Lichtjahre
Roman. Mit e. Vorw. v. Richard Ford
Auf den ersten Blick ist es paradiesisch: Das privilegierte Leben von Viri und Nedra kreist um Dinnerpartys und Freunde, um einen sonnendurchfluteten Garten, um endlose Ferien am Atlantik mit den Kindern. Doch langsam entblättert sich das Trügerische dieser...
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Produktinformationen zu „Lichtjahre “
Klappentext zu „Lichtjahre “
Auf den ersten Blick ist es paradiesisch: Das privilegierte Leben von Viri und Nedra kreist um Dinnerpartys und Freunde, um einen sonnendurchfluteten Garten, um endlose Ferien am Atlantik mit den Kindern. Doch langsam entblättert sich das Trügerische dieser Idylle: Viri beginnt eine Affäre mit einer jungen Mitarbeiterin, Nedra trifft sich mit einem langjährigen Freund der Familie. In poetischen Bildern führt James Salter uns vor Augen, dass nichts unerbittlicher ist als die Zeit und nichts vergänglicher als das Glück.
Lese-Probe zu „Lichtjahre “
1Wir schießen über den schwarzen Fluß, das flache Wasser ist glatt wie Stein. Kein Schiff, kein Ruderboot ist zu sehen, nicht ein einziges Weiß. Das Wasser ist zerfurcht, aufgebrochen vom Wind. Diese große Meeresbucht ist weit, endlos. Der Fluß ist brackig, blau vor Kälte. Er zieht verschwommen unter uns dahin. Die Seevögel hängen über ihm, sie kreisen, verschwinden. Wir schnellen über den weiten Fluß, ein Traum aus der Vergangenheit. Die Tiefen bleiben hinter uns, der Grund bleicht die Oberfläche, wir jagen an den Untiefen vorbei, an wintergelagerten Booten, verlassenen Stegen. Und auf Flügeln wie die Möwen steigen wir in die Höhe, drehen uns um, blicken zurück.
Der Tag ist weiß wie Papier. Die Fenster sind eisig. Die Steinbrüche liegen verlassen, die Silbermine verschüttet. Der Hudson ist von ungeheurer Weite hier, weit und ruhig. Ein dunkles Land, ein Land der Störe und Karpfen. Im Herbst war er silbern von Shadfischen. Oben zogen die Gänse in langen, sich wandelnden Keilen dahin. Die Flut strömt vom Meer herein.
Die Indianer suchten, so sagt man, einen Fluß, der "in beide Richtungen fließt". Hier fanden sie ihn. Der Salzkeil dringt bis zu fünfzig Meilen ins Land; manchmal erreicht er Poughkeepsie. Früher gab es hier riesige Austernbänke, Robben im Hafen, in den Wäldern unerschöpfliches Wild. Dieser große Gletscherbruch mit seinen einladenden Buchten, Uferstände von wildem Sellerie und Reis, dieser majestätische Fluß. Die Vögel ziehen, aufgereiht wie Perlen, auf waagerechter Flugbahn vorüber. Sie scheinen langsam heranzukommen, dann werden sie schneller, schießen wie Pfeile über einem dahin. Der Himmel hat keine Farbe. Ein Gefühl von Regen hängt in der Luft.
All das hier gehörte einmal den Niederländern. Dann, wie so vieles andere, den Engländern. Der Fluß ist ein Spiegel. Er hält nur Stille, eine glitzernde Kälte. Die Bäume sind kahl. Die Aale schlafen. Die Fahrrinne ist tief genug für Hochseeschiffe; wenn sie wollten, könnten sie die Städte im Landesinnern
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in Erstaunen versetzen. In den Marschen gibt es Schildkröten und Krebse, Reiher, Bonapartemöwen. Von den oberen Städten fließen Abwässer in den Fluß. Der Fluß ist dreckig, aber er reinigt sich selbst. Die Fische sind betäubt; sie treiben mit den Gezeiten.
Am Ufer stehen Steinbauten, die nicht mehr in Mode sind, und zugige, schmucklose Holzhäuser. Es gibt noch Anwesen von früher, Überreste des großen Grundbesitzes vergangener Tage. Nah am Wasser steht ein großer viktorianischer Bau, die Ziegel weiß gestrichen, mit hoch darüber ragenden Bäumen und einem von einer alten Mauer umgebenen Garten, darin ein zerfallenes Gewächshaus mit schmiedeeisernen Verzierungen rings um das Dach. Ein Haus am Fluß, für die Nachmittagssonne zu tief gelegen. Statt dessen durchflutete es die Morgensonne, das von Osten her kommende Licht. Mittags erstrahlte es in voller Pracht. Es gibt Stellen, an denen die Farbe dunkel geworden ist, kahle Stellen. Die Kieswege lösen sich auf; Vögel nisten in den Schuppen.
Wir schlenderten im Garten, aßen die kleinen bitteren Äpfel. Die Bäume waren trocken und knorrig. In der Küche brannte das Licht.
Ein Auto kommt die Einfahrt herauf, zurück aus der Stadt. Der Fahrer geht ins Haus, nur für einen Moment, bis er gehört hat, was passiert ist: das Pony ist ausgebrochen.
Er ist wütend. "Wo ist sie? Wer hat die Tür offengelassen?""Mein Gott, Viri. Ich weiß nicht."In einem Raum mit vielen Pflanzen, einer Art Wintergarten, leben eine Eidechse, eine braune Schlange, eine schlafende Schildkröte. Die Eingangsstufe ist hoch, die Schildkröte kann nicht heraus. Sie schläft mit eingezogenen Beinen auf dem Kies. Ihre Nägel sind elfenbeinfarben, sie rollen sich nach innen, sie sind lang. Die Schlange schläft, die Eidechse schläft.
Viri hat den Mantelkragen hochgeschlagen und stapft den Hügel hinauf. "Ursula!" ruft er. Er pfeift.
Das Tageslicht ist erloschen. Das Gras ist trocken;
Am Ufer stehen Steinbauten, die nicht mehr in Mode sind, und zugige, schmucklose Holzhäuser. Es gibt noch Anwesen von früher, Überreste des großen Grundbesitzes vergangener Tage. Nah am Wasser steht ein großer viktorianischer Bau, die Ziegel weiß gestrichen, mit hoch darüber ragenden Bäumen und einem von einer alten Mauer umgebenen Garten, darin ein zerfallenes Gewächshaus mit schmiedeeisernen Verzierungen rings um das Dach. Ein Haus am Fluß, für die Nachmittagssonne zu tief gelegen. Statt dessen durchflutete es die Morgensonne, das von Osten her kommende Licht. Mittags erstrahlte es in voller Pracht. Es gibt Stellen, an denen die Farbe dunkel geworden ist, kahle Stellen. Die Kieswege lösen sich auf; Vögel nisten in den Schuppen.
Wir schlenderten im Garten, aßen die kleinen bitteren Äpfel. Die Bäume waren trocken und knorrig. In der Küche brannte das Licht.
Ein Auto kommt die Einfahrt herauf, zurück aus der Stadt. Der Fahrer geht ins Haus, nur für einen Moment, bis er gehört hat, was passiert ist: das Pony ist ausgebrochen.
Er ist wütend. "Wo ist sie? Wer hat die Tür offengelassen?""Mein Gott, Viri. Ich weiß nicht."In einem Raum mit vielen Pflanzen, einer Art Wintergarten, leben eine Eidechse, eine braune Schlange, eine schlafende Schildkröte. Die Eingangsstufe ist hoch, die Schildkröte kann nicht heraus. Sie schläft mit eingezogenen Beinen auf dem Kies. Ihre Nägel sind elfenbeinfarben, sie rollen sich nach innen, sie sind lang. Die Schlange schläft, die Eidechse schläft.
Viri hat den Mantelkragen hochgeschlagen und stapft den Hügel hinauf. "Ursula!" ruft er. Er pfeift.
Das Tageslicht ist erloschen. Das Gras ist trocken;
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Autoren-Porträt von James Salter
James Salter, 1925 in Washington, D.C. geboren und in New York aufgewachsen, wurde mit seinen großen Romanen »Lichtjahre« und »Ein Spiel und ein Zeitvertreib« auch in Deutschland berühmt. Er diente als Kampfflieger zwölf Jahre lang in der US Air Force und nahm 1957 seinen Abschied, als sein Debüt, Jäger, erschien. Seitdem lebte Salter als freier Schriftsteller in New York City und auf Long Island. Am 19. Juni 2015 verstarb James Salter wenige Tage nach seinem 90. Geburtstag in Sag Harbor. Er gilt als moderner Klassiker der amerikanischen Literatur. Beatrice Howeg, aufgewachsen in Frankfurt am Main und London, studierte englische Literaturwissenschaften und Kinder- und Jugendliteratur in Frankfurt. Sie lebt in Berlin und überträgt u.a. Anne Michaels und James Salter ins Deutsche. Richard Ford wurde 1944 in Jackson, Mississippi, geboren und lebt heute in Maine. Nach dem Literaturstudium und diversen Jobs u.a. als Sportreporter, gelang ihm mit seinem gleichnamigen Roman 1986 der Durchbruch. 1996 erhielt Ford sowohl den Pulitzer Preis als auch den PEN/Faulkner Award für »Unabhängigkeitstag«.
Bibliographische Angaben
- Autor: James Salter
- 2014, 4. Aufl., 416 Seiten, Maße: 12,2 x 18,9 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Beatrice Howeg
- Verlag: Berlin Verlag Taschenbuch
- ISBN-10: 3833309695
- ISBN-13: 9783833309694
- Erscheinungsdatum: 07.03.2014
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