History. Die Geschichten hinter der Geschichte
20. Jahrhunderts.
- 1913 Der erste deutsche Medienstar: Wilhelm II. - 1914 Ein bisschen...
20. Jahrhunderts.
- 1913 Der erste deutsche Medienstar: Wilhelm II. - 1914 Ein bisschen Frieden: Weihnachten an der Westfront - 1917 Mythos Mata Hari: Kurtisane und Agentin - 1932 Stalin, der Privatmann - 1943 Die »Weiße Rose«: Widerstand gegen Hitler - 1963 John F. Kennedy: Mythos und Wahrheit - 1979 Das kurzte Leben des Rudi Dutschke - 2003 Saddam Hussein: Die wahre Geschichte - u.v.m.
Berühmte Vorurteile, folgenschwere Irrtümer, große Emotionen, schwere Verbrechen. Zeitgeschichte lässt sich am anschaulichsten präsentieren als das, was sie ist: von Menschen gemacht. Die Meister dieser Kunst sind Guido Knopp und seine »Detektive der Geschichte«. Im zweiten »History«-Band rücken sie wieder Menschen und Legenden in den Mittelpunkt der Geschichte. Die emotionale Spannweite reicht von Mata Hari und John F. Kennedy bis Saddam Hussein. Dabei gehen sie neuen, ungeklärten oder nie gewagten Fragen nach. Hat Russlands Diktator seine Stalin-Launen auch als Familienvater ausgelebt? Was steckte wirklich hinter der Challenger-Tragödie? Guido Knopp überrascht aber auch mit aktuellen Erkenntnissen vom deutschen Schicksalsberg, aus dem Bermuda-Dreieck und den Hinterstuben des Vatikans. Er berichtet von der Odysee des Gehirns von Ulrike Meinhof, erzählt von der großen Liebe Coco Chanels oder entlarvt Winston Churchills »No sports«-Zitat als Irrläufer und den englischen Politiker als begeisterten Sportler. Aus neuen Blickwinkeln und anhand von bisher unbekannten Dokumenten beleuchtet »History« das ebenso faszinierende wie furchtbare 20. Jahrhundert in einem bewegenden Kaleidoskop.
Guido Knopp schreibt so fundiert und präzise, wie es nur ein Historiker kann, und so spannungsreich, wie es nur einem begabten Erzähler möglich ist. Der zweite Band zum TV-Magazin »History«, seit Jahren erfolgreich am Sonntagabend im ZDF.
History von Guido Knopp
LESEPROBE
Vorwort
Geschichteist wie ein guter Krimi. Viele Fragen stellen sich überhaupt erst auf den zweitenBlick, manche Spuren liegen verborgen oder wurden verwischt. Und was der schöneSchein glauben machen will, ist selten die ganze Wahrheit.
Licht insrätselhafte Dunkel vergangener Ereignisse zu bringen - das ist die Aufgabeder History-Reporter, unserer Detektive der Geschichte. Sie wühlen in Archivennach geheimen Dokumenten, sprechen mit Augenzeugen und Experten, entlocken manchemBeteiligten nach jahrzehntelangem Stillschweigen doch noch die Wahrheit. So fördernsie Überraschendes, Unerwartetes, Unglaubliches zutage - und zerstören manchenMythos.
ImMittelpunkt stehen immer wieder die vermeintlich wohl bekannten Menschen undEreignisse: Ganz gleich, ob unsere Detektive der Geschichte im exzentrischenWilhelm II. einen Mann als »Medienkaiser« entlarven, der sich früher alsseine Zeitgenossen durch geschickte PR-Arbeit in Szene setzte; oder ob sie die»Lebensborn«-Heime, die vermeintlichen »Edelbordelle« der SS, als überausbiedere, rassenideologisch verbrämte Versorgungsheime für junge, unverheirateteSchwangere entzaubern - bei History geht es um die Geschichte hinterder Geschichte. Über unzähligen vergangenen Ereignissen liegen noch immer dieSchwaden jener Nebelkerzen, die Inszenierung, Desinformation und Propagandaschon vor Jahrzehnten verbreitet haben - nach dem Motto Winston Churchills:»Die Wahrheit ist ein so kostbares Gut, dass sie durch einen Wall von Lügengeschützt werden muss.«
Nehmen wirdrei Beispiele, die nicht von ungefähr mit den beiden großen Völkerschlachtendes 20. Jahrhunderts, dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg, zu tun haben - schließlichstirbt im Krieg die Wahrheit stets zuerst. Da ist die Geschichte der Mata Hari.Die schöne, exotische und geheimnisvolle Verführerin, deren Leben im Jahr 1917ein jähes Ende vor den Gewehrmündungen eines französischen Exekutionskommandosnahm, wurde schon zeitlebens legendär: Mit ihrem atemberaubenden, orientalisch anmutendenStriptease tanzte sie sich in die Herzen und mehr noch in die Männerfantasiender feinen Pariser Gesellschaft der Jahrhundertwende: einsinnlich-schmachtender Blick, der ganze Körper verziert mit opulentem Schmuckund nur verhüllt von durchsichtigen Schleiern, die nach und nach fielen. Siebrach die Tabus ihrer Zeit. Und das Publikum in der pulsierenden Metropolenahm der angeblichen Tochter indischer Brahmanen die Rolle der freizügigen,lustbesessenen Natur-Schönheit nur zu gern ab. Reihenweise verfielen ihr meistgut betuchte Männer, mit denen sie sich abseits der Bühne zu amüsieren wusste.
Der ErsteWeltkrieg machte Mata Hari noch begehrenswerter: Deutsche und französischeGeheimdienste wollten sich ihre Reize zunutze machen - zum Zweck der Spionage:Im Bett sollte sie hohen Offizieren militärisch wichtige Details entlocken.Doch Mata Hari hatte sich verliebt, verstrickte sich im Spionagenetz, wurde vomfranzösischen Militär als Doppelagentin enttarnt und hingerichtet. Seitdemerregt ihre Biografie mit der delikaten Verquickung von knisternder Erotik undgroßer Weltpolitik die Gemüter; sie ist der Inbegriff der unwiderstehlichen, durchtriebenenSpionin.
Doch inWahrheit war Mata Hari vor allem eine Hochstaplerin. Tatsächlich stammte sieaus einer biederen holländischen Kleinstadt in der Provinz Friesland. Sie hieß MargarethaGeertruida Zelle und war Tochter eines ehrbaren Hutmachers. Noch bevor ihrzweites Leben als Kurtisane begann, hatte sie eine allzu bürgerliche Ehe hintersich. Die Tänzerin war auf der Suche nach Anerkennung und Geltung. Doch fürdas französische Militär war sie nur als ruchlose Verführerin und eiskalteAgentin von Wert: Mit ihrem Spionageprozess ließ sich von den Fehlschlägen ander Front ablenken. Woher Margaretha stammte und was sie tatsächlich antrieb,blieb daher lange im Schatten ihres großen und tragischen Abgangs.
Ähnlichsteht es um die Geschichte des geheimnisumwitterten deutschen U-Boots U 234. Kurzvor dem Ende des Hitlerreichs brach das Boot in Richtung Japan auf - mit heiklerFracht: modernste Strahltriebwerke für Jagdflugzeuge, tonnenweise optisches Glas,Quecksilber, Blei, streng geheime Konstruktionspläne. Doch was U 234 erst zum Mythoswerden ließ, waren zehn kleine Metallbehälter, 23 mal 23 Zentimeter groß. Sie enthieltenUranoxid, mit dessen Hilfe waffenfähiges Uran hergestellt werden konnte - dieVoraussetzung für die Atombombe. Als am 8. Mai 1945 schließlich die gesamtedeutsche Wehrmacht kapitulierte, befand sich U 234 längst auf hoher See - inden Weiten des Ozeans unauffindbar für alliierte Kriegsschiffe. Fünf Tage langrangen jetzt die Offiziere um die eine Frage: Sollte das Boot in den nächstenHafen einlaufen und aufgeben oder versuchen, sich auf eigene Faust bis nachJapan durchzuschlagen? Schließlich entschied Kapitänleutnant Johann Heinrich Fehler,sich den Amerikanern zu ergeben. Die Mannschaft wurde bald nach Hause entlassen;U234 endete eher unspektakulär als Zielscheibe für Torpedoübungen.
Gedankenspieleund Spekulationen machten das Boot dann dennoch berühmt: Hätte die Fracht anBord noch so kurz vor Schluss die Wende im Krieg Japans gegen die USA bringenkönnen? Hätten die ersten Atombomben dann San Francisco und Seattle ausgelöschtanstatt Hiroshima und Nagasaki? History-Reporter wiesen nach: Die japanischeAtomforschung steckte noch in den Kinderschuhen. Selbst wenn U 234 jemals inJapan eingetroffen wäre, den Verlauf des Krieges hätte seine radioaktive Ladungnicht mehr beeinflussen können. Doch es gibt noch einen weiteren Verdacht:Wurde das erbeutete Uranoxid verwendet, um die Hiroshima-Bombe zu bauen? Fanddie tödliche Fracht aus U234 auf makabre Weise doch noch ihren Weg ins Land deraufgehenden Sonne? Das Buch beantwortet die Frage.
In diesemWendejahr des 20. Jahrhunderts, 1945, trug ein anderer großer Protagonist desZweiten Weltkriegs längst das Siegerlächeln auf den Lippen: Winston Churchill.Die Bilder des großen Staatsmanns, Zigarre im Mund, Hut auf dem Kopf, volles,fröhliches Gesicht, ging um die Welt. »No sports«, mit dieser Devise wurdeChurchill nicht nur stolze 90 Jahre alt, sondern auch zum Schutzpatron allerSportmuffel. Doch die Detektive der Geschichte erschüttern jetzt das Alibi für Faulpelze:Nicht nur, dass das besagte Zitat nicht sicher belegt ist - in Wahrheit war WinstonChurchill sogar überaus sportlich.
Kricket,Schwimmen, Fechten, Reiten, Polo - die Liste seiner Sportbegeisterung kenntfast kein Ende.
Und dennochist die Legende von Churchills chronischem Müßiggang nicht bloß einelanglebige Zeitungsente, sondern zugleich hohe Politik: Für die Briten war derwohlbeleibte Genussmensch Churchill mit der dicken Havanna ein Symbol. In ihrerschwersten Stunde verhieß sein Anblick bessere Zeiten. Wenn er die ViertelLondons besuchte, die deutsche Bomben in Trümmer verwandelt hatten, war erseinen Landsleuten ein Fels in der Brandung, den nichts erschüttern konnte.Churchill »verkörperte« im wahrsten Sinne des Wortes jene zähe Zuversicht, dasssich das Leben trotz »Blut, Schweiß und Tränen« doch noch lohnte. Hätte erahnen können, dass er Jahrzehnte später mit seiner körperlichen Erscheinungzum Leumundszeugen aller eingefleischten Sportscheuen werden würde - er wäre»not amused« gewesen.
Diese undviele andere Geschichten hinter der Geschichte warten auf den folgenden Seitendarauf, entdeckt zu werden; Geschichten aus dem 20. Jahrhundert, die beweisen,dass die Wirklichkeit meist spannender - und lehrreicher - als jeder Krimi ist.
© 2005 byC. Bertelsmann Verlag, München
- Autor: Guido Knopp
- 2005, 3, 382 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Maße: 17,8 x 24,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Mitarbeit: Berkel, Alexander; Bokai, Nushin; Brauburger, Stefan
- Verlag: C. Bertelsmann
- ISBN-10: 3570006670
- ISBN-13: 9783570006672
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