Belladonna
''Lesen Sie es nicht, wenn Sie alleine sind, lesen Sie es nicht nach Einbruch der Dunkelheit, aber lesen müssen Sie ''Belladonna''.''
Mirror
Die blinde College-Professorin Sybil Adams wird verblutend auf einer Restaurant-Toilette aufgefunden. Zwei...
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
''Lesen Sie es nicht, wenn Sie alleine sind, lesen Sie es nicht nach Einbruch der Dunkelheit, aber lesen müssen Sie ''Belladonna''.''
Mirror
Die blinde College-Professorin Sybil Adams wird verblutend auf einer Restaurant-Toilette aufgefunden. Zwei tiefe Schnitte in ihrem Bauch formen ein tödliches Kreuz. Kurz darauf stößt die Kinderärztin und Pathologin Sara Linton auf eine weitere ''gekreuzigte'' Frau.
Lauert in ihrer bisher so friedlichen Stadt ein sadistischer Serienmörder schon auf das nächste Opfer?
Karin Slaughters Stil ist einzigartig und hat sie zum Star der Thriller-Szene gemacht. In ihren Romanen spüren Sie regelrecht die Panik der Opfer, die Zweifel der Ermittler, die beklemmende Atmosphäre einer Südstaaten-Kleinstadt.
Belladonna von Karin Slaughter
LESEPROBE
GrantCounty war nach dem guten Grant benannt, nicht Ulysses, sondern Lemuel PrattGrant, einem Eisenbahnunternehmer, der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts dieAtlanta-Strecke weit hinein nach South Georgia und zum Meer ausbaute. AufGrants Schienen transportierten die Züge Baumwolle und andere Waren durch ganzGeorgia. Diese Eisenbahnlinie hatte dazu geführt, dass man von Orten wieHeartsdale, Madison und Avondale als Städten Notiz nahm. So manche Stadt inGeorgia war nach dem Mann benannt. Zu Beginn des Bürgerkriegs entwickelteColonel Grant zudem einen Verteidigungsplan für den Fall, dass Atlanta jebelagert werden sollte; unglücklicherweise verstand er sich jedoch besser aufGüterzüge als auf Feldzüge.
Während derDepression beschlossen die Bürger von Avondale, Heartsdale und Madison, ihrePolizei, ihre Feuerwehren und auch ihre Schulen unter eine gemeinsameVerwaltung zu stellen. Das half, bei unentbehrlichen öffentlichen DienstleistungenGeld zu sparen, und bewog außerdem die Bahn, die Grant-Strecke nichtstillzulegen. Als Ganzes war das County nämlich viel größer als dieEinzelstädte. 1928 wurde in Madison ein Armeestützpunkt gebaut, und das brachteFamilien aus allen Teilen der Nation in das winzige Grant County. Ein paar Jahrespäter wurde Avondale zum Standort eines Bahnbetriebswerks auf der StreckeAtlanta-Savannah. Es vergingen noch ein paar Jahre, und in Heartsdale wurde dasGrant College gegründet. Fast sechzig Jahre lang blühte und gedieh das County,bis die Schließung von Garnisonen, Rationalisierungen und die Finanzpolitikder Reagan-Ära die Wirtschaft von Madison und drei Jahre später die vonAvondale Schritt für Schritt ruinierte. Wäre das College nicht gewesen, das1946 zu einer technischen Universität wurde, die sich auf Agrarwesenspezialisierte, hätte Heartsdale denselben Niedergang erlebt wie seineSchwesterstädte.
So war alsodas College das Herzblut der Stadt, und die oberste Direktive desBürgermeisters von Heartsdale an den Polizeichef Jeffrey Tolliver lautete, dasCollege bei Laune zu halten, wenn ihm sein Job lieb war. Und genau das tatJeffrey gerade, als er bei einer Sitzung mit der Campus-Polizei Maßnahmen gegendie seit kurzer Zeit erhebliche Zunahme von Fahrraddiebstählen erörterte undplötzlich sein Handy läutete. Anfangs erkannte er Saras Stimme nicht unddachte, jemand erlaube sich mit diesem Anruf einen Scherz. In den acht Jahren,die er sie jetzt kannte, hatte Sara nicht einmal so verzweifelt geklungen. IhreStimme bebte, als sie drei Wörter aussprach, die er nie aus ihrem Mund erwartethätte: Ich brauche dich.
Jeffrey bogvor den Toren zum College links ab und lenkte seinen Lincoln Town Car die MainStreet hinauf in Richtung des Esslokals. Der Frühling hatte in diesem Jahrbesonders früh eingesetzt, und die Hartriegelbäume, die die Straße säumten,blühten bereits und webten einen weißen Vorhang über die Straße. Die Frauen vomGartenclub hatten Tulpen in Kübel gepflanzt, die die Gehsteige zierten, undein paar Kids aus der High School waren dabei, die Straße zu fegen, stattnachzusitzen. Der Besitzer des Textilgeschäfts hatte einen Kleiderständer mitseiner Ware auf dem Gehsteig aufgestellt, und der Haushaltswarenladen hatte imFreien eine Loggia komplett mit Verandaschaukel errichtet. Jeffrey wusste,dass die Szenerie, die ihn im Diner erwartete, einen harten Kontrast bildenwürde.
Er drehtedie Scheibe herunter, um frische Luft in den stickigen Wagen zu lassen. DieKrawatte lag eng um seinen Hals, und ohne weiter nachzudenken, nahm er sie ab.Im Geist ließ er Saras Anruf wieder und wieder ablaufen, und dabei versuchteer, ihm etwas zu entnehmen, das über die ganz offensichtlichen Faktenhinausging. Sibyl Adams war in einem Diner niedergestochen und getötet worden.
Zwanzig Jahre als Cop hatten Jeffrey dennoch nicht für einesolche Nachricht gerüstet. Die Hälfte seiner Laufbahn hatte er in Birmingham,Alabama, verbracht, wo Mord nur selten eine Überraschung darstellt. Es war kaumeinmal eine Woche vergangen, ohne dass er gerufen wurde, mindestens einen Mordzu untersuchen, gewöhnlich Folge der extremen Armut in Birmingham:Drogengeschäfte, die schief gelaufen waren, häusliche Streitigkeiten, beidenen Waffen zu leicht bei der Hand waren. Wenn Saras Anruf aus Madison odergar Avondale gekommen wäre, hätte es Jeffrey nicht überrascht. Drogen und gewalttätigeAuseinandersetzungen unter rivalisierenden Banden wurden in den beiden anderenStädten immer häufiger zu Problemen. Heartsdale war das Juwel. In zehn Jahrenbetraf der einzige verdächtige Todesfall eine alte Frau, die einen Herzschlagbekommen hatte, als sie ihren Enkel dabei erwischte, wie er ihren Fernseherstehlen wollte.
« Chief ? »
Jeffrey griff nach unten und nahm sein Funkgerät zur Hand. «Yeah?»
Marla Simms, die Telefonistin auf der Wache, sagte: «Ich habemich um die Sache gekümmert, so wie Sie es wünschten.»
«Gut», antwortete er und fügte hinzu: «Bis auf weiteres Funkstille.»
Marla verzichtete auf die nahe liegende Frage und schwieg. Grantwar immer noch eine Kleinstadt, und sogar auf der Wache gab es Leute, die redenwürden. Jeffrey wollte diese Sache so lange unter Verschluss halten, wie esnur ging.
«Verstanden?», fragte Jeffrey.
Schließlich antwortete sie: «Ja, Sir.»
Jeffrey schob sein Handy in die Jackentasche, als er aus demAuto stieg. Frank Wallace, sein dienstältester Detective, stand bereits Wachevor dem Diner.
«Jemand rein oder raus?», fragte Jeffrey.
Er schüttelte den Kopf. «Brad ist an der Hintertür», sagteer.
«Der Alarm ist abgeschaltet. Ich nehme an, der Täter hatsich das zunutze gemacht, um rein- und wieder rauszukommen.»
Jeffrey blickte auf die Straße zurück. Betty Reynolds, dieBesitzerin des Kramladens, fegte den Gehsteig und warf argwöhnische Blicke inRichtung Diner. Bald würden die Leute kommen, wenn nicht von Neugiergetrieben, dann von Hunger.
Jeffrey drehte sich wieder zu Frank um. «Niemand hat was gesehen?»
«Nicht das Geringste», bestätigte Frank. «Sie ist zu Fuß vonzu Hause hierher gekommen. Pete sagte, sie kommt jeden Montag nach demMittagsandrang her. »
Jeffrey nickte knapp und betrat das Lokal. Das GrantFilling Station war so etwas wie der Mittelpunkt der Main Street. Mit seinengroßen roten Nischen und den gesprenkelten weißen Resopalflächen, mit denChromgeländern und den verchromten Strohhalmspendern sah es noch fast so auswie damals, als Petes Vater es eröffnet hatte. Sogar die derben weißen Linoleumfliesenauf dem Boden, die stellenweise so durchgetreten waren, dass man die schwarzenKlebeflächen sah, stammten noch aus der Anfangszeit. Jeffrey hatte in denvergangenen zehn Jahren hier fast jeden Mittag gegessen. Das Lokal war irgendwieein Hort der Entspannung gewesen, eine vertraute Zuflucht nach der ständigenAuseinandersetzung mit dem Abschaum der Menschheit. Er sah sich im Raum um,wohl wissend, dass für ihn von jetzt an hier nichts mehr wie früher sein würde.
© 2003 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Übersetzung: Teja Schwaner
Interview mitKarin Slaughter
Gerade ist Ihr erster, zugegebenermaßen rechtblutiger Thriller in Deutschland erschienen. Ist Ihr Name (engl.: Schlachter)Programm?!
Esgibt tatsächlich einige anschauliche Beschreibungen von Gewalt in all meinenBüchern. Mich interessieren solche Bücher eben, und deswegen schreibe ich auchgenau so. Ich möchte Gewalt als das zeigen, was sie ist. Nur so lässt sichwenigstens ansatzweise verstehen, welchen Einfluss sie auf meine Protagonistenausübt. Manche Details allerdings erspare ich dem Leser. Ich lege es nichtdarauf an zu schockieren. Mir geht es vielmehr darum, dass man ein Gefühl dafürbekommt, was eigentlich passiert, warum Verbrechen so grausam sind und wie sehrGewalt die Menschen in meinen Büchern verändert.
In Belladonna" haben wir es mit einem skrupellosenSerienkiller zu tun. Wären Sie ein Profiler, wie würden Sie ihn in wenigenWorten charakterisieren?
Ichwürde zunächst einmal von einem Serien-Vergewaltiger ausgehen. Die Morde sindzweitrangig, im Vordergrund stehen die Vergewaltigungen. Der Täter ist einSadist, und wie ich im Buch zeige, gibt es etwas in seiner Vergangenheit, dassein jetziges Verhalten erklärt - wie bei allen Serientätern. Die Fixierung aufbestimmte Ereignisse und ganz bestimmte Menschen spielt eine wichtige Rolle fürseinen Charakter. Ich möchte in keinem meiner Bücher einen schlechten Menschenbeschreiben, der ohne einen Grund schlecht ist. So funktioniert das Lebennicht. Die Menschen haben Gründe für ihr Tun. Und vielleicht könnten wir dieEskalation von Gewalt stoppen, wenn wir mehr über diese Gründe wüssten.
Na,das hoffe ich doch! Aber im Ernst: Es gibt wirklich einige extrem gruseligeStellen, dennoch ist das Buch nicht unerbittlich düster. Es gibt auch ruhige,friedliche Szenen mit Sara und ihren Eltern oder Sara und Jeffrey. DieseMomente verschaffen dem Leser eine Atempause und zeigen, dass die Welt nichtnur voller Horror ist. Außerdem vermitteln sie einen Einblick in diePersönlichkeit der verschiedenen Charaktere und deren Denkweise. Mir ist sehrwichtig, dass der Leser mit meinen Hauptfiguren mitfühlt, dass er sich wirklichfür sie und ihre Beziehungen interessiert. Wenn das nicht der Fall wäre, würdeer nicht wirklich mitgehen bei dem, was ihnen widerfährt.
Ob es um Serienkiller, Kannibalen oder rituelle Mordegeht: Thriller sind enorm erfolgreich. Woher kommt Ihrer Meinung nach dieseLust der Leser am Verbrechen?
Ichdenke, es hat eher mit einer Leidenschaft für Gerechtigkeit zu tun. In Krimis,in Filmen oder Büchern wird der Täter ja doch meist gefasst. Das ist eineziemliche Schwarz-Weiß-Sicht auf die Welt und eine vollkommen falscheWiedergabe dessen, was tatsächlich geschieht. Es ist unglaublich schwierig,einen Serientäter zu fassen. Jeder Polizist wird Ihnen bestätigen, dass esmeistens eher Glückssache ist. Aber in den Büchern müssen die Täter gefasstwerden, sonst wären die Leute in Aufruhr. Das wirkliche Leben ist vielbeängstigender als jede Geschichte.
Sara Linton, Kinderärztin und Gerichtspathologin, istdie couragierte Ermittlerin in Belladonna". Wird es in nächster Zukunft einWiedersehen mit ihr geben?
Aufjeden Fall, ja. Ich habe noch drei Folgen geschrieben und arbeite momentan aneiner weiteren. Und im nächsten Jahr wird mein zweites Buch Kisscut"(Originaltitel) erscheinen. Ich hoffe, dass es den Lesern gefällt. Es gibt nochso viele Geschichten mit Sara zu erzählen, und es macht Spaß, all dieseVerbrechen aufzuklären.
Die Fragen stellte Mathias Voigt, literaturtest.de.
- Autor: Karin Slaughter
- 2005, 1, 414 Seiten, Maße: 13,3 x 19,2 cm, Geb. mit Su.
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3828978576
- ISBN-13: 9783828978577
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Belladonna".
Kommentar verfassen