Weiter als die Sehnsucht
Roman. Deutsche Erstausgabe
Kendra Michaels ist eine gefragte Stuntfrau. Für ihren hoch verschuldeten Bruder Casey plant sie, den riskantesten Job ihres Lebens anzunehmen. Aber dabei spielt sie mit ihrem Leben! Das weiß auch der Regisseur Joel Damon. Seit einer...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Weiter als die Sehnsucht “
Kendra Michaels ist eine gefragte Stuntfrau. Für ihren hoch verschuldeten Bruder Casey plant sie, den riskantesten Job ihres Lebens anzunehmen. Aber dabei spielt sie mit ihrem Leben! Das weiß auch der Regisseur Joel Damon. Seit einer unvergesslichen Nacht will er Kendra für sich gewinnen - und sie vor der Gefahr schützen. Doch Kendra ist empört, dass der Mann ihrer geheimen Träume so offensichtlich an ihren Fähigkeiten zweifelt ...
Klappentext zu „Weiter als die Sehnsucht “
Kendra Michaels ist eine gefragte Stuntfrau. Für ihren hoch verschuldeten Bruder Casey plant sie, den riskantesten Job ihres Lebens anzunehmen. Aber dabei spielt sie mit ihrem Leben! Das weiß auch der Regisseur Joel Damon. Seit einer unvergesslichen Nacht will er Kendra für sich gewinnen - und sie vor der Gefahr schützen. Doch Kendra ist empört, dass der Mann ihrer geheimen Träume so offensichtlich an ihren Fähigkeiten zweifelt ...
Kendra Michaels ist eine gefragte Stuntfrau. Für ihren hoch verschuldeten Bruder Casey plant sie, den riskantesten Job ihres Lebens anzunehmen. Aber dabei spielt sie mit ihrem Leben! Das weiß auch der Regisseur Joel Damon. Seit einer unvergesslichen Nacht will er Kendra für sich gewinnen - und sie vor der Gefahr schützen. Doch Kendra ist empört, dass der Mann ihrer geheimen Träume so offensichtlich an ihren Fähigkeiten zweifelt ...
Lese-Probe zu „Weiter als die Sehnsucht “
Weiter als die sehnsucht von Iris Johansen Aus dem amerikanischen von Beate Darius
1
Der zynische Gesichtsausdruck verlieh Joel Damon
die tückische Faszination eines gefallenen engels,
fand Kendra, die seinen Blick in dem überfüllten
saal auffing. seine stechenden, katzenhaft grünen
augen hatten etwas von einem Zauberer, der weiße
und schwarze Magie beherrscht.
sie hielt etwas geschockt die Luft an, umklammerte
den stiel ihres Cocktailglases unwillkürlich fester.
seine dunkel schimmernden Tiefen hingen mit einer
verstörenden Intensität an ihren, und Kendra wähnte
sich geradezu hypnotisiert. sie fühlte sich mit einem
Mal schwach und hilflos, wie gebannt von einer
energetisch aufgeladenen aura, die er zu verströmen
schien. Dann trat ein Mann zu ihm, sprach ihn an,
und Damon löste den Blickkontakt, erlöste sie.
erlösung? Du lieber himmel, war sie noch ganz bei
Trost? sie lockerte den Griff um ihr Glas.
Ich bin müde, seufzte sie. Tierisch müde und geschlaucht.
Joel Damon mochte ein begnadeter Filmregisseur
sein, aber er hatte bestimmt keine übersinnlichen
Fähigkeiten. sein ruf bei Frauen war denkbar
schlecht, selbst für das skandalumwitterte hollywood,
wo affären fast dazugehörten. Bei dem schwerenöterblick,
den er eben draufgehabt hatte, war er
vermutlich mal wieder auf Beutejagd, tippte Kendra.
Den Blick kannte sie inzwischen zur Genüge.
... mehr
sie rieb sich mit dem handrücken abwesend die
schmerzende stelle im Kreuz. Und riss blitzartig die
hand weg. Bist du eigentlich nur blöd?, fauchte sie
sich mental an, hier vor allen Leuten schwäche zu zeigen?
sie brauchte doch bloß darauf zu warten, dass
die schmerztablette wirkte, die sie vor einer Viertelstunde
eingeworfen hatte, dann würde sie sich bestimmt
wieder topfit fühlen. Der heutige Dreh war
verdammt anstrengend gewesen, und sie fühlte sich
mächtig geschafft - im Moment hätte sie vor schmerzen
die Wände hochgehen können.
»Wow, du siehst fantastisch aus, Ken«, meinte Dave
Balding ehrlich bewundernd. er trat neben sie.
er strahlte über alle vier Backen. o Gott, noch ein
kryptisches Lächeln. sie strahlte zurück. »hey, du
aber auch, Dave«, sagte sie locker. »Ich glaub, ich
hab dich noch nie im smoking gesehen. steht dir echt
umwerfend gut, so ein Teil.«
er schnitt ihr ein Gesicht. »hör auf mit dem scheiß,
Ken. Keine falschen Komplimente, ja? Dafür kennen
wir uns lange genug, oder?« seine blauen augen
zwinkerten, während er sich über seinen Bauchansatz
strich. »sheila meint, ich sehe aus wie ein hoch
schwangerer Pinguin. sie muss es schließlich wissen,
sie ist nächsten Monat fällig.«
»Ist sheila auch hier?« Kendras Blick schweifte
suchend durch den saal, woraufhin Dave den Kopf
schüttelte.
»nein.« er hob sein Glas an die Lippen. »Ihr war
heute abend nicht nach Party. Du weißt, wie sie ist,
wenn sie schwanger ist. sie hält es mit so vielen Menschen
nicht lange aus. Meint, sie kriegt dann Klaustrophobie
und so.« er runzelte die stirn. »Ich hab sie
zwar ungern allein gelassen, aber man darf den großen
Meister schließlich nicht brüskieren.« er nickte
spöttisch grinsend zu Joel Damon, der auf der anderen
seite des saals stand. »als sein assistent hab ich
halt zu spuren, wenn Damon pfeift. außerdem hab
ich order von Michael Donovan, dass ich mich eigenverantwortlich
um das Projekt DesertVenture kümmern soll.«
Kendra hob verblüfft die Brauen. Michael Donovan
von Donovan Ltd. Productions war executive Producer
und produzierte einen Blockbuster nach dem
anderen. er war für gewöhnlich nicht der Typ, der
auch nur ein Fitzelchen Macht aus der hand gab. obwohl
er seinen regisseuren jede künstlerische Freiheit
ließ, regierte er hinter den Kulissen mit eiserner hand.
»Das ist ungewöhnlich für ihn, oder?«
Dave nickte. »Kann man wohl sagen.« er trank einen
schluck. »Joel Damon ist ähnlich gestrickt. er
kann sich mittlerweile aussuchen, für welches studio
er seinen nächsten Film dreht. Letztes Jahr hat er
immerhin seinen zweiten oscar eingesackt, das will
schon was heißen.«
»Wem sagst du das?« Widerwillig folgte sie Daves
Blick auf die gegenüberliegende seite des raums. Joel
Damon, lässig-elegant im klassischen smoking, der
seine schlanke silhouette unterstrich, dominierte den
kleinen Zirkel, der sich um ihn geschart hatte, mit einer
aura der Macht. Um seine zynisch herabgezogenen
Mundwinkel spielte ein milde laszives Lächeln,
als er zu der Frau hinunterblickte, die neben ihm
stand. sie begann, auf ihn einzuplappern und schamlos
mit ihm zu flirten, mächtig bemüht, sein Interesse
zu wecken. Die grünen Magieraugen verengten sich
zu schlitzen, ließen nur noch ein schmales Glitzern
durch die dunklen Wimpern funkeln. Blitzschnell
klappte er die Lider wieder auf, sein Blick traf ihren,
aufwühlend wie ein elektroschock. elektrizität. Ja,
so konnte man es nennen. er war elektrisierend, und
Kendra fühlte sich schlagartig wieder in den Klauen
des Beutejägers gefangen.
Diesmal blieb sein seltsam hungriger Blick nicht
auf ihrem Gesicht haften, sondern tastete sich von
ihrem goldschimmernden Teint über die schultern zu
der aufreizenden Wölbung ihres Busens. seine augen
klebten für einen langen augenblick auf dem ausschnitt
ihres zimtfarbenen Chiffonkleids, und Kendra
beschlich das eigenartige Gefühl, dass ihre Brüste so
intensiv auf seinen heißen Blick reagierten, als hätte
er sie tatsächlich berührt. Dann glitt er von ihrer
schlanken Taille über die gut proportionierten hüften
zu ihren olympisch langen Beinen.
Dave Balding pfiff leise anerkennend. »Mensch,
woher kennst du denn Joel Damon, Ken? Ich hab
das dunkle Gefühl, dass der ganz heiß darauf ist, dich
zu engagieren.«
»Was?« sie schüttelte leicht benommen den Kopf.
Was war heute abend plötzlich los mit ihr? »Ich kenne
ihn gar nicht«, sagte sie betont beiläufig. »Ich vermute,
dass ich zufällig auf irgendeiner Besetzungsliste
mit draufstand und seine sekretärin mich deshalb
eingeladen hat.« Ihr Blick irrte durch den saal, dessen
Dekoration in dramatischem schwarz und minimalistischem
Weiß gehalten war. »so aufregend ist
die Party nun auch wieder nicht. Wenn ich mich hier
umsehe, dann wurde wohl so ziemlich jeder eingeladen,
von der Garderobiere bis zum hausmeister.« Ihr
Blick fixierte die Blondine, die neben Damon stand.
»Und die starlets aus halb hollywood.«
»Joel fährt morgen nach sedikhan und gibt vorher
die übliche abschiedsparty für seine Crew«, erklärte
Dave. »Ich glaub aber ehrlich gesagt nicht, dass er sich
sonderlich amüsiert. Mich beschleicht eher der Verdacht,
dass er den ganzen schickeria-society-scheiß
herzlich satthat.« er rollte unbehaglich die schultern.
»Und du bist dir ganz sicher, dass du noch nie mit ihm
zu tun hattest? Der Blick, den unser herr und Meister
da gerade draufhat, ist nämlich ganz schön heftig.«
»Quatsch, das bildest du dir bloß ein«, wiegelte
sie ab und drehte Damon kurz entschlossen den rücken
zu. Trotzdem fühlte sie beinahe, wie sein Blick
auf ihrem tiefen rückenausschnitt und den nackten
schultern ruhte. »Frauen mit Blicken zu vernaschen
ist typisch Joel Damon. Da lässt er wohl nichts aus.
Das pfeifen die spatzen von den Dächern.« sie trank
hastig ein paar schlückchen Champagner, bevor sie
weitersprach. »Vielleicht langweilt ihn die vollbusige
kleine Blondine, die an seinen Lippen hängt wie ein
alki an der Flasche.«
»Möglich.« ein Grinsen erhellte Daves großflächiges
Gesicht. »es wäre nicht das erste Mal, dass du die
Konkurrenz mühelos abhängst.« sein Blick glitt bewundernd
über ihre langen kastanienbraunen haare,
die sich wie ein seidener Vorhang um ihre schultern
bauschten. Die schummrig weiche Beleuchtung zauberte
kupferrote reflexe auf ihre Wahnsinnsmähne.
»Weißt du, die meisten Männer brauchen dich bloß
zu sehen und haben spontan erotische Fantasien. Ist
mir echt ein rätsel, wie ich es geschafft hab, die ganzen
Jahre standhaft zu bleiben.«
»Mir nicht.« Kendras schokoladenbraune augen
blitzten auf. »es hatte vermutlich damit zu tun, dass
ich von klein auf wie eine Klette an dir und Casey
hing. Wir drei waren fast so was wie ein eingeschworenes
Team, oder?«
er wurde ernst. »Ich glaube, ich respektiere dich
mehr als alle, die ich kenne, Kendra.« er streichelte
ihr sanft über die Wange. »Wie geht es Casey?«, schob
er zögernd nach.
»Besser«, antwortete sie. »es geht ihm schon viel
besser.« Ihre Miene umwölkte sich. »anfangs war er
ziemlich verbittert, aber das ginge in seiner situation
vermutlich jedem so. Wenn ich halbseitig gelähmt
wäre, würde ich wahrscheinlich halb verrückt werden.
Versetz dich mal in seine Lage! Für Casey bedeutete
es das ende seiner Karriere als stuntman!«
sie nötigte sich ein Lächeln ab. »er hat mit dem Jurastudium
begonnen. Casey ist ein brillanter redner.
Für mich hat er das Zeug zum staranwalt oder meinetwegen
auch zum Verfassungsrichter oder so was.«
»Da geh ich jede Wette ein«, sagte Dave weich. »Casey
ist der Typ Mann, der bekommt, was er will. Ist er
noch im Valley, in dieser renommierten rehaklinik?«
sie nickte. »Dr. Dystron geht davon aus, dass er
die nächsten sechs Monate noch physikalische Therapie
braucht, eventuell sogar länger. Casey strengt sich
jedenfalls wahnsinnig an, um wieder halbwegs normal
leben zu können.« sie presste energisch die Lippen
aufeinander. »Und ich sorge dafür, dass er da erst
rauskommt, wenn er ohne stock gehen kann. Wird
auch so schon heftig genug für ihn werden, wenn er
seine alten Freunde aus dem Business wieder trifft.
Ich kenn ihn doch. sobald er aus dem Krankenhaus
entlassen ist, wird er seine ambulante Therapie verschlabbern,
und er braucht wirklich jede unterstützende
Maßnahme, die er bekommen kann.«
Dave musterte sie nachdenklich. »Weißt du, als wir
noch Kids waren, warst du stets die ruhige und Besonnene
in unserem Trio. Casey und ich haben bestimmt
häufiger ungeniert auf deinen nerven rum-
getrampelt. Kaum zu glauben, dass ihr Geschwister
seid.« er drückte zärtlich ihre schulter. »Und heute
bist du eine Wahnsinnsfrau, Ken.«
»Ich bin einfach erwachsen geworden«, gab sie milde
grinsend zurück. »nach Caseys Unfall blieb mir
gar nichts anderes übrig: Ich musste stark sein, für
uns beide. Casey brauchte eine Bezugsperson, auf die
er sich bedingungslos verlassen konnte, und kein kleines
Mädchen.«
»Du warst erst neunzehn, als Casey sich die rückenwirbel
brach.« Daves Miene verdunkelte sich.
»Warum hast du keine hilfe angenommen? Du hast
eine Menge durchmachen müssen, drei schwierige
operationen, mal ganz abgesehen davon, dass Casey
dauernd von einem Krankenhaus ins nächste verlegt
wurde.« Zwischen seine Brauen schob sich eine steile
Falte. »Wir hätten dir so gern geholfen, Ken. Warum
hast du uns nicht gelassen?«
»Was hättet ihr denn großartig machen können?«,
gab sie unsicher zurück. Unwillkürlich rieb sie sich ihr
schmerzendes steißbein. »Was ihr tun konntet, habt
ihr getan. seine Freunde haben während der schweren
Zeit zu ihm gehalten. In seinem Krankenzimmer
ging es häufig zu wie in einem Taubenschlag. es war
echt super von euch allen, wie ihr ihn unterstützt und
ihm Mut gemacht habt. Für den rest war ich zuständig.«
sie lächelte zu ihm hoch. »außerdem habt ihr
mir wahnsinnig geholfen, indem ihr mir die stunts besorgt
habt. Mit den Jobs hab ich die Kohle für seine
hohen arzt- und Krankenhausrechnungen verdient.«
sie schnitt eine Grimasse. »Besser gesagt einen großen
Teil. Die operationen sind inzwischen bezahlt, bleibt
noch die rehaklinik, die mir sorgen macht.«
»Ich bezweifle, dass wir dir damit letztlich einen
Gefallen getan haben.« sein Blick verharrte betroffen
auf der hand in ihrem Kreuz. »Du hast es maßlos
übertrieben, Ken. Das weiß ich von den anderen
stuntmen. Du nimmst jeden Job an, der dir angeboten
wird, und bestehst nicht mal auf einhaltung der entsprechenden
sicherheitsvorkehrungen. Vor ein paar
Monaten hast du dir das Kreuzband angerissen, warst
aber nach knapp sechs Wochen wieder am set. hast
du etwa wieder Probleme mit dem rücken?«
sie ließ hastig die hand sinken. »nein, das ist völliger
Blödsinn«, schwindelte sie. »Ich bin bloß ein bisschen
lädiert, weil ich heute nachmittag vom Pferd
fallen sollte. Der stuntkoordinator hat den Punkt, wo
ich stürzen sollte, nicht richtig eingeschätzt und den
Boden an der falschen stelle präparieren lassen. Ich
also holterdipolter volle Breitseite von meinem treuen
hengst auf den brettharten Beton.«
»Du kannst von Glück sagen, dass du dir nichts gebrochen
hast«, grummelte er. »Ich hab dir schon mal
gesagt, dass du nicht sorgfältig genug bei der Wahl
deiner Jobs bist. Glaub mir, ein stuntkoordinator, der
stümperhaft arbeitet, kann einen Menschen umbringen.
Ich wette, ihr habt die szene vor dem Dreh nicht
mal durchgesprochen?«
»Der regisseur hatte es eilig, er wollte unbedingt
fertig werden. so viel Zeit war angeblich nicht drin.«
sie lächelte bitter. »Zeit ist Geld, da erzähl ich dir
sicher nichts neues. Casey wäre bestimmt nicht mit
dem auto gegen eine steinmauer geprallt, wenn sie
die szene vorher in allen einzelheiten durchgegangen wären.«
»eigentlich hättest du aus dieser Geschichte lernen
müssen«, betonte Dave. »Wenn du nicht aufpasst,
landest du irgendwann noch selbst im Krankenhaus.
hast du dir schon mal überlegt, wer sich dann um
Casey kümmert?«
»Wenn du in diesem Business erfolgreich arbeiten
willst, darfst du es dir mit dem regisseur nicht verscherzen«,
meinte sie leise. »Das weißt du genauso
gut wie ich, Dave. Wenn du als stuntfrau den ruf
weghast, dass du nicht ›kooperativ‹ bist, landest du
auf der schwarzen Liste und kriegst keinen Job mehr.
Und da draußen laufen genug amateure rum, die bereit
sind, sofort einzuspringen, und kein risiko scheuen
für die Chance, in dem Business groß rauszukommen.«
»Ich finde es grob fahrlässig, dass du dafür dein Leben
aufs spiel setzt«, meinte Dave ungnädig. »himmel,
der Job als action-Double macht dir ja nicht mal
richtig spaß. Du hattest nie den Kick, den Casey dabei empfand.«
»Trotzdem bin ich verdammt gut.« Kendra lächelte
milde. »Und das ist momentan alles, was zählt. Du
hättest mich bestimmt nicht für Venture engagiert,
wenn ich nicht professionell arbeiten würde. Im Übrigen
brauchst du bei diesem Film keine Bedenken zu
haben. skip Lowden ist der beste stuntkoordinator,
den ich kenne. Ich hab schon früher mit ihm zusammengearbeitet.«
»Das muss er auch sein«, gab Dave zurück. »Venturewird
nämlich mehr stunts haben als jeder JamesBond-
Thriller. Joel bestand darauf, dass ich ausschließlich
Topleute engagiere.« er spähte zu ihrem
Glas. »soll ich dir noch was zu trinken holen?«
»Ja, gern.« sie beobachtete, wie Dave sich durch
die Menge in richtung Bar schob, die sich an einer
Wand des weitläufigen raums erstreckte. sie trank
selten mehr als ein Glas, aber sie hatte das dunkle
Gefühl, dass sie den abend sonst nicht durchstehen
würde. Wieso wirkten diese verdammten Pillen nicht?
eisige Panik durchflutete sie. Grundgütiger, hoffentlich
blieb ihr heutiger sturz ohne böse Folgen! nicht
dass sie wieder ernste Probleme mit dem Kreuzband
bekäme und dann wochenlang ausfallen müsste! oh,
lieber Gott, bitte nicht jetzt! sie brauchte diesen Job
ganz dringend. Zumal sie gegenüber Dave nicht ganz
ehrlich gewesen war. Dave war ein echter Freund, er
riss sich förmlich ein Bein aus, bloß um ihr zu helfen.
Da mochte sie ihn nicht auch noch damit belasten,
dass die rechnung für Caseys dritte operation noch
offen war: zehntausend Dollar! Woher sollte sie die
nehmen? Ganz zu schweigen von den honoraren für
die rehaklinik, die auch kein Pappenstiel waren.
»Dave erzählte mir zwar, dass sie mit im Team sind,
aber mir war nicht klar, dass sie heute abend hier
sein würden.« skip Lowdens gedehnter südstaatenakzent
war unverwechselbar. er war anfang vierzig,
mit grau melierten schläfen, die sein schmales, kantig
geschnittenes Gesicht betonten. Der hochgewachsene,
muskelbepackte Mann stellte sich zu ihr, eine Kraftmaschine,
durchtrainiert, dynamisch, diszipliniert. er
musterte sie aus scharfsichtigen stahlgrauen augen.
»Wie ich hörte, hatten sie heute nachmittag einen kleinen sturz.«
Klar wusste er davon, dachte sie resigniert. Die professionellen
stuntleute hatten ein gut funktionierendes
netzwerk, und skip stand in der hierarchie ziemlich
weit oben. »War halb so wild«, wiegelte sie ab.
»Wir hatten die szene beim zweiten Dreh im Kasten.«
»es hätte schon beim ersten Dreh klappen müssen!«,
versetzte er mit nachdruck. »sie hätten darauf
bestehen müssen, dass er die szene vorher mit Ihnen
probt. Zumal Bodine ein stümper ist, ein blutiger anfänger,
der jede Menge vergeigt. aber da erzähl ich
Ihnen sicher nichts neues, Ken.«
nöö, bloß olle Kamellen. außerdem hing ihr das
Thema Bodine allmählich zum hals raus. skip hatte
leicht reden. er hatte die entsprechende erfahrung
und reputation. er konnte Forderungen stellen ...
und setzte diese Forderungen immer durch.
»Ich werd's bei Venture beherzigen«, sagte sie
leichthin. »allerdings bin ich mir bei Ihnen ganz sicher,
dass sie kein risiko eingehen und alles bis ins
letzte Detail vorausplanen. Ich weiß, wie professionell
sie arbeiten, skip. In meinem Vertrag steht, dass
ich die schauspielerin Billie Callahan bei den actionstunts
doubeln soll.« sie krauste die stirn. »Müsste
ich die kennen? also mir sagt der name überhaupt nichts.«
»es ist ihr erster Film«, antwortete skip. »sie ist
Joel Damons neueste entdeckung. Brenna Donovan
ist zwar der star des Films, aber Billie hat die rolle
mit den atemberaubenden stunts.« er musterte sie
prüfend. »sie haben ungefähr die gleiche Größe, allerdings
müssen sie sich die Brüste abbinden. Billie
ist nicht mal annähernd so ... üppig ausgestattet.«
Kendra zog eine Grimasse. »Das sind die wenigsten
Frauen«, sagte sie dumpf. »Was für mich von
entscheidendem nachteil ist, wenn es darum geht,
Männer und Frauen zu doubeln. Das kann ich beispielsweise
nur bei autoverfolgungsjagden, da fällt
meine oberweite nicht weiter auf.« sie blickte zu ihm
hoch, ihre braunen augen wurden schmal. »In dem
Film soll unter anderem ein spektakulärer stunt vorkommen,
wo ein Jeep einen Canyon runterbrettert,
nicht wahr? Wie hoch ist denn da die Gage?«
»achttausend.«
achttausend. Zusammen mit dem übrigen honorar,
das sie für ihre stunts in dem Film kassierte, würde
es für Caseys operation locker reichen, rechnete
sie sich im stillen aus. »Ich würde den stunt gern
übernehmen, skip«, drängte sie mit unsicherer stimme.
»Ich brauch das Geld.«
»Ich hab noch nicht entschieden, wer den stunt
macht«, versetzte er sachlich kühl. »es sind fünf Männer
im Team, die die entsprechende erfahrung dafür
mitbringen und alle ganz heiß auf den Job sind.«
»Ich könnte ihn auch machen. sie wissen genau,
dass ich das kann. Ich bin gut in autostunts. Fast so
gut wie Casey früher. Geben sie mir den Job, und
ich werde sie nicht enttäuschen, skip. Ich lass sie bestimmt
nicht hängen. ein Dreh, und die szene ist gebongt, versprochen.«
»anderes ist zweifellos auch nicht drin«, antwortete
er mit einem hauch von sarkasmus in der stimme.
»Zumal bei dieser szene keine Vorabprobe möglich
ist. Wenn der Dreh nicht auf anhieb klappt, landet
der Jeep unten im Canyon. Mit dem kleinen Unterschied,
dass meine Leute nicht wie Casey enden, Ken.
Ich hab die action voll im Griff.«
sie fixierte ihn weiterhin erwartungsvoll, doch er
schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihnen da nichts versprechen,
Ken. Wir haben in den letzten zwei Jahren
kein einziges Mal zusammengearbeitet. außerdem
hab ich in letzter Zeit das eine oder andere über sie
gehört, was mir die sache nicht einfacher macht.« er
wandte sich zum Gehen. »okay, ich denk noch mal
drüber nach, aber versprechen sie sich nicht zu viel
davon. erst will ich sie bei der arbeit sehen. Wir besprechen
alles Weitere in sedikhan.«
er ließ Kendra stehen und zog ab. sie war zwar enttäuscht,
klammerte sich aber an einen winzigen Funken
hoffnung. Zumindest hatte er ihre Bewerbung
nicht rigoros abgeschmettert, das war doch schon mal
was. solange der stunt nicht vergeben war, hatte sie
immer noch die Chance auf den Job. skip war absolut
fair und würde ihr den Job hundertprozentig geben -
sie musste ihm lediglich beweisen, dass sie es draufhatte.
»sorry, dass es so lange gedauert hat, an der Bar ist die hölle los.«
Dave drückte ihr grinsend ein Glas Champagner in
die hand. »Ich hab zufällig mitbekommen, dass du
dich mit skip unterhalten hast. also hab ich mir an
der Bar ein bisschen Zeit gelassen. Ich dachte, das ist
die Chance für dich, um mit ihm über den stunt zu
reden, auf den du so verdammt heiß bist. Und, konntest
du ihn überzeugen?«
Um ihre Mundwinkel spielte ein feines Lächeln.
»Du kennst mich viel zu gut, Dave.« sie schüttelte
den Kopf. »nein, er überlegt noch, aber ich lass nicht locker.«
»War mir klar«, versetzte Dave mit einem wegwerfenden
achselzucken. »Besser du als ich. Bei dem
stunt würde selbst evel Knievel weiche Knie kriegen.
Ich begreif nicht, wieso ihr stuntleute dermaßen
scharf darauf seid, euch sämtliche Knochen zu brechen.«
»Geld«, konterte sie entwaffnend ehrlich. »Und die
Chance, eine der spektakulären actions zu überbieten,
die ein anderer schon einmal hingezaubert hat.«
sie nippte an ihrem Champagnerglas. »Wieder andere
lieben das risiko, den Tanz auf dem Drahtseil, den
adrenalinkick, wenn es um Leben und Tod geht.«
sie zuckte mit den schultern. »es gibt bestimmt noch
eine Menge anderer Motive, wenn man genauer drüber
nachdenkt.«
»aber nichts, was einem einleuchtet, wenn man da
oben halbwegs vernünftig tickt.« Dave tippte sich
spöttisch grinsend an die stirn. »Fühlst du dich wieder
besser? Wenigstens bist du nicht mehr ganz so
blass. Puh, als ich dich vorhin sah, weiß wie eine
Wand und total abgespannt, hab ich mir echt sorgen
um dich gemacht.«
sie fühlte sich tatsächlich besser, stellte sie verblüfft
fest. Ihr rücken tat momentan nicht die spur weh,
schön, dass das schmerzmittel endlich wirkte. Genau
genommen hatte sie sich schon lange nicht mehr so
gut gefühlt wie heute abend. Leicht und übermütig.
sie blickte in ihr Glas und strahlte. Irgendwie fühlte
sie sich wie die moussierenden Bläschen, die in
der goldschimmernden Flüssigkeit an die oberfläche
perlten - prickelnd und überschäumend vor Lebensfreude.
es sah einfach zuuu niedlich aus, wie die
Blubberbläschen zerplatzten. Zuuu niedlich?! sie war
doch nicht etwa angeschickert, oder?
Unsinn, wo sie erst ein Glas Champagner getrunken
hatte! nein, sie war bestimmt erleichtert, weil
der stunt noch nicht vergeben war. Daher auch die eigenartige
euphorie. »Ich fühle mich fantastisch.« sie
schenkte Dave ein strahlendes Lächeln. »himmlisch.
Und jetzt erzähl mir mal, wie es mit dir und sheila in
letzter Zeit so gelaufen ist.«
In der nächsten stunde schwebte sie wie auf Wolken
und wurde zusehends aufgekratzter. als sie am
abend zu der Party in Joel Damons haus am Laurel
Canyon eingetroffen war, hatte ihr die minimalistische
schwarz-weiß gehaltene Dekoration überhaupt
nicht gefallen. Inzwischen hatte sie ihre Meinung ge-
ändert. es sah sehr schön aus. Wunderschön. alles
war traumhaft schön.
auch Daves Gesicht mit den strahlendblauen au-
gen und dem warmen, verständnisvollen Lächeln.
oha, er lächelte ja gar nicht mehr, realisierte sie verschwommen.
»Bist du okay, Ken?« In Daves stimme mischte sich
ein hauch von Besorgnis.
sie schaute ihn mit großen augen an. Blöde Frage.
»Klar bin ich okay«, meinte sie schleppend. »Ich
war vorhin bloß ein bisschen müde, aber jetzt bin ich
wieder topfit.«
er blickte skeptisch auf ihr Glas. »Ich hab den dunklen
Verdacht, dass du mehr als das bisschen Champagner
intus hast. Wie viele Cocktails hattest du eigentlich,
bevor ich dich hier aufgegabelt hab, hm?«
Glaubte er etwa, sie wäre beschwipst? Die Vorstellung
war so absurd, dass sie laut loskicherte, woraufhin
sich einige Gäste verstohlen zu ihnen umdrehten.
»Bloß einen«, antwortete sie. sie stellte sich auf Zehenspitzen
und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf
die Wange. »Du weißt doch, dass ich nie mehr als ein,
zwei Gläser trinke.«
»Dachte ich wenigstens ... bis jetzt.« er registrierte
stirnrunzelnd ihre geröteten Wangen und das übermütige,
leicht fiebrige Glitzern in ihren samtbraunen
augen. er schloss die arme um ihre Taille. »Du
strahlst wie eine neonreklame. hast du irgendwas
genommen?«
»Was soll ich denn genommen haben?«
1. Auflage
Deutsche Erstausgabe oktober 2010 bei Blanvalet Verlag,
einem Unternehmen der
Verlagsgruppe random house Gmbh, München
Copyright © 1984 by Iris Johansen
Copyright © 2010 für die deutsche ausgabe
by Blanvalet Verlag, in der Verlagsgruppe random house, München
This translation is published by arrangement with The Bantam Dell
Publishing Group, a division of random house, Inc.
Umschlaggestaltung: © hildenDesign, München,
unter Verwendung von Motiven von hugh Whitaker/Corbis
und eric Gevaert/shutterstock
TKL/Lh • herstellung: sam
satz: Buch-Werkstatt Gmbh, Bad aibling
Druck und Bindung: GGP Media Gmbh, Pößneck
redaktion: Thomas Paffen
Printed in Germany
IsBn: 978-3-442-37351-2
www.blanvalet.de
sie rieb sich mit dem handrücken abwesend die
schmerzende stelle im Kreuz. Und riss blitzartig die
hand weg. Bist du eigentlich nur blöd?, fauchte sie
sich mental an, hier vor allen Leuten schwäche zu zeigen?
sie brauchte doch bloß darauf zu warten, dass
die schmerztablette wirkte, die sie vor einer Viertelstunde
eingeworfen hatte, dann würde sie sich bestimmt
wieder topfit fühlen. Der heutige Dreh war
verdammt anstrengend gewesen, und sie fühlte sich
mächtig geschafft - im Moment hätte sie vor schmerzen
die Wände hochgehen können.
»Wow, du siehst fantastisch aus, Ken«, meinte Dave
Balding ehrlich bewundernd. er trat neben sie.
er strahlte über alle vier Backen. o Gott, noch ein
kryptisches Lächeln. sie strahlte zurück. »hey, du
aber auch, Dave«, sagte sie locker. »Ich glaub, ich
hab dich noch nie im smoking gesehen. steht dir echt
umwerfend gut, so ein Teil.«
er schnitt ihr ein Gesicht. »hör auf mit dem scheiß,
Ken. Keine falschen Komplimente, ja? Dafür kennen
wir uns lange genug, oder?« seine blauen augen
zwinkerten, während er sich über seinen Bauchansatz
strich. »sheila meint, ich sehe aus wie ein hoch
schwangerer Pinguin. sie muss es schließlich wissen,
sie ist nächsten Monat fällig.«
»Ist sheila auch hier?« Kendras Blick schweifte
suchend durch den saal, woraufhin Dave den Kopf
schüttelte.
»nein.« er hob sein Glas an die Lippen. »Ihr war
heute abend nicht nach Party. Du weißt, wie sie ist,
wenn sie schwanger ist. sie hält es mit so vielen Menschen
nicht lange aus. Meint, sie kriegt dann Klaustrophobie
und so.« er runzelte die stirn. »Ich hab sie
zwar ungern allein gelassen, aber man darf den großen
Meister schließlich nicht brüskieren.« er nickte
spöttisch grinsend zu Joel Damon, der auf der anderen
seite des saals stand. »als sein assistent hab ich
halt zu spuren, wenn Damon pfeift. außerdem hab
ich order von Michael Donovan, dass ich mich eigenverantwortlich
um das Projekt DesertVenture kümmern soll.«
Kendra hob verblüfft die Brauen. Michael Donovan
von Donovan Ltd. Productions war executive Producer
und produzierte einen Blockbuster nach dem
anderen. er war für gewöhnlich nicht der Typ, der
auch nur ein Fitzelchen Macht aus der hand gab. obwohl
er seinen regisseuren jede künstlerische Freiheit
ließ, regierte er hinter den Kulissen mit eiserner hand.
»Das ist ungewöhnlich für ihn, oder?«
Dave nickte. »Kann man wohl sagen.« er trank einen
schluck. »Joel Damon ist ähnlich gestrickt. er
kann sich mittlerweile aussuchen, für welches studio
er seinen nächsten Film dreht. Letztes Jahr hat er
immerhin seinen zweiten oscar eingesackt, das will
schon was heißen.«
»Wem sagst du das?« Widerwillig folgte sie Daves
Blick auf die gegenüberliegende seite des raums. Joel
Damon, lässig-elegant im klassischen smoking, der
seine schlanke silhouette unterstrich, dominierte den
kleinen Zirkel, der sich um ihn geschart hatte, mit einer
aura der Macht. Um seine zynisch herabgezogenen
Mundwinkel spielte ein milde laszives Lächeln,
als er zu der Frau hinunterblickte, die neben ihm
stand. sie begann, auf ihn einzuplappern und schamlos
mit ihm zu flirten, mächtig bemüht, sein Interesse
zu wecken. Die grünen Magieraugen verengten sich
zu schlitzen, ließen nur noch ein schmales Glitzern
durch die dunklen Wimpern funkeln. Blitzschnell
klappte er die Lider wieder auf, sein Blick traf ihren,
aufwühlend wie ein elektroschock. elektrizität. Ja,
so konnte man es nennen. er war elektrisierend, und
Kendra fühlte sich schlagartig wieder in den Klauen
des Beutejägers gefangen.
Diesmal blieb sein seltsam hungriger Blick nicht
auf ihrem Gesicht haften, sondern tastete sich von
ihrem goldschimmernden Teint über die schultern zu
der aufreizenden Wölbung ihres Busens. seine augen
klebten für einen langen augenblick auf dem ausschnitt
ihres zimtfarbenen Chiffonkleids, und Kendra
beschlich das eigenartige Gefühl, dass ihre Brüste so
intensiv auf seinen heißen Blick reagierten, als hätte
er sie tatsächlich berührt. Dann glitt er von ihrer
schlanken Taille über die gut proportionierten hüften
zu ihren olympisch langen Beinen.
Dave Balding pfiff leise anerkennend. »Mensch,
woher kennst du denn Joel Damon, Ken? Ich hab
das dunkle Gefühl, dass der ganz heiß darauf ist, dich
zu engagieren.«
»Was?« sie schüttelte leicht benommen den Kopf.
Was war heute abend plötzlich los mit ihr? »Ich kenne
ihn gar nicht«, sagte sie betont beiläufig. »Ich vermute,
dass ich zufällig auf irgendeiner Besetzungsliste
mit draufstand und seine sekretärin mich deshalb
eingeladen hat.« Ihr Blick irrte durch den saal, dessen
Dekoration in dramatischem schwarz und minimalistischem
Weiß gehalten war. »so aufregend ist
die Party nun auch wieder nicht. Wenn ich mich hier
umsehe, dann wurde wohl so ziemlich jeder eingeladen,
von der Garderobiere bis zum hausmeister.« Ihr
Blick fixierte die Blondine, die neben Damon stand.
»Und die starlets aus halb hollywood.«
»Joel fährt morgen nach sedikhan und gibt vorher
die übliche abschiedsparty für seine Crew«, erklärte
Dave. »Ich glaub aber ehrlich gesagt nicht, dass er sich
sonderlich amüsiert. Mich beschleicht eher der Verdacht,
dass er den ganzen schickeria-society-scheiß
herzlich satthat.« er rollte unbehaglich die schultern.
»Und du bist dir ganz sicher, dass du noch nie mit ihm
zu tun hattest? Der Blick, den unser herr und Meister
da gerade draufhat, ist nämlich ganz schön heftig.«
»Quatsch, das bildest du dir bloß ein«, wiegelte
sie ab und drehte Damon kurz entschlossen den rücken
zu. Trotzdem fühlte sie beinahe, wie sein Blick
auf ihrem tiefen rückenausschnitt und den nackten
schultern ruhte. »Frauen mit Blicken zu vernaschen
ist typisch Joel Damon. Da lässt er wohl nichts aus.
Das pfeifen die spatzen von den Dächern.« sie trank
hastig ein paar schlückchen Champagner, bevor sie
weitersprach. »Vielleicht langweilt ihn die vollbusige
kleine Blondine, die an seinen Lippen hängt wie ein
alki an der Flasche.«
»Möglich.« ein Grinsen erhellte Daves großflächiges
Gesicht. »es wäre nicht das erste Mal, dass du die
Konkurrenz mühelos abhängst.« sein Blick glitt bewundernd
über ihre langen kastanienbraunen haare,
die sich wie ein seidener Vorhang um ihre schultern
bauschten. Die schummrig weiche Beleuchtung zauberte
kupferrote reflexe auf ihre Wahnsinnsmähne.
»Weißt du, die meisten Männer brauchen dich bloß
zu sehen und haben spontan erotische Fantasien. Ist
mir echt ein rätsel, wie ich es geschafft hab, die ganzen
Jahre standhaft zu bleiben.«
»Mir nicht.« Kendras schokoladenbraune augen
blitzten auf. »es hatte vermutlich damit zu tun, dass
ich von klein auf wie eine Klette an dir und Casey
hing. Wir drei waren fast so was wie ein eingeschworenes
Team, oder?«
er wurde ernst. »Ich glaube, ich respektiere dich
mehr als alle, die ich kenne, Kendra.« er streichelte
ihr sanft über die Wange. »Wie geht es Casey?«, schob
er zögernd nach.
»Besser«, antwortete sie. »es geht ihm schon viel
besser.« Ihre Miene umwölkte sich. »anfangs war er
ziemlich verbittert, aber das ginge in seiner situation
vermutlich jedem so. Wenn ich halbseitig gelähmt
wäre, würde ich wahrscheinlich halb verrückt werden.
Versetz dich mal in seine Lage! Für Casey bedeutete
es das ende seiner Karriere als stuntman!«
sie nötigte sich ein Lächeln ab. »er hat mit dem Jurastudium
begonnen. Casey ist ein brillanter redner.
Für mich hat er das Zeug zum staranwalt oder meinetwegen
auch zum Verfassungsrichter oder so was.«
»Da geh ich jede Wette ein«, sagte Dave weich. »Casey
ist der Typ Mann, der bekommt, was er will. Ist er
noch im Valley, in dieser renommierten rehaklinik?«
sie nickte. »Dr. Dystron geht davon aus, dass er
die nächsten sechs Monate noch physikalische Therapie
braucht, eventuell sogar länger. Casey strengt sich
jedenfalls wahnsinnig an, um wieder halbwegs normal
leben zu können.« sie presste energisch die Lippen
aufeinander. »Und ich sorge dafür, dass er da erst
rauskommt, wenn er ohne stock gehen kann. Wird
auch so schon heftig genug für ihn werden, wenn er
seine alten Freunde aus dem Business wieder trifft.
Ich kenn ihn doch. sobald er aus dem Krankenhaus
entlassen ist, wird er seine ambulante Therapie verschlabbern,
und er braucht wirklich jede unterstützende
Maßnahme, die er bekommen kann.«
Dave musterte sie nachdenklich. »Weißt du, als wir
noch Kids waren, warst du stets die ruhige und Besonnene
in unserem Trio. Casey und ich haben bestimmt
häufiger ungeniert auf deinen nerven rum-
getrampelt. Kaum zu glauben, dass ihr Geschwister
seid.« er drückte zärtlich ihre schulter. »Und heute
bist du eine Wahnsinnsfrau, Ken.«
»Ich bin einfach erwachsen geworden«, gab sie milde
grinsend zurück. »nach Caseys Unfall blieb mir
gar nichts anderes übrig: Ich musste stark sein, für
uns beide. Casey brauchte eine Bezugsperson, auf die
er sich bedingungslos verlassen konnte, und kein kleines
Mädchen.«
»Du warst erst neunzehn, als Casey sich die rückenwirbel
brach.« Daves Miene verdunkelte sich.
»Warum hast du keine hilfe angenommen? Du hast
eine Menge durchmachen müssen, drei schwierige
operationen, mal ganz abgesehen davon, dass Casey
dauernd von einem Krankenhaus ins nächste verlegt
wurde.« Zwischen seine Brauen schob sich eine steile
Falte. »Wir hätten dir so gern geholfen, Ken. Warum
hast du uns nicht gelassen?«
»Was hättet ihr denn großartig machen können?«,
gab sie unsicher zurück. Unwillkürlich rieb sie sich ihr
schmerzendes steißbein. »Was ihr tun konntet, habt
ihr getan. seine Freunde haben während der schweren
Zeit zu ihm gehalten. In seinem Krankenzimmer
ging es häufig zu wie in einem Taubenschlag. es war
echt super von euch allen, wie ihr ihn unterstützt und
ihm Mut gemacht habt. Für den rest war ich zuständig.«
sie lächelte zu ihm hoch. »außerdem habt ihr
mir wahnsinnig geholfen, indem ihr mir die stunts besorgt
habt. Mit den Jobs hab ich die Kohle für seine
hohen arzt- und Krankenhausrechnungen verdient.«
sie schnitt eine Grimasse. »Besser gesagt einen großen
Teil. Die operationen sind inzwischen bezahlt, bleibt
noch die rehaklinik, die mir sorgen macht.«
»Ich bezweifle, dass wir dir damit letztlich einen
Gefallen getan haben.« sein Blick verharrte betroffen
auf der hand in ihrem Kreuz. »Du hast es maßlos
übertrieben, Ken. Das weiß ich von den anderen
stuntmen. Du nimmst jeden Job an, der dir angeboten
wird, und bestehst nicht mal auf einhaltung der entsprechenden
sicherheitsvorkehrungen. Vor ein paar
Monaten hast du dir das Kreuzband angerissen, warst
aber nach knapp sechs Wochen wieder am set. hast
du etwa wieder Probleme mit dem rücken?«
sie ließ hastig die hand sinken. »nein, das ist völliger
Blödsinn«, schwindelte sie. »Ich bin bloß ein bisschen
lädiert, weil ich heute nachmittag vom Pferd
fallen sollte. Der stuntkoordinator hat den Punkt, wo
ich stürzen sollte, nicht richtig eingeschätzt und den
Boden an der falschen stelle präparieren lassen. Ich
also holterdipolter volle Breitseite von meinem treuen
hengst auf den brettharten Beton.«
»Du kannst von Glück sagen, dass du dir nichts gebrochen
hast«, grummelte er. »Ich hab dir schon mal
gesagt, dass du nicht sorgfältig genug bei der Wahl
deiner Jobs bist. Glaub mir, ein stuntkoordinator, der
stümperhaft arbeitet, kann einen Menschen umbringen.
Ich wette, ihr habt die szene vor dem Dreh nicht
mal durchgesprochen?«
»Der regisseur hatte es eilig, er wollte unbedingt
fertig werden. so viel Zeit war angeblich nicht drin.«
sie lächelte bitter. »Zeit ist Geld, da erzähl ich dir
sicher nichts neues. Casey wäre bestimmt nicht mit
dem auto gegen eine steinmauer geprallt, wenn sie
die szene vorher in allen einzelheiten durchgegangen wären.«
»eigentlich hättest du aus dieser Geschichte lernen
müssen«, betonte Dave. »Wenn du nicht aufpasst,
landest du irgendwann noch selbst im Krankenhaus.
hast du dir schon mal überlegt, wer sich dann um
Casey kümmert?«
»Wenn du in diesem Business erfolgreich arbeiten
willst, darfst du es dir mit dem regisseur nicht verscherzen«,
meinte sie leise. »Das weißt du genauso
gut wie ich, Dave. Wenn du als stuntfrau den ruf
weghast, dass du nicht ›kooperativ‹ bist, landest du
auf der schwarzen Liste und kriegst keinen Job mehr.
Und da draußen laufen genug amateure rum, die bereit
sind, sofort einzuspringen, und kein risiko scheuen
für die Chance, in dem Business groß rauszukommen.«
»Ich finde es grob fahrlässig, dass du dafür dein Leben
aufs spiel setzt«, meinte Dave ungnädig. »himmel,
der Job als action-Double macht dir ja nicht mal
richtig spaß. Du hattest nie den Kick, den Casey dabei empfand.«
»Trotzdem bin ich verdammt gut.« Kendra lächelte
milde. »Und das ist momentan alles, was zählt. Du
hättest mich bestimmt nicht für Venture engagiert,
wenn ich nicht professionell arbeiten würde. Im Übrigen
brauchst du bei diesem Film keine Bedenken zu
haben. skip Lowden ist der beste stuntkoordinator,
den ich kenne. Ich hab schon früher mit ihm zusammengearbeitet.«
»Das muss er auch sein«, gab Dave zurück. »Venturewird
nämlich mehr stunts haben als jeder JamesBond-
Thriller. Joel bestand darauf, dass ich ausschließlich
Topleute engagiere.« er spähte zu ihrem
Glas. »soll ich dir noch was zu trinken holen?«
»Ja, gern.« sie beobachtete, wie Dave sich durch
die Menge in richtung Bar schob, die sich an einer
Wand des weitläufigen raums erstreckte. sie trank
selten mehr als ein Glas, aber sie hatte das dunkle
Gefühl, dass sie den abend sonst nicht durchstehen
würde. Wieso wirkten diese verdammten Pillen nicht?
eisige Panik durchflutete sie. Grundgütiger, hoffentlich
blieb ihr heutiger sturz ohne böse Folgen! nicht
dass sie wieder ernste Probleme mit dem Kreuzband
bekäme und dann wochenlang ausfallen müsste! oh,
lieber Gott, bitte nicht jetzt! sie brauchte diesen Job
ganz dringend. Zumal sie gegenüber Dave nicht ganz
ehrlich gewesen war. Dave war ein echter Freund, er
riss sich förmlich ein Bein aus, bloß um ihr zu helfen.
Da mochte sie ihn nicht auch noch damit belasten,
dass die rechnung für Caseys dritte operation noch
offen war: zehntausend Dollar! Woher sollte sie die
nehmen? Ganz zu schweigen von den honoraren für
die rehaklinik, die auch kein Pappenstiel waren.
»Dave erzählte mir zwar, dass sie mit im Team sind,
aber mir war nicht klar, dass sie heute abend hier
sein würden.« skip Lowdens gedehnter südstaatenakzent
war unverwechselbar. er war anfang vierzig,
mit grau melierten schläfen, die sein schmales, kantig
geschnittenes Gesicht betonten. Der hochgewachsene,
muskelbepackte Mann stellte sich zu ihr, eine Kraftmaschine,
durchtrainiert, dynamisch, diszipliniert. er
musterte sie aus scharfsichtigen stahlgrauen augen.
»Wie ich hörte, hatten sie heute nachmittag einen kleinen sturz.«
Klar wusste er davon, dachte sie resigniert. Die professionellen
stuntleute hatten ein gut funktionierendes
netzwerk, und skip stand in der hierarchie ziemlich
weit oben. »War halb so wild«, wiegelte sie ab.
»Wir hatten die szene beim zweiten Dreh im Kasten.«
»es hätte schon beim ersten Dreh klappen müssen!«,
versetzte er mit nachdruck. »sie hätten darauf
bestehen müssen, dass er die szene vorher mit Ihnen
probt. Zumal Bodine ein stümper ist, ein blutiger anfänger,
der jede Menge vergeigt. aber da erzähl ich
Ihnen sicher nichts neues, Ken.«
nöö, bloß olle Kamellen. außerdem hing ihr das
Thema Bodine allmählich zum hals raus. skip hatte
leicht reden. er hatte die entsprechende erfahrung
und reputation. er konnte Forderungen stellen ...
und setzte diese Forderungen immer durch.
»Ich werd's bei Venture beherzigen«, sagte sie
leichthin. »allerdings bin ich mir bei Ihnen ganz sicher,
dass sie kein risiko eingehen und alles bis ins
letzte Detail vorausplanen. Ich weiß, wie professionell
sie arbeiten, skip. In meinem Vertrag steht, dass
ich die schauspielerin Billie Callahan bei den actionstunts
doubeln soll.« sie krauste die stirn. »Müsste
ich die kennen? also mir sagt der name überhaupt nichts.«
»es ist ihr erster Film«, antwortete skip. »sie ist
Joel Damons neueste entdeckung. Brenna Donovan
ist zwar der star des Films, aber Billie hat die rolle
mit den atemberaubenden stunts.« er musterte sie
prüfend. »sie haben ungefähr die gleiche Größe, allerdings
müssen sie sich die Brüste abbinden. Billie
ist nicht mal annähernd so ... üppig ausgestattet.«
Kendra zog eine Grimasse. »Das sind die wenigsten
Frauen«, sagte sie dumpf. »Was für mich von
entscheidendem nachteil ist, wenn es darum geht,
Männer und Frauen zu doubeln. Das kann ich beispielsweise
nur bei autoverfolgungsjagden, da fällt
meine oberweite nicht weiter auf.« sie blickte zu ihm
hoch, ihre braunen augen wurden schmal. »In dem
Film soll unter anderem ein spektakulärer stunt vorkommen,
wo ein Jeep einen Canyon runterbrettert,
nicht wahr? Wie hoch ist denn da die Gage?«
»achttausend.«
achttausend. Zusammen mit dem übrigen honorar,
das sie für ihre stunts in dem Film kassierte, würde
es für Caseys operation locker reichen, rechnete
sie sich im stillen aus. »Ich würde den stunt gern
übernehmen, skip«, drängte sie mit unsicherer stimme.
»Ich brauch das Geld.«
»Ich hab noch nicht entschieden, wer den stunt
macht«, versetzte er sachlich kühl. »es sind fünf Männer
im Team, die die entsprechende erfahrung dafür
mitbringen und alle ganz heiß auf den Job sind.«
»Ich könnte ihn auch machen. sie wissen genau,
dass ich das kann. Ich bin gut in autostunts. Fast so
gut wie Casey früher. Geben sie mir den Job, und
ich werde sie nicht enttäuschen, skip. Ich lass sie bestimmt
nicht hängen. ein Dreh, und die szene ist gebongt, versprochen.«
»anderes ist zweifellos auch nicht drin«, antwortete
er mit einem hauch von sarkasmus in der stimme.
»Zumal bei dieser szene keine Vorabprobe möglich
ist. Wenn der Dreh nicht auf anhieb klappt, landet
der Jeep unten im Canyon. Mit dem kleinen Unterschied,
dass meine Leute nicht wie Casey enden, Ken.
Ich hab die action voll im Griff.«
sie fixierte ihn weiterhin erwartungsvoll, doch er
schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihnen da nichts versprechen,
Ken. Wir haben in den letzten zwei Jahren
kein einziges Mal zusammengearbeitet. außerdem
hab ich in letzter Zeit das eine oder andere über sie
gehört, was mir die sache nicht einfacher macht.« er
wandte sich zum Gehen. »okay, ich denk noch mal
drüber nach, aber versprechen sie sich nicht zu viel
davon. erst will ich sie bei der arbeit sehen. Wir besprechen
alles Weitere in sedikhan.«
er ließ Kendra stehen und zog ab. sie war zwar enttäuscht,
klammerte sich aber an einen winzigen Funken
hoffnung. Zumindest hatte er ihre Bewerbung
nicht rigoros abgeschmettert, das war doch schon mal
was. solange der stunt nicht vergeben war, hatte sie
immer noch die Chance auf den Job. skip war absolut
fair und würde ihr den Job hundertprozentig geben -
sie musste ihm lediglich beweisen, dass sie es draufhatte.
»sorry, dass es so lange gedauert hat, an der Bar ist die hölle los.«
Dave drückte ihr grinsend ein Glas Champagner in
die hand. »Ich hab zufällig mitbekommen, dass du
dich mit skip unterhalten hast. also hab ich mir an
der Bar ein bisschen Zeit gelassen. Ich dachte, das ist
die Chance für dich, um mit ihm über den stunt zu
reden, auf den du so verdammt heiß bist. Und, konntest
du ihn überzeugen?«
Um ihre Mundwinkel spielte ein feines Lächeln.
»Du kennst mich viel zu gut, Dave.« sie schüttelte
den Kopf. »nein, er überlegt noch, aber ich lass nicht locker.«
»War mir klar«, versetzte Dave mit einem wegwerfenden
achselzucken. »Besser du als ich. Bei dem
stunt würde selbst evel Knievel weiche Knie kriegen.
Ich begreif nicht, wieso ihr stuntleute dermaßen
scharf darauf seid, euch sämtliche Knochen zu brechen.«
»Geld«, konterte sie entwaffnend ehrlich. »Und die
Chance, eine der spektakulären actions zu überbieten,
die ein anderer schon einmal hingezaubert hat.«
sie nippte an ihrem Champagnerglas. »Wieder andere
lieben das risiko, den Tanz auf dem Drahtseil, den
adrenalinkick, wenn es um Leben und Tod geht.«
sie zuckte mit den schultern. »es gibt bestimmt noch
eine Menge anderer Motive, wenn man genauer drüber
nachdenkt.«
»aber nichts, was einem einleuchtet, wenn man da
oben halbwegs vernünftig tickt.« Dave tippte sich
spöttisch grinsend an die stirn. »Fühlst du dich wieder
besser? Wenigstens bist du nicht mehr ganz so
blass. Puh, als ich dich vorhin sah, weiß wie eine
Wand und total abgespannt, hab ich mir echt sorgen
um dich gemacht.«
sie fühlte sich tatsächlich besser, stellte sie verblüfft
fest. Ihr rücken tat momentan nicht die spur weh,
schön, dass das schmerzmittel endlich wirkte. Genau
genommen hatte sie sich schon lange nicht mehr so
gut gefühlt wie heute abend. Leicht und übermütig.
sie blickte in ihr Glas und strahlte. Irgendwie fühlte
sie sich wie die moussierenden Bläschen, die in
der goldschimmernden Flüssigkeit an die oberfläche
perlten - prickelnd und überschäumend vor Lebensfreude.
es sah einfach zuuu niedlich aus, wie die
Blubberbläschen zerplatzten. Zuuu niedlich?! sie war
doch nicht etwa angeschickert, oder?
Unsinn, wo sie erst ein Glas Champagner getrunken
hatte! nein, sie war bestimmt erleichtert, weil
der stunt noch nicht vergeben war. Daher auch die eigenartige
euphorie. »Ich fühle mich fantastisch.« sie
schenkte Dave ein strahlendes Lächeln. »himmlisch.
Und jetzt erzähl mir mal, wie es mit dir und sheila in
letzter Zeit so gelaufen ist.«
In der nächsten stunde schwebte sie wie auf Wolken
und wurde zusehends aufgekratzter. als sie am
abend zu der Party in Joel Damons haus am Laurel
Canyon eingetroffen war, hatte ihr die minimalistische
schwarz-weiß gehaltene Dekoration überhaupt
nicht gefallen. Inzwischen hatte sie ihre Meinung ge-
ändert. es sah sehr schön aus. Wunderschön. alles
war traumhaft schön.
auch Daves Gesicht mit den strahlendblauen au-
gen und dem warmen, verständnisvollen Lächeln.
oha, er lächelte ja gar nicht mehr, realisierte sie verschwommen.
»Bist du okay, Ken?« In Daves stimme mischte sich
ein hauch von Besorgnis.
sie schaute ihn mit großen augen an. Blöde Frage.
»Klar bin ich okay«, meinte sie schleppend. »Ich
war vorhin bloß ein bisschen müde, aber jetzt bin ich
wieder topfit.«
er blickte skeptisch auf ihr Glas. »Ich hab den dunklen
Verdacht, dass du mehr als das bisschen Champagner
intus hast. Wie viele Cocktails hattest du eigentlich,
bevor ich dich hier aufgegabelt hab, hm?«
Glaubte er etwa, sie wäre beschwipst? Die Vorstellung
war so absurd, dass sie laut loskicherte, woraufhin
sich einige Gäste verstohlen zu ihnen umdrehten.
»Bloß einen«, antwortete sie. sie stellte sich auf Zehenspitzen
und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf
die Wange. »Du weißt doch, dass ich nie mehr als ein,
zwei Gläser trinke.«
»Dachte ich wenigstens ... bis jetzt.« er registrierte
stirnrunzelnd ihre geröteten Wangen und das übermütige,
leicht fiebrige Glitzern in ihren samtbraunen
augen. er schloss die arme um ihre Taille. »Du
strahlst wie eine neonreklame. hast du irgendwas
genommen?«
»Was soll ich denn genommen haben?«
1. Auflage
Deutsche Erstausgabe oktober 2010 bei Blanvalet Verlag,
einem Unternehmen der
Verlagsgruppe random house Gmbh, München
Copyright © 1984 by Iris Johansen
Copyright © 2010 für die deutsche ausgabe
by Blanvalet Verlag, in der Verlagsgruppe random house, München
This translation is published by arrangement with The Bantam Dell
Publishing Group, a division of random house, Inc.
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redaktion: Thomas Paffen
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Autoren-Porträt von Iris Johansen
Iris Johansen begann zu schreiben, als ihre Kinder aus dem Haus waren. Von ihren zahlreichen Büchern, darunter mehrere Serien mit Frauenthrillern und historischen Liebesromanen, wurden weltweit mehr als 25 Millionen Exemplare verkauft. Sie lebt bei Atlanta, Georgia.
Bibliographische Angaben
- Autor: Iris Johansen
- 2010, 354 Seiten, Maße: 11,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Beate Darius
- Übersetzer: Beate Darius
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442373514
- ISBN-13: 9783442373512
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