Vier Mäuse und ein Todesfall
Ein Fall für Mrs. Murphy
Für Mary Minor "Harry" Haristeen sind Autos eine Leidenschaft. Doch in letzter Zeit häufen sich in Crozet die Unfälle. Eines Tages wird der Mechaniker Walt Richardson mit einem Schraubenschlüssel erschlagen. Harry lässt es sich...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Vier Mäuse und ein Todesfall “
Für Mary Minor "Harry" Haristeen sind Autos eine Leidenschaft. Doch in letzter Zeit häufen sich in Crozet die Unfälle. Eines Tages wird der Mechaniker Walt Richardson mit einem Schraubenschlüssel erschlagen. Harry lässt es sich nicht nehmen, gemeinsam mit Tigerkatze Mrs. Murphy seine Reparaturwerkstatt zu inspizieren. Die beiden Hobby-Detektivinnen finden dort so einige Merkwürdigkeiten. Und schon stecken sie mitten in einem spektakulären Fall, in dem es um schmucke Oldtimer, mangelhafte Ersatzteile und den nicht ganz sauberen Umgang mit Versicherungen geht.
Klappentext zu „Vier Mäuse und ein Todesfall “
Für Mary Minor "Harry" Haristeen sind Autos eine Leidenschaft. Doch in letzter Zeit häufen sich in Crozet die Unfälle. Eines Tages wird der Mechaniker Walt Richardson mit einem Schraubenschlüssel erschlagen. Harry lässt es sich nicht nehmen, gemeinsam mit Tigerkatze Mrs. Murphy seine Reparaturwerkstatt zu inspizieren. Die beiden Hobby-Detektivinnen fi nden dort so einige Merkwürdigkeiten. Und schon stecken sie mitten in einem spektakulären Fall, in dem es um schmucke Oldtimer, mangelhafte Ersatzteile und den nicht ganz sauberen Umgang mit Versicherungen geht.
Lese-Probe zu „Vier Mäuse und ein Todesfall “
Vier Mäuse und ein Todesfall von Rita Mae Brown und Sneaky Pie Brown1
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Ein Rotschulterbussardweibchen flog mit eine Mäuschen in den Klauen vor dem 2007er Subaru-Outback vorbei, der auf der nassen Landstraße fuhr. Es landete auf einem alten Kirschbaum, dessen rosa Blüten vom leichten Aufsetzen des Vogels auf die Erde flattern.
»Haben Sie das gesehen?«, rief Miranda Hogendobber. Sie saß am Steuer des Subaru-Outback, auf dem Weg zum Gartenzentrum in Waynesboro.
»Raubvögel faszinieren mich, aber sie machen mir auch Angst«, erklärte Harry Haristeen. »Armes Mäuschen.«
»Das ist der Lauf der Dinge.« Miranda verringerte wegen einer scharfen Kurve das Tempo.
Mittelvirginia, das sich eigentlich eines herrlichen Frühlings erfreute, erholte sich soeben von den sintflutartigen Regenfällen des Wochenendes.
Harry, mit vierzig topfit, und Miranda, Ende sechzig, was ihr nicht anzumerken war, hatten jahrelang zusammen im alten Postamt von Crozet gearbeitet.
Als George, Mirandas Mann, starb, hatte Harry, gerade frisch vom Smith College abgegangen, seinen Posten als Vorsteher des Postamtes übernommen, nicht ahnend, dass diese Arbeit fast zwei Jahrzehnte dauern würde. Miranda ließ sich trotz ihres schweren Verlustes jeden Tag sehen, um der jungen Frau, die sie schon als Baby gekannt hatte, zu helfen, sich zurechtzufinden. Harrys Jugend heiterte Miranda auf. Besonders wenn man trauert, ist es gut, eine Aufgabe zu haben. Im Laufe der Jahre waren sie sich sehr nahegekommen, es war fast wie eine Mutter-Tochter-Beziehung. Harrys Mutter war gestorben, als Harry Anfang zwanzig war.
Angesichts des Unrats, den das allmählich zurückgehende Wasser auf den überschwemmten Feldern hinterließ, bemerkte Harry: »In diesem Schmutz kann ich die Tiere nicht rauslassen. Wer weiß, was sich sonst noch alles in den Ästen und Zweigen verheddert hat.«
»Hey, da ist ein Plastikstuhl. Könnte sich hübsch in Ihrem Garten machen.« Miranda lächelte.
Die jüngere Frau war großzügig mit ihrer Zeit und fütterte jedermann gern durch, doch wenn es um Geld ging, war sie oft knauserig. Miranda konnte es sich nicht verkneifen, Harry mit einem kostenlosen wenn auch hässlichen Stuhl aufzuziehen.
»Dieser Wagen ist viel besser als mein 1961er Falcon«, sagte die ältere Dame. »Zuerst war ich ja gegen das Luxusradio. Ist schließlich ein Gebrauchtwagen, in dem der Einbau eines Siriusradios vorgesehen war, aber ich wollte kein Extrageld ausgeben. Wie konnte ich bloß ohne das leben?«, Miranda war zur Subaru-Konvertitin geworden.
»Normale Autos leisten heute mehr als ein Mercedes oder sogar ein Rolls-Royce von vor zehn Jahren. Mich verblüfft, mit welcher Geschwindigkeit die technische Entwicklung dieser hochwertigen Gefährte bei viel preisgünstigeren Autos selbstverständlich geworden ist. Trotzdem liebe ich meinen alten 1978er F-150, und Sie fahren noch Ihren alten Falcon. Hey, soll ich ihn für Sie wachsen?«
»Würden Sie das tun? Wie lieb von Ihnen.«
»Sie wissen ja, ich bin versessen auf alles, was einen Motor hat. Ich reinige die Reifen, möbele Ihr Armaturenbrett auf. Ich bin ein Einfrau-Wasch- und Pflegecenter.«
Mit zusammengezogenen Augenbrauen sagte Miranda: »Ah-oh.«
Ein merkwürdiger Knall und das darauf einsetzende Schlingern machten es schwierig, den Outback auf der Straße zu halten.
»Blinker einschalten und bremsen.«
Sie schlitterten auf einen schmalen Abflussgraben zu, und die Airbags bliesen sich auf, als das Rad in den Graben rutschte. Miranda konnte nichts sehen.
Wenn genügend Platz war, verliefen die schmalen, etwa dreißig bis sechzig Zentimeter tiefen Abflussgräben parallel zu den Landstraßen. Gelegentlich führten schmale Durchlässe unter Farmzufahrten oder scharfen Kurven durch und leiteten das Wasser, das sehr schnell steigen konnte, von den Straßen ab.
Auch ohne etwas zu sehen, geriet Miranda nicht in Panik. Sie bremste vorsichtig, und die rechte Wagenseite senkte sich in den Graben. Das Auto wackelte ein bisschen.
Harrys zwei Katzen und ihr Hund, die auf dem Rücksitz schliefen, kullerten herunter.
»Hey!«, heulte Pewter, die rundliche graue Katze.
Mrs. Murphy, die getigerte Katze, und die Corgihündin Tee Tucker kletterten wieder auf den Sitz.
»Keine anderen Autos«, stellte die Hündin fest.
Die Tigerkatze sah sich um. »Stimmt.«
»Ich hab geschlafen.« Pewter hievte sich hinauf und setzte sich zu ihren Freundinnen.
»Haben wir alle«, bemerkte Mrs. Murphy trocken.
»Schon - aber ich hab mehr geschlafen.«
Harry, die bereits ausgestiegen war und in den Airbag mit dem Taschenmesser, das sie immer in der Hüfttasche bei sich trug, ein Loch gestochen hatte, damit die Luft entweichen konnte, duckte sich, um sich das Fahrgestell anzusehen. Dann ging sie zur rechten Seite des Wagens, die mit der Schnauze im Graben steckte.
»Ist was zu sehen?« Miranda rollte ihren Airbag, in den Harry ebenfalls ein Loch gestochen hatte, so gut es ging zusammen.
Harry rief zurück: »Der rechte Reifen ist aufgeschlitzt, und der Schlauch hat einen Platten. Sind Sie Mitglied beim Automobilclub? «
»Ja.« Miranda zog sich mit Harrys Hilfe aus dem Wagen. »Aber ich ruf lieber Safe & Sound an.«
Die Firma Safe & Sound, von Alphonse »Latigo« Bly gegründet und betrieben, hatte ihren Hauptsitz in Charlottesville. Das auf Autoversicherungen spezialisierte Unternehmen deckte die mittlere Atlantik- und die Südküste ab. Viele Geschäftsleute glaubten, dass Safe & Sound sich früher oder später landesweit ausbreiten würde.
Während Miranda telefonierte, öffnete Harry die hintere Wagentür.
»Muss wer Pipi machen?«
»Muss das hier sein?«, grummelte Pewter. »Ich will mir nicht die Pfoten nass machen.«
»Kein Bedarf«, antwortete die Corgidame für alle drei Tiere. Als Harry sah, dass keine von ihren besten Freundinnen sich rührte, schloss sie die Tür, dann stopfte sie den Airbag mühsam wieder an seinen Platz.
Miranda telefonierte noch mit Safe & Sound und erging sich dabei in - vielleicht allzu vielen - Einzelheiten.
Harry entnahm dem Handschuhfach die Bedienungsanleitung.
Nach Beendigung des Telefonats informierte Miranda Harry: »In zwanzig Minuten ist jemand hier. Den Automobilclub muss ich nicht anrufen, sagt er. Er hat andauernd mit solchen Sachen zu tun.«
»Ist doch immer besser, Geschäfte mit Freunden zu machen«, fand Harry. »Wenn man versucht, Geld zu sparen, verschwendet man meistens Zeit oder gibt sogar mehr Geld aus. Safe & Sound ist vor Ort.«
Miranda seufzte: »Je älter ich werde, desto klarer wird mir, dass Zeit kostbarer ist als Geld.«
Harry blätterte in der Bedienungsanleitung und blieb an einer schematischen Zeichnung des Autorahmens hängen. »Sie sind nicht alt. Wer wie Sie im Chor singt, im Garten arbeitet und Mitglied bei jedem Wohltätigkeitsverein Virginias ist, ist nicht alt.« Harry wechselte abrupt das Thema - eine ihrer Gewohnheiten bei guten Freunden - und erklärte: »Was passiert ist, lag nicht am Motor. Es könnte ein defekter Reifen gewesen sein, aber da war so ein merkwürdiger Knall.«
»Stimmt. Danach konnte ich nicht mehr lenken.«
»Komisch.« Harry warf wieder einen Blick in die Bedienungsanleitung. »Subaru baut tolle Autos für das Geld.« Ein frischer Wind wehte ihr den Duft von Blüten, Blumen und Heu in die Nase.
»Ich bin gespannt zu erfahren, woran es lag. Wir hatten Glück, dass der Wagen nach rechts geschlingert ist, nicht nach links in den Gegenverkehr. Und was noch besser war, es gab gar keinen Gegenverkehr.« Miranda atmete aus.
»Montagnachmittag. Alle sind bei der Arbeit oder auf den Feldern. Herbs Transporter ist nach seinem Zusammenstoß letzte Woche noch in der Werkstatt«, sagte Harry. Sie sprach von Reverend Herbert Jones, dem Pfarrer der lutherischen St.-Lukas-Kirche. »Aller guten und schlechten Dinge sind drei. Vielleicht bin ich die Nächste.«
»Ich weiß nicht, was passiert ist, aber es wird Herb bestimmt eine Stange Geld kosten. Sein Wagen steht noch bei ReNu«, erklärte Miranda. ReNu war die von der Versicherung bevorzugte Kfz-Werkstatt. »Er war mit seinem Chevy-Transporter unterwegs. Seinem Angeber-Chevy.«
Sie lachten, denn der Chevrolet, der zum Angeln benutzt wurde und mit der entsprechenden Ausrüstung bestückt war, war außerdem randvoll mit Anglergeschichten. Oh, wie poetisch konnte Herb sich auslassen über den Fisch, der ihm entwischt war! Ebenso gern präsentierte er seinen Fang, wobei sich allerdings die Katzen an der Zurschaustellung weit mehr interessiert zeigten als die Menschen.
»Wenn man schon am Straßenrand festsitzt, dann am besten an einem schönen Frühlingstag.« Harry lächelte. »Wir haben Glück gehabt. Anders als Tara Meola.«
Harry schauderte bei dem Gedanken an die bedauernswerte junge Frau, die letzte Woche im strömenden Regen ihr Leben lassen musste, weil ihr ein Reh ins Auto gekracht war. Miranda nickte. »Wohl wahr.«
»Man kann halt nie wissen«, sagte Harry und seufzte.
2
Nach einem bitterkalten Winter war das Frühjahr bis Ende April kühl geblieben. Jetzt war es Ende Mai. Nächte mit sieben bis dreizehn Grad versprachen Tage mit mindestens sechzehn Grad. Wälder und gepflegte Rasenflächen waren mit spätblühendem Hartriegel gesprenkelt. An Pergolen hingen Glyzinen mit lavendelfarben oder weißen Blüten. Die Rosen standen kurz vor der Blüte.
Harry spazierte über ihre bestellten Felder. Auf der Farm wurde für ein gesundes Gleichgewicht aus Getreide, Futtergras und Waldbestand gesorgt. Während Mrs. Murphy, Trucker und Pewter Harry folgten, machten sie zahlreiche Abstecher, um Kaninchen- und Fuchsbaue zu erkunden. Schmetterlinge gaukelten miteinander, flatterten mit ihren schönen geänderten Flügeln.
Pewter, die sie lüstern betrachtete, duckte sich.
»Die sehen dich«, sagte Tucker.
Pewter ignorierte den stets sachlichen Hund, wackelte mit ihrem grauen Hinterteil und sprang dann hoch.
Übersetzerin: Margarete Längsfeld
© 2014 Ullstein HC
Ein Rotschulterbussardweibchen flog mit eine Mäuschen in den Klauen vor dem 2007er Subaru-Outback vorbei, der auf der nassen Landstraße fuhr. Es landete auf einem alten Kirschbaum, dessen rosa Blüten vom leichten Aufsetzen des Vogels auf die Erde flattern.
»Haben Sie das gesehen?«, rief Miranda Hogendobber. Sie saß am Steuer des Subaru-Outback, auf dem Weg zum Gartenzentrum in Waynesboro.
»Raubvögel faszinieren mich, aber sie machen mir auch Angst«, erklärte Harry Haristeen. »Armes Mäuschen.«
»Das ist der Lauf der Dinge.« Miranda verringerte wegen einer scharfen Kurve das Tempo.
Mittelvirginia, das sich eigentlich eines herrlichen Frühlings erfreute, erholte sich soeben von den sintflutartigen Regenfällen des Wochenendes.
Harry, mit vierzig topfit, und Miranda, Ende sechzig, was ihr nicht anzumerken war, hatten jahrelang zusammen im alten Postamt von Crozet gearbeitet.
Als George, Mirandas Mann, starb, hatte Harry, gerade frisch vom Smith College abgegangen, seinen Posten als Vorsteher des Postamtes übernommen, nicht ahnend, dass diese Arbeit fast zwei Jahrzehnte dauern würde. Miranda ließ sich trotz ihres schweren Verlustes jeden Tag sehen, um der jungen Frau, die sie schon als Baby gekannt hatte, zu helfen, sich zurechtzufinden. Harrys Jugend heiterte Miranda auf. Besonders wenn man trauert, ist es gut, eine Aufgabe zu haben. Im Laufe der Jahre waren sie sich sehr nahegekommen, es war fast wie eine Mutter-Tochter-Beziehung. Harrys Mutter war gestorben, als Harry Anfang zwanzig war.
Angesichts des Unrats, den das allmählich zurückgehende Wasser auf den überschwemmten Feldern hinterließ, bemerkte Harry: »In diesem Schmutz kann ich die Tiere nicht rauslassen. Wer weiß, was sich sonst noch alles in den Ästen und Zweigen verheddert hat.«
»Hey, da ist ein Plastikstuhl. Könnte sich hübsch in Ihrem Garten machen.« Miranda lächelte.
Die jüngere Frau war großzügig mit ihrer Zeit und fütterte jedermann gern durch, doch wenn es um Geld ging, war sie oft knauserig. Miranda konnte es sich nicht verkneifen, Harry mit einem kostenlosen wenn auch hässlichen Stuhl aufzuziehen.
»Dieser Wagen ist viel besser als mein 1961er Falcon«, sagte die ältere Dame. »Zuerst war ich ja gegen das Luxusradio. Ist schließlich ein Gebrauchtwagen, in dem der Einbau eines Siriusradios vorgesehen war, aber ich wollte kein Extrageld ausgeben. Wie konnte ich bloß ohne das leben?«, Miranda war zur Subaru-Konvertitin geworden.
»Normale Autos leisten heute mehr als ein Mercedes oder sogar ein Rolls-Royce von vor zehn Jahren. Mich verblüfft, mit welcher Geschwindigkeit die technische Entwicklung dieser hochwertigen Gefährte bei viel preisgünstigeren Autos selbstverständlich geworden ist. Trotzdem liebe ich meinen alten 1978er F-150, und Sie fahren noch Ihren alten Falcon. Hey, soll ich ihn für Sie wachsen?«
»Würden Sie das tun? Wie lieb von Ihnen.«
»Sie wissen ja, ich bin versessen auf alles, was einen Motor hat. Ich reinige die Reifen, möbele Ihr Armaturenbrett auf. Ich bin ein Einfrau-Wasch- und Pflegecenter.«
Mit zusammengezogenen Augenbrauen sagte Miranda: »Ah-oh.«
Ein merkwürdiger Knall und das darauf einsetzende Schlingern machten es schwierig, den Outback auf der Straße zu halten.
»Blinker einschalten und bremsen.«
Sie schlitterten auf einen schmalen Abflussgraben zu, und die Airbags bliesen sich auf, als das Rad in den Graben rutschte. Miranda konnte nichts sehen.
Wenn genügend Platz war, verliefen die schmalen, etwa dreißig bis sechzig Zentimeter tiefen Abflussgräben parallel zu den Landstraßen. Gelegentlich führten schmale Durchlässe unter Farmzufahrten oder scharfen Kurven durch und leiteten das Wasser, das sehr schnell steigen konnte, von den Straßen ab.
Auch ohne etwas zu sehen, geriet Miranda nicht in Panik. Sie bremste vorsichtig, und die rechte Wagenseite senkte sich in den Graben. Das Auto wackelte ein bisschen.
Harrys zwei Katzen und ihr Hund, die auf dem Rücksitz schliefen, kullerten herunter.
»Hey!«, heulte Pewter, die rundliche graue Katze.
Mrs. Murphy, die getigerte Katze, und die Corgihündin Tee Tucker kletterten wieder auf den Sitz.
»Keine anderen Autos«, stellte die Hündin fest.
Die Tigerkatze sah sich um. »Stimmt.«
»Ich hab geschlafen.« Pewter hievte sich hinauf und setzte sich zu ihren Freundinnen.
»Haben wir alle«, bemerkte Mrs. Murphy trocken.
»Schon - aber ich hab mehr geschlafen.«
Harry, die bereits ausgestiegen war und in den Airbag mit dem Taschenmesser, das sie immer in der Hüfttasche bei sich trug, ein Loch gestochen hatte, damit die Luft entweichen konnte, duckte sich, um sich das Fahrgestell anzusehen. Dann ging sie zur rechten Seite des Wagens, die mit der Schnauze im Graben steckte.
»Ist was zu sehen?« Miranda rollte ihren Airbag, in den Harry ebenfalls ein Loch gestochen hatte, so gut es ging zusammen.
Harry rief zurück: »Der rechte Reifen ist aufgeschlitzt, und der Schlauch hat einen Platten. Sind Sie Mitglied beim Automobilclub? «
»Ja.« Miranda zog sich mit Harrys Hilfe aus dem Wagen. »Aber ich ruf lieber Safe & Sound an.«
Die Firma Safe & Sound, von Alphonse »Latigo« Bly gegründet und betrieben, hatte ihren Hauptsitz in Charlottesville. Das auf Autoversicherungen spezialisierte Unternehmen deckte die mittlere Atlantik- und die Südküste ab. Viele Geschäftsleute glaubten, dass Safe & Sound sich früher oder später landesweit ausbreiten würde.
Während Miranda telefonierte, öffnete Harry die hintere Wagentür.
»Muss wer Pipi machen?«
»Muss das hier sein?«, grummelte Pewter. »Ich will mir nicht die Pfoten nass machen.«
»Kein Bedarf«, antwortete die Corgidame für alle drei Tiere. Als Harry sah, dass keine von ihren besten Freundinnen sich rührte, schloss sie die Tür, dann stopfte sie den Airbag mühsam wieder an seinen Platz.
Miranda telefonierte noch mit Safe & Sound und erging sich dabei in - vielleicht allzu vielen - Einzelheiten.
Harry entnahm dem Handschuhfach die Bedienungsanleitung.
Nach Beendigung des Telefonats informierte Miranda Harry: »In zwanzig Minuten ist jemand hier. Den Automobilclub muss ich nicht anrufen, sagt er. Er hat andauernd mit solchen Sachen zu tun.«
»Ist doch immer besser, Geschäfte mit Freunden zu machen«, fand Harry. »Wenn man versucht, Geld zu sparen, verschwendet man meistens Zeit oder gibt sogar mehr Geld aus. Safe & Sound ist vor Ort.«
Miranda seufzte: »Je älter ich werde, desto klarer wird mir, dass Zeit kostbarer ist als Geld.«
Harry blätterte in der Bedienungsanleitung und blieb an einer schematischen Zeichnung des Autorahmens hängen. »Sie sind nicht alt. Wer wie Sie im Chor singt, im Garten arbeitet und Mitglied bei jedem Wohltätigkeitsverein Virginias ist, ist nicht alt.« Harry wechselte abrupt das Thema - eine ihrer Gewohnheiten bei guten Freunden - und erklärte: »Was passiert ist, lag nicht am Motor. Es könnte ein defekter Reifen gewesen sein, aber da war so ein merkwürdiger Knall.«
»Stimmt. Danach konnte ich nicht mehr lenken.«
»Komisch.« Harry warf wieder einen Blick in die Bedienungsanleitung. »Subaru baut tolle Autos für das Geld.« Ein frischer Wind wehte ihr den Duft von Blüten, Blumen und Heu in die Nase.
»Ich bin gespannt zu erfahren, woran es lag. Wir hatten Glück, dass der Wagen nach rechts geschlingert ist, nicht nach links in den Gegenverkehr. Und was noch besser war, es gab gar keinen Gegenverkehr.« Miranda atmete aus.
»Montagnachmittag. Alle sind bei der Arbeit oder auf den Feldern. Herbs Transporter ist nach seinem Zusammenstoß letzte Woche noch in der Werkstatt«, sagte Harry. Sie sprach von Reverend Herbert Jones, dem Pfarrer der lutherischen St.-Lukas-Kirche. »Aller guten und schlechten Dinge sind drei. Vielleicht bin ich die Nächste.«
»Ich weiß nicht, was passiert ist, aber es wird Herb bestimmt eine Stange Geld kosten. Sein Wagen steht noch bei ReNu«, erklärte Miranda. ReNu war die von der Versicherung bevorzugte Kfz-Werkstatt. »Er war mit seinem Chevy-Transporter unterwegs. Seinem Angeber-Chevy.«
Sie lachten, denn der Chevrolet, der zum Angeln benutzt wurde und mit der entsprechenden Ausrüstung bestückt war, war außerdem randvoll mit Anglergeschichten. Oh, wie poetisch konnte Herb sich auslassen über den Fisch, der ihm entwischt war! Ebenso gern präsentierte er seinen Fang, wobei sich allerdings die Katzen an der Zurschaustellung weit mehr interessiert zeigten als die Menschen.
»Wenn man schon am Straßenrand festsitzt, dann am besten an einem schönen Frühlingstag.« Harry lächelte. »Wir haben Glück gehabt. Anders als Tara Meola.«
Harry schauderte bei dem Gedanken an die bedauernswerte junge Frau, die letzte Woche im strömenden Regen ihr Leben lassen musste, weil ihr ein Reh ins Auto gekracht war. Miranda nickte. »Wohl wahr.«
»Man kann halt nie wissen«, sagte Harry und seufzte.
2
Nach einem bitterkalten Winter war das Frühjahr bis Ende April kühl geblieben. Jetzt war es Ende Mai. Nächte mit sieben bis dreizehn Grad versprachen Tage mit mindestens sechzehn Grad. Wälder und gepflegte Rasenflächen waren mit spätblühendem Hartriegel gesprenkelt. An Pergolen hingen Glyzinen mit lavendelfarben oder weißen Blüten. Die Rosen standen kurz vor der Blüte.
Harry spazierte über ihre bestellten Felder. Auf der Farm wurde für ein gesundes Gleichgewicht aus Getreide, Futtergras und Waldbestand gesorgt. Während Mrs. Murphy, Trucker und Pewter Harry folgten, machten sie zahlreiche Abstecher, um Kaninchen- und Fuchsbaue zu erkunden. Schmetterlinge gaukelten miteinander, flatterten mit ihren schönen geänderten Flügeln.
Pewter, die sie lüstern betrachtete, duckte sich.
»Die sehen dich«, sagte Tucker.
Pewter ignorierte den stets sachlichen Hund, wackelte mit ihrem grauen Hinterteil und sprang dann hoch.
Übersetzerin: Margarete Längsfeld
© 2014 Ullstein HC
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Autoren-Porträt von Rita Mae Brown, Sneaky Pie Brown
Sneaky Pie Brown ist Ko-Autorin von Rita Mae Brown. Beide leben in Crozet, Virginia.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Rita Mae Brown , Sneaky Pie Brown
- 2014, 264 Seiten, Maße: 14,3 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Margarete Längsfeld
- Verlag: Ullstein HC
- ISBN-10: 3550080581
- ISBN-13: 9783550080586
- Erscheinungsdatum: 05.03.2014
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