Der Tiger
Auf der Spur eines Menschenjägers. Ein dokumentarischer Thriller
Grenzerfahrungen mit dem mächtigsten Raubtier der Erde
An einem klirrend kalten Dezembernachmittag in Sibirien wird der Wildhüter Juri Trusch zum Ort eines unglaublichen Geschehens gerufen. Im Wald hinter einer Einsiedlerhütte liegen die...
An einem klirrend kalten Dezembernachmittag in Sibirien wird der Wildhüter Juri Trusch zum Ort eines unglaublichen Geschehens gerufen. Im Wald hinter einer Einsiedlerhütte liegen die...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Der Tiger “
Grenzerfahrungen mit dem mächtigsten Raubtier der Erde
An einem klirrend kalten Dezembernachmittag in Sibirien wird der Wildhüter Juri Trusch zum Ort eines unglaublichen Geschehens gerufen. Im Wald hinter einer Einsiedlerhütte liegen die blutigen Überreste des Gelegenheitswilderers Markow im Schnee. Markow wurde durch eine offenbar sorgsam geplante Tat regelrecht ausgelöscht. Ein Akt der Rache - vollzogen von der blitzschnellen, vier Meter langen, 300 Kilo schweren Inkarnation eines Mythos: dem Amur-Tiger. Er ist der unbestrittene Herrscher der gewaltigen, prähistorisch anmutenden russischen Taiga.
Trusch ermittelt, dass dieses Exemplar nicht aus Hunger oder Notwehr gehandelt, sondern seinem Opfer gezielt aufgelauert hat. Ein nie dagewesener Fall. Wenig später schlägt es wieder zu. Trusch muss das Tier finden. Auf seiner Suche in der Wildnis lernt er den Tiger immer besser kennen - seine Geschichte, seine Motive, die ihn zum Menschenjäger machen, seine von erstaunlicher Intelligenz und Intuition zeugenden Handlungen. Bis es zum finalen Aufeinandertreffen der beiden Jäger kommt.
Dies ist die wahre Geschichte eines Tiers und eines Menschen, in der sich eine uralte sibirische Volksweisheit auf spektakuläre Weise bestätigt: Töte einen Tiger, und du wirst selbst den Tod finden.
John Vaillant berichtet akribisch, elegant und ehrfürchtig von einem einzigartigen Vorfall, der sich 1997 im äußersten Osten Russlands an einer der entlegensten Grenzen der Welt ereignet hat, wo der Tiger von Einheimischen verehrt, sein Überleben aber immer stärker gefährdet wird. »Der Tiger« zeigt diese faszinierende Tierart in Nahaufnahme und erzählt eine atemberaubende Geschichte über das Zusammenleben von Menschen und Raubtieren, dessen jahrhundertealte Balance in den chaotischen Nachwehen von Glasnost und Perestroika verlorengegangen ist. Ein unvergesslicher dokumentarischer Thriller.
An einem klirrend kalten Dezembernachmittag in Sibirien wird der Wildhüter Juri Trusch zum Ort eines unglaublichen Geschehens gerufen. Im Wald hinter einer Einsiedlerhütte liegen die blutigen Überreste des Gelegenheitswilderers Markow im Schnee. Markow wurde durch eine offenbar sorgsam geplante Tat regelrecht ausgelöscht. Ein Akt der Rache - vollzogen von der blitzschnellen, vier Meter langen, 300 Kilo schweren Inkarnation eines Mythos: dem Amur-Tiger. Er ist der unbestrittene Herrscher der gewaltigen, prähistorisch anmutenden russischen Taiga.
Trusch ermittelt, dass dieses Exemplar nicht aus Hunger oder Notwehr gehandelt, sondern seinem Opfer gezielt aufgelauert hat. Ein nie dagewesener Fall. Wenig später schlägt es wieder zu. Trusch muss das Tier finden. Auf seiner Suche in der Wildnis lernt er den Tiger immer besser kennen - seine Geschichte, seine Motive, die ihn zum Menschenjäger machen, seine von erstaunlicher Intelligenz und Intuition zeugenden Handlungen. Bis es zum finalen Aufeinandertreffen der beiden Jäger kommt.
Dies ist die wahre Geschichte eines Tiers und eines Menschen, in der sich eine uralte sibirische Volksweisheit auf spektakuläre Weise bestätigt: Töte einen Tiger, und du wirst selbst den Tod finden.
John Vaillant berichtet akribisch, elegant und ehrfürchtig von einem einzigartigen Vorfall, der sich 1997 im äußersten Osten Russlands an einer der entlegensten Grenzen der Welt ereignet hat, wo der Tiger von Einheimischen verehrt, sein Überleben aber immer stärker gefährdet wird. »Der Tiger« zeigt diese faszinierende Tierart in Nahaufnahme und erzählt eine atemberaubende Geschichte über das Zusammenleben von Menschen und Raubtieren, dessen jahrhundertealte Balance in den chaotischen Nachwehen von Glasnost und Perestroika verlorengegangen ist. Ein unvergesslicher dokumentarischer Thriller.
Klappentext zu „Der Tiger “
Grenzerfahrungen mit dem mächtigsten Raubtier der ErdeAn einem klirrend kalten Dezembernachmittag in Sibirien wird der Wildhüter Juri Trusch zum Ort eines unglaublichen Geschehens gerufen. Im Wald hinter einer Einsiedlerhütte liegen die blutigen Überreste des Gelegenheitswilderers Markow im Schnee. Markow wurde durch eine offenbar sorgsam geplante Tat regelrecht ausgelöscht. Ein Akt der Rache vollzogen von der blitzschnellen, vier Meter langen, 300 Kilo schweren Inkarnation eines Mythos: dem Amur-Tiger. Er ist der unbestrittene Herrscher der gewaltigen, prähistorisch anmutenden russischen Taiga.
Trusch ermittelt, dass dieses Exemplar nicht aus Hunger oder Notwehr gehandelt, sondern seinem Opfer gezielt aufgelauert hat. Ein nie dagewesener Fall. Wenig später schlägt es wieder zu. Trusch muss das Tier finden. Auf seiner Suche in der Wildnis lernt er den Tiger immer besser kennen seine Geschichte, seine Motive, die ihn zum Menschenjäger machen, seine von erstaunlicher Intelligenz und Intuition zeugenden Handlungen. Bis es zum finalen Aufeinandertreffen der beiden Jäger kommt.
Dies ist die wahre Geschichte eines Tiers und eines Menschen, in der sich eine uralte sibirische Volksweisheit auf spektakuläre Weise bestätigt: Töte einen Tiger, und du wirst selbst den Tod finden.
John Vaillant berichtet akribisch, elegant und ehrfürchtig von einem einzigartigen Vorfall, der sich 1997 im äußersten Osten Russlands an einer der entlegensten Grenzen der Welt ereignet hat, wo der Tiger von Einheimischen verehrt, sein Überleben aber immer stärker gefährdet wird. "Der Tiger" zeigt diese faszinierende Tierart in Nahaufnahme und erzählt eine atemberaubende Geschichte über das Zusammenleben von Menschen und Raubtieren, dessen jahrhundertealte Balance in den chaotischen Nachwehen von Glasnost und Perestroika verlorengegangen ist. Ein unvergesslicher dokumentarischer Thriller.
"Das Buch liest sich wirklich so spannend wie ein Thriller. Die Spuren im Schnee, der Geruch des Holzfeuers, das Geräusch des Atems im winterlichen Wald - all das entsteht vor dem inneren Sinn des Lesers, so wie auch die Landschaft Primorjes und ihre Bewohner Konturen und Gesichter gewinnen. Es sit die Sorte Buch, die man gern an Winterabenden liest, mit gelegentlichem Blick in den dunklen, verschneiten Garten. Doch es ist noch mehr. Mit ebenso suggestiver Kraft zeichnet Viallant das Bild einer Gesellschaft - der Primorjes nach der Perestroika -, für deren Bürger das Leben zu einer Frage des Überlebens geworden ist und deren Beziehungen zur Natur sich infolgedessen verändern. ... Wie Vaillant die haarsträubende Geschichte von Markow und dem Tiger in ihrer sozialen und ökologischen Zusammenhänge einflicht, ist fesselnd und unbedingt lesenswert." -- Christian Jostmann, Süddeutsche Zeitung
"Diese Geschichte hätte man nicht besser erfinden können." -- Gabriele Hausmann, NDR 1 Niedersachsen, Bücherwelt
"So wie Hemingways alter Mann mit dem Meer und einem riesigen Marlin gekämpft hat, so fordert in John Vaillants packendem Tatsachenbericht der sibirische Waldhüter Trush ein hochgefährliches Raubtier heraus. ... Vaillant, der fünf Kontinente und fünf Ozeane bereist hat, gilt als Spezialist für dokumentarische Thriller über außergewöhnliche Naturphänomene." -- Susanna Gilbert-Sättele, dpa
"Diese Geschichte hätte man nicht besser erfinden können." -- Gabriele Hausmann, NDR 1 Niedersachsen, Bücherwelt
"So wie Hemingways alter Mann mit dem Meer und einem riesigen Marlin gekämpft hat, so fordert in John Vaillants packendem Tatsachenbericht der sibirische Waldhüter Trush ein hochgefährliches Raubtier heraus. ... Vaillant, der fünf Kontinente und fünf Ozeane bereist hat, gilt als Spezialist für dokumentarische Thriller über außergewöhnliche Naturphänomene." -- Susanna Gilbert-Sättele, dpa
Lese-Probe zu „Der Tiger “
Die Mondsichel hängt in den Bäumen, als hätte sie sich dort verfangen. Ihr bleiches Licht wirft Schatten auf den Schnee. Sie verdunkeln den Wald nur noch weiter, durch den sich ein Mann mithilfe seines Tastsinns und seiner Augen arbeitet. Er ist zu Fuß und alleine, nur von einem Hund begleitet, der vorausläuft, um endlich nach Hause zu kommen. Ringsumher erheben sich aus Gestrüpp und gefallenen Bäumen schwarze Eichen-, Kiefern- und Pappelstämme in die Dunkelheit empor; ihre Zweige bilden über ihm ein zerfetztes Dach. Schlanke Birken, weißer als der Schnee, scheinen aus sich selbst heraus zu leuchten, aber dieses Licht ist wie das Fell eines Tiers im Winter - es fühlt sich kalt an und ist nur für sich selbst da. Stille herrscht in dieser schlafenden, erstarrten Welt. Es ist so kalt, dass Speichel gefriert, bevor er auf den Boden trifft; so kalt, dass Bäume, spröde wie Stroh, plötzlich durch den Druck ihrer eigenen Säfte explodieren können. Mann und Hund hinterlassen auf ihrem Weg eine Welle von Wärme, und der Kondensstreifen ihres Atems hängt in fahlen Wolken über ihrer Spur. Ihr Geruch trägt in der windstillen Nacht nicht weit, aber ihre Schritte sind deutlich zu hören und verkünden ihre Anwesenheit.Trotz der bitteren Kälte trägt der Mann Gummistiefel, die eher für Regenwetter gedacht sind; auch seine Kleidung ist erstaunlich leicht, wenn man bedenkt, dass er den ganzen Tag auf der Suche war. Sein Gewehr hängt ihm schwer über der Schulter; Rucksack und Patronengurt sind auch nicht leicht. Aber er kennt diesen Weg gut und ist schon fast in Sichtweite seiner Hütte. Jetzt endlich kann er sich den Luxus der Erleichterung erlauben. Vielleicht denkt er an die Laterne, die er gleich anzünden wird, und an das Feuer im Kamin; vielleicht stellt er sich vor, wie er gleich sein Gepäck abladen wird. Das Wasser im Kessel wird gefroren sein, aber der Ofen hat dünne Wände und wird schnell genauso heftig gegen die Kälte anglühen wie jetzt gerade sein eigener Körper. Schon bald
... mehr
wird es heißen Tee geben und eine Zigarette; dann Reis mit Fleisch und weitere Zigaretten. Vielleicht auch ein oder zwei Gläser Wodka, wenn noch welcher da ist. Dieses Ritual ist ihm teuer, und er kennt es in- und auswendig. Plötzlich aber, während der vertraute Umriss auf der Lichtung schon hervortritt, stößt der Hund auf einen Geruch, der ihn wie eine Wand zum Stehen bringt. Er knurrt. Die beiden sind Jagdpartner, und der Mann versteht sofort: Jemand ist bei der Hütte. Die Haare auf seinem Nacken stellen sich auf wie das Rückenfell des Hundes.
Aus der Dunkelheit dringt ein Grollen zu ihnen, das von überall her gleichzeitig zu kommen scheint.
Teil Eins Markow l Kapitel Viele Menschen glauben nicht, dass es wirklich passiert ist. Sie behaupten, ich bilde es mir nur ein. Aber es stimmt alles. Es sind Tatsachen.
Juri Anatoljewitsch Trusch Kurz nach Einbruch der Dunkelheit am 5. Dezember 1997 erhielt ein Mann namens Juri Trusch, zuhause in Lutschegorsk, einer mittelgroßen Bergarbeitersiedlung im Primorje-Gebiet des russischen Fernen Ostens nahe der chinesischen Grenze, eine dringende Mitteilung. Primorje ist das letzte Rückzugsgebiet des sibirischen Tigers, und der Beamte, der anrief, hatte keine guten Nachrichten: Bei Sobolonje, einer kleinen Holzfällersiedlung tief im Wald, etwa hundert Kilometer nordöstlich Lutschegorsks, war ein Mensch angefallen worden. Juri Trusch war Leiter einer der sechs Einheiten der "Inspektion Tiger" in diesem Gebiet. Ihre Aufgabe war die Verfolgung von Straftaten im Wald, besonders derer, die sich um Tiger drehten. Da Wilderer hier oft eine Rolle spielten, fielen auch Tigerangriffe in ihr Ressort. Darum war dieser Fall - was immer genau geschehen war - jetzt Truschs Problem, und er begann sofort mit den Vorbereitungen für die Reise nach Sobolonje.
Früh am nächsten Morgen, es war ein Samstag, zwängten sich Trusch und seine Kollegen Aleksandr Gorborukow und Sascha Lasurenko in einen ausgemusterten Armee-Lkw und dröhnten in Richtung Norden. Sie trugen gefütterte Arbeitsuniformhosen und Tarnjacken und waren mit Messern, Pistolen und halbautomatischen Gewehren bewaffnet. So sahen die "Tiger", wie die Aufseher manchmal genannt wurden, weniger wie Wildhüter, sondern eher wie ein Wildnis-Überfallkommando aus. Ihr zwanzig Jahre alter Viertonner, ein sogenannter Kung, entspricht in der russischen Armee in etwa dem Unimog oder Humvee. Der Benziner ist mit seiner Seilwinde, seinem Vierradantrieb und den breiten hüfthohen Reifen im Hinterland von Primorje ein beliebtes Fahrzeug. Dieser hier war nicht nur mit Halterungen für Gewehre und zusätzlichen Benzinkanistern ausgerüstet, sondern auch mit provisorischen Schlafkojen und einer Wochenration Lebensmitteln für vier Mann. Außerdem hatte er einen Holzofen, sodass das Team selbst bei einem völligen Versagen des Fahrzeugs mitten in der Wildnis überleben konnte.
Sie passierten die Polizeikontrolle am Ortsausgang und bogen in einen unbefestigten Weg ab, der am Bikin entlang in östlicher Richtung führte. Der Bikin ist ein breiter, mäandern- der Strom und fließt durch einige der abgelegensten Landstriche des nördlichen Primorje. Die Temperatur lag weit unter dem Gefrierpunkt und behinderte zusammen mit dem tiefen Schnee das Vorankommen des schweren Lkw. Dadurch hatten die Männer, allesamt erfahrene Jäger und ehemalige Soldaten, viele Stunden vor sich, in denen sie darüber nachdenken und spekulieren konnten, was sie wohl erwartete. Allerdings hatte keiner von ihnen je so etwas erlebt wie das, was sie vorfinden sollten.
Primorje, das "Land am Meer", ist ungefähr so groß wie der US-Bundesstaat Washington, halb so groß wie Deutschland. Es liegt am Japanischen Meer und bildet die südöstlichste Ecke Russlands. Die Landschaft ist gebirgig und dicht bewaldet; sie kombiniert die klaustrophobische Atmosphäre der Appala- chenwälder mit der Rauheit der Frontier am Yukon. Seinen Lebensunterhalt verdient man hier auf sehr rustikale Weise, mit Holzfällen, Bergbau, Fischerei und Jagd, und im ständigen Kampf gegen niedrige Löhne, korrupte Beamte, einen blühenden Schwarzmarkt - und einige der größten Katzen der Welt.
Es war eine der vielen negativen Folgen der Perestrojka und der damit verbundenen Öffnung der russisch-chinesischen Grenze, dass die Tigerwilderei dramatisch zugenommen hatte. Der Zerfall der Wirtschaft und der entsprechende Anstieg der Arbeitslosigkeit in den 1990er Jahren hatten dazu geführt, dass professionelle Wilderer, Geschäftsleute und ganz normale Bürger begannen, den Wald nach Kräften auszubeuten. Da die Tiger so selten und so wertvoll sind, leiden sie besonders: Ihre Organe, ihr Blut und ihre Knochen sind in der traditionellen chinesischen Medizin sehr begehrt. Mancher Aberglauben besagt, dass die Schnurrhaare des Tigers einen Menschen unverwundbar machen, dass seine zermahlenen Knochen ein Schmerzmittel sind und dass der Penis des Tigers die Manneskraft stärkt. Und natürlich gibt es von Tokio bis Moskau viele Interessenten, die Tausende von Dollar für ein Tigerfell bezahlen.
Zwischen 1992 und 1994 wurden etwa einhundert Tiger - ein Viertel des landesweiten Bestandes - getötet. Die meisten landeten in China. Mit finanzieller Unterstützung (und unter dem Druck) internationaler Naturschutzorganisationen gründete die Gebietsregierung daraufhin die Inspektion Tiger, um in den Wäldern von Primorje wieder so etwas wie Recht und Ordnung einzuführen. Diese Teams, mit Gewehren, Kameras und umfassenden Vollmachten ausgestattet, sollten die Wilderer dingfest machen und die ständig zunehmenden Konflikte zwischen Menschen und Tigern lösen.
Die Aufgabe der Inspektion Tiger gleicht in vieler Hinsicht einem Einsatz in der Drogenbekämpfung und birgt ähnliche Risiken: Es geht um viel Geld, und die Beteiligten sind oft skrupellose und gefährliche Individuen. Tiger werden genau wie Drogen nach Gramm und Kilo abgewogen und verkauft, und der Wert steigt umso mehr, je raffinierter Produkt und Händler sind. Aber es gibt wichtige Unterschiede: Tiger können bis zu dreihundert Kilo wiegen; sie jagen seit zwei Millionen Jahren große Beutetiere, auch Menschen; und sie haben ein gutes Gedächtnis. Deswegen kann ein Tiger für die Menschen, die ihn schützen wollen, genauso gefährlich werden wie für diejenigen, die ihm nachstellen.
Juri Truschs Einheit der Inspektion Tiger war Mitte der 1990er Jahre für ein Gebiet um den Fluss Bikin verantwortlich. Auf dem Bikin kann man im Winter mit einem Lastwagen fahren, weil das Eis so dick ist, aber im Sommer wirkt er wie ein subtropischer Sumpf aus Abwasser. Viele der arbeitslosen Einheimischen nehmen die Gesetze, die ihnen Fluss und Wald diktieren, sehr viel wichtiger als die der örtlichen Regierung. Die meisten wildern nur zum Überleben, aber es gibt auch viele, die es des Geldes wegen tun.
1997 war die Inspektion Tiger erst drei Jahre alt; angesichts der Wirtschaftslage im damaligen Russland konnten sich ihre Angehörigen freuen, überhaupt Arbeit zu haben, noch dazu wurden sie von ausländischen Naturschutzgruppen in Dollar bezahlt. Vierhundert Dollar im Monat waren damals ein beneidenswertes Gehalt, dafür wurde allerdings auch viel erwartet. Ob sie nur im Wald Jagdscheine überprüften, verdächtige Autos auf dem Weg nach China durchsuchten oder Razzien durchführten - die meisten Menschen, mit denen die Wildhüter zu tun hatten, waren bewaffnet, und man traf in abgelegenen Gebieten aufeinander, wo man keine Verstärkung rufen konnte und nie wusste, was einen erwartete.
Seit der Perestrojka stand in Russland so gut wie alles zum Verkauf, und aus den Waffenlagern der Armee verschwanden riesige Bestände. Trusch und seine Leute beschlagnahmten bei ihren Durchsuchungen der vielen nicht genehmigten Jagdhütten, die es hier überall im Wald gibt, Plastiksprengstoff, TNT und 12-mm-Maschinengewehre, die aus Schützenpanzern stammten. Trusch konnte sich nicht vorstellen, was irgendjemand mit so großkalibrigen Waffen im Wald anfangen wollte, aber der Sprengstoff war leicht zu erklären: Man benutzte ihn zum Dynamitfischen oder um Bären aus ihren Höhlen zu holen. Der asiatische Markt ist weniger an intakten Bärenfellen oder ganzen Kadavern interessiert als an den Tatzen und Gallenblasen; die Tatzen werden zu Suppe verarbeitet, und die Gallenblasen dienen medizinischen Zwecken. Im Primorje der 1990er Jahre war das Leben eines Tiers oder Menschen nicht viel wert und Korruption auf allen Ebenen der Verwaltung weit verbreitet. Damals nahm Trusch bei seinen Razzien oft hohe Polizeioffiziere und Abgeordnete fest, und das waren gefährliche Feinde. Doch Trusch war der ideale Mann für diese Aufgabe. Auch er war ein nicht zu unterschätzender Gegner.
Trusch ist etwa 1,90 m groß, hat lange Arme und Beine und eine breite Brust. Seine Augen haben zufällig dieselbe Farbe wie der Halbedelstein Tigerauge, mit einem schwarzen Ring um die Iris. Sie blicken unter dichten, hängenden Brauen aus einem offenen und gutmütigen Gesicht. Als Kind war er eher schwach und kränklich, wuchs aber heran zu einem athletischen Mann mit einer großen Präsenz, einer tiefen, klangvollen Stimme und der Fähigkeit, auch unter großem Druck überlegt zu handeln. Und er ist ziemlich stark. Als junger Soldat in den 1970er Jahren in Kasachstan gewann Trusch ein Dutzend regionale Kajakmeisterschaften, die ihm den Rang eines sowjetischen Meisters des Sports einbrachten, mit dem er an internationalen Meisterschaften teilnehmen konnte. Das wollte etwas heißen: Seine Gegner waren nicht nur Bulgaren oder Ostdeutsche. "Ich habe", erzählte er, "die Ehre der sowjetischen Streitkräfte verteidigt." Mit Mitte vierzig, als er der Inspektion Tiger beitrat, gewann Trusch drei Jahre hintereinander die Gebietsmeisterschaft im Gewichtheben. Das ist kein Gewichtheben nach olympischen Regeln, sondern wirkt eher wie etwas, das sich gelangweilte Kanoniere der Napoleonischen Kriege ausgedacht haben könnten. Man stemmt dabei einen sogenannten Kesselball - eine große Kanonenkugel mit Griff - so oft wie möglich vom Boden bis über den Kopf, zuerst mit einer Hand, dann mit der anderen. Kesselbälle sind eine russische Erfindung; es gibt sie seit Jahrhunderten, und sie begünstigen kleine, breit gebaute Menschen. Es ist ziemlich ungewöhnlich, dass jemand, der so groß und schlank wie Trusch ist und das Hebelgesetz gegen sich hat, diese 35-Kilo- Kugeln mit solcher Leichtigkeit handhaben kann.
Schießen lernte er zuerst von seinem Vater und später bei der Armee. Er lernte außerdem Karate, Aikido und Messerkampf, bei dem ihm seine langen Arme zugutekamen: Seine große Reichweite machte es Gegnern fast unmöglich, an ihn heranzukommen. Er ist so gut im Zweikampf, dass er darin als Ausbilder für die Militärpolizei gearbeitet hat. Trusch ist ein sehr physischer Mensch. Er packt einen, umarmt einen, stößt einen gutmütig herum, aber die Hände, von denen diese Bewegungen ausgehen und kontrolliert werden, sind Waffen. Seine Fäuste sind Hämmer mit Knöcheln; er kann damit Ziegelsteine zerschlagen. Wenn er einen Polizeigriff oder einen Schlag vorführt, glaubt man zu spüren, dass sein Körper sich danach sehnt, diese Aktionen im Ernstfall einzusetzen. Als er einen ehemaligen Kollegen erwähnt, der kriminell geworden ist und den er seit Jahren zu erwischen versucht, sagt Trusch: "Er weiß sehr gut, dass ich ihm mit bloßen Händen den Kopf abreißen könnte." Diese Spannung - zwischen dem netten, kumpelhaften Nachbarn, Freund und Ehemann und dem Alphamann der Wildnis-Elitetruppe, der innerhalb von Sekunden zuschlägt - treibt ihn an. In der letzteren dieser beiden Rollen wirkt Trusch am lebendigsten.
Je tiefer Trusch und seine Männer in den Wald vordrangen, desto schlechter wurde die Straße. Nachdem sie Werchni Pe- rewal passiert hatten, führte sie der Weg durch das verschneite Jasenowje, eine Holzfällersiedlung, die ebenso groß und ebenso alt ist wie Sobolonje. Hier stieß ein junger Polizist namens Busch zu ihnen, dessen Anwesenheit mehr formell als praktisch erforderlich war. Tigerangriffe fallen nicht in die Zuständigkeit der Polizei; gab es aber einen Leichenfund, dann musste ein Polizist ihn protokollieren. Mit Busch an Bord arbeiteten sie sich weiter flussaufwärts voran.
Aus der Dunkelheit dringt ein Grollen zu ihnen, das von überall her gleichzeitig zu kommen scheint.
Teil Eins Markow l Kapitel Viele Menschen glauben nicht, dass es wirklich passiert ist. Sie behaupten, ich bilde es mir nur ein. Aber es stimmt alles. Es sind Tatsachen.
Juri Anatoljewitsch Trusch Kurz nach Einbruch der Dunkelheit am 5. Dezember 1997 erhielt ein Mann namens Juri Trusch, zuhause in Lutschegorsk, einer mittelgroßen Bergarbeitersiedlung im Primorje-Gebiet des russischen Fernen Ostens nahe der chinesischen Grenze, eine dringende Mitteilung. Primorje ist das letzte Rückzugsgebiet des sibirischen Tigers, und der Beamte, der anrief, hatte keine guten Nachrichten: Bei Sobolonje, einer kleinen Holzfällersiedlung tief im Wald, etwa hundert Kilometer nordöstlich Lutschegorsks, war ein Mensch angefallen worden. Juri Trusch war Leiter einer der sechs Einheiten der "Inspektion Tiger" in diesem Gebiet. Ihre Aufgabe war die Verfolgung von Straftaten im Wald, besonders derer, die sich um Tiger drehten. Da Wilderer hier oft eine Rolle spielten, fielen auch Tigerangriffe in ihr Ressort. Darum war dieser Fall - was immer genau geschehen war - jetzt Truschs Problem, und er begann sofort mit den Vorbereitungen für die Reise nach Sobolonje.
Früh am nächsten Morgen, es war ein Samstag, zwängten sich Trusch und seine Kollegen Aleksandr Gorborukow und Sascha Lasurenko in einen ausgemusterten Armee-Lkw und dröhnten in Richtung Norden. Sie trugen gefütterte Arbeitsuniformhosen und Tarnjacken und waren mit Messern, Pistolen und halbautomatischen Gewehren bewaffnet. So sahen die "Tiger", wie die Aufseher manchmal genannt wurden, weniger wie Wildhüter, sondern eher wie ein Wildnis-Überfallkommando aus. Ihr zwanzig Jahre alter Viertonner, ein sogenannter Kung, entspricht in der russischen Armee in etwa dem Unimog oder Humvee. Der Benziner ist mit seiner Seilwinde, seinem Vierradantrieb und den breiten hüfthohen Reifen im Hinterland von Primorje ein beliebtes Fahrzeug. Dieser hier war nicht nur mit Halterungen für Gewehre und zusätzlichen Benzinkanistern ausgerüstet, sondern auch mit provisorischen Schlafkojen und einer Wochenration Lebensmitteln für vier Mann. Außerdem hatte er einen Holzofen, sodass das Team selbst bei einem völligen Versagen des Fahrzeugs mitten in der Wildnis überleben konnte.
Sie passierten die Polizeikontrolle am Ortsausgang und bogen in einen unbefestigten Weg ab, der am Bikin entlang in östlicher Richtung führte. Der Bikin ist ein breiter, mäandern- der Strom und fließt durch einige der abgelegensten Landstriche des nördlichen Primorje. Die Temperatur lag weit unter dem Gefrierpunkt und behinderte zusammen mit dem tiefen Schnee das Vorankommen des schweren Lkw. Dadurch hatten die Männer, allesamt erfahrene Jäger und ehemalige Soldaten, viele Stunden vor sich, in denen sie darüber nachdenken und spekulieren konnten, was sie wohl erwartete. Allerdings hatte keiner von ihnen je so etwas erlebt wie das, was sie vorfinden sollten.
Primorje, das "Land am Meer", ist ungefähr so groß wie der US-Bundesstaat Washington, halb so groß wie Deutschland. Es liegt am Japanischen Meer und bildet die südöstlichste Ecke Russlands. Die Landschaft ist gebirgig und dicht bewaldet; sie kombiniert die klaustrophobische Atmosphäre der Appala- chenwälder mit der Rauheit der Frontier am Yukon. Seinen Lebensunterhalt verdient man hier auf sehr rustikale Weise, mit Holzfällen, Bergbau, Fischerei und Jagd, und im ständigen Kampf gegen niedrige Löhne, korrupte Beamte, einen blühenden Schwarzmarkt - und einige der größten Katzen der Welt.
Es war eine der vielen negativen Folgen der Perestrojka und der damit verbundenen Öffnung der russisch-chinesischen Grenze, dass die Tigerwilderei dramatisch zugenommen hatte. Der Zerfall der Wirtschaft und der entsprechende Anstieg der Arbeitslosigkeit in den 1990er Jahren hatten dazu geführt, dass professionelle Wilderer, Geschäftsleute und ganz normale Bürger begannen, den Wald nach Kräften auszubeuten. Da die Tiger so selten und so wertvoll sind, leiden sie besonders: Ihre Organe, ihr Blut und ihre Knochen sind in der traditionellen chinesischen Medizin sehr begehrt. Mancher Aberglauben besagt, dass die Schnurrhaare des Tigers einen Menschen unverwundbar machen, dass seine zermahlenen Knochen ein Schmerzmittel sind und dass der Penis des Tigers die Manneskraft stärkt. Und natürlich gibt es von Tokio bis Moskau viele Interessenten, die Tausende von Dollar für ein Tigerfell bezahlen.
Zwischen 1992 und 1994 wurden etwa einhundert Tiger - ein Viertel des landesweiten Bestandes - getötet. Die meisten landeten in China. Mit finanzieller Unterstützung (und unter dem Druck) internationaler Naturschutzorganisationen gründete die Gebietsregierung daraufhin die Inspektion Tiger, um in den Wäldern von Primorje wieder so etwas wie Recht und Ordnung einzuführen. Diese Teams, mit Gewehren, Kameras und umfassenden Vollmachten ausgestattet, sollten die Wilderer dingfest machen und die ständig zunehmenden Konflikte zwischen Menschen und Tigern lösen.
Die Aufgabe der Inspektion Tiger gleicht in vieler Hinsicht einem Einsatz in der Drogenbekämpfung und birgt ähnliche Risiken: Es geht um viel Geld, und die Beteiligten sind oft skrupellose und gefährliche Individuen. Tiger werden genau wie Drogen nach Gramm und Kilo abgewogen und verkauft, und der Wert steigt umso mehr, je raffinierter Produkt und Händler sind. Aber es gibt wichtige Unterschiede: Tiger können bis zu dreihundert Kilo wiegen; sie jagen seit zwei Millionen Jahren große Beutetiere, auch Menschen; und sie haben ein gutes Gedächtnis. Deswegen kann ein Tiger für die Menschen, die ihn schützen wollen, genauso gefährlich werden wie für diejenigen, die ihm nachstellen.
Juri Truschs Einheit der Inspektion Tiger war Mitte der 1990er Jahre für ein Gebiet um den Fluss Bikin verantwortlich. Auf dem Bikin kann man im Winter mit einem Lastwagen fahren, weil das Eis so dick ist, aber im Sommer wirkt er wie ein subtropischer Sumpf aus Abwasser. Viele der arbeitslosen Einheimischen nehmen die Gesetze, die ihnen Fluss und Wald diktieren, sehr viel wichtiger als die der örtlichen Regierung. Die meisten wildern nur zum Überleben, aber es gibt auch viele, die es des Geldes wegen tun.
1997 war die Inspektion Tiger erst drei Jahre alt; angesichts der Wirtschaftslage im damaligen Russland konnten sich ihre Angehörigen freuen, überhaupt Arbeit zu haben, noch dazu wurden sie von ausländischen Naturschutzgruppen in Dollar bezahlt. Vierhundert Dollar im Monat waren damals ein beneidenswertes Gehalt, dafür wurde allerdings auch viel erwartet. Ob sie nur im Wald Jagdscheine überprüften, verdächtige Autos auf dem Weg nach China durchsuchten oder Razzien durchführten - die meisten Menschen, mit denen die Wildhüter zu tun hatten, waren bewaffnet, und man traf in abgelegenen Gebieten aufeinander, wo man keine Verstärkung rufen konnte und nie wusste, was einen erwartete.
Seit der Perestrojka stand in Russland so gut wie alles zum Verkauf, und aus den Waffenlagern der Armee verschwanden riesige Bestände. Trusch und seine Leute beschlagnahmten bei ihren Durchsuchungen der vielen nicht genehmigten Jagdhütten, die es hier überall im Wald gibt, Plastiksprengstoff, TNT und 12-mm-Maschinengewehre, die aus Schützenpanzern stammten. Trusch konnte sich nicht vorstellen, was irgendjemand mit so großkalibrigen Waffen im Wald anfangen wollte, aber der Sprengstoff war leicht zu erklären: Man benutzte ihn zum Dynamitfischen oder um Bären aus ihren Höhlen zu holen. Der asiatische Markt ist weniger an intakten Bärenfellen oder ganzen Kadavern interessiert als an den Tatzen und Gallenblasen; die Tatzen werden zu Suppe verarbeitet, und die Gallenblasen dienen medizinischen Zwecken. Im Primorje der 1990er Jahre war das Leben eines Tiers oder Menschen nicht viel wert und Korruption auf allen Ebenen der Verwaltung weit verbreitet. Damals nahm Trusch bei seinen Razzien oft hohe Polizeioffiziere und Abgeordnete fest, und das waren gefährliche Feinde. Doch Trusch war der ideale Mann für diese Aufgabe. Auch er war ein nicht zu unterschätzender Gegner.
Trusch ist etwa 1,90 m groß, hat lange Arme und Beine und eine breite Brust. Seine Augen haben zufällig dieselbe Farbe wie der Halbedelstein Tigerauge, mit einem schwarzen Ring um die Iris. Sie blicken unter dichten, hängenden Brauen aus einem offenen und gutmütigen Gesicht. Als Kind war er eher schwach und kränklich, wuchs aber heran zu einem athletischen Mann mit einer großen Präsenz, einer tiefen, klangvollen Stimme und der Fähigkeit, auch unter großem Druck überlegt zu handeln. Und er ist ziemlich stark. Als junger Soldat in den 1970er Jahren in Kasachstan gewann Trusch ein Dutzend regionale Kajakmeisterschaften, die ihm den Rang eines sowjetischen Meisters des Sports einbrachten, mit dem er an internationalen Meisterschaften teilnehmen konnte. Das wollte etwas heißen: Seine Gegner waren nicht nur Bulgaren oder Ostdeutsche. "Ich habe", erzählte er, "die Ehre der sowjetischen Streitkräfte verteidigt." Mit Mitte vierzig, als er der Inspektion Tiger beitrat, gewann Trusch drei Jahre hintereinander die Gebietsmeisterschaft im Gewichtheben. Das ist kein Gewichtheben nach olympischen Regeln, sondern wirkt eher wie etwas, das sich gelangweilte Kanoniere der Napoleonischen Kriege ausgedacht haben könnten. Man stemmt dabei einen sogenannten Kesselball - eine große Kanonenkugel mit Griff - so oft wie möglich vom Boden bis über den Kopf, zuerst mit einer Hand, dann mit der anderen. Kesselbälle sind eine russische Erfindung; es gibt sie seit Jahrhunderten, und sie begünstigen kleine, breit gebaute Menschen. Es ist ziemlich ungewöhnlich, dass jemand, der so groß und schlank wie Trusch ist und das Hebelgesetz gegen sich hat, diese 35-Kilo- Kugeln mit solcher Leichtigkeit handhaben kann.
Schießen lernte er zuerst von seinem Vater und später bei der Armee. Er lernte außerdem Karate, Aikido und Messerkampf, bei dem ihm seine langen Arme zugutekamen: Seine große Reichweite machte es Gegnern fast unmöglich, an ihn heranzukommen. Er ist so gut im Zweikampf, dass er darin als Ausbilder für die Militärpolizei gearbeitet hat. Trusch ist ein sehr physischer Mensch. Er packt einen, umarmt einen, stößt einen gutmütig herum, aber die Hände, von denen diese Bewegungen ausgehen und kontrolliert werden, sind Waffen. Seine Fäuste sind Hämmer mit Knöcheln; er kann damit Ziegelsteine zerschlagen. Wenn er einen Polizeigriff oder einen Schlag vorführt, glaubt man zu spüren, dass sein Körper sich danach sehnt, diese Aktionen im Ernstfall einzusetzen. Als er einen ehemaligen Kollegen erwähnt, der kriminell geworden ist und den er seit Jahren zu erwischen versucht, sagt Trusch: "Er weiß sehr gut, dass ich ihm mit bloßen Händen den Kopf abreißen könnte." Diese Spannung - zwischen dem netten, kumpelhaften Nachbarn, Freund und Ehemann und dem Alphamann der Wildnis-Elitetruppe, der innerhalb von Sekunden zuschlägt - treibt ihn an. In der letzteren dieser beiden Rollen wirkt Trusch am lebendigsten.
Je tiefer Trusch und seine Männer in den Wald vordrangen, desto schlechter wurde die Straße. Nachdem sie Werchni Pe- rewal passiert hatten, führte sie der Weg durch das verschneite Jasenowje, eine Holzfällersiedlung, die ebenso groß und ebenso alt ist wie Sobolonje. Hier stieß ein junger Polizist namens Busch zu ihnen, dessen Anwesenheit mehr formell als praktisch erforderlich war. Tigerangriffe fallen nicht in die Zuständigkeit der Polizei; gab es aber einen Leichenfund, dann musste ein Polizist ihn protokollieren. Mit Busch an Bord arbeiteten sie sich weiter flussaufwärts voran.
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Autoren-Porträt von John Vaillant
John Vaillants Berichte über extreme Erfahrungen mit Phänomenen der Natur erschienen u.a. in National Geographic, The Atlantic und The New Yorker. Er folgte Krokodilen in Indien und Vampiren in Transsylvanien, bereiste fünf Kontinente und fünf Ozeane. Vaillant lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Vancouver.
Bibliographische Angaben
- Autor: John Vaillant
- 2010, 1, 431 Seiten, mit farbigen Abbildungen, Maße: 14,5 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Dagmar Mallett
- Verlag: Blessing
- ISBN-10: 3896673807
- ISBN-13: 9783896673800
Rezension zu „Der Tiger “
"So wie Hemingways alter Mann mit dem Meer und einem riesigen Marlin gekämpft hat, so fordert in John Vaillants packendem Tatsachenbericht der sibirische Waldhüter Trush ein hochgefährliches Raubtier heraus. ... Vaillant, der fünf Kontinente und fünf Ozeane bereist hat, gilt als Spezialist für dokumentarische Thriller über außergewöhnliche Naturphänomene."
Kommentar zu "Der Tiger"
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