Ein Kuss auf dem Maskenball
Roman. Deutsche Erstveröffentlichung
Eine Geschichte voll Abenteuer und heißer Leidenschaft willkommen in der Welt von New York Times Bestseller-Autorin Gaelen Foley.
Ist es ein Trugbild des nächtlichen Gartens? Kaum hat Lady Lily ihren geheimen Wunsch zu den Sternen geflüstert, hört sie eine...
Ist es ein Trugbild des nächtlichen Gartens? Kaum hat Lady Lily ihren geheimen Wunsch zu den Sternen geflüstert, hört sie eine...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Ein Kuss auf dem Maskenball “
Klappentext zu „Ein Kuss auf dem Maskenball “
Eine Geschichte voll Abenteuer und heißer Leidenschaft willkommen in der Welt von New York Times Bestseller-Autorin Gaelen Foley.Ist es ein Trugbild des nächtlichen Gartens? Kaum hat Lady Lily ihren geheimen Wunsch zu den Sternen geflüstert, hört sie eine Männerstimme neben sich. Aber ein Trugbild, das sie umarmt? Und das nach indischem Sandelholz duftet wie Derek Knight! Schockiert erkennt Lily den verwegenen Major, den sie auf dem Kostümball im Herrenhaus sah. Obgleich sie eine Maske trug, verbrannte die Glut seiner Blicke sie fast doch kann er wirklich vom Himmel gesandt sein? Schließlich muss sie reich heiraten, um den Familiensitz vor dem Ruin zu retten. Ein berüchtigter Verführer passt da gar nicht, denkt Lily noch bevor sie sich verzückt küssen lässt
Lese-Probe zu „Ein Kuss auf dem Maskenball “
Ein Kuss auf dem Maskenball von Gaelen FoleyAus dem Englischen von Bärbel Hurst
1. Kapitel
England 1818
Diese Damen sind zu bedauern! Ihr Schicksal ist besiegelt, nicht wahr? Was sollen sie jetzt nur tun?"
"Ich denke, sie sollten das alte Haus verkaufen, obwohl es ja wirklich nur noch eine Ruine ist."
"Aber es ist ihr Zuhause - es gibt keinen anderen Ort, an den sie gehen könnten."
"Ja, ja, die Folgen von Kartenspiel und Trunk, meine Liebe."
"Dafür aber können die Damen nichts. Ach, es ist so traurig, den Niedergang einer einst so großen Familie mit anzusehen."
Das Geflüster kam von einer Kirchenbank zwei oder drei Reihen hinter ihr. Nur langsam durchdrang der leise Wortwechsel Lily Balfours Trauer, lenkte ihre Aufmerksamkeit weg von der Leere in ihrem Herzen, von dem einschläfernden Trommeln des Regens auf den hohen Fenstern der kleinen Dorfkirche und von der monotonen Grabrede, die Großvaters nicht mehr ganz junger Erbe hielt, der neue Lord Balfour. Ihrer Seite der Familie war er vollkommen unbekannt.
Lilys Blick hinter dem schwarzen Halbschleier ihres kleinen Hutes veränderte sich durch das fortgesetzte Flüstern, er war nicht mehr von Verzweiflung bestimmt, sondern von Unmut, die von Empörung abgewechselt wurde.
Was hatte es damit auf sich?, fragte sie sich und lauschte verärgert. Jemand redete über ihre Familie und zwar noch während der Beerdigung ihres Großvaters?
Solche Klatschmäuler!
... mehr
Sie versuchte sich zu erinnern, welche ihrer Nachbarinnen sich in die Reihen hinter ihr gesetzt hatten, aber sie vermochte keinen klaren Gedanken zu fassen. Sie hatte die letzten zwei Tage wie in einem Nebel verbracht, wie betäubt von Sorge und Erschöpfung, nachdem sie sich monatelang um ihren sterbenden Großvater gekümmert hatte.
So viele Jahre lang war ihr Viscount Balfour geradezu übermenschlich erschienen, wie ein Held, der sein Ende kommen sah. Gezwungen zu sein, zuzusehen, wie er mit jedem Tag ein kranker alter Mann wurde, in seiner Nähe zu sein, als er starb - das war beinahe mehr gewesen, als sie ertragen konnte.
Aber jetzt war er von den Lebenden gegangen und hatte seinen Frieden gefunden, davon war sie überzeugt. In diesem Moment, sein Erbe hatte die Trauerrede noch nicht beendet, nahmen die Frauen ihr Gespräch über das Schicksal der Familie wieder auf. Diesmal hielt Lily den Kopf ein wenig schräg und hörte aufmerksam zu.
"Vielleicht wird der neue Lord Balfour ihnen ein wenig helfen. Er scheint ein gutes Herz zu haben", meinte die eine der beiden Matronen mitfühlend, aber die andere schnaubte nur verächtlich.
"Das würde Lady Clarissa niemals zulassen. Die beiden Zweige der Familien haben seit Jahren kein freundliches Wort mehr miteinander gewechselt. Ich dachte, das wäre allgemein bekannt."
"Nun, er kann sie nicht verhungern lassen. Ach, das ist alles so traurig", klagte ihre Begleiterin leise. "Zuerst stirbt Master Langdon in Indien, dann der Neffe in diesem schrecklichen Duell. Vielleicht ist doch etwas dran an dem alten Fluch der Balfours."
"Unsinn. Es ist ihre eigene Schuld, wenn sie so stolz sind. Wären sie nicht so hochnäsig, würden sie erkennen, dass die Lösung ihrer Schwierigkeiten direkt vor ihrer Nase liegt."
"Welche Lösung? Was meinen Sie?"
Ja, was meinte sie?, fragte sich auch Lily.
"Eine der Balfour-Frauen könnte immer noch eine gute Partie machen", erklärte die Resolutere der beiden Damen flüsternd. "Nun, vielleicht nicht die älteste Cousine", räumte sie ein. "Miss Pamela ist fast vierzig und recht seltsam. Aber die jüngere, Lily. Makellose Erziehung, und sie hat das Aussehen ihrer Mutter geerbt. Ich denke, ein wenig Gold vom Heiratsmarkt könnte die Lage im Handumdrehen entscheidend verbessern."
Lily spürte, wie sie bei diesen Worten erbleichte. Ihr ganzer Körper spannte sich an, verkrampfte sich bei diesem Vorschlag, und sie ballte die Finger, mit denen sie ihr Taschentuch hielt, zur Faust. Nein!
"Aber Liebes, sie könnten es sich nie leisten, ihr eine Saison zu verschaffen. Ich weiß nicht einmal, wovon sie dieses Begräbnis bezahlen."
"Nun, jetzt oder nie, wenn du mich fragst. Das Mädchen ist fast fünfundzwanzig. Wenn die Trauerzeit für ihren Großvater vorüber ist, kann sie sich eine alte Jungfer nennen. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum sie noch nicht verheiratet ist. Es kann ihr nicht an Anträgen fehlen."
Das geht euch nichts an, dachte Lily und presste die Lippen zusammen.
"Vielleicht erscheint Lady Clarissa keiner der Verehrer fein genug für das alte Blut der Familie Balfour."
"So wird es sein. Wie auch immer, sie ist über das Alter hinaus, in dem sie den Rat ihrer Mutter braucht, oder? Ich kann nicht für dich sprechen, Liebes, aber ich an ihrer Stelle würde das Gefühl haben, meine Pflichten zu vernachlässigen."
"Ach, komm schon."
"Nein, wirklich! Worauf wartet sie, auf einen Prinzen? Einen Ritter in schimmernder Rüstung? Als ich in ihrem Alter war, hatte ich drei Kinder."
Bei diesen nur allzu wahren Bemerkungen verzog Lily das Gesicht und warf einen prüfenden Seitenblick auf ihre Mutter.
Mit ihren vierundvierzig Jahren war Lady Clarissa Balfour noch nicht willens, den Rang als eine der schönsten Frauen im Süden Englands abzugeben. Viele hielten sie außerdem für die energischste.
Ihre kerzengerade Haltung in der hölzernen Kirchenbank bestätigte ihrer Tochter, dass auch sie das Gewisper gehört hatte. Aber anders als die schüchterne und gehorsame Lily drehte sie nur allmählich das blonde Haupt und bedachte ihre plaudernden Nachbarinnen schließlich mit einem vernichtenden Blick. Dieser musste die Damen gleichsam wie ein eiskalter Windstoß getroffen haben.
Wie - können - Sie - es - wagen?
Lily hörte hinter sich unterdrückte, erschrockene Laute, was sie aber nicht weiter überraschte. Sie kannte diese Reaktion nur zu gut.
Sie sank auf ihrem Platz leicht in sich zusammen, wohl vertraut mit der Wirkung, die dieser Blick ihrer Mutter hatte. Sie war nur froh, dass diesmal nicht sie damit bedacht wurde.
Ihre Mutter war die Tochter eines Earls - eine Tatsache, die zu vergessen niemandem in ihrer Nähe gestattet wurde. Sie war viel zu gut erzogen, um - Gott bewahre! - jemals ihre Stimme zu erheben. Dazu bestand natürlich auch keine Notwendigkeit, wenn sie doch in der Lage war, allein mit ihren Augen Macht über die Menschen zu haben.
Als Lady Clarissa Balfour sich wieder nach vorn wandte, wirkte ihr makelloses Gesicht wie eine Maske aus Marmor, hart und weiß über der schwarzen Spitze ihres hochgeschlossenen Trauerkleides. Nachdem sie dem unangemessenen Verhalten der Nachbarinnen ein Ende gesetzt hatte, warf sie Lily einen kurzen zufriedenen Seitenblick zu.
Das sieht Mutter ähnlich, dachte Lily.
Sie erwiderte den Blick mit einem kurzen Nicken. Danach versuchte sie, sich wieder auf die Trauerrede zu konzentrieren, aber tatsächlich war es schwer, den nichtssagenden Floskeln des neuen Lord Balfour zu folgen. Es war nicht zu überhören: Er sprach über einen Mann, den er kaum gekannt hatte, einen Mann, den Lily und alle anderen Menschen im Umkreis von mehreren Meilen geliebt hatten.
Abgesehen vielleicht von ihrer Mutter. Lady Clarissa war dem alten Viscount eine pflichtbewusste Schwiegertochter gewesen, aber selbst als Kind hatte Lily bemerkt, wie sich die beiden einander die Schuld am Tod ihres Vaters gaben. Stets hatte sie sich zwischen ihnen wie gefangen gefühlt. Tatsächlich hatte sie hier, ganz in Gedanken versunken, ehe die Nachbarinnen sie so grob unterbrachen, eine Entscheidung treffen wollen, welches Begräbnis schlimmer war - dieses oder das ihres Vaters.
Tatsächlich war das keine wirkliche Frage. Heute war ihr Herz gebrochen, doch nichts ließ sich vergleichen mit dem Verlust, den sie vor fünfzehn Jahren erlitten hatte, als sie ein neunjähriges Kind war. Obwohl sie ihren Großvater innig geliebt und ihn jeden Tag gepflegt hatte, als er immer schwächer wurde, hatte sie ihrem Vater näher gestanden - zwei wie Pech und Schwefel, hatte ihr Kindermädchen immer gesagt.
Außerdem war ihr Großvater alt und krank gewesen, und Lily hatte gewusst, dass er sterben würde. Als kleines Mädchen hatte sie noch nichts vom Tod geahnt, und sie hatte geglaubt, ihr wunderbarer Vater würde in Indien ein herrliches Abenteuer erleben, auf Elefanten reiten und prachtvoll gewandete Maharadschas treffen. Das hatte er ihr jedenfalls erzählt.
Er hatte versprochen, mit einem Sack voller Rubine für ihre Mutter und einem voller Diamanten für sie zurückzukommen. "Meine kleine Prinzessin. Prinzessin Lily! Eines Tages wirst du das reichste und vornehmste Mädchen im ganzen Land sein ..." Gut aussehend, charmant und ein Träumer, hatte Langdon Balfour immer eine Neigung zu maßlosen Übertreibungen gehabt, aber mit neun Jahren hatte Lily ihrem Vater noch jedes Wort geglaubt.
Ungefähr ein Jahr später hatte die Nachricht, dass ihr Vater am Monsun-Fieber gestorben war, ihre ganze Welt zum Einsturz gebracht.
Vielleicht fiel es ihr deshalb so schwer, der Rede des neuen Lord Balfour zuzuhören. Papa sollte dort stehen und allen von seinem Vater erzählen, dachte Lily. Papa hätte den Titel erben und seine Stellung als männliches Oberhaupt der Familie einnehmen sollen. Sie mochten dann noch immer bankrott sein, und der Niedergang ihrer Familie wäre demütigend gewesen, aber zumindest wären sie zusammen.
Stattdessen war ihr nichts von ihm geblieben als die Erinnerungen an die Märchen, die er ihr erzählt hatte, und an einen Gartenpavillon, den er nicht mehr hatte fertigstellen können, da ihm das Geld ausging - und die Zeit.
Jetzt waren sie ein Haushalt von Frauen mit sehr bescheidenen Einkünften, von denen sie leben mussten.
Gott stehe uns bei, dachte Lily und ließ den Kopf sinken.
Vermutlich hatte die unbekannte Nachbarin recht, und sie waren dem Untergang geweiht.
Schuldgefühle kamen in ihr hoch. Vertraute Schuldgefühle. Vielleicht lagen die Frauen mit ihrem Gerede auch nicht so falsch, was diesen besonders schmerzhaften Punkt betraf. Du kannst all das lösen, wenn du nicht so selbstsüchtig wärest, sagte ihr Gewissen. Warum solltest du nicht heiraten, wenn das die Lösung für alles wäre? Sieh dir nur deine arme Mutter an. Sie hat schon genug durchgemacht. Sieh dir an, wie stolz sie ist. Sie ist nicht dafür geboren, arm zu sein.
Du kannst das, sagte ihr das Gewissen und versuchte sie zu ermutigen. Du kannst sie retten. Du weißt, du kannst es, wenn du nur die Vergangenheit vergisst und deine Angst überwindest.
Aber sie hatte Angst. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass ein gesundes Misstrauen gegenüber anderen Menschen und der Welt zum Überleben nötig war. Wenn ihr Vater ein gesundes Maß an Furcht besessen hätte, wäre er vielleicht noch am Leben. Furcht war auch etwas Gutes.
Die Trauerzeremonie war nun vorüber. Die Klatschbasen waren geflohen, ehe die Gemeinde sich umwandte, um zu verfolgen, wie die Träger hinausgingen und mit ernsten Mienen den Sarg ihres geliebten Herrn mit sich nahmen.
Während die Gentlemen in den angrenzenden Kirchhof hinausgingen, um den Viscount zu beerdigen, stiegen die Damen in ihre Kutschen für die kurze Fahrt hinüber nach Balfour Manor, wo Lilys Familie einen bescheidenen Empfang gab.
In königlicher Haltung ging ihre Mutter voraus, hob die Säume ihrer schwarzen Röcke über die Schlammlachen, während einer der treuen Diener - der schon seit Monaten nicht mehr bezahlt worden war - ihr nachlief, um einen Schirm über ihr unter der schwarzen Haube sorgfältig frisiertes Haupt zu halten.
"Komm mit, Lily", rief Lady Clarissa. "Wir müssen für unsere Gäste bereit sein."
Lily machte keine Anstalten, ihr zu folgen. "Eigentlich würde ich lieber laufen. Ich brauche ..." Sie verstummte, als sie den empörten Blick ihrer Mutter sah.
"Lily, es regnet. Sei nicht albern."
"Ich habe meinen Schirm dabei. Ich würde wirklich gern einen Moment allein sein. Wenn es dir nichts ausmacht, Mutter."
Lady Clarissa starrte sie an. "Natürlich macht es mir etwas aus! Ich brauche dich, um die Gäste zu empfangen, sobald sie angekommen sind. Ich werde im Salon Tee einschenken. Du wirst in der Eingangshalle stehen."
"Tante Daisy sagte, sie würde meinen Platz einnehmen. Ich werde gleich da sein."
Lady Clarissa warf einen zweifelnden Blick zu ihrer untersetzten und gewöhnlich hilflosen, wenn auch gutherzigen Schwägerin.
"Ja, ich werde an der Tür stehen", ließ sich Tante Daisy vernehmen.
Lady Clarissa blickte gen Himmel.
"Oh, lass sie doch, Clarissa. Das arme Mädchen will sich verabschieden."
Lady Clarissa warf einen hochmütigen Blick zum Friedhof, anschließend zuckte sie die Achseln. "Trödle nicht", befahl sie Lily. "In zwanzig Minuten werden wir ein Haus voller Gäste haben, und ich brauche dich dort."
"Jawohl, Madam." Lily nickte und warf Tante Daisy einen dankbaren Blick zu, als ihre Mutter sich umwandte. Dann stiegen Lady Clarissa und die beiden verbliebenen Mitglieder ihrer Entourage - die beständig plappernde Tante Daisy und Lilys Cousine Pamela, der Bücherwurm, die die Nase rümpfte und ihre von Regentropfen bespritzte Brille putzte - in die schwarze Kutsche und brachen auf nach Balfour Manor.
Das große Backsteinhaus lag nur einen Steinwurf von der Landstraße entfernt. Von hier aus war das Giebeldach zwischen den Baumwipfeln zu sehen.
Es ist keine Ruine, dachte Lily abwehrend. Das Dach hatte vielleicht ein oder zwei Löcher. Na und?
Während sie zusah, wie sich die Reihe der Kutschen langsam dorthin bewegte, dachte sie noch immer erstaunt über den letzten Willen ihres Großvaters nach. Darin war Erstaunliches zutage getreten. Er hatte ihre Mutter übergangen und Balfour Manor, das einzige Erbstück, das nicht an den Titel und damit an die Erbfolge gebunden war, Lily hinterlassen.
Natürlich wusste sie, warum er das getan hatte. Nicht, weil sie sich um ihn gekümmert hatte, nicht einmal, weil sie mit ihm blutsverwandt war, während ihre Mutter nur seine Schwiegertochter war. Er hatte es getan, weil er dafür sorgen wollte, dass Lily immer einen Platz zum Wohnen hatte, wenn sie wirklich ihr Versprechen wahr machte und nicht heiratete. Was nach dem, was ihr zugestoßen war, durchaus verständlich wäre.
Nicht einmal ihre Mutter würde sie hinauswerfen können, wie sie es einmal angedroht hatte. Die Erinnerung an ihre kalte Zurückweisung ließ Lily noch immer erzittern, obwohl das vor beinahe zehn Jahren geschehen war, als sie noch ein verängstigtes fünfzehnjähriges Mädchen war. Noch immer litt sie unter der Schande, die sie über ihre stolze Familie gebracht hatte. Aber aufgrund der strikten Anweisung ihres Großvaters hatten sie sich zusammengeschlossen und all die Jahre jeden Hauch von Skandal von der Familienehre ferngehalten.
Jeder Einzelne von ihnen hatte sein Möglichstes getan, um die ganze Angelegenheit unter den Teppich zu kehren. In den letzten acht Jahren hatte nicht einmal ihre Mutter es erwähnt. Aber das Wissen über ihren Sündenfall war immer da, lauerte unter der Oberfläche der höflichen und vornehmen Krisenzone ihres Heims. Das Leben ging weiter, aber Lily fragte sich immer noch, ob man ihr wohl jemals ihren Fehltritt verzeihen würde.
Das war der eigentliche Grund, warum sie zurückgeblieben war und nachdenken wollte - es war nicht der Verlust ihres Großvaters, sondern das nagende Schuldgefühl, das sie quälte, seit sie die Worte ihrer Nachbarin gehört hatte.
"Ein wenig Gold vom Heiratsmarkt könnte die Lage im Handumdrehen entscheidend verbessern."
Wieder einmal stand die Familienehre der Balfours auf dem Spiel, diesmal nicht gefährdet durch einen Skandal, sondern durch den drohenden Ruin. Vor Jahren war sie es gewesen, durch die der gute Name der Familie bedroht gewesen war, aber die Verwandten hatten sie beschützt. Nun, da sie wieder an der Schwelle zur Schande standen, schuldete sie es da nicht ihrer Familie, sie davor zu bewahren, wenn sie die Möglichkeit dazu hatten? Schuldete sie das ihrem Großvater?
Während die Kutschen sich vorwärtsbewegten, warf sie über die Schulter einen Blick zurück zu den Männern auf dem Kirchhof.
Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie zusah, wie der Sarg in die Erde gesenkt wurde. Sie hob die Fingerspitzen an die Lippen und schaute wieder nach vorn, während der Regen sanft auf ihren schwarzen Schirm fiel.
Dann ging sie weiter in Richtung auf ihr Zuhause, setzte jeden Fuß vorsichtig auf die rutschigen Wegplatten, die ihre Schuhe kaum vor dem Schlamm schützten.
Was soll ich tun? Ich will nicht selbstsüchtig sein ...
© 2007 by Gaelen Foley
Sie versuchte sich zu erinnern, welche ihrer Nachbarinnen sich in die Reihen hinter ihr gesetzt hatten, aber sie vermochte keinen klaren Gedanken zu fassen. Sie hatte die letzten zwei Tage wie in einem Nebel verbracht, wie betäubt von Sorge und Erschöpfung, nachdem sie sich monatelang um ihren sterbenden Großvater gekümmert hatte.
So viele Jahre lang war ihr Viscount Balfour geradezu übermenschlich erschienen, wie ein Held, der sein Ende kommen sah. Gezwungen zu sein, zuzusehen, wie er mit jedem Tag ein kranker alter Mann wurde, in seiner Nähe zu sein, als er starb - das war beinahe mehr gewesen, als sie ertragen konnte.
Aber jetzt war er von den Lebenden gegangen und hatte seinen Frieden gefunden, davon war sie überzeugt. In diesem Moment, sein Erbe hatte die Trauerrede noch nicht beendet, nahmen die Frauen ihr Gespräch über das Schicksal der Familie wieder auf. Diesmal hielt Lily den Kopf ein wenig schräg und hörte aufmerksam zu.
"Vielleicht wird der neue Lord Balfour ihnen ein wenig helfen. Er scheint ein gutes Herz zu haben", meinte die eine der beiden Matronen mitfühlend, aber die andere schnaubte nur verächtlich.
"Das würde Lady Clarissa niemals zulassen. Die beiden Zweige der Familien haben seit Jahren kein freundliches Wort mehr miteinander gewechselt. Ich dachte, das wäre allgemein bekannt."
"Nun, er kann sie nicht verhungern lassen. Ach, das ist alles so traurig", klagte ihre Begleiterin leise. "Zuerst stirbt Master Langdon in Indien, dann der Neffe in diesem schrecklichen Duell. Vielleicht ist doch etwas dran an dem alten Fluch der Balfours."
"Unsinn. Es ist ihre eigene Schuld, wenn sie so stolz sind. Wären sie nicht so hochnäsig, würden sie erkennen, dass die Lösung ihrer Schwierigkeiten direkt vor ihrer Nase liegt."
"Welche Lösung? Was meinen Sie?"
Ja, was meinte sie?, fragte sich auch Lily.
"Eine der Balfour-Frauen könnte immer noch eine gute Partie machen", erklärte die Resolutere der beiden Damen flüsternd. "Nun, vielleicht nicht die älteste Cousine", räumte sie ein. "Miss Pamela ist fast vierzig und recht seltsam. Aber die jüngere, Lily. Makellose Erziehung, und sie hat das Aussehen ihrer Mutter geerbt. Ich denke, ein wenig Gold vom Heiratsmarkt könnte die Lage im Handumdrehen entscheidend verbessern."
Lily spürte, wie sie bei diesen Worten erbleichte. Ihr ganzer Körper spannte sich an, verkrampfte sich bei diesem Vorschlag, und sie ballte die Finger, mit denen sie ihr Taschentuch hielt, zur Faust. Nein!
"Aber Liebes, sie könnten es sich nie leisten, ihr eine Saison zu verschaffen. Ich weiß nicht einmal, wovon sie dieses Begräbnis bezahlen."
"Nun, jetzt oder nie, wenn du mich fragst. Das Mädchen ist fast fünfundzwanzig. Wenn die Trauerzeit für ihren Großvater vorüber ist, kann sie sich eine alte Jungfer nennen. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum sie noch nicht verheiratet ist. Es kann ihr nicht an Anträgen fehlen."
Das geht euch nichts an, dachte Lily und presste die Lippen zusammen.
"Vielleicht erscheint Lady Clarissa keiner der Verehrer fein genug für das alte Blut der Familie Balfour."
"So wird es sein. Wie auch immer, sie ist über das Alter hinaus, in dem sie den Rat ihrer Mutter braucht, oder? Ich kann nicht für dich sprechen, Liebes, aber ich an ihrer Stelle würde das Gefühl haben, meine Pflichten zu vernachlässigen."
"Ach, komm schon."
"Nein, wirklich! Worauf wartet sie, auf einen Prinzen? Einen Ritter in schimmernder Rüstung? Als ich in ihrem Alter war, hatte ich drei Kinder."
Bei diesen nur allzu wahren Bemerkungen verzog Lily das Gesicht und warf einen prüfenden Seitenblick auf ihre Mutter.
Mit ihren vierundvierzig Jahren war Lady Clarissa Balfour noch nicht willens, den Rang als eine der schönsten Frauen im Süden Englands abzugeben. Viele hielten sie außerdem für die energischste.
Ihre kerzengerade Haltung in der hölzernen Kirchenbank bestätigte ihrer Tochter, dass auch sie das Gewisper gehört hatte. Aber anders als die schüchterne und gehorsame Lily drehte sie nur allmählich das blonde Haupt und bedachte ihre plaudernden Nachbarinnen schließlich mit einem vernichtenden Blick. Dieser musste die Damen gleichsam wie ein eiskalter Windstoß getroffen haben.
Wie - können - Sie - es - wagen?
Lily hörte hinter sich unterdrückte, erschrockene Laute, was sie aber nicht weiter überraschte. Sie kannte diese Reaktion nur zu gut.
Sie sank auf ihrem Platz leicht in sich zusammen, wohl vertraut mit der Wirkung, die dieser Blick ihrer Mutter hatte. Sie war nur froh, dass diesmal nicht sie damit bedacht wurde.
Ihre Mutter war die Tochter eines Earls - eine Tatsache, die zu vergessen niemandem in ihrer Nähe gestattet wurde. Sie war viel zu gut erzogen, um - Gott bewahre! - jemals ihre Stimme zu erheben. Dazu bestand natürlich auch keine Notwendigkeit, wenn sie doch in der Lage war, allein mit ihren Augen Macht über die Menschen zu haben.
Als Lady Clarissa Balfour sich wieder nach vorn wandte, wirkte ihr makelloses Gesicht wie eine Maske aus Marmor, hart und weiß über der schwarzen Spitze ihres hochgeschlossenen Trauerkleides. Nachdem sie dem unangemessenen Verhalten der Nachbarinnen ein Ende gesetzt hatte, warf sie Lily einen kurzen zufriedenen Seitenblick zu.
Das sieht Mutter ähnlich, dachte Lily.
Sie erwiderte den Blick mit einem kurzen Nicken. Danach versuchte sie, sich wieder auf die Trauerrede zu konzentrieren, aber tatsächlich war es schwer, den nichtssagenden Floskeln des neuen Lord Balfour zu folgen. Es war nicht zu überhören: Er sprach über einen Mann, den er kaum gekannt hatte, einen Mann, den Lily und alle anderen Menschen im Umkreis von mehreren Meilen geliebt hatten.
Abgesehen vielleicht von ihrer Mutter. Lady Clarissa war dem alten Viscount eine pflichtbewusste Schwiegertochter gewesen, aber selbst als Kind hatte Lily bemerkt, wie sich die beiden einander die Schuld am Tod ihres Vaters gaben. Stets hatte sie sich zwischen ihnen wie gefangen gefühlt. Tatsächlich hatte sie hier, ganz in Gedanken versunken, ehe die Nachbarinnen sie so grob unterbrachen, eine Entscheidung treffen wollen, welches Begräbnis schlimmer war - dieses oder das ihres Vaters.
Tatsächlich war das keine wirkliche Frage. Heute war ihr Herz gebrochen, doch nichts ließ sich vergleichen mit dem Verlust, den sie vor fünfzehn Jahren erlitten hatte, als sie ein neunjähriges Kind war. Obwohl sie ihren Großvater innig geliebt und ihn jeden Tag gepflegt hatte, als er immer schwächer wurde, hatte sie ihrem Vater näher gestanden - zwei wie Pech und Schwefel, hatte ihr Kindermädchen immer gesagt.
Außerdem war ihr Großvater alt und krank gewesen, und Lily hatte gewusst, dass er sterben würde. Als kleines Mädchen hatte sie noch nichts vom Tod geahnt, und sie hatte geglaubt, ihr wunderbarer Vater würde in Indien ein herrliches Abenteuer erleben, auf Elefanten reiten und prachtvoll gewandete Maharadschas treffen. Das hatte er ihr jedenfalls erzählt.
Er hatte versprochen, mit einem Sack voller Rubine für ihre Mutter und einem voller Diamanten für sie zurückzukommen. "Meine kleine Prinzessin. Prinzessin Lily! Eines Tages wirst du das reichste und vornehmste Mädchen im ganzen Land sein ..." Gut aussehend, charmant und ein Träumer, hatte Langdon Balfour immer eine Neigung zu maßlosen Übertreibungen gehabt, aber mit neun Jahren hatte Lily ihrem Vater noch jedes Wort geglaubt.
Ungefähr ein Jahr später hatte die Nachricht, dass ihr Vater am Monsun-Fieber gestorben war, ihre ganze Welt zum Einsturz gebracht.
Vielleicht fiel es ihr deshalb so schwer, der Rede des neuen Lord Balfour zuzuhören. Papa sollte dort stehen und allen von seinem Vater erzählen, dachte Lily. Papa hätte den Titel erben und seine Stellung als männliches Oberhaupt der Familie einnehmen sollen. Sie mochten dann noch immer bankrott sein, und der Niedergang ihrer Familie wäre demütigend gewesen, aber zumindest wären sie zusammen.
Stattdessen war ihr nichts von ihm geblieben als die Erinnerungen an die Märchen, die er ihr erzählt hatte, und an einen Gartenpavillon, den er nicht mehr hatte fertigstellen können, da ihm das Geld ausging - und die Zeit.
Jetzt waren sie ein Haushalt von Frauen mit sehr bescheidenen Einkünften, von denen sie leben mussten.
Gott stehe uns bei, dachte Lily und ließ den Kopf sinken.
Vermutlich hatte die unbekannte Nachbarin recht, und sie waren dem Untergang geweiht.
Schuldgefühle kamen in ihr hoch. Vertraute Schuldgefühle. Vielleicht lagen die Frauen mit ihrem Gerede auch nicht so falsch, was diesen besonders schmerzhaften Punkt betraf. Du kannst all das lösen, wenn du nicht so selbstsüchtig wärest, sagte ihr Gewissen. Warum solltest du nicht heiraten, wenn das die Lösung für alles wäre? Sieh dir nur deine arme Mutter an. Sie hat schon genug durchgemacht. Sieh dir an, wie stolz sie ist. Sie ist nicht dafür geboren, arm zu sein.
Du kannst das, sagte ihr das Gewissen und versuchte sie zu ermutigen. Du kannst sie retten. Du weißt, du kannst es, wenn du nur die Vergangenheit vergisst und deine Angst überwindest.
Aber sie hatte Angst. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass ein gesundes Misstrauen gegenüber anderen Menschen und der Welt zum Überleben nötig war. Wenn ihr Vater ein gesundes Maß an Furcht besessen hätte, wäre er vielleicht noch am Leben. Furcht war auch etwas Gutes.
Die Trauerzeremonie war nun vorüber. Die Klatschbasen waren geflohen, ehe die Gemeinde sich umwandte, um zu verfolgen, wie die Träger hinausgingen und mit ernsten Mienen den Sarg ihres geliebten Herrn mit sich nahmen.
Während die Gentlemen in den angrenzenden Kirchhof hinausgingen, um den Viscount zu beerdigen, stiegen die Damen in ihre Kutschen für die kurze Fahrt hinüber nach Balfour Manor, wo Lilys Familie einen bescheidenen Empfang gab.
In königlicher Haltung ging ihre Mutter voraus, hob die Säume ihrer schwarzen Röcke über die Schlammlachen, während einer der treuen Diener - der schon seit Monaten nicht mehr bezahlt worden war - ihr nachlief, um einen Schirm über ihr unter der schwarzen Haube sorgfältig frisiertes Haupt zu halten.
"Komm mit, Lily", rief Lady Clarissa. "Wir müssen für unsere Gäste bereit sein."
Lily machte keine Anstalten, ihr zu folgen. "Eigentlich würde ich lieber laufen. Ich brauche ..." Sie verstummte, als sie den empörten Blick ihrer Mutter sah.
"Lily, es regnet. Sei nicht albern."
"Ich habe meinen Schirm dabei. Ich würde wirklich gern einen Moment allein sein. Wenn es dir nichts ausmacht, Mutter."
Lady Clarissa starrte sie an. "Natürlich macht es mir etwas aus! Ich brauche dich, um die Gäste zu empfangen, sobald sie angekommen sind. Ich werde im Salon Tee einschenken. Du wirst in der Eingangshalle stehen."
"Tante Daisy sagte, sie würde meinen Platz einnehmen. Ich werde gleich da sein."
Lady Clarissa warf einen zweifelnden Blick zu ihrer untersetzten und gewöhnlich hilflosen, wenn auch gutherzigen Schwägerin.
"Ja, ich werde an der Tür stehen", ließ sich Tante Daisy vernehmen.
Lady Clarissa blickte gen Himmel.
"Oh, lass sie doch, Clarissa. Das arme Mädchen will sich verabschieden."
Lady Clarissa warf einen hochmütigen Blick zum Friedhof, anschließend zuckte sie die Achseln. "Trödle nicht", befahl sie Lily. "In zwanzig Minuten werden wir ein Haus voller Gäste haben, und ich brauche dich dort."
"Jawohl, Madam." Lily nickte und warf Tante Daisy einen dankbaren Blick zu, als ihre Mutter sich umwandte. Dann stiegen Lady Clarissa und die beiden verbliebenen Mitglieder ihrer Entourage - die beständig plappernde Tante Daisy und Lilys Cousine Pamela, der Bücherwurm, die die Nase rümpfte und ihre von Regentropfen bespritzte Brille putzte - in die schwarze Kutsche und brachen auf nach Balfour Manor.
Das große Backsteinhaus lag nur einen Steinwurf von der Landstraße entfernt. Von hier aus war das Giebeldach zwischen den Baumwipfeln zu sehen.
Es ist keine Ruine, dachte Lily abwehrend. Das Dach hatte vielleicht ein oder zwei Löcher. Na und?
Während sie zusah, wie sich die Reihe der Kutschen langsam dorthin bewegte, dachte sie noch immer erstaunt über den letzten Willen ihres Großvaters nach. Darin war Erstaunliches zutage getreten. Er hatte ihre Mutter übergangen und Balfour Manor, das einzige Erbstück, das nicht an den Titel und damit an die Erbfolge gebunden war, Lily hinterlassen.
Natürlich wusste sie, warum er das getan hatte. Nicht, weil sie sich um ihn gekümmert hatte, nicht einmal, weil sie mit ihm blutsverwandt war, während ihre Mutter nur seine Schwiegertochter war. Er hatte es getan, weil er dafür sorgen wollte, dass Lily immer einen Platz zum Wohnen hatte, wenn sie wirklich ihr Versprechen wahr machte und nicht heiratete. Was nach dem, was ihr zugestoßen war, durchaus verständlich wäre.
Nicht einmal ihre Mutter würde sie hinauswerfen können, wie sie es einmal angedroht hatte. Die Erinnerung an ihre kalte Zurückweisung ließ Lily noch immer erzittern, obwohl das vor beinahe zehn Jahren geschehen war, als sie noch ein verängstigtes fünfzehnjähriges Mädchen war. Noch immer litt sie unter der Schande, die sie über ihre stolze Familie gebracht hatte. Aber aufgrund der strikten Anweisung ihres Großvaters hatten sie sich zusammengeschlossen und all die Jahre jeden Hauch von Skandal von der Familienehre ferngehalten.
Jeder Einzelne von ihnen hatte sein Möglichstes getan, um die ganze Angelegenheit unter den Teppich zu kehren. In den letzten acht Jahren hatte nicht einmal ihre Mutter es erwähnt. Aber das Wissen über ihren Sündenfall war immer da, lauerte unter der Oberfläche der höflichen und vornehmen Krisenzone ihres Heims. Das Leben ging weiter, aber Lily fragte sich immer noch, ob man ihr wohl jemals ihren Fehltritt verzeihen würde.
Das war der eigentliche Grund, warum sie zurückgeblieben war und nachdenken wollte - es war nicht der Verlust ihres Großvaters, sondern das nagende Schuldgefühl, das sie quälte, seit sie die Worte ihrer Nachbarin gehört hatte.
"Ein wenig Gold vom Heiratsmarkt könnte die Lage im Handumdrehen entscheidend verbessern."
Wieder einmal stand die Familienehre der Balfours auf dem Spiel, diesmal nicht gefährdet durch einen Skandal, sondern durch den drohenden Ruin. Vor Jahren war sie es gewesen, durch die der gute Name der Familie bedroht gewesen war, aber die Verwandten hatten sie beschützt. Nun, da sie wieder an der Schwelle zur Schande standen, schuldete sie es da nicht ihrer Familie, sie davor zu bewahren, wenn sie die Möglichkeit dazu hatten? Schuldete sie das ihrem Großvater?
Während die Kutschen sich vorwärtsbewegten, warf sie über die Schulter einen Blick zurück zu den Männern auf dem Kirchhof.
Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie zusah, wie der Sarg in die Erde gesenkt wurde. Sie hob die Fingerspitzen an die Lippen und schaute wieder nach vorn, während der Regen sanft auf ihren schwarzen Schirm fiel.
Dann ging sie weiter in Richtung auf ihr Zuhause, setzte jeden Fuß vorsichtig auf die rutschigen Wegplatten, die ihre Schuhe kaum vor dem Schlamm schützten.
Was soll ich tun? Ich will nicht selbstsüchtig sein ...
© 2007 by Gaelen Foley
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Autoren-Porträt von Gaelen Foley
Gaelen Foley hat Philosophie studiert und besitzt einen Doktortitel der Literaturwissenschaften. Nach Stationen in New York, Atlanta und Charleston ist sie in ihre Heimatstadt Pittsburgh in Pennsylvania zurückgekehrt, um zu heiraten. Dort lebt sie mit ihrem Ehemann und arbeitet an neuen spannenden Romanen für ihre begeisterten Leserinnen in Deutschland und Amerika
Bibliographische Angaben
- Autor: Gaelen Foley
- 2013, 1. Aufl., 448 Seiten, Maße: 12,5 x 18,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Hurst, Bärbel
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 3862784932
- ISBN-13: 9783862784936
- Erscheinungsdatum: 01.01.2013
Rezension zu „Ein Kuss auf dem Maskenball “
"Charmant, beschwingend, sinnlich - was für ein Lesevergnügen! Gaelen Foley erzählt so meisterhaft amüsant und warmherzig, dass man richtig in die Story hineingezogen wird." Michele Buonfiglio, myLifetime.com
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