Zukunft wagen
Über den klugen Umgang mit dem Unvorhersehbaren
Der renommierte Zukunftsforscher Matthias Horx ist und bleibt bekennender Optimist. In seinem neuen Buch entlarvt er eindrucksvoll und amüsant die "Mythen der Zukunft"!
Warum schätzen die meisten Menschen die Aussichten...
Warum schätzen die meisten Menschen die Aussichten...
Leider schon ausverkauft
Buch (Gebunden)
Produktdetails
Produktinformationen zu „Zukunft wagen “
Der renommierte Zukunftsforscher Matthias Horx ist und bleibt bekennender Optimist. In seinem neuen Buch entlarvt er eindrucksvoll und amüsant die "Mythen der Zukunft"!
Warum schätzen die meisten Menschen die Aussichten für die Zukunft eher negativ ein? Warum sehen wir in der Zukunft eher drohenden Verlust als Chance? Matthias Horx analysiert messerscharf, woraus sich unsere Vorstellungen von der Zukunft zusammensetzen. Von welchen Glaubenssätzen, Traditionen und Gefühlen wir geleitet werden. Und welche Ängste hinter all dem stecken! Denn "Angst ist in vieler Weise der Schlüssel zur Zukunft."
Horx legt neue Erkenntnisse unterschiedlichster Forschungen vor und fügt sie zu einem neuen Zukunftsbild zusammen: Es erfordert kluge Gelassenheit im Angesicht unablässigen Wandels.
Warum schätzen die meisten Menschen die Aussichten für die Zukunft eher negativ ein? Warum sehen wir in der Zukunft eher drohenden Verlust als Chance? Matthias Horx analysiert messerscharf, woraus sich unsere Vorstellungen von der Zukunft zusammensetzen. Von welchen Glaubenssätzen, Traditionen und Gefühlen wir geleitet werden. Und welche Ängste hinter all dem stecken! Denn "Angst ist in vieler Weise der Schlüssel zur Zukunft."
Horx legt neue Erkenntnisse unterschiedlichster Forschungen vor und fügt sie zu einem neuen Zukunftsbild zusammen: Es erfordert kluge Gelassenheit im Angesicht unablässigen Wandels.
Klappentext zu „Zukunft wagen “
Von der Kunst, an die Zukunft zu glaubenWie kommt's, dass wir die Aussichten für die Zukunft meist eher negativ bewerten? Anhand vieler anschaulicher Beispiele zeigt der bekannte Zukunftsforscher und standhafte Optimist Matthias Horx, wie wir unsere Vorstellung der Zukunft und unsere Erwartungen in Kopf und Bauch zusammensetzen und von welchen scheinbar unerschütterlichen Glaubenssätzen, Denktraditionen und Gefühlen wir uns dabei leiten lassen.
Aber es geht auch anders: Den Mythen der Zukunft stellt Horx die spannenden Erkenntnisse unterschiedlichster Forschungsrichtungen entgegen, die er zu einem neuen Bild der Zukunft zusammenfügt: ein Bild, das zu kluger Gelassenheit angesichts des unablässigen Wandels aufruft.
Lese-Probe zu „Zukunft wagen “
Zukunft wagen von Matthias HorxIm Keller meines Vaters
Vorwort
Die Treppe hinab
Als ich das erste Mal das Gefühl habe, mit der Zukunft könnte etwas nicht in Ordnung sein, befinde ich mich im Keller meines Vaters.
Wir schreiben das Jahr 1962. Ich wohne am Rand einer westdeutschen Großstadt, wo zwischen den neuen Autobahnkreuzen überschaubare Reihenhausgärten in endlose Zuckerrübenfelder übergehen. Ich bin ein eher dünner, nervöser Zweitklässler mit Hang zu Magenweh und Albträumen. Ich bin sieben Jahre alt.
Mein Vater zeigt mir im Licht einer nackten Glühbirne lange Reihen von Konservendosen, die sich bis an die Decke stapeln. Regalmeter weiße Bohnen in Tomatensoße, Ravioli, Ananas und Pfirsiche; und diesen wunderbaren Fruchtcocktail, bei dem man immer lustig streiten kann, wer die knallroten kandierten Kirschstücke essen darf, von denen sich maximal drei in jeder Dose befinden. Stapel mit Thunfisch- und Ölsardinenkonserven, Kartoffelsäcke, Reiskartons, regalweise Zuckerpakete, Dosenmilch sowie Türme von »Kommissbrot« in glänzenden Hülsen, die wie Artilleriegeschosse aussehen, ohne Etikett.
Der ganze Raum - er ist etwa vier mal vier Meter groß und vom Heizungskeller her durch eine schwere Eisentür zu betreten - ist mit Vorräten gefüllt, die für eine Ewigkeit reichen sollten.
Für die Ewigkeit nach dem Atomkrieg.
Es ist der Oktober 1962. Auf der anderen Seite des Planeten, vor der Küstenlinie von Kuba, stehen in diesem Moment amerikanische Kriegsschiffe kurz vor einer Konfrontation mit sowjetischen Kriegsschiffen. Die Welt befindet sich am Rande eines nuklearen Krieges.
Aber all das spielt in meinem kindlichen Gemüt keine Rolle. Was zählt, ist das Hier und Jetzt.
... mehr
Ich kann heute noch den Geruch des Kellers in meinem Kopf simulieren. Ich rieche die genaue molekulare Zusammensetzung von Schimmel, Staub, die süßen Ausdünstungen des Milchpulvers, der Kartoffeln und Trockenobstbeutel.
Gerüche sind wie Zeitkapseln in unserem Innern. All diese Wunder, die uns umgeben - der Klang der Jahreszeiten, das Lachen der geliebten Person, das tiefe Blau des Planeten, der Genuss eines langen Mahles, das Klingen der Stimmen über den Platz, der Geschmack der Luft am Meer -, all das ist nichts als Geruch. Und dieser Geruch im Keller war auf eine atemraubende Weise verbindlich.
In meiner Erinnerung erscheint die Szene wie ein Moment höchster Klarheit. Die Konservenregale sind wie Barrikaden gegen den Unbill der Welt. Weit und breit keine bösen Jungs wie die, die mich ständig auf dem Weg zur Schule verprügeln wollten. Dieses Reich gehört nur uns allein, und ich teile mit meinem Vater ein Geheimnis. In der gedämpften Stille des Kellers öffnet er eine Dose Ölsardinen, mit einem Schweizer Taschenmesser, das er mit Bedacht und präzise handhabt. Er hat das gelernt. Im Krieg. Wir ziehen die glitschigen Tiere mit den Fingern aus dem Öl und bekleckern uns beim Essen. Wir lachen. Wir zwinkern uns zu: Mama hätte das nicht erlaubt. Ich spüre die durchsichtigen Knochen der Fische auf der Zunge. Obwohl ich als Siebenjähriger verstehen kann, was »Krieg« bedeutet, gibt es nur ein einziges treffendes Wort für die Stimmung dort unten im Keller: Geborgenheit.
Angst und Antizipation
Normalerweise schreiben Zukunftsforscher keine Autobiografien. Aber in diesem Buch werden immer wieder Szenen aus meinem persönlichen Leben auftauchen. Und das hat seine Gründe.
Dies ist ein Buch über den Umgang mit Angst. Über die Art und Weise, wie Angst ein Eigenleben führt. In uns selbst, der Kultur, der Gesellschaft, in unseren Zukunftsbildern. Angst ist in vieler Weise der Schlüssel zur Zukunft. Dass wir in unserem komplexen Gehirn Angst empfinden können - und nicht nur instinktive Furcht mit Fluchtinstinkt -, macht uns zu jenen antizipierenden Wesen, die Gefahren wittern, aber auch Visionen des Kommenden entwerfen und neue Möglichkeiten wahrnehmen können. Die Zukunftsmaschine in unserem Schädel, in der ständig Antizipation stattfindet, ist das entscheidende Unterscheidungsmerkmal des Menschen zum Tier. Angst kann uns inspirieren und stimulieren, wenn sie in der richtigen Dosis unseren Verstand und die Sinne aktiviert. Angst kann uns aber auch zu falschen Schlüssen führen, und, auf der Ebene des Kollektivs, zu schrecklichen Taten.
Angst kann man nicht beschreiben, ohne sich selbst einzubeziehen. Es mag eitel sein, über sich selbst zu sprechen. Aber noch eitler wäre es, die eigenen Anteile zu verschweigen.
Jean-Luc Picard, mein liebster Raumschiffkommandant der Enterprise, ist ein ebenso sturer wie mutiger Mann. Als die Borg, diese gruselige Maschinenrasse (Widerstand ist zwecklos, Sie werden assimiliert!), sein Raumschiff endgültig entern und der Kampf verloren ist, weigert er sich lange, die Realität anzuerkennen. Aus lauter Trotz trifft er falsche Entscheidungen, setzt das Leben seiner Crew aufs Spiel, agiert bockig und jähzornig. Dann aber gelingt es ihm, sich der Angst zu stellen, und schickt seine Mannschaft in die Rettungskapseln. So sieht es auch der Mann hinter Jean-Luc Picard:
»Angst zu überwinden ist für mich wahrscheinlich die wichtigste Aufgabe im Leben. Frei von Angst zu sein, das ist mein größter Traum. Furcht ist das Feuer, das all die politischen Krisen auf der ganzen Welt schürt. Angst ist die Basis für Hass, Irrsinn und Rücksichtslosigkeit. Solange es uns nicht gelingt, die Furcht aus unserem Leben zu verbannen, die Furcht vor dem Fremden, dem Unverständlichen, Unbekannten, werden wir das Chaos in der Welt nicht beseitigen können.«1
Das Pult
Im selben Kellerraum - die Konserven hatten wir die ganzen sechziger Jahre über aufgegessen - fand ich drei Jahrzehnte später, beim Aufräumen nach dem Tod meines Vaters, in einer von Umzugskartons und Matratzen verstellten Ecke, ein seltsames Artefakt. Ein Ding aus einer anderen Welt.
Das Kontrollpult meines Vaters.
Ein etwa eineinhalb mal ein Meter großer Kubus aus Sperrholz, mit einer nach oben verlängerten Rückwand. Über die ganze Oberfläche verteilt, befanden sich endlose Reihen von Schaltern, rote, blaue und weiße Lämpchen, Kurbeln, Zeiger, Skalen. Im Inneren der Kiste steckten faustgroße Kupferspulen, schwere Transformatoren und Relais, durchzogen von dicken Kabelbäumen, die aussahen wie Eingeweide oder Nervengeflechte eines Tieres. Von außen erinnerte es an ein Schaltpult im Kontrollraum von Tschernobyl. Oder an eine dieser Raumschiffkonsolen aus der Urzeit des Fernsehens.
Auch den Geruch dieses Pultes kann ich bis heute präzise aus meinen olfaktorischen Speichern abrufen. Es verströmte den intensiven Plastikklebstoff-Duft eines Zeitalters, in dem man sich um Umweltbelastungen noch nicht kümmerte. Zudem roch das Pult stark nach oxidiertem Metall. Zusammen ergab das so etwas wie technischen Weihrauch.
Vier Möbelpacker renkten sich beim Versuch, das Gerät aus dem Keller zu wuchten, fast das Kreuz aus.
Mein Vater war ein passionierter Bastler. Ein deutscher Ingenieur. Nach dem Ende des Krieges - von seinen Lebenserfahrungen soll später noch die Rede sein - ging er ins geteilte Berlin, wo er Elektrotechnik studierte und den ersten vollautomatischen Haushalt Deutschlands erfand (ich habe dieses Projekt in meinem Buch »Technolution« beschrieben). Mit diesem Steuerpult konnte mein Vater eine riesige Modelleisenbahn steuern, eine Anlage, die im Laufe meiner Kindheit immer wieder um- und weitergebaut wurde, zum Entsetzen oder auch manchmal Amüsement meiner Mutter.
Ich sehe diese glitzernde Miniaturlandschaft heute noch vor mir, wie in einem absonderlichen Traum. Mit ihren erleuchteten Häuserzeilen und Berghängen aus Pappmaschee, auf denen putzige Plastikbaumwälder wucherten. Aus den Lokomotiven quollen sogar kleine Rauchwölkchen. Ich durfte nichts berühren, nichts verändern, während die langen Züge in konzentrischen Kreisen über Rampen und Brücken, durch Bahnhöfe und Tunnel fuhren, leise rasselnd und mechanisch klickend. Nur eine rote Zugfahrermütze durfte ich aufsetzen. Und manchmal in eine Trillerpfeife pusten, während mein Vater mit einer kalten Tabakpfeife im Mund an seinem Pult saß und alles unter Kontrolle hatte.
Ich habe lange gebraucht, um die Chiffren dieses Kellers zu entschlüsseln. Es geht darum, wie wir das ganze Leben versuchen, ein immer perfekteres Kontrollpult zu bauen. Und daran scheitern müssen.
Der Keller meines Vaters hat aber auch noch andere, geradezu monströse Fragen aufgeworfen. Warum mussten wir diesen Keller niemals nutzen? War es reiner Zufall, dass es nicht zu einem Atomkrieg kam? Und was wäre passiert, wenn wir ihn hätten nutzen müssen?
Ist so etwas überhaupt vorstellbar? Und auf welche Weise liegen Angst und Geborgenheit, Glück und Untergang, so nah zusammen?
Der Blick des Vergangenen auf das Morgen
In diesem Buch begründe ich den »Futurismus« aus einem anderen Blickwinkel. Es geht nicht in erster Linie darum, nach vorne zu schauen. Es geht darum, wie wir auf uns zurückschauen, wenn wir nach vorne blicken. Wir wollen uns mit der Zukunft beschäftigen, damit wir uns selber besser kennenlernen. Zukunft ist wie ein Spiegel, in dem wir das »Humanum« besser erkennen können.
»Voraussagen sind aus demselben Grunde schwierig wie sie wichtig sind: Sie werden dort gemacht, wo sich subjektive und objektive Realität überschneiden.«
So formulierte es der amerikanische Statistiker Nate Silver, der 2012 die Wahlergebnisse von US-Präsident Barack Obama exakt vorausberechnete und damit zum Shootingstar der neuen, datenbasierten Zukunftsforschung wurde.
Dies ist, ja doch, ein Buch über die Zukunft. Aber nicht über Zukunftsprognosen, wie sie in jeder Hochglanzbroschüre zu finden sind. Es geht nicht um Visionen von Siedlungen auf dem Mars, automatische Autos oder Cyberbrillen, die wir uns aufsetzen, um die Alltagswelt virtuell aufzurüsten. Es geht auch nicht - jedenfalls nicht in erster Linie - um die gesellschaftliche Zukunft, deren Erforschung ich mein Leben gewidmet habe.
Es geht um die Zukunft in uns.
Jedes Mal, wenn wir an das Morgen denken, machen wir eine komplexe Kalkulation. Wir messen und bewerten die Trends. Wir scannen und filtern das, was wir über die Welt zu wissen glauben, was sich einerseits in unserem Inneren an Erfahrungswissen abgelagert hat und was wir andererseits durch Medien und unsere sozialen Netzwerke in Erfahrung bringen. Aus all dem formen wir ein inneres Modell. So wie ein gigantisches Eisenbahnmodell, auf dem die Züge der Angst, der Erwartung, der Hoffnung hin- und herfahren.
Wie wir diese mentalen Modelle bauen, und wie wir dabei irren - darum soll es in diesem Buch gehen. Welche archaischen, unbewussten Bilder nutzen wir? Wie beeinflussen Gefühle, Ängste, Hoffnungen und kulturelle Prägungen unsere Zukunftsbilder? Und wie speisen sich diese Morgenbilder wiederum rekursiv in den realen Zukunftsprozess ein?
Wie beeinflussen unsere Vorstellungen von der Zukunft die Zukunft selbst?
Daniel Kahneman, israelisch-amerikanischer Nobelpreisträger und Autor des Buches »Schnelles Denken, Langsames Denken«, formulierte:
»Wir sehen die Zukunft als vorweggenommene Erinnerungen. «
Ein schwer verständlicher, aber zentraler Satz: Wir prozessieren Zukunft in unserem Bewusstsein immer aufgrund von Erinnerungen, die wir »nach vorne« projizieren. Wir schauen immer mit dem Blick des Vergangenen auf das Morgen. Aber selbst das, was wir für das »sicher Vergangene« halten - Erinnerungen -, fälschen wir. Es ist also ein Irrtum, zu glauben, dass die Vergangenheit, anders als die Zukunft, sicher ist, weil sie ja schon passiert ist. Die Vergangenheit ist genauso ein Vermutungs- und Interpretationsraum wie die Zukunft.
Dies ist also ein Buch über den Irrtum. Über meine Irrtümer als Zukunftsforscher. Über Ihre Irrtümer, wenn Sie sich darauf einlassen, mit mir die Kunst des Zweifelns zu üben. Aber keine Angst. Es geht nicht darum, jemanden vorzuführen. »Illusionen «, so der deutsche Kognitionsforscher Gerd Gigerenzer, »sind notwendige Konsequenzen von Intelligenz«.3 Wenn wir tatsächlich gemeinsam die Zukunft besser verstehen wollen, müssen wir jedoch mehr über unsere »future bias« (»Zukunftsverzerrung «) lernen - über die Verzerrungen unserer Weltwahrnehmung und die evolutionären Ursachen unserer tiefsten, archaischen Gefühle.
Evolutionärer Humanismus
Vor zweieinhalbtausend Jahren formulierte der griechische Philosoph Platon die vier Grundfragen der Philosophie:
»Was können wir wissen?
Was sollen wir tun?
Was dürfen wir hoffen?
Was ist der Mensch?«
Die letzte Frage - was ist der Mensch? - können wir heute mit den neuen Erkenntnissen der Kognitionsforschung und der evolutionären Psychologie, der Neurologie und der Soziobiologie besser entschlüsseln. Auch den beiden ersten Zeilen von Platons Fragekanon lassen sich neue Erkenntnisse abgewinnen - mithilfe der System- und Komplexitätsanalyse, der Spieltheorie, der Netzwerktheorie, der Soziokybernetik und anderer Disziplinen, die uns in der »integrierten Zukunftsforschung «, die alle diese Disziplinen zusammenbringen möchte, schon seit Jahren beschäftigen.
Im Fokus dieses Buches steht jedoch die dritte Frage: Was dürfen wir hoffen? Ist die Welt wirklich so unsicher, prekär, verderbt, wie man es uns in der medialen Dauererregung weismachen möchte? Steuern wir tatsächlich unentwegt auf den Abgrund zu und sind morgen schon ein Stück weiter? Ist unsere Welt wirklich zum Untergang verurteilt, weil wir uns als »Schmarotzer an der Natur« betätigen?
Die Antwort, die ich in diesem Buch zu geben versuche, lässt sich unter dem Topos »evolutionärer Humanismus« zusammenfassen. Dieser Begriff, den Julian Huxley, der erste Generaldirektor der UNESCO in den sechziger Jahren erfand, meint eine Haltung zur Welt, die die Wirklichkeit nicht mehr ständig denunzieren muss, um die Angst zu bewältigen; die Wandel bejahen kann, ohne seine Schwierigkeit zu leugnen; die Mensch und Natur, aber auch Mensch und Technologie in ein neues, rekursives Verhältnis setzen möchte.4
»Evolutionärer Humanismus unterscheidet sich von seinen traditionellen Vorgängern darin, dass er die zahlreichen neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse (inklusive der damit verbundenen fundamentalen Kränkungen) produktiv verarbeitet.«5
Die fundmentalen Kränkungen, die das menschliche Leben prägen, lassen sich nicht abschaffen, auch in einem futurologischen Nirwana nicht. Das Morgen entsteht nicht in der Verwirklichung eines utopischen Ideals oder einer Abschaffung aller Nöte, sondern in steten Wechselwirkungen. Zwischen dem »Humanum« und der Natur, zwischen der »Anthroposphäre « und dem »Technium«, zwischen Geist und Welt. Erst wenn wir diese Wechselwirkungen besser verstehen, können wir wahrhaftig aufbrechen.
Es geht um die Vermutung, dass die Welt noch jung ist, und wir erst am Anfang stehen. Dass wir die Angst nicht endgültig überwinden, aber aushalten lernen können. Wir können sie lächelnd bei der Hand nehmen und hinausgehen. Wir können die Kellertür öffnen. Wir können Zukunft wagen.
Der apokalyptische Spießer
Wie uns die Zukunft abhandenkam
I want to change, but not if it means changing.
Stephen Grosz
Der Event
»Glauben Sie denn ernsthaft, dass Schwarzafrikaner irgendwann mal in der Lage sind, eine normale Zivilisation aufzubauen - wenn selbst die Griechen das nicht können?«
Die Person, die diese Frage stellt, sitzt ungefähr in der zwölften Reihe. Ein Geschäftsmann mittleren Alters, vielleicht Ende fünfzig, markantes Gesicht, dunkelblauer Zweireiher, graues Haar. Wahrscheinlich ist er weit gereist, hat Freunde überall auf der Welt, spricht englisch. Ein erfolgreicher Mittelständler, wie es in Deutschland so viele gibt.
Berlin im November 2009. Es nieselt. Durch die Fenster des Kongressgebäudes sieht man das Brandenburger Tor, angestrahlt von großen Energiesparlampen. 250 Bankenvertreter und ihre Großkunden aus der deutschen Industrie haben mir bei einem Vortrag zugehört. 92 Prozent Männer mit hohem Status und erheblicher Macht. Bei den wenigen Frauen handelt es sich um die Mitglieder der Veranstaltungsagentur, auch einige Ehefrauen des alten Typs lassen sich ausmachen.
Mein Thema an diesem Abend lautet: Die Zukunft der Globalisierung. Globalisierung, so mein roter Faden, ist im Grunde ein uralter Prozess. Er begann vor 90 000 Jahren, als die ersten Gruppen von Jägern und Sammlern aus Afrika nach Norden auswanderten. Jeder von uns hat einen Migrationshintergrund. Eigentlich sind wir alle erbleichte Afrikaner.
An dieser Stelle reagiert das Publikum immer wie erwartet mit einem gedämpften Gelächter. Diesmal fällt es etwas lauter aus. Es ist die Zeit der Sarrazin-Debatten - über die Schuld der Ausländer an den sozialen Problemen. Es ist die Zeit des Krisengeheuls. Alle Zeitungen sind voll von der hysterischen Vermutung, dass alles den Bach heruntergeht. Es ist die Zeit, in der in Tagungshotels Männer mit großer Rolex auftreten, mit überlauter Stimme vom »Zusammenbruch des Weltwährungssystems « erzählen und verängstigte Bankkunden Goldbarren zu überhöhten Preisen kaufen. In der plötzlich Gaskocher, Feldbetten, Pfefferspray und Tarnnetze gehamstert werden.
Für den kommenden Krieg aller gegen alle. Ich versuche, das Publikum für eine andere Blickrichtung zu sensibilisieren. Den Horizont zu öffnen.
In diesem Jahrhundert, fahre ich fort, wird dieser Drache der Globalisierung in einer gewaltigen Schleifenbewegung zu seinen Ursprüngen zurückkehren - über China, das in einer Art Turboentwicklung all jene industriellen Prozesse nachholt, für die Amerika und Europa 200 Jahre benötigten, bis zurück nach Afrika. Wer heute durch Nairobi oder Kigali fährt, sieht Spuren des Elends, aber auch Hochhäuser, Sportautos und eine schwarze Mittelschicht. Das Einkommen in den meisten afrikanischen Ländern hat sich im letzten Jahrzehnt verdoppelt. Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum südlich der Sahara liegt jährlich bei fünf Prozent, wobei Ghana, Äthiopien und Mosambik zweistellig wachsen. Selbst das von einem schrecklichen Despoten gequälte Simbabwe erreicht chinesische Wachstumswerte. Beim Weg Afrikas in die Zukunft gibt es immer noch Unwägbarkeiten, fürchterliche Rückschläge, wie in Somalia oder im ewig versinkenden Kongo. Aber es gibt auch erstaunliche Veränderungen, wie das Frauenregime in Liberia, die Hoffnung im Herzen Mogadischus, die Erfolge von Botswana, Ghanas kleines Wirtschaftswunder, die verblüffende Tatsache, dass man in der Hauptstadt des genozidgeplagten Ruanda einen hervorragenden Cappuccino in einem freundlichen Straßencafé trinken kann.
Und die Zukunft gehört den Frauen. Ganz besonders in Afrika.
Wenn wir die Zukunft verstehen wollen, kommen wir nicht an den Schmerzen der Vergangenheit vorbei. 1841 schossen englische Kriegsschiffe in der Mündung des Perlflusses die kaiserlichen chinesischen Dschunken zu Kleinholz. Englische Händler erzwangen so das Recht, im Großreich China Opium zu verkaufen. Das britische Imperium nannte diesen Akt »Öffnung der Märkte«. Währenddessen wurden Hunderttausende von afrikanischen Sklaven in alle Welt verschifft. Der Fortschritt des einen war das Elend der anderen.
Jetzt aber beginnt ein neues Spiel. Eine neue Runde der Weltgeschichte.
Wir leben auf einem Planeten der ungeheuerlichen Ungleichzeitigkeit. Der extremen Unterschiede. Doch gleichzeitig wird die Welt immer gleicher. Wie bitte?
Tatsächlich: Es gibt eine historisch neue Angleichung der Lebensverhältnisse quer über den Planeten. Dabei entsteht ein seltsames Paradox aus Gleichheit und Ungleichheit. Wir nennen das auch »polarisierte Konversion«. Es gibt immer mehr Superreiche, die ihr Vermögen nicht nur einer regionalen oder nationalen, sondern einer Weltmarktökonomie verdanken. Die Reichen werden also immer reicher. Doch gleichzeitig haben sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zwei Milliarden Menschen aus der bitteren Armut nach oben gekämpft. Diese neue aufwärtsmobile Schicht wird noch in diesem Jahrzehnt, oder spätestens bis 2025, die Anzahl der »noch Armen« übertreffen - 4,2 Milliarden Menschen gehören dann (von insgesamt 7,6 Milliarden) der Mittelschicht an.2 Diese neuen Weltbürger leben in modernen Dreizimmerwohnungen in Nanking, Rio oder Lagos, haben einen Fernseher, eine Einbauküche, ein kleines Auto vor der Tür. Sie gehen in den Supermarkt wie wir. Sie überweisen per Internet ihre Rechnungen.
Und genau das verunsichert uns zutiefst.
Die gute, alte Ordnung war uns im Grunde lieber. Hier der Reichtum, für den wir ein schlechtes Gewissen, aber immer genug zu Essen und Spesen hatten. Dort das Elend, der Hunger, die Abhängigkeit, für die man spenden oder die man bemitleiden konnte. Hier die Klage über die Überflussgesellschaft, dort der Kampf ums Überleben. Das konstituierte eine Weltordnung, an der wir uns orientieren konnten.
Nichts macht uns hingegen verwirrter als reiche Inder oder schwarze Banker oder viele Chinesen, die plötzlich genau jene SUVs fahren wollen, mit denen die besorgten linksgrünen Eltern ihre Kinder zur Kita fahren.
Wir leben nicht in der finalen Weltwirtschaftskrise, wie es uns viele weismachen wollen, sondern im größten Wirtschaftsboom aller Zeiten. Dieser Boom wird mindestens bis zur Mitte des Jahrhunderts anhalten - ganz egal, welche Turbulenzen an Finanzmärkten herrschen mögen, oder ob Griechenland pleitegeht oder nicht. Die Tatsache, dass Milliarden Menschen so leben wollen - und immer mehr auch können - wie wir im Westen, zwingt uns zu eigenen Veränderungen. Nicht, weil sonst der Planet bald untergeht, der ist robuster, als wir denken. Sondern weil es schlichtweg intelligenter ist, sich bessere Methoden der Mobilität, der Energieerzeugung, des Städtebaus, der Agrikultur, der Kooperation auszudenken.
Wenn wir Zukunft verstehen wollen, müssen wir das Prinzip der Rekursion verstehen, durch die der Wandel der Welt auf uns selbst zurückwirkt. So verstehe ich meinen Job: die Zukunft als Spiegel zu nutzen, in dem die Richtung sichtbar wird, in die wir gehen können. Normalerweise funktioniert das ganz gut. An manchen Tagen entsteht tatsächlich jenes Leuchten, das uns mit dem Möglichkeitsraum des Morgen verbindet. An diesem Abend im November jedoch ist das anders. Das ist jedenfalls, nach einer lähmenden Schweigeminute, die einzige Frage, die aus dem Publikum kommt:
»Glauben Sie denn ernsthaft, dass Schwarzafrikaner irgendwann mal in der Lage sind, eine normale Zivilisation aufzubauen - wenn selbst die Griechen das nicht können?«
Betonung auf dem ersten Wort. Eine doppelte Verneinung, getarnt als Frage, verbunden mit einem Frageansatz, der in den subjektiven Bereich verweist. Das eine vermutete Nichtkönnen begründet das andere. Falls man die Frage dennoch bejaht, kann es sich nur um eine rein subjektive Meinung handeln, denn es wurde ja nach dem »Glauben« gefragt.
Eine perfekte rhetorische Falle. Eine hermetische Negation.
Ich denke nach. Ich suche nach Worten. Wurde nicht genau das auch über die Deutschen nach dem Krieg gesagt? Schwaches Argument. Ich sehe den Mann dort sitzen, in der zwölften Reihe, die Arme vor der Brust verschränkt. Er sieht auf eine merkwürdige Weise gelöst aus. Er lächelt. Noch weiß ich nicht, dass ich es mit einem Typus zu tun habe, den ich von nun an permanent wiedertreffen werde. Einen Charaktertypus, der von nun an nicht nur in jeder Talkshow, auf jeder Veranstaltung, bei jeder Debatte über die Zukunft anzutreffen ist, sondern auch in uns selbst. Tief drinnen in jedem von uns.
Den apokalyptischen Spießer.
Das Ende er Ideologien
Manchmal fällt es schwer, sich an die Zeit zu erinnern, als die Zukunft noch vor uns lag.
Als wir in den neunziger Jahren aufbrachen, die Trends und die Zukunft zu erforschen, herrschte eine Stimmung der Neugier, des geistigen Aufbruchs. Der Eiserne Vorhang war gefallen, die Konfrontation der Blöcke zu Ende. Eine Zeit großer Ängste und globaler Spannungen lag hinter uns, und die Welt öffnete sich in mehreren Ebenen.
Europa, dieser alte Kriegskontinent, wuchs zusammen. Die Schlagbäume fielen, und auch wenn die Menschen sich nicht immer gleich in die Arme fielen, entwickelten sich neue Perspektiven auf dem Kontinent unserer Kindheit, auf dem unsere Eltern und Großeltern so viel Schreckliches erleben mussten.
Eine neue Technologie - das Internet - schuf eine neue Logik der Vernetzung, die alles verändern sollte: Demokratie, Teilhabe, Wertschöpfung, Management, den Zugang zu Wissen.
Die Jahrtausendwende als magisches Symboldatum elektrisierte die Gemüter.
Zukunft im Sinne eines neu gedachten Fortschritts war ein gesellschaftliches Thema, das breit diskutiert wurde. Auf eine durchaus neue Art und Weise.
Erinnern wir uns an die Idee der New Economy. Das war ja mehr als nur die »digitale Ökonomie« oder wie es heute bösartig heißt, der »Informationskapitalismus«. Das Internet veränderte nicht nur Handelsstrukturen und Wertschöpfungsketten. Es führte auch zu neuen Verbindungen, Dialogen, Konversationen. Nach Jahrhunderten von Klassenkampf und Rechts-Links-Debatten schien sich eine neue Technologie der Kooperation zu entwickeln, in der Kreativität, Teilhabe, soziales Engagement und Geldverdienen sich nicht ausschließen mussten.
Wir entdeckten den Menschen neu, auch in der Arbeitswelt. Wir sprachen von der »Talentökonomie«: In einer immer differenzierteren Wissensgesellschaft, so die Vision, mit der Hilfe eines neuen, individualisierten Bildungssystems, würde der Einzelne seine Ressourcen besser erschließen und verwirklichen können. Eine Emanzipation in den Arbeitsverhältnissen schien möglich: neue Selbstständigkeit, Kreativität und Teamwork, Arbeit und Leben neu verbunden; die Veränderung der Firmenkultur von starren Hierarchien zu kooperativen Netzwerken.
Dazu gehörte auch ein neues Denken in der Politik jenseits der alten ideologischen Schützengräben. In den politischen Think-Tanks diskutierten wir den Dritten Weg, eine intelligente Kombination aus marktwirtschaftlichen und sozial- staatlichen Systemen, in denen es nicht nur um Umverteilung, sondern um Inklusion ging. Um die Aufhebung der alten Antagonismen, die uns die Industriegesellschaft hinterlassen hatte: Kapital gegen Arbeit. Wirtschaft gegen Natur. Mann gegen Frau. Und so weiter.
Wir verstanden - und »wir« waren viele Menschen aus den unterschiedlichsten Milieus und Denktraditionen -, dass das Prinzip des Fortschritts nicht im Triumph des einen über das andere bestand. Weder der Sieg moralischer Prinzipien noch die Realisierung irgendwelcher finalen Ordnungsvorstellungen noch der Aufgang eines wahrhaft guten, neuen Menschen konnte die Gesellschaft voranbringen. Das Zeitalter der Ideologien ging zu Ende.
Die Zukunft schien auf interessante Weise offen. Entriegelt von den alten Denkmustern, befreit aus den mentalen Gefängnissen der Vergangenheit.
Krise als Dauererregung
Dieser regenreiche Herbst des Jahres 2009 markierte einen Wendepunkt im Denken und Fühlen über die Zukunft. Rein äußerlich hatte sich nichts verändert. Alle Züge fuhren wie immer. Die Geldautomaten spuckten weiter Geld aus. Die Supermärkte waren mit Waren aus aller Welt gefüllt. Kein Meteorit war vom Himmel gefallen. Aber dennoch schien sich über Nacht ein völlig anderes Weltmuster durchzusetzen.
Der Begriff »Krise« funktionierte wie ein Schwarzes Loch, der alles in seinen Bann zog und Optimismus in Furcht, Zutrauen in Misstrauen, Weiterdenken in Kleinmut verwandelte. Ein unentwegtes Nörgeln, Jammern und Klagen, ein generelles Dagegensein senkte sich wie Mehltau über alle Diskussionen, Debatten und Diskurse.
In meiner rebellischen Jugend, ein Vierteljahrhundert zuvor, gab es einen breiten Konsens des Dafürseins, eine kollektive Loyalität zum Staat, zu Normen und Werten, zu Gesetzen und Politikern. Damals gehörte ein gewisser Mut dazu, Kritiker zu sein, denn das rückte einen sofort an den Rand der Gesellschaft. Man bekam es mit harten Anwürfen zu tun. Wenn man nicht einverstanden sei, solle man doch verschwinden! Nach Drüben! Auf den Mond!
Jetzt aber war das Kritische plötzlich die absolute Mehrheitsmeinung. Und die duldete keinen Widerspruch mehr.
Da kann man mal sehen, wie die Reichen uns abzocken!
Die Politiker sollte man doch alle ins schmelzende Grönland jagen!
Warum soll man eigentlich noch Steuern zahlen?!
Der ganze Unsinn meiner rebellischen Jugend kehrte zurück - diesmal als Mehrheitsprogramm. Ganz normale Bürger wurden plötzlich zu geifernden Systemhassern. Achtzigjährige schrieben Pamphlete voller schwülstiger Allgemeinplätze, in denen sie zum Aufstand gegen den Kapitalismus aufriefen. Plötzlich stand wieder an jeder Ecke ein Propagandist der Weltrevolution und diagnostizierte die »Endkrise des Kapitalismus«, den »Schmelzpunkt des sozialen Systems«, den »tiefsten Einschnitt in den Wohlstand, den die Welt je gesehen hat«.
Natürlich war immer »das System« schuld. Oder »die Gesellschaft «, die »immer kälter, anonymer und egoistischer« wurde.
Aber gleichzeitig schienen viele Menschen damit auf höchst seltsame Weise nicht nur zufrieden zu sein, sondern sogar eine tiefe Lust zu empfinden.
Haben wir es nicht schon immer gesagt?
Das konnte ja nicht gutgehen!
Das muss doch mal gesagt werden dürfen!
Eine seltsame Mischung aus Komfortabilität und Untergangsrhetorik machte sich breit. Auf dem Höhepunkt der Krise, um 2011, wurde in einer großen deutschen Tageszeitung ernsthaft darüber räsoniert, »warum immer noch fast die Hälfte aller Deutschen in den Umfragen eher optimistisch gestimmt sind«. Und als im Frühjahr 2012 die amerikanischen Banken einen strengen Konsolidierungsstresstest bestanden, titelte der »Spiegel«:
»US-Banken sind fit für die nächste Krise!« Hans Magnus Enzensberger beschrieb die Stimmungslage mit den Worten:
»Von unfassbaren Katastrophen eingeschüchtert und von winzigen Störungen verfolgt, leben wir in einer durchlöcherten Normalität, durch die das Chaos uns höhnisch entgegengrinst. «
Und Talkshows im öffentlich-rechtlichen Fernsehen hatten von nun an nur noch Titel wie diese:
Kaputtgemacht, ausgebeutet, weggeworfen - Arbeit nur ein Horror? Ausrangiert und Kaputtgepflegt - Sind unsere Renten noch zu retten?
Die Gier der Reichen - Das Ende des Wohlstands?
Abgehoben, abgeschottet, unsozial - sind so die Eliten?
Ob Fußballtrainer oder Putzfrau - Burnoutjobs immer gnadenloser? Alt werden nur die Alten - wenn fit bleiben zur Pflicht wird.
Und alle Journalisten stellten mir plötzlich nur noch eine einzige Frage:
Aber müssen wir nicht Angst haben?
Schwindel der Vernunft
Angst ist eine menschliche Reaktion, deren Hauptsitz der Körper ist. Gleichwohl schreiben wir sie der Seele zu. Angst ist der »Schwindel der Vernunft«, wie der dänische Philosoph Sören Kierkegaard formulierte. »Die Kammerjungfer der Kreativität « sagte T. S. Eliot dazu. Die britische Schriftstellerin Angela Carter nannte sie »den Beginn des Bewusstseins«. Und die amerikanische Angstforscherin Sally Winston definiert sie als »Anwesenheit von Unvorhersagbarkeit, Unsicherheit und Unkontrollierbarkeit«. Hier die Definition aus dem medizinischen Thesaurus:
»Angst ist eine multisystemische Reaktion auf eine empfundene Bedrohung oder Gefahr. Sie bündelt eine Kombination biochemischer Veränderungen im Körper, in Bezug auf die persönliche Geschichte des Patienten sowie seine soziale Situation. Menschliche Angst beinhaltet die Fähigkeit, das Gedächtnis und die Imagination zu benutzen und vorwärts und rückwärts in der Zeit zu reisen; ein großer Anteil der menschlichen Angst entsteht durch die Antizipation kommender Ereignisse. Ohne das Gefühl einer persönlichen Kontinuität könnten Menschen den ›Rohstoff‹ der Angst nicht erzeugen.«
Im Unterschied zur Furcht, die auch Tiere kennen, ist menschliche Angst also prädiktiv. Sie sagt etwas voraus. Sie entstammt einer Abgleichreaktion zwischen gespeicherten Mustern in unserem Gehirn und Interpretationen von Umwelt- eindrücken.
Angst ist zunächst eine chemische Reaktion. Hauptakteur ist eine Substanz namens Adrenalin, die mehrere Dinge gleichzeitig bewirkt, wenn sie durch unsere Adern rauscht. Sie erhöht den Blutdruck und die Atmung und den Sauerstoffgehalt des Blutes. Sie macht uns wach. Sie erhöht die Seh- und Hörschärfe: Jedes Geräusch, jedes Knacken eines Astes, ein Wechsel des Windes, kann nun etwas bedeuten. Sie regelt die Immunabwehr herab und stellt Gerinnungsfaktoren im Blut zur Verfügung. Sie stellt unsere Verdauung ein oder versucht eine schnelle Entleerung. Sie pumpt Dopaminsubstanzen in unser Gehirn, die die synaptischen Reaktionen beschleunigen.
Angst verändert die Gehirnstruktur. Sie »überspringt« die langsamen, abwägenden Reaktionen unseres präfrontalen Kortex. Gründliches Nachdenken ist im Falle eines angreifenden Säbelzahntigers eher kontraproduktiv.
Ein gewisses Maß an Angsterregung findet sich in jeder Leistung. Schauspieler sind ohne das, was man Lampenfieber nennt, nicht gut auf der Bühne. Angst ist schwer von Aufregung zu unterscheiden; ebenso gibt es Ähnlichkeiten zu sexueller Erregung.
Ohne Angst wären wir alle nicht hier. Sie ist ein reproduktiver Vorteil. Wir sind die Nachfahren der Ängstlichen. Wer Angst hat, macht auch Pläne, wie er beim nächsten Mal, wenn der Säbelzahntiger aus dem Gebüsch bricht, besser dastehen kann.
Angst zu überwinden, macht stark. Adrenalin wird, bei bewältigter Gefahr, in die »Glücksdrogen« Endorphin und Oxytocin umgewandelt - ein neurochemischer Prozess, der unsere Vorfahren anspornen sollte. Und deshalb kann Angst auch eine Droge sein, nach der man süchtig wird.
Wenn Angst nicht durch Flüchten, Kämpfen oder andere Formen der Leistungsbewältigung abgebaut wird, entsteht chronischer Stress. Kortisolderivate vergiften dann unseren Körper. Stresshormone können Gehirn und Körper regelrecht aufzehren, das Immunsystem schädigen, die Fähigkeit der DNA unserer Zellen, sich zu regenerieren, beeinflussen. Der Evolutionspsychologe Jeffrey P. Kahn sagt in seinem Buch »Angst - Origins of Anxiety and Depression«:
»Wenn man den Schmerz der Angst fühlt, spürt man im Grunde den Ruf uralter sozialer Instinkte. Aber die instinktiven biologischen Empfindungen, die unseren Vorfahren den Weg aufzeigten, um sich in ihrer Umwelt besser zurechtzufinden, können in der heutigen Gesellschaft zu hoffnungslosem emotionalem Schmerz führen.«
Wenn Menschen nicht die Kapazität der Angst hätten, gäbe es keine Fähigkeit der Sprache, der Imagination, der Vernunft. Angst war über Millionen Jahre die stärkste aller humanen Eigenschaften. Sie bildete die Grundlage, das Fundament für alle anderen Fähigkeiten, die sich im Verlauf der Kulturgeschichte entwickelten.
Die Antwort auf die notorische Journalistenfrage lautet also: Natürlich müssen wir Angst haben. Immerzu. Dafür sind wir evolutionär konstruiert. Wenn wir aber Angst zum Weltsystem machen, zum Leitgefühl, zum einzigen Anlass, Fragen zu stellen, dann zerstören wir die Zukunft.
Hysterie am Stammtisch
Wollen wir eigentlich wirklich wissen, was man über die Zukunft wissen kann?
Nach zwanzig, nein fünfzig Jahren Zukunftsforschung glaube ich zu wissen, was man über die Zukunft sagen kann - und was nicht. »Events«, also konkrete Ereignisse, lassen sich nur im Rahmen von Wahrscheinlichkeitsmodellen voraussagen. Das heißt, »voraussagen« lassen sie sich eigentlich gar nicht, nur »vorhersagen«. Der Unterschied scheint spitzfindig, aber beide Wörter meinen etwas anderes. Voraussagen meint: Exakt bestimmen, wann etwas Bestimmtes eintreten wird. Vorhersagen meint: Wir können sagen, dass »etwas« kommt und mit welcher Wahrscheinlichkeit, aber nicht genau wann, was und wo.
Etwas anderes ist es, wenn wir uns mit Trends und Systemen beschäftigen. Hier können wir Stärke-Faktoren, Konsistenzen und Zusammenhänge bestimmen, und im Rahmen der Komplexitätsanalyse die Zukunftsfähigkeit eines Systems (dazu später mehr) bestimmen. Auf diese Weise lassen sich Modelle mit erheblichem Aussagewert erstellen.
2011 stand Europa nicht am Ende, sondern am Beginn einer neuen Ordnung. Die Turbulenzen in Währung und Bankensystem drückten aus, dass einige Rückkoppelungen des »Systems Europa« nicht funktionierten. Aber der Kern Europas blieb robust. Genau aus diesem Grund versagte die Mehrheit der europäischen Bevölkerung selbst im höchsten Krisengeheul nie seine Zustimmung zu Europa. Selbst im zornigen Griechenland nicht.
Meine Prognose der Europakrise lautete also: holperige Adaption. Das hieß auch, dass ein Land, oder einige, aus der Währungsunion herausfallen konnten. Aber Europa würde sich re-konfigurieren. Es konnte länger dauern. Es würde verdammt schwierig werden. Aber am Ende würde ein neues Regelsystem stehen, eine neue europäische Integration.
Ich erinnere mich an eine Talkshow zur Zukunft Europas im Herbst 2011, zu der man mich eingeladen hatte. Auf dem Panel saßen ein Börsenexperte mit Dreitagebart, der durch besonders schrille Krisenthesen ein Medienstar geworden war, ein eher trockener Ökonomieprofessor und eine kluge Politologin. Ich wollte darüber sprechen, wie ein neues Rückkoppelungssystem aussehen müsste, dass die Fehler, die zur Schuldenkrise geführt hatten, korrigieren würde. Wie es gelingen könnte, ein besseres Geldsystem mit einem intelligenteren Feedback zu entwickeln. Und welche Maßnahmen die europäische Demokratie stützen könnten.
Aber darum ging es überhaupt nicht.
Der bärtige Börsianer sagte: »Wir werden in eine Weltwirtschaftskrise rutschen, gegen die die Weltwirtschaftskrise von 1928 harmlos war! Aber vorher werden die Griechen aus dem Euro fliegen! Der Euro wird zerfallen! Das ist doch sonnenklar, und wer das ignoriert, ist entweder bescheuert oder blauäugig! «
Die Politologin sagte: »Die Demokratie bricht auseinander. Weite Teile der europäischen Bevölkerung werden verarmen!«
Der Wirtschaftswissenschaftler beschwor den kommenden Bürgerkrieg in Südeuropa, der demnächst auf die ganze Welt übergreifen würde. »Wir müssen uns daran gewöhnen, dass wir Mangel haben werden. Richtigen Mangel!«
Beifall im Publikum.
Die Moderatorin fragte nach, ob das auch Bürgerkrieg inmitten Europas bedeuten könnte. Der Bärtige, die Politologin, der Börsianer nickten ernst. Das Publikum applaudierte heftig. Und schon kam der Abspann. Die Sendung war im Programm ganz anders angekündigt, als man es mir am Telefon gesagt hatte. Der Titel in den Programmheften lautete: »Wohlstand am Ende - Politik versagt - Europa am Abgrund«.
Ich hatte ein weiteres Phänomen erlebt, das mich in den nächsten Jahren verfolgen sollte. Den hysterischen Stammtisch. In dieser Runde, die sich seitdem tausendmal im Fernsehen und auf zahlreichen Podien wiederholt hat, wird ein bestimmtes Problem in einer unentwegten verbalen Eskalation so lange aufgepumpt, bis es sich nie mehr lösen lässt. Aus einem Problem wird ein Skandal, der nie mehr zu heilen, ein Abgrund, der nie zuzuschütten ist. Das garantiert, dass man gleich morgen und nächste Woche wieder darüber reden und sich wahnsinnig aufregen muss.
Vom pfiffigen John Updike, dem amerikanischen Bestsellerautor, stammt der Satz: »Es ist unmöglich, jemanden von etwas zu überzeugen, wenn er dafür bezahlt wird, es nicht zu verstehen.« Und wie sagte der Sozialwissenschaftler und Wirtschaftsnobelpreisträger Herbert A. Simon so schön? »Ein Problem zu lösen bedeutet einfach, es so darzustellen, dass die Lösung erkennbar wird.« Im Jahre 2011 erhielt ich folgenden Brief:
Sehr geehrter Herr Horx,
Ihr Optimismus wäre ja auch weiterhin uneingeschränkt anwendbar, befänden wir uns nicht am Anfang der Endphase des Kataklysmus, der im Zuge der kosmisch/irdischen Evolution eine epochale Metamorphose der Erde samt ihrer Bürger herbeiführen wird. In meinem Buch »ENDZEIT: Der kosmische Count Down läuft: Der Quantensprung vom ›Homo sapiens‹ zum ›Homo spiritualis‹« - Verlag Books on Demand GmbH, Norderstedt, ISBN 978-3-8370-7561-8, geht es nicht um den viel herbeifantasierten Weltuntergang, sondern...
Copyright © 2013 Deutsche Verlags-Anstalt, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH.
Ich kann heute noch den Geruch des Kellers in meinem Kopf simulieren. Ich rieche die genaue molekulare Zusammensetzung von Schimmel, Staub, die süßen Ausdünstungen des Milchpulvers, der Kartoffeln und Trockenobstbeutel.
Gerüche sind wie Zeitkapseln in unserem Innern. All diese Wunder, die uns umgeben - der Klang der Jahreszeiten, das Lachen der geliebten Person, das tiefe Blau des Planeten, der Genuss eines langen Mahles, das Klingen der Stimmen über den Platz, der Geschmack der Luft am Meer -, all das ist nichts als Geruch. Und dieser Geruch im Keller war auf eine atemraubende Weise verbindlich.
In meiner Erinnerung erscheint die Szene wie ein Moment höchster Klarheit. Die Konservenregale sind wie Barrikaden gegen den Unbill der Welt. Weit und breit keine bösen Jungs wie die, die mich ständig auf dem Weg zur Schule verprügeln wollten. Dieses Reich gehört nur uns allein, und ich teile mit meinem Vater ein Geheimnis. In der gedämpften Stille des Kellers öffnet er eine Dose Ölsardinen, mit einem Schweizer Taschenmesser, das er mit Bedacht und präzise handhabt. Er hat das gelernt. Im Krieg. Wir ziehen die glitschigen Tiere mit den Fingern aus dem Öl und bekleckern uns beim Essen. Wir lachen. Wir zwinkern uns zu: Mama hätte das nicht erlaubt. Ich spüre die durchsichtigen Knochen der Fische auf der Zunge. Obwohl ich als Siebenjähriger verstehen kann, was »Krieg« bedeutet, gibt es nur ein einziges treffendes Wort für die Stimmung dort unten im Keller: Geborgenheit.
Angst und Antizipation
Normalerweise schreiben Zukunftsforscher keine Autobiografien. Aber in diesem Buch werden immer wieder Szenen aus meinem persönlichen Leben auftauchen. Und das hat seine Gründe.
Dies ist ein Buch über den Umgang mit Angst. Über die Art und Weise, wie Angst ein Eigenleben führt. In uns selbst, der Kultur, der Gesellschaft, in unseren Zukunftsbildern. Angst ist in vieler Weise der Schlüssel zur Zukunft. Dass wir in unserem komplexen Gehirn Angst empfinden können - und nicht nur instinktive Furcht mit Fluchtinstinkt -, macht uns zu jenen antizipierenden Wesen, die Gefahren wittern, aber auch Visionen des Kommenden entwerfen und neue Möglichkeiten wahrnehmen können. Die Zukunftsmaschine in unserem Schädel, in der ständig Antizipation stattfindet, ist das entscheidende Unterscheidungsmerkmal des Menschen zum Tier. Angst kann uns inspirieren und stimulieren, wenn sie in der richtigen Dosis unseren Verstand und die Sinne aktiviert. Angst kann uns aber auch zu falschen Schlüssen führen, und, auf der Ebene des Kollektivs, zu schrecklichen Taten.
Angst kann man nicht beschreiben, ohne sich selbst einzubeziehen. Es mag eitel sein, über sich selbst zu sprechen. Aber noch eitler wäre es, die eigenen Anteile zu verschweigen.
Jean-Luc Picard, mein liebster Raumschiffkommandant der Enterprise, ist ein ebenso sturer wie mutiger Mann. Als die Borg, diese gruselige Maschinenrasse (Widerstand ist zwecklos, Sie werden assimiliert!), sein Raumschiff endgültig entern und der Kampf verloren ist, weigert er sich lange, die Realität anzuerkennen. Aus lauter Trotz trifft er falsche Entscheidungen, setzt das Leben seiner Crew aufs Spiel, agiert bockig und jähzornig. Dann aber gelingt es ihm, sich der Angst zu stellen, und schickt seine Mannschaft in die Rettungskapseln. So sieht es auch der Mann hinter Jean-Luc Picard:
»Angst zu überwinden ist für mich wahrscheinlich die wichtigste Aufgabe im Leben. Frei von Angst zu sein, das ist mein größter Traum. Furcht ist das Feuer, das all die politischen Krisen auf der ganzen Welt schürt. Angst ist die Basis für Hass, Irrsinn und Rücksichtslosigkeit. Solange es uns nicht gelingt, die Furcht aus unserem Leben zu verbannen, die Furcht vor dem Fremden, dem Unverständlichen, Unbekannten, werden wir das Chaos in der Welt nicht beseitigen können.«1
Das Pult
Im selben Kellerraum - die Konserven hatten wir die ganzen sechziger Jahre über aufgegessen - fand ich drei Jahrzehnte später, beim Aufräumen nach dem Tod meines Vaters, in einer von Umzugskartons und Matratzen verstellten Ecke, ein seltsames Artefakt. Ein Ding aus einer anderen Welt.
Das Kontrollpult meines Vaters.
Ein etwa eineinhalb mal ein Meter großer Kubus aus Sperrholz, mit einer nach oben verlängerten Rückwand. Über die ganze Oberfläche verteilt, befanden sich endlose Reihen von Schaltern, rote, blaue und weiße Lämpchen, Kurbeln, Zeiger, Skalen. Im Inneren der Kiste steckten faustgroße Kupferspulen, schwere Transformatoren und Relais, durchzogen von dicken Kabelbäumen, die aussahen wie Eingeweide oder Nervengeflechte eines Tieres. Von außen erinnerte es an ein Schaltpult im Kontrollraum von Tschernobyl. Oder an eine dieser Raumschiffkonsolen aus der Urzeit des Fernsehens.
Auch den Geruch dieses Pultes kann ich bis heute präzise aus meinen olfaktorischen Speichern abrufen. Es verströmte den intensiven Plastikklebstoff-Duft eines Zeitalters, in dem man sich um Umweltbelastungen noch nicht kümmerte. Zudem roch das Pult stark nach oxidiertem Metall. Zusammen ergab das so etwas wie technischen Weihrauch.
Vier Möbelpacker renkten sich beim Versuch, das Gerät aus dem Keller zu wuchten, fast das Kreuz aus.
Mein Vater war ein passionierter Bastler. Ein deutscher Ingenieur. Nach dem Ende des Krieges - von seinen Lebenserfahrungen soll später noch die Rede sein - ging er ins geteilte Berlin, wo er Elektrotechnik studierte und den ersten vollautomatischen Haushalt Deutschlands erfand (ich habe dieses Projekt in meinem Buch »Technolution« beschrieben). Mit diesem Steuerpult konnte mein Vater eine riesige Modelleisenbahn steuern, eine Anlage, die im Laufe meiner Kindheit immer wieder um- und weitergebaut wurde, zum Entsetzen oder auch manchmal Amüsement meiner Mutter.
Ich sehe diese glitzernde Miniaturlandschaft heute noch vor mir, wie in einem absonderlichen Traum. Mit ihren erleuchteten Häuserzeilen und Berghängen aus Pappmaschee, auf denen putzige Plastikbaumwälder wucherten. Aus den Lokomotiven quollen sogar kleine Rauchwölkchen. Ich durfte nichts berühren, nichts verändern, während die langen Züge in konzentrischen Kreisen über Rampen und Brücken, durch Bahnhöfe und Tunnel fuhren, leise rasselnd und mechanisch klickend. Nur eine rote Zugfahrermütze durfte ich aufsetzen. Und manchmal in eine Trillerpfeife pusten, während mein Vater mit einer kalten Tabakpfeife im Mund an seinem Pult saß und alles unter Kontrolle hatte.
Ich habe lange gebraucht, um die Chiffren dieses Kellers zu entschlüsseln. Es geht darum, wie wir das ganze Leben versuchen, ein immer perfekteres Kontrollpult zu bauen. Und daran scheitern müssen.
Der Keller meines Vaters hat aber auch noch andere, geradezu monströse Fragen aufgeworfen. Warum mussten wir diesen Keller niemals nutzen? War es reiner Zufall, dass es nicht zu einem Atomkrieg kam? Und was wäre passiert, wenn wir ihn hätten nutzen müssen?
Ist so etwas überhaupt vorstellbar? Und auf welche Weise liegen Angst und Geborgenheit, Glück und Untergang, so nah zusammen?
Der Blick des Vergangenen auf das Morgen
In diesem Buch begründe ich den »Futurismus« aus einem anderen Blickwinkel. Es geht nicht in erster Linie darum, nach vorne zu schauen. Es geht darum, wie wir auf uns zurückschauen, wenn wir nach vorne blicken. Wir wollen uns mit der Zukunft beschäftigen, damit wir uns selber besser kennenlernen. Zukunft ist wie ein Spiegel, in dem wir das »Humanum« besser erkennen können.
»Voraussagen sind aus demselben Grunde schwierig wie sie wichtig sind: Sie werden dort gemacht, wo sich subjektive und objektive Realität überschneiden.«
So formulierte es der amerikanische Statistiker Nate Silver, der 2012 die Wahlergebnisse von US-Präsident Barack Obama exakt vorausberechnete und damit zum Shootingstar der neuen, datenbasierten Zukunftsforschung wurde.
Dies ist, ja doch, ein Buch über die Zukunft. Aber nicht über Zukunftsprognosen, wie sie in jeder Hochglanzbroschüre zu finden sind. Es geht nicht um Visionen von Siedlungen auf dem Mars, automatische Autos oder Cyberbrillen, die wir uns aufsetzen, um die Alltagswelt virtuell aufzurüsten. Es geht auch nicht - jedenfalls nicht in erster Linie - um die gesellschaftliche Zukunft, deren Erforschung ich mein Leben gewidmet habe.
Es geht um die Zukunft in uns.
Jedes Mal, wenn wir an das Morgen denken, machen wir eine komplexe Kalkulation. Wir messen und bewerten die Trends. Wir scannen und filtern das, was wir über die Welt zu wissen glauben, was sich einerseits in unserem Inneren an Erfahrungswissen abgelagert hat und was wir andererseits durch Medien und unsere sozialen Netzwerke in Erfahrung bringen. Aus all dem formen wir ein inneres Modell. So wie ein gigantisches Eisenbahnmodell, auf dem die Züge der Angst, der Erwartung, der Hoffnung hin- und herfahren.
Wie wir diese mentalen Modelle bauen, und wie wir dabei irren - darum soll es in diesem Buch gehen. Welche archaischen, unbewussten Bilder nutzen wir? Wie beeinflussen Gefühle, Ängste, Hoffnungen und kulturelle Prägungen unsere Zukunftsbilder? Und wie speisen sich diese Morgenbilder wiederum rekursiv in den realen Zukunftsprozess ein?
Wie beeinflussen unsere Vorstellungen von der Zukunft die Zukunft selbst?
Daniel Kahneman, israelisch-amerikanischer Nobelpreisträger und Autor des Buches »Schnelles Denken, Langsames Denken«, formulierte:
»Wir sehen die Zukunft als vorweggenommene Erinnerungen. «
Ein schwer verständlicher, aber zentraler Satz: Wir prozessieren Zukunft in unserem Bewusstsein immer aufgrund von Erinnerungen, die wir »nach vorne« projizieren. Wir schauen immer mit dem Blick des Vergangenen auf das Morgen. Aber selbst das, was wir für das »sicher Vergangene« halten - Erinnerungen -, fälschen wir. Es ist also ein Irrtum, zu glauben, dass die Vergangenheit, anders als die Zukunft, sicher ist, weil sie ja schon passiert ist. Die Vergangenheit ist genauso ein Vermutungs- und Interpretationsraum wie die Zukunft.
Dies ist also ein Buch über den Irrtum. Über meine Irrtümer als Zukunftsforscher. Über Ihre Irrtümer, wenn Sie sich darauf einlassen, mit mir die Kunst des Zweifelns zu üben. Aber keine Angst. Es geht nicht darum, jemanden vorzuführen. »Illusionen «, so der deutsche Kognitionsforscher Gerd Gigerenzer, »sind notwendige Konsequenzen von Intelligenz«.3 Wenn wir tatsächlich gemeinsam die Zukunft besser verstehen wollen, müssen wir jedoch mehr über unsere »future bias« (»Zukunftsverzerrung «) lernen - über die Verzerrungen unserer Weltwahrnehmung und die evolutionären Ursachen unserer tiefsten, archaischen Gefühle.
Evolutionärer Humanismus
Vor zweieinhalbtausend Jahren formulierte der griechische Philosoph Platon die vier Grundfragen der Philosophie:
»Was können wir wissen?
Was sollen wir tun?
Was dürfen wir hoffen?
Was ist der Mensch?«
Die letzte Frage - was ist der Mensch? - können wir heute mit den neuen Erkenntnissen der Kognitionsforschung und der evolutionären Psychologie, der Neurologie und der Soziobiologie besser entschlüsseln. Auch den beiden ersten Zeilen von Platons Fragekanon lassen sich neue Erkenntnisse abgewinnen - mithilfe der System- und Komplexitätsanalyse, der Spieltheorie, der Netzwerktheorie, der Soziokybernetik und anderer Disziplinen, die uns in der »integrierten Zukunftsforschung «, die alle diese Disziplinen zusammenbringen möchte, schon seit Jahren beschäftigen.
Im Fokus dieses Buches steht jedoch die dritte Frage: Was dürfen wir hoffen? Ist die Welt wirklich so unsicher, prekär, verderbt, wie man es uns in der medialen Dauererregung weismachen möchte? Steuern wir tatsächlich unentwegt auf den Abgrund zu und sind morgen schon ein Stück weiter? Ist unsere Welt wirklich zum Untergang verurteilt, weil wir uns als »Schmarotzer an der Natur« betätigen?
Die Antwort, die ich in diesem Buch zu geben versuche, lässt sich unter dem Topos »evolutionärer Humanismus« zusammenfassen. Dieser Begriff, den Julian Huxley, der erste Generaldirektor der UNESCO in den sechziger Jahren erfand, meint eine Haltung zur Welt, die die Wirklichkeit nicht mehr ständig denunzieren muss, um die Angst zu bewältigen; die Wandel bejahen kann, ohne seine Schwierigkeit zu leugnen; die Mensch und Natur, aber auch Mensch und Technologie in ein neues, rekursives Verhältnis setzen möchte.4
»Evolutionärer Humanismus unterscheidet sich von seinen traditionellen Vorgängern darin, dass er die zahlreichen neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse (inklusive der damit verbundenen fundamentalen Kränkungen) produktiv verarbeitet.«5
Die fundmentalen Kränkungen, die das menschliche Leben prägen, lassen sich nicht abschaffen, auch in einem futurologischen Nirwana nicht. Das Morgen entsteht nicht in der Verwirklichung eines utopischen Ideals oder einer Abschaffung aller Nöte, sondern in steten Wechselwirkungen. Zwischen dem »Humanum« und der Natur, zwischen der »Anthroposphäre « und dem »Technium«, zwischen Geist und Welt. Erst wenn wir diese Wechselwirkungen besser verstehen, können wir wahrhaftig aufbrechen.
Es geht um die Vermutung, dass die Welt noch jung ist, und wir erst am Anfang stehen. Dass wir die Angst nicht endgültig überwinden, aber aushalten lernen können. Wir können sie lächelnd bei der Hand nehmen und hinausgehen. Wir können die Kellertür öffnen. Wir können Zukunft wagen.
Der apokalyptische Spießer
Wie uns die Zukunft abhandenkam
I want to change, but not if it means changing.
Stephen Grosz
Der Event
»Glauben Sie denn ernsthaft, dass Schwarzafrikaner irgendwann mal in der Lage sind, eine normale Zivilisation aufzubauen - wenn selbst die Griechen das nicht können?«
Die Person, die diese Frage stellt, sitzt ungefähr in der zwölften Reihe. Ein Geschäftsmann mittleren Alters, vielleicht Ende fünfzig, markantes Gesicht, dunkelblauer Zweireiher, graues Haar. Wahrscheinlich ist er weit gereist, hat Freunde überall auf der Welt, spricht englisch. Ein erfolgreicher Mittelständler, wie es in Deutschland so viele gibt.
Berlin im November 2009. Es nieselt. Durch die Fenster des Kongressgebäudes sieht man das Brandenburger Tor, angestrahlt von großen Energiesparlampen. 250 Bankenvertreter und ihre Großkunden aus der deutschen Industrie haben mir bei einem Vortrag zugehört. 92 Prozent Männer mit hohem Status und erheblicher Macht. Bei den wenigen Frauen handelt es sich um die Mitglieder der Veranstaltungsagentur, auch einige Ehefrauen des alten Typs lassen sich ausmachen.
Mein Thema an diesem Abend lautet: Die Zukunft der Globalisierung. Globalisierung, so mein roter Faden, ist im Grunde ein uralter Prozess. Er begann vor 90 000 Jahren, als die ersten Gruppen von Jägern und Sammlern aus Afrika nach Norden auswanderten. Jeder von uns hat einen Migrationshintergrund. Eigentlich sind wir alle erbleichte Afrikaner.
An dieser Stelle reagiert das Publikum immer wie erwartet mit einem gedämpften Gelächter. Diesmal fällt es etwas lauter aus. Es ist die Zeit der Sarrazin-Debatten - über die Schuld der Ausländer an den sozialen Problemen. Es ist die Zeit des Krisengeheuls. Alle Zeitungen sind voll von der hysterischen Vermutung, dass alles den Bach heruntergeht. Es ist die Zeit, in der in Tagungshotels Männer mit großer Rolex auftreten, mit überlauter Stimme vom »Zusammenbruch des Weltwährungssystems « erzählen und verängstigte Bankkunden Goldbarren zu überhöhten Preisen kaufen. In der plötzlich Gaskocher, Feldbetten, Pfefferspray und Tarnnetze gehamstert werden.
Für den kommenden Krieg aller gegen alle. Ich versuche, das Publikum für eine andere Blickrichtung zu sensibilisieren. Den Horizont zu öffnen.
In diesem Jahrhundert, fahre ich fort, wird dieser Drache der Globalisierung in einer gewaltigen Schleifenbewegung zu seinen Ursprüngen zurückkehren - über China, das in einer Art Turboentwicklung all jene industriellen Prozesse nachholt, für die Amerika und Europa 200 Jahre benötigten, bis zurück nach Afrika. Wer heute durch Nairobi oder Kigali fährt, sieht Spuren des Elends, aber auch Hochhäuser, Sportautos und eine schwarze Mittelschicht. Das Einkommen in den meisten afrikanischen Ländern hat sich im letzten Jahrzehnt verdoppelt. Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum südlich der Sahara liegt jährlich bei fünf Prozent, wobei Ghana, Äthiopien und Mosambik zweistellig wachsen. Selbst das von einem schrecklichen Despoten gequälte Simbabwe erreicht chinesische Wachstumswerte. Beim Weg Afrikas in die Zukunft gibt es immer noch Unwägbarkeiten, fürchterliche Rückschläge, wie in Somalia oder im ewig versinkenden Kongo. Aber es gibt auch erstaunliche Veränderungen, wie das Frauenregime in Liberia, die Hoffnung im Herzen Mogadischus, die Erfolge von Botswana, Ghanas kleines Wirtschaftswunder, die verblüffende Tatsache, dass man in der Hauptstadt des genozidgeplagten Ruanda einen hervorragenden Cappuccino in einem freundlichen Straßencafé trinken kann.
Und die Zukunft gehört den Frauen. Ganz besonders in Afrika.
Wenn wir die Zukunft verstehen wollen, kommen wir nicht an den Schmerzen der Vergangenheit vorbei. 1841 schossen englische Kriegsschiffe in der Mündung des Perlflusses die kaiserlichen chinesischen Dschunken zu Kleinholz. Englische Händler erzwangen so das Recht, im Großreich China Opium zu verkaufen. Das britische Imperium nannte diesen Akt »Öffnung der Märkte«. Währenddessen wurden Hunderttausende von afrikanischen Sklaven in alle Welt verschifft. Der Fortschritt des einen war das Elend der anderen.
Jetzt aber beginnt ein neues Spiel. Eine neue Runde der Weltgeschichte.
Wir leben auf einem Planeten der ungeheuerlichen Ungleichzeitigkeit. Der extremen Unterschiede. Doch gleichzeitig wird die Welt immer gleicher. Wie bitte?
Tatsächlich: Es gibt eine historisch neue Angleichung der Lebensverhältnisse quer über den Planeten. Dabei entsteht ein seltsames Paradox aus Gleichheit und Ungleichheit. Wir nennen das auch »polarisierte Konversion«. Es gibt immer mehr Superreiche, die ihr Vermögen nicht nur einer regionalen oder nationalen, sondern einer Weltmarktökonomie verdanken. Die Reichen werden also immer reicher. Doch gleichzeitig haben sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zwei Milliarden Menschen aus der bitteren Armut nach oben gekämpft. Diese neue aufwärtsmobile Schicht wird noch in diesem Jahrzehnt, oder spätestens bis 2025, die Anzahl der »noch Armen« übertreffen - 4,2 Milliarden Menschen gehören dann (von insgesamt 7,6 Milliarden) der Mittelschicht an.2 Diese neuen Weltbürger leben in modernen Dreizimmerwohnungen in Nanking, Rio oder Lagos, haben einen Fernseher, eine Einbauküche, ein kleines Auto vor der Tür. Sie gehen in den Supermarkt wie wir. Sie überweisen per Internet ihre Rechnungen.
Und genau das verunsichert uns zutiefst.
Die gute, alte Ordnung war uns im Grunde lieber. Hier der Reichtum, für den wir ein schlechtes Gewissen, aber immer genug zu Essen und Spesen hatten. Dort das Elend, der Hunger, die Abhängigkeit, für die man spenden oder die man bemitleiden konnte. Hier die Klage über die Überflussgesellschaft, dort der Kampf ums Überleben. Das konstituierte eine Weltordnung, an der wir uns orientieren konnten.
Nichts macht uns hingegen verwirrter als reiche Inder oder schwarze Banker oder viele Chinesen, die plötzlich genau jene SUVs fahren wollen, mit denen die besorgten linksgrünen Eltern ihre Kinder zur Kita fahren.
Wir leben nicht in der finalen Weltwirtschaftskrise, wie es uns viele weismachen wollen, sondern im größten Wirtschaftsboom aller Zeiten. Dieser Boom wird mindestens bis zur Mitte des Jahrhunderts anhalten - ganz egal, welche Turbulenzen an Finanzmärkten herrschen mögen, oder ob Griechenland pleitegeht oder nicht. Die Tatsache, dass Milliarden Menschen so leben wollen - und immer mehr auch können - wie wir im Westen, zwingt uns zu eigenen Veränderungen. Nicht, weil sonst der Planet bald untergeht, der ist robuster, als wir denken. Sondern weil es schlichtweg intelligenter ist, sich bessere Methoden der Mobilität, der Energieerzeugung, des Städtebaus, der Agrikultur, der Kooperation auszudenken.
Wenn wir Zukunft verstehen wollen, müssen wir das Prinzip der Rekursion verstehen, durch die der Wandel der Welt auf uns selbst zurückwirkt. So verstehe ich meinen Job: die Zukunft als Spiegel zu nutzen, in dem die Richtung sichtbar wird, in die wir gehen können. Normalerweise funktioniert das ganz gut. An manchen Tagen entsteht tatsächlich jenes Leuchten, das uns mit dem Möglichkeitsraum des Morgen verbindet. An diesem Abend im November jedoch ist das anders. Das ist jedenfalls, nach einer lähmenden Schweigeminute, die einzige Frage, die aus dem Publikum kommt:
»Glauben Sie denn ernsthaft, dass Schwarzafrikaner irgendwann mal in der Lage sind, eine normale Zivilisation aufzubauen - wenn selbst die Griechen das nicht können?«
Betonung auf dem ersten Wort. Eine doppelte Verneinung, getarnt als Frage, verbunden mit einem Frageansatz, der in den subjektiven Bereich verweist. Das eine vermutete Nichtkönnen begründet das andere. Falls man die Frage dennoch bejaht, kann es sich nur um eine rein subjektive Meinung handeln, denn es wurde ja nach dem »Glauben« gefragt.
Eine perfekte rhetorische Falle. Eine hermetische Negation.
Ich denke nach. Ich suche nach Worten. Wurde nicht genau das auch über die Deutschen nach dem Krieg gesagt? Schwaches Argument. Ich sehe den Mann dort sitzen, in der zwölften Reihe, die Arme vor der Brust verschränkt. Er sieht auf eine merkwürdige Weise gelöst aus. Er lächelt. Noch weiß ich nicht, dass ich es mit einem Typus zu tun habe, den ich von nun an permanent wiedertreffen werde. Einen Charaktertypus, der von nun an nicht nur in jeder Talkshow, auf jeder Veranstaltung, bei jeder Debatte über die Zukunft anzutreffen ist, sondern auch in uns selbst. Tief drinnen in jedem von uns.
Den apokalyptischen Spießer.
Das Ende er Ideologien
Manchmal fällt es schwer, sich an die Zeit zu erinnern, als die Zukunft noch vor uns lag.
Als wir in den neunziger Jahren aufbrachen, die Trends und die Zukunft zu erforschen, herrschte eine Stimmung der Neugier, des geistigen Aufbruchs. Der Eiserne Vorhang war gefallen, die Konfrontation der Blöcke zu Ende. Eine Zeit großer Ängste und globaler Spannungen lag hinter uns, und die Welt öffnete sich in mehreren Ebenen.
Europa, dieser alte Kriegskontinent, wuchs zusammen. Die Schlagbäume fielen, und auch wenn die Menschen sich nicht immer gleich in die Arme fielen, entwickelten sich neue Perspektiven auf dem Kontinent unserer Kindheit, auf dem unsere Eltern und Großeltern so viel Schreckliches erleben mussten.
Eine neue Technologie - das Internet - schuf eine neue Logik der Vernetzung, die alles verändern sollte: Demokratie, Teilhabe, Wertschöpfung, Management, den Zugang zu Wissen.
Die Jahrtausendwende als magisches Symboldatum elektrisierte die Gemüter.
Zukunft im Sinne eines neu gedachten Fortschritts war ein gesellschaftliches Thema, das breit diskutiert wurde. Auf eine durchaus neue Art und Weise.
Erinnern wir uns an die Idee der New Economy. Das war ja mehr als nur die »digitale Ökonomie« oder wie es heute bösartig heißt, der »Informationskapitalismus«. Das Internet veränderte nicht nur Handelsstrukturen und Wertschöpfungsketten. Es führte auch zu neuen Verbindungen, Dialogen, Konversationen. Nach Jahrhunderten von Klassenkampf und Rechts-Links-Debatten schien sich eine neue Technologie der Kooperation zu entwickeln, in der Kreativität, Teilhabe, soziales Engagement und Geldverdienen sich nicht ausschließen mussten.
Wir entdeckten den Menschen neu, auch in der Arbeitswelt. Wir sprachen von der »Talentökonomie«: In einer immer differenzierteren Wissensgesellschaft, so die Vision, mit der Hilfe eines neuen, individualisierten Bildungssystems, würde der Einzelne seine Ressourcen besser erschließen und verwirklichen können. Eine Emanzipation in den Arbeitsverhältnissen schien möglich: neue Selbstständigkeit, Kreativität und Teamwork, Arbeit und Leben neu verbunden; die Veränderung der Firmenkultur von starren Hierarchien zu kooperativen Netzwerken.
Dazu gehörte auch ein neues Denken in der Politik jenseits der alten ideologischen Schützengräben. In den politischen Think-Tanks diskutierten wir den Dritten Weg, eine intelligente Kombination aus marktwirtschaftlichen und sozial- staatlichen Systemen, in denen es nicht nur um Umverteilung, sondern um Inklusion ging. Um die Aufhebung der alten Antagonismen, die uns die Industriegesellschaft hinterlassen hatte: Kapital gegen Arbeit. Wirtschaft gegen Natur. Mann gegen Frau. Und so weiter.
Wir verstanden - und »wir« waren viele Menschen aus den unterschiedlichsten Milieus und Denktraditionen -, dass das Prinzip des Fortschritts nicht im Triumph des einen über das andere bestand. Weder der Sieg moralischer Prinzipien noch die Realisierung irgendwelcher finalen Ordnungsvorstellungen noch der Aufgang eines wahrhaft guten, neuen Menschen konnte die Gesellschaft voranbringen. Das Zeitalter der Ideologien ging zu Ende.
Die Zukunft schien auf interessante Weise offen. Entriegelt von den alten Denkmustern, befreit aus den mentalen Gefängnissen der Vergangenheit.
Krise als Dauererregung
Dieser regenreiche Herbst des Jahres 2009 markierte einen Wendepunkt im Denken und Fühlen über die Zukunft. Rein äußerlich hatte sich nichts verändert. Alle Züge fuhren wie immer. Die Geldautomaten spuckten weiter Geld aus. Die Supermärkte waren mit Waren aus aller Welt gefüllt. Kein Meteorit war vom Himmel gefallen. Aber dennoch schien sich über Nacht ein völlig anderes Weltmuster durchzusetzen.
Der Begriff »Krise« funktionierte wie ein Schwarzes Loch, der alles in seinen Bann zog und Optimismus in Furcht, Zutrauen in Misstrauen, Weiterdenken in Kleinmut verwandelte. Ein unentwegtes Nörgeln, Jammern und Klagen, ein generelles Dagegensein senkte sich wie Mehltau über alle Diskussionen, Debatten und Diskurse.
In meiner rebellischen Jugend, ein Vierteljahrhundert zuvor, gab es einen breiten Konsens des Dafürseins, eine kollektive Loyalität zum Staat, zu Normen und Werten, zu Gesetzen und Politikern. Damals gehörte ein gewisser Mut dazu, Kritiker zu sein, denn das rückte einen sofort an den Rand der Gesellschaft. Man bekam es mit harten Anwürfen zu tun. Wenn man nicht einverstanden sei, solle man doch verschwinden! Nach Drüben! Auf den Mond!
Jetzt aber war das Kritische plötzlich die absolute Mehrheitsmeinung. Und die duldete keinen Widerspruch mehr.
Da kann man mal sehen, wie die Reichen uns abzocken!
Die Politiker sollte man doch alle ins schmelzende Grönland jagen!
Warum soll man eigentlich noch Steuern zahlen?!
Der ganze Unsinn meiner rebellischen Jugend kehrte zurück - diesmal als Mehrheitsprogramm. Ganz normale Bürger wurden plötzlich zu geifernden Systemhassern. Achtzigjährige schrieben Pamphlete voller schwülstiger Allgemeinplätze, in denen sie zum Aufstand gegen den Kapitalismus aufriefen. Plötzlich stand wieder an jeder Ecke ein Propagandist der Weltrevolution und diagnostizierte die »Endkrise des Kapitalismus«, den »Schmelzpunkt des sozialen Systems«, den »tiefsten Einschnitt in den Wohlstand, den die Welt je gesehen hat«.
Natürlich war immer »das System« schuld. Oder »die Gesellschaft «, die »immer kälter, anonymer und egoistischer« wurde.
Aber gleichzeitig schienen viele Menschen damit auf höchst seltsame Weise nicht nur zufrieden zu sein, sondern sogar eine tiefe Lust zu empfinden.
Haben wir es nicht schon immer gesagt?
Das konnte ja nicht gutgehen!
Das muss doch mal gesagt werden dürfen!
Eine seltsame Mischung aus Komfortabilität und Untergangsrhetorik machte sich breit. Auf dem Höhepunkt der Krise, um 2011, wurde in einer großen deutschen Tageszeitung ernsthaft darüber räsoniert, »warum immer noch fast die Hälfte aller Deutschen in den Umfragen eher optimistisch gestimmt sind«. Und als im Frühjahr 2012 die amerikanischen Banken einen strengen Konsolidierungsstresstest bestanden, titelte der »Spiegel«:
»US-Banken sind fit für die nächste Krise!« Hans Magnus Enzensberger beschrieb die Stimmungslage mit den Worten:
»Von unfassbaren Katastrophen eingeschüchtert und von winzigen Störungen verfolgt, leben wir in einer durchlöcherten Normalität, durch die das Chaos uns höhnisch entgegengrinst. «
Und Talkshows im öffentlich-rechtlichen Fernsehen hatten von nun an nur noch Titel wie diese:
Kaputtgemacht, ausgebeutet, weggeworfen - Arbeit nur ein Horror? Ausrangiert und Kaputtgepflegt - Sind unsere Renten noch zu retten?
Die Gier der Reichen - Das Ende des Wohlstands?
Abgehoben, abgeschottet, unsozial - sind so die Eliten?
Ob Fußballtrainer oder Putzfrau - Burnoutjobs immer gnadenloser? Alt werden nur die Alten - wenn fit bleiben zur Pflicht wird.
Und alle Journalisten stellten mir plötzlich nur noch eine einzige Frage:
Aber müssen wir nicht Angst haben?
Schwindel der Vernunft
Angst ist eine menschliche Reaktion, deren Hauptsitz der Körper ist. Gleichwohl schreiben wir sie der Seele zu. Angst ist der »Schwindel der Vernunft«, wie der dänische Philosoph Sören Kierkegaard formulierte. »Die Kammerjungfer der Kreativität « sagte T. S. Eliot dazu. Die britische Schriftstellerin Angela Carter nannte sie »den Beginn des Bewusstseins«. Und die amerikanische Angstforscherin Sally Winston definiert sie als »Anwesenheit von Unvorhersagbarkeit, Unsicherheit und Unkontrollierbarkeit«. Hier die Definition aus dem medizinischen Thesaurus:
»Angst ist eine multisystemische Reaktion auf eine empfundene Bedrohung oder Gefahr. Sie bündelt eine Kombination biochemischer Veränderungen im Körper, in Bezug auf die persönliche Geschichte des Patienten sowie seine soziale Situation. Menschliche Angst beinhaltet die Fähigkeit, das Gedächtnis und die Imagination zu benutzen und vorwärts und rückwärts in der Zeit zu reisen; ein großer Anteil der menschlichen Angst entsteht durch die Antizipation kommender Ereignisse. Ohne das Gefühl einer persönlichen Kontinuität könnten Menschen den ›Rohstoff‹ der Angst nicht erzeugen.«
Im Unterschied zur Furcht, die auch Tiere kennen, ist menschliche Angst also prädiktiv. Sie sagt etwas voraus. Sie entstammt einer Abgleichreaktion zwischen gespeicherten Mustern in unserem Gehirn und Interpretationen von Umwelt- eindrücken.
Angst ist zunächst eine chemische Reaktion. Hauptakteur ist eine Substanz namens Adrenalin, die mehrere Dinge gleichzeitig bewirkt, wenn sie durch unsere Adern rauscht. Sie erhöht den Blutdruck und die Atmung und den Sauerstoffgehalt des Blutes. Sie macht uns wach. Sie erhöht die Seh- und Hörschärfe: Jedes Geräusch, jedes Knacken eines Astes, ein Wechsel des Windes, kann nun etwas bedeuten. Sie regelt die Immunabwehr herab und stellt Gerinnungsfaktoren im Blut zur Verfügung. Sie stellt unsere Verdauung ein oder versucht eine schnelle Entleerung. Sie pumpt Dopaminsubstanzen in unser Gehirn, die die synaptischen Reaktionen beschleunigen.
Angst verändert die Gehirnstruktur. Sie »überspringt« die langsamen, abwägenden Reaktionen unseres präfrontalen Kortex. Gründliches Nachdenken ist im Falle eines angreifenden Säbelzahntigers eher kontraproduktiv.
Ein gewisses Maß an Angsterregung findet sich in jeder Leistung. Schauspieler sind ohne das, was man Lampenfieber nennt, nicht gut auf der Bühne. Angst ist schwer von Aufregung zu unterscheiden; ebenso gibt es Ähnlichkeiten zu sexueller Erregung.
Ohne Angst wären wir alle nicht hier. Sie ist ein reproduktiver Vorteil. Wir sind die Nachfahren der Ängstlichen. Wer Angst hat, macht auch Pläne, wie er beim nächsten Mal, wenn der Säbelzahntiger aus dem Gebüsch bricht, besser dastehen kann.
Angst zu überwinden, macht stark. Adrenalin wird, bei bewältigter Gefahr, in die »Glücksdrogen« Endorphin und Oxytocin umgewandelt - ein neurochemischer Prozess, der unsere Vorfahren anspornen sollte. Und deshalb kann Angst auch eine Droge sein, nach der man süchtig wird.
Wenn Angst nicht durch Flüchten, Kämpfen oder andere Formen der Leistungsbewältigung abgebaut wird, entsteht chronischer Stress. Kortisolderivate vergiften dann unseren Körper. Stresshormone können Gehirn und Körper regelrecht aufzehren, das Immunsystem schädigen, die Fähigkeit der DNA unserer Zellen, sich zu regenerieren, beeinflussen. Der Evolutionspsychologe Jeffrey P. Kahn sagt in seinem Buch »Angst - Origins of Anxiety and Depression«:
»Wenn man den Schmerz der Angst fühlt, spürt man im Grunde den Ruf uralter sozialer Instinkte. Aber die instinktiven biologischen Empfindungen, die unseren Vorfahren den Weg aufzeigten, um sich in ihrer Umwelt besser zurechtzufinden, können in der heutigen Gesellschaft zu hoffnungslosem emotionalem Schmerz führen.«
Wenn Menschen nicht die Kapazität der Angst hätten, gäbe es keine Fähigkeit der Sprache, der Imagination, der Vernunft. Angst war über Millionen Jahre die stärkste aller humanen Eigenschaften. Sie bildete die Grundlage, das Fundament für alle anderen Fähigkeiten, die sich im Verlauf der Kulturgeschichte entwickelten.
Die Antwort auf die notorische Journalistenfrage lautet also: Natürlich müssen wir Angst haben. Immerzu. Dafür sind wir evolutionär konstruiert. Wenn wir aber Angst zum Weltsystem machen, zum Leitgefühl, zum einzigen Anlass, Fragen zu stellen, dann zerstören wir die Zukunft.
Hysterie am Stammtisch
Wollen wir eigentlich wirklich wissen, was man über die Zukunft wissen kann?
Nach zwanzig, nein fünfzig Jahren Zukunftsforschung glaube ich zu wissen, was man über die Zukunft sagen kann - und was nicht. »Events«, also konkrete Ereignisse, lassen sich nur im Rahmen von Wahrscheinlichkeitsmodellen voraussagen. Das heißt, »voraussagen« lassen sie sich eigentlich gar nicht, nur »vorhersagen«. Der Unterschied scheint spitzfindig, aber beide Wörter meinen etwas anderes. Voraussagen meint: Exakt bestimmen, wann etwas Bestimmtes eintreten wird. Vorhersagen meint: Wir können sagen, dass »etwas« kommt und mit welcher Wahrscheinlichkeit, aber nicht genau wann, was und wo.
Etwas anderes ist es, wenn wir uns mit Trends und Systemen beschäftigen. Hier können wir Stärke-Faktoren, Konsistenzen und Zusammenhänge bestimmen, und im Rahmen der Komplexitätsanalyse die Zukunftsfähigkeit eines Systems (dazu später mehr) bestimmen. Auf diese Weise lassen sich Modelle mit erheblichem Aussagewert erstellen.
2011 stand Europa nicht am Ende, sondern am Beginn einer neuen Ordnung. Die Turbulenzen in Währung und Bankensystem drückten aus, dass einige Rückkoppelungen des »Systems Europa« nicht funktionierten. Aber der Kern Europas blieb robust. Genau aus diesem Grund versagte die Mehrheit der europäischen Bevölkerung selbst im höchsten Krisengeheul nie seine Zustimmung zu Europa. Selbst im zornigen Griechenland nicht.
Meine Prognose der Europakrise lautete also: holperige Adaption. Das hieß auch, dass ein Land, oder einige, aus der Währungsunion herausfallen konnten. Aber Europa würde sich re-konfigurieren. Es konnte länger dauern. Es würde verdammt schwierig werden. Aber am Ende würde ein neues Regelsystem stehen, eine neue europäische Integration.
Ich erinnere mich an eine Talkshow zur Zukunft Europas im Herbst 2011, zu der man mich eingeladen hatte. Auf dem Panel saßen ein Börsenexperte mit Dreitagebart, der durch besonders schrille Krisenthesen ein Medienstar geworden war, ein eher trockener Ökonomieprofessor und eine kluge Politologin. Ich wollte darüber sprechen, wie ein neues Rückkoppelungssystem aussehen müsste, dass die Fehler, die zur Schuldenkrise geführt hatten, korrigieren würde. Wie es gelingen könnte, ein besseres Geldsystem mit einem intelligenteren Feedback zu entwickeln. Und welche Maßnahmen die europäische Demokratie stützen könnten.
Aber darum ging es überhaupt nicht.
Der bärtige Börsianer sagte: »Wir werden in eine Weltwirtschaftskrise rutschen, gegen die die Weltwirtschaftskrise von 1928 harmlos war! Aber vorher werden die Griechen aus dem Euro fliegen! Der Euro wird zerfallen! Das ist doch sonnenklar, und wer das ignoriert, ist entweder bescheuert oder blauäugig! «
Die Politologin sagte: »Die Demokratie bricht auseinander. Weite Teile der europäischen Bevölkerung werden verarmen!«
Der Wirtschaftswissenschaftler beschwor den kommenden Bürgerkrieg in Südeuropa, der demnächst auf die ganze Welt übergreifen würde. »Wir müssen uns daran gewöhnen, dass wir Mangel haben werden. Richtigen Mangel!«
Beifall im Publikum.
Die Moderatorin fragte nach, ob das auch Bürgerkrieg inmitten Europas bedeuten könnte. Der Bärtige, die Politologin, der Börsianer nickten ernst. Das Publikum applaudierte heftig. Und schon kam der Abspann. Die Sendung war im Programm ganz anders angekündigt, als man es mir am Telefon gesagt hatte. Der Titel in den Programmheften lautete: »Wohlstand am Ende - Politik versagt - Europa am Abgrund«.
Ich hatte ein weiteres Phänomen erlebt, das mich in den nächsten Jahren verfolgen sollte. Den hysterischen Stammtisch. In dieser Runde, die sich seitdem tausendmal im Fernsehen und auf zahlreichen Podien wiederholt hat, wird ein bestimmtes Problem in einer unentwegten verbalen Eskalation so lange aufgepumpt, bis es sich nie mehr lösen lässt. Aus einem Problem wird ein Skandal, der nie mehr zu heilen, ein Abgrund, der nie zuzuschütten ist. Das garantiert, dass man gleich morgen und nächste Woche wieder darüber reden und sich wahnsinnig aufregen muss.
Vom pfiffigen John Updike, dem amerikanischen Bestsellerautor, stammt der Satz: »Es ist unmöglich, jemanden von etwas zu überzeugen, wenn er dafür bezahlt wird, es nicht zu verstehen.« Und wie sagte der Sozialwissenschaftler und Wirtschaftsnobelpreisträger Herbert A. Simon so schön? »Ein Problem zu lösen bedeutet einfach, es so darzustellen, dass die Lösung erkennbar wird.« Im Jahre 2011 erhielt ich folgenden Brief:
Sehr geehrter Herr Horx,
Ihr Optimismus wäre ja auch weiterhin uneingeschränkt anwendbar, befänden wir uns nicht am Anfang der Endphase des Kataklysmus, der im Zuge der kosmisch/irdischen Evolution eine epochale Metamorphose der Erde samt ihrer Bürger herbeiführen wird. In meinem Buch »ENDZEIT: Der kosmische Count Down läuft: Der Quantensprung vom ›Homo sapiens‹ zum ›Homo spiritualis‹« - Verlag Books on Demand GmbH, Norderstedt, ISBN 978-3-8370-7561-8, geht es nicht um den viel herbeifantasierten Weltuntergang, sondern...
Copyright © 2013 Deutsche Verlags-Anstalt, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH.
... weniger
Autoren-Porträt von Matthias Horx
Horx, MatthiasMatthias Horx, geboren 1955, ist der profilierteste und einflussreichste Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum und Autor vieler erfolgreicher Bücher. 1999 gründete er das Zukunftsinstitut, einen Prognose-Think-Tank, der heute zahlreiche europäische Unternehmen in allen Wirtschaftsbereichen berät. Seit 2007 ist er auch Dozent für Trend- und Zukunftsforschung an der Zeppelin-Universität, Friedrichshafen. Zuletzt erschien von ihm bei DVA Das Megatrend-Prinzip. Wie die Welt von morgen entsteht (2011).
Bibliographische Angaben
- Autor: Matthias Horx
- 2013, 320 Seiten, 1 Schwarz-Weiß-Abbildungen, Maße: 14,5 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: DVA
- ISBN-10: 3421044449
- ISBN-13: 9783421044440
- Erscheinungsdatum: 11.11.2013
Kommentar zu "Zukunft wagen"
0 Gebrauchte Artikel zu „Zukunft wagen“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Zukunft wagen".
Kommentar verfassen