Ein guter Mann
Müller ist wie sein Name: unauffällig, ein Typ, der in der Masse untergeht. Perfekt, denn Müller ist Spitzenagent beim BND. Ausgerechnet, als sein Familienleben zu einer einzigen Katastrophe wird, passiert auch beruflich der Supergau: Terroristen planen...
Müller ist wie sein Name: unauffällig, ein Typ, der in der Masse untergeht. Perfekt, denn Müller ist Spitzenagent beim BND. Ausgerechnet, als sein Familienleben zu einer einzigen Katastrophe wird, passiert auch beruflich der Supergau: Terroristen planen einen Anschlag mit radioaktivem Material - mitten in Berlin.
Herr Müller ist ein unauffälliger Mensch, einer, den andere schnell wieder vergessen, einer, der perfekt in der Masse untergehen kann. Und genau das ist seine hohe Kunst - denn er ist ein Topagent des BND. Mithilfe von Verbindungsleuten überwacht er die Vorgänge in der arabischen Welt. Daheim führt er ein scheinbar perfektes bürgerliches Leben mit Reihenhaus und Frau und Kind, doch die Idylle droht zu zerbrechen: Die Ehe ist tot, und Müller wartet förmlich nur darauf, dass seine Frau ihm das Kind wegnimmt. Außerdem liegt sein Vater im Sterben. Und ausgerechnet in dieser Krisensituation passiert die berufliche Katastrophe: Sein syrischer Kontaktmann Achmed taucht plötzlich in Berlin auf, kurz darauf bringt eine Terroristengruppe radioaktives Material in ihre Gewalt. Alles deutet darauf hin, dass eine schmutzige Bombe gezündet werden soll, mitten in der Stadt. Müller und der BND machen sich auf die verzweifelte Suche nach Achmed.
Seine Krimis sind schon lange ein Kult!
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Zu Berndorfs Eifel-Krimis: Die beste Serie im zeitgenössischen deutschen Kriminalroman.
Jochen Schmidt, FAZ
Berndorf ist ein Meister der falschen Fährten.SWF
Ein guter Mann von Jaques Berndorf
LESEPROBE
PROLOG
Basie Blossom nahm die breiteStraße, die parallel zum Strand verlief. Er ließ den nachtschwarzen Cadillacganz langsam rollen, weil er Zeit hatte. Das mit der Frau drängte nicht. Überallwaren große und kleine Gruppen von Spaziergängern zu sehen, Touristen, die dieGetränkestände umlagerten oder mit ihren breiten Fernsehärschen im Sand saßenund Bier saufend zusahen, wie die kleinen Wellen träge den Strand hinaufliefen.Basie nannte sie voller Verachtung Sixpack-Pack. In ein paar Tagen würden sieden Nachbarn zu Hause wichtigtuerisch erklären: »Also, wir waren ja jetzt kurzauf den Bermudas, ewiger Sonnenschein und so. Muss man ja auch mal gesehenhaben « Basie hasste diese Sorte Touristen, weil die meisten von ihnen esnicht geschafft hatten und es auch nie schaffen würden. Und weil er bei vielenvon ihnen die Zeichen entdeckte, die er an sich selbst vor Jahren so gehassthatte: dieses ewige Auf-der-Stelle-Treten, dieses lebenslängliche Abstotternvon Kleinkrediten, diese biergefüllten Bäuche und diese fetten, wabbelndenÄrsche, bei denen man nie wusste, wo sie anfingen und wo sie aufhörten. Ernannte sie immer Kniekehlenärsche. Basie hatte nicht damit gerechnet, dass derChef ausgerechnet jetzt Lust auf eine Bestrafung Evas haben würde. DieGeschäfte liefen überall auf der Welt ganz ruhig, und es gab keinen Stress,nirgendwo. Im Gegenteil: Plötzlich war die Nachricht gekommen, dass dieRegierung im Sudan die Waffen trotzdem haben wollte, wenn möglich schongestern. Und der Chef hatte sanft ins Telefon gegrinst und gesagt: »Na, dann schickeich sie euch rüber « Aber anschließend hatte der Chef mit dem Kardinaltelefoniert und sich furchtbar aufgeregt. Wahrscheinlich klappte es wieder malnicht mit der deutschen Politik, wahrscheinlich quasselten sie nur, stattirgendetwas zu entscheiden. Jedenfalls hatte er danach Basie gerufen undangeordnet: »Wir wollen heute Abend eine Eva sehen, eine schmutzige, kleine Eva « Und gleichzeitig hatte er bestimmt, dass Pater Anselm den Abend irgendetwasaußerhalb des Hauses unternahm, einen Besuch im Kloster der Minoritenvielleicht. Es war gut, Pater Anselm wegzuschicken, wenn eine Eva kam. Basiesteuerte den Wagen nach links in das Gebiet des alten Hafens hinein, wo diemeisten Kneipen und Destillen der Einheimischen lagen und die meisten billigenNutten zu haben waren. Hier trieben sich noch mehr Touristen herum. Die fandendas alles sicher sehr romantisch und wahrscheinlich hofften sie, gleich kämeKapitän Hook mit federbesetztem Dreispitz um die Ecke und würde drohend seinenHakenarm schwingen. Wie sagte der Chef immer? Dieses Amerika kann nur von WaltDisney erschaffen worden sein. Basie fuhr den Cadillac auf den Parkplatz vomCoque d Or, wo der alte Billy von morgens bis abends angeblich auf die Autosaufpasste und dafür manchmal einen Dollar kassierte. Mittags schickte Scooteraus der Bar dem Billy ein Essen auf den Platz, weil er ein paar schmutzigefranzösische Lieder singen konnte, von Belle zum Beispiel, die niemals eineHose unterm Rock trug. Dann stand Billy mit seiner zerkratzten Gitarrebreitbeinig vor einer entzückten Touristengruppe und sang seinen Text, und dieTouristen johlten und fotografierten ihn und spendierten ihm ein paar Münzen. »He,Billy«, sagte Basie freundlich und reichte dem Alten fünf Dollar. »Ich sucheein Auto, möglichst alt und vergammelt. Hast du da was?« »Du könntest denToyota von Tragger nehmen. Der fällt bald auseinander. Tragger fährt sowiesonicht mehr, weil er meistens besoffen ist. Soll ich ihn fragen, wie viel erhaben will?« »Tu das«, nickte Basie. Es war wichtig, dass keine Spur zum Chefführte. Er ging in die alten Gassen hinein und genoss das Gewimmel der vielenMenschen. Es gab ihm ein Gefühl der Sicherheit, und hätte er die Wahl gehabt,hätte er sich genau hier eine Wohnung besorgt. Eines Tages würde er daswirklich tun. Er steuerte die Royal Canadian Bank an und fragte sich zumhundertsten Mal, wieso es die hier gab. Musste was mit Geldanlagen zu tunhaben, mit der Art Geschäfte, die der Chef machte. Das war aber eigentlich auchganz egal, für Basie zählte nur das Konto, das er seit sechs Jahren dort hatte.Und das war hübsch fett und sah verdammt gut aus. Irgendwer musste schließlichdas Geld, das an den Rändern ihres Lebens reichlich heruntertropfte, aufsammelnund einsacken. Da war die Sache mit den siebentausend US-Dollar für frisch nach Beiruteingeflogene Austern. Die waren nicht gekommen, und der Chef hatte sie auchnicht vermisst, und dieser blöde Scheich sowieso nicht. Na ja, solche Dingeeben. Basie hatte in Harper s Bazaar gelesen, dass internationale Kreiseden Chef für einen der reichsten Männer der Welt hielten, mit einem DutzendMilliarden sicherlich oder mehr. Hinter dem Schalter saß wieder dieserMilchbubi, dem Basie privat nicht einmal einen Hundertdollarschein anvertraut hätte.Seine makellos weißen Hände hatten wahrscheinlich noch nie einen Hammerberührt. »Ich möchte etwas einzahlen«, sagte Basie. »Selbstverständlich, MisterBlossom. Wie viel soll es sein?« »Siebentausend«, sagte Basie und legte demMilchbubi einen Umschlag hin. »Darf ich Sie bei der Gelegenheit über ein paargute Anlagen informieren, Sir?« »Nein«, sagte Basie. Das versuchte der Jungenun seit Jahren, und es klang jedes Mal gleichermaßen nichts sagend. »Wie vielhabe ich jetzt?« »Äh, wie bitte?« Basie hatte den Jungen beim Zählen gestört. »Also,Sie haben, Sir Sie haben jetzt auf diesem Konto dreihundertdreißigtausendvierhundertvierzigDollar.« »Das ist schön«, sagte Basie und nahm die Quittung entgegen. DasSchönste dabei ist aber, dachte er, dass du nicht weißt, dass ich weder Basieheiße noch Blossom, dafür aber erstklassige Papiere auf diesen Namen habe, weilmein Chef nur erstklassige Papiere wollte. Basie Blossom, so etwas Irres konntenur dem Chef einfallen. (...)
© Heyne Verlag
- Autor: Jacques Berndorf
- 2005, 415 Seiten, Maße: 14 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453006291
- ISBN-13: 9783453006294
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