkern zusammengezimmert worden, die ansonsten ihr Geld mit dem Bau stabiler Häuser für die Reichen und vom Glück Begünstigten verdienten.
Er war damit beschäftigt, einen Korb Früherbsen zu enthülsen, und versuchte gleichzeitig, seine jüngeren Geschwister im Auge zu behalten, wie er es immer tat, wenn Mam unterwegs war. William Stewart, sechs Jahre alt, und Anne Mary, vier, buddelten neben dem Haus im Dreck und spielten kichernd geheime Spiele. Der achtzehn Monate alte Jonathan Carter lag auf
... mehr
einem Lammfell, schmatzte, machte Bäuerchen und gluckste zufrieden. Der siebenjährige Samuel Edward war Rob entwischt. Irgendwie schaffte es der gerissene Samuel immer, sich zu verdrücken, statt bei der Arbeit zu helfen, und Rob hielt wütend nach ihm Ausschau. Er schlitzte eine grüne Hülse nach der anderen auf und schabte die Erbsen mit dem Daumen aus den wächsernen Samenkapseln, so wie Mam es machte. Auch als er die Frau bemerkte, die direkt auf ihn zukam, unterbrach er seine Arbeit nicht.
Sie trug ein schmutziges Mieder, dessen Stäbchen den Busen hochdrückten, so dass bei manchen ihrer Bewegungen eine rotbemalte Brustwarze zu sehen war; ihr fleischiges Gesicht strotzte vor Schminke. Rob war erst neun Jahre alt, aber als Londoner Kind erkannte er eine Dirne auf den ersten Blick.
»He du. Wohnt hier Nathanael Cole?«
Er musterte sie gereizt; es war nicht das erste Mal, dass eine Hure bei ihnen auftauchte und zu seinem Vater wollte. »Wer will das wissen?«, fragte er barsch. Er war froh, dass sein Pa auf Arbeitssuche war und sie ihn nicht antraf, froh, dass seine Mam unterwegs war, um ihre Stickarbeiten auszuliefern, und ihr so die Peinlichkeit erspart blieb.
»Seine Frau braucht ihn. Sie hat mich hergeschickt.«
»Was soll das heißen, sie braucht ihn?« Die geschickten jungen Hände hatten aufgehört, Erbsen zu enthülsen.
Die Dirne hatte an seinem Ton und Verhalten erkannt, welche Meinung er von ihr hatte, und sah ihn kühl an. »Deine Mutter?«
Er nickte.
»Sie hat schlimme Wehen. Liegt in Egglestans Stall am Puddle Dock. Such lieber deinen Vater und sag ihm Bescheid.« Damit wandte sich die Frau zum Gehen.
Der Junge blickte sich verzweifelt um. »Samuel!«, schrie er, aber der verdammte Samuel war wieder mal Gott weiß wo, und Rob holte William und Anne Mary vom Spielen weg. »Pass auf die Kleinen auf, William«, sagte er. Dann rannte er los.
Für die, auf deren Schwatzhaftigkeit man bauen konnte, war das Jahr des Herrn 1021, in dem Agnes Cole zum achtenmal schwanger war, das Jahr des Satans. Es stand im Zeichen verhängnisvoller Geschehnisse und furchtbarer Naturkatastrophen. Bereits im Herbst des Vorjahres hatten bittere Fröste, die sogar die Flüsse mit Eis überzogen, die Ernte auf den Feldern vernichtet. Es hatte geregnet wie nie zuvor, und als dann Tauwetter einsetzte, trat die Themse über die Ufer und riss Brücken und Häuser mit sich. Sternschnuppen jagten strahlend hell über den stürmischen Winterhimmel, und ein Komet wurde gesichtet. Im Februar erschütterte ein Beben die Erde. Ein Blitz schlug in ein Kruzifix ein, und die Menschen raunten sich zu, dass Christus und seine Heiligen im Schlaf lägen. Man munkelte, dass aus einer Quelle drei Tage lang Blut geflossen sei, und Reisende wussten zu berichten, dass der Teufel sich in Wäldern und an geheimen Orten gezeigt habe.
Agnes hatte ihrem Ältesten gesagt, er solle auf das Geschwätz nichts geben. Aber beklommen hatte sie hinzugefügt, dass Rob sich bekreuzigen müsse, sollte er etwas Ungewöhnliches sehen oder hören.
In diesem Jahr haderten die Menschen mit Gott, denn nach der Missernte herrschten nun schwere Zeiten. Nathanael hatte seit mehr als vier Monaten kein Geld verdient, er lebte vom Talent seiner Frau, feine Stickarbeiten auszuführen.
Als Jungvermählte waren sie und Nathanael ganz krank vor lauter Liebe und voller Hoffnungen für die Zukunft; er hatte vor, als selbstständiger Baumeister reich zu werden. Aber in der Zimmermannszunft waren die Aufstiegsmöglichkeiten rar und von einem Prüfungsausschuss abhängig, der Probebauten so genau in Augenschein nahm, als ob jeder einzelne Bauteil für den König gedacht wäre. Nathanael hatte sechs Jahre als Zimmermannslehrling und doppelt so lange als Geselle gearbeitet. Jetzt wäre die Prüfung zum Zimmermannsmeister fällig, die Voraussetzung zur Selbstständigkeit. Doch um den Meister zu schaffen, brauchte man Kraft und günstige Umstände, und ihm fehlte der Mut, es zu versuchen.
Noch immer drehte sich ihr Leben um die Handwerksgilde, aber nun war selbst von der Londoner Zimmermannszunft keine Hilfe mehr zu erwarten, denn jeden Morgen, wenn Nathanael sich am Zunfthaus meldete, musste er erfahren, dass es keine Arbeit gab. Gemeinsam mit anderen Enttäuschten suchte er Trost in einem Gebräu, das sie Pigment nannten: Einer der Zimmerleute hatte Honig dabei, ein anderer holte ein paar Gewürze hervor, und einen Krug Wein hatte die Zunft immer parat.
Die Zimmermannsfrauen verrieten Agnes, dass oftmals einer der Männer loszog und von irgendwoher eine Frau anschleppte, mit der sich die arbeitslosen und trunkenen Ehemänner nacheinander vergnügten.
Trotz Nathanaels Schwächen konnte sie sich nicht von ihm abwenden, dazu liebte sie die Freuden des Fleisches zu sehr. Er sorgte dafür, dass ihr Bauch immer dick war. Kaum hatte sie ein Kind zur Welt gebracht, machte er ihr gleich wieder eins, und immer, wenn sie kurz vor der Niederkunft war, hielt er sich von zu Hause fern. Ihr Leben gestaltete sich fast genauso trostlos, wie ihr Vater es prophezeit hatte, als sie, schon in anderen Umständen, den jungen Zimmermann heiratete, der nach Watford gekommen war, um beim Bau einer Scheune für ihren Nachbarn mitzuhelfen. Ihr Vater hatte ihre Schulbildung dafür verantwortlich gemacht, denn seiner Ansicht nach führte Bildung bei einer Frau nur zu törichter Lüsternheit.
Ihr Vater besaß ein kleines Gehöft, das ihm Aethelred von Wessex zum Dank für soldatische Dienste übereignet hatte. Er war der Erste in der Familie Kemp, der es zum Freisassen brachte. Walter Kemp hatte seine Tochter zur Schule geschickt, in der Hoffnung, dass sie einen Grundbesitzer zum Mann bekäme, denn für einen Eigentümer großer Ländereien war es von Vorteil, eine Vertrauensperson zu haben, die lesen und rechnen konnte, und warum sollte das nicht die eigene Ehefrau sein? Er war bitter enttäuscht, als er erleben musste, dass sie so weit unter ihrem Stand heiratete. Nicht einmal enterben konnte er sie, der Arme. Nach seinem Tod war sein kleiner Besitz wegen ausstehender Steuerabgaben wieder an die Krone gefallen.
Aber sein Ehrgeiz hatte ihr Leben geprägt. In ihrer Erinnerung waren die fünf Jahre, die sie als Kind in der Klosterschule verbracht hatte, die glücklichste Zeit ihres Lebens gewesen. Die Nonnen hatten scharlachrote Schuhe getragen und weiß-violette Gewänder und Schleier, so zart wie Wolken. Sie hatten ihr Lesen und Schreiben beigebracht und ein bisschen Latein, die Sprache des Katechismus. Sie hatten ihr beigebracht, wie man Kleider zuschnitt und einen unsichtbaren Saum nähte und die kunstvollen Goldstickereien anfertigte, die in Frankreich, wo man sie als »englische Stickereien« bezeichnete, sehr gefragt waren. Von dem »Unfug«, den sie bei den Nonnen gelernt hatte, lebte nun ihre Familie.
An diesem Morgen hatte sie hin und her überlegt, ob sie sich auf den Weg machen sollte, ihre Stickarbeiten auszuliefern. Sie stand kurz vor der Niederkunft, und sie fühlte sich unförmig und schwerfällig, aber die Speisekammer war fast leer. Sie musste zum Billingsgate Market, um dunkles und weißes Mehl zu kaufen, aber dazu brauchte sie das Geld, das ihr der Stickereihändler zahlte, der auf der anderen Seite des Flusses in Southwark wohnte. Mit ihrem kleinen Bündel ging sie langsam über die Thames Street in Richtung London Bridge.
Wie immer herrschte auf der Thames Street ein Gedränge von Packtieren und Schauerleuten, die zwischen den höhlenartigen Lagerhäusern und dem Wald von Schiffsmasten an den Kais Waren hin- und herschleppten. Trotz aller Sorgen war sie Nathanael dankbar, dass er sie von Watford und vom Geschäft ihres Vaters weggeholt hatte.
Wie sehr sie diese Stadt liebte!
»Du Hurensohn. Du kommst auf der Stelle zurück und gibst mir mein Geld. Los, her damit«, schrie eine wütende Frau jemandem zu, den Agnes nicht sehen konnte.
Lachsalven vermischten sich mit Wortfetzen in fremden Sprachen. Flüche klangen wie liebevolle Segenssprüche.
Sie ging an zerlumpten Unfreien vorbei, die Eisenbarren auf Schiffe schleiften. Hunde bellten die bedauernswerten Männer an, die unter ihren grausamen Lasten ächzten, Schweißperlen glänzten auf den kahl geschorenen Schädeln. Sie atmete den Knoblauchgeruch ein, den diese ungewaschenen Körper verströmten, und den Metallgeruch der Eisenbarren und dann einen weit angenehmeren Duft, der von einem Karren kam, auf dem einer Fleischpasteten feilbot. Das Wasser lief ihr im Mund zusammen, doch sie hatte bloß eine einzige Münze in der Tasche und hungrige Kinder daheim. »Pasteten, sündhaft köstliche Pasteten«, rief der Mann. »Heiß und lecker!«
Die Docks dufteten nach sonnenwarmem Kiefernharz und geteerten Tauen. Agnes hielt eine Hand vor dem Bauch, als sie beim Gehen spürte, wie sich ihr Baby bewegte, das in dem Ozean zwischen ihren Hüften schwamm. An der Ecke sang eine Gruppe von Matrosen aus vollem Halse, begleitet von drei Musikanten, die Querpfeife, Trommel und Harfe spielten. Als Agnes an ihnen vorbeiging, fiel ihr ein Mann auf, der an einem merkwürdigen, mit den Tierkreiszeichen bemalten Wagen lehnte. Der Mann war um die vierzig, sein schütteres Haar war, wie sein Bart, rötlich braun. Er hatte ein sympathisches Gesicht, und er hätte besser ausgesehen als Nathanael, wäre er nur nicht so dick gewesen. Er wirkte frisch und gesund, und sein Bauch wölbte sich genauso prall wie der ihre. Aber seine Dickleibigkeit war nicht abstoßend, sondern sogar entwaffnend und anziehend, verriet sie doch, dass hier ein freundlicher, geselliger Mensch den Freuden des Lebens durchaus zugetan war. Seine blauen Augen schimmerten und strahlten wie sein Lächeln. »Hübsche Frau, wollt Ihr meine Liebste sein?«, fragte er. Überrascht blickte sie sich um, um zu sehen, mit wem er sprach, doch außer ihr war niemand da.
»Ha!« Normalerweise hätte sie ihn keines Blickes gewürdigt, doch sie hatte Humor und mochte Männer mit Humor, und das war einfach zu komisch.
»Wir sind wie füreinander geschaffen. Ich würde für Euch sterben, werte Dame«, rief er ihr feurig hinterher.
»Nicht nötig, mein Herr. Das hat Christus schon getan «, sagte sie. Sie hob den Kopf, straffte die Schultern und wiegte sich verführerisch in den Hüften, während sie ihren unerhört riesigen schwangeren Bauch vor sich herschob und in sein Gelächter einfiel.
Es war lange her, dass ein Mann ihr Komplimente gemacht hatte, wenn auch nur im Scherz, und der alberne Wortwechsel hob ihre Stimmung, während sie weiter die Thames Street entlangging. Sie lächelte noch, als sie sich dem Puddle Dock näherte; da plötzlich setzten die Wehen ein.
»Barmherzige Mutter«, flüsterte sie.
Wieder setzte der Schmerz ein, begann im Unterleib, breitete sich dann aber über ihren ganzen Körper und alle ihre Sinne aus, so dass sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Als sie auf das Kopfsteinpflaster niedersank, platzte die Fruchtblase.
»Hilfe!«, rief sie. »Helft mir!«
Sofort lief ein Schwung neugieriger Londoner herbei, und sie sah sich von Beinen umringt. Durch einen Nebel von Schmerzen nahm sie einen Kreis von Gesichtern wahr, die auf sie herabblickten.
Agnes stöhnte.
»He, ihr Saubande«, schimpfte der Fuhrmann. »Lasst der Frau Platz zum Atmen. Und schafft sie von der Straße, damit wir mit unseren Wagen durchkommen. Wir wollen unser täglich Brot verdienen.«
Man trug sie an einen dunklen, kühlen Ort, wo es stark nach Dung roch, und irgendjemand machte sich mit ihrem Bündel Stickereien davon. Ein Huf schlug knallend gegen ein Brett, und es war lautes Wiehern zu hören.
»Was soll das? Ihr könnt sie nicht hier hereinbringen «, sagte eine mürrische Stimme. Sie gehörte einem aufgeregten kleinen Mann mit Schmerbauch und großen Lücken zwischen den Zähnen, und als Agnes seine Stallknechtstiefel und die Mütze sah, erkannte sie Geoff Egglestan und wusste, dass sie in seinem Stall war. Vor über einem Jahr hatte Nathanael hier ein paar neue Verschläge gebaut, und diesen Umstand wollte sie sich zunutze machen.
»Master Egglestan«, sagte sie schwach. »Ich bin Agnes Cole, die Frau des Zimmermanns, der Euch wohlbekannt ist.«
Sie meinte, in seinem Gesicht widerwilliges Erkennen zu lesen, und die verdrossene Einsicht, dass er sie nicht fortschicken konnte.
Hinter ihm drängten sich die Leute mit vor Neugier glänzenden Augen.
Agnes atmete schwer. »Bitte, würde jemand wohl so freundlich sein und meinen Mann holen?«, bat sie.
»Ich kann hier nicht weg«, brummte Egglestan. »Das muss jemand anders machen.«
Niemand rührte sich oder sagte etwas. Sie griff in die Tasche und holte das Geldstück hervor. »Bitte«, sagte sie wieder und hielt es hoch.
»Ich werde meine Christenpflicht erfüllen«, meldete sich sogleich eine Frau, offensichtlich eine Dirne. Ihre Finger schlossen sich wie eine Kralle um die Münze.
Die Schmerzen waren unerträglich, neu und anders. Sie war schnell aufeinanderfolgende Wehen gewohnt; nach den ersten beiden Schwangerschaften waren die Geburten etwas schwierig gewesen, doch mit der Zeit hatte sich die Gebärmutter gedehnt. Vor und nach der Geburt von Anne Mary hatte sie Fehlgeburten gehabt, aber Jonathan und auch das Mädchen waren nach dem Platzen der Fruchtblase mühelos aus ihrem Körper geglitten, wie glatte kleine Samen, die man mit zwei Fingern herausdrückt. Bei fünf Geburten hatte sie nichts Derartiges erlebt.
Liebe Agnes, flehte sie im stummen Gebet. Liebe Agnes, die du den Lämmern beistehst, steh auch mir bei.
Jedes Mal, wenn sie in den Wehen lag, betete sie zu ihrer Namenspatronin, und die heilige Agnes half, doch diesmal war die ganze Welt ein unaufhörlicher Schmerz, und das Kind steckte in ihr wie ein großer Pfropfen.
Schließlich wurde eine vorbeikommende Hebamme auf ihre rauen Schreie aufmerksam, ein altes Weib, das ziemlich betrunken war. Unter Flüchen jagte sie die Gaffer aus dem Stall, und als sie zurückkam, musterte sie Agnes voller Ekel. »Die verdammten Kerle haben dich mitten in die Scheiße gelegt«, murmelte sie. Es gab keinen besseren Platz im Stall. Sie schob Agnes die Röcke bis zur Taille hoch und schnitt die Unterwäsche auf; dann fegte sie den strohigen Dung vor dem weit offenen Schoß mit den Händen beiseite, die sie an ihrer schmutzigen Schürze abwischte.
Aus ihrer Tasche kramte sie ein Fläschchen Schweinefett hervor, das schon vom Blut und den Säften anderer Frauen dunkel gefärbt war. Sie tat sich etwas von dem ranzigen Fett auf die Hände und bewegte sie wie beim Waschen, bis sie gut eingeschmiert waren. Dann schob sie zuerst zwei Finger, dann drei, dann die ganze Hand in die geweitete Öffnung der pressenden Frau, die mittlerweile heulte wie ein Tier.
»Es wird dir noch doppelt so wehtun, Frau«, sagte die Hebamme kurz darauf und fettete sich die Arme bis zu den Ellbogen ein. »Der kleine Bursche könnte sich selbst in die Zehen beißen, wenn er nur wollte. Er kommt mit dem Arsch zuerst.«
EINE ZUNFTFAMILIE
Rob war zunächst in Richtung Puddle Dock gelaufen. Doch dann wurde ihm klar, dass er ja seinen Vater finden musste, und er lief zur Zimmermannszunft, wie es jedes Kind eines Mitglieds tun würde, wenn es Schwierigkeiten gab.
Die Londoner Zimmermannszunft war am Ende der Carpenter's Street in einem alten Gebäude aus Flechtwerk untergebracht, einem Fachwerk, dessen Balken mit Weidenruten und Zweigen verflochten und mit einer dicken Schicht Mörtel bedeckt waren, die alle paar Jahre erneuert werden musste. In dem geräumigen Zunfthaus saßen ein Dutzend Männer in Lederwämsen auf den einfachen Stühlen, die wie die Tische von den Mitgliedern des Hausausschusses gezimmert worden waren. Rob erkannte Nachbarn und Männer aus der Zehnschaft seines Vaters, aber Nathanael war nicht dabei.
Die Zunft war für die Londoner Holzarbeiter alles: Arbeitsvermittlung, Krankenhaus, Bestattungsinstitut, gesellschaftlicher Mittelpunkt; sie bot Hilfe bei Arbeitslosigkeit, war Schiedsstelle, vermittelte größere und kleinere Aufträge, setzte sich für die Be
lange ihrer Mitglieder ein und war moralische Stütze. Diese straff organisierte Gesellschaft bestand aus vier Gruppen von Zimmerleuten, die Hundertschaften genannt wurden. Jede Hundertschaft setzte sich aus zehn Zehnschaften zusammen, die unter sich im kleineren Kreis Versammlungen abhielten, und erst wenn eine Zehnschaft ein Mitglied durch Tod, längere Erkrankung oder Abwanderung verlor, wurde ein neues Mitglied als Zimmermannslehrling in die Zunft aufgenommen, in der Regel anhand einer Warteliste, auf der die Namen von Söhnen der Mitglieder standen. Das Wort des Zunftmeisters galt genauso viel wie das eines Fürsten, und auf diese Autorität, Richard Bukerel, steuerte Rob jetzt zu.
Bukerel ging gebückt, als würde er von der auf seinen Schultern lastenden Verantwortung förmlich niedergedrückt. Alles an ihm wirkte dunkel. Sein Haar war schwarz, seine Augen hatten die Farbe alter Fichtenrinde; die enge Hose, Kittel und Wams waren aus grobem Wollstoff, der in kochendem Wasser unter Zusatz von Walnussschalen gefärbt worden war, und seine Haut hatte die Farbe von gebeiztem Leder, von der Sonne gegerbt beim Bau zahlloser Häuser. Er bewegte sich, dachte und sprach mit Bedacht und hörte Rob aufmerksam zu.
»Nathanael ist nicht hier, mein Junge.«
»Wisst Ihr, wo ich ihn finden kann, Meister Bukerel? «
Bukerel zögerte. »Entschuldige mich, bitte«, sagte er schließlich und ging zu einigen Männern hinüber, die am Nebentisch saßen.
Rob schnappte nur hier und da ein Wort oder einen geflüsterten Satz auf:
»Bei diesem Weibsstück?«, murmelte Bukerel.
Gleich darauf kam der Zunftmeister wieder. »Wir wissen, wo dein Vater ist«, sagte er. »Lauf zu deiner Mutter, mein Junge. Wir holen Nathanael und kommen sofort nach.«
Rob stieß ein paar Dankesworte aus und rannte los.
Ohne eine Verschnaufpause lief er in Richtung Puddle Dock. Er wich Fuhrwerken und Betrunkenen aus und rannte im Zickzack durch dichtes Menschengewühl. Auf halbem Weg sah er seinen Erzfeind Anthony Tite, mit dem er sich im letzten Jahr dreimal schlimm geprügelt hatte. Gemeinsam mit zwei von seinen üblen Freunden piesackte Anthony ein paar Unfreie, die als Schauermänner arbeiteten.
Halt mich jetzt bloß nicht auf, Bürschchen, dachte Rob eiskalt. Riskier's nur, du Winzling, aber dann zeig ich's dir.
So wie eines Tages seinem verkommenen Pa.
Er sah, wie Anthony von einem seiner Freunde auf ihn aufmerksam gemacht wurde, doch da war er schon an ihnen vorbei.
Atemlos und mit Seitenstechen erreichte er Egglestans Stall just in dem Augenblick, als eine ihm unbekannte alte Frau ein Neugeborenes wickelte.
Im Stall roch es streng nach Pferdemist und dem Blut seiner Mutter. Mam lag auf dem Boden. Sie hatte die Augen geschlossen, und ihr Gesicht war bleich. Er war erstaunt, wie klein sie war.
»Mam?«
»Bist du der Sohn?«
Er nickte, seine schmale Brust hob und senkte sich.
Die alte Frau räusperte sich und spuckte auf den Boden. »Sie braucht Ruhe«, sagte sie.
Als sein Pa eintraf, würdigte er Rob kaum eines Blickes. Auf einem mit Stroh ausgelegten Karren, den Bukerel von einem Baumeister ausgeliehen hatte, brachten sie Mam zusammen mit dem Neugeborenen nach Hause. Es war ein Junge, der auf den Namen Roger Kemp Cole getauft werden sollte.
Nach jeder Geburt hatte Mam den anderen Kindern das Neugeborene voller Stolz und Übermut gezeigt. Jetzt lag sie einfach nur da und starrte zu dem Strohdach empor.
Schließlich wandte sich Nathanael an die Witwe Hargreaves von nebenan. »Sie kann noch nicht mal das Kind stillen«, sagte er zu ihr.
»Das gibt sich vielleicht wieder«, meinte Della Hargreaves. Sie kannte eine Amme und brachte den Kleinen zu ihr, zu Robs großer Erleichterung. Er hatte schon genug mit seinen anderen vier Geschwistern zu tun. Jonathan Carter war zwar schon aufs Töpfchen gegangen, doch jetzt, da seine Mutter sich nicht um ihn kümmern konnte, schien er es wieder verlernt zu haben.
Sein Pa blieb zu Hause. Rob sprach kaum mit ihm und ging ihm aus dem Weg.
Er vermisste den Unterricht, den Mam ihren Kindern jeden Morgen erteilt hatte, denn bei ihr war das Lernen ein fröhliches Spiel gewesen. Er kannte niemanden, der so viel Wärme und eine so liebevolle Ausgelassenheit besaß, so viel Geduld aufbrachte, wenn man nicht gleich alles verstand.
Rob wies Samuel an, William und Anne Mary vom Haus fernzuhalten. Am Abend weinte Anne Mary, weil sie ein Schlaflied hören wollte. Rob nahm sie in den Arm und nannte sie seine Maid Anne Mary, so ließ sie sich am liebsten nennen. Dann sang er ihr etwas vor von weichen, süßen Kaninchen und flaumigen Vögeln im Nest, trallala, und war froh, dass Anthony Tite das nicht mitbekam. Seine Schwester hatte rundere Wangen und eine zartere Haut als ihre Mutter, obwohl Mam immer behauptete, dass Anne Mary in Aussehen und Wesen ganz nach den Kemps schlug, das ging bis dahin, wie sich im Schlaf ihr Mund entspannte.
Am nächsten Tag sah Mam besser aus, aber Robs Vater meinte, die Farbe ihrer Wangen komme vom Fieber. Sie zitterte, und sie breiteten noch mehr Decken über sie.
Als Rob ihr am dritten Morgen etwas Wasser zu trinken gab, erschrak er über ihr heißes Gesicht. Sie streichelte seine Hand. »Mein Rob«, flüsterte sie. »Schon ein richtiger Mann.« Ihr Atem roch unangenehm, und sie keuchte.
Als er ihre Hand nahm, ging etwas von ihrem Körper aus und drang in sein Bewusstsein. Es war eine Art Gewissheit: Er wusste mit unbeirrbarer Sicherheit, was mit ihr geschehen würde. Er konnte nicht weinen. Er konnte nicht schreien. Die Nackenhaare sträubten sich ihm. Er spürte blankes Entsetzen. Selbst als Erwachsener hätte er nicht damit fertigwerden können, und er war doch noch ein Kind.
In seiner Panik drückte er die Hand seiner Mutter so fest, dass er ihr wehtat. Sein Vater sah es und versetzte ihm einen Schlag auf den Kopf.
Als er am nächsten Morgen aufstand, war seine Mutter tot.
Copyright © Heyne Verlag.
einem Lammfell, schmatzte, machte Bäuerchen und gluckste zufrieden. Der siebenjährige Samuel Edward war Rob entwischt. Irgendwie schaffte es der gerissene Samuel immer, sich zu verdrücken, statt bei der Arbeit zu helfen, und Rob hielt wütend nach ihm Ausschau. Er schlitzte eine grüne Hülse nach der anderen auf und schabte die Erbsen mit dem Daumen aus den wächsernen Samenkapseln, so wie Mam es machte. Auch als er die Frau bemerkte, die direkt auf ihn zukam, unterbrach er seine Arbeit nicht.
Sie trug ein schmutziges Mieder, dessen Stäbchen den Busen hochdrückten, so dass bei manchen ihrer Bewegungen eine rotbemalte Brustwarze zu sehen war; ihr fleischiges Gesicht strotzte vor Schminke. Rob war erst neun Jahre alt, aber als Londoner Kind erkannte er eine Dirne auf den ersten Blick.
»He du. Wohnt hier Nathanael Cole?«
Er musterte sie gereizt; es war nicht das erste Mal, dass eine Hure bei ihnen auftauchte und zu seinem Vater wollte. »Wer will das wissen?«, fragte er barsch. Er war froh, dass sein Pa auf Arbeitssuche war und sie ihn nicht antraf, froh, dass seine Mam unterwegs war, um ihre Stickarbeiten auszuliefern, und ihr so die Peinlichkeit erspart blieb.
»Seine Frau braucht ihn. Sie hat mich hergeschickt.«
»Was soll das heißen, sie braucht ihn?« Die geschickten jungen Hände hatten aufgehört, Erbsen zu enthülsen.
Die Dirne hatte an seinem Ton und Verhalten erkannt, welche Meinung er von ihr hatte, und sah ihn kühl an. »Deine Mutter?«
Er nickte.
»Sie hat schlimme Wehen. Liegt in Egglestans Stall am Puddle Dock. Such lieber deinen Vater und sag ihm Bescheid.« Damit wandte sich die Frau zum Gehen.
Der Junge blickte sich verzweifelt um. »Samuel!«, schrie er, aber der verdammte Samuel war wieder mal Gott weiß wo, und Rob holte William und Anne Mary vom Spielen weg. »Pass auf die Kleinen auf, William«, sagte er. Dann rannte er los.
Für die, auf deren Schwatzhaftigkeit man bauen konnte, war das Jahr des Herrn 1021, in dem Agnes Cole zum achtenmal schwanger war, das Jahr des Satans. Es stand im Zeichen verhängnisvoller Geschehnisse und furchtbarer Naturkatastrophen. Bereits im Herbst des Vorjahres hatten bittere Fröste, die sogar die Flüsse mit Eis überzogen, die Ernte auf den Feldern vernichtet. Es hatte geregnet wie nie zuvor, und als dann Tauwetter einsetzte, trat die Themse über die Ufer und riss Brücken und Häuser mit sich. Sternschnuppen jagten strahlend hell über den stürmischen Winterhimmel, und ein Komet wurde gesichtet. Im Februar erschütterte ein Beben die Erde. Ein Blitz schlug in ein Kruzifix ein, und die Menschen raunten sich zu, dass Christus und seine Heiligen im Schlaf lägen. Man munkelte, dass aus einer Quelle drei Tage lang Blut geflossen sei, und Reisende wussten zu berichten, dass der Teufel sich in Wäldern und an geheimen Orten gezeigt habe.
Agnes hatte ihrem Ältesten gesagt, er solle auf das Geschwätz nichts geben. Aber beklommen hatte sie hinzugefügt, dass Rob sich bekreuzigen müsse, sollte er etwas Ungewöhnliches sehen oder hören.
In diesem Jahr haderten die Menschen mit Gott, denn nach der Missernte herrschten nun schwere Zeiten. Nathanael hatte seit mehr als vier Monaten kein Geld verdient, er lebte vom Talent seiner Frau, feine Stickarbeiten auszuführen.
Als Jungvermählte waren sie und Nathanael ganz krank vor lauter Liebe und voller Hoffnungen für die Zukunft; er hatte vor, als selbstständiger Baumeister reich zu werden. Aber in der Zimmermannszunft waren die Aufstiegsmöglichkeiten rar und von einem Prüfungsausschuss abhängig, der Probebauten so genau in Augenschein nahm, als ob jeder einzelne Bauteil für den König gedacht wäre. Nathanael hatte sechs Jahre als Zimmermannslehrling und doppelt so lange als Geselle gearbeitet. Jetzt wäre die Prüfung zum Zimmermannsmeister fällig, die Voraussetzung zur Selbstständigkeit. Doch um den Meister zu schaffen, brauchte man Kraft und günstige Umstände, und ihm fehlte der Mut, es zu versuchen.
Noch immer drehte sich ihr Leben um die Handwerksgilde, aber nun war selbst von der Londoner Zimmermannszunft keine Hilfe mehr zu erwarten, denn jeden Morgen, wenn Nathanael sich am Zunfthaus meldete, musste er erfahren, dass es keine Arbeit gab. Gemeinsam mit anderen Enttäuschten suchte er Trost in einem Gebräu, das sie Pigment nannten: Einer der Zimmerleute hatte Honig dabei, ein anderer holte ein paar Gewürze hervor, und einen Krug Wein hatte die Zunft immer parat.
Die Zimmermannsfrauen verrieten Agnes, dass oftmals einer der Männer loszog und von irgendwoher eine Frau anschleppte, mit der sich die arbeitslosen und trunkenen Ehemänner nacheinander vergnügten.
Trotz Nathanaels Schwächen konnte sie sich nicht von ihm abwenden, dazu liebte sie die Freuden des Fleisches zu sehr. Er sorgte dafür, dass ihr Bauch immer dick war. Kaum hatte sie ein Kind zur Welt gebracht, machte er ihr gleich wieder eins, und immer, wenn sie kurz vor der Niederkunft war, hielt er sich von zu Hause fern. Ihr Leben gestaltete sich fast genauso trostlos, wie ihr Vater es prophezeit hatte, als sie, schon in anderen Umständen, den jungen Zimmermann heiratete, der nach Watford gekommen war, um beim Bau einer Scheune für ihren Nachbarn mitzuhelfen. Ihr Vater hatte ihre Schulbildung dafür verantwortlich gemacht, denn seiner Ansicht nach führte Bildung bei einer Frau nur zu törichter Lüsternheit.
Ihr Vater besaß ein kleines Gehöft, das ihm Aethelred von Wessex zum Dank für soldatische Dienste übereignet hatte. Er war der Erste in der Familie Kemp, der es zum Freisassen brachte. Walter Kemp hatte seine Tochter zur Schule geschickt, in der Hoffnung, dass sie einen Grundbesitzer zum Mann bekäme, denn für einen Eigentümer großer Ländereien war es von Vorteil, eine Vertrauensperson zu haben, die lesen und rechnen konnte, und warum sollte das nicht die eigene Ehefrau sein? Er war bitter enttäuscht, als er erleben musste, dass sie so weit unter ihrem Stand heiratete. Nicht einmal enterben konnte er sie, der Arme. Nach seinem Tod war sein kleiner Besitz wegen ausstehender Steuerabgaben wieder an die Krone gefallen.
Aber sein Ehrgeiz hatte ihr Leben geprägt. In ihrer Erinnerung waren die fünf Jahre, die sie als Kind in der Klosterschule verbracht hatte, die glücklichste Zeit ihres Lebens gewesen. Die Nonnen hatten scharlachrote Schuhe getragen und weiß-violette Gewänder und Schleier, so zart wie Wolken. Sie hatten ihr Lesen und Schreiben beigebracht und ein bisschen Latein, die Sprache des Katechismus. Sie hatten ihr beigebracht, wie man Kleider zuschnitt und einen unsichtbaren Saum nähte und die kunstvollen Goldstickereien anfertigte, die in Frankreich, wo man sie als »englische Stickereien« bezeichnete, sehr gefragt waren. Von dem »Unfug«, den sie bei den Nonnen gelernt hatte, lebte nun ihre Familie.
An diesem Morgen hatte sie hin und her überlegt, ob sie sich auf den Weg machen sollte, ihre Stickarbeiten auszuliefern. Sie stand kurz vor der Niederkunft, und sie fühlte sich unförmig und schwerfällig, aber die Speisekammer war fast leer. Sie musste zum Billingsgate Market, um dunkles und weißes Mehl zu kaufen, aber dazu brauchte sie das Geld, das ihr der Stickereihändler zahlte, der auf der anderen Seite des Flusses in Southwark wohnte. Mit ihrem kleinen Bündel ging sie langsam über die Thames Street in Richtung London Bridge.
Wie immer herrschte auf der Thames Street ein Gedränge von Packtieren und Schauerleuten, die zwischen den höhlenartigen Lagerhäusern und dem Wald von Schiffsmasten an den Kais Waren hin- und herschleppten. Trotz aller Sorgen war sie Nathanael dankbar, dass er sie von Watford und vom Geschäft ihres Vaters weggeholt hatte.
Wie sehr sie diese Stadt liebte!
»Du Hurensohn. Du kommst auf der Stelle zurück und gibst mir mein Geld. Los, her damit«, schrie eine wütende Frau jemandem zu, den Agnes nicht sehen konnte.
Lachsalven vermischten sich mit Wortfetzen in fremden Sprachen. Flüche klangen wie liebevolle Segenssprüche.
Sie ging an zerlumpten Unfreien vorbei, die Eisenbarren auf Schiffe schleiften. Hunde bellten die bedauernswerten Männer an, die unter ihren grausamen Lasten ächzten, Schweißperlen glänzten auf den kahl geschorenen Schädeln. Sie atmete den Knoblauchgeruch ein, den diese ungewaschenen Körper verströmten, und den Metallgeruch der Eisenbarren und dann einen weit angenehmeren Duft, der von einem Karren kam, auf dem einer Fleischpasteten feilbot. Das Wasser lief ihr im Mund zusammen, doch sie hatte bloß eine einzige Münze in der Tasche und hungrige Kinder daheim. »Pasteten, sündhaft köstliche Pasteten«, rief der Mann. »Heiß und lecker!«
Die Docks dufteten nach sonnenwarmem Kiefernharz und geteerten Tauen. Agnes hielt eine Hand vor dem Bauch, als sie beim Gehen spürte, wie sich ihr Baby bewegte, das in dem Ozean zwischen ihren Hüften schwamm. An der Ecke sang eine Gruppe von Matrosen aus vollem Halse, begleitet von drei Musikanten, die Querpfeife, Trommel und Harfe spielten. Als Agnes an ihnen vorbeiging, fiel ihr ein Mann auf, der an einem merkwürdigen, mit den Tierkreiszeichen bemalten Wagen lehnte. Der Mann war um die vierzig, sein schütteres Haar war, wie sein Bart, rötlich braun. Er hatte ein sympathisches Gesicht, und er hätte besser ausgesehen als Nathanael, wäre er nur nicht so dick gewesen. Er wirkte frisch und gesund, und sein Bauch wölbte sich genauso prall wie der ihre. Aber seine Dickleibigkeit war nicht abstoßend, sondern sogar entwaffnend und anziehend, verriet sie doch, dass hier ein freundlicher, geselliger Mensch den Freuden des Lebens durchaus zugetan war. Seine blauen Augen schimmerten und strahlten wie sein Lächeln. »Hübsche Frau, wollt Ihr meine Liebste sein?«, fragte er. Überrascht blickte sie sich um, um zu sehen, mit wem er sprach, doch außer ihr war niemand da.
»Ha!« Normalerweise hätte sie ihn keines Blickes gewürdigt, doch sie hatte Humor und mochte Männer mit Humor, und das war einfach zu komisch.
»Wir sind wie füreinander geschaffen. Ich würde für Euch sterben, werte Dame«, rief er ihr feurig hinterher.
»Nicht nötig, mein Herr. Das hat Christus schon getan «, sagte sie. Sie hob den Kopf, straffte die Schultern und wiegte sich verführerisch in den Hüften, während sie ihren unerhört riesigen schwangeren Bauch vor sich herschob und in sein Gelächter einfiel.
Es war lange her, dass ein Mann ihr Komplimente gemacht hatte, wenn auch nur im Scherz, und der alberne Wortwechsel hob ihre Stimmung, während sie weiter die Thames Street entlangging. Sie lächelte noch, als sie sich dem Puddle Dock näherte; da plötzlich setzten die Wehen ein.
»Barmherzige Mutter«, flüsterte sie.
Wieder setzte der Schmerz ein, begann im Unterleib, breitete sich dann aber über ihren ganzen Körper und alle ihre Sinne aus, so dass sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Als sie auf das Kopfsteinpflaster niedersank, platzte die Fruchtblase.
»Hilfe!«, rief sie. »Helft mir!«
Sofort lief ein Schwung neugieriger Londoner herbei, und sie sah sich von Beinen umringt. Durch einen Nebel von Schmerzen nahm sie einen Kreis von Gesichtern wahr, die auf sie herabblickten.
Agnes stöhnte.
»He, ihr Saubande«, schimpfte der Fuhrmann. »Lasst der Frau Platz zum Atmen. Und schafft sie von der Straße, damit wir mit unseren Wagen durchkommen. Wir wollen unser täglich Brot verdienen.«
Man trug sie an einen dunklen, kühlen Ort, wo es stark nach Dung roch, und irgendjemand machte sich mit ihrem Bündel Stickereien davon. Ein Huf schlug knallend gegen ein Brett, und es war lautes Wiehern zu hören.
»Was soll das? Ihr könnt sie nicht hier hereinbringen «, sagte eine mürrische Stimme. Sie gehörte einem aufgeregten kleinen Mann mit Schmerbauch und großen Lücken zwischen den Zähnen, und als Agnes seine Stallknechtstiefel und die Mütze sah, erkannte sie Geoff Egglestan und wusste, dass sie in seinem Stall war. Vor über einem Jahr hatte Nathanael hier ein paar neue Verschläge gebaut, und diesen Umstand wollte sie sich zunutze machen.
»Master Egglestan«, sagte sie schwach. »Ich bin Agnes Cole, die Frau des Zimmermanns, der Euch wohlbekannt ist.«
Sie meinte, in seinem Gesicht widerwilliges Erkennen zu lesen, und die verdrossene Einsicht, dass er sie nicht fortschicken konnte.
Hinter ihm drängten sich die Leute mit vor Neugier glänzenden Augen.
Agnes atmete schwer. »Bitte, würde jemand wohl so freundlich sein und meinen Mann holen?«, bat sie.
»Ich kann hier nicht weg«, brummte Egglestan. »Das muss jemand anders machen.«
Niemand rührte sich oder sagte etwas. Sie griff in die Tasche und holte das Geldstück hervor. »Bitte«, sagte sie wieder und hielt es hoch.
»Ich werde meine Christenpflicht erfüllen«, meldete sich sogleich eine Frau, offensichtlich eine Dirne. Ihre Finger schlossen sich wie eine Kralle um die Münze.
Die Schmerzen waren unerträglich, neu und anders. Sie war schnell aufeinanderfolgende Wehen gewohnt; nach den ersten beiden Schwangerschaften waren die Geburten etwas schwierig gewesen, doch mit der Zeit hatte sich die Gebärmutter gedehnt. Vor und nach der Geburt von Anne Mary hatte sie Fehlgeburten gehabt, aber Jonathan und auch das Mädchen waren nach dem Platzen der Fruchtblase mühelos aus ihrem Körper geglitten, wie glatte kleine Samen, die man mit zwei Fingern herausdrückt. Bei fünf Geburten hatte sie nichts Derartiges erlebt.
Liebe Agnes, flehte sie im stummen Gebet. Liebe Agnes, die du den Lämmern beistehst, steh auch mir bei.
Jedes Mal, wenn sie in den Wehen lag, betete sie zu ihrer Namenspatronin, und die heilige Agnes half, doch diesmal war die ganze Welt ein unaufhörlicher Schmerz, und das Kind steckte in ihr wie ein großer Pfropfen.
Schließlich wurde eine vorbeikommende Hebamme auf ihre rauen Schreie aufmerksam, ein altes Weib, das ziemlich betrunken war. Unter Flüchen jagte sie die Gaffer aus dem Stall, und als sie zurückkam, musterte sie Agnes voller Ekel. »Die verdammten Kerle haben dich mitten in die Scheiße gelegt«, murmelte sie. Es gab keinen besseren Platz im Stall. Sie schob Agnes die Röcke bis zur Taille hoch und schnitt die Unterwäsche auf; dann fegte sie den strohigen Dung vor dem weit offenen Schoß mit den Händen beiseite, die sie an ihrer schmutzigen Schürze abwischte.
Aus ihrer Tasche kramte sie ein Fläschchen Schweinefett hervor, das schon vom Blut und den Säften anderer Frauen dunkel gefärbt war. Sie tat sich etwas von dem ranzigen Fett auf die Hände und bewegte sie wie beim Waschen, bis sie gut eingeschmiert waren. Dann schob sie zuerst zwei Finger, dann drei, dann die ganze Hand in die geweitete Öffnung der pressenden Frau, die mittlerweile heulte wie ein Tier.
»Es wird dir noch doppelt so wehtun, Frau«, sagte die Hebamme kurz darauf und fettete sich die Arme bis zu den Ellbogen ein. »Der kleine Bursche könnte sich selbst in die Zehen beißen, wenn er nur wollte. Er kommt mit dem Arsch zuerst.«
EINE ZUNFTFAMILIE
Rob war zunächst in Richtung Puddle Dock gelaufen. Doch dann wurde ihm klar, dass er ja seinen Vater finden musste, und er lief zur Zimmermannszunft, wie es jedes Kind eines Mitglieds tun würde, wenn es Schwierigkeiten gab.
Die Londoner Zimmermannszunft war am Ende der Carpenter's Street in einem alten Gebäude aus Flechtwerk untergebracht, einem Fachwerk, dessen Balken mit Weidenruten und Zweigen verflochten und mit einer dicken Schicht Mörtel bedeckt waren, die alle paar Jahre erneuert werden musste. In dem geräumigen Zunfthaus saßen ein Dutzend Männer in Lederwämsen auf den einfachen Stühlen, die wie die Tische von den Mitgliedern des Hausausschusses gezimmert worden waren. Rob erkannte Nachbarn und Männer aus der Zehnschaft seines Vaters, aber Nathanael war nicht dabei.
Die Zunft war für die Londoner Holzarbeiter alles: Arbeitsvermittlung, Krankenhaus, Bestattungsinstitut, gesellschaftlicher Mittelpunkt; sie bot Hilfe bei Arbeitslosigkeit, war Schiedsstelle, vermittelte größere und kleinere Aufträge, setzte sich für die Be
lange ihrer Mitglieder ein und war moralische Stütze. Diese straff organisierte Gesellschaft bestand aus vier Gruppen von Zimmerleuten, die Hundertschaften genannt wurden. Jede Hundertschaft setzte sich aus zehn Zehnschaften zusammen, die unter sich im kleineren Kreis Versammlungen abhielten, und erst wenn eine Zehnschaft ein Mitglied durch Tod, längere Erkrankung oder Abwanderung verlor, wurde ein neues Mitglied als Zimmermannslehrling in die Zunft aufgenommen, in der Regel anhand einer Warteliste, auf der die Namen von Söhnen der Mitglieder standen. Das Wort des Zunftmeisters galt genauso viel wie das eines Fürsten, und auf diese Autorität, Richard Bukerel, steuerte Rob jetzt zu.
Bukerel ging gebückt, als würde er von der auf seinen Schultern lastenden Verantwortung förmlich niedergedrückt. Alles an ihm wirkte dunkel. Sein Haar war schwarz, seine Augen hatten die Farbe alter Fichtenrinde; die enge Hose, Kittel und Wams waren aus grobem Wollstoff, der in kochendem Wasser unter Zusatz von Walnussschalen gefärbt worden war, und seine Haut hatte die Farbe von gebeiztem Leder, von der Sonne gegerbt beim Bau zahlloser Häuser. Er bewegte sich, dachte und sprach mit Bedacht und hörte Rob aufmerksam zu.
»Nathanael ist nicht hier, mein Junge.«
»Wisst Ihr, wo ich ihn finden kann, Meister Bukerel? «
Bukerel zögerte. »Entschuldige mich, bitte«, sagte er schließlich und ging zu einigen Männern hinüber, die am Nebentisch saßen.
Rob schnappte nur hier und da ein Wort oder einen geflüsterten Satz auf:
»Bei diesem Weibsstück?«, murmelte Bukerel.
Gleich darauf kam der Zunftmeister wieder. »Wir wissen, wo dein Vater ist«, sagte er. »Lauf zu deiner Mutter, mein Junge. Wir holen Nathanael und kommen sofort nach.«
Rob stieß ein paar Dankesworte aus und rannte los.
Ohne eine Verschnaufpause lief er in Richtung Puddle Dock. Er wich Fuhrwerken und Betrunkenen aus und rannte im Zickzack durch dichtes Menschengewühl. Auf halbem Weg sah er seinen Erzfeind Anthony Tite, mit dem er sich im letzten Jahr dreimal schlimm geprügelt hatte. Gemeinsam mit zwei von seinen üblen Freunden piesackte Anthony ein paar Unfreie, die als Schauermänner arbeiteten.
Halt mich jetzt bloß nicht auf, Bürschchen, dachte Rob eiskalt. Riskier's nur, du Winzling, aber dann zeig ich's dir.
So wie eines Tages seinem verkommenen Pa.
Er sah, wie Anthony von einem seiner Freunde auf ihn aufmerksam gemacht wurde, doch da war er schon an ihnen vorbei.
Atemlos und mit Seitenstechen erreichte er Egglestans Stall just in dem Augenblick, als eine ihm unbekannte alte Frau ein Neugeborenes wickelte.
Im Stall roch es streng nach Pferdemist und dem Blut seiner Mutter. Mam lag auf dem Boden. Sie hatte die Augen geschlossen, und ihr Gesicht war bleich. Er war erstaunt, wie klein sie war.
»Mam?«
»Bist du der Sohn?«
Er nickte, seine schmale Brust hob und senkte sich.
Die alte Frau räusperte sich und spuckte auf den Boden. »Sie braucht Ruhe«, sagte sie.
Als sein Pa eintraf, würdigte er Rob kaum eines Blickes. Auf einem mit Stroh ausgelegten Karren, den Bukerel von einem Baumeister ausgeliehen hatte, brachten sie Mam zusammen mit dem Neugeborenen nach Hause. Es war ein Junge, der auf den Namen Roger Kemp Cole getauft werden sollte.
Nach jeder Geburt hatte Mam den anderen Kindern das Neugeborene voller Stolz und Übermut gezeigt. Jetzt lag sie einfach nur da und starrte zu dem Strohdach empor.
Schließlich wandte sich Nathanael an die Witwe Hargreaves von nebenan. »Sie kann noch nicht mal das Kind stillen«, sagte er zu ihr.
»Das gibt sich vielleicht wieder«, meinte Della Hargreaves. Sie kannte eine Amme und brachte den Kleinen zu ihr, zu Robs großer Erleichterung. Er hatte schon genug mit seinen anderen vier Geschwistern zu tun. Jonathan Carter war zwar schon aufs Töpfchen gegangen, doch jetzt, da seine Mutter sich nicht um ihn kümmern konnte, schien er es wieder verlernt zu haben.
Sein Pa blieb zu Hause. Rob sprach kaum mit ihm und ging ihm aus dem Weg.
Er vermisste den Unterricht, den Mam ihren Kindern jeden Morgen erteilt hatte, denn bei ihr war das Lernen ein fröhliches Spiel gewesen. Er kannte niemanden, der so viel Wärme und eine so liebevolle Ausgelassenheit besaß, so viel Geduld aufbrachte, wenn man nicht gleich alles verstand.
Rob wies Samuel an, William und Anne Mary vom Haus fernzuhalten. Am Abend weinte Anne Mary, weil sie ein Schlaflied hören wollte. Rob nahm sie in den Arm und nannte sie seine Maid Anne Mary, so ließ sie sich am liebsten nennen. Dann sang er ihr etwas vor von weichen, süßen Kaninchen und flaumigen Vögeln im Nest, trallala, und war froh, dass Anthony Tite das nicht mitbekam. Seine Schwester hatte rundere Wangen und eine zartere Haut als ihre Mutter, obwohl Mam immer behauptete, dass Anne Mary in Aussehen und Wesen ganz nach den Kemps schlug, das ging bis dahin, wie sich im Schlaf ihr Mund entspannte.
Am nächsten Tag sah Mam besser aus, aber Robs Vater meinte, die Farbe ihrer Wangen komme vom Fieber. Sie zitterte, und sie breiteten noch mehr Decken über sie.
Als Rob ihr am dritten Morgen etwas Wasser zu trinken gab, erschrak er über ihr heißes Gesicht. Sie streichelte seine Hand. »Mein Rob«, flüsterte sie. »Schon ein richtiger Mann.« Ihr Atem roch unangenehm, und sie keuchte.
Als er ihre Hand nahm, ging etwas von ihrem Körper aus und drang in sein Bewusstsein. Es war eine Art Gewissheit: Er wusste mit unbeirrbarer Sicherheit, was mit ihr geschehen würde. Er konnte nicht weinen. Er konnte nicht schreien. Die Nackenhaare sträubten sich ihm. Er spürte blankes Entsetzen. Selbst als Erwachsener hätte er nicht damit fertigwerden können, und er war doch noch ein Kind.
In seiner Panik drückte er die Hand seiner Mutter so fest, dass er ihr wehtat. Sein Vater sah es und versetzte ihm einen Schlag auf den Kopf.
Als er am nächsten Morgen aufstand, war seine Mutter tot.
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Autoren-Porträt von Noah Gordon
Gordon, NoahNoah Gordon, 1926 in Worcester, Massachusetts, geboren, arbeitete lange Jahre als Journalist beim »Boston Herald«. Mit »Der Medicus« gelang ihm ein Weltbestseller, der auch in Deutschland viele Monate auf der Bestsellerliste stand. Seine nachfolgenden Romane wurden ebenso sensationelle Erfolge. Noah Gordon hat drei erwachsene Kinder und lebt mit seiner Frau in der Nähe von Boston.
Bibliographische Angaben
- Autor: Noah Gordon
- 2013, Neuausg., 864 Seiten, mit farbigen Abbildungen, mit Abbildungen, Maße: 11,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Wasel, Ulrike; Timmermann, Klaus
- Übersetzer: Ulrike Wasel, Klaus Timmermann
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453503945
- ISBN-13: 9783453503946
- Erscheinungsdatum: 14.10.2013
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