Niederbayern-Krimi Doppelband: "Milchrahmstrudel" und "Eselsmilch"
Zwei Niederbayern-Krimis von Jutta Mehler:
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Produktinformationen zu „Niederbayern-Krimi Doppelband: "Milchrahmstrudel" und "Eselsmilch" “
Zwei Niederbayern-Krimis von Jutta Mehler:
- "Milchrahmstrudel - Fanni Rots fünfter Fall": Hat Fanni Rot die Leiche des Altenpflegers Roland Becker auf der Hintertreppe des Seniorenheims »Katherinenresidenz« nur geträumt? Man will es ihr zumindest einreden. Denn angeblich weilt der junge Mann höchst lebendig in den österreichischen Alpen. Doch Fanni glaubt, dass Roland Becker im Sarg des verstorbenen Herrn Bonner begraben wurde - und sieht sich gezwungen, in einem Mordfall ohne Leiche zu ermitteln.
- "Eselsmilch - Fanni Rots sechster Fall": Eigentlich wollten Fanni und Sprudel einfach nur gemeinsam ihren Urlaub genießen. Doch dann kommt Fannis Freundin Martha ums Leben, und Fanni wittert einen Mord. Mitten in Marokko beginnt sie im Mikrokosmos ihrer bayerischen Reisegruppe zu ermitteln - und bringt sich und Sprudel damit in höchste Gefahr.
Lese-Probe zu „Niederbayern-Krimi Doppelband: "Milchrahmstrudel" und "Eselsmilch" “
Milchrahmstrudel | Eselsmilch von Jutta Mehler1
Natürlich trug Fanni wieder selbst die Schuld daran, dass sie es war, die über den toten Pfleger stolperte.
Würde sie in der Katherinenresidenz, wie es sich gehörte, die Vordertreppe benutzt haben, dann hätte sie sich auf dem ersten Absatz nicht diesen beiden Schuhsohlen aus geripptem bräunlich gelbem Krepp gegenübergesehen (auf einer klebte ein Kaugummi, in die andere hatte sich ein Reißnagel eingetreten).
Nachdem sich Fannis Blick von dem Reißnagel losgerissen hatte, folgte er einer länglichen Scharte, die von einem kürzlich entfernten Splitter oder einer Scherbe stammen konnte, bis zur Spitze eines hellgrauen Turnschuhs.
Von da aus huschte ihr Blick über das Bein einer Jeans zum Saum eines T-Shirts, verfing sich für einen Moment in einem rötlich braunen Fleck, der bis zum Halsausschnitt des Shirts hinauf Zacken und Nasen in die weiße Baumwolle gefressen hatte, und irrte dann über einen blutverschmierten Hals zu einem vertrauten, aber erschreckend leblos wirkenden Gesicht.
Mord!, rief Fannis ungeliebte Gedankenstimme.
»Roland ... tot ... blutbesudelt ...«, stammelte Fanni.
Und er liegt direkt vor deinen Füßen! Was für ein grausiger Fund! Was für ein Fiasko!, meinte die Gedankenstimme hinzufügen zu müssen.
... mehr
Aus zwei Gründen war Fanni selbst schuld, dass sie in dieses Fiasko geraten war: Zum einen, weil sie im Seniorenheim stets die Hintertreppe benutzte, um bloß niemandem zu begegnen, dem sie Guten Tag sagen oder mit dem sie gar ein Schwätzchen halten musste. Zum andern, weil sie nicht wie alle anderen Angehörigen der in der Katherinenresidenz beheimateten Senioren ihren Besuch tags zuvor gemacht hatte, als anlässlich der Einweihung der neuen hauseigenen Kapelle auswärtige Gäste dringend erwünscht gewesen wären.
»Ich gehe regelmäßig mittwochs zu Tante Luise«, hatte Fanni ihrem Mann mit fester Stimme entgegnet, als er sie aufgefordert hatte, der Einladung des Heimleiters zu den Feierlichkeiten zu folgen. »Mittwochs um vier gehe ich. Und daran werde ich nichts ändern, egal wie viele Kapellen, Hallenbäder, Bierstüberl, Leseecken, Sonnenschirme und Bettpfannen im Seniorenheim eingeweiht werden.«
»Weil du ein verstocktes, widerborstiges, dickschädeliges Trumm bist«, hatte Hans Rot geantwortet, und Fanni hatte genickt, weil es sich wohl wirklich so verhielt.
Luise Rot - unverheiratet, kinderlos und seit gut einem Jahr an den Rollstuhl gefesselt - war die Tante von Fannis Ehemann Hans Rot. Mangels geeigneterer Kandidaten hatte er die Pflegschaft der Dreiundachtzigjährigen übernommen und sie in der Katherinenresidenz untergebracht, einem von Erlenweiler nur fünf Kilometer entfernt liegenden Seniorenheim.
Das Gros der Aufgaben als Betreuer seiner Tante (Schriftverkehr, Telefonate, Abrechnungen) konnte Hans Rot während der Arbeitszeit im Kreiswehrersatzamt erledigen, wo sich seine beruflichen Pflichten ohnehin von Woche zu Woche dürftiger gestalteten. Schon vor Jahren war das Amt in ein reines Musterungszentrum umgewandelt worden, dem nun ebenfalls das Aus drohte, seit Karl-Theodor zu Guttenberg bei »Beckmann« verkündet hatte: »Die Musterung ist ebenso schwer zu rechtfertigen wie die Wehrpflicht als solche. «
Dementsprechend war der Posten des bevollmächtigten Betreuers von Tante Luise für Hans Rot ein Geschenk des Himmels, denn mit einem Mal hatte er wieder etwas zu tun am Arbeitsplatz, konnte sich wieder dazu berechtigt fühlen, an seinem Schreibtisch zu sitzen und beschäftigt zu wirken. Zweckmäßigerweise lag die Katherinenresidenz inmitten eines kleinen Parks, der an das Gebäude angrenzte, in dem sich das Musterungszentrum befand, sodass Hans Rot täglich nach der Mittagspause oder vor Dienstschluss auf einen Sprung bei Tante Luise vorbeischauen konnte.
»Und du«, hatte er zu Fanni gesagt, nachdem Tante Luise ins Seniorenheim umgesiedelt war, »wirst dich auch öfter bei ihr sehen lassen. Wenigstens einmal die Woche.«
»Gut«, hatte Fanni sich gefügt, »regelmäßig mittwochs nach dem Einkaufen werde ich sie besuchen.«
So hatte sie es dann auch eingeführt und stur beibehalten - Josefi-Umtrunk, Kapelleneinweihungen, Maibaumaufstellen, Grillfest, Nikolausfeier hin oder her.
Weil du ein verstocktes, widerborstiges, dickschädeliges Trumm bist!
Ja.
Eine Soziopathin, wie Hans Rot schon vor Jahren richtig diagnostiziert hat!
Ja.
So eilte Fanni also auch am Mittwoch, dem 23. Juni, um sechzehn Uhr die Hintertreppe des Seniorenheims hinauf und stieß dort, wo die Stufen auf halbem Weg zwischen Erdgeschoss und erstem Stock eine Biegung machten und dadurch einen breiten Absatz entstehen ließen, auf die blutbefleckte Leiche - genau genommen auf die mutmaßliche Leiche - des Pflegers Roland Becker.
Es war keineswegs das erste Mal, dass Fanni ein Todesopfer entdeckte. Im Vorjahr hatte sie Willi Stolzer tödlich verletzt im Deggenauer Klettergarten gefunden, und etliche Monate davor hatte sie den Birkdorfer Pfarrer leblos am Grab des Bürgermeisters liegen sehen. Drei Jahre war es her, dass Fanni auf dem Gipfel des Großen Falkenstein jenem weißen Turnschuh begegnete, der zu einem ermordeten Mädchen gehörte; und vier Jahre waren vergangen, seit Fanni die pinkfarbene Sandale an einer Toten erblickte, die als Fannis Nachbarin Mirza bekannt gewesen war.
Alle gewaltsam ums Leben gebrachten und kurz darauf von Fanni aufgefundenen Personen hatten stets geduldig ausgeharrt, bis die Polizei eintraf. Sie hatten sich untersuchen und obduzieren lassen, hatten dies und das preisgegeben und letztendlich in der einen oder anderen Weise auf den Täter hingewiesen.
Doch diesmal sollte alles anders sein.
Fanni drückte sich an dem reglos Daliegenden vorbei und hastete die Treppe zum ersten Stock hinauf, um Hilfe zu holen.
Eine Schwester muss her, besser noch ein Arzt, pochte es in ihrem Kopf. Womöglich lässt sich Roland wiederbeleben - mit Sauerstoff, mit Herzmassage, mit irgendwas. Dass er daliegt wie ein Toter muss noch gar nichts heißen. Er ist doch noch so jung - dreißig höchstens.
Schwesternzimmer, zweiter Gang links!
Außer Atem erreichte sie die Tür mit der Aufschrift »Station I«.
Fanni klopfte kurz an, dann drückte sie die Klinke und öffnete. Drei leere Stühle und drei leere Kaffeetassen glotzen ihr entgegen. Sie warf die Tür wieder zu und schaute gehetzt den Gang hinauf und hinunter.
Aufenthaltsraum - im nächsten Flur!
Fanni setzte sich in Bewegung. Auf jedem Stockwerk gab es eine gemütliche, durch Paravents und Pflanzen vom Hauptflur abgetrennte Ecke, in der sich diejenigen Senioren zusammenfanden, die ein, zwei Stündchen in Gesellschaft verbringen wollten. Fanni rechnete damit, dort auch eine der Schwestern anzutreffen, denn Luise hatte ihr erzählt, dass das Pflegepersonal alle Hände voll damit zu tun hatte, in den Aufenthaltsräumen Streit zu schlichten und Tränen zu trocknen.
Doch nicht einmal Dellen in den Polstermöbeln zeugten davon, dass kürzlich jemand hier gesessen hatte.
Fanni begann zu hecheln. Wo waren sie denn alle? Wo, verflucht noch mal, waren die Schwestern? Um vier Uhr nachmittags mussten sie weder Mahlzeiten verteilen noch Medikamente ausgeben.
Lauf einfach die Gänge entlang. Irgendwo musst du ja auf jemanden treffen!
Fanni rannte los.
Sie bog zweimal ab, rannte weiter, nahm die nächste Ecke und stieß in etwas Weiches.
Als sie den Blick hob, sah sie in die vorwurfsvollen Augen des Pflegedienstleiters Erwin Hanno.
Er nahm sie bei den Schultern und schob sie ein Stückchen von sich weg, damit wieder Luft zwischen sie und seinen fülligen Körper strömen konnte.
Fanni registrierte, dass Herrn Hannos Schnurrbart indigniert zitterte.
»Aber Frau Rot«, sagte er streng. Plötzlich stutzte er. »Geht es Ihrer Tante etwa nicht ...«
Fanni schüttelte ungestüm den Kopf. »Nein, es handelt sich um Roland. Schnell, kommen Sie mit. Roland Becker, der Pfleger, liegt blutüberströmt auf der Hintertreppe.«
Sie begann wieder zu laufen.
Weil sie keine Schritte hinter sich hörte, wandte sie den Kopf und rief über die Schulter zurück: »Beeilen Sie sich! Vielleicht ist ihm ja noch zu helfen.«
Da setzte sich der Pflegedienstleiter in einen schaukelnden Trab.
Fanni rannte zur Treppe, nahm die Stufen zum Absatz hinunter in drei Sprüngen und kam am angeblichen Fundort der angeblichen Leiche zum Stehen.
Und dann stierte sie mit offenem Mund die marmorierten Bodenfliesen an, auf denen es nichts zu sehen gab - nicht einmal eine Staubfluse.
Schwer atmend traf Erwin Hanno am Treppenabsatz ein.
»Ich ...«, sagte Fanni.
Ein missbilligender Blick traf sie und ließ sie verstummen.
Fanni schluckte. Ihre Augen suchten den Fußboden ab, musterten die Wände.
Nichts.
Sie schaute zum Pflegedienstleiter auf, der sichtlich entrüstet war.
»Er ...«, krächzte Fanni, räusperte sich, sprach stockend weiter: »Er wird sich weggeschleppt haben. Wir müssen ihn suchen. Müssen ihn finden, bevor er tot zusammenbricht.«
Hanno hob die buschigen Brauen. »Sagten Sie nicht, Sie sahen Becker ›blutüberströmt‹ daliegen?«
Fanni nickte.
Der Pflegedienstleiter blickte die Treppenstufen hinauf und hinunter, dann runzelte er die Stirn. »Hier hat sich niemand aufgehalten, der blutete. Wie soll er sich weggeschleppt haben, ohne Blutflecken, ohne eine Schmierspur, ohne die kleinste Fährte zu hinterlassen?«
»Aber ich habe Roland doch gesehen«, begehrte Fanni auf. »Hier lag er, und sein T-Shirt war blutig, und seine Augen starrten mich blicklos an.«
Erwin Hannos Augen starrten Fanni nun ebenfalls an, doch keineswegs blicklos. Sie ließen deutlich erkennen, dass sich der Pflegedienstleiter Sorgen um Fannis Geisteszustand zu machen begann. Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck, wirkte auf einmal professionell und abgeklärt. Seine Stimme klang jetzt beschwichtigend.
»Womöglich hat Ihnen Ihre Phantasie einen Streich gespielt, Frau Rot. Das kann schon mal vorkommen. Man ist in Eile, saust hastig die Treppe hinauf. Der Kreislauf nimmt einem solche Hetze übel, rächt sich mit Schwindelgefühl, Halluzinationen, Sinnestäuschungen.«
Fanni straffte sich. »Ich - habe - mir - das - nicht - eingebildet! « Sie holte Luft und fuhr beherzt fort: »Mir war weder schwindelig, noch hatte ich Halluzinationen. Roland Becker lag genau hier.« Sie deutete auf ihre Fußspitzen. »Und statt da herumzustehen, wo er nun nicht mehr liegt, sollten wir nach ihm suchen. Im Erdgeschoss am besten, denn vermutlich hat er sich abwärtsbewegt, sonst hätten wir ihm ja begegnen müssen. « Rebellisch stiefelte sie die Stufen hinunter.
Der Pflegedienstleiter folgte ihr zögernd.
Fanni verharrte am Ende der Treppe und sah sich um. Rechts zweigte der Gang ab, der zur rückwärtigen Tür führte, durch die man auf den Parkplatz gelangte. Geradeaus ging es an einem Fahrstuhl vorbei zum Schwimmbad, und links gab es einen Flur, von dem aus man die Kapelle, den Haupteingang und das Kaffeestüberl erreichte.
Nirgends befand sich eine Spur, die darauf hindeutete, dass sich hier soeben ein Schwerverletzter mit einer blutenden Wunde in der Brust entlanggeschleppt haben könnte.
Erwin Hanno legte seine massige Hand auf Fannis Arm. »Sie gehen jetzt in das Zimmer Ihrer Tante, und ich schicke Ihnen Schwester Monika mit einer Tasse Baldriantee. Sie müssen sich beruhigen, Frau Rot, mit - ähm - Nervenleiden ist nicht zu spaßen.«
Fanni wollte sich gerade gegen das Wort »Nervenleiden« verwahren, mit dem der Pflegedienstleiter aller Wahrscheinlichkeit nach »Irresein« meinte, da hörte sie ein Rumpeln hinter der mannshohen Topfpflanze, neben der sie stand. Sie machte einen Schritt zur Seite, schaute an der Pflanze vorbei und entdeckte eine unscheinbare Tür, die ihr bisher nie aufgefallen war. An dieser Tür haftete, ein wenig über Fannis Augenhöhe, ein Schild mit der Aufschrift »Aussegnungsraum «, darunter befand sich ein schmales goldenes Kreuz. Fanni glotzte den Schriftzug an und versuchte, sich darüber klar zu werden, was in einem Aussegnungsraum normalerweise vor sich ging. Da hörte sie die Stimme des Pflegedienstleiters in ihrem Rücken.
»Herr Bonner, Amtsrat a. D., der zehn Jahre seines Ruhestands in unserer Residenz verbracht hat, ist gestern verstorben. « Hanno trat neben Fanni und sah auf seine imposante Armbanduhr. »Die Herren vom Bestattungsinstitut wollten ihn zwischen sechzehn und siebzehn Uhr abholen kommen. Der Hausmeister ist wohl gerade dabei, alles dafür vorzubereiten. Anschließend muss der Raum gesäubert werden.«
»Wir sollten vorsorglich nachsehen, ob ...«, begann Fanni, verstummte jedoch, als sie Herrn Hannos Miene sah.
Ein Wort mehr, und er ruft dieses Klinikpersonal aus Mainkhofen, das Zwangsjacken und Betäubungsspritzen im Gepäck führt!
Ich muss ihn loswerden, dachte Fanni, ich muss ihn loswerden, diesen selbstgerechten Fleischkloß, damit ich unbehelligt nach Roland suchen kann.
Dann musst du jetzt eben so tun, als würdest du einsehen, dass du halluziniert hast!
Gut, ich werde also pro forma den Baldriantee akzeptieren, entschied Fanni.
Doch bevor sie sich bei Erwin Hanno für die Aufregung, die sie ihm bereitet hatte, entschuldigen und seinen Vorschlag annehmen konnte, bemerkte sie erstaunt, wie sich der Mund des Pflegedienstleiters zu einem gewinnenden Lächeln verzog.
Aber ich habe ja noch gar nichts gesagt, dachte Fanni, oder habe ich doch schon?
Sollte Hanno recht haben? War sie verrückt?
Da hörte sie eine gereizte Stimme hinter sich. »Wo bleiben Sie denn, Hanno? Das Meeting war für sechzehn Uhr fünfzehn angesetzt. Pünktliches Erscheinen obligatorisch - wie wir es seit jeher handhaben.«
Die Stimme klang nicht fremd. Fanni hatte diesen Mann schon hie und da reden hören, allerdings in einem weit freundlicheren Tonfall.
Sie drehte sich um.
Achim Müller nickte ihr einen knappen Gruß zu und fuhr an den Pflegedienstleiter gewandt fort: »Schnell jetzt, Hanno. Man wartet auf Sie. Dr. Benat spricht mit vollem Recht von Brüskierung.«
Daraufhin eilten die beiden Herren davon, ohne Fanni auch nur eines Abschiedsblickes zu würdigen.
Der Führungsstab der Katherinenresidenz traf sich also zu einer Besprechung, Müller, der Heimleiter, Lex von der Verwaltung, Huber vom sozialen Dienst, Hanno, der Pflegedienstleiter, und Dr. Benat, der Berufsbetreuer. Womöglich waren auch die Stationsschwestern dazu eingeladen, der Reinigungsdienst - und der Koch.
Je mehr, desto besser, dachte Fanni. Wer im Konferenz- raum sitzt, kann mir bei der Suche nach Roland nicht in die Quere kommen.
Sie wartete, bis Müller und Hanno in Richtung Haupteingang abbogen. Kaum waren die beiden außer Sicht, wandte sie sich wieder der Tür mit der Aufschrift »Aussegnungsraum « zu. Im Moment drangen nur leise Geräusche heraus: Rascheln, Schlurfen, Gleiten.
Da drin werde ich auf alle Fälle mal nachsehen, dachte sie entschlossen, legte die Hand auf den Türgriff- und zögerte.
Memme!
Fanni biss die Zähne zusammen, drückte die Klinke hinunter und ließ sie im selben Augenblick wieder los. Ein scharrendes Geräusch hinter ihr hatte sie erneut zu einem Rückzieher veranlasst.
Sie warf einen Blick über die Schulter.
Aus dem Gang, der zu den rückwärtigen Parkplätzen führte, schob sich ihr eine Rollbahre entgegen, die von zwei Herren in dunklen Anzügen flankiert war.
Sechzehn Uhr dreißig, meldete sich Fannis Gedanken- stimme überklug. Das sind die Bestatter von Herrn Bonner, die Erwin Hanno vorhin angekündigt hat!
Fanni verschmolz mit der Topfpflanze und hielt die Luft an, als einer der Herren vortrat und die Tür zum Aussegnungsraum bis zum Anschlag öffnete. Die Bahre rollte hinein.
Fanni reckte den Hals.
»Schon alles komplett erledigt«, hörte sie ihn überrascht sagen. »Sogar der Deckel ist bereits drauf, allerdings noch nicht verschraubt. Trotzdem haben Sie uns heute eine Menge Arbeit abgenommen.«
Sie bekam mit, wie der andere murmelte: »Ist ja mal was ganz Neues. Andererseits kann man wohl eine kleine Gefälligkeit erwarten, wenn man zweimal herkommen muss, weil beim ersten Mal der Totenschein noch nicht ausgestellt ist.« Laut sagte er: »Haben Sie die Papiere jetzt parat?«
»Hä?«, fragte eine raue Stimme.
Der zweite Bestatter wandte sich an seinen Kollegen. »Ich frage im Verwaltungsbüro nach.«
Fanni duckte sich.
Sobald der Herr vom Bestattungsinstitut an ihr vorbei war, kam Fannis Nase wieder hinter der Topfpflanze hervor.
Sie sah einen Mann in Arbeitskleidung mit einem Eimer in der Hand an der offenen Tür vorbeigehen, der grummelte: »Mittag ... Todesfall ... Dekoration.«
»Ja, ja«, vernahm sie die freundliche Stimme des im Aussegnungsraum verbliebenen Bestatters, den sie im Moment nicht sehen konnte, »in Altenheimen muss man an manchen Tagen mit gleich zwei oder drei Todesfällen rechnen. Aber genauso gut kann es vorkommen, dass wochenlang überhaupt niemand stirbt.«
Die raue Stimme gab eine Antwort, die Fanni nicht verstehen konnte, denn sie musste sich wieder ducken, weil der zweite Bestatter mit einigen Schriftstücken in der Hand zurückkam.
Als er im Aussegnungsraum verschwunden war, riskierte sie erneut einen Blick und konnte beobachten, wie die beiden Herren in den dunklen Anzügen einen geschlossenen Sarg von einem Podest auf die Rollbahre schoben. Einen Augenblick später glitt der Sarg an ihr vorbei.
Die Tür blieb offen.
Fanni trat einen Schritt näher und schaute in den Raum, der von einem leisen Brummen erfüllt war. Der Mann in Arbeitskleidung bestückte soeben zwei silberne Ständer mit frischen Kerzen.
Fanni kannte ihn vom Sehen: Knollennase, schütteres Haar, Wieselaugen - es war der Hausmeister. Offenbar hatte er ihren Blick gespürt, denn er drehte sich abrupt zu ihr um.
»Was wollen Sie denn? Sich von Herrn Bonner verabschieden? Zu spät. Er ist gerade weg.«
»Zu spät«, echote Fanni und fügte ein »Schade« hinzu.
»Ja dann«, sagte der Hausmeister, weil sich Fanni nicht von der Stelle rührte. Sie hatte in einer Ecke einen riesigen grauen Müllsack entdeckt, der prall gefüllt und oben zugebunden war. Er lehnte schräg im Winkel der beiden Außenwände, machte aber den Eindruck, als wolle er nicht mehr lange stehen bleiben. Aus jener Ecke schien auch das Brummen zu kommen.
Fanni gelang es nicht, den Blick von dem Müllsack loszureißen.
»Herr Bonner kommt nicht mehr«, sagte der Hausmeister.
»Und wer kommt jetzt?«, fragte Fanni.
»Hä?«
»Wer ist denn gestorben? Sie dekorieren doch gerade neu.« Fanni deutete auf zwei Bodenvasen, in denen Asparagus und je drei weiße Lilien steckten, die sie für künstlich hielt.
»Gestorben? Hä? Der Nächste halt.«
Fanni hatte den Raum betreten und bewegte sich unauffällig in Richtung des Müllsacks. Dazu musste sie an einem Möbelstück vorbei, das sich an der rückwärtigen Wand befand und mit einem Gobelin zugedeckt war, auf dem ein Asparagus-Lilien-Bukett lag.
Hört es sich nicht so an, als käme das Brummen direkt aus dem Gobelin?
Klar, begriff Fanni, der Kasten darunter ist die Quelle des Brummens.
Plötzlich zog sie die Nase kraus.
Die Lilien auf dem verhüllten Kasten, die Fanni ebenfalls für künstlich hielt, verströmten einen intensiven Geruch nach ... Wonach bloß?, fragte sie sich.
Nach parfümiertem Kompost!
Ja, dachte Fanni, süßlich und ein bisschen faulig.
Sie vermutete, dass das Bukett als Blumenschmuck für den Verstorbenen vorgesehen war, der gleich hier aufgebahrt werden sollte.
»Hä ...«, machte der Hausmeister.
Fanni lächelte ihn an. »Was für ein wunderhübsches Bukett. «
»Abschiedsgruß von der Heimleitung«, erklärte der Hausmeister daraufhin griesgrämig, nahm einen Besen und fing an, den Fußboden zu fegen.
Fanni stand jetzt neben dem Müllsack. Sie stieß mit der Fußspitze dagegen, was ihn ein Stückchen weiter in die Schräge rutschen ließ.
»Fällt ja eine Menge Müll an, in so einem Aussegnungsraum «, sagte sie.
Der Hausmeister rückte mit seinem Besen näher. »Verwelktes Gewächs, verdreckter Zellstoff, stinkt wie der Teufel, das Zeug.« Er packte den Müllsack, der offensichtlich schwer war, und schleifte ihn zur Tür.
Fanni folgte ihm. »Wo bringen Sie -?«
Der Hausmeister ließ sie nicht ausreden. »Gute Frau, Sie stehn hier im Weg. Ich muss da drin jetzt fertig werden. Hab nicht den ganzen Tag Zeit, hä.« Er ließ den Müllsack los, der umkippte und als Hügel auf dem Boden liegen blieb.
»Entschuldigen Sie, dass ich Sie gestört habe«, erwiderte Fanni und legte eine Hand auf den Hügel. Sie fühlte Drahtgeflecht, dicke, harte Stängel und weiche, runde Klumpen.
Was du fühlst, ist das verwelkte Bukett, das Herrn Bonners Leiche geziert hat! Die Lilien sind eben doch echt, sie riechen ja auch! Hast du wirklich gemeint, in dem Müllsack steckt Roland drin? Du hast sie doch nicht alle, Fanni!
Fanni verdrückte sich.
Sie trottete den Gang zum Schwimmbad hinunter, schaute in die leere Halle, blickte auf die unbewegte Wasserfläche.
Gleich fünf. Es ist Abendessenszeit! Da geht keiner baden! Vermeintlich tote Pfleger schon gar nicht!
Fanni kehrte um und beschloss, noch in der Kapelle und im Kaffeestüberl nachzusehen. Irgendwo musste Roland doch sein. Weit konnte er sich nicht geschleppt haben mit einer Wunde mitten in der Brust.
Sie fand nirgends eine Spur von ihm.
Du solltest dich mal lieber auf den Weg zu Tante Luise machen.
Tante Luise!
Allerdings! Sie wartet schon seit einer guten Stunde auf dich! Willst du die Suche nach dem Pfleger-Phantom nicht vorerst einstellen?
Fanni jagte die Treppe hinauf.
Hans Rots Tante war mit ihrem Rollstuhl an den Esstisch gerückt worden und schaufelte sich gerade einen großen Brocken, von dem weiße Soße troff, in den Mund.
»Milchrahmstrudel«, sagte sie mit vollen Backen.
Liegt, wie es scheint, in der Familie, diese Unart, dachte Fanni. Hans Rot schluckt auch nie, bevor er spricht.
Ihr Blick wanderte von den kauenden Kiefern abwärts, und wie immer, wenn sie Luises Aufmachung sah, musste sie sich das Lachen verbeißen.
Luise trug einen rosafarbenen Pulli mit Applikationen aus Silberpailletten. Über ihren Knien lag eine rosa. Häkeldecke; die Füße, die darunter hervorlugten, steckten in rosa Pantöffelchen, deren oberer Rand mit rosa Federn verbrämt war.
Fanni hatte sich schon ein paarmal gefragt, ob Luise dieses Faible für Rosa schon vor ihrem Unfall gehabt hatte. Hatte sie in rosa Blüschen und rosa Schühchen ihre Gemüsebeete umgegraben?
Rosa Schürze und rosa Gummistiefel!
Ja, dachte Fanni, so könnte man sich Luise bei der Arbeit vorstellen.
Hans Rots Tante hatte die letzten zwanzig Jahre ein Häuschen im Schwarzwald ganz allein bewohnt und so gut wie keinen Kontakt mit der Verwandtschaft gepflegt. Aus den dürftigen Erzählungen ihres Mannes hatte Fanni gefolgert, dass Luise ihr Haus und ihren Garten stets eigenhändig in Schuss gehalten hatte. Laut Hans hatte sie persönlich die Hecke geschnitten, die ihr Grundstück einfasste, die Beete umgegraben und sogar Malerarbeiten und alle möglichen Reparaturen ausgeführt.
Doch genau das war ihr letztendlich zum Verhängnis geworden. Beim Reinigen der Dachrinne war sie vergangenes Frühjahr von der Leiter gestürzt und hatte sich schwer verletzt. Die Blessuren im Gesicht und die Prellungen der Rippen heilten zwar bald wieder, aber Luises Beine waren gelähmt.
Und das würde auch so bleiben, meinten die Ärzte im Krankenhaus trocken.
Als nächster Verwandter Luises war Hans Rot von dem Unfall verständigt worden und umgehend nach Freiburg gereist. Mangels besserer Alternativen hatte Luise inzwischen den pragmatischen Entschluss gefasst, ihr Häuschen zu verkaufen, um von dem Erlös die Kosten für ein gepflegtes Seniorenheim aufbringen zu können.
Offenbar hatte sie Vertrauen zu Hans Rot gefasst, denn sie hatte ihn mit der Abwicklung des Verkaufs beauftragt und kurz darauf erklärt, ein Seniorenheim in der Nähe von Erlenweiler wählen zu wollen, damit er - so weit erforderlich - ihre Betreuung übernehmen konnte.
Fanni musste zugeben, dass es ihrem Mann gelungen war, die Tante komfortabel unterzubringen. Luise bewohnte in der Katherinenresidenz ein kleines Apartment, das aus einem Wohnzimmer mit Schlafnische, einem Badezimmer, einer winzigen Küche und einem noch winzigeren Balkon bestand. Die meisten der antiken Möbel, die Luise zuvor besessen hatte, waren zwar verkauft worden, doch der glänzende Mahagonitisch, die Biedermeierkommode und noch ein paar seltene Stücke hatten in der Wohnung Platz gefunden.
»Ausgezeichnet, vorzüglich«, sagte Tante Luise mampfend. »Solltest du dem Hans mal vorsetzen, würde ihm schmecken. «
»Hans mag keine Mehlspeisen«, entgegnete Fanni.
Tante Luise winkte ab. »Ich wette, Milchrahmstrudel würde er lieben. Du rollst eine leckere Füllung in Strudelteig - Äpfel, Rosinen, gemahlene Nüsse oder vielleicht Kirschen, Honig, gemahlene Mandeln -, praktizierst den Strudel in einen tiefen Schmortopf und übergießt ihn großzügig mit Milch und Sahne. Vierzig Minuten in die Backröhre, und fertig ist das Leibgericht.«
Sie kratzte den Teller leer. »Ich hätte dich ja kosten lassen, aber meine Portion war wieder besonders klein heute. Schwester Monika, die blöde Ziege, achtet kein bisschen auf die Vorlieben ihrer Schäfchen. Roland ist da viel mehr auf Draht. Er bringt mir immer die größte Portion vom Milchrahmstrudel - er sagt ja Milirahmstrudel dazu - und die kleinste von den Kohlrouladen.«
Luise schüttelte sich, als wolle sie den Gedanken an Kohlrouladen weit wegschleudern. »Roland ist auch ein Schleckermaul, hat er mir neulich gestanden. Aber er selbst, sagt er, kann überhaupt nicht kochen, nicht mal Rührei. Er holt sich seine Mahlzeiten bei McDonald's oder beim Türken.« Sie schnitt eine Grimasse. »Fast Food.«
»Hat Roland Becker heute etwa dienstfrei?«, fragte Fanni aufgeschreckt.
Tante Luise sah sie vorwurfsvoll an. »Der Junge ist schon eine ganze Weile nicht mehr bei mir aufgetaucht.« Sie zog die Stirn in Falten. »Dreimal Milchrahmstrudel lang.«
»Wie? Was meinst du damit?«, musste Fanni nachfragen. »Ja, was gibt's denn daran nicht zu verstehen?«, erwiderte Tante Luise ungehalten. »Mittwochs kriegen wir immer Milchrahmstrudel, oder Milirahmstrudel, wenn du so willst - das wüsstest du, wenn du dir an deinem Besuchstag länger als vierzig Minuten für mich Zeit nehmen würdest. Und heute hatte ich zum dritten Mal die Kriegsration, weil es den Schwestern nämlich total schnuppe ist, was sie uns Alten vorsetzen.«
Fanni musste schmunzeln.
Eventuelle fortschreitende Lähmungserscheinungen hätten spätestens vor Tante Luises Mundwerk erschrocken halt gemacht.
»Roland hat sich vielleicht eine Zeit lang Urlaub genommen und kommt schon bald zurück«, sagte Fanni beschwichtigend.
Als Gespenst war er vorhin bereits da!
»Das hoffe ich«, antwortete Tante Luise. »Ich mache mir nämlich ein bisschen Sorgen, dass Hanno ihn geschasst hat. Aber wenn es so wäre, warum hört man dann nichts darüber? «, fügte sie mehr zu sich selbst hinzu.
»Weshalb hätte Hanno das denn tun sollen?«, erkundigte sich Fanni.
»Oho«, machte Tante Luise. »Da gäbe es einen Haufen Gründe für unsern guten Pflegedienstleiter.«
Fanni wartete.
Bereitwillig begann Luise an den Fingern aufzuzählen.
Daumen: »Roland kriecht Hanno nicht in den Arsch, wie die Schwestern es machen. Die schmieren dem Pflegedienstleiter Honig ums Maul und lassen ihn kein bisschen merken, dass sie ihm dreimal täglich die Pest an den Hals wünschen. «
Zeigefinger: »Roland ist bei uns Alten beliebt wie niemand sonst im ganzen Haus. Wenn er ins Zimmer tritt, bleckt sogar die sieche Nagel ihr nacktes Zahnfleisch. Für Hanno hat keiner von uns was übrig.«
Mittelfinger: »Roland hat den Heimleiter schon ein paarmal auf Missstände im Pflegedienst hingewiesen.«
Ringfinger: »Roland versteht von Altenpflege und allem, was damit zusammenhängt, eine Menge mehr als Hanno. Er hat eine bessere Ausbildung als die meisten hier. Hat schon im Seniorenwohnpark in Landshut und in der Seniorenresidenz auf der Wittelsbacherhöhe in Straubing gearbeitet.« Tante Luise machte mit dem kleinen Finger winzige Seitwärtsbewegungen: »Und Roland ist auf Hannos Posten scharf.«
Himmel, dachte Fanni, woher weiß sie das alles? Tante Luise kommt ohne Hilfe nicht mal aus dem Zimmer, geschweige denn aus dem Haus.
Sie sah Luise wissend lächeln. »Fannilein, wenn man hier nicht hinterm Mond leben will, muss man hinhorchen - auf jedes Wort, jeden Tonfall, jede Klangfarbe.«
»Aber schon einfaches Hinsehen«, erwiderte Fanni, »verrät mir, dass Erwin Hanno noch nicht alt genug ist, um in den Ruhestand zu gehen.«
»Er ist erst fünfundfünfzig«, antwortete Tante Luise prompt, »und daraus folgt, dass Hanno zurückgestuft würde, falls es Roland gelänge, ihn zu verdrängen.« Sie lehnte sich genüsslich zurück, als warte sie auf den Beginn eines besonders spannenden Films.
»Doch so weit wollte es Hanno nicht kommen lassen«, sagte Fanni gedankenverloren.
Tante Luise hob schulmeisterlich den Zeigefinger. »Andererseits kann Hanno nicht einfach einen Pfleger entlassen, ohne gute Gründe dafür anzuführen.«
Plötzlich tippte sie sich an die Stirn. »Unsinn, Hanno kann überhaupt niemanden entlassen. Das ist Sache der Heimleitung - und die will vermutlich sehr gute Gründe dafür vorliegen haben.«
Es klopfte, und gleich darauf trat eine Schwester ein. »Abendritual, Frau Rot«, sagte sie fröhlich. »Katzenwäsche, Nachthemd, Schlaftablette.« Sie öffnete gerade die Tür zu Tante Luises Badezimmer, da meldete sich ihr Piepser. »Frau Nagel scheint noch was zu brauchen«, verkündete sie und eilte davon.
»Die Nagel macht's nicht mehr lang«, sagte Tante Luise geringschätzig. »Als sie vor etlichen Jahren nach ihrem ersten Schlaganfall hierherkam, soll sie immer davon geredet haben, dass sie bald wieder in ihr geliebtes Haus in einem Deggendorfer Nobelviertel zurückkehren würde. Na ja, undenkbar war das damals vielleicht nicht. Bloß ist es nie dazu gekommen. Und seit ich hier bin, geht es wirklich drastisch bergab mit ihr: vor acht Monaten Oberschenkelhalsbruch - schlecht verheilt; kurz darauf Verdacht auf Nierensteine; inzwischen schnell fortschreitende Herzschwäche; und dann - vergangene Woche - der zweite Schlaganfall. Spätestens zum nächsten Milchrahmstrudel liegt die Nagel in der Leichenkammer, darauf wette ich.«
Luises Jargon wird von Woche zu Woche derber, sagte sich Fanni im Stillen. Oder hat sie immer schon so geredet, und es ist mir nur nicht aufgefallen?
Plötzlich kam ihr etwas in den Sinn. »Wer ist eigentlich heute verstorben?«, fragte sie.
»Keiner«, antwortete Tante Luise mit fester Stimme.
»Doch«, widersprach Fanni, »heute Mittag muss jemand gestorben sein. Der Hausmeister war in großer Eile, den Aussegnungsraum wieder ...«
»Fannilein«, unterbrach Tante Luise sie frostig, »wenn ich dir sage, dass heute keiner von den Insassen des Altenheims über den Jordan gegangen ist, dann kannst du mir das getrost glauben. Hier gibt niemand den Löffel ab, ohne dass ich umgehend davon erfahre.« Luise reckte die Nase in die Luft, als könne sie es riechen, welches Seniorenzimmer von Gevatter Tod demnächst heimgesucht werden würde.
Ich traue ihr zu, dass sie das kann, dachte Fanni.
»Schieb mich schon mal ins Badezimmer«, verlangte Luise. »Den Waschlappen kann ich mir selbst durchs Gesicht ziehen, bis die Schwester mit der Nagel fertig ist. Und du machst am besten, dass du nach Hause kommst. Höchste Zeit, deinem Mann das Abendbrot vorzusetzen.«
Termin längst verpasst!
Trotzdem Zeit zu gehen, sagte sich Fanni und verabschiedete sich.
Vor Luises Tür bog sie automatisch in Richtung Hintertreppe ab, doch dann blieb sie stehen.
Nicht heute, nein, heute nicht mehr, summte es in ihrem Kopf.
Entschieden drehte sie sich um und wandte sich dem Flur zu, der in die Haupttreppe mündete und über diese ins Foyer führte.
Da wirst du jetzt sowieso niemanden mehr antreffen, die Senioren sind bereits auf dem Weg ins Bett und die Verwaltungsangestellten längst auf dem Weg nach Hause!
Fanni hastete die zwei Stockwerke hinunter, passierte die beiden gipsernen Löwen, die den Aufgang bewachten, warf einen missbilligenden Blick auf die verspiegelten, mit Kunstblumen bestückten Kübel, die den Zugang zum Foyer markierten, und hielt stracks auf die Voliere mit den nachgebildeten Vögeln zu, neben der sich die Eingangstür befand.
Auf Höhe der Voliere merkte sie, dass außer ihr noch jemand die Halle betreten haben musste, denn ein synthetischer Kanarienvogel erzitterte im Luftzug einer zufallenden Tür.
Im nächsten Moment hörte sie die gewohnt freundlich klingende Stimme von Herrn Müller. »Ah, Frau Rot. Gut, Sie noch mal zu treffen. Hanno ...« Der Heimleiter unterbrach sich, atmete durch und sagte dann schmeichlerisch: »Wie geht es denn der Tante Ihres Gatten?«
Fanni war bass erstaunt darüber, dass Müller, der sie vorhin kaum wahrgenommen hatte, nun auf einmal wusste, wen sie besucht hatte; und noch erstaunter war sie darüber, dass er sich mit ihren Familienverhältnissen so genau auskannte. Die Verblüffung brachte sie für einen kurzen Moment aus dem Konzept.
»Ja ... danke ... es geht ... die Beine halt«, stammelte sie, bis sie sich so weit gefasst hatte, um geläufiger hinzufügen zu können: »Tante Luise fühlt sich recht wohl hier in der Katherinenresidenz.«
»Das freut mich«, erwiderte der Heimleiter. »Das freut mich außerordentlich. Herrn Benat, unserm Berufsbetreuer und mir ist es nämlich das allerallergrößte Anliegen, dass sich unsere Senioren hier wohlfühlen, dass sie ihren Lebensabend vollauf genießen.«
»Seniorenbetreuung scheint Ihnen beiden ja sehr am Herzen zu liegen«, sagte Fanni daraufhin geistlos.
»Ja, ganz außerordentlich«, erwiderte Müller schwärmerisch. »Und ich darf sagen, dass unser unermüdlicher Einsatz der Katherinenresidenz einen hervorragenden Ruf verschafft hat. Wir können uns vor Anfragen nach Heimplätzen kaum retten, und Dr. Benat werden laufend Berufsbetreuungen angetragen - in allen Seniorenheimen der Stadt, besonders häufig aber in der Katherinenresidenz.«
Der Heimleiter hielt Fanni die Tür auf, und sie trat auf die gepflasterte Allee, die zur Hauptstraße führte.
Müller folgte ihr; gemeinsam gingen sie unter den Kastanienbäumen entlang.
»Die Leidenschaft für Ihre Arbeit beschert Ihnen offenbar einen langen Arbeitstag«, sagte Fanni.
Müller warf einen Blick auf die Kirchturmuhr von St. Martin, die rechter Hand über die Dächer spitzte und mehr erahnen als erkennen ließ, dass der kleine Zeiger auf sechs stand. »Einen sehr langen. Ich werde heute sogar noch für ein paar Stunden in Dr. Benats Kanzlei zu tun haben.«
»Er ist Rechtsanwalt«, stellte Fanni fest und fragte sich im Stillen, ob Berufsbetreuer unabdingbar eine juristische Ausbildung vorweisen mussten.
Müller nickte. »Und im Vertrauen gesagt, er müsste die Hälfte seiner Betreuungen abgeben, wenn er in seiner Kanzlei nicht so tüchtige Mitarbeiter hätte. Routineangelegenheiten ...« Er unterbrach sich, weil Fanni am Ende der Allee stehen geblieben war, und sah sie fragend an.
Fanni machte eine Bewegung zur Lieferanteneinfahrt hin. »Mein Wagen ist auf dem hinteren Parkplatz abgestellt.« Sie reichte dem Heimleiter die Hand. »Auf Wiedersehen.«
Müller umfasste Fannis Rechte mit beiden Händen. »Es hat mich sehr gefreut, Sie getroffen zu haben, Frau Rot.«
Fanni lächelte höflich, wollte ihm ihre Hand entziehen und endlich zu ihrem Wagen gehen.
Doch er zögerte, sie loszulassen. »Ich möchte Sie nicht wieder aufregen, aber Herr Hanno hat bei unserer Besprechung vorhin von Ihrem - ähm - merkwürdigen Erlebnis auf dem Treppenabsatz erzählt. Haben Sie wirklich Pfleger Roland mit einer blutenden Wunde dort liegen sehen?«
»Ja«, antwortete Fanni kurz - und sehr überzeugt.
Müller ließ ihre Hand los und schüttelte bekümmert den Kopf. »Unbegreiflich, wirklich unbegreiflich. Denn sehen Sie, Frau Rot, Pfleger Roland ist seit zwei Wochen im Urlaub. Was hätte er hier zu tun gehabt?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Fanni aufsässig, »aber ich weiß, dass ich nicht zu Halluzinationen neige, dass das, was ich sehe, auch tatsächlich da ist.«
Müller schwieg eine Zeit lang. Fanni schien es, als würde er innerlich mit sich ringen.
Er fragt sich, ob er dich für voll nehmen kann!
Nach einigen Augenblicken sagte er: »Ich glaube Ihnen. Aber das macht die Sache erst recht schwierig, wirft Fragen auf, die wir nicht beantworten können. Wo ist Becker jetzt? Warum war er überhaupt hier? Und was ist passiert? Hat ihn jemand überfallen? Wenn ja, wer? - Vielleicht sollten wir doch die Polizei einschalten. Dr. Benat hat das bereits vorgeschlagen. Aber ich muss zugeben, dass ich - genauso wie Herr Hanno, der die ganze Sache für ein Hirngespinst hält - strikt dagegen war.« Er stöhnte und verdrehte die Augen zum Himmel. »Negativschlagzeilen ...«
Fanni atmete erleichtert aus. Der Heimleiter war auf ihre Seite geschwenkt, hielt sie nicht für irre, so wie Hanno das tat.
Aber die Polizei wird dich für irre halten, so wie Hanno das tut!
Ja, musste Fanni zugeben. Deshalb antwortete sie: »Es gibt nirgends eine Spur von Roland Becker. Nichts würde meine Aussage stützen. Im Gegenteil, dass Roland Urlaub hat und ihn, wie es scheint, außer mir heute keiner in der Katherinenresidenz gesehen hat, spricht schwer dafür, dass ich mich geirrt habe. Herr Hanno hat recht. Wenn Sie die Polizei einschalten, laufe ich Gefahr, wegen groben Unfugs verhaftet zu werden.«
Müller konnte seine Erleichterung nicht ganz verbergen, als er antwortete: »Ehrlich gesagt, da muss ich Ihnen zustimmen. « Er griff nach ihrer Rechten und nahm sie noch mal in seine Hände. »Aber es widerstrebt mir, Sie mit Ihrem schrecklichen Erlebnis allein zu lassen. Sie müssen sich jemandem anvertrauen, damit Sie ruhig schlafen können - Ihrem Gatten, er wird Ihnen den Rücken stärken.«
Fanni nickte und dachte, dass ihr Hans Rot eher eins aufs Dach geben würde, wenn sie ihm damit käme.
»Und ich«, fuhr Müller fort, »werde mich die nächsten Tage in der Katherinenresidenz gründlich umhören. Vielleicht finden wir ja doch noch heraus, was es mit dieser mysteriösen Begegnung auf sich hat.« Er sah Fanni eindringlich an, und sie nickte wieder.
Vielleicht solltest du mal »Danke« sagen! Schließlich bemüht er sich geradezu rührend um dich!
Fanni riss sich zusammen. »Ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie mir so zur Seite stehen, ich ...«
Müller winkte ab. »Es liegt auch in meinem Interesse, die Sache aufzuklären. Wir werden der Geschichte auf den Grund kommen, das verspreche ich Ihnen. Und scheuen Sie sich nicht, mich zu kontaktieren, falls Ihnen etwas einfällt, das dazu dienen könnte, Licht in die Angelegenheit zu bringen. « Wie zur Bestätigung seiner Worte drückte er ihre Hand. Dann ließ er sie los.
Fanni wollte gerade den Mund öffnen, um ihm nochmals zu danken und ihm einen guten Abend zu wünschen, da fügte er hinzu: »Und sollte jemand vom Personal der Katherinenresidenz taktlos gegen Sie werden - ich fürchte, Herr Hanno hat nicht nur im Laufe des Meetings auf ziemlich eindeutige Weise von Ihrer Begegnung erzählt -, dann wenden Sie sich ebenfalls sofort an mich.« Damit winkte er zum Abschied und ging davon.
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Aus zwei Gründen war Fanni selbst schuld, dass sie in dieses Fiasko geraten war: Zum einen, weil sie im Seniorenheim stets die Hintertreppe benutzte, um bloß niemandem zu begegnen, dem sie Guten Tag sagen oder mit dem sie gar ein Schwätzchen halten musste. Zum andern, weil sie nicht wie alle anderen Angehörigen der in der Katherinenresidenz beheimateten Senioren ihren Besuch tags zuvor gemacht hatte, als anlässlich der Einweihung der neuen hauseigenen Kapelle auswärtige Gäste dringend erwünscht gewesen wären.
»Ich gehe regelmäßig mittwochs zu Tante Luise«, hatte Fanni ihrem Mann mit fester Stimme entgegnet, als er sie aufgefordert hatte, der Einladung des Heimleiters zu den Feierlichkeiten zu folgen. »Mittwochs um vier gehe ich. Und daran werde ich nichts ändern, egal wie viele Kapellen, Hallenbäder, Bierstüberl, Leseecken, Sonnenschirme und Bettpfannen im Seniorenheim eingeweiht werden.«
»Weil du ein verstocktes, widerborstiges, dickschädeliges Trumm bist«, hatte Hans Rot geantwortet, und Fanni hatte genickt, weil es sich wohl wirklich so verhielt.
Luise Rot - unverheiratet, kinderlos und seit gut einem Jahr an den Rollstuhl gefesselt - war die Tante von Fannis Ehemann Hans Rot. Mangels geeigneterer Kandidaten hatte er die Pflegschaft der Dreiundachtzigjährigen übernommen und sie in der Katherinenresidenz untergebracht, einem von Erlenweiler nur fünf Kilometer entfernt liegenden Seniorenheim.
Das Gros der Aufgaben als Betreuer seiner Tante (Schriftverkehr, Telefonate, Abrechnungen) konnte Hans Rot während der Arbeitszeit im Kreiswehrersatzamt erledigen, wo sich seine beruflichen Pflichten ohnehin von Woche zu Woche dürftiger gestalteten. Schon vor Jahren war das Amt in ein reines Musterungszentrum umgewandelt worden, dem nun ebenfalls das Aus drohte, seit Karl-Theodor zu Guttenberg bei »Beckmann« verkündet hatte: »Die Musterung ist ebenso schwer zu rechtfertigen wie die Wehrpflicht als solche. «
Dementsprechend war der Posten des bevollmächtigten Betreuers von Tante Luise für Hans Rot ein Geschenk des Himmels, denn mit einem Mal hatte er wieder etwas zu tun am Arbeitsplatz, konnte sich wieder dazu berechtigt fühlen, an seinem Schreibtisch zu sitzen und beschäftigt zu wirken. Zweckmäßigerweise lag die Katherinenresidenz inmitten eines kleinen Parks, der an das Gebäude angrenzte, in dem sich das Musterungszentrum befand, sodass Hans Rot täglich nach der Mittagspause oder vor Dienstschluss auf einen Sprung bei Tante Luise vorbeischauen konnte.
»Und du«, hatte er zu Fanni gesagt, nachdem Tante Luise ins Seniorenheim umgesiedelt war, »wirst dich auch öfter bei ihr sehen lassen. Wenigstens einmal die Woche.«
»Gut«, hatte Fanni sich gefügt, »regelmäßig mittwochs nach dem Einkaufen werde ich sie besuchen.«
So hatte sie es dann auch eingeführt und stur beibehalten - Josefi-Umtrunk, Kapelleneinweihungen, Maibaumaufstellen, Grillfest, Nikolausfeier hin oder her.
Weil du ein verstocktes, widerborstiges, dickschädeliges Trumm bist!
Ja.
Eine Soziopathin, wie Hans Rot schon vor Jahren richtig diagnostiziert hat!
Ja.
So eilte Fanni also auch am Mittwoch, dem 23. Juni, um sechzehn Uhr die Hintertreppe des Seniorenheims hinauf und stieß dort, wo die Stufen auf halbem Weg zwischen Erdgeschoss und erstem Stock eine Biegung machten und dadurch einen breiten Absatz entstehen ließen, auf die blutbefleckte Leiche - genau genommen auf die mutmaßliche Leiche - des Pflegers Roland Becker.
Es war keineswegs das erste Mal, dass Fanni ein Todesopfer entdeckte. Im Vorjahr hatte sie Willi Stolzer tödlich verletzt im Deggenauer Klettergarten gefunden, und etliche Monate davor hatte sie den Birkdorfer Pfarrer leblos am Grab des Bürgermeisters liegen sehen. Drei Jahre war es her, dass Fanni auf dem Gipfel des Großen Falkenstein jenem weißen Turnschuh begegnete, der zu einem ermordeten Mädchen gehörte; und vier Jahre waren vergangen, seit Fanni die pinkfarbene Sandale an einer Toten erblickte, die als Fannis Nachbarin Mirza bekannt gewesen war.
Alle gewaltsam ums Leben gebrachten und kurz darauf von Fanni aufgefundenen Personen hatten stets geduldig ausgeharrt, bis die Polizei eintraf. Sie hatten sich untersuchen und obduzieren lassen, hatten dies und das preisgegeben und letztendlich in der einen oder anderen Weise auf den Täter hingewiesen.
Doch diesmal sollte alles anders sein.
Fanni drückte sich an dem reglos Daliegenden vorbei und hastete die Treppe zum ersten Stock hinauf, um Hilfe zu holen.
Eine Schwester muss her, besser noch ein Arzt, pochte es in ihrem Kopf. Womöglich lässt sich Roland wiederbeleben - mit Sauerstoff, mit Herzmassage, mit irgendwas. Dass er daliegt wie ein Toter muss noch gar nichts heißen. Er ist doch noch so jung - dreißig höchstens.
Schwesternzimmer, zweiter Gang links!
Außer Atem erreichte sie die Tür mit der Aufschrift »Station I«.
Fanni klopfte kurz an, dann drückte sie die Klinke und öffnete. Drei leere Stühle und drei leere Kaffeetassen glotzen ihr entgegen. Sie warf die Tür wieder zu und schaute gehetzt den Gang hinauf und hinunter.
Aufenthaltsraum - im nächsten Flur!
Fanni setzte sich in Bewegung. Auf jedem Stockwerk gab es eine gemütliche, durch Paravents und Pflanzen vom Hauptflur abgetrennte Ecke, in der sich diejenigen Senioren zusammenfanden, die ein, zwei Stündchen in Gesellschaft verbringen wollten. Fanni rechnete damit, dort auch eine der Schwestern anzutreffen, denn Luise hatte ihr erzählt, dass das Pflegepersonal alle Hände voll damit zu tun hatte, in den Aufenthaltsräumen Streit zu schlichten und Tränen zu trocknen.
Doch nicht einmal Dellen in den Polstermöbeln zeugten davon, dass kürzlich jemand hier gesessen hatte.
Fanni begann zu hecheln. Wo waren sie denn alle? Wo, verflucht noch mal, waren die Schwestern? Um vier Uhr nachmittags mussten sie weder Mahlzeiten verteilen noch Medikamente ausgeben.
Lauf einfach die Gänge entlang. Irgendwo musst du ja auf jemanden treffen!
Fanni rannte los.
Sie bog zweimal ab, rannte weiter, nahm die nächste Ecke und stieß in etwas Weiches.
Als sie den Blick hob, sah sie in die vorwurfsvollen Augen des Pflegedienstleiters Erwin Hanno.
Er nahm sie bei den Schultern und schob sie ein Stückchen von sich weg, damit wieder Luft zwischen sie und seinen fülligen Körper strömen konnte.
Fanni registrierte, dass Herrn Hannos Schnurrbart indigniert zitterte.
»Aber Frau Rot«, sagte er streng. Plötzlich stutzte er. »Geht es Ihrer Tante etwa nicht ...«
Fanni schüttelte ungestüm den Kopf. »Nein, es handelt sich um Roland. Schnell, kommen Sie mit. Roland Becker, der Pfleger, liegt blutüberströmt auf der Hintertreppe.«
Sie begann wieder zu laufen.
Weil sie keine Schritte hinter sich hörte, wandte sie den Kopf und rief über die Schulter zurück: »Beeilen Sie sich! Vielleicht ist ihm ja noch zu helfen.«
Da setzte sich der Pflegedienstleiter in einen schaukelnden Trab.
Fanni rannte zur Treppe, nahm die Stufen zum Absatz hinunter in drei Sprüngen und kam am angeblichen Fundort der angeblichen Leiche zum Stehen.
Und dann stierte sie mit offenem Mund die marmorierten Bodenfliesen an, auf denen es nichts zu sehen gab - nicht einmal eine Staubfluse.
Schwer atmend traf Erwin Hanno am Treppenabsatz ein.
»Ich ...«, sagte Fanni.
Ein missbilligender Blick traf sie und ließ sie verstummen.
Fanni schluckte. Ihre Augen suchten den Fußboden ab, musterten die Wände.
Nichts.
Sie schaute zum Pflegedienstleiter auf, der sichtlich entrüstet war.
»Er ...«, krächzte Fanni, räusperte sich, sprach stockend weiter: »Er wird sich weggeschleppt haben. Wir müssen ihn suchen. Müssen ihn finden, bevor er tot zusammenbricht.«
Hanno hob die buschigen Brauen. »Sagten Sie nicht, Sie sahen Becker ›blutüberströmt‹ daliegen?«
Fanni nickte.
Der Pflegedienstleiter blickte die Treppenstufen hinauf und hinunter, dann runzelte er die Stirn. »Hier hat sich niemand aufgehalten, der blutete. Wie soll er sich weggeschleppt haben, ohne Blutflecken, ohne eine Schmierspur, ohne die kleinste Fährte zu hinterlassen?«
»Aber ich habe Roland doch gesehen«, begehrte Fanni auf. »Hier lag er, und sein T-Shirt war blutig, und seine Augen starrten mich blicklos an.«
Erwin Hannos Augen starrten Fanni nun ebenfalls an, doch keineswegs blicklos. Sie ließen deutlich erkennen, dass sich der Pflegedienstleiter Sorgen um Fannis Geisteszustand zu machen begann. Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck, wirkte auf einmal professionell und abgeklärt. Seine Stimme klang jetzt beschwichtigend.
»Womöglich hat Ihnen Ihre Phantasie einen Streich gespielt, Frau Rot. Das kann schon mal vorkommen. Man ist in Eile, saust hastig die Treppe hinauf. Der Kreislauf nimmt einem solche Hetze übel, rächt sich mit Schwindelgefühl, Halluzinationen, Sinnestäuschungen.«
Fanni straffte sich. »Ich - habe - mir - das - nicht - eingebildet! « Sie holte Luft und fuhr beherzt fort: »Mir war weder schwindelig, noch hatte ich Halluzinationen. Roland Becker lag genau hier.« Sie deutete auf ihre Fußspitzen. »Und statt da herumzustehen, wo er nun nicht mehr liegt, sollten wir nach ihm suchen. Im Erdgeschoss am besten, denn vermutlich hat er sich abwärtsbewegt, sonst hätten wir ihm ja begegnen müssen. « Rebellisch stiefelte sie die Stufen hinunter.
Der Pflegedienstleiter folgte ihr zögernd.
Fanni verharrte am Ende der Treppe und sah sich um. Rechts zweigte der Gang ab, der zur rückwärtigen Tür führte, durch die man auf den Parkplatz gelangte. Geradeaus ging es an einem Fahrstuhl vorbei zum Schwimmbad, und links gab es einen Flur, von dem aus man die Kapelle, den Haupteingang und das Kaffeestüberl erreichte.
Nirgends befand sich eine Spur, die darauf hindeutete, dass sich hier soeben ein Schwerverletzter mit einer blutenden Wunde in der Brust entlanggeschleppt haben könnte.
Erwin Hanno legte seine massige Hand auf Fannis Arm. »Sie gehen jetzt in das Zimmer Ihrer Tante, und ich schicke Ihnen Schwester Monika mit einer Tasse Baldriantee. Sie müssen sich beruhigen, Frau Rot, mit - ähm - Nervenleiden ist nicht zu spaßen.«
Fanni wollte sich gerade gegen das Wort »Nervenleiden« verwahren, mit dem der Pflegedienstleiter aller Wahrscheinlichkeit nach »Irresein« meinte, da hörte sie ein Rumpeln hinter der mannshohen Topfpflanze, neben der sie stand. Sie machte einen Schritt zur Seite, schaute an der Pflanze vorbei und entdeckte eine unscheinbare Tür, die ihr bisher nie aufgefallen war. An dieser Tür haftete, ein wenig über Fannis Augenhöhe, ein Schild mit der Aufschrift »Aussegnungsraum «, darunter befand sich ein schmales goldenes Kreuz. Fanni glotzte den Schriftzug an und versuchte, sich darüber klar zu werden, was in einem Aussegnungsraum normalerweise vor sich ging. Da hörte sie die Stimme des Pflegedienstleiters in ihrem Rücken.
»Herr Bonner, Amtsrat a. D., der zehn Jahre seines Ruhestands in unserer Residenz verbracht hat, ist gestern verstorben. « Hanno trat neben Fanni und sah auf seine imposante Armbanduhr. »Die Herren vom Bestattungsinstitut wollten ihn zwischen sechzehn und siebzehn Uhr abholen kommen. Der Hausmeister ist wohl gerade dabei, alles dafür vorzubereiten. Anschließend muss der Raum gesäubert werden.«
»Wir sollten vorsorglich nachsehen, ob ...«, begann Fanni, verstummte jedoch, als sie Herrn Hannos Miene sah.
Ein Wort mehr, und er ruft dieses Klinikpersonal aus Mainkhofen, das Zwangsjacken und Betäubungsspritzen im Gepäck führt!
Ich muss ihn loswerden, dachte Fanni, ich muss ihn loswerden, diesen selbstgerechten Fleischkloß, damit ich unbehelligt nach Roland suchen kann.
Dann musst du jetzt eben so tun, als würdest du einsehen, dass du halluziniert hast!
Gut, ich werde also pro forma den Baldriantee akzeptieren, entschied Fanni.
Doch bevor sie sich bei Erwin Hanno für die Aufregung, die sie ihm bereitet hatte, entschuldigen und seinen Vorschlag annehmen konnte, bemerkte sie erstaunt, wie sich der Mund des Pflegedienstleiters zu einem gewinnenden Lächeln verzog.
Aber ich habe ja noch gar nichts gesagt, dachte Fanni, oder habe ich doch schon?
Sollte Hanno recht haben? War sie verrückt?
Da hörte sie eine gereizte Stimme hinter sich. »Wo bleiben Sie denn, Hanno? Das Meeting war für sechzehn Uhr fünfzehn angesetzt. Pünktliches Erscheinen obligatorisch - wie wir es seit jeher handhaben.«
Die Stimme klang nicht fremd. Fanni hatte diesen Mann schon hie und da reden hören, allerdings in einem weit freundlicheren Tonfall.
Sie drehte sich um.
Achim Müller nickte ihr einen knappen Gruß zu und fuhr an den Pflegedienstleiter gewandt fort: »Schnell jetzt, Hanno. Man wartet auf Sie. Dr. Benat spricht mit vollem Recht von Brüskierung.«
Daraufhin eilten die beiden Herren davon, ohne Fanni auch nur eines Abschiedsblickes zu würdigen.
Der Führungsstab der Katherinenresidenz traf sich also zu einer Besprechung, Müller, der Heimleiter, Lex von der Verwaltung, Huber vom sozialen Dienst, Hanno, der Pflegedienstleiter, und Dr. Benat, der Berufsbetreuer. Womöglich waren auch die Stationsschwestern dazu eingeladen, der Reinigungsdienst - und der Koch.
Je mehr, desto besser, dachte Fanni. Wer im Konferenz- raum sitzt, kann mir bei der Suche nach Roland nicht in die Quere kommen.
Sie wartete, bis Müller und Hanno in Richtung Haupteingang abbogen. Kaum waren die beiden außer Sicht, wandte sie sich wieder der Tür mit der Aufschrift »Aussegnungsraum « zu. Im Moment drangen nur leise Geräusche heraus: Rascheln, Schlurfen, Gleiten.
Da drin werde ich auf alle Fälle mal nachsehen, dachte sie entschlossen, legte die Hand auf den Türgriff- und zögerte.
Memme!
Fanni biss die Zähne zusammen, drückte die Klinke hinunter und ließ sie im selben Augenblick wieder los. Ein scharrendes Geräusch hinter ihr hatte sie erneut zu einem Rückzieher veranlasst.
Sie warf einen Blick über die Schulter.
Aus dem Gang, der zu den rückwärtigen Parkplätzen führte, schob sich ihr eine Rollbahre entgegen, die von zwei Herren in dunklen Anzügen flankiert war.
Sechzehn Uhr dreißig, meldete sich Fannis Gedanken- stimme überklug. Das sind die Bestatter von Herrn Bonner, die Erwin Hanno vorhin angekündigt hat!
Fanni verschmolz mit der Topfpflanze und hielt die Luft an, als einer der Herren vortrat und die Tür zum Aussegnungsraum bis zum Anschlag öffnete. Die Bahre rollte hinein.
Fanni reckte den Hals.
»Schon alles komplett erledigt«, hörte sie ihn überrascht sagen. »Sogar der Deckel ist bereits drauf, allerdings noch nicht verschraubt. Trotzdem haben Sie uns heute eine Menge Arbeit abgenommen.«
Sie bekam mit, wie der andere murmelte: »Ist ja mal was ganz Neues. Andererseits kann man wohl eine kleine Gefälligkeit erwarten, wenn man zweimal herkommen muss, weil beim ersten Mal der Totenschein noch nicht ausgestellt ist.« Laut sagte er: »Haben Sie die Papiere jetzt parat?«
»Hä?«, fragte eine raue Stimme.
Der zweite Bestatter wandte sich an seinen Kollegen. »Ich frage im Verwaltungsbüro nach.«
Fanni duckte sich.
Sobald der Herr vom Bestattungsinstitut an ihr vorbei war, kam Fannis Nase wieder hinter der Topfpflanze hervor.
Sie sah einen Mann in Arbeitskleidung mit einem Eimer in der Hand an der offenen Tür vorbeigehen, der grummelte: »Mittag ... Todesfall ... Dekoration.«
»Ja, ja«, vernahm sie die freundliche Stimme des im Aussegnungsraum verbliebenen Bestatters, den sie im Moment nicht sehen konnte, »in Altenheimen muss man an manchen Tagen mit gleich zwei oder drei Todesfällen rechnen. Aber genauso gut kann es vorkommen, dass wochenlang überhaupt niemand stirbt.«
Die raue Stimme gab eine Antwort, die Fanni nicht verstehen konnte, denn sie musste sich wieder ducken, weil der zweite Bestatter mit einigen Schriftstücken in der Hand zurückkam.
Als er im Aussegnungsraum verschwunden war, riskierte sie erneut einen Blick und konnte beobachten, wie die beiden Herren in den dunklen Anzügen einen geschlossenen Sarg von einem Podest auf die Rollbahre schoben. Einen Augenblick später glitt der Sarg an ihr vorbei.
Die Tür blieb offen.
Fanni trat einen Schritt näher und schaute in den Raum, der von einem leisen Brummen erfüllt war. Der Mann in Arbeitskleidung bestückte soeben zwei silberne Ständer mit frischen Kerzen.
Fanni kannte ihn vom Sehen: Knollennase, schütteres Haar, Wieselaugen - es war der Hausmeister. Offenbar hatte er ihren Blick gespürt, denn er drehte sich abrupt zu ihr um.
»Was wollen Sie denn? Sich von Herrn Bonner verabschieden? Zu spät. Er ist gerade weg.«
»Zu spät«, echote Fanni und fügte ein »Schade« hinzu.
»Ja dann«, sagte der Hausmeister, weil sich Fanni nicht von der Stelle rührte. Sie hatte in einer Ecke einen riesigen grauen Müllsack entdeckt, der prall gefüllt und oben zugebunden war. Er lehnte schräg im Winkel der beiden Außenwände, machte aber den Eindruck, als wolle er nicht mehr lange stehen bleiben. Aus jener Ecke schien auch das Brummen zu kommen.
Fanni gelang es nicht, den Blick von dem Müllsack loszureißen.
»Herr Bonner kommt nicht mehr«, sagte der Hausmeister.
»Und wer kommt jetzt?«, fragte Fanni.
»Hä?«
»Wer ist denn gestorben? Sie dekorieren doch gerade neu.« Fanni deutete auf zwei Bodenvasen, in denen Asparagus und je drei weiße Lilien steckten, die sie für künstlich hielt.
»Gestorben? Hä? Der Nächste halt.«
Fanni hatte den Raum betreten und bewegte sich unauffällig in Richtung des Müllsacks. Dazu musste sie an einem Möbelstück vorbei, das sich an der rückwärtigen Wand befand und mit einem Gobelin zugedeckt war, auf dem ein Asparagus-Lilien-Bukett lag.
Hört es sich nicht so an, als käme das Brummen direkt aus dem Gobelin?
Klar, begriff Fanni, der Kasten darunter ist die Quelle des Brummens.
Plötzlich zog sie die Nase kraus.
Die Lilien auf dem verhüllten Kasten, die Fanni ebenfalls für künstlich hielt, verströmten einen intensiven Geruch nach ... Wonach bloß?, fragte sie sich.
Nach parfümiertem Kompost!
Ja, dachte Fanni, süßlich und ein bisschen faulig.
Sie vermutete, dass das Bukett als Blumenschmuck für den Verstorbenen vorgesehen war, der gleich hier aufgebahrt werden sollte.
»Hä ...«, machte der Hausmeister.
Fanni lächelte ihn an. »Was für ein wunderhübsches Bukett. «
»Abschiedsgruß von der Heimleitung«, erklärte der Hausmeister daraufhin griesgrämig, nahm einen Besen und fing an, den Fußboden zu fegen.
Fanni stand jetzt neben dem Müllsack. Sie stieß mit der Fußspitze dagegen, was ihn ein Stückchen weiter in die Schräge rutschen ließ.
»Fällt ja eine Menge Müll an, in so einem Aussegnungsraum «, sagte sie.
Der Hausmeister rückte mit seinem Besen näher. »Verwelktes Gewächs, verdreckter Zellstoff, stinkt wie der Teufel, das Zeug.« Er packte den Müllsack, der offensichtlich schwer war, und schleifte ihn zur Tür.
Fanni folgte ihm. »Wo bringen Sie -?«
Der Hausmeister ließ sie nicht ausreden. »Gute Frau, Sie stehn hier im Weg. Ich muss da drin jetzt fertig werden. Hab nicht den ganzen Tag Zeit, hä.« Er ließ den Müllsack los, der umkippte und als Hügel auf dem Boden liegen blieb.
»Entschuldigen Sie, dass ich Sie gestört habe«, erwiderte Fanni und legte eine Hand auf den Hügel. Sie fühlte Drahtgeflecht, dicke, harte Stängel und weiche, runde Klumpen.
Was du fühlst, ist das verwelkte Bukett, das Herrn Bonners Leiche geziert hat! Die Lilien sind eben doch echt, sie riechen ja auch! Hast du wirklich gemeint, in dem Müllsack steckt Roland drin? Du hast sie doch nicht alle, Fanni!
Fanni verdrückte sich.
Sie trottete den Gang zum Schwimmbad hinunter, schaute in die leere Halle, blickte auf die unbewegte Wasserfläche.
Gleich fünf. Es ist Abendessenszeit! Da geht keiner baden! Vermeintlich tote Pfleger schon gar nicht!
Fanni kehrte um und beschloss, noch in der Kapelle und im Kaffeestüberl nachzusehen. Irgendwo musste Roland doch sein. Weit konnte er sich nicht geschleppt haben mit einer Wunde mitten in der Brust.
Sie fand nirgends eine Spur von ihm.
Du solltest dich mal lieber auf den Weg zu Tante Luise machen.
Tante Luise!
Allerdings! Sie wartet schon seit einer guten Stunde auf dich! Willst du die Suche nach dem Pfleger-Phantom nicht vorerst einstellen?
Fanni jagte die Treppe hinauf.
Hans Rots Tante war mit ihrem Rollstuhl an den Esstisch gerückt worden und schaufelte sich gerade einen großen Brocken, von dem weiße Soße troff, in den Mund.
»Milchrahmstrudel«, sagte sie mit vollen Backen.
Liegt, wie es scheint, in der Familie, diese Unart, dachte Fanni. Hans Rot schluckt auch nie, bevor er spricht.
Ihr Blick wanderte von den kauenden Kiefern abwärts, und wie immer, wenn sie Luises Aufmachung sah, musste sie sich das Lachen verbeißen.
Luise trug einen rosafarbenen Pulli mit Applikationen aus Silberpailletten. Über ihren Knien lag eine rosa. Häkeldecke; die Füße, die darunter hervorlugten, steckten in rosa Pantöffelchen, deren oberer Rand mit rosa Federn verbrämt war.
Fanni hatte sich schon ein paarmal gefragt, ob Luise dieses Faible für Rosa schon vor ihrem Unfall gehabt hatte. Hatte sie in rosa Blüschen und rosa Schühchen ihre Gemüsebeete umgegraben?
Rosa Schürze und rosa Gummistiefel!
Ja, dachte Fanni, so könnte man sich Luise bei der Arbeit vorstellen.
Hans Rots Tante hatte die letzten zwanzig Jahre ein Häuschen im Schwarzwald ganz allein bewohnt und so gut wie keinen Kontakt mit der Verwandtschaft gepflegt. Aus den dürftigen Erzählungen ihres Mannes hatte Fanni gefolgert, dass Luise ihr Haus und ihren Garten stets eigenhändig in Schuss gehalten hatte. Laut Hans hatte sie persönlich die Hecke geschnitten, die ihr Grundstück einfasste, die Beete umgegraben und sogar Malerarbeiten und alle möglichen Reparaturen ausgeführt.
Doch genau das war ihr letztendlich zum Verhängnis geworden. Beim Reinigen der Dachrinne war sie vergangenes Frühjahr von der Leiter gestürzt und hatte sich schwer verletzt. Die Blessuren im Gesicht und die Prellungen der Rippen heilten zwar bald wieder, aber Luises Beine waren gelähmt.
Und das würde auch so bleiben, meinten die Ärzte im Krankenhaus trocken.
Als nächster Verwandter Luises war Hans Rot von dem Unfall verständigt worden und umgehend nach Freiburg gereist. Mangels besserer Alternativen hatte Luise inzwischen den pragmatischen Entschluss gefasst, ihr Häuschen zu verkaufen, um von dem Erlös die Kosten für ein gepflegtes Seniorenheim aufbringen zu können.
Offenbar hatte sie Vertrauen zu Hans Rot gefasst, denn sie hatte ihn mit der Abwicklung des Verkaufs beauftragt und kurz darauf erklärt, ein Seniorenheim in der Nähe von Erlenweiler wählen zu wollen, damit er - so weit erforderlich - ihre Betreuung übernehmen konnte.
Fanni musste zugeben, dass es ihrem Mann gelungen war, die Tante komfortabel unterzubringen. Luise bewohnte in der Katherinenresidenz ein kleines Apartment, das aus einem Wohnzimmer mit Schlafnische, einem Badezimmer, einer winzigen Küche und einem noch winzigeren Balkon bestand. Die meisten der antiken Möbel, die Luise zuvor besessen hatte, waren zwar verkauft worden, doch der glänzende Mahagonitisch, die Biedermeierkommode und noch ein paar seltene Stücke hatten in der Wohnung Platz gefunden.
»Ausgezeichnet, vorzüglich«, sagte Tante Luise mampfend. »Solltest du dem Hans mal vorsetzen, würde ihm schmecken. «
»Hans mag keine Mehlspeisen«, entgegnete Fanni.
Tante Luise winkte ab. »Ich wette, Milchrahmstrudel würde er lieben. Du rollst eine leckere Füllung in Strudelteig - Äpfel, Rosinen, gemahlene Nüsse oder vielleicht Kirschen, Honig, gemahlene Mandeln -, praktizierst den Strudel in einen tiefen Schmortopf und übergießt ihn großzügig mit Milch und Sahne. Vierzig Minuten in die Backröhre, und fertig ist das Leibgericht.«
Sie kratzte den Teller leer. »Ich hätte dich ja kosten lassen, aber meine Portion war wieder besonders klein heute. Schwester Monika, die blöde Ziege, achtet kein bisschen auf die Vorlieben ihrer Schäfchen. Roland ist da viel mehr auf Draht. Er bringt mir immer die größte Portion vom Milchrahmstrudel - er sagt ja Milirahmstrudel dazu - und die kleinste von den Kohlrouladen.«
Luise schüttelte sich, als wolle sie den Gedanken an Kohlrouladen weit wegschleudern. »Roland ist auch ein Schleckermaul, hat er mir neulich gestanden. Aber er selbst, sagt er, kann überhaupt nicht kochen, nicht mal Rührei. Er holt sich seine Mahlzeiten bei McDonald's oder beim Türken.« Sie schnitt eine Grimasse. »Fast Food.«
»Hat Roland Becker heute etwa dienstfrei?«, fragte Fanni aufgeschreckt.
Tante Luise sah sie vorwurfsvoll an. »Der Junge ist schon eine ganze Weile nicht mehr bei mir aufgetaucht.« Sie zog die Stirn in Falten. »Dreimal Milchrahmstrudel lang.«
»Wie? Was meinst du damit?«, musste Fanni nachfragen. »Ja, was gibt's denn daran nicht zu verstehen?«, erwiderte Tante Luise ungehalten. »Mittwochs kriegen wir immer Milchrahmstrudel, oder Milirahmstrudel, wenn du so willst - das wüsstest du, wenn du dir an deinem Besuchstag länger als vierzig Minuten für mich Zeit nehmen würdest. Und heute hatte ich zum dritten Mal die Kriegsration, weil es den Schwestern nämlich total schnuppe ist, was sie uns Alten vorsetzen.«
Fanni musste schmunzeln.
Eventuelle fortschreitende Lähmungserscheinungen hätten spätestens vor Tante Luises Mundwerk erschrocken halt gemacht.
»Roland hat sich vielleicht eine Zeit lang Urlaub genommen und kommt schon bald zurück«, sagte Fanni beschwichtigend.
Als Gespenst war er vorhin bereits da!
»Das hoffe ich«, antwortete Tante Luise. »Ich mache mir nämlich ein bisschen Sorgen, dass Hanno ihn geschasst hat. Aber wenn es so wäre, warum hört man dann nichts darüber? «, fügte sie mehr zu sich selbst hinzu.
»Weshalb hätte Hanno das denn tun sollen?«, erkundigte sich Fanni.
»Oho«, machte Tante Luise. »Da gäbe es einen Haufen Gründe für unsern guten Pflegedienstleiter.«
Fanni wartete.
Bereitwillig begann Luise an den Fingern aufzuzählen.
Daumen: »Roland kriecht Hanno nicht in den Arsch, wie die Schwestern es machen. Die schmieren dem Pflegedienstleiter Honig ums Maul und lassen ihn kein bisschen merken, dass sie ihm dreimal täglich die Pest an den Hals wünschen. «
Zeigefinger: »Roland ist bei uns Alten beliebt wie niemand sonst im ganzen Haus. Wenn er ins Zimmer tritt, bleckt sogar die sieche Nagel ihr nacktes Zahnfleisch. Für Hanno hat keiner von uns was übrig.«
Mittelfinger: »Roland hat den Heimleiter schon ein paarmal auf Missstände im Pflegedienst hingewiesen.«
Ringfinger: »Roland versteht von Altenpflege und allem, was damit zusammenhängt, eine Menge mehr als Hanno. Er hat eine bessere Ausbildung als die meisten hier. Hat schon im Seniorenwohnpark in Landshut und in der Seniorenresidenz auf der Wittelsbacherhöhe in Straubing gearbeitet.« Tante Luise machte mit dem kleinen Finger winzige Seitwärtsbewegungen: »Und Roland ist auf Hannos Posten scharf.«
Himmel, dachte Fanni, woher weiß sie das alles? Tante Luise kommt ohne Hilfe nicht mal aus dem Zimmer, geschweige denn aus dem Haus.
Sie sah Luise wissend lächeln. »Fannilein, wenn man hier nicht hinterm Mond leben will, muss man hinhorchen - auf jedes Wort, jeden Tonfall, jede Klangfarbe.«
»Aber schon einfaches Hinsehen«, erwiderte Fanni, »verrät mir, dass Erwin Hanno noch nicht alt genug ist, um in den Ruhestand zu gehen.«
»Er ist erst fünfundfünfzig«, antwortete Tante Luise prompt, »und daraus folgt, dass Hanno zurückgestuft würde, falls es Roland gelänge, ihn zu verdrängen.« Sie lehnte sich genüsslich zurück, als warte sie auf den Beginn eines besonders spannenden Films.
»Doch so weit wollte es Hanno nicht kommen lassen«, sagte Fanni gedankenverloren.
Tante Luise hob schulmeisterlich den Zeigefinger. »Andererseits kann Hanno nicht einfach einen Pfleger entlassen, ohne gute Gründe dafür anzuführen.«
Plötzlich tippte sie sich an die Stirn. »Unsinn, Hanno kann überhaupt niemanden entlassen. Das ist Sache der Heimleitung - und die will vermutlich sehr gute Gründe dafür vorliegen haben.«
Es klopfte, und gleich darauf trat eine Schwester ein. »Abendritual, Frau Rot«, sagte sie fröhlich. »Katzenwäsche, Nachthemd, Schlaftablette.« Sie öffnete gerade die Tür zu Tante Luises Badezimmer, da meldete sich ihr Piepser. »Frau Nagel scheint noch was zu brauchen«, verkündete sie und eilte davon.
»Die Nagel macht's nicht mehr lang«, sagte Tante Luise geringschätzig. »Als sie vor etlichen Jahren nach ihrem ersten Schlaganfall hierherkam, soll sie immer davon geredet haben, dass sie bald wieder in ihr geliebtes Haus in einem Deggendorfer Nobelviertel zurückkehren würde. Na ja, undenkbar war das damals vielleicht nicht. Bloß ist es nie dazu gekommen. Und seit ich hier bin, geht es wirklich drastisch bergab mit ihr: vor acht Monaten Oberschenkelhalsbruch - schlecht verheilt; kurz darauf Verdacht auf Nierensteine; inzwischen schnell fortschreitende Herzschwäche; und dann - vergangene Woche - der zweite Schlaganfall. Spätestens zum nächsten Milchrahmstrudel liegt die Nagel in der Leichenkammer, darauf wette ich.«
Luises Jargon wird von Woche zu Woche derber, sagte sich Fanni im Stillen. Oder hat sie immer schon so geredet, und es ist mir nur nicht aufgefallen?
Plötzlich kam ihr etwas in den Sinn. »Wer ist eigentlich heute verstorben?«, fragte sie.
»Keiner«, antwortete Tante Luise mit fester Stimme.
»Doch«, widersprach Fanni, »heute Mittag muss jemand gestorben sein. Der Hausmeister war in großer Eile, den Aussegnungsraum wieder ...«
»Fannilein«, unterbrach Tante Luise sie frostig, »wenn ich dir sage, dass heute keiner von den Insassen des Altenheims über den Jordan gegangen ist, dann kannst du mir das getrost glauben. Hier gibt niemand den Löffel ab, ohne dass ich umgehend davon erfahre.« Luise reckte die Nase in die Luft, als könne sie es riechen, welches Seniorenzimmer von Gevatter Tod demnächst heimgesucht werden würde.
Ich traue ihr zu, dass sie das kann, dachte Fanni.
»Schieb mich schon mal ins Badezimmer«, verlangte Luise. »Den Waschlappen kann ich mir selbst durchs Gesicht ziehen, bis die Schwester mit der Nagel fertig ist. Und du machst am besten, dass du nach Hause kommst. Höchste Zeit, deinem Mann das Abendbrot vorzusetzen.«
Termin längst verpasst!
Trotzdem Zeit zu gehen, sagte sich Fanni und verabschiedete sich.
Vor Luises Tür bog sie automatisch in Richtung Hintertreppe ab, doch dann blieb sie stehen.
Nicht heute, nein, heute nicht mehr, summte es in ihrem Kopf.
Entschieden drehte sie sich um und wandte sich dem Flur zu, der in die Haupttreppe mündete und über diese ins Foyer führte.
Da wirst du jetzt sowieso niemanden mehr antreffen, die Senioren sind bereits auf dem Weg ins Bett und die Verwaltungsangestellten längst auf dem Weg nach Hause!
Fanni hastete die zwei Stockwerke hinunter, passierte die beiden gipsernen Löwen, die den Aufgang bewachten, warf einen missbilligenden Blick auf die verspiegelten, mit Kunstblumen bestückten Kübel, die den Zugang zum Foyer markierten, und hielt stracks auf die Voliere mit den nachgebildeten Vögeln zu, neben der sich die Eingangstür befand.
Auf Höhe der Voliere merkte sie, dass außer ihr noch jemand die Halle betreten haben musste, denn ein synthetischer Kanarienvogel erzitterte im Luftzug einer zufallenden Tür.
Im nächsten Moment hörte sie die gewohnt freundlich klingende Stimme von Herrn Müller. »Ah, Frau Rot. Gut, Sie noch mal zu treffen. Hanno ...« Der Heimleiter unterbrach sich, atmete durch und sagte dann schmeichlerisch: »Wie geht es denn der Tante Ihres Gatten?«
Fanni war bass erstaunt darüber, dass Müller, der sie vorhin kaum wahrgenommen hatte, nun auf einmal wusste, wen sie besucht hatte; und noch erstaunter war sie darüber, dass er sich mit ihren Familienverhältnissen so genau auskannte. Die Verblüffung brachte sie für einen kurzen Moment aus dem Konzept.
»Ja ... danke ... es geht ... die Beine halt«, stammelte sie, bis sie sich so weit gefasst hatte, um geläufiger hinzufügen zu können: »Tante Luise fühlt sich recht wohl hier in der Katherinenresidenz.«
»Das freut mich«, erwiderte der Heimleiter. »Das freut mich außerordentlich. Herrn Benat, unserm Berufsbetreuer und mir ist es nämlich das allerallergrößte Anliegen, dass sich unsere Senioren hier wohlfühlen, dass sie ihren Lebensabend vollauf genießen.«
»Seniorenbetreuung scheint Ihnen beiden ja sehr am Herzen zu liegen«, sagte Fanni daraufhin geistlos.
»Ja, ganz außerordentlich«, erwiderte Müller schwärmerisch. »Und ich darf sagen, dass unser unermüdlicher Einsatz der Katherinenresidenz einen hervorragenden Ruf verschafft hat. Wir können uns vor Anfragen nach Heimplätzen kaum retten, und Dr. Benat werden laufend Berufsbetreuungen angetragen - in allen Seniorenheimen der Stadt, besonders häufig aber in der Katherinenresidenz.«
Der Heimleiter hielt Fanni die Tür auf, und sie trat auf die gepflasterte Allee, die zur Hauptstraße führte.
Müller folgte ihr; gemeinsam gingen sie unter den Kastanienbäumen entlang.
»Die Leidenschaft für Ihre Arbeit beschert Ihnen offenbar einen langen Arbeitstag«, sagte Fanni.
Müller warf einen Blick auf die Kirchturmuhr von St. Martin, die rechter Hand über die Dächer spitzte und mehr erahnen als erkennen ließ, dass der kleine Zeiger auf sechs stand. »Einen sehr langen. Ich werde heute sogar noch für ein paar Stunden in Dr. Benats Kanzlei zu tun haben.«
»Er ist Rechtsanwalt«, stellte Fanni fest und fragte sich im Stillen, ob Berufsbetreuer unabdingbar eine juristische Ausbildung vorweisen mussten.
Müller nickte. »Und im Vertrauen gesagt, er müsste die Hälfte seiner Betreuungen abgeben, wenn er in seiner Kanzlei nicht so tüchtige Mitarbeiter hätte. Routineangelegenheiten ...« Er unterbrach sich, weil Fanni am Ende der Allee stehen geblieben war, und sah sie fragend an.
Fanni machte eine Bewegung zur Lieferanteneinfahrt hin. »Mein Wagen ist auf dem hinteren Parkplatz abgestellt.« Sie reichte dem Heimleiter die Hand. »Auf Wiedersehen.«
Müller umfasste Fannis Rechte mit beiden Händen. »Es hat mich sehr gefreut, Sie getroffen zu haben, Frau Rot.«
Fanni lächelte höflich, wollte ihm ihre Hand entziehen und endlich zu ihrem Wagen gehen.
Doch er zögerte, sie loszulassen. »Ich möchte Sie nicht wieder aufregen, aber Herr Hanno hat bei unserer Besprechung vorhin von Ihrem - ähm - merkwürdigen Erlebnis auf dem Treppenabsatz erzählt. Haben Sie wirklich Pfleger Roland mit einer blutenden Wunde dort liegen sehen?«
»Ja«, antwortete Fanni kurz - und sehr überzeugt.
Müller ließ ihre Hand los und schüttelte bekümmert den Kopf. »Unbegreiflich, wirklich unbegreiflich. Denn sehen Sie, Frau Rot, Pfleger Roland ist seit zwei Wochen im Urlaub. Was hätte er hier zu tun gehabt?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Fanni aufsässig, »aber ich weiß, dass ich nicht zu Halluzinationen neige, dass das, was ich sehe, auch tatsächlich da ist.«
Müller schwieg eine Zeit lang. Fanni schien es, als würde er innerlich mit sich ringen.
Er fragt sich, ob er dich für voll nehmen kann!
Nach einigen Augenblicken sagte er: »Ich glaube Ihnen. Aber das macht die Sache erst recht schwierig, wirft Fragen auf, die wir nicht beantworten können. Wo ist Becker jetzt? Warum war er überhaupt hier? Und was ist passiert? Hat ihn jemand überfallen? Wenn ja, wer? - Vielleicht sollten wir doch die Polizei einschalten. Dr. Benat hat das bereits vorgeschlagen. Aber ich muss zugeben, dass ich - genauso wie Herr Hanno, der die ganze Sache für ein Hirngespinst hält - strikt dagegen war.« Er stöhnte und verdrehte die Augen zum Himmel. »Negativschlagzeilen ...«
Fanni atmete erleichtert aus. Der Heimleiter war auf ihre Seite geschwenkt, hielt sie nicht für irre, so wie Hanno das tat.
Aber die Polizei wird dich für irre halten, so wie Hanno das tut!
Ja, musste Fanni zugeben. Deshalb antwortete sie: »Es gibt nirgends eine Spur von Roland Becker. Nichts würde meine Aussage stützen. Im Gegenteil, dass Roland Urlaub hat und ihn, wie es scheint, außer mir heute keiner in der Katherinenresidenz gesehen hat, spricht schwer dafür, dass ich mich geirrt habe. Herr Hanno hat recht. Wenn Sie die Polizei einschalten, laufe ich Gefahr, wegen groben Unfugs verhaftet zu werden.«
Müller konnte seine Erleichterung nicht ganz verbergen, als er antwortete: »Ehrlich gesagt, da muss ich Ihnen zustimmen. « Er griff nach ihrer Rechten und nahm sie noch mal in seine Hände. »Aber es widerstrebt mir, Sie mit Ihrem schrecklichen Erlebnis allein zu lassen. Sie müssen sich jemandem anvertrauen, damit Sie ruhig schlafen können - Ihrem Gatten, er wird Ihnen den Rücken stärken.«
Fanni nickte und dachte, dass ihr Hans Rot eher eins aufs Dach geben würde, wenn sie ihm damit käme.
»Und ich«, fuhr Müller fort, »werde mich die nächsten Tage in der Katherinenresidenz gründlich umhören. Vielleicht finden wir ja doch noch heraus, was es mit dieser mysteriösen Begegnung auf sich hat.« Er sah Fanni eindringlich an, und sie nickte wieder.
Vielleicht solltest du mal »Danke« sagen! Schließlich bemüht er sich geradezu rührend um dich!
Fanni riss sich zusammen. »Ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie mir so zur Seite stehen, ich ...«
Müller winkte ab. »Es liegt auch in meinem Interesse, die Sache aufzuklären. Wir werden der Geschichte auf den Grund kommen, das verspreche ich Ihnen. Und scheuen Sie sich nicht, mich zu kontaktieren, falls Ihnen etwas einfällt, das dazu dienen könnte, Licht in die Angelegenheit zu bringen. « Wie zur Bestätigung seiner Worte drückte er ihre Hand. Dann ließ er sie los.
Fanni wollte gerade den Mund öffnen, um ihm nochmals zu danken und ihm einen guten Abend zu wünschen, da fügte er hinzu: »Und sollte jemand vom Personal der Katherinenresidenz taktlos gegen Sie werden - ich fürchte, Herr Hanno hat nicht nur im Laufe des Meetings auf ziemlich eindeutige Weise von Ihrer Begegnung erzählt -, dann wenden Sie sich ebenfalls sofort an mich.« Damit winkte er zum Abschied und ging davon.
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Autoren-Porträt von Jutta Mehler
Jutta Mehler, Jahrgang 1949, lebt und arbeitet in Niederbayern. Sie schreibt Romane und Erzählungen, die vorwiegend auf authentischen Lebensgeschichten basieren.
Bibliographische Angaben
- Autor: Jutta Mehler
- 2014, 1, 544 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Taschenbuch
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3955691683
- ISBN-13: 9783955691684
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