In Rente
Der größte Einschnitt unseres Lebens
»In Rente sollte man eigentlich mit 20 gehen, dann hätte man mehr Kraft für einen Lebenumschwung.« Nur eine Meinung, die Autor Prosinger aufgeschnappt hat - und doch spricht sie ein großes Problem an: Nichts bedeutet eine größere Veränderung für unser Leben...
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Produktinformationen zu „In Rente “
»In Rente sollte man eigentlich mit 20 gehen, dann hätte man mehr Kraft für einen Lebenumschwung.« Nur eine Meinung, die Autor Prosinger aufgeschnappt hat - und doch spricht sie ein großes Problem an: Nichts bedeutet eine größere Veränderung für unser Leben als der Renteneintritt, wo viele Pflichten und Zwänge wegfallen.
Klappentext zu „In Rente “
"Was für eine Zumutung, dachte Hecker, dass wir gerade im Alter gezwungen sind, aus diesem Trott, den wir uns wohlweislich geschaffen haben, herauszutreten und das Leben neu zu erfinden. In Rente, fand Hecker, und er hielt das für eine nüchterne Betrachtung, sollte man eigentlich mit zwanzig gehen, dann hätte man Kraft für diesen Lebensumschwung. Aber ihn mit seinen 65 Jahren damit zu belästigen - 'Nein danke', rief er laut, und er fand sich wunderlich, weil er allein in der Küche stand, Pilze putzte und nirgendwo ein Zuhörer war."Nichts bedeutet eine größere Veränderung für unser Leben als der Renteneintritt. Denn wir werden ab der Grundschule vom Leistungsgedanken bestimmt: Schule schaffen, Job bekommen, Karriere machen etc. Plötzlich aber geht es nicht mehr um Leistung. Eine Konstante, die das Leben 60 Jahre lang bestimmt hat, bricht weg. Ist das ein Glücksfall, weil leidige Pflichten und Zwänge endlich wegfallen? Oder bedeutet es den Absturz in die Bedeutungslosigkeit und den Verlust des Lebenssinns?
Einfühlsam, dicht und humorvoll beschreibt Prosinger den Weg in die Rente, der uns alle - ganz unmittelbar oder als Angehörige - angeht.
Autoren-Porträt von Wolfgang Prosinger
Prosinger, WolfgangWolfgang Prosinger, Jahrgang 1948, ist Journalist und Autor mehrerer Bücher. Nach seinem Studium der Germanistik und Geschichte in München und Freiburg arbeitete er bei verschiedenen Zeitungen, u. a. als Italienkorrespondent für die Basler Zeitung und die Badische Zeitung. Bis 2013 leitete er die Seite 3 des Tagesspiegels. Zuletzt erschien von ihm 'Tanner geht. Sterbehilfe - Ein Mann plant seinen Tod'.
Autoren-Interview mit Wolfgang Prosinger
Interview Wolfgang Prosinger, „In Rente"Erst einmal: Glückwunsch! Sie haben mit „In Rente" ein Buch über die Zeit der Rente geschrieben, das auch jüngere Leser anspricht, die noch 20 Jahre in einem „Arbeitsverhältnis" vor sich haben. Vor allem die Ehrlichkeit überzeugt, auch wenn Sie nicht von sich erzählen, sondern die Figur Thomas Hecker erlebt, wie es ist, in Rente zu gehen. Dazu erfahren wir Leser auch viel über das Sachthema Rente (Finanzen etc.). Es ist aber kein Sachbuch - wie würden Sie Ihr Buch beschreiben?
Wolfgang Prosinger: Es ist die Erzählung von einem Mann, der 65 wird, in den Ruhestand geht, aber gar nicht einsieht, warum er das tun soll. Er fühlt sich nicht alt, er ist gesund und voller Tatkraft. Auf einmal, von einem Tag auf den anderen, gehört er zum alten Eisen. Das macht ihm schwer zu schaffen. In die Erzählung aber sind immer wieder sachliche Passagen eingeflochten: über die Entstehung des Rentensystems, über dessen gegenwärtige Bedrohungen, über das Wesen der Arbeit im Lauf der Geschichte usw. Es ist also eine Art Roman mit Sachbuchelementen.
Endlich in Rente! Da hat man endlich Zeit für all das, was man vielleicht schon immer mal machen wollte, kann ausschlafen, sich Hobbys zulegen und, wenn es die Rente hergibt, auch verreisen. Doch irgendwie hängen sehr viele Rentner lange fest zwischen Arbeitsleben und ... ja, was?
Wolfgang Prosinger: Genau das ist die entscheidende Frage: Ja, was? Die wenigsten, die in Rente gehen, haben eine Ahnung davon, was dieser neue Lebensabschnitt eigentlich bedeutet. Er ist nicht definiert. Zuvor, im Arbeitsleben, war 40 Jahre lang alles klar: Wecker stellen, aufstehen, arbeiten, mittags in die Kantine gehen, wieder arbeiten ... Und nun fällt all das weg, was dem Leben Struktur gegeben hat. Für viele - nicht für alle -
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beginnt nun eine Zeit der Orientierungslosigkeit. Man muss sein Leben neu erfinden. Das schaffen viele nicht.
Wir sind so auf Leistung, Arbeit getrimmt, dass Menschen ohne Arbeit - nicht nur Rentner übrigens - ihre Lebensmitte verlieren und sich nutzlos vorkommen. Dieses tiefe Gefühl von „niemand braucht mich" scheint die meisten aus der Bahn zu werfen. Sie schreiben, dass Sie plötzlich nachvollziehen konnten, dass sich jemand schon vormittags vor den Fernseher setzt - obwohl sie das als Nicht-Rentner immer armselig fanden. Was passiert da mit einem?
Wolfgang Prosinger: Einiges. Da ist zunächst der Verlust der Sinnhaftigkeit des Lebens, der Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Zweitens der Finanzschock. Wussten Sie, dass die Hälfte aller Rentner nur 700 Euro im Monat bekommt? Und drittens die unabweisbare Begegnung mit dem Alter. Zuvor konnte man sich darüber hinwegschwindeln: Ich bin doch noch gar nicht so alt, ich gehöre doch zum aktiven Teil der Bevölkerung. Aber wenn du deinen Rentnerausweis in der Tasche hast, dann hast du es schwarz auf weiß: Jetzt bist du ein alter Mann.
Es ist ja vertrackt: Als Arbeitender sehnt man sich nach unbegrenzter Freizeit jenseits eines dreiwöchigen Urlaubs, als Rentner hat man sie und es geht einem gerade in der Anfangszeit gar nicht gut damit. Das Sprechen über so eine Krise aber, so scheint es, fällt ungemein schwer. Selbst unter Rentnern wird so getan, als sei alles wunderbar und der Tag viel zu kurz. Ist es immer noch ein Tabuthema?
Wolfgang Prosinger: Ich glaube, dass unter Rentnern viel gelogen wird. Endlich ist man sein eigener Herr, ist ins ersehnte Reich der Freiheit eingetreten. Aber das entpuppt sich oft als Eintritt in ein Gefängnis. Wer 40 Jahre gearbeitet hat, der hat es verlernt, die Wohltat des Müßiggangs zu genießen. Man langweilt sich stattdessen, man verliert seine sozialen Kontakte, man fühlt sich rausgeschmissen aus der Welt. Aber wer will das schon zugeben?
Ihre Figur in „In Rente", Thomas Hecker, Redakteur wie Sie, kämpft natürlich nicht „nur" mit dem Thema Rente, sondern all dem, was da so mit dranhängt - z. B. dem Altwerden. „Wollte er eigentlich wirklich alt werden, richtig alt, hochbetagt? Greis? Pflegefall? Er konnte es sich nicht vorstellen und wollte es nicht. Sein derzeitiges Alter bereitete ihm ja schon genügend Probleme." (Zitat aus „In Rente") Hecker fühlt sich noch nicht zu alt für Rock 'n' Roll - doch auch auf dem Bob-Dylan-Konzert wird ihm bewusst, dass auch Dylan ein „Aufguss der Erinnerung" ist - und, ganz nebenbei bemerkt, auch schon 72 Jahre alt. Fehlt die „Rollenidentität"? Wie könnte so eine Identität aussehen, was wünschen Sie sich da?
Wolfgang Prosinger: Genau das ist das Schwierigste: sich eine neue Identität schaffen. Wer kann das schon mit 65? Natürlich gibt es unendliche Möglichkeiten: Ehrenamt, Hobbys, Beschäftigung mit Enkeln - sofern vorhanden. Aber ein Rest an Enttäuschung wird bleiben. Oft sind das nur Ersatzhandlungen. Das wirkliche Leben spielt anderswo.
Hecker, wir müssen es so sagen, stürzt am Anfang seines Rentnerdaseins kräftig ab. Er trinkt mehr, als ihm gut tut, hängt vor dem Fernseher ab, schläft tagsüber und wird von Tag zu Tag lustloser. Als er seiner Liebsten auch noch von dem illustren Kreis erzählt, den er bei der Imbissbude kennengelernt hat, fällt Franziska aus allen Wolken und erkennt ihren Thomas nicht mehr. Man kann ihm beim Verwahrlosen zusehen und die Liebste sucht auch erst einmal Abstand und zieht zu einer Freundin. Es braucht lange, bis Hecker sich wieder fängt - die Aufforderung „Tu etwas, tu endlich etwas!" zeigt zunächst keine Wirkung. Wie kriegt er die Kurve?
Wolfgang Prosinger: Da will ich nicht allzu viel verraten. Es ist ein langsamer Prozess der Gewöhnung an das neue Leben. Und dann hat er noch ein paar einschneidende Erlebnisse ...
Die üblichen launigen Bücher über den „(Un-)Ruhestand" oder das lustige Rentnerleben treiben Hecker die Zornesröte ins Gesicht. Ja, er ist richtig wütend über die „Ansammlung von Banalitäten und Allgemeinplätzen der billigsten Sorte". Was stört ihn so daran?
Wolfgang Prosinger: Weil diese Bücher verlogen sind. Sie nehmen die Rentner und ihre Sorgen nicht ernst, sondern gaukeln etwas vor, was es für viele gar nicht gibt.
Sie selbst sind Jahrgang 1948 und arbeiten als Redakteur beim Tagesspiegel. Hätten Sie in Rente gehen können und, wenn ja, was hielt Sie davon ab?
Wolfgang Prosinger: Ich habe das Glück gehabt, dass meine Zeitung mich über den Rententermin hinaus weiter beschäftigt. So konnte ich einen Teil von dem, was Thomas Hecker erlebt, zumindest hinausschieben. Ich habe Zeit gewonnen. Aber natürlich wird auch bei mir der Tag kommen, an dem ich mich fragen muss: Und nun? Ich mache mir keine Illusionen.
Wir sind so auf Leistung, Arbeit getrimmt, dass Menschen ohne Arbeit - nicht nur Rentner übrigens - ihre Lebensmitte verlieren und sich nutzlos vorkommen. Dieses tiefe Gefühl von „niemand braucht mich" scheint die meisten aus der Bahn zu werfen. Sie schreiben, dass Sie plötzlich nachvollziehen konnten, dass sich jemand schon vormittags vor den Fernseher setzt - obwohl sie das als Nicht-Rentner immer armselig fanden. Was passiert da mit einem?
Wolfgang Prosinger: Einiges. Da ist zunächst der Verlust der Sinnhaftigkeit des Lebens, der Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Zweitens der Finanzschock. Wussten Sie, dass die Hälfte aller Rentner nur 700 Euro im Monat bekommt? Und drittens die unabweisbare Begegnung mit dem Alter. Zuvor konnte man sich darüber hinwegschwindeln: Ich bin doch noch gar nicht so alt, ich gehöre doch zum aktiven Teil der Bevölkerung. Aber wenn du deinen Rentnerausweis in der Tasche hast, dann hast du es schwarz auf weiß: Jetzt bist du ein alter Mann.
Es ist ja vertrackt: Als Arbeitender sehnt man sich nach unbegrenzter Freizeit jenseits eines dreiwöchigen Urlaubs, als Rentner hat man sie und es geht einem gerade in der Anfangszeit gar nicht gut damit. Das Sprechen über so eine Krise aber, so scheint es, fällt ungemein schwer. Selbst unter Rentnern wird so getan, als sei alles wunderbar und der Tag viel zu kurz. Ist es immer noch ein Tabuthema?
Wolfgang Prosinger: Ich glaube, dass unter Rentnern viel gelogen wird. Endlich ist man sein eigener Herr, ist ins ersehnte Reich der Freiheit eingetreten. Aber das entpuppt sich oft als Eintritt in ein Gefängnis. Wer 40 Jahre gearbeitet hat, der hat es verlernt, die Wohltat des Müßiggangs zu genießen. Man langweilt sich stattdessen, man verliert seine sozialen Kontakte, man fühlt sich rausgeschmissen aus der Welt. Aber wer will das schon zugeben?
Ihre Figur in „In Rente", Thomas Hecker, Redakteur wie Sie, kämpft natürlich nicht „nur" mit dem Thema Rente, sondern all dem, was da so mit dranhängt - z. B. dem Altwerden. „Wollte er eigentlich wirklich alt werden, richtig alt, hochbetagt? Greis? Pflegefall? Er konnte es sich nicht vorstellen und wollte es nicht. Sein derzeitiges Alter bereitete ihm ja schon genügend Probleme." (Zitat aus „In Rente") Hecker fühlt sich noch nicht zu alt für Rock 'n' Roll - doch auch auf dem Bob-Dylan-Konzert wird ihm bewusst, dass auch Dylan ein „Aufguss der Erinnerung" ist - und, ganz nebenbei bemerkt, auch schon 72 Jahre alt. Fehlt die „Rollenidentität"? Wie könnte so eine Identität aussehen, was wünschen Sie sich da?
Wolfgang Prosinger: Genau das ist das Schwierigste: sich eine neue Identität schaffen. Wer kann das schon mit 65? Natürlich gibt es unendliche Möglichkeiten: Ehrenamt, Hobbys, Beschäftigung mit Enkeln - sofern vorhanden. Aber ein Rest an Enttäuschung wird bleiben. Oft sind das nur Ersatzhandlungen. Das wirkliche Leben spielt anderswo.
Hecker, wir müssen es so sagen, stürzt am Anfang seines Rentnerdaseins kräftig ab. Er trinkt mehr, als ihm gut tut, hängt vor dem Fernseher ab, schläft tagsüber und wird von Tag zu Tag lustloser. Als er seiner Liebsten auch noch von dem illustren Kreis erzählt, den er bei der Imbissbude kennengelernt hat, fällt Franziska aus allen Wolken und erkennt ihren Thomas nicht mehr. Man kann ihm beim Verwahrlosen zusehen und die Liebste sucht auch erst einmal Abstand und zieht zu einer Freundin. Es braucht lange, bis Hecker sich wieder fängt - die Aufforderung „Tu etwas, tu endlich etwas!" zeigt zunächst keine Wirkung. Wie kriegt er die Kurve?
Wolfgang Prosinger: Da will ich nicht allzu viel verraten. Es ist ein langsamer Prozess der Gewöhnung an das neue Leben. Und dann hat er noch ein paar einschneidende Erlebnisse ...
Die üblichen launigen Bücher über den „(Un-)Ruhestand" oder das lustige Rentnerleben treiben Hecker die Zornesröte ins Gesicht. Ja, er ist richtig wütend über die „Ansammlung von Banalitäten und Allgemeinplätzen der billigsten Sorte". Was stört ihn so daran?
Wolfgang Prosinger: Weil diese Bücher verlogen sind. Sie nehmen die Rentner und ihre Sorgen nicht ernst, sondern gaukeln etwas vor, was es für viele gar nicht gibt.
Sie selbst sind Jahrgang 1948 und arbeiten als Redakteur beim Tagesspiegel. Hätten Sie in Rente gehen können und, wenn ja, was hielt Sie davon ab?
Wolfgang Prosinger: Ich habe das Glück gehabt, dass meine Zeitung mich über den Rententermin hinaus weiter beschäftigt. So konnte ich einen Teil von dem, was Thomas Hecker erlebt, zumindest hinausschieben. Ich habe Zeit gewonnen. Aber natürlich wird auch bei mir der Tag kommen, an dem ich mich fragen muss: Und nun? Ich mache mir keine Illusionen.
Interview: Ulrike Bauer, Literaturtest
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Bibliographische Angaben
- Autor: Wolfgang Prosinger
- Nachdruck, 240 Seiten, Maße: 13,3 x 21 cm, Gebunden, Deutsch
- Mitarbeit: Anzinger und Rasp, München
- Verlag: Rowohlt
- ISBN-10: 3498053140
- ISBN-13: 9783498053147
- Erscheinungsdatum: 07.03.2014
Rezension zu „In Rente “
Ein nachdenkliches, behutsames und eindringliches Buch. Der Spiegel
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