Die Mona Lisa Strategie
Weiblich, magisch, mächtig
Von wegen, ab 40 geht es bergab. Frauen um die 40 entwickeln erst ihre einzigartige Stärke! Harriet Rubin ("Machiavelli für Frauen") beweist das anhand berühmter und erfolgreicher Frauen aus Geschichte und Gegenwart. Und sie zeigt 10 Strategien, wie Frauen ihre ganz besondere Macht erkennen!
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Die Mona Lisa Strategie “
Von wegen, ab 40 geht es bergab. Frauen um die 40 entwickeln erst ihre einzigartige Stärke! Harriet Rubin ("Machiavelli für Frauen") beweist das anhand berühmter und erfolgreicher Frauen aus Geschichte und Gegenwart. Und sie zeigt 10 Strategien, wie Frauen ihre ganz besondere Macht erkennen!
Klappentext zu „Die Mona Lisa Strategie “
Unbesiegbar und unsterblich: Harriet Rubin hat zehn Strategien entwickelt, wie Frauen ihre Macht erkennen und jünger werden, als sie es jemals waren. Ab Mitte vierzig haben viele Frauen das Gefühl, ihrem wahren Feind zu begegnen: der Zeit, die ihnen ihre Jugend und Schönheit stiehlt. Doch das Gegenteil ist der Fall! Das beweist Bestsellerautorin Harriet Rubin anhand berühmter Frauen aus der Geschichte und erfolgreicher Frauen in der Gegenwart: Die Mona Lisa ist dabei Rubins Leitfigur. Sie steht für zeitlose Schönheit, sie ist jung, sie ist alt, sie ist ewig. Die schöne Unbekannte verkörpert alles, was Frauen in ihrem Leben erreichen wollen - und auch können: Selbstbewusstsein, Zeitlosigkeit, Schönheit, Weisheit, Leidenschaft, Lebenslust, Unsterblichkeit ... Denn erst in der zweiten Lebenshälfte entwickeln Frauen ihre einzigartige Stärke und Persönlichkeit.
Lese-Probe zu „Die Mona Lisa Strategie “
Die Mona Lisa Strategie von Harriet Rubin LESEPROBE EinleitungJackies unsterbliche Leitfiguren
Eine junge Frau auf der Suche nach den Geschenken der Reife
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Als Jackie Kennedy jung und hübsch und gerade einunddreißig war, frisch gebackene First Lady im Präsidentenhaus in Washington, entwickelte sie eine besondere Vorliebe für die glamouröse, wohlbeleibte Madame de Maintenon, die schon über die Menopause hinaus war, als sie sich heimlich mit einem König vermählte (König Ludwig XIV.). Es heißt, um einen französischen König zu bekommen, musste man sich durch eine ganze Wand von Frauen hindurchschlängeln. Da erscheint es umso erstaunlicher, dass es ausgerechnet diese Großmutter ins Zentrum des Geschehens geschafft hat. Doch die Bezeichnung ist hier kaum passend. Im Alter von fünfundsiebzig Jahren beklagte sich Madame jedenfalls bei ihrem Priester darüber, dass der König darauf bestand, jeden Tag mit ihr Sex zu haben, manchmal sogar mehrmals. Madame de Maintenon besaß im Alter eine starke und verführerische Ausstrahlung - sie war unwiderstehlicher als zu der Zeit, in der sie noch jung und schlank war. Wo immer sie erschien, wurde sie zum strahlenden Mittelpunkt. Der König, der die mittägliche Sonne zu seinem Wahrzeichen gemacht hatte, fühlte sich von ihr in den Schatten gestellt und lernte, demütig zu sein. Durch sie wurde er sich seiner eigenen Mittelmäßigkeit bewusst. An einem Hof, an dem Posen und Pomp dominierten, blieb sie bescheiden und gleichzeitig geistig anregend und einflussreich - eine Person, mit deren Meinung gerechnet werden musste.
Es ist offenkundig, warum jemand in fortgeschrittenen Jahren über Alter und Macht nachdenkt, doch mit nur einunddreißig Jahren? Jackie wollte das Trainingsprogramm zur Macht gleich von Anfang an auf höchstem Niveau studieren. Macht ist die berauschendste Kraft der Welt, und die berauschendste Macht erwächst aus Erfahrung und Reife und dem Wissen, alles Erdenkliche gesehen und getan zu haben. Kehrt dann die kreative Energie zurück, so stark wie in jungen Jahren, so besteht die Chance, die eigene Kraft nun in sinnvolle Bahnen zu lenken und auf diese Weise das bestmögliche Ergebnis erzielen zu können.
Aber eine alte Hexe wie Madame? Eben, genau wie Madame! Sie war keine Sklavin der Männereitelkeiten; sie liebte, war aber trotzdem frei. Im Alter war Madame in höchstem Maße weiblich und bediente sich zugleich ihrer vollen Verstandeskräfte, genau wie ein Mann. Sie konnte es sich erlauben, übellaunig zu reagieren, wenn ihr etwas krumm kam, aber genauso konnte sie als aufgeklärter Geist Einfluss nehmen, wenn ein klares Wort gefragt war. Ihr lag ein König zu Füßen, doch ihr Einflussbereich ging noch darüber hinaus. Mit einem Dutzend oder mehr Frauen ihres Schlages begründete Madame de Maintenon politisch einflussreiche Zirkel. In ihren Häusern eröffneten diese Frauen Salons, dachten sich Gesprächsthemen aus, lockten die hellsten Köpfe ihrer Zeit in ihre Mitte und benutzten diese Form der Konversation, um Ideen in die Gesellschaft zu transportieren. Die Vorstellungen, die von diesen reifen »Best-Ager«-Frauen befördert wurden, befruchteten Männer in hohen staatlichen und politischen Positionen und formten dadurch eine Gesellschaft, die nach Wahrheit und Schönheit trachtete. Das Paris der Salons im 18. Jahrhundert entwickelte sich zum Zentrum der Welt und zur Inspiration für die Französische Revolution. Benjamin Franklin umwarb die Damen der Salons wegen ihres politischen Verstands und ihrer guten Verbindungen zu wichtigen Persönlichkeiten.
Sie besaßen etwas, was sie als junge Frauen noch nicht gehabt hatten - eine Art magischer Formel, die sie wie die Sonne um die Mittagszeit in den Zenit rückte. Nach dem Vorbild der Madame de Maintenon richteten sich in den nachfolgenden einhundert Jahren einflussreiche Personen im Zentrum der Macht ein. Heute folgt die Menschheit dem männlichen Prinzip. In weniger geldbesessenen, kreativen Zeiten waren erfahrene Frauen die Leitfiguren. Sie bildeten ein loses Frauennetzwerk oder Matriarchat - Zirkel innerhalb von Zirkeln der Macht. Sie führten nicht nur mit Männern Gespräche, sondern sehr intensiv auch miteinander. Ihr Netzwerk bestand aus der geschickten Verknüpfung gesellschaftlicher Plattformen und machte sie zu Personen, mit denen man rechnen musste. Sie wurden zu einer Armee der Frauen - einer Art Taliban der Frauen -, die auszogen, eine Gesellschaft zu schaffen, die auf die höchste Form des Friedens gegründet sein sollte: auf amor mundi, die Liebe zur Welt. Sie schätzten Menschen außerhalb ihrer Familien genauso wie sie Familienmitglieder schätzten. Denn was besaß schon ein einzelner Mensch oder auch eine Familie, was sie nicht alle zu geben hatten? In einem Alter, in dem diese Frauen in ein Schattendasein hätten versinken, in einer auf Zweckdienlichkeit ausgerichteten Gesellschaft hätten isoliert werden können, betraten sie die große Bühne der gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Einflussnahme.
Kein Wunder also, dass Madame de Maintenon die Aufmerksamkeit und Bewunderung der jungen Jackie Kennedy erregte, die ihrem Beispiel folgte, um sich selbst als Amerikas Königin zu etablieren - eine Position, die ihr dann jahrzehntelang vorbehalten blieb, wer auch immer ihr als First Lady folgte. Leitfiguren wie Madame waren vollendete Strateginnen. Sie konnten sich ganz auf ihr Ziel konzentrieren, die Welt zu verbessern, weil sie wussten, wer der wahre Feind war: die Zeit! Eine junge Frau wird vielleicht noch ausgebremst, ihre Energien von einem schwierigen Ehemann, einem paranoiden Chef, einem eifersüchtigen Freund oder durch ihr eigenes beschädigtes Selbstbewusstsein in Beschlag genommen. Doch im Alter verlieren solche kleineren Feinde ihre Schlagkraft. Sie verwirren uns nicht mehr und lenken uns nicht mehr ab. Vielmehr kann man im Alter aus einer Position der Stärke heraus handeln, um der Zeit entgegenzutreten und einen Waffenstillstand mit ihr zu schließen. Zeit stiehlt Jugend, Schönheit und Zuversicht. Doch alles, was die Zeit von Madame nehmen konnte, waren Dinge, die sie gerne losließ: die schmale Taille, den zarten Nacken und die Reihe der Kinder, die nun ihre eigenen Nester bauen mussten. Sie wusste, wo sie vielfachen Ersatz für alles finden konnte, was sie verloren hatte. Jackie hätte bei jedem der zahlreichen Präsidentenberater Rat in Fragen der Macht finden können. Doch sie suchte sich ihre Lehrer sehr sorgfältig aus. Ihre Leitfiguren besaßen einen siebten Sinn, der Männern fehlt: ein Gefühl für das richtige Timing. Genauer gesagt: Sie wussten ihr Leben auszukosten - nicht durch Glorifizieren irgendeiner entfernten Vergangenheit oder durch die Hoffnung auf eine weit entfernte Zukunft. Die Frauen holten aus jedem Augenblick alles heraus. Das Alter war eine Form des Reichtums für sie und jedes gelebte Jahr eine Einzahlung auf Konten namens Klugheit, Spontaneität, Ungezwungenheit, Erfolg und Spaß!
Frauen, Alter und Macht - mit diesem Thema eröffnet sich ein völlig neues und ertragreiches Betätigungsfeld! Die Vorstellung, dass Alter in jeder Hinsicht zum Wachstum führt und keineswegs in die Verkümmerung, ist neu. Und sie ist zutreffend: Frauen leben heute länger denn je, und viele von ihnen werden immer reicher - eine Folge von Witwendasein und Scheidung. Macht ist eine Entdeckung des reifen Lebens: Für Schriftstellerinnen kommt der Akt der Selbstentfaltung später im Leben als für Männer. Männer neigen dazu, auf einem recht vorhersehbaren Weg zum Erfolg zu gehen, Frauen verändern sich oft erst nach einem Erweckungserlebnis. Worin liegt das späte Erwachen der Frauen? Welche Machteigenschaften kommen so spät zum Vorschein, wie späte Gäste, die einer Party erst den richtigen Schwung verleihen? Es heißt, die Jahre zwischen fünfzig und sechzig seien das kreativste Jahrzehnt des Lebens, die zwischen sechzig und siebzig stünden im Zeichen von Freiheit und die Jahre nach dem Siebzigsten im Zeichen von Würde. Doch solches Gerede erscheint wie die Mär vom kalorienfreien Käsekuchen. Die Leute sagen zwar, ein Stück davon würde schon keinen Schaden anrichten, aber Sie selbst wissen ganz genau, dass es doch der Fall ist. Das Alter scheint beides zu beinhalten: einerseits das genaue Gegenteil von Kraft und Macht, andererseits der Inbegriff von beidem. Doch wie kann Alter sowohl ein großes Geschenk als auch eine kostspielige Erwerbung sein?
Die Antwort ist, dass die meisten Menschen nicht wissen, wie man alt wird, und wieder andere sind besser darin, als sie je vermutet hätten. Wer es richtig anstellt, für den ist das Alter so etwas wie eine geistige Diät: eine Gelegenheit, toten Ballast loszuwerden, wie zum Beispiel den krankhaften Wunsch, es allen recht zu machen, die fixe Idee eines hohen gesellschaftlichen Status oder das Bedürfnis, modern und »in« zu sein. Denn immer, wenn die Zeit etwas mit sich fortträgt, bedeutet es, dass dafür etwas Wichtigeres zurückgelassen und gestärkt wird. Wie Jackie bin ich ausgezogen, diese großartigen Frauen aufzuspüren, die Alter in höchste Reife verwandeln konnten - Alchemistinnen der Zeit -, und zu verstehen, auf welche Weise sie Verluste in unglaublichen Gewinn ummünzten. Wie haben sie es geschafft, beim Betreten von Räumen immer wieder alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ganz gleich, wie viele junge Frauen zugegen waren? Warum wurden sie im Alter immer interessanter, offenkundig immun gegen den Mahlstrom der Zeit? Warum wurden sie als Leitbilder ernster genommen - und dennoch als weiblicher betrachtet! - als in ihrer Jugend? Wie brachten sie es fertig, gleichzeitig weniger zu arbeiten und mehr Gewinn zu erzielen? Ihr Geheimnis verbirgt sich in einem heute verlorenen Verständnis von Weiblichkeit, das Erfahrung und Reife bedeutet.
Ich habe Hunderte von Biographien durchsucht, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, wie einige Frauen auf herausragende Weise gealtert sind - wie es ihnen also gelungen ist, die Jahre zwischen fünfundvierzig und neunzig zu den besten ihres Lebens zu machen. Der Mensch wird erst in der zweiten Hälfte des Lebens zu einem Ganzen, erst dann fügen sich die unterschiedlichen Teile zusammen. Es ist offenkundig, dass sich Reife anders definiert als Jugend, weniger in Begriffen des Erfolgs als in Glück. Die Menschen behaupten, dass Leben, Freiheit und das Streben nach Glück im Mittelpunkt unserer Existenz stehen. Doch während es viele Streiter für Leben und Freiheit gibt, wissen wir nicht, wie wir unser Recht auf Streben nach Glück, das wir im reifen Alter dringend brauchen, verteidigen sollen. Ich habe im Leben derer, die die Zeit überlisten, immer wiederkehrende, einfache Muster und Handlungsweisen beobachtet. Sie versuchen nicht, die Uhr zurückzudrehen, um die Jugend zu imitieren. Sie leben vielmehr nach einer bestimmten Strategie: dieser Form von Weiblichkeit, die heutigen Zeiten verlorengegangen ist. Das Geheimnis dieser die Zeit besiegenden Weiblichkeit habe ich in den Biographien der Leitfiguren gefunden: Es sind ewige Wahrheiten darüber, wie man sich unsterblich macht, was es bedeutet, zur vollendeten Reife zu gelangen, und wie es gelingt, durch die urweiblichen Strategien möglichst lange auf dem persönlichen Höhepunkt zu verweilen. (…)
© Knaur Verlag
Übersetzung: Susanne Dahmann
Es ist offenkundig, warum jemand in fortgeschrittenen Jahren über Alter und Macht nachdenkt, doch mit nur einunddreißig Jahren? Jackie wollte das Trainingsprogramm zur Macht gleich von Anfang an auf höchstem Niveau studieren. Macht ist die berauschendste Kraft der Welt, und die berauschendste Macht erwächst aus Erfahrung und Reife und dem Wissen, alles Erdenkliche gesehen und getan zu haben. Kehrt dann die kreative Energie zurück, so stark wie in jungen Jahren, so besteht die Chance, die eigene Kraft nun in sinnvolle Bahnen zu lenken und auf diese Weise das bestmögliche Ergebnis erzielen zu können.
Aber eine alte Hexe wie Madame? Eben, genau wie Madame! Sie war keine Sklavin der Männereitelkeiten; sie liebte, war aber trotzdem frei. Im Alter war Madame in höchstem Maße weiblich und bediente sich zugleich ihrer vollen Verstandeskräfte, genau wie ein Mann. Sie konnte es sich erlauben, übellaunig zu reagieren, wenn ihr etwas krumm kam, aber genauso konnte sie als aufgeklärter Geist Einfluss nehmen, wenn ein klares Wort gefragt war. Ihr lag ein König zu Füßen, doch ihr Einflussbereich ging noch darüber hinaus. Mit einem Dutzend oder mehr Frauen ihres Schlages begründete Madame de Maintenon politisch einflussreiche Zirkel. In ihren Häusern eröffneten diese Frauen Salons, dachten sich Gesprächsthemen aus, lockten die hellsten Köpfe ihrer Zeit in ihre Mitte und benutzten diese Form der Konversation, um Ideen in die Gesellschaft zu transportieren. Die Vorstellungen, die von diesen reifen »Best-Ager«-Frauen befördert wurden, befruchteten Männer in hohen staatlichen und politischen Positionen und formten dadurch eine Gesellschaft, die nach Wahrheit und Schönheit trachtete. Das Paris der Salons im 18. Jahrhundert entwickelte sich zum Zentrum der Welt und zur Inspiration für die Französische Revolution. Benjamin Franklin umwarb die Damen der Salons wegen ihres politischen Verstands und ihrer guten Verbindungen zu wichtigen Persönlichkeiten.
Sie besaßen etwas, was sie als junge Frauen noch nicht gehabt hatten - eine Art magischer Formel, die sie wie die Sonne um die Mittagszeit in den Zenit rückte. Nach dem Vorbild der Madame de Maintenon richteten sich in den nachfolgenden einhundert Jahren einflussreiche Personen im Zentrum der Macht ein. Heute folgt die Menschheit dem männlichen Prinzip. In weniger geldbesessenen, kreativen Zeiten waren erfahrene Frauen die Leitfiguren. Sie bildeten ein loses Frauennetzwerk oder Matriarchat - Zirkel innerhalb von Zirkeln der Macht. Sie führten nicht nur mit Männern Gespräche, sondern sehr intensiv auch miteinander. Ihr Netzwerk bestand aus der geschickten Verknüpfung gesellschaftlicher Plattformen und machte sie zu Personen, mit denen man rechnen musste. Sie wurden zu einer Armee der Frauen - einer Art Taliban der Frauen -, die auszogen, eine Gesellschaft zu schaffen, die auf die höchste Form des Friedens gegründet sein sollte: auf amor mundi, die Liebe zur Welt. Sie schätzten Menschen außerhalb ihrer Familien genauso wie sie Familienmitglieder schätzten. Denn was besaß schon ein einzelner Mensch oder auch eine Familie, was sie nicht alle zu geben hatten? In einem Alter, in dem diese Frauen in ein Schattendasein hätten versinken, in einer auf Zweckdienlichkeit ausgerichteten Gesellschaft hätten isoliert werden können, betraten sie die große Bühne der gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Einflussnahme.
Kein Wunder also, dass Madame de Maintenon die Aufmerksamkeit und Bewunderung der jungen Jackie Kennedy erregte, die ihrem Beispiel folgte, um sich selbst als Amerikas Königin zu etablieren - eine Position, die ihr dann jahrzehntelang vorbehalten blieb, wer auch immer ihr als First Lady folgte. Leitfiguren wie Madame waren vollendete Strateginnen. Sie konnten sich ganz auf ihr Ziel konzentrieren, die Welt zu verbessern, weil sie wussten, wer der wahre Feind war: die Zeit! Eine junge Frau wird vielleicht noch ausgebremst, ihre Energien von einem schwierigen Ehemann, einem paranoiden Chef, einem eifersüchtigen Freund oder durch ihr eigenes beschädigtes Selbstbewusstsein in Beschlag genommen. Doch im Alter verlieren solche kleineren Feinde ihre Schlagkraft. Sie verwirren uns nicht mehr und lenken uns nicht mehr ab. Vielmehr kann man im Alter aus einer Position der Stärke heraus handeln, um der Zeit entgegenzutreten und einen Waffenstillstand mit ihr zu schließen. Zeit stiehlt Jugend, Schönheit und Zuversicht. Doch alles, was die Zeit von Madame nehmen konnte, waren Dinge, die sie gerne losließ: die schmale Taille, den zarten Nacken und die Reihe der Kinder, die nun ihre eigenen Nester bauen mussten. Sie wusste, wo sie vielfachen Ersatz für alles finden konnte, was sie verloren hatte. Jackie hätte bei jedem der zahlreichen Präsidentenberater Rat in Fragen der Macht finden können. Doch sie suchte sich ihre Lehrer sehr sorgfältig aus. Ihre Leitfiguren besaßen einen siebten Sinn, der Männern fehlt: ein Gefühl für das richtige Timing. Genauer gesagt: Sie wussten ihr Leben auszukosten - nicht durch Glorifizieren irgendeiner entfernten Vergangenheit oder durch die Hoffnung auf eine weit entfernte Zukunft. Die Frauen holten aus jedem Augenblick alles heraus. Das Alter war eine Form des Reichtums für sie und jedes gelebte Jahr eine Einzahlung auf Konten namens Klugheit, Spontaneität, Ungezwungenheit, Erfolg und Spaß!
Frauen, Alter und Macht - mit diesem Thema eröffnet sich ein völlig neues und ertragreiches Betätigungsfeld! Die Vorstellung, dass Alter in jeder Hinsicht zum Wachstum führt und keineswegs in die Verkümmerung, ist neu. Und sie ist zutreffend: Frauen leben heute länger denn je, und viele von ihnen werden immer reicher - eine Folge von Witwendasein und Scheidung. Macht ist eine Entdeckung des reifen Lebens: Für Schriftstellerinnen kommt der Akt der Selbstentfaltung später im Leben als für Männer. Männer neigen dazu, auf einem recht vorhersehbaren Weg zum Erfolg zu gehen, Frauen verändern sich oft erst nach einem Erweckungserlebnis. Worin liegt das späte Erwachen der Frauen? Welche Machteigenschaften kommen so spät zum Vorschein, wie späte Gäste, die einer Party erst den richtigen Schwung verleihen? Es heißt, die Jahre zwischen fünfzig und sechzig seien das kreativste Jahrzehnt des Lebens, die zwischen sechzig und siebzig stünden im Zeichen von Freiheit und die Jahre nach dem Siebzigsten im Zeichen von Würde. Doch solches Gerede erscheint wie die Mär vom kalorienfreien Käsekuchen. Die Leute sagen zwar, ein Stück davon würde schon keinen Schaden anrichten, aber Sie selbst wissen ganz genau, dass es doch der Fall ist. Das Alter scheint beides zu beinhalten: einerseits das genaue Gegenteil von Kraft und Macht, andererseits der Inbegriff von beidem. Doch wie kann Alter sowohl ein großes Geschenk als auch eine kostspielige Erwerbung sein?
Die Antwort ist, dass die meisten Menschen nicht wissen, wie man alt wird, und wieder andere sind besser darin, als sie je vermutet hätten. Wer es richtig anstellt, für den ist das Alter so etwas wie eine geistige Diät: eine Gelegenheit, toten Ballast loszuwerden, wie zum Beispiel den krankhaften Wunsch, es allen recht zu machen, die fixe Idee eines hohen gesellschaftlichen Status oder das Bedürfnis, modern und »in« zu sein. Denn immer, wenn die Zeit etwas mit sich fortträgt, bedeutet es, dass dafür etwas Wichtigeres zurückgelassen und gestärkt wird. Wie Jackie bin ich ausgezogen, diese großartigen Frauen aufzuspüren, die Alter in höchste Reife verwandeln konnten - Alchemistinnen der Zeit -, und zu verstehen, auf welche Weise sie Verluste in unglaublichen Gewinn ummünzten. Wie haben sie es geschafft, beim Betreten von Räumen immer wieder alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ganz gleich, wie viele junge Frauen zugegen waren? Warum wurden sie im Alter immer interessanter, offenkundig immun gegen den Mahlstrom der Zeit? Warum wurden sie als Leitbilder ernster genommen - und dennoch als weiblicher betrachtet! - als in ihrer Jugend? Wie brachten sie es fertig, gleichzeitig weniger zu arbeiten und mehr Gewinn zu erzielen? Ihr Geheimnis verbirgt sich in einem heute verlorenen Verständnis von Weiblichkeit, das Erfahrung und Reife bedeutet.
Ich habe Hunderte von Biographien durchsucht, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, wie einige Frauen auf herausragende Weise gealtert sind - wie es ihnen also gelungen ist, die Jahre zwischen fünfundvierzig und neunzig zu den besten ihres Lebens zu machen. Der Mensch wird erst in der zweiten Hälfte des Lebens zu einem Ganzen, erst dann fügen sich die unterschiedlichen Teile zusammen. Es ist offenkundig, dass sich Reife anders definiert als Jugend, weniger in Begriffen des Erfolgs als in Glück. Die Menschen behaupten, dass Leben, Freiheit und das Streben nach Glück im Mittelpunkt unserer Existenz stehen. Doch während es viele Streiter für Leben und Freiheit gibt, wissen wir nicht, wie wir unser Recht auf Streben nach Glück, das wir im reifen Alter dringend brauchen, verteidigen sollen. Ich habe im Leben derer, die die Zeit überlisten, immer wiederkehrende, einfache Muster und Handlungsweisen beobachtet. Sie versuchen nicht, die Uhr zurückzudrehen, um die Jugend zu imitieren. Sie leben vielmehr nach einer bestimmten Strategie: dieser Form von Weiblichkeit, die heutigen Zeiten verlorengegangen ist. Das Geheimnis dieser die Zeit besiegenden Weiblichkeit habe ich in den Biographien der Leitfiguren gefunden: Es sind ewige Wahrheiten darüber, wie man sich unsterblich macht, was es bedeutet, zur vollendeten Reife zu gelangen, und wie es gelingt, durch die urweiblichen Strategien möglichst lange auf dem persönlichen Höhepunkt zu verweilen. (…)
© Knaur Verlag
Übersetzung: Susanne Dahmann
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Bibliographische Angaben
- Autor: Harriet Rubin
- 2008, 256 Seiten, Maße: 12 x 19,2 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Susanne Dahmann
- Verlag: Knaur
- ISBN-10: 3426654504
- ISBN-13: 9783426654507
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