Teen Code - wie Ihr mit uns reden solltet!
Drei Jahre lang hat Rhett Godfrey andere Jugendliche befragt, wie sie sich die Kommunikation mit den Eltern wünschen. Das...
Drei Jahre lang hat Rhett Godfrey andere Jugendliche befragt, wie sie sich die Kommunikation mit den Eltern wünschen. Das Ergebnis? Die Kids haben in vielem Recht, und was sie wollen, ist für Mamis und Papis ganz schön die Härte. Aber auch beruhigend. Und witzig. Gibt Anlass zur Hoffnung, alles in allem. Und da, wo die Ansprüche ins Unermessliche wachsen, kommentiert die Mutter des Autors sie ganz im Sinne normalsterblicher, normalgestresster Eltern, die vom engelsgleichen Zustand noch weit entfernt sind ...
Teen Code -wie ihr mit uns reden solltet von Rhett Godfrey mit Neale S. Godfrey
LESEPROBE
Sie können etwas bewirken
Okay, Siedenken sicher: »Ich weiß, dass ich mit meinen Kindern über Drogen sprechenmuss, aber bewirkt das wirklich etwas?« Ich habe dieselbe Frage Teenagerngestellt: »Hat das, was deine Eltern sagen und wie sie es sagen, eine Auswirkungdarauf, wie du über Drogen denkst?« Die meisten haben mit »Ja« oder zumindestmit »Na ja, vielleicht« geantwortet. Im Allgemeinen wollen Jugendliche wirklichhören, was ihre Eltern zu sagen haben, und es hängt - vielleicht - davon ab,wie sie mit ihnen reden.
Diebefragten Jugendlichen haben mir ganz offen erläutert, wie Eltern Gesprächeüber Drogen weniger unangenehm und damit produktiver gestalten können, umunsere Entscheidungen in Bezug auf Drogen besser beeinflussen zu können.
Also, dasfunktioniert so.
» Wir hören besser zu, wenn ihr früh genug anfangt«
Gesprächeüber Drogen wirken in verschiedenen Altersstufen unterschiedlich. Es überraschtSie sicher nicht, dass Sie besser an Ihre Tochter herankommen und sie positivbeeinflussen können, bevor sie mit Drogen experimentiert hat. Wenn sie ersteinmal damit angefangen hat, dann stehen Sie vor einer ganz anderenHerausforderung: Sie müssen versuchen, sie davon abzubringen, und das setztvoraus, dass Sie erst einmal von ihrem Drogenkonsum wissen müssen.
Fangen Siealso am besten an, solange Ihre Kinder noch klein sind. Ich habe bei meinenBefragungen herausgefunden, dass die erfolgreichsten Gespräche über Drogen mitKindern im Alter von elf bis dreizehn Jahren stattfinden. Am wenigstenerfolgreich sind Gespräche mit Sechzehn- bis Achtzehnjährigen (bei Vierzehn-bis Fünfzehnjährigen hingegen ist die Erfolgsquote sehr unterschiedlich). AltereJugendliche haben sich bereits ihre eigene Meinung zu Drogen gebildet;entweder haben sie schon mal welche genommen oder sie haben beschlossen, keinenehmen zu wollen. Jüngere Kinder haben wahrscheinlich noch nicht mit Drogenexperimentiert und glauben auch nicht, alles darüber zu wissen. Deshalb habenSie größere Chancen, an sie heranzukommen.
Wie wiralle wissen, gehen Alter und Weisheit nicht unbedingt Hand in Hand. MancheJugendliche sind früher emotional reif als andere, deshalb sollten Sie also denZeitpunkt für das Gespräch genau abwägen. Meine Mutter hat mit mir schon überDrogen geredet, als ich noch ein Baby war. Nun würde ich Gespräche im Kreißsaalnicht unbedingt als Faustregel empfehlen, aber im Allgemeinen gilt, je jünger,desto besser.
Meine Eltern haben immer mit mir über Drogen geredet und wieschlimm sie sind. Bei manchen meiner Freunde machten die Eltern das genauso,aber es hat sie trotzdem nicht davon abgehalten. Aber bei mir war das anders - mirwar das ganze Zeug zuwider. SARAH, 16
Ich habe Sarah immer aufgezogen, weil sie so ein Feigling inBezug auf Drogen war, aber das tue ich nicht mehr. Ich habe angefangen, Gras zurauchen, als ich ungefähr vierzehn war, weil ich in der Schule davon gehörthatte und fand, es klang witzig. Ungefähr ein halbes Jahr lang habe ichziemlich viel geraucht, und dann kam meine Mutter eines Tages in mein Zimmerund sagte zu mir: »Ich möchte mit dir über Pot reden. « Es hörte sich so an,als wisse sie nicht genau, wie man es ausspricht - das Wort besteht aus dreiBuchstaben, also kann das doch nicht so besonders schwer sein! Sie fragte mich,ob ich schon jemals davon gehört hätte, und ich antwortete: »Ja, ich glaubeschon, was ist denn los?« Zum Glück hatte ich vor dem Gespräch nichts geraucht,sonst hätte ich mich wahrscheinlich kaputtgelacht. Aber in der letzten Zeithabe ich oft gedacht, dass Sarah vielleicht doch Recht hat, weil viele meinerFreunde vom Rauchen richtig ausgebrannt sind. Vielleicht mache ich es ja jetztnicht mehr so häufig.
MICHELLE (SARAHS FREUNDIN), 16
Ist es sinnlos, über Drogen zu reden, wenn Sie das Thema vordem sechzehnten Lebensjahr Ihres Kindes noch nie angesprochen haben? DieJugendlichen, die ich interviewt habe, meinten nein. Es ist zwar sicher ambesten, so früh wie möglich mit den Gesprächen anzufangen, aber alle Jugendlichensagten, es gebe immer Wege, das Thema so anzuschneiden, dass man etwas damitbewirkt.
Fangen Sierichtig an, hören Sie richtig auf
Es gibt anscheinend viele »Tu-es-nicht-Gespräche«, die überhauptnichts bewirken, weil die Eltern einen schlechten Zeitpunkt oder eine ungeeigneteMethode für ein Gespräch wählen.
Ich kam von der Schule nach Hause und setzte mich an den Esstisch,und ehe ich wusste, was überhaupt los war, hielt mein Vater mir einen Vortragüber die Gefahren von Drogen. Ich bekam kaum einen Bissen herunter.
JOE, 14
Diese Art des Gesprächs, bei dem die Jugendlichen das Gefühlhaben, ihre Eltern seien auf einmal zu Predigern geworden, gehörtoffensichtlich zu den häufigsten Kommunikationsproblemen. Joe sagte mir, wieviele andere auch, dass er das Gespräch eher als Angriff empfunden hat. Sicherist es gerade bei einem so heiklen Thema schwer, immer die richtigen Worte zufinden, aber Sie erreichen genau das Gegenteil von dem, was Sie wollen, wennSie Ihren Kindern Vorträge halten.
Ich war gerade aus der Schule gekommen und machte meine Hausaufgaben,als mein Vater ins Zimmer kam. Beiläufig sagte er, er wolle mit mir über Drogenreden. Ich glaube, dass er dachte, ich nehme Drogen, also reagierte ich defensiv.Und weil ich so reagierte, dachte er erst recht, ich nehme Drogen. Es war eineinziges Chaos. (Und im Übrigen glaubt er immer noch, ich sei so eine Artkolumbianischer Drogenboss).
DANIEL, 17
Diese Beispiele zeigen, wie ein falsch angefangenes Gesprächmöglicherweise in eine Richtung gehen kann, in die es eigentlich nicht gehensollte. Und glauben Sie nicht, dass ich daran nur den Eltern die Schuld gebe.Wir Jugendlichen sind sehr empfindlich bei solchen Themen, und deshalb könnenGespräche leicht nach hinten losgehen, wenn wir das Gefühl haben, wir könntengleich angeschrien oder belehrt werden. Dann schalten wir einfach ab und hörennicht mehr zu, was auch nicht so besonders klug ist, wie ich zugeben muss.Wenn es Ihnen jedoch gelingt, uns in der richtigen Weise anzusprechen, dannsind wir ganz Ohr. Sie sehen also, ganz so undurchdringlich sind wir nicht,wenn Sie ein paar Dinge beherzigen. (...)
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2005
Übersetzung: Theda Krohm-Linke
- Autoren: Rhett Godfrey , Neale S. Godfrey
- 2005, 1, 191 Seiten, Maße: 12,5 x 20,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: FISCHER Scherz
- ISBN-10: 3502140014
- ISBN-13: 9783502140016
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