Frostfeuer
Der neue, fesselnde Roman von Kai Meyer (''Die fließende Königin'').
Am eisigen Rand der Welt herrscht die unerbittliche Schneekönigin. Um die Macht der Tyrannin zu brechen, wagt es die junge Magierin Tramsin Spellwell, einen Zapfen vom Eisherzen der...
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Der neue, fesselnde Roman von Kai Meyer (''Die fließende Königin'').
Am eisigen Rand der Welt herrscht die unerbittliche Schneekönigin. Um die Macht der Tyrannin zu brechen, wagt es die junge Magierin Tramsin Spellwell, einen Zapfen vom Eisherzen der Königin zu brechen - der Beginn eines fantastischen Zauberduells.
Gewinner des Corine 2005. Kategorie: Kinder- und Jugendbuchpreis
Seit Anbeginn der Zeit herrscht die Schneekönigin über die weiße Öde am Rande der Welt. Kalt ist ihr Reich und aus Eis ihr Herz. Doch dann wagt die junge Magierein Tamsin Spellwell, was keiner zuvor je gewagt hat - sie raubt einen Zapfen vom Eisherzen der Schneekönigin, um die Macht der Tyrannin zu brechen. In Sankt Petersburg, im eisigsten Winter seit Menschengedenken, treffen die beiden erneut aufeinander. Ein fantastisches Zauberduell entbrennt - doch nicht Magie bestimmt die Siegerin, sondern der Mut des Mädchens Maus.
CORINE-Preis 2005 für das herausragendste Jugendbuch des Jahres
Literaturhaus Wien: Jury der Jungen Leser - Auswahlliste 2005
Zwölfter Platz der Moerser Jugendbuchjury 2005/2006
LESEPROBE
Sankt Petersburg, Hauptstadt desZarenreiches 1893
Der alte Mann saß auf einer Bank vordem Winterpalais und fütterte die Schneeflocken.
Neben ihm lag ein kleinerLederbeutel, aus dem er dann und wann eine Hand voll silbrigen Staubeshervorzog und mit einem leisen, glücklichen Lachen vor sich in die Luftstreute. Die wattigen Flocken, die seit Tagen ununterbrochen aus dem grauenHimmel fielen, schwärmten sogleich aus allen Richtungen herbei und ballten sichum die glitzernde Wolke. Wenn sie am Boden ankamen, war der Staub verschwunden.Die Schneeflocken hatten ihn aufgezehrt. Der Mann war groß und von bulligerGestalt, trotz seines hohen Alters. Niemand hätte gewagt, den freien Platzneben ihm auf der Bank zu beanspruchen. Man sah nicht viel von seinenwettergegerbten Zügen, denn er verbarg sie hinter einem buschigen Vollbart, sohell wie der Schnee in der nördlichen Taiga. Seine Augen inmitten verwitterter Faltensternestrahlten in einem kristallenen Blau.
Der Mann trug einen Mantel ausBärenfell und eine mit Schnee gepuderte Mütze, doch schien er auf beides kaumWert zu legen: Der Mantel stand offen, die Kopfbedeckung war nachlässigverrutscht. Die Kälte konnte ihm nichts anhaben.
"Guten Tag, Väterchen Frost."
Der Mann blickte auf. Für einenAugenblick schwand sein Lächeln, weil jemand es wagte, ihn bei der Fütterungder Flocken zu stören. Dann aber erkannte er die Frau, die ihn angesprochenhatte. Sein Lächeln kehrte zurück.
"Lady Spellwell?", fragte er."Tamsin Spellwell?"
Eine Frau war aus dem Schneetreibengetreten wie ein kunterbuntes Gespenst. Ihr zinnoberfarbener Mantel reichte biszum Boden. Die Schuhe, die darunter hervorschauten, waren spitz wie Stoßzähne -und violett lackiert. Auf dem Kopf trug sie einen viel zu großen Zylinder ausFilz, zusammengeschoben
wie eine Ziehharmonika, als hättejemand darauf gesessen. Ein farbenfroher Schal war mehrfach um ihren Halsgeschlungen und dennoch so lang, dass die Enden fast bis zum Boden baumelten.Regenbogenbunt war auch der geschlossene Regenschirm, den sie in einer Handhielt. In der anderen trug sie einen abgegriffenen Lederkoffer.
Vor der Bank blieb sie stehen unddeutete auf den freien Platz. "Darf ich?"
Väterchen Frost verschloss denBeutel und ließ ihn unter seinem Mantel verschwinden. "Es ist lange her, seites jemand gewagt hat, sich neben mich zu setzen."
Tamsin nahm Platz, schob denRegenschirm durch den Griff des Koffers und stellte beides neben sich auf eineSchneewehe. Dann legte sie ihre Hände mit den klobigen Fausthandschuhen in denSchoß. Unter ihrer verbeulten Hutkrempe lugten ein paar veilchenblaue Lockenhervor wie die Spitzen exotischer Vogelfedern.
"Wissen diese Menschen, wer dubist?" Sie deutete auf die wenigen Fußgänger, die bei diesem Wetter den Platzvor dem Palais überquerten. Hinter Vorhängen aus Schnee glitten Pferdeschlittenvorüber. Niemand nahm Notiz von den beiden sonderbaren Gestalten auf der Bank.
Der bärenhafte Alte schüttelteniedergeschlagen den Kopf. "Sie spüren etwas, das sie von mir fern hält. Abersie erkennen die Wahrheit nicht. Einst war das anders."
Tamsin glaubte, den Geruch von Wodkain seinem Atem zu riechen. Dunkle Zeiten, dachte sie, wenn selbst der Herr desrussischen Winters der Vergangenheit nachtrauert. "Danke, dass du meinen Ruferhört hast", sagte sie.
"Dein Vater war ein Freund."Väterchen Frost zögerte kurz. "Es tut mir Leid, was geschehen ist."
Sie wollte nicht über das Ende ihresVaters sprechen. Seit dem Tode Master Spellwells war noch nicht genug Zeitverstrichen. "Wie lange schneit es schon so stark?"
Väterchen Frost blickte zum Himmel."Seit ein paar Tagen. Und bevor du fragst: Nein, ich habe nichts damit zu tun.Und ich kann es nicht ändern."
Sie fluchte leise. Ihr fiel nur eineinziger Grund ein, warum Sankt Petersburg von solchen Schneefällen heimgesuchtwurde.
"Hast du ihn dabei?", fragte erunvermittelt. "Den Herzzapfen der Schneekönigin?"
Sie nickte, machte aber keineAnstalten, ihn unter ihrem Mantel hervorzuziehen. Sie spürte seine Kälte anihrer Brust. Je länger sie ihn bei sich trug, desto schmerzlicher war dieVorstellung, sich wieder davon trennen zu müssen.
"Ich will ihn nicht", sagte der alteMann.
"Ich weiß, dass du deshalbhergekommen bist."
Sie schloss für einen Moment dieAugen, enttäuscht, verzweifelt. "Wem sonst könnte ich ihn geben?"
"Für wen hast du ihn denngestohlen?"
"Mein Vater und ich sind vor einpaar Monaten von einer Gruppe Revolutionäre angeheuert worden, oben im Reichder Königin. Sie planen seit Jahren einen Umsturz. Sie wussten, dass nur jemandwie mein Vater das Talent besitzt, die Macht der Königin zu brechen."
"Oder jemand wie du. Menschen mitganz besonderen Fähigkeiten."
Sie lächelte zum ersten Mal, seitsie neben ihm Platz genommen hatte. "Im Vergleich zu ihm bin ich nur ein Kind."
"Ja. Sein Kind."
Ihr Lächeln wurde für einenAugenblick breiter. Dann verfinsterten sich ihre Züge wieder. "Ich hatte sogehofft, dass du mir den Zapfen abnimmst. Mir fällt niemand sonst ein, dem ichihn anvertrauen könnte."
Der Alte schüttelte den Kopf. "Erwürde mich verderben. So, wie er die Seele eines jeden vereist, der ihn zulange bei sich trägt." Ein Funkeln war plötzlich in seinen Augen, vielleichtwar es Argwohn, vielleicht etwas ganz anderes. "Du magst Recht damit haben,dass du ihn loswerden musst. Aber es gibt nur eine einzige Möglichkeit."
Sie runzelte die Stirn. "So?"
"Bring ihn ihr zurück."
Tamsin presste die Lippenaufeinander. Sie waren trocken und rissig von der bitteren Kälte. "Niemals",sagte sie nach einem Augenblick.
"Aber du hast selbst schon darangedacht, nicht wahr?"
"Nein", log sie. "Mein Vater ist beidem Versuch gestorben, ihn zu stehlen. Die Schneekönigin hat sie hat ihngetötet." Master Spellwells Körper war im Palast der Tyrannin zurückgeblieben;dort stand er als vereiste Statue in einem der zahllosen Eisdome, wo nur dieStille ihm Gesellschaft leistete.
Tamsins Unterlippe zuckte. "Liebersoll es mir ergehen wie ihm, als dass ich ihr den Zapfen freiwilligzurückgebe."
Väterchen Frost lächelte milde undschob seine zitternde Rechte über ihre Hände. "Das sind tapfere Worte, TamsinSpellwell. Wir sind uns nur einmal begegnet, und da warst du noch ein kleinesMädchen. Aber dein Vater hat schon damals gesagt, dass du großen Mut hast."
"Bitte", sagte sie eindringlich,"verwahr du den Zapfen."
"Niemals." Er zog seine Hand zurückund strich sich über den weißen Bart. "Dies ist jetzt allein dein Kampf. Unddeine Entscheidung. Aber nimm trotzdem einen Rat von einem alten Narren an. Gibihr den Zapfen zurück, bevor sie dich vernichtet. Was geht dich ihr Reich an -oder die Menschen, die dort in Knechtschaft leben?" Tamsin schüttelte abermalsden Kopf. Ihr Entschluss stand fest. Plötzlich war neue Kraft in ihr, flackerteempor wie Flammen aus kalter Kaminasche. "Du weißt, dass es nicht um ihr Reichgeht. Nicht mehr." Sie schwieg einen Moment. "Ist sie schon hier? In SanktPetersburg?"
Er nickte. "Diesen Schnee hat siemitgebracht. Die Flocken werden redselig, wenn man sie füttert."
"Wo hält sie sich auf?"
Er sagte es ihr.
...
© Loewe Verlag
- Autor: Kai Meyer
- Altersempfehlung: 12 - 15 Jahre
- 2005, 2, 304 Seiten, Maße: 14,4 x 21,4 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Loewe Verlag
- ISBN-10: 3785554419
- ISBN-13: 9783785554418
"Kai Meyer entwirft eigenwillige, ambivalente Figuren und siedelt sie in pittoresken Milieus an." (FAZ)
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