Ein Ufo, dachte sie
Roman
Eine herrliche Satire auf den blinden Fortschrittsglauben in China und anderswo. Einer jungen Bäuerin aus der hintersten Ecke Chinas widerfährt eines Morgens etwas Unglaubliches: Sie sieht ein UFO und entdeckt im Reisfeld einen verletzten Alien. Nachdem sie...
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Produktinformationen zu „Ein Ufo, dachte sie “
Eine herrliche Satire auf den blinden Fortschrittsglauben in China und anderswo. Einer jungen Bäuerin aus der hintersten Ecke Chinas widerfährt eines Morgens etwas Unglaubliches: Sie sieht ein UFO und entdeckt im Reisfeld einen verletzten Alien. Nachdem sie sich von ihrem Schrecken erholt hat, leistet sie Erste Hilfe und nimmt den Fremden mit nach Hause. Am nächsten Tag ist dieser verschwunden. Stattdessen tauchen Vertreter der Staatsmacht auf... Schließlich trifft ein Scheck über 2.000 Dollar ein, geschickt vom geretteten Alien aus Amerika. Doch was tun mit dem Geld vom Klassenfeind?
Klappentext zu „Ein Ufo, dachte sie “
Eine herrliche Satire auf blinden Fortschrittsglauben in China und anderswoSpätestens seit dem "Kleinen Wörterbuch für Liebende" hat die in London lebende Chinesin Xiaolu Guo die deutschen Leser mit ihrem hintergründigen Witz und literarischen Scharfsinn für sich begeistert. In ihrem neuen Buch lässt sie ein UFO mit der chinesischen Obrigkeit kollidieren. Der ko(s)mische Zusammenstoß bringt bürokratischen Irrsinn und ideologisch verbrämte Dummheit zum Vorschein, die nicht nur in China ihr Unwesen treiben.
Einer jungen Bäuerin aus der hintersten Ecke Chinas widerfährt eines Morgens im Jahre 2012 etwas Unglaubliches: sie entdeckt in einem Reisfeld ein UFO und einen verletzten Fremden. Nachdem sie sich von ihrem Schrecken erholt hat, leistet sie ungeachtet aller Gesetze und Regeln Erste Hilfe und nimmt den Alien mit nach Hause.
Am nächsten Tag ist er verschwunden. Dafür tauchen Vertreter der Staatsmacht aus Beijing auf, und eine Kontrollmaschinerie kommt in Gang, die das Dorf überrollt. Alles und jeder wird überprüft. Schließlich, auf dem Höhepunkt der Hysterie, trifft ein Scheck über 2000 Dollar ein, geschickt vom geretteten Alien aus Amerika. Das Geld des Klassenfeinds bringt die Verhältnisse in dem beschaulichen Dorf nun endgültig zum Tanzen ...
Lese-Probe zu „Ein Ufo, dachte sie “
Nationale Sicherheitsbehörde und Amt für nachrichtendienstliche Ermittlungen der Provinz Hunan Der UFO-Fall 09-11-2012 Aufgenommen: September 2012 Abgeschlossen: Noch nicht abgeschlossen Ausführende Agenten: Agent Beijing 1919 Agent Hunan 1989 De 2 10.2012 / Gesprächsprotokoll 001 VERHÖRTE BÜRGERIN: Chang Lee, Ortsvorsteherin von Silberberg TAG DER VERNEHMUNG:14. September 2012 ALTER: 52 GESCHLECHT: weiblich AUSBILDUNG: Militärhochschule Hunan, Fachbereich Agrarwissenschaften POLITISCHER STAND: Kommunistin FAMILIENSTAND: verheiratet, ANSCHRIFT: Kiefernboden Ost, Silberberg, Haus 059 ANWESENDE AGENTEN:
Agent Beijing 1919 Agent Hunan 198 9 BJ 1919: Gut. Fangen wir an. Bitte nehmen Sie Platz. Würden Sie uns zunächst Ihren Namen und politischen Stand bestätigen?
Läuft das Gerät schon? Schön. Sie dürfen gern alles aufzeichnen, was ich sage. Ich habe nichts zu verbergen, für unsere Kommunistische Partei steht mein Herz immer offen.
Wie Ihre Behörde weiß, lautet mein Name Chang Lee. Ich bin Ortsvorsteherin des Dorfes Silberberg und kann guten Gewissens behaupten, dass ich in den zwanzig Jahren, die ich diese Position jetzt innehabe ...
BJ 1919: Vielen Dank, Chang Lee. Bitte beantworten Sie nur meine Fragen. Wenn wir etwas wissen wollen, fragen wir. Und bitte drücken Sie sich klar und deutlich aus. Ich bin aus Beijing hergeschickt worden, um herauszufinden, was zum Teufel hier vorgefallen ist, und ich habe nicht vor, einen Tag länger in diesem fliegenverseuchten Dreckloch zu bleiben als unbedingt nötig.
HN 1989: Schon gut, schon gut. Denken Sie sich nichts, Ortsvorsteherin Chang. Er ist sauer, weil er drei Tage und Nächte in einem unbequemen Armeelaster verbringen musste, um von Beijing hierherzukommen. Außerdem versteht er unseren Dialekt nicht besonders gut. Ich selbst komme von der Polizeibehörde Hunan in unserer Provinzhauptstadt Changsha. Fangen wir mit dem Einfachen an. Im Parteibüro von Changsha ist gerade ein Bericht von Ihnen eingegangen. Es war der
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erste seit langer Zeit aus Ihrem Dorf. Erzählen Sie uns doch ein wenig über Silberberg.
Aber gern, natürlich. Pflichterfüllung hat für mich oberste Priorität.
Wie ich vorhin schon sagen wollte, ist unser Dorf in China nicht ganz unbekannt. Unser großer Führer, der Vorsitzende Mao, wurde nur fünfzehn Kilometer von hier entfernt geboren. Die Sicherheitsbehörde weiß das bestimmt genauso gut wie wir hier.
BJ 1919: Geben Sie mir einen Straßenplan des Dorfs.
Bitte verzeihen Sie, wir haben leider keinen offiziellen Straßenplan, aber ich kann Ihnen das Dorf auf diesem Notizblock skizzieren, wenn Sie sich mit meiner schlichten Zeichnung zufriedengeben wollen.
Wie Sie bereits gesehen haben, Genossen, ist Silberberg ein einfaches Dorf mit Tee- und Reisfeldern, deren Erträge unsere Haupteinkommensquelle bilden. Es gibt auch noch ein paar nichtkommunale, private Fischfarmen, außerdem verschaffen sich einige unserer Bauern ein Nebeneinkommen durch die Herstellung von scharfer Chilipaste. Das Dorfzentrum ist recht klein und beschränkt sich auf eine schmale Straße, doch man findet alles, was man zum Leben braucht. Die Leute kaufen und verkaufen dort ihr Gemüse; sie können Öl, Kohlen oder Glühbirnen erwerben, ihr Wasserkontingent abholen und Briefe aufgeben (vorausgesetzt, sie gehören zu den Dorfbewohnern, die lesen oder schreiben können). Wir haben eine Grundschule, in der regelmäßig Unterricht für unsere Kinder stattfindet.
BJ 1919: Einwohnerzahl?
Einwohner? Vierhundert Bauern. Einhundert Arbeiter. Unsere Bürgerinnen und Bürger haben sich an die Ein-Kind-Politik gehalten, deshalb ist unser Dorf nicht mehr gewachsen. Jetzt fehlt es uns an jungen Menschen.
Der Name Silberberg geht auf die Song Dynastie, nein, Entschuldigung, auf die Yuan Dynastie vor 700 Jahren zurück. Oder war es die Tang Dynastie vor i200 Jahren? Egal, in der Kaiserlichen Chronik findet die Region ihre erste offizielle Erwähnung in einem Bericht über die sogenannte Pferdehufbande, die damals die Gegend kontrollierte und alle Bauern in die Flucht trieb. Laut dieser Quelle war unser Gebiet früher Ödland; kein Baum, keine Sträucher, überall nur grauer Sand und kahle Hügel. Im strahlenden Licht der Sonne oder dem fahlen des Mondes leuchteten die Hügel silberweiß. Daher der Name Silberberg. Leider hat das "Silber" unserem Dorf bis jetzt noch keinen Reichtum gebracht.
BJ 1919: Okay, wir sind nicht hier, um uns eine Geschichtsvorlesung anzuhören. Wie sieht es heute aus?
Genossen, meiner Meinung nach kann man nicht über die Gegenwart reden, ohne die Vergangenheit zu kennen, aber gut, ich will es versuchen ... Wie ich bereits erwähnt habe, wurde der berühmteste Chinese der jüngeren Geschichte - der Vorsitzende Mao - nur fünfzehn Kilometer von hier entfernt geboren. Er hat viel Gutes für unsere Region bewirkt und uns in den sechziger Jahren die besondere Unterstützung der Kommunistischen Partei eingebracht. Unser Dorf bekam acht Traktoren und zehn Dungstreuer zugeteilt. Doch jetzt sind diese Maschinen veraltet. Jahrzehntelang haben sie ihren Dienst getan, Tausende Male sind sie auf den Feldern hin und her gefahren wie ein Kamm über denselben Kopf, aber jetzt fallen dem Kamm allmählich die Zähne aus und dem Kopf die Haare.
BJ 1919: Wollen Sie damit sagen, dass Sie nicht genügend Unterstützung von der Regierung bekommen haben?
Nein, nein, natürlich nicht. Ich sage nur, dass man unser Dorf in letzter Zeit vergessen zu haben scheint. Als das Ansehen des großen Mao sank, war es auch mit der staatlichen Unterstützung vorbei. Wir stecken hier immer noch in den sechziger Jahren, nur dass allmählich alles kaputtgeht. Früher einmal waren wir revolutionär und fortschrittlich, heute sind wir langsam und rückständig. Die Traktoren sind verrostet, der Boden ist sauer geworden, und die Bauern beginnen zu jammern. Versuchen Sie bitte, sich in meine Lage als Ortsvorsteherin einer solchen Gemeinde hineinzuversetzen!
Was soll ich Ihnen von den Dorfbewohnern erzählen? Wir leben im Hügelland des chinesischen Südwestens, deshalb gehören wir wahrscheinlich zu den ärmsten der über sechshundert Millionen Bauern Chinas. In unserem Land heißt es immer, der Mensch müsse lernen "Bitternis zu essen". Viel mehr bekommen wir in diesem Dorf auch nicht auf den Tisch. Tränen haben wir vor sechsunddreißig Jahren zum letzten Mal vergossen, als der Vorsitzende Mao starb. An dem Tag hat jeder einzelne Dorfbewohner zwischen fünf und fünfundneunzig Jahren geweint. Doch wozu sollten wir jetzt noch weinen? Was hilft es? Während des Großen Sprungs nach vorn sind dreihundert Dorfbewohner verhungert. Ihre Leichen schwammen draußen auf dem See, und die Tränen sind uns im Hals steckengeblieben.
Aber gern, natürlich. Pflichterfüllung hat für mich oberste Priorität.
Wie ich vorhin schon sagen wollte, ist unser Dorf in China nicht ganz unbekannt. Unser großer Führer, der Vorsitzende Mao, wurde nur fünfzehn Kilometer von hier entfernt geboren. Die Sicherheitsbehörde weiß das bestimmt genauso gut wie wir hier.
BJ 1919: Geben Sie mir einen Straßenplan des Dorfs.
Bitte verzeihen Sie, wir haben leider keinen offiziellen Straßenplan, aber ich kann Ihnen das Dorf auf diesem Notizblock skizzieren, wenn Sie sich mit meiner schlichten Zeichnung zufriedengeben wollen.
Wie Sie bereits gesehen haben, Genossen, ist Silberberg ein einfaches Dorf mit Tee- und Reisfeldern, deren Erträge unsere Haupteinkommensquelle bilden. Es gibt auch noch ein paar nichtkommunale, private Fischfarmen, außerdem verschaffen sich einige unserer Bauern ein Nebeneinkommen durch die Herstellung von scharfer Chilipaste. Das Dorfzentrum ist recht klein und beschränkt sich auf eine schmale Straße, doch man findet alles, was man zum Leben braucht. Die Leute kaufen und verkaufen dort ihr Gemüse; sie können Öl, Kohlen oder Glühbirnen erwerben, ihr Wasserkontingent abholen und Briefe aufgeben (vorausgesetzt, sie gehören zu den Dorfbewohnern, die lesen oder schreiben können). Wir haben eine Grundschule, in der regelmäßig Unterricht für unsere Kinder stattfindet.
BJ 1919: Einwohnerzahl?
Einwohner? Vierhundert Bauern. Einhundert Arbeiter. Unsere Bürgerinnen und Bürger haben sich an die Ein-Kind-Politik gehalten, deshalb ist unser Dorf nicht mehr gewachsen. Jetzt fehlt es uns an jungen Menschen.
Der Name Silberberg geht auf die Song Dynastie, nein, Entschuldigung, auf die Yuan Dynastie vor 700 Jahren zurück. Oder war es die Tang Dynastie vor i200 Jahren? Egal, in der Kaiserlichen Chronik findet die Region ihre erste offizielle Erwähnung in einem Bericht über die sogenannte Pferdehufbande, die damals die Gegend kontrollierte und alle Bauern in die Flucht trieb. Laut dieser Quelle war unser Gebiet früher Ödland; kein Baum, keine Sträucher, überall nur grauer Sand und kahle Hügel. Im strahlenden Licht der Sonne oder dem fahlen des Mondes leuchteten die Hügel silberweiß. Daher der Name Silberberg. Leider hat das "Silber" unserem Dorf bis jetzt noch keinen Reichtum gebracht.
BJ 1919: Okay, wir sind nicht hier, um uns eine Geschichtsvorlesung anzuhören. Wie sieht es heute aus?
Genossen, meiner Meinung nach kann man nicht über die Gegenwart reden, ohne die Vergangenheit zu kennen, aber gut, ich will es versuchen ... Wie ich bereits erwähnt habe, wurde der berühmteste Chinese der jüngeren Geschichte - der Vorsitzende Mao - nur fünfzehn Kilometer von hier entfernt geboren. Er hat viel Gutes für unsere Region bewirkt und uns in den sechziger Jahren die besondere Unterstützung der Kommunistischen Partei eingebracht. Unser Dorf bekam acht Traktoren und zehn Dungstreuer zugeteilt. Doch jetzt sind diese Maschinen veraltet. Jahrzehntelang haben sie ihren Dienst getan, Tausende Male sind sie auf den Feldern hin und her gefahren wie ein Kamm über denselben Kopf, aber jetzt fallen dem Kamm allmählich die Zähne aus und dem Kopf die Haare.
BJ 1919: Wollen Sie damit sagen, dass Sie nicht genügend Unterstützung von der Regierung bekommen haben?
Nein, nein, natürlich nicht. Ich sage nur, dass man unser Dorf in letzter Zeit vergessen zu haben scheint. Als das Ansehen des großen Mao sank, war es auch mit der staatlichen Unterstützung vorbei. Wir stecken hier immer noch in den sechziger Jahren, nur dass allmählich alles kaputtgeht. Früher einmal waren wir revolutionär und fortschrittlich, heute sind wir langsam und rückständig. Die Traktoren sind verrostet, der Boden ist sauer geworden, und die Bauern beginnen zu jammern. Versuchen Sie bitte, sich in meine Lage als Ortsvorsteherin einer solchen Gemeinde hineinzuversetzen!
Was soll ich Ihnen von den Dorfbewohnern erzählen? Wir leben im Hügelland des chinesischen Südwestens, deshalb gehören wir wahrscheinlich zu den ärmsten der über sechshundert Millionen Bauern Chinas. In unserem Land heißt es immer, der Mensch müsse lernen "Bitternis zu essen". Viel mehr bekommen wir in diesem Dorf auch nicht auf den Tisch. Tränen haben wir vor sechsunddreißig Jahren zum letzten Mal vergossen, als der Vorsitzende Mao starb. An dem Tag hat jeder einzelne Dorfbewohner zwischen fünf und fünfundneunzig Jahren geweint. Doch wozu sollten wir jetzt noch weinen? Was hilft es? Während des Großen Sprungs nach vorn sind dreihundert Dorfbewohner verhungert. Ihre Leichen schwammen draußen auf dem See, und die Tränen sind uns im Hals steckengeblieben.
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Autoren-Porträt von Xiaolu Guo
Xiaolu Guo, geboren 1973 in einem Dorf am chinesischen Meer, ist in ihrer Heimat eine bekannte Filmemacherin und eine erfolgreiche Autorin. Seit 2002 hat sie auch einen Wohnsitz in London. "Stadt der Steine" ist der erste Roman, der im Westen erschien. Er wurde im April 2005 von der englischen Zeitung "The Independent" für den Foreign Fiction Prize nominiert.Anne Rademacher, geb. 1961 in Lippstadt, lebt als freie Lektorin und Übersetzerin in Bad Waldsee.
Bibliographische Angaben
- Autor: Xiaolu Guo
- 2009, 220 Seiten, Maße: 13 x 20,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Rademacher, Anne
- Übersetzer: Anne Rademacher
- Verlag: Knaus
- ISBN-10: 3813503534
- ISBN-13: 9783813503531
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