Generation 1000 Euro
Dies ist die Geschichte von Claudio, der in Mailand als Marketing-Assistent in einer großen Telekommunikationsfirma arbeitet. Sein Job macht ihm Spaß, aber mit den 1.028 Euro, die er...
Als Mängel-Exemplar
nur
Dies ist die Geschichte von Claudio, der in Mailand als Marketing-Assistent in einer großen Telekommunikationsfirma arbeitet. Sein Job macht ihm Spaß, aber mit den 1.028 Euro, die er im Monat verdient, kann er sich gerade mal ein WG-Zimmer in der Vorstadt leisten. Er muss jeden Cent dreimal umdrehen. Dennoch: Er lässt sich die Laune nicht verderben, und er ist nicht bereit, auf alles Schöne im Leben zu verzichten. Und dabei ist er sehr erfindungsreich ...
Dies ist aber auch die Geschichte einer ganzen Generation hoch qualifizierter und schlecht bezahlter junger Leute, die angesichts eines immer schwieriger werdenden Arbeitsmarkts nach Möglichkeiten suchen, ihrem Leben dennoch einen Sinn zu geben - und die die Hoffnung auf einen richtigen Platz in der Welt noch lange nicht aufgegeben haben.
Dies ist die Geschichte von Claudio, der in Mailand als Marketing-Assistent in einer großen Telekommunikationsfirma arbeitet. Sein Job macht ihm Spaß, aber mit den 1.028 Euro, die er im Monat verdient, kann er sich gerade mal ein WG-Zimmer in der Vorstadt leisten. Er muss jeden Cent dreimal umdrehen. Dennoch: Er lässt sich die Laune nicht verderben, und er ist nicht bereit, auf alles Schöne im Leben zu verzichten. Und dabei ist er sehr erfindungsreich ...
Dies ist aber auch die Geschichte einer ganzen Generation hoch qualifizierter und schlecht bezahlter junger Leute, die angesichts eines immer schwieriger werdenden Arbeitsmarkts nach Möglichkeiten suchen, ihrem Leben dennoch einen Sinn zu geben - und die die Hoffnung auf einen richtigen Platz in der Welt noch lange nicht aufgegeben haben.
"'Generation 1000 Euro' - das war zunächst nur der Name eines italienischen Unterhaltungsromans, den die Autoren Antonio Incorvaia und Alessandro Rimassa ins Netz stellten ... Bald bildete sich um das Schlagwort der 'unsicheren Generation' ein sehr aktiver Blog, und Medien im ganzen Land interessierten sich plötzlich für die Schicksale einer Wohngemeinschaft der schuftenden Habenichtse, weil hier die Malaise der italienischen Gesellschaft eine Stimme erhalten hatte." Faz.net
"Am Stadtrand von Mailand, in einem Palazzo im zwölften Stock, wurde ein Bestseller geschrieben... Es ist ein 'Reality'- Roman über vier junge Menschen aus der Peripherie, allesamt 'Precari'- so nennen die Italiener moderne Tagelöhner, schlecht bezahlt und ohne Chance, die eigene Zukunft zu gestalten ... Das Heer der 'Precari' wächst, und die Diskussion über das Problem wird geführt werden - nicht nur im Internet." 3sat
"Gestern im Internet, heute in der Buchhandlung, morgen im Kino: So wurde aus einem Roman eine Sensation." Vanity Fair
Generation 1000 Euro von Antonio Incorvaia und Alessandro Rimassa
LESEPROBE
Scheiße!
Das ist das erste Wort, das mirheute Morgen in den Sinn kommt. Nicht nur, weil mein Mund immer noch pelzig istvon Alkohol und Zigaretten, sondern weil ich das Licht durch die Jalousienfallen sehe, weil es sich im Spiegel und an den Wänden reflektiert und somitklar ist: Ich habe den Wecker nicht gehört. Die Verspätung muss gigantischsein.
Ich lange hinüber zur Kommode undtaste nervös nach dem Handy. Da ist es. Ich wage kaum, aufs Display zu schauen:09.48.
Noch mal Scheiße!
Drei, zwei, eins
1
Zwei Stunden Verspätung
Straff wie beim Militär spanne ichdie Bauchmuskeln an, schlage die Decke zurück, springe aus dem Bett, lasseBoxershorts und T-Shirt fallen und stürze in die Dusche. Heißes Wasser.Eiskaltes Wasser. Zähne - Mist, irgendwann muss ich mal daran denken, mir eineneue Zahnbürste zu kaufen, die hier ist hinüber -, Bart nee, ist zum Glücknicht so wild bei mir, kann ich mir heute sparen, Deo, Rasierwasser, Jeans,Hemd, Pullover, Schuhe. Kein Frühstück.
Ich ziehe meine Jacke an und binschon fast aus dem Haus, als ich Matteo in seinem Zimmer grunzen höre. Beneidenswert.In diesem Moment würde ich auch gerne noch mal studieren und das Lebengenießen.
Während ich schnell meineMitbewohner durchgehe (Rossella ist nicht da, Alessioist bei der Arbeit Idiot, wenigstens er hätte mich heute Morgen weckenkönnen!) und wie ein Mittelstreckenläufer um die gelangweilten Passanten herumzur Bushaltestelle trabe, wobei mir die Kälte und ein leichter, durchdringenderRegen zusetzen, leuchten bei mir allmählich jede Menge Fragezeichen auf: WennRoss nicht da ist, wem gehört dann der BH auf dem Wohnzimmersessel? Ganzbestimmt keiner Frau, die mit
Ale die Nacht verbracht hat. Seitwir zusammen wohnen, also fast zwei Jahre, hat er sich nie mit einer Fraublicken lassen. Matteo hat allerdings etwas von einer Schlittschuhläuferin erzählt,die aber zurzeit - gestern stand es in der Gazzettadello Sport - in Deutschland für die Olympiade trainiert.
Nicht mein Bier. Heute Abendwird man ja sehen, ob jemand darauf zu sprechen kommt Vielleicht erweisensich meine Mitbewohner auch als wahre Verwandlungskünstler. Bedenkt man, dasswir in einer Gegend wohnen (Viale Certosa, Mailand), wo nachts die Prostituierten defilierenund Familienväter in ihren Luxuskarossen Schlange stehen, wäre das sicher nichtallzu erstaunlich. Man muss schließlich über die Runden kommen
Na endlich, der Bus. Es ist einervon denen, die komplett mit Werbung zugekleistert sind - Handywerbung natürlich.Ich frage mich jedes Mal, ob das nun eine geniale Marketingidee oder derreinste Schwachsinn ist, weil zumindest ich hinter den zugeklebten Scheibendie betreffende Handymarke zu hassen beginne.
Acht Minuten, und ich bin an der Metro, dann noch dreizehn Minuten bis insZentrum. Vier Minuten Fußmarsch, und ich betrete das Büro. Alles in allem fünfundzwanzig Minuten. Viertel vor elf werde ich dasein, ungefähr zwei Stunden zu spät. Klasse!
Ich sehe es schon vor mir: Daniele,der in Gedanken noch bei seinem Fest von gestern Abend ist, hin und her gerissenzwischen Partyglück und der Verzweiflung, die schicksalhafte Dreißig nunerreicht zu haben. Dann Gloria am Telefon im Gespräch mitGatte/Tochter/Babysitter. Mark natürlich, der auf vier Leitungen gleichzeitigspricht
(während mindestens noch zweiPersonen vor seinem Schreibtisch sitzen), ohne dass sein brillantes Englisch auchnur im Geringsten darunter leiden würde.
Schließlich Stefania,die nicht weiß, ob sie sich mehr über meine Verspätung aufregen soll oder übermeinen Pullover, der na ja »vielleicht könntest du das nächste Mal einenanderen anziehen«.
Pause. Ich reinige meinen Geist, wieman aus einer Milchtüte den letzten Tropfen herausschüttelt.
Und wenn ich das Handy einfachausstelle und verschwinde? Unmöglich, dafür fehlen mir sowohl der Mut als auchdie Mittel. Vielleicht sogar die Lust. Und wenn ich mich nur für einen Tagverdrücke? Vierundzwanzig dunkle Stunden, in denen ich vergesse, wer ich bin,und aus der Zeit heraustrete. Das wäre wie ein Spaziergang auf dem Mond
Ich habe nicht einmal Zeit, dieseVorstellung zu genießen, denn schon finde ich mich in die Wirklichkeit zurückkatapultiert.»MRW International, guten Tag«, ertönt es unüberhörbar aus dem Mund derTelefonistin mit dem künstlichen Lächeln, als ich die Glastür durchschreite unddiese fabelhafte Welt vom Charme gehobener Spirituosenwerbung betrete, diesesgroße internationale Unternehmen mit Niederlassungen an allen möglichen Orten undMitarbeitern, die allesamt Direktoren, Manager oder Generalbevollmächtigtesind. Alle, außer mir.
»So sieht es aus in der Welt derArbeit, Schatz «, sagt Eleonora immer (bei deren Anblick ich den Kopfverliere, der ich den Kopf aber auch noch irgendwann abreiße). »Du musst dieKrallen ausfahren, wenn du es zu etwas bringen willst.«
(während mindestens noch zweiPersonen vor seinem Schreibtisch sitzen), ohne dass sein brillantes Englisch auchnur im Geringsten darunter leiden würde.
Schließlich Stefania,die nicht weiß, ob sie sich mehr über meine Verspätung aufregen soll oder übermeinen Pullover, der na ja »vielleicht könntest du das nächste Mal einenanderen anziehen«.
Pause. Ich reinige meinen Geist, wieman aus einer Milchtüte den letzten Tropfen herausschüttelt.
Und wenn ich das Handy einfachausstelle und verschwinde? Unmöglich, dafür fehlen mir sowohl der Mut als auchdie Mittel. Vielleicht sogar die Lust. Und wenn ich mich nur für einen Tagverdrücke? Vierundzwanzig dunkle Stunden, in denen ich vergesse, wer ich bin,und aus der Zeit heraustrete. Das wäre wie ein Spaziergang auf dem Mond
Ich habe nicht einmal Zeit, dieseVorstellung zu genießen, denn schon finde ich mich in die Wirklichkeit zurückkatapultiert.»MRW International, guten Tag«, ertönt es unüberhörbar aus dem Mund derTelefonistin mit dem künstlichen Lächeln, als ich die Glastür durchschreite unddiese fabelhafte Welt vom Charme gehobener Spirituosenwerbung betrete, diesesgroße internationale Unternehmen mit Niederlassungen an allen möglichen Orten undMitarbeitern, die allesamt Direktoren, Manager oder Generalbevollmächtigtesind. Alle, außer mir.
»So sieht es aus in der Welt derArbeit, Schatz «, sagt Eleonora immer (bei deren Anblick ich den Kopfverliere, der ich den Kopf aber auch noch irgendwann abreiße). »Du musst dieKrallen ausfahren, wenn du es zu etwas bringen willst.«
hellgraues Jackett, setzt sich undbietet mir ebenfalls einen Platz an. Wenig später nähert sich eine Tussi, dieich noch nie gesehen habe: Sie dürfte in meinem Alter sein, trägt einenschwarzen Hosenanzug, schwarze Stiefel, eine hellrosa Bluse und eine auffälligeBrosche am Kragen. Die Brosche ist überhaupt das Erste, was ich wahrnehme: Weißgoldmit einem gigantischen Brillanten drauf, wer weiß, was sie dafür bezahlt hat(oder besser, wer sie ihr geschenkt hat). Kurze, rabenschwarze Haare, dunkle Augen,schmales, leicht längliches Gesicht. Wenn ich kleiner wäre, hätte ich voreiner wie der Angst; so allerdings scheint sie mir die perfekte Partnerin füreine Nacht bizarrer sexueller Genüsse zu sein.
»Claudio, alles klar? Du scheinstmir ein bisschen verwirrt«, geht Mark in die Offensive und klopft mir auf dieSchulter.
»Ja, sorry.Entschuldige auch die Verspätung, der Wecker muss kaputt sein Er hat nichtgeklingelt. Soll nicht wieder vorkommen, das verspreche ich.«
»Darf ich dir Angelica Corda vorstellen«, fährt Mark einfach fort, ohne sich inErörterungen verwickeln zu lassen, und das weckt in mir den starken Verdacht,dass er mich unter anderen Umständen gelyncht hätte. ( )
© GoldmannVerlag
Übersetzung:Claudia Franz
- Autoren: Antonio Incorvaia , Alessandro Rimassa
- 2007, 1, 160 Seiten, Maße: 13,5 x 20,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Claudia Franz
- Verlag: Arkana
- ISBN-10: 3442311411
- ISBN-13: 9783442311415
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