Vampire sind zum Küssen da / Dark One Bd.5
Als Physikerin glaubt Portia Harding nicht an übersinnliche Dinge, geschweige denn an Magie. Umso skeptischer ist sie, als sie auf einer Reise durch Schottland mit ihrer Freundin Sarah einen alten Hexenring entdeckt. Doch als die beiden ein...
Als Physikerin glaubt Portia Harding nicht an übersinnliche Dinge, geschweige denn an Magie. Umso skeptischer ist sie, als sie auf einer Reise durch Schottland mit ihrer Freundin Sarah einen alten Hexenring entdeckt. Doch als die beiden ein Beschwörungsritual rezitieren, das Sarah im Internet gefunden hat, geschieht das Unglaubliche: Ein magisches Wesen erscheint und verleiht Portia die Fähigkeit, das Wetter zu beeinflussen. Kurz darauf versucht ein atemberaubend gut aussehender Verrückter sie zu entführen. Doch Theo North ist kein gewöhnlicher Irrer – er ist der Sohn eines gefallenen Engels und glaubt, dass Portia die Einzige ist, die seine Seele retten kann.
Ich wand mich im Griff des Mannes und versuchte ihm zwischen die Beine zu treten, aber er ahnte es voraus, ließ meinen Hals los und riss mich ruckartig herum. Ich konnte ein Mal tief Luft holen, bevor er mich wieder am Hals packte, während er mich mit der anderen Hand am Arm festhielt. "Wo ist sie?", fragte er.
"Sie ist weg", stieß ich hervor, obwohl bereits wieder schwarze Punkte vor meinen Augen tanzten. Ich versuchte irgendwie Luft in meine Lungen zu bekommen, aber sein Griff war erbarmungslos, und ich hatte das Gefühl, mein Leben hinge nur noch am seidenen Faden. Verzweifelt bemühte ich mich, alles aus meiner Erinnerung hervorzukramen, was ich über Selbstverteidigung wusste, aber mein Gehirn arbeitete nur langsam und schien nicht recht kooperieren zu wollen."Wohin?"
"Ich ..." Ich warf mich nach hinten, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, aber es gelang mir nicht. "Weiß nicht."
Mir wurde schlecht, weil sich mir alles zu drehen begann, und als ich glaubte, jeden Augenblick in Ohnmacht zu fallen – oder zu sterben –, erschreckte ein Blitz aus heiterem Himmel meinen Peiniger, und er ließ mich los.
"Womit? Mit dem Atmen? Das hättest du ja beinahe für mich erledigt, danke!"
Er sah mich wütend an, während ich weiter meinen malträtierten Hals massierte. "Hör auf mit dem Regen!"
Wenn er die Regenwolke sah, konnte er unmöglich real sein. Andererseits hatte Sarah gesagt, sie sehe sie auch. Der Mann musste also ebenfalls Pilzsporen eingeatmet haben, und sie hatten bei ihm offenbar die gleiche Wirkung wie bei Sarah und mir. "Ich würde dieser Halluzination furchtbar gern ein Ende machen, wenn ich könnte!"
"Du musst sie mit deiner Willenskraft dazu bringen zu verschwinden", entgegnete er und kam einen Schritt auf mich zu.
Ich krabbelte rückwärts wie ein Krebs und machte mich bereit, augenblicklich davonzulaufen, sobald er mich erneut angriff. "Ich glaube nicht, dass man Halluzinationen einfach mit Willenskraft vertreiben kann, so nach dem Motto: 'Hau ab, Regen!'"
Die kleine Wolke über meinem Kopf löste sich auf, bis nichts mehr von ihr zu sehen war.Der Mann schaute mich an und zog eine Augenbraue hoch.
"Das beweist nur, dass sie nicht real war", knurrte ich, während ich ihn weiter argwöhnisch beobachtete und auf eine günstige Gelegenheit wartete, um aufzuspringen und blitzschnell davonzulaufen."Du bist ein sterbliches Wesen?"
Ich richtete mich langsam auf. "Wie sehe ich denn aus? Wie eine Ofenkartoffel? Natürlich bin ich ein sterbliches Wesen", fuhr ich ihn an, doch meine Stimme war nur noch ein Krächzen, das sich fast so schlimm anhörte, wie sich meine Kehle anfühlte.Er fluchte.
"Wenn du mich noch mal anrührst, schreie ich wie am Spieß! Meine Freundin ist gleich hinter den Bäumen dort, und sie hat einige Mühen auf sich genommen, um Pfefferspray ins Land zu schmuggeln."
Er wollte etwas sagen, doch der Wind frischte abermals auf, und sein Heulen klang noch unheimlicher als zuvor. Mir lief es kalt über den Rücken.
"Portia?" Sarahs Stimme klang sehr weit weg und höchst besorgt.
"Hier drüben!", schrie ich und stand auf, ohne den Mann vor mir aus den Augen zu lassen. Wenn er auch nur die Hand nach mir ausstreckte, würde ich weglaufen, so schnell ich konnte.
"Portia? Hast du dieses Geräusch gehört? Oh mein Gott, das war furchtbar! Ich will ja nicht ungemütlich werden, aber ich glaube, wir sollten jetzt wirklich von hier verschwinden!" Sarah kam verängstigt zwischen den Bäumen hervor, und als sie den Mann sah, malte sich Verwirrung in ihrem Gesicht. "Oh, ich wusste nicht, dass hier noch jemand ist."
"Die Hashmallim sind gekommen! Beeil dich, sonst bist du tot", sagte der Mann, packte mich am Arm und schubste mich ziemlich unsanft in Richtung der Schafweiden.
"Lass das!", schrie ich und entwand mich seinem Griff. "Wenn du mich noch mal anfasst ..."
"Was ist hier eigentlich los?", fragte Sarah und stolperte auf uns zu.
"Dieser Mann hat versucht, mich zu erwürgen", entgegnete ich und zeigte auf den Kerl.
"Er hat was?" Sie funkelte ihn wütend an. "Du hast meiner Freundin wehgetan?"
"Es war ein Missverständnis. Mir war nicht klar, dass sie eine Sterbliche ist."
"Was zum Teufel sollte ich sonst sein?", fuhr ich auf.
Der Wind wirbelte um uns herum und es klang, als flüstere uns jemand unheilvolle Drohungen zu. Ich erschauderte, obwohl mir klar war, dass die unheimlichen Geräusche nur daher rührten, dass der Wind durch die Baumkronen strich.
"Für so etwas haben wir jetzt keine Zeit", entgegnete er und kam auf mich zu. "Wenn ihr sterben wollt, bleibt hier und quatscht weiter. Wenn ihr leben wollt, dann lauft!"
Das Geflüster im Geäst der Bäume weckte meinen Fluchtinstinkt. Ich hielt mich nicht damit auf, die Situation zu analysieren, sondern handelte.
"Komm!", rief ich, packte Sarah am Arm und zog sie hinter mir her.
Der Mann kam hinter uns her, als wir den Hügel hinunterrannten und hier und da über Erdklumpen und Steine stolperten, aber tief in meinem Inneren wusste ich, dass wir uns vor ihm weniger fürchten mussten als vor der wie auch immer gearteten Gefahr, die Wind prophezeite.
Bei ihrem Mietwagen angekommen, wollte Sarah stehen bleiben, aber der Mann packte mich am Blusenkragen und sie am Kleid und trieb uns auf einen kleinen Schuppen zu, der ein Stück weiter hinter einer Kurve an der Straße stand. "Nicht stehen bleiben! Euer Auto kann man vom Hügel aus sehen!"
Er zerrte uns über eine niedrige Mauer und schob uns ziemlich unsanft auf die Rückseite des Schuppens.
Ich stieß mit dem Schienbein gegen die vordere Stoßstange eines Autos und knallte mit dem Oberkörper auf die Kühlerhaube, sodass ich fast keine Luft mehr bekam. "Aua!"
"Einsteigen!", befahl der Mann und öffnete die beiden Türen auf der Fahrerseite.
"Bist du wahnsinnig?", fuhr ich ihn an und hinkte zu Sarah hinüber. "Mit dir fahren wir nirgendwohin!"
Ich hielt mich eigentlich durchaus für fähig, in gefährlichen Situationen auf mich aufpassen zu können, aber der Mann vor mir war ein gutes Stück größer als ich und vermutlich mindestens fünfundzwanzig Kilo schwerer und verbrachte seine Freizeit anscheinend damit, Gewichte zu stemmen oder unwillige Frauen auf Autorückbänke zu werfen, denn Letzteres bereitete ihm nicht die geringsten Schwierigkeiten: Er schmiss die kleine, zierliche Sarah in den Wagen, als habe sie nicht mehr Gewicht als ein Beutel Apfelsinen, und schleuderte mich, die ich größer und um einiges schwerer war, einfach auf sie, bevor er die Tür zuknallte.
"He!", schrie ich mit dem Kopf an Sarahs linker Hüfte.
"Oh mein Gott, geh von mir runter! Du brichst mir sämtliche Rippen!"
Das Auto raste schlingernd los, als der potenzielle Mörder, der inzwischen zum Entführer geworden war, den Motor anließ und das Gaspedal bis zum Anschlag durchtrat.
"Tut mir leid, ich bin nicht freiwillig auf dir gelandet", knurrte ich und rutschte von Sarah herunter auf den Boden des Fahrzeugs. Ich ruderte einen Moment lang mit Armen und Beinen, doch ich war eingeklemmt zwischen Vorder- und Rücksitz und konnte mich nicht befreien. "Aua! Jetzt hast du mir auch noch an den Kopf getreten!"
"Entschuldige! He, du, das ist Entführung! Entführung von Touristen! Aber wenn du sofort anhältst und uns aussteigen lässt, wird mein Mann, ein angesehener Anwalt für Strafsachen, davon absehen, dich lebenslänglich hinter Gitter zu bringen, wo du den Rest deiner Tage an der Seite eines brutalen Axtmörders fristest!"
"Bleibt unten, sonst sehen euch die Hashmallim!", entgegnete der Entführer nur.
"Schlag ihn!", flüsterte ich Sarah zu, die über mir auf der Rückbank kauerte. Ich versuchte mich aus meiner misslichen Lage zu befreien, aber ich fand nichts, woran ich mich hätte hochziehen können."Was?"
"Schlag ihn!", raunte ich ihr abermals zu. "Auf den Hinterkopf! Setz ihn außer Gefecht, damit wir fliehen können!"
Sarah sah sich voller Panik auf der Rückbank um. "Womit denn? Mit meiner Kameratasche? Da ist meine Digitalkamera drin!"
"Oh, um Himmels willen, muss ich denn alles allein ... Rutsch zur Seite, damit ich aus dieser Todesfalle hier herauskomme!"
Sarah gelang es, mir so viel Platz zu machen, dass ich mich mit beiden Händen am Bezug des Sitzes festkrallen und hochziehen konnte. Der Wagen geriet leicht ins Schlingern, als der Entführer einen wütenden Blick in den Rückspiegel warf.
"Ich sagte doch, ihr sollt in Deckung bleiben, sonst können euch die Hashmallim sehen!"
"Das ist Entführung!", sagte ich erneut und befreite mich von dem Tragriemen meiner Handtasche, der sich um meinen Bauch gewickelt hatte. Außer meinen Papieren und ein bisschen Touristenkram war nicht viel darin, aber ich musste irgendetwas tun, um diesem Wahnsinn ein Ende zu machen. Im Unterschlupf eines Psychopathen gefangen gehalten zu werden, der wer weiß was mit uns anstellte, stand in diesem Urlaub definitiv nicht auf meiner Liste. "Halt den verdammten Wagen an und lass uns aussteigen!"
"Was du tust, verstößt gegen das Gesetz!", fügte Sarah hinzu und rutschte noch ein Stück zur Seite, als ich meine Tasche hochhob.
"Ich unterstehe höheren Gesetzen als den euren", murmelte er und lenkte den Wagen schwungvoll um die Kurve. Vor uns kam in einiger Entfernung Newton Poppleford in Sicht.
"Jetzt oder nie!", flüsterte ich Sarah zu. "Wir müssen hier raus, bevor er in den Ort fährt. Ich ziehe ihm mit der Tasche eins über, und du öffnest deine Tür und springst raus. Ich springe dann sofort auf meiner Seite hinterher."
Sarah schaute in den reißenden Fluss, als wir über die Brücke fuhren, und biss sich auf die Lippen. Natürlich hatte sie Angst vor dem Sprung aus dem fahrenden Wagen, aber von Kleinigkeiten wie einem möglichen Sturz in den Tod oder der Gefahr der Verstümmelung ließ sie sich nicht beeindrucken. Sie nickte mir zu.
"Bei drei", sagte ich, atmete tief durch und umklammerte meine Tasche.
"Eins ... zwei ..." Ich holte aus, um sie unserem Entführer über den Schädel zu ziehen, als er bei der Einfahrt in das Örtchen das Tempo drosselte.
Als ich gerade zuschlagen wollte, drehte er sich ruckartig um und bedachte mich mit einem warnenden Blick aus seinen schwarzen Augen. Einen Moment lang starrten wir uns an, und ich nahm tief in meinem Inneren eine seltsame Wärmeentwicklung wahr. "Ich versuche, euch zu retten, du törichte Frau!""Wovor?", gab ich zurück."Vor dem Tod!", brüllte er.
"Drei!", rief ich und knallte ihm die Tasche so fest ich konnte ins Gesicht. Der Wagen brach nach links aus und die Bremsen quietschten.
Sarah riss die Tür auf und stürzte sich aus dem Auto. Der Mann schrie irgendetwas, als ich mit einem Ruck meine Tür öffnete. Bei dem Übelkeit erregenden Anblick des rasch vorbeiziehenden Straßenpflasters hielt ich einen Moment inne, doch ich wartete nicht ab, was er zu sagen hatte. Ich legte schützend die Arme um den Kopf und stürzte mich ebenfalls aus dem Wagen. Ich knallte mit der rechten Schulter auf die Straße, überschlug mich mehrmals und blieb erst liegen, als ich gegen ein parkendes Auto stieß.
Völlig benommen von der Wucht des Aufpralls, blieb ich ein paar Minuten regungslos liegen, doch nach einer Weile kam ich wieder zu mir. Ich hatte zahlreiche brennende Schürfwunden an Armen und Händen, meine Schulter schmerzte und mein Rücken und die Beine fühlten sich an, als habe mich jemand mit dem Baseballschläger bearbeitet - aber ich war nicht tot. Ich fühlte mich sogar ziemlich lebendig. Entsetzte Schreie und Rufe wiesen darauf hin, dass mehrere Leute unsere unorthodoxe Ankunft mitbekommen hatten. Ich kniete mich hin und zuckte schmerzerfüllt zusammen, als meine aufgeschürften Handflächen den Boden berührten. Mehrere Hände streckten sich mir entgegen, um mir aufzuhelfen, während in dem Stimmengewirr rings um mich immer neue Fragen laut wurden.
"Ich bin okay", sagte ich und schwankte leicht, als mir beim Aufstehen schwindlig wurde. "Vielen Dank für Ihre Hilfe, aber mir geht es gut. Ich habe nur ein paar Schrammen und Prellungen. Hat jemand meine Freundin gesehen? Oh, da ist sie ja!"
"Warum um alles in der Welt bist du auf deiner Seite rausgesprungen?", fragte Sarah, die am Rand einer Grasfläche stand. Sie richtete sich auf und klopfte sich den Dreck vom Kleid. "Die Landung auf dem weichen Rasen war garantiert angenehmer! Oh! Jemand sollte diesen Mann aufhalten!"
Die hilfsbereiten Passanten drehten sich alle gleichzeitig um und sahen unserem Entführer nach, der mit quietschenden Reifen die Straße hinunterraste. Ich prägte mir das Kennzeichen ein und schwor mir, Rache zu nehmen, zumindest aber der Gerechtigkeit Genüge zu tun.
Ich hatte damit gerechnet, dass wir als ausländische Besucherinnen des Landes einige bürokratische Hürden überwinden müssten und alles ewig lang dauern würde, als wir medizinische Hilfe in Anspruch nahmen und der Polizei die Entführung meldeten, aber zu meiner Überraschung schleppten wir uns bereits zwei Stunden nach unserem Stunt aus dem Wagen die Treppe zu unseren Zimmern im Tattered Stoat hoch: übel zugerichtet, grün und blau am ganzen Körper, völlig erschöpft und, was mich betraf, auch ziemlich verwirrt.
Im Krankenhaus hatte man drei Bluttests durchgeführt (zwei davon auf mein Drängen, weil ich sicher war, dass die vorherigen Ergebnisse nicht stimmten), die allesamt ergaben, dass ich keine Pilze oder Pilzbestandteile zu mir genommen hatte, weder halluzinogene noch sonstige.
"Meinst du denn, du kannst heute Abend mit zu der Séance kommen?", fragte Sarah müde, als wir langsam die dunkle Treppe erklommen. Der Pub war anscheinend bei jüngeren Leuten sehr beliebt, denn es ging ziemlich laut zu und auf dem großen Flachbildschirm liefen in einem fort Musikvideos. Aber zum Glück hatte das Gebäude dicke Wände, und der Lärm drang nur gedämpft in den ersten Stock.
"Du hast doch gehört, was der Arzt gesagt hat – mir geht es gut. Nur ein paar Beulen und Blutergüsse; nichts, was man nicht mit ein paar Aspirin in Ordnung bringen könnte."
Sarah blieb vor ihrer Tür stehen und musterte mich besorgt. "Ich weiß, aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass du dich ins Bett legen solltest, statt mit mir zu der Séance zu gehen."
"Mach dir keine Sorgen!", sagte ich und winkte lässig ab, obwohl ich alles andere als unbekümmert war. "Ich lasse mir doch nicht die Gelegenheit entgehen, ein Medium als Hochstaplerin zu entlarven.""Portia!"
"Ich weiß, ich weiß. Ich habe versprochen, ganz offen an die Dinge heranzugehen. Aber ich werde meine Freude daran haben, dir zu beweisen, dass du falsch liegst."
"Da wäre nur noch die Sache mit der Wolke über deinem Kopf, für die du eine Erklärung finden musst", entgegnete Sarah unausstehlich gut gelaunt.
"Das habe ich doch schon erklärt. Es war entweder eine Halluzination, hervorgerufen durch eine noch nicht näher bestimmte Substanz, oder es war Hypnose oder eine optische Täuschung."
"Alles nur Lug und Trug, meinst du?", sagte sie verschmitzt.
"Sei bloß nicht so selbstgefällig!", erwiderte ich und zog meinen Zimmerschlüssel aus der Tasche. "Ich werde den wissenschaftlichen Beweis für die Nicht-Existenz der Wolke erbringen, sobald ich ein Labor gefunden habe, das für mich eine Bodenprobe aus dem Feenring analysiert. Es ist sehr gut möglich, dass dort andere Kräfte am Werke sind als halluzinogene Pilze."
"Hm-hm. Ich lasse dich ausnahmsweise mal damit durchkommen, weil ich noch nie von einer Wolke im Zusammenhang mit einem Feenring gehört habe, aber nächstes Mal werde ich nicht so nachsichtig sein." Sarah nahm grinsend ihren Schlüssel aus der Kameratasche. Ich verdrehte die Augen. "Und ich gehe zuerst ins Bad!"
"Du bist gemein", entgegnete ich und steckte meinen Schlüssel ins Schloss.
"Deine Auas dürfen doch sowieso nicht nass werden!"
"Ich bin nicht Tyler!", entgegnete ich so würdevoll, wie es mir mit den diversen Bandagen und Pflastern an Armen, Händen und einer Augenbraue möglich war. "Er ist sechs und ein äußerst altkluges Kind, das du schamlos verwöhnst. Ich bin nur eine Freundin, die sich von dir unter dem Deckmantel der Besorgnis schlecht behandeln lassen muss." Damit öffnete ich die Tür, schaltete das Licht ein und starrte ungläubig in mein Zimmer."Äh ... Sarah?"
"Hmm?" Sie blieb in ihrer Tür stehen und sah zu mir herüber."Der Entführer ist hier!"
Sie stierte mich einen Moment lang entgeistert an, dann kam sie eilig hinter mir her, als ich mein Zimmer betrat. "Oh! Das ist doch wirklich die Höhe! Ich werde die Polizei ..."
Ich schnappte mir den erstbesten Gegenstand, den ich zu fassen bekam – die Taschenbuchausgabe eines Agatha-Christie-Krimis –, und stellte mich trotz meiner Verletzungen schützend vor Sarah, als der wahnsinnige Entführer auf sie zuging.
Der Mann war jedoch schneller, als ich gedacht hatte. Seine Konturen verschwammen regelrecht, als er sich bewegte. Gerade hatte er noch im hinteren Teil des Zimmers neben dem Stuhl gestanden, und im nächsten Moment stand er bereits vor Sarah, hielt die Tür fest, damit sie nicht weiter aufging, und sah ihr mit geneigtem Kopf durchdringend in die Augen.
"Es gibt keinen Grund, die Gesetzeshüter zu verständigen", sagte er mit seiner tiefen Stimme und dem leichten irischen Akzent, der in einem sonderbaren Gegensatz zu seiner dunklen Haut und den exotisch anmutenden Augen stand."Den gibt es ganz gewiss!", erwiderte Sarah.
Ich gab meinen Senf dazu und ging mit dem Buch drohend auf ihn zu. "Ich würde sagen, Körperverletzung und Entführung sind Grund genug für eine Festnahme. Die Polizei war sehr interessiert daran, sich mit dir zu unterhalten. Die Beamten werden den Fall sicherlich gern mit dir besprechen."
Zu meiner Überraschung rammte Sarah dem Angreifer weder das Knie zwischen die Beine, noch begann sie um Hilfe zu rufen. Stattdessen stand sie wie erstarrt vor ihm, mit leicht geöffnetem Mund und einem seltsam entrückten Gesichtsausdruck. "Sarah!", rief ich und wedelte mit dem Buch.Aber sie und der Mann schenkten mir keine Beachtung.
Ich ging zu ihnen und musterte erst ihn, dann sie. Sie sahen sich in die Augen und waren einander so nah, als wollten sie sich jeden Moment küssen.
Es gab mir sehr zu denken, dass Sarah wie angewurzelt dastand und einen geistesgestörten (wenn auch gut aussehenden) Kriminellen anglotzte."Sarah? Hallo?"
"Du hast nichts von mir zu befürchten", sagte der Mann sanft zu ihr, und zu meiner größten Verwunderung nickte sie und schloss die Tür.
"Oh mein Gott, du bist eine Art Hypnotiseur, nicht wahr?", sagte ich und studierte Sarah eingehend. Sie wirkte etwas benommen und keuchte leise beim Atmen. Außerdem färbten sich ihre Wangen rot, als würde sie von starken Gefühlen heimgesucht. "Hör sofort damit auf! Ich lasse nicht zu, dass du meiner Freundin so etwas antust!"
"Da ... bin ich aber froh", sagte Sarah, ohne mich zu beachten. Sie leckte sich nervös die Lippen, klimperte mit den Wimpern und bedachte den Kerl mit koketten Blicken.
"Sarah, hör auf! Wach auf!" Ich packte sie bei den Schultern und drehte sie zu mir um, doch sie verrenkte sich fast den Hals, um den Mann weiter anstarren zu können. Ich fasste ihr unters Kinn und zwang sie, mich anzusehen. "Sarah!"
"Hallo Portia. Alles in Ordnung. Wir haben nichts von ihm zu befürchten." Sie sah mich mit großen Augen an, aber abgesehen von ihrem merkwürdigen Erregungszustand schien sie ganz okay zu sein.
Nach ihren Worten zu urteilen war sie jedoch nicht mehr ganz richtig im Kopf. "Ich bringe dich ins Krankenhaus", sagte ich langsam und deutlich, damit sie mich verstand. Dann schaute ich über ihre Schulter zu dem Mann. "Und wenn du versuchst, mich daran zu hindern, fange ich an zu schreien und trommle alle Leute zusammen, die unten im Pub sind!"
"Ich habe euch das Leben gerettet", entgegnete der Mann stirnrunzelnd.Sarah lächelte ihn an und nickte mit ergebener Miene.
"Die einzige Gefahr für uns warst du!", sagte ich bestimmt und versuchte Sarah zur Tür zu schieben. "Ich werde nach unten in den Pub gehen und die Polizei rufen. Und wenn du uns noch mal entführen ..."
"Verdammt, ich bin kein Entführer!", fuhr er mich an.
Vorsichtshalber wich ich ein paar Schritte zurück und zog Sarah, die den Kerl immer noch anschmachtete, mit einem kräftigen Ruck an meine Seite. "Also, du kannst so oft erzählen, wie du willst, dass du uns das Leben gerettet hast, aber ich weiß, was ich weiß."
"Du weißt gar nichts", entgegnete er voller Verachtung. Dann kam er auf mich zu, und seine schwarzen Augen sprühten regelrecht Funken. Ich sah mich rasch nach einer geeigneteren Waffe um, aber bis auf die Lampe auf dem Nachttisch war mein Zimmer leider völlig waffenfrei. "Ich habe euch das Leben gerettet, und nach den Gesetzen, die am Gerichtshof vom Göttlichen Geblüt gelten, verlange ich eine Belohnung in Form von Exkulpation."
Katie MacAlister begann ihre Karriere als Schriftstellerin mit einem Sachbuch über Software. Da sie darin jedoch weder Dialoge noch romantische Szenen unterbringen durfte, beschloss sie, von nun an nur noch Liebesromane zu schreiben. Seither sind über 24 Romane aus ihrer Feder erschienen, die regelmäßig die amerikanischen Bestsellerlisten stürmen.
Katies Webseite:
www.katiemacalister.com
- Autor: Katie MacAlister
- 2009, 2. Aufl., 352 Seiten, Maße: 12,4 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Antje Görnig
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802582098
- ISBN-13: 9783802582097
- Erscheinungsdatum: 13.01.2009
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