Der Hai
An einem herrlichen Julitag des Jahres 1916 wirft sich der junge Charles Vansant in die Wellen des Ozeans. Im Amerika des Goldenen Zeitalters, das sich weit entfernt von Europas Kriegsschauplätzen dünkt, haben die Menschen das befreiende Gefühl, im Meer zu...
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Produktinformationen zu „Der Hai “
An einem herrlichen Julitag des Jahres 1916 wirft sich der junge Charles Vansant in die Wellen des Ozeans. Im Amerika des Goldenen Zeitalters, das sich weit entfernt von Europas Kriegsschauplätzen dünkt, haben die Menschen das befreiende Gefühl, im Meer zu schwimmen, erst entdeckt. Überzeugt, dass die alten Geschichten über Tiefsee-Monster im Zeitalter von Eisenbahn, Telefon, elektrischem Licht und moderner Wissenschaft Seemannsgarn sind, durchquert Vansant die Wellen. Er ahnt nicht, dass sich ihm der geheimnisvollste Räuber der Meere, ein riesiger Weißer Hai, nähert. Mit einem gewaltigen Biss zerstört er nicht nur das Leben des jungen Schwimmers, sondern attackiert auch die Selbstgefälligkeit einer Gesellschaft, die glaubt, sich die Natur endgültig untertan gemacht zu haben. Michael Capuzzo folgt in seinem atemlos spannenden Report dem Weg des großen Einzelgängers, der vor der Küste New Jerseys vier Menschen tötet, weitere angreift und eine von den Zeitungen geschürte Hyster ie auslöst. Mit scharfen Schnitten wechselt Capuzzo zwischen der Perspektive des geheimnisvollen Räubers und den Menschen, die ihm in jenem dramatischen Sommer begegneten. Dabei gelingt ihm das feinfühlige Psychogramm einer Gesellschaft, die sich aus den Fängen einer unberechenbaren Natur, die auch ihre eigene ist, befreit zu haben glaubt und die sich dem Rausch des neuen Jahrhunderts mit seinen scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten hingibt. Capuzzos exakt recherchierter Sachbuch-Thriller ist zugleich eine poetische Hommage an eines der letzten unbekannten Wesen der Meere, das sich dem Allmachtstreben der Menschen entzieht.
Klappentext zu „Der Hai “
An einem herrlichen Julitag des Jahres 1916 wirft sich der junge Charles Vansant in die Wellen des Ozeans. Im Amerika des Goldenen Zeitalters, das sich weit entfernt von Europas Kriegsschauplätzen dünkt, haben die Menschen das befreiende Gefühl, im Meer zu schwimmen, erst entdeckt. Überzeugt, dass die alten Geschichten über Tiefsee-Monster im Zeitalter von Eisenbahn, Telefon, elektrischem Licht und moderner Wissenschaft Seemannsgarn sind, durchquert Vansant die Wellen. Er ahnt nicht, dass sich ihm der geheimnisvollste Räuber der Meere, ein riesiger Weißer Hai, nähert. Mit einem gewaltigen Biss zerstört er nicht nur das Leben des jungen Schwimmers, sondern attackiert auch die Selbstgefälligkeit einer Gesellschaft, die glaubt, sich die Natur endgültig untertan gemacht zu haben. Michael Capuzzo folgt in seinem atemlos spannenden Report dem Weg des großen Einzelgängers, der vor der Küste New Jerseys vier Menschen tötet, weitere angreift und eine von den Zeitungen geschürte Hyster ieauslöst. Mit scharfen Schnitten wechselt Capuzzo zwischen der Perspektive des geheimnisvollen Räubers und den Menschen, die ihm in jenem dramatischen Sommer begegneten. Dabei gelingt ihm das feinfühlige Psychogramm einer Gesellschaft, die sich aus den Fängen einer unberechenbaren Natur, die auch ihre eigene ist, befreit zu haben glaubt und die sich dem Rausch des neuen Jahrhunderts mit seinen scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten hingibt. Capuzzos exakt recherchierter Sachbuch-Thriller ist zugleich eine poetische Hommage an eines der letzten unbekannten Wesen der Meere, das sich dem Allmachtstreben der Menschen entzieht. Lese-Probe zu „Der Hai “
Michael Capuzzo: Der Haiaus dem Amerikanischen von Yvonne Badal
Der letzte Mensch im Wasser
Der Geruch des Meeres zog ihn gen Osten. Vor ihm lag der Atlantik wie ein See aus Diamanten, flüssiger Edelstein in sanft wogenden Wellen, die sich funkelnd im schwindenden bronzefarbenen Licht brachen. Die Sonne senkte sich bereits auf die Abenddämmerung hinter den vor Feuchtigkeit prallen Wolkentürmen herab. Der junge Mann konnte es gar nicht erwarten, ins Wasser zu kommen.
Der Sandstrand zog sich kilometerlang hin, begleitet von seegrasbewachsenen Dünen, sonnengebleichten Wrackteilen und den schrägen Schatten viktorianischer Türmchen, die über das Meer wachten. Der laue Wind trug das Gebell eines Jagdhundes herüber und wehte den Hauch eines Dufts von den jungen Frauen am Strand herbei, so nahe, ihre Körper in den Gibson- Girl-Anzügen wie Sanduhren geformt und das Haar ebenso hoch aufgetürmt wie die Wolken, gebändigt nur von seidenen Schleifen. Sie beobachteten ihn. Er war ein hübscher junger Mann. Mit dem zurückgekämmten, glänzenden dunklen Haar und seinem starken Profil zog er Aufmerksamkeit auf sich. Er bewegte sich mit der forschen Gewissheit des Rebellen, die Ellbogen leicht vom Körper abgespreizt, denn Schwimmen im Meer war ein neuartiger und gottloser Zeitvertreib, ein allein Gott geweihter Ritus. Der bestürzende Anblick eines Jünglings am Strand, hatte Thomas Mann* erst kürzlich geschrieben, "gab mythische Vorstellungen ein, er war wie Dichterkunde von anfänglichen Zeiten, vom Ursprung der Form und von der Geburt der Götter".
Als der junge Mann innehielt und seinen Blick über den Strand wandern ließ, kam der Hund zu ihm gelaufen und leckte seine Hand. Der Mann tauchte kurz die Zehenspitzen ins Wasser und watete schnell ins Seichte, der nasse Sand bei jedem Schritt an seinen Füßen saugend. Er durfte kein Zögern erkennen lassen, kein Anzeichen von Scheu. Ängstlichkeit war etwas, das er entschlossen hinter sich gelassen hatte, ein für alle Mal. Die
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Temperatur des Wassers betrug zwanzig Grad, er watete weiter hinein, bis zur Hüfte, gelassen, als schlenderte er durch die warme Nachmittagsbrise über den Strand. Als das Wasser seine Taille erreichte, klappte er den Körper wie ein Messer zusammen und tauchte ab. Das Ruderboot der Bademeister, ein altes Küstenwalfängermodell, lag auf dem Trockenen jenseits des Seegrasstreifens.
Ein paar Badegäste planschten und vergnügten sich in Ufernähe. Schnell hatte er sie hinter sich gelassen. Sein schlanker, muskulöser Körper war stark und durchtrainiert, rasch erreichte er größere Tiefen. In weiter Ferne zogen Handelsdampfer auf den warmen Fluten des Golfstroms nordwärts. Hinter sich hörte er die platschenden Geräusche des Hundes, der ihm verspielt gefolgt war. Alle Blicke, wusste er, ruhten auf ihm.
Einmal hatte er sich um Aufnahme in das Schwimmteam der Universität bemüht und war abgelehnt worden. Aber heute, er war erst Anfang zwanzig und auf der Höhe seiner Manneskraft, würde ihn seine Ausdauerfähigkeit nicht im Stich lassen. Bald hatte er das Wasser für sich allein, das Meer gehörte ihm, dem fraglos stärksten Schwimmer der Stunde. Er pausierte, atmete tief durch und legte sich rücklings auf die Wellen, ein Signal an das Ufer, dass er erreicht hatte, was er wollte. Er konnte nicht genau gewusst haben, wie tief das Wasser unter ihm war, doch angesichts der Entfernung vom Ufer muss es ihm gewiss weit über den Kopf gereicht haben.
Es ist unmöglich, die Gedanken des jungen Mannes nachzuvollziehen, während er sich treiben ließ, sicher ist nur, dass er entspannt die Zeit bis zur Dämmerung verstreichen ließ. Vielleicht dachte er, dass er es sehr gut getroffen hatte, hier, an diesem friedlichen, sicheren und erquickenden Ort. Vor ihm lag ein ganzer Sommer am Strand, eine gemeinsame Zeit mit Familie und Freunden, keine Sorge der Welt trübte das Bild, abgesehen vom europäischen Krieg "jenseits des Teichs", der ihn nicht berührte. Sein Vater hatte ihn vor den mysteriösen, tödlichen Seuchen in Sicherheit gebracht, von denen die niederen Schichten in Philadelphia befallen wurden; er war verlobt und würde im Herbst heiraten. Vielleicht sehnte er sich unter dem sonnigen Himmel nach seiner fernen Liebsten, seiner ersten und einzigen Liebe, wie es einem jungen Mann, der noch sein ganzes Leben vor sich hat, eben ergehen kann. Die Hochzeit war bereits gerichtet. Seine ganze Zukunft war aufs Trefflichste gerichtet.
Nach einer Weile wurde er sich bewusst, dass das Planschen des Hundes nicht mehr zu hören war. Er wechselte in die Brustlage und blickte zum Ufer: Der Strand war ein entfernt schimmernder Streifen, von dem die gleißende Hitze des Tages aufstieg. Die Schatten vor den Türmchen hatten sich vertieft; die Sonnenschirme der Damen, steife Sahnehäubchen, hüpften vor dem abendlich gefärbten Himmel über die Holzpromenade am Strand. Er war der letzte Mensch im Wasser. Von irgendwoher trug der Wind das Bellen des Hundes über die Wellen, er lächelte amüsiert. Er hörte Stimmen wie von weit her. Mit einem kräftigen Stoß der Beine machte er eine Wende und begann zum Strand zurückzukraulen. Er spürte, wie ihn ein belebender Adrenalinschub gegen die Wellen schob und darüber hob. Vielleicht missdeutete er dies als das Ergebnis seines stimulierenden Bewusstseins, Aufmerksamkeit zu erregen, vielleicht erlebte er in diesem Moment auch einfach nur frohgemut seine jugendlichen Kräfte. Er war der gebräunte Mercurius mit den geflügelten Fersen, die ihm die hurtige Kraft des Meeres verlieh, genauso wie Jack London, einer seiner Lieblingsautoren, ihn beschrieben hatte.
* Thomas Mann, "Der Tod in Venedig" (1912), in: Sämtliche Erzählungen, Frankfurt a. M. 1963, S. 380.
Copyright © in der Verlagsgruppe Random House
Ein paar Badegäste planschten und vergnügten sich in Ufernähe. Schnell hatte er sie hinter sich gelassen. Sein schlanker, muskulöser Körper war stark und durchtrainiert, rasch erreichte er größere Tiefen. In weiter Ferne zogen Handelsdampfer auf den warmen Fluten des Golfstroms nordwärts. Hinter sich hörte er die platschenden Geräusche des Hundes, der ihm verspielt gefolgt war. Alle Blicke, wusste er, ruhten auf ihm.
Einmal hatte er sich um Aufnahme in das Schwimmteam der Universität bemüht und war abgelehnt worden. Aber heute, er war erst Anfang zwanzig und auf der Höhe seiner Manneskraft, würde ihn seine Ausdauerfähigkeit nicht im Stich lassen. Bald hatte er das Wasser für sich allein, das Meer gehörte ihm, dem fraglos stärksten Schwimmer der Stunde. Er pausierte, atmete tief durch und legte sich rücklings auf die Wellen, ein Signal an das Ufer, dass er erreicht hatte, was er wollte. Er konnte nicht genau gewusst haben, wie tief das Wasser unter ihm war, doch angesichts der Entfernung vom Ufer muss es ihm gewiss weit über den Kopf gereicht haben.
Es ist unmöglich, die Gedanken des jungen Mannes nachzuvollziehen, während er sich treiben ließ, sicher ist nur, dass er entspannt die Zeit bis zur Dämmerung verstreichen ließ. Vielleicht dachte er, dass er es sehr gut getroffen hatte, hier, an diesem friedlichen, sicheren und erquickenden Ort. Vor ihm lag ein ganzer Sommer am Strand, eine gemeinsame Zeit mit Familie und Freunden, keine Sorge der Welt trübte das Bild, abgesehen vom europäischen Krieg "jenseits des Teichs", der ihn nicht berührte. Sein Vater hatte ihn vor den mysteriösen, tödlichen Seuchen in Sicherheit gebracht, von denen die niederen Schichten in Philadelphia befallen wurden; er war verlobt und würde im Herbst heiraten. Vielleicht sehnte er sich unter dem sonnigen Himmel nach seiner fernen Liebsten, seiner ersten und einzigen Liebe, wie es einem jungen Mann, der noch sein ganzes Leben vor sich hat, eben ergehen kann. Die Hochzeit war bereits gerichtet. Seine ganze Zukunft war aufs Trefflichste gerichtet.
Nach einer Weile wurde er sich bewusst, dass das Planschen des Hundes nicht mehr zu hören war. Er wechselte in die Brustlage und blickte zum Ufer: Der Strand war ein entfernt schimmernder Streifen, von dem die gleißende Hitze des Tages aufstieg. Die Schatten vor den Türmchen hatten sich vertieft; die Sonnenschirme der Damen, steife Sahnehäubchen, hüpften vor dem abendlich gefärbten Himmel über die Holzpromenade am Strand. Er war der letzte Mensch im Wasser. Von irgendwoher trug der Wind das Bellen des Hundes über die Wellen, er lächelte amüsiert. Er hörte Stimmen wie von weit her. Mit einem kräftigen Stoß der Beine machte er eine Wende und begann zum Strand zurückzukraulen. Er spürte, wie ihn ein belebender Adrenalinschub gegen die Wellen schob und darüber hob. Vielleicht missdeutete er dies als das Ergebnis seines stimulierenden Bewusstseins, Aufmerksamkeit zu erregen, vielleicht erlebte er in diesem Moment auch einfach nur frohgemut seine jugendlichen Kräfte. Er war der gebräunte Mercurius mit den geflügelten Fersen, die ihm die hurtige Kraft des Meeres verlieh, genauso wie Jack London, einer seiner Lieblingsautoren, ihn beschrieben hatte.
* Thomas Mann, "Der Tod in Venedig" (1912), in: Sämtliche Erzählungen, Frankfurt a. M. 1963, S. 380.
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Autoren-Porträt von Michael Capuzzo
Der mehrfach ausgezeichnete Journalist Michael Capuzzo wurde bereits viermal für den Pulitzer-Preis nominiert. Er arbeitet für den Philadelphia Inquirer sowie für den Miami Herald. Darüber hinaus erscheinen seine Reportagen u. a. in Esquire, Sports Illustrated, Life und im Reader's Digest. Michael Capuzzo lebt mit seiner Familie im ländlichen New Jersey.
Bibliographische Angaben
- Autor: Michael Capuzzo
- 2002, 350 Seiten, Maße: 14,5 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: C. Bertelsmann
- ISBN-10: 3570006018
- ISBN-13: 9783570006016
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