Zurückgeküsst
Roman, Deutsche Erstveröffentlichung
Man sollte sich nie scheuen, dem Glück eine zweite Chance zu geben.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Zurückgeküsst “
Man sollte sich nie scheuen, dem Glück eine zweite Chance zu geben.
Klappentext zu „Zurückgeküsst “
Wenn die Antwort auf einen Heiratsantrag Schweigen ist, sollte man die Tiefe der Beziehung vielleicht noch einmal überdenken. Doch dazu kommt Harper gar nicht mehr, denn sie muss dringend zur Hochzeit ihrer Schwester. Und dort überschlagen sich die Ereignisse! Zuerst wird sie von einem Bären überfallen, knutscht als Folge hemmungslos mit ihrem Exmann Nick und muss am nächsten Morgen feststellen, dass alle Flughäfen gesperrt sind und sie nicht nach Hause kommt. Außer ja, außer sie nimmt Nicks Angebot an, mit ihm in seinem roten Mustang quer durch die USA zu fahren. Eine Fahrt, auf der sie plötzlich sehr viel Zeit hat, nachzudenken. Über nicht beantwortete Heiratsanträge, viel zu anziehende Exmänner und die Frage, ob es wirklich ein Fehler wäre, Nick eine zweite Chance zu geben.
Deutsche Erstveröffentlichung
Lese-Probe zu „Zurückgeküsst “
Zurückgeküsst von Kristan Higgins1. KAPITEL
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"Hör auf zu lächeln. Jedes Mal, wenn du lächelst, muss ein Engel sterben."
"Wow", erwiderte ich. "Der ist gut."
Der Mann, der eine derart negative Einstellung hatte, saß an der Bar und sah aus, als würde er einen schlechten Countrysong leben: Frau weg, Hund tot, Truck kaputt. Armer Kerl.
"Ich weiß, es ist traurig", sagte ich, "aber manchmal ist eine Scheidung einfach so etwas wie die Euthanasie einer langsam sterbenden Beziehung." Mitfühlend klopfte ich ihm auf die Schulter und rückte sein Kollar zurecht, das ein wenig verschoben war. "Manchmal braucht unser Herz einfach Zeit zu akzeptieren, was unser Kopf bereits begriffen hat."
Der Priester seufzte. "Hören Sie sich nur mal ihre albernen Weisheiten an", wandte er sich an Mick, den Barkeeper.
"Das war nicht albern", entgegnete Mick. "Das ist ein guter Rat."
"Nein, das ist destruktiv."
"Ach herrje", erwiderte ich. "Das Ganze scheint Sie mehr mitzunehmen, als ich gedacht hatte."
"Das stimmt. Nach all der harten Arbeit, die ich geleistet habe, kommen Sie einfach angerauscht und machen alles kaputt."
"Pater Bruce!", spielte ich die Empörte. "Ich bin nicht angerauscht gekommen! Das ist gemein!"
Der gute Priester und ich saßen im Offshore Ale, der schönsten Bar der Insel Martha's Vineyard - ein dunkles, nettes kleines Lokal in Oak Bluffs und bei Ortsansässigen und Touristen gleichermaßen beliebt. Pater Bruce, mein langjähriger Freund und äußerst beliebter katholischer Pfarrer der Insel, war hier häufig anzutreffen.
"Nun kommen Sie schon, Pater", fuhr ich fort, setzte mich auf den Hocker neben ihn und zog gleichzeitig meinen Rock nach unten, um nicht allzu viel nackte Haut zu zeigen und unschicklich zu erscheinen. "Sie und ich sind uns eigentlich sehr ähnlich." Als Antwort kam ein Stöhnen, das ich ignorierte. "Wir begleiten Menschen durch die Schwierigkeiten des Lebens, führen sie durch ein emotionales Minenfeld. Wir sind die Stimme der Vernunft, wenn sie selbst nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht."
"Das Traurige ist, dass sie daran glaubt, Mick."
Ich verdrehte die Augen. "Hören Sie auf, so verbittert zu sein, und spendieren Sie mir einen Drink."
"Die Ehe ist nicht mehr das, was sie mal war", brummte der Priester. "Mick, einen Bourbon für unseren Hai hier."
"Tatsächlich möchte ich nur ein Pellegrino, Mick. Und Ihre letzte Bemerkung werde ich aus dem Protokoll streichen." Ich lächelte großzügig. Natürlich war ich ein Hai. Alle guten Scheidungsanwälte sind Haie.
"Sehe ich das richtig, dass Sie wieder verloren haben, Pater?", erkundigte sich Mick und tat eine Zitronenscheibe in mein Mineralwasser.
"Lassen Sie uns nicht darüber sprechen, Mick. Sie ist auch so schon schadenfroh genug."
"Ich bin keineswegs schadenfroh", widersprach ich und schob das Bierglas eines anderen Gasts beiseite, das Pater B. auf den Schoß zu fallen drohte. "Ich habe nichts gegen die Ehe einzuwenden, wie Sie schon sehr bald feststellen werden. Aber im Falle Starling gegen Starling kann ich nur sagen, dass die beiden schon seit dem Tag verdammt waren, da er vor ihr auf die Knie gefallen ist. Was man tatsächlich bei jedem dritten Paar sagen kann ..."
Pater Bruce schloss die Augen.
Auch wenn wir beim Thema Scheidung ganz und gar unterschiedlicher Meinung waren, betrachtete ich Pater Bruce als guten alten Freund. Heute war Joe Starling, treues Gemeindeglied aus Pater Bruce' Kirchengemeinde, in meine Kanzlei gekommen und hatte mich gebeten, die Scheidung einzureichen. Er war das - lassen Sie mich überlegen - bereits neunte Gemeindeglied in den vergangenen zwei Jahren, das die Scheidung wollte, trotz eingehender Bemühungen des guten Pfarrers, die zerschleißenden Bande der Ehe immer wieder zu erneuern.
"Vielleicht überlegen sie es sich ja noch", meinte Pater Bruce. Dabei machte er ein so hoffnungsvolles Gesicht, dass ich ihn nicht an die harte Realität erinnern wollte: Keiner meiner Klienten war je von den Scheidungsverhandlungen zurückgetreten.
"Wie geht es denn sonst so, Pater?", erkundigte ich mich. "Ich habe gehört, dass Sie letzten Sonntag eine Wahnsinnspredigt gehalten haben. Und neulich habe ich Sie power-walken gesehen. Ihre neue Herzklappe muss großartig funktionieren."
"Ja, so scheint es wohl, Harper." Er lächelte - immerhin war er ein Priester und musste mir vergeben. "Und haben Sie heute schon Ihre selbstlose gute Tat des Tages vollbracht?"
Ich schnitt eine Grimasse. "Ich weiß nicht. Es war eine ... eher eigennützige gute Tat." Pater Bruce, der meine Seelenrettung wohl als persönliche Mission betrachtete, hatte mich wortwörtlich dazu aufgefordert, "das Übel meines Berufsstands zu kompensieren", indem ich täglich eine selbstlose gute Tat vollbrächte. "Ich habe im Schnellcafé einer sechsköpfigen Familie den Vortritt gelassen. Das Baby hat geschrien. Zählt das?"
"Aber ja", sagte der Pater gütig. "Sie sehen heute übrigens hübsch aus. Sind Sie mit Dennis verabredet?"
Ich sah mich um. "Es ist mehr als eine Verabredung, Pater", raunte ich und zuckte zusammen, als John Caruso mir vermutlich nicht versehentlich in den Rücken stieß und eine undeutliche Entschuldigung murmelte. Wenn man so erfolgreich war wie ich, musste man sich an derartige Entgleisungen gewöhnen. (Mrs Caruso hatte die Eigentumswohnung an der Back Bay und das Haus hier im Ort bekommen, nicht zu vergessen die großzügige monatliche Abfindung.) "Heute ist der Tag. Ich werde die Fakten präsentieren, den Fall überzeugend darlegen und auf den Urteilsspruch warten, der sicher ganz zu meinen Gunsten ausfallen wird."
Pater Bruce hob eine seiner buschigen weißen Augenbrauen. "Wie romantisch."
"Ich denke, meine Einstellung zu Romantik ist wohl dokumentiert."
"Man könnte den armen Teufel ja fast bedauern."
"Man könnte, aber der Junge hat alles, was man sich nur wünschen kann, und das wissen Sie."
"Ach ja?"
"Bitte." Ich stieß mein Glas gegen das von Pater Bruce und trank einen Schluck. "Auf die Ehe! Und wo wir gerade vom Teufel sprechen, da ist er auch schon, vier Minuten zu früh. Es geschehen doch immer wieder Wunder."
Seit zweieinhalb Jahren war ich mit meinem Freund Dennis Patrick Costello zusammen. Stellen Sie sich den Feuerwehrmann vor, von dem Sie schon immer geträumt haben ... Genau so sieht er aus - ein wahrer Augenschmaus: dichtes dunkles Haar, blaue Augen und die gesunden roten Wangen eines typischen Iren. Eins achtundachtzig. Die Schultern so breit, dass sie eine vierköpfige Familie tragen könnten. Das Einzige ... hm ... beinah sprichwörtliche Haar in der Suppe war ein Zopf - ein langer, dünner geflochtener Rattenschwanz, der Dennis im Nacken baumelte. Und Dennis hing aus unerfindlichen Gründen an ihm. Nun gut, ich versuchte es zu ignorieren, da seine ansonsten sexy Erscheinung und die konstante Leutseligkeit mich mit Stolz erfüllten. Es gab auf der ganzen Insel keinen Menschen, der Dennis nicht mochte, und keine Frau, die nicht mitten im Satz abbrach, wenn er lächelte. Und er gehörte zu mir!
Dennis kam mit Chuck, seinem Kumpel aus der Feuerwehrstaffel, der mich mit einem bösen Blick bedachte, bevor er ans andere Ende der Theke marschierte. Chuck hatte seine liebe, gute Ehefrau Constance betrogen, und das nicht nur ein Mal, nein, er hatte den Tiger Woods von Martha's Vineyard gegeben und letztlich vier Affären in sechs Jahren Ehe gestanden. Als Folge davon bewohnte Chuck jetzt eine schiefe, vierundfünfzig Quadratmeter große "Ein-Zimmer-Hütte" auf Chappaquiddick und musste jeden Tag mit der Fähre zur Arbeit fahren. Tja, das ist eben der Sünde Lohn.
"Hallo, Chuck! Wie geht es dir?", erkundigte ich mich. Chuck ignorierte mich, wie immer. Egal. Ich drehte mich zu Dennis um. "Hallo, Liebling! Sieh mal an, vier Minuten zu früh!"
Dennis beugte sich vor und küsste mich auf die Wange. "Hallo, schöne Frau. Hallo, Pater B."
"Dennis. Viel Glück, mein Sohn. Ich werde ein Ave-Maria für Sie beten."
"Danke, Pater." Augenscheinlich nicht weiter daran interessiert, warum ein Priester für ihn beten wollte, lächelte Dennis mich an. "Ich bin am Verhungern. Wie steht's mit dir?"
"O ja, ich auch. Bis bald, Pater Bruce." Ich glitt vom Hocker, und Dennis musterte mich anerkennend - was genau der Grund für die Wahl meines Kleides und der schmerzhaft und fast schon unanständig hohen Schuhe war. Ich wollte Dennis' volle Aufmerksamkeit, und da er ein Mann war, konnte ein betontes Dekolleté nicht schaden.
An diesem Abend wollte ich die Frage aller Fragen stellen. Zweieinhalb Jahre mit Dennis hatten mich überzeugt, dass er als guter Ehemann taugen würde. Er war ein anständiger Kerl, hatte ein gutes Herz, eine feste Stellung, eine nette Familie, und er war äußerst attraktiv. Es galt: jetzt oder nie ... Mit fast vierunddreißig wollte ich nicht ewig nur als jemandes Freundin herumhängen. Ich war eine Frau, die gern plante und auch die Initiative ergriff, und der gute Dennis konnte ein wenig Führung gebrauchen.
Erster Punkt auf meinem Plan: Essen für Dennis, der häufiger Nahrung brauchte als ein Kleinkind. Ein paar Bier könnten auch nicht schaden, da Dennis, auch wenn er mit unserer Beziehung recht zufrieden wirkte, das Thema Heirat noch nicht angeschnitten hatte. Das Bier würde ihn also williger stimmen.
Und so erzählte Dennis, einen halben Liter Ale und einen großen Cheeseburger mit Speck vor sich, eine halbe Stunde später gut gelaunt von seinem heutigen Einsatz. "Ich versuche also, die Autotür loszukriegen, ja? Und plötzlich reißt
die mit einem Ruck heraus und trifft Chuck genau zwischen die Beine, und er sagt: 'Costello, du Arschloch!', und wir können uns nicht mehr halten vor Lachen. Und die alte Dame liegt immer noch in ihrem Wagen! O Mann, das war der Hammer!"
Ich lächelte geduldig. Feuerwehrmannhumor - wenn man ihn denn so nennen wollte - war bestenfalls plump. Trotzdem kicherte ich leise und murmelte: "Ach, du meine Güte", womit ich die alte Dame meinte, die in ihrem Auto feststeckte, während zwei grobschlächtige Feuerwehrkerle sich vor Lachen den Bauch hielten. Was Chuck betraf, so fand ich, dass sein Schicksal nur gerecht gewesen war. "War die Dame schwer verletzt?"
"Nein, die hat keinen Kratzer abbekommen. Wir hätten auch nicht so gelacht, wenn ihr der Kopf abgetrennt worden wäre oder so etwas." Er grinste lausbubenhaft, und ich lächelte zurück.
"Das freut mich zu hören. Also, Den, pass auf. Wir müssen reden."
Die gefürchteten Worte ließen Dennis' Lächeln augenblicklich verschwinden. Er blinzelte mehrmals, als wollte ich ihn gleich ins Gesicht schlagen, und griff wie zum Schutz nach seinem Riesenburger - die Körpersprache der Defensive, wie ich sie oft bei den Ehepartnern meiner Klienten erlebte. Da kam ich am besten wohl gleich zur Sache. Brav faltete ich die Hände vor dem Körper, neigte leicht den Kopf zur Seite und lächelte.
"Dennis, ich finde, es wird Zeit, dass wir unsere Beziehung auf die nächste Stufe heben. Wir sind nun schon eine ganze Weile zusammen, und ich werde in ein paar Wochen vierunddreißig, womit ich mich schon fast im fortgeschrittenen Alter befinde - zumindest aus medizinischer Sicht -, also lass uns heiraten."
Dennis fuhr verdutzt zurück. Verdammt. Ich hatte wohl nicht besonders romantisch geklungen, wie? Vielleicht hätte ich das Ganze gefühlvoller vorbringen müssen, anstatt einfach nur Fakten aufzuzählen. Das hatte ich nun davon, dass ich meine Ansprache vor einem Hund geübt hatte anstatt angesichts eines echten Menschen. Andererseits war auch nichts Falsches daran, offen und geradeheraus anzusprechen, was einem auf der Seele lag.
Mein Freund schob sich zur Antwort gut ein Viertel seines gigantischen Burgers in den Mund. "Hmmpf-hmmpf", sagte er und deutete auf seine vollen Backen.
Nun ja, ein wenig Widerstand hatte ich erwartet. Dennis war ein Mann, und die meisten Männer - mit wenigen Ausnahmen - stellten die bewusste Frage nicht ohne einen kräftigen Schubs. Und geschubst hatte ich ... mehrfach. Drei Monate zuvor hatte ich laut den Verlobungsring einer seiner Cousinen bewundert. Ich hatte immer wieder seine Kinderliebe betont und beteuert, was für ein guter Vater er werden würde. Auch den eigenen Kinderwunsch hatte ich mehrfach kundgetan. Nur hatte er bisher nicht reagiert. Ich vermutete also, dass er etwas Deutlicheres als einen Schubs brauchte - vielleicht einen Tritt? Brauchten nicht die meisten Männer einen schwungvollen Tritt?
"Bitte keine Panik, Schatz", fuhr ich fort, während er unaufhörlich kaute. "Wir verstehen und doch prima. Wir verbringen die meisten Nächte gemeinsam, wir sind seit über zwei Jahren zusammen, du bist jetzt dreißig, du weißt, dass du Kinder willst ... Es wird langsam Zeit, meinst du nicht auch? Also, ich finde das." Ich lächelte, um zu zeigen, dass wir im selben Team spielten.
Dennis schluckte. Sein männlich-kantiges Gesicht war blass. "He, Mann, hör mal", begann er. Ich verzog das Gesicht. Mann? Er schien es zu merken. "Tut mir leid, Mann", sagte er. "Ich meine, Harper. Entschuldige." Dennis machte den Mund zu, dann wieder auf, zögerte ... und biss erneut in seinen Burger.
Na schön. Dann würde ich eben weiterreden. War auch besser so. "Lass mich weitermachen, okay? Danach kannst du etwas sagen. Wenn du das noch willst." Ich lächelte und sah ihm in die Augen, was ein bisschen schwierig war, da sein Blick nervös hin und her schweifte. Außerdem lief ein Spiel der Red Sox, was ebenfalls eher kontraproduktiv war. "Dennis, wie du weißt, verbringe ich den ganzen Tag mit verkorksten Beziehungen. Ich sehe die Fehler, die andere machen, und ich weiß, was man vermeiden muss. Wir haben keine verkorkste Beziehung. Unsere Partnerschaft läuft super. Wirklich. Und wir können nicht ewig so weitermachen. Du bist sowieso die meisten Nächte bei mir ..."
"Dein Bett ist ja auch total bequem", warf er aufrichtig dazwischen und stopfte sich noch ein paar Pommes frites in den Mund. Er bot mir auch welche an, doch ich schüttelte den Kopf. Selbst meinen Salat hatte ich an diesem Abend noch nicht angerührt.
"Nein, danke. Zurück zum Thema ..." Ich lehnte mich ein Stückchen vor, um Dennis eine bessere Aussicht auf mein Dekolleté zu gewähren. Sein Blick fiel etwa in dieselbe Richtung, in die Pawlows Hund gespeichelt hätte, und ich lächelte. "Wir haben guten Sex", wies ich ihn auf unsere besseren Momente hin. Eine Frau am Nachbartisch, die ihr Kleinkind schon eine Weile lang zu überreden versuchte, eine Muschel zu probieren, sah mich scharf an. Touristen! "Wir finden uns gegenseitig also sehr attraktiv."
"Ja klar." Er schenkte mir sein schönes breites Lächeln, bei dem die meisten Frauen Herzklopfen bekamen. Perfekt. Offenbar dachte er jetzt mit dem kleineren seiner Köpfe, was für mein Anliegen sehr hilfreich war.
"So ist es, Liebling. Und ich verdiene viel Geld, und du ... nun, du hast auch ein gutes Einkommen. Wir werden ein bequemes Leben führen können, hübsche Kinder bekommen und so weiter. Lass uns Nägel mit Köpfen machen, ja?" Ich griff in meine Handtasche und zog eine schwarze Samtschatulle heraus. "Ich habe sogar schon den Ring ausgesucht, damit wir sicher sein können, dass er mir gefällt."
Beim Anblick des zweikarätigen Diamanten zuckte Dennis zusammen.
Ich schloss kurz die Augen. "Er ist schon bezahlt, also mach dir keine Sorgen. Siehst du? Das ist doch alles gar nicht so schwer, oder?" Ich setzte mein selbstbewusstes Gerichtssaallächeln auf, das besagte: Euer Ehren, können wir jetzt mit dem Gequatsche aufhören und die Sache beenden?
Pater Bruce und Bob Wickham, der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, verließen die Theke, um die Sitznische neben uns zu belegen. Dabei warf Pater Bruce mir einen vielsagenden Blick zu. Ich beachtete ihn nicht weiter.
In diesem Moment schob Jodi Pickering, Dennis' Exfreundin aus Highschoolzeiten und Bedienung dieses Lokals, ihre ausladende Oberweite vor Dennis' Gesicht. "Alles klar, Denny?", fragte sie, mich ignorierend, und lächelte meinen baldigen Verlobten dümmlich an.
"Hey, Jodi, wie geht's?" Grinsend sah Dennis über ihre 75D hinweg in ihr Gesicht. "Wie geht's dem Kleinen?"
"Oh, ganz prima, Denny. Das war ja so nett von dir, dass du neulich nach dem Spiel noch vorbeigekommen bist. Er vergöttert dich! Und weißt du, so ganz ohne Vater, glaube ich, dass T. J. dich wirklich gut ..."
"Schon gut, wir haben's verstanden, Jodi mit i", unterbrach ich sie lächelnd. "Du hast einen süßen Sohn und bist noch nicht vergeben. Dennis allerdings ist mit mir zusammen. Und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du jetzt deine Brüste aus dem Gesicht meines Freundes nehmen könntest."
Wütend kniff sie die Augen zusammen und schwebte davon. Dennis sah ihr nach, so wie die Opfer der Titanic den davonpaddelnden Rettungsbooten
nachgesehen haben mochten. Dann schluckte er und sah mich an. "Harp, hör zu", begann er. "Du bist ... du weißt schon ... toll und alles, aber, äh ... na ja, was nicht kaputt ist, muss man doch auch nicht reparieren, oder? Ich meine, warum etwas ändern, was gut läuft? Können wir nicht einfach weiter so zusammen sein?"
Auch diese Äußerung traf mich nicht unvorbereitet. Ich setzte mich gerade hin und neigte den Kopf noch ein Stück weiter zur Seite. "Dennis", sagte ich mit fester Stimme, da ich wusste, dass dieses Gespräch sich sonst ewig im Kreis drehen würde, "wir sind nicht mehr auf der Highschool. Wir sind keine Kinder mehr. Wir sind seit zweieinhalb Jahren zusammen. Ich werde nächsten Monat vierunddreißig. Ich will nicht ewig nur 'zusammen sein'. Wenn wir nicht heiraten, müssen wir uns trennen. Also hopp oder topp, Liebling."
© MIRA Taschenbuch
"Hör auf zu lächeln. Jedes Mal, wenn du lächelst, muss ein Engel sterben."
"Wow", erwiderte ich. "Der ist gut."
Der Mann, der eine derart negative Einstellung hatte, saß an der Bar und sah aus, als würde er einen schlechten Countrysong leben: Frau weg, Hund tot, Truck kaputt. Armer Kerl.
"Ich weiß, es ist traurig", sagte ich, "aber manchmal ist eine Scheidung einfach so etwas wie die Euthanasie einer langsam sterbenden Beziehung." Mitfühlend klopfte ich ihm auf die Schulter und rückte sein Kollar zurecht, das ein wenig verschoben war. "Manchmal braucht unser Herz einfach Zeit zu akzeptieren, was unser Kopf bereits begriffen hat."
Der Priester seufzte. "Hören Sie sich nur mal ihre albernen Weisheiten an", wandte er sich an Mick, den Barkeeper.
"Das war nicht albern", entgegnete Mick. "Das ist ein guter Rat."
"Nein, das ist destruktiv."
"Ach herrje", erwiderte ich. "Das Ganze scheint Sie mehr mitzunehmen, als ich gedacht hatte."
"Das stimmt. Nach all der harten Arbeit, die ich geleistet habe, kommen Sie einfach angerauscht und machen alles kaputt."
"Pater Bruce!", spielte ich die Empörte. "Ich bin nicht angerauscht gekommen! Das ist gemein!"
Der gute Priester und ich saßen im Offshore Ale, der schönsten Bar der Insel Martha's Vineyard - ein dunkles, nettes kleines Lokal in Oak Bluffs und bei Ortsansässigen und Touristen gleichermaßen beliebt. Pater Bruce, mein langjähriger Freund und äußerst beliebter katholischer Pfarrer der Insel, war hier häufig anzutreffen.
"Nun kommen Sie schon, Pater", fuhr ich fort, setzte mich auf den Hocker neben ihn und zog gleichzeitig meinen Rock nach unten, um nicht allzu viel nackte Haut zu zeigen und unschicklich zu erscheinen. "Sie und ich sind uns eigentlich sehr ähnlich." Als Antwort kam ein Stöhnen, das ich ignorierte. "Wir begleiten Menschen durch die Schwierigkeiten des Lebens, führen sie durch ein emotionales Minenfeld. Wir sind die Stimme der Vernunft, wenn sie selbst nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht."
"Das Traurige ist, dass sie daran glaubt, Mick."
Ich verdrehte die Augen. "Hören Sie auf, so verbittert zu sein, und spendieren Sie mir einen Drink."
"Die Ehe ist nicht mehr das, was sie mal war", brummte der Priester. "Mick, einen Bourbon für unseren Hai hier."
"Tatsächlich möchte ich nur ein Pellegrino, Mick. Und Ihre letzte Bemerkung werde ich aus dem Protokoll streichen." Ich lächelte großzügig. Natürlich war ich ein Hai. Alle guten Scheidungsanwälte sind Haie.
"Sehe ich das richtig, dass Sie wieder verloren haben, Pater?", erkundigte sich Mick und tat eine Zitronenscheibe in mein Mineralwasser.
"Lassen Sie uns nicht darüber sprechen, Mick. Sie ist auch so schon schadenfroh genug."
"Ich bin keineswegs schadenfroh", widersprach ich und schob das Bierglas eines anderen Gasts beiseite, das Pater B. auf den Schoß zu fallen drohte. "Ich habe nichts gegen die Ehe einzuwenden, wie Sie schon sehr bald feststellen werden. Aber im Falle Starling gegen Starling kann ich nur sagen, dass die beiden schon seit dem Tag verdammt waren, da er vor ihr auf die Knie gefallen ist. Was man tatsächlich bei jedem dritten Paar sagen kann ..."
Pater Bruce schloss die Augen.
Auch wenn wir beim Thema Scheidung ganz und gar unterschiedlicher Meinung waren, betrachtete ich Pater Bruce als guten alten Freund. Heute war Joe Starling, treues Gemeindeglied aus Pater Bruce' Kirchengemeinde, in meine Kanzlei gekommen und hatte mich gebeten, die Scheidung einzureichen. Er war das - lassen Sie mich überlegen - bereits neunte Gemeindeglied in den vergangenen zwei Jahren, das die Scheidung wollte, trotz eingehender Bemühungen des guten Pfarrers, die zerschleißenden Bande der Ehe immer wieder zu erneuern.
"Vielleicht überlegen sie es sich ja noch", meinte Pater Bruce. Dabei machte er ein so hoffnungsvolles Gesicht, dass ich ihn nicht an die harte Realität erinnern wollte: Keiner meiner Klienten war je von den Scheidungsverhandlungen zurückgetreten.
"Wie geht es denn sonst so, Pater?", erkundigte ich mich. "Ich habe gehört, dass Sie letzten Sonntag eine Wahnsinnspredigt gehalten haben. Und neulich habe ich Sie power-walken gesehen. Ihre neue Herzklappe muss großartig funktionieren."
"Ja, so scheint es wohl, Harper." Er lächelte - immerhin war er ein Priester und musste mir vergeben. "Und haben Sie heute schon Ihre selbstlose gute Tat des Tages vollbracht?"
Ich schnitt eine Grimasse. "Ich weiß nicht. Es war eine ... eher eigennützige gute Tat." Pater Bruce, der meine Seelenrettung wohl als persönliche Mission betrachtete, hatte mich wortwörtlich dazu aufgefordert, "das Übel meines Berufsstands zu kompensieren", indem ich täglich eine selbstlose gute Tat vollbrächte. "Ich habe im Schnellcafé einer sechsköpfigen Familie den Vortritt gelassen. Das Baby hat geschrien. Zählt das?"
"Aber ja", sagte der Pater gütig. "Sie sehen heute übrigens hübsch aus. Sind Sie mit Dennis verabredet?"
Ich sah mich um. "Es ist mehr als eine Verabredung, Pater", raunte ich und zuckte zusammen, als John Caruso mir vermutlich nicht versehentlich in den Rücken stieß und eine undeutliche Entschuldigung murmelte. Wenn man so erfolgreich war wie ich, musste man sich an derartige Entgleisungen gewöhnen. (Mrs Caruso hatte die Eigentumswohnung an der Back Bay und das Haus hier im Ort bekommen, nicht zu vergessen die großzügige monatliche Abfindung.) "Heute ist der Tag. Ich werde die Fakten präsentieren, den Fall überzeugend darlegen und auf den Urteilsspruch warten, der sicher ganz zu meinen Gunsten ausfallen wird."
Pater Bruce hob eine seiner buschigen weißen Augenbrauen. "Wie romantisch."
"Ich denke, meine Einstellung zu Romantik ist wohl dokumentiert."
"Man könnte den armen Teufel ja fast bedauern."
"Man könnte, aber der Junge hat alles, was man sich nur wünschen kann, und das wissen Sie."
"Ach ja?"
"Bitte." Ich stieß mein Glas gegen das von Pater Bruce und trank einen Schluck. "Auf die Ehe! Und wo wir gerade vom Teufel sprechen, da ist er auch schon, vier Minuten zu früh. Es geschehen doch immer wieder Wunder."
Seit zweieinhalb Jahren war ich mit meinem Freund Dennis Patrick Costello zusammen. Stellen Sie sich den Feuerwehrmann vor, von dem Sie schon immer geträumt haben ... Genau so sieht er aus - ein wahrer Augenschmaus: dichtes dunkles Haar, blaue Augen und die gesunden roten Wangen eines typischen Iren. Eins achtundachtzig. Die Schultern so breit, dass sie eine vierköpfige Familie tragen könnten. Das Einzige ... hm ... beinah sprichwörtliche Haar in der Suppe war ein Zopf - ein langer, dünner geflochtener Rattenschwanz, der Dennis im Nacken baumelte. Und Dennis hing aus unerfindlichen Gründen an ihm. Nun gut, ich versuchte es zu ignorieren, da seine ansonsten sexy Erscheinung und die konstante Leutseligkeit mich mit Stolz erfüllten. Es gab auf der ganzen Insel keinen Menschen, der Dennis nicht mochte, und keine Frau, die nicht mitten im Satz abbrach, wenn er lächelte. Und er gehörte zu mir!
Dennis kam mit Chuck, seinem Kumpel aus der Feuerwehrstaffel, der mich mit einem bösen Blick bedachte, bevor er ans andere Ende der Theke marschierte. Chuck hatte seine liebe, gute Ehefrau Constance betrogen, und das nicht nur ein Mal, nein, er hatte den Tiger Woods von Martha's Vineyard gegeben und letztlich vier Affären in sechs Jahren Ehe gestanden. Als Folge davon bewohnte Chuck jetzt eine schiefe, vierundfünfzig Quadratmeter große "Ein-Zimmer-Hütte" auf Chappaquiddick und musste jeden Tag mit der Fähre zur Arbeit fahren. Tja, das ist eben der Sünde Lohn.
"Hallo, Chuck! Wie geht es dir?", erkundigte ich mich. Chuck ignorierte mich, wie immer. Egal. Ich drehte mich zu Dennis um. "Hallo, Liebling! Sieh mal an, vier Minuten zu früh!"
Dennis beugte sich vor und küsste mich auf die Wange. "Hallo, schöne Frau. Hallo, Pater B."
"Dennis. Viel Glück, mein Sohn. Ich werde ein Ave-Maria für Sie beten."
"Danke, Pater." Augenscheinlich nicht weiter daran interessiert, warum ein Priester für ihn beten wollte, lächelte Dennis mich an. "Ich bin am Verhungern. Wie steht's mit dir?"
"O ja, ich auch. Bis bald, Pater Bruce." Ich glitt vom Hocker, und Dennis musterte mich anerkennend - was genau der Grund für die Wahl meines Kleides und der schmerzhaft und fast schon unanständig hohen Schuhe war. Ich wollte Dennis' volle Aufmerksamkeit, und da er ein Mann war, konnte ein betontes Dekolleté nicht schaden.
An diesem Abend wollte ich die Frage aller Fragen stellen. Zweieinhalb Jahre mit Dennis hatten mich überzeugt, dass er als guter Ehemann taugen würde. Er war ein anständiger Kerl, hatte ein gutes Herz, eine feste Stellung, eine nette Familie, und er war äußerst attraktiv. Es galt: jetzt oder nie ... Mit fast vierunddreißig wollte ich nicht ewig nur als jemandes Freundin herumhängen. Ich war eine Frau, die gern plante und auch die Initiative ergriff, und der gute Dennis konnte ein wenig Führung gebrauchen.
Erster Punkt auf meinem Plan: Essen für Dennis, der häufiger Nahrung brauchte als ein Kleinkind. Ein paar Bier könnten auch nicht schaden, da Dennis, auch wenn er mit unserer Beziehung recht zufrieden wirkte, das Thema Heirat noch nicht angeschnitten hatte. Das Bier würde ihn also williger stimmen.
Und so erzählte Dennis, einen halben Liter Ale und einen großen Cheeseburger mit Speck vor sich, eine halbe Stunde später gut gelaunt von seinem heutigen Einsatz. "Ich versuche also, die Autotür loszukriegen, ja? Und plötzlich reißt
die mit einem Ruck heraus und trifft Chuck genau zwischen die Beine, und er sagt: 'Costello, du Arschloch!', und wir können uns nicht mehr halten vor Lachen. Und die alte Dame liegt immer noch in ihrem Wagen! O Mann, das war der Hammer!"
Ich lächelte geduldig. Feuerwehrmannhumor - wenn man ihn denn so nennen wollte - war bestenfalls plump. Trotzdem kicherte ich leise und murmelte: "Ach, du meine Güte", womit ich die alte Dame meinte, die in ihrem Auto feststeckte, während zwei grobschlächtige Feuerwehrkerle sich vor Lachen den Bauch hielten. Was Chuck betraf, so fand ich, dass sein Schicksal nur gerecht gewesen war. "War die Dame schwer verletzt?"
"Nein, die hat keinen Kratzer abbekommen. Wir hätten auch nicht so gelacht, wenn ihr der Kopf abgetrennt worden wäre oder so etwas." Er grinste lausbubenhaft, und ich lächelte zurück.
"Das freut mich zu hören. Also, Den, pass auf. Wir müssen reden."
Die gefürchteten Worte ließen Dennis' Lächeln augenblicklich verschwinden. Er blinzelte mehrmals, als wollte ich ihn gleich ins Gesicht schlagen, und griff wie zum Schutz nach seinem Riesenburger - die Körpersprache der Defensive, wie ich sie oft bei den Ehepartnern meiner Klienten erlebte. Da kam ich am besten wohl gleich zur Sache. Brav faltete ich die Hände vor dem Körper, neigte leicht den Kopf zur Seite und lächelte.
"Dennis, ich finde, es wird Zeit, dass wir unsere Beziehung auf die nächste Stufe heben. Wir sind nun schon eine ganze Weile zusammen, und ich werde in ein paar Wochen vierunddreißig, womit ich mich schon fast im fortgeschrittenen Alter befinde - zumindest aus medizinischer Sicht -, also lass uns heiraten."
Dennis fuhr verdutzt zurück. Verdammt. Ich hatte wohl nicht besonders romantisch geklungen, wie? Vielleicht hätte ich das Ganze gefühlvoller vorbringen müssen, anstatt einfach nur Fakten aufzuzählen. Das hatte ich nun davon, dass ich meine Ansprache vor einem Hund geübt hatte anstatt angesichts eines echten Menschen. Andererseits war auch nichts Falsches daran, offen und geradeheraus anzusprechen, was einem auf der Seele lag.
Mein Freund schob sich zur Antwort gut ein Viertel seines gigantischen Burgers in den Mund. "Hmmpf-hmmpf", sagte er und deutete auf seine vollen Backen.
Nun ja, ein wenig Widerstand hatte ich erwartet. Dennis war ein Mann, und die meisten Männer - mit wenigen Ausnahmen - stellten die bewusste Frage nicht ohne einen kräftigen Schubs. Und geschubst hatte ich ... mehrfach. Drei Monate zuvor hatte ich laut den Verlobungsring einer seiner Cousinen bewundert. Ich hatte immer wieder seine Kinderliebe betont und beteuert, was für ein guter Vater er werden würde. Auch den eigenen Kinderwunsch hatte ich mehrfach kundgetan. Nur hatte er bisher nicht reagiert. Ich vermutete also, dass er etwas Deutlicheres als einen Schubs brauchte - vielleicht einen Tritt? Brauchten nicht die meisten Männer einen schwungvollen Tritt?
"Bitte keine Panik, Schatz", fuhr ich fort, während er unaufhörlich kaute. "Wir verstehen und doch prima. Wir verbringen die meisten Nächte gemeinsam, wir sind seit über zwei Jahren zusammen, du bist jetzt dreißig, du weißt, dass du Kinder willst ... Es wird langsam Zeit, meinst du nicht auch? Also, ich finde das." Ich lächelte, um zu zeigen, dass wir im selben Team spielten.
Dennis schluckte. Sein männlich-kantiges Gesicht war blass. "He, Mann, hör mal", begann er. Ich verzog das Gesicht. Mann? Er schien es zu merken. "Tut mir leid, Mann", sagte er. "Ich meine, Harper. Entschuldige." Dennis machte den Mund zu, dann wieder auf, zögerte ... und biss erneut in seinen Burger.
Na schön. Dann würde ich eben weiterreden. War auch besser so. "Lass mich weitermachen, okay? Danach kannst du etwas sagen. Wenn du das noch willst." Ich lächelte und sah ihm in die Augen, was ein bisschen schwierig war, da sein Blick nervös hin und her schweifte. Außerdem lief ein Spiel der Red Sox, was ebenfalls eher kontraproduktiv war. "Dennis, wie du weißt, verbringe ich den ganzen Tag mit verkorksten Beziehungen. Ich sehe die Fehler, die andere machen, und ich weiß, was man vermeiden muss. Wir haben keine verkorkste Beziehung. Unsere Partnerschaft läuft super. Wirklich. Und wir können nicht ewig so weitermachen. Du bist sowieso die meisten Nächte bei mir ..."
"Dein Bett ist ja auch total bequem", warf er aufrichtig dazwischen und stopfte sich noch ein paar Pommes frites in den Mund. Er bot mir auch welche an, doch ich schüttelte den Kopf. Selbst meinen Salat hatte ich an diesem Abend noch nicht angerührt.
"Nein, danke. Zurück zum Thema ..." Ich lehnte mich ein Stückchen vor, um Dennis eine bessere Aussicht auf mein Dekolleté zu gewähren. Sein Blick fiel etwa in dieselbe Richtung, in die Pawlows Hund gespeichelt hätte, und ich lächelte. "Wir haben guten Sex", wies ich ihn auf unsere besseren Momente hin. Eine Frau am Nachbartisch, die ihr Kleinkind schon eine Weile lang zu überreden versuchte, eine Muschel zu probieren, sah mich scharf an. Touristen! "Wir finden uns gegenseitig also sehr attraktiv."
"Ja klar." Er schenkte mir sein schönes breites Lächeln, bei dem die meisten Frauen Herzklopfen bekamen. Perfekt. Offenbar dachte er jetzt mit dem kleineren seiner Köpfe, was für mein Anliegen sehr hilfreich war.
"So ist es, Liebling. Und ich verdiene viel Geld, und du ... nun, du hast auch ein gutes Einkommen. Wir werden ein bequemes Leben führen können, hübsche Kinder bekommen und so weiter. Lass uns Nägel mit Köpfen machen, ja?" Ich griff in meine Handtasche und zog eine schwarze Samtschatulle heraus. "Ich habe sogar schon den Ring ausgesucht, damit wir sicher sein können, dass er mir gefällt."
Beim Anblick des zweikarätigen Diamanten zuckte Dennis zusammen.
Ich schloss kurz die Augen. "Er ist schon bezahlt, also mach dir keine Sorgen. Siehst du? Das ist doch alles gar nicht so schwer, oder?" Ich setzte mein selbstbewusstes Gerichtssaallächeln auf, das besagte: Euer Ehren, können wir jetzt mit dem Gequatsche aufhören und die Sache beenden?
Pater Bruce und Bob Wickham, der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, verließen die Theke, um die Sitznische neben uns zu belegen. Dabei warf Pater Bruce mir einen vielsagenden Blick zu. Ich beachtete ihn nicht weiter.
In diesem Moment schob Jodi Pickering, Dennis' Exfreundin aus Highschoolzeiten und Bedienung dieses Lokals, ihre ausladende Oberweite vor Dennis' Gesicht. "Alles klar, Denny?", fragte sie, mich ignorierend, und lächelte meinen baldigen Verlobten dümmlich an.
"Hey, Jodi, wie geht's?" Grinsend sah Dennis über ihre 75D hinweg in ihr Gesicht. "Wie geht's dem Kleinen?"
"Oh, ganz prima, Denny. Das war ja so nett von dir, dass du neulich nach dem Spiel noch vorbeigekommen bist. Er vergöttert dich! Und weißt du, so ganz ohne Vater, glaube ich, dass T. J. dich wirklich gut ..."
"Schon gut, wir haben's verstanden, Jodi mit i", unterbrach ich sie lächelnd. "Du hast einen süßen Sohn und bist noch nicht vergeben. Dennis allerdings ist mit mir zusammen. Und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du jetzt deine Brüste aus dem Gesicht meines Freundes nehmen könntest."
Wütend kniff sie die Augen zusammen und schwebte davon. Dennis sah ihr nach, so wie die Opfer der Titanic den davonpaddelnden Rettungsbooten
nachgesehen haben mochten. Dann schluckte er und sah mich an. "Harp, hör zu", begann er. "Du bist ... du weißt schon ... toll und alles, aber, äh ... na ja, was nicht kaputt ist, muss man doch auch nicht reparieren, oder? Ich meine, warum etwas ändern, was gut läuft? Können wir nicht einfach weiter so zusammen sein?"
Auch diese Äußerung traf mich nicht unvorbereitet. Ich setzte mich gerade hin und neigte den Kopf noch ein Stück weiter zur Seite. "Dennis", sagte ich mit fester Stimme, da ich wusste, dass dieses Gespräch sich sonst ewig im Kreis drehen würde, "wir sind nicht mehr auf der Highschool. Wir sind keine Kinder mehr. Wir sind seit zweieinhalb Jahren zusammen. Ich werde nächsten Monat vierunddreißig. Ich will nicht ewig nur 'zusammen sein'. Wenn wir nicht heiraten, müssen wir uns trennen. Also hopp oder topp, Liebling."
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Autoren-Porträt von Kristan Higgins
Bevor Kristan Higgins hauptberuflich Autorin wurde, arbeitete sie in einem Verlag. Mit ihren humorvollen Büchern, die von der Suche nach dem richtigen Lebenspartner handeln, hat sie ihre Leserinnen im Sturm erobert. Kristan Higgins lebt mit ihrer Familie in einem Dorf in Connecticut und verbringt jede Ferien im malerischen Neuengland.
Bibliographische Angaben
- Autor: Kristan Higgins
- 2012, 1. Aufl., 400 Seiten, Maße: 12,5 x 18,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Annette Hahn
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 3862784843
- ISBN-13: 9783862784844
- Erscheinungsdatum: 13.11.2012
Rezension zu „Zurückgeküsst “
Gefährlich sexy - ein Muss für Romantic-Thriller-Fans!"RT Bookclub"Mich hat nur eines an dieser Geschichte gestört - dass sie irgendwann vorbei war."- The Reading Frenzy"Eine Geschichte voller Humor und zu Herzen gehender Gefühle."- Romantic Times
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