Merken
Merken
 
 
lieferbar
versandkostenfrei

Bestellnummer: 145333883

Buch (Gebunden) 23.00
Dekorierter Weihnachtsbaum
In den Warenkorb
Sortiert nach: relevanteste Bewertung zuerst
Filtern nach: alle
  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Katrin F., 25.07.2023

    „Ich existiere noch. Ich bin noch hier. … Ich versuche zu verstehen, warum.“
    Ich hatte bisher noch keinen Roman einer isländischen Autorin gelesen, aber dieser Roman passt zu meiner Vorstellung von isländischer Literatur: die Geschichte um den Ich-Erzähler wird sehr ruhig erzählt ohne viel Drama. Die Beziehungen der Personen zueinander entwickeln sich behutsam. Es gibt Überraschungen, aber ohne Holterdipolter, alles mehr subtil. Die Sprache ist schlicht, die Dialoge kurz und direkt. Alle Beteiligten haben schmerzvolle, traumatische Erfahrungen im Gepäck. Sie hadern mit dem Leben und finden (oder auch nicht) ihren Weg. Dabei ändert sich weniger die Welt, in der sie Leben, als ihre Einstellung dazu, ihre Handlungen in der Welt. Das ist eindringlich und nachvollziehbar, es ist stark. Das Buch ist traurig, hat auch ein paar komische Stellen, es ist ein Roman, der nachwirkt. Ich habe es im Sommer gelesen, es passt allerdings weniger zur Hitze als zu Herbst, Regen, Schnee und Winter – dann perfekt.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    lisbethsalander, 03.08.2023

    Wird noch lange nachklingen

    Audur Ava Ólafsdóttir hat mit Hotel Silence einen leisen unaufgeregten Roman vorgelegt, der gerade deshalb extrem kraftvoll und beeindruckend daherkommt. Im Mittelpunkt steht Jónas, ein Mann mittleren Alters, der sich vorgenommen hat, aus dem Leben zu scheiden. Findet er anfangs immer wieder Ausflüchte, um seinen Plan in die Tat umzusetzen, macht er sich dann eines Tages auf und reist in ein Kriegsgebiet, um dort vielleicht auch rein zufällig, ums Leben zu kommen. Er checkt im dem Roman namensgebenden Hotel Silence ein. Anfangs habe ich immer wieder zwischen den Zeilen nach einer genauen Ortsangabe gesucht, doch die Autorin überlässt einiges unserer Phantasie, nach dem Motto, ein Kriegschauplatz ähnelt quasi dem anderen. Die Situation im Hotel und der unmittelbaren Umgebung hat etwas Skurriles, und das wird dem Leser hervorragend übermittelt und dargestellt. Einerseits möchte Jónas vorgeben, sich im Urlaub zu befinden, andererseits ist dies aufgrund der Zerstörung, Missstände und dem Mangel, den er vorfindet, nur schlecht bis gar nicht möglich. Mit einem mitgebrachten Werkzeugkoffer nimmt er kleinere Reparaturen vor und findet so eine neue Aufgabe und dadurch auch irgendwie zurück ins Leben. Die Autorin hat einen sehr prägnanten leisen und eindringlichen Schreibstil. Sie bringt die Situation im Kriegsgebiet eindrücklich rüber und nähert sich vorsichtig und empathisch den körperlichen und seelischen Verletzungen der Menschen. Mich hat das Buch sehr berührt und wird noch lange nachklingen. Mein Dank gilt der Autorin für die nicht leichte aber um so beeindruckendere Lektüre!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Celia K., 07.08.2023

    Wie ein Kartenhaus fällt seine wohl geordnete Welt in sich zusammen und er senkt tatsächlich an Selbstmord. Was gibt es noch wofür er leben soll, und wie soll er leben, wenn doch alles woran er geglaubt hat eine Lüge war?!
    Mit diesen trüben Gedanken beginnt er über die Zukunft und die Auswirkungen des Todes auf sein Umfeld, sich Gedanken zu machen und nimmt schliesslich einen anderen Weg.
    Er lässt sein altes Leben hinter sich und flieht in ein anderes Leben, in eine andere Gemeinschaft.

    Dieses Buch ist so wunderbar geschrieben, das man gar nicht aufhören möchte zu lesen. Praktisch jeder Satz regt zum Nachdenken an. Am liebsten hätte ich ständig Sätze notiert, aber dann wäre ich ja gar nicht weitergekommen und das lässt sich fast nicht einrichten, zu sehr zieht einen das Geschrieben in seinen Bann mit der Macht der Sprache.

    Ganz klar dies ist kein Unterhaltungsroman, sondern Literatur, aber wer etwas Besonderes lesen möchte, wirklich etwas tolles, der sollte dieses Buch auf jeden Fall lesen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    dj79, 19.07.2023

    Positive Lebenseinstellung kann man erlernen
    Jonas fühlt sich einsam wie noch nie. Seine Ehefrau hat ihn verlassen und ihm mitgeteilt, dass die mit viel Liebe großgezogene Tochter nicht von ihm ist. Sein ganzer Lebensinhalt fällt wie ein Kartenhaus zusammen. Jonas weiß zunächst nicht, wohin mit sich. Er denkt an den Freitod, doch auch gleichzeitig, was sein Suizid in seinen Liebsten auslösen würde. Ihm bleibt nur die Flucht.

    Seine Reise führt ihn in ein kriegsgebeuteltes Land. Dort lernt er Mai, Fifi und Adam kennen. Seine Wahrnehmung verändert sich. Ich mochte die Konstellation aus westlichen Wohlstandsproblemen und der Challenge ums Überleben. Die eigene Sichtweise wird geerdet.

    Besonders war hier die Herangehensweise an die Geschichte. Obwohl die Geschehnisse nur lückenhaft beschrieben sind, hat sich für mich ein ganzheitliches Bild ergeben. Viele offene Enden regen zum Nachdenken an. Dafür ist es allerdings erforderlich, dass man ab und zu innehält und das Gelesene auf sich wirken lässt. Da der Roman gleichzeitig sprachlich sehr angenehm weitergeleitet, ist das gar nicht so einfach. Man wird zum suchthaften Lesen in einem Stück verleitet. Die Nebenfiguren, wie der Gastwirt oder die Schauspielerin, sowie das Setting an sich blieben anonym, so dass der Fokus auf einer Hand voll Personen lag. Für mich ist dadurch ein literarisch ansprechender Roman entstanden. Darüberhinaus bringt er eine gewisse, teilweise makabre Komik mit, die immer wieder Licht in die ansonsten trübe Grundstimmung bringt.

    Ansonsten hat mir der menschliche Zusammenhalt im Roman gut gefallen. Die Leute im Ort sind füreinander da, sorgen wechselseitig dafür, dass letztlich alle Gewerbetreibende von den wenigen Gästen profitieren. Empfehlungen und Anrufe bringen Gäste und Gewerbetreibende zusammen. Obwohl es nach dem Krieg bzw. während der Waffenruhe noch keine sichere gesellschaftliche Organisation gibt, gibt es einen Ausgleich und Ordnung im Ort.

    Insgesamt hat mir „Hotel Silence“ gefallen, gern empfehle ich den Roman weiter.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    1 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Michaela E., 23.07.2023

    Jonas hat entschieden, seinem Leben ein Ende zu setzen. Nur das Wann und Wie sind noch nicht geklärt. Im Mai soll es passieren und eine 5 sollte auch beim Tag vorkommen, der 5. oder 15. wären gut. Doch dann wird ihm klar, dass ihn wahrscheinlich seine Tochter findet, wenn er sich zuhause umbringt. Besser fremden Menschen seine Leiche zumuten!

    Kurzerhand beschließt er eine Reise zu machen. Mit wenig Gepäck und seinem Werkzeugkoffer reist er in ein kriegsgebeuteltes Land. Die Kämpfe sind vorüber, aber das Land ist noch voller Minen und der Tod lauert abseits der gängigen Wege.

    Im Hotel Silence bezieht er ein Zimmer und merkt schnell, dass hier vieles einer Reparatur bedarf. Nachdem er in seinem Zimmer Dusche und Schrank gerichtet hat, bittet ihn die Hotelbesitzerin gegen Kost und Logis für ihn zu arbeiten. Sie hat das Hotel von ihrer Tante übernommen und will es gemeinsam mit ihrem Bruder wieder auf Vordermann bringen.

    So kommt es, dass Jonas alle möglichen handwerklichen Tätigkeiten übernimmt und sich ganz nebenbei das Vertrauen der Stadtbewohner erarbeitet. Er kommt den Menschen näher und beginnt sich mit den Wunden und Narben auseinanderzusetzen. In diesem Land voller Leid und Tod kommen ihm seine eigenen Sorgen plötzlich wesentlich weniger tragend vor. Er setzt sich mit persönlichen und kollektiven Narben auseinander und beginnt langsam wieder einen Sinn im Leben zu finden, um sich am Ende wieder für andere öffnen zu können.

    Stilistisch ist das Buch sehr ansprechend. Vieles wird nur kurz angerissen in sehr aussagekräftigen kurzen Sätzen oder starken Bildern. Nur der erste Teil des Buches hat mir nicht so gut gefallen. Jonas dreht sich in seinen Gedanken mehrmals im Kreis und die Autorin bleibt sehr wage, was seine Selbstmordabsichten betrifft. Dadurch kann man als Leser*in kaum nachvollziehen, warum er zu diesem Schluss gekommen ist.

    Jonas Reise wiederum hat mich vollends überzeugt. Von welchem Land hier die Rede ist, verrät die Autorin nicht. Dadurch bekommt die Geschichte einen Hauch von Allgemeingültigkeit. Alle Kriege sind schrecklich und alle Menschen leiden darunter, egal welche Hautfarbe sie haben oder welcher Religion sie angehören. Das persönliche Leid verschwindet nicht, angesichts des kollektiven Leids, aber die Gewichtung verschiebt sich. Das hat die Autorin wunderbar eingefangen und hätte es nicht so lange Anlaufzeit gebraucht, bis mich das Buch fesseln konnte, wäre es ein Highlight geworden. So muss ich leider einen Stern abziehen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Readaholic, 19.07.2023

    Alles kann passieren. Es kann auch anders werden.
    Der Isländer Jonas sieht in seinem Leben keinen Sinn mehr. Die Ehe ist zu Ende, er hat das Gefühl, alles im Leben, positiv wie negativ, bereits erlebt zu haben und beschließt deshalb zu sterben. Seinen ursprünglichen Plan sich zu erschießen, verwirft er, er möchte es niemandem und schon gar nicht seiner Tochter zumuten, seine Leiche zu finden. Deshalb bucht er ein One-Way Ticket in ein Land, in dem noch vor kurzem Bürgerkrieg herrschte. Sein einziges Gepäckstück ist ein Werkzeugkasten, für den Fall, dass er sich erhängen möchte und einen Haken anbringen muss.
    Es wird nicht gesagt, um welches Land es sich handelt, und für die Geschichte ist dies auch unerheblich. Viel wichtiger ist es, dass dieser ungewöhnliche Schauplatz ihm die Augen öffnet, welch vielfaltige Arten von Leid es gibt. Seine eigene Depression tritt angesichts von Menschen mit fehlenden Gliedmaßen, die durch die Hölle gegangen sind, in den Hintergrund. Zunächst wird Jonas misstrauisch beäugt. Keiner glaubt ihm, dass er in diesem noch von Minen übersäten Land Urlaub machen will. Vielmehr könnte er zu denjenigen gehören, die versuchen, Geschäfte in dem zerstörten Land machen.
    Als Jonas den Bitten des Geschwisterpaars, das das Hotel Silence führt, in dem er abgestiegen ist, nachkommt, ein paar Reparaturen durchzuführen, spricht sich dies in dem kleinen Ort herum und bald werden seine Dienste von allen Seiten nachgefragt. Jonas ist ein Autodidakt, er repariert provisorisch mit dem wenigen Werkzeug, das ihm zur Verfügung steht, doch anscheinend ist er der Einzige weit und breit, der handwerklich begabt ist. Dieser Teil der Geschichte erscheint mir nicht sehr realistisch, doch tut es dem Ganzen keinen Abbruch. Herrscht am Anfang des Romans noch Jonas‘ niedergedrückte Stimmung vor, spürt man nun etwas von Aufbruchstimmung und Hoffnung. Allerdings erfährt man auch von den traumatischen Erfahrungen der Einheimischen, die jedoch versuchen, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Nicht fragen, was jemandem Schlimmes zugestoßen ist (oder was eine Person Schlimmes getan hat), sondern nach vorne schauen, ist die Devise.
    Der Schauplatz dieses Romans ist sehr ungewöhnlich. Ich habe zwar schon Romane gelesen, die beispielsweise in Afghanistan spielen und aus Sicht der Soldaten erzählt werden, aber über ein Land, in dem gerade erst ein Bürgerkrieg zu Ende gegangen ist und die Leute versuchen, wieder eine Zukunft aufzubauen, hatte ich noch nie gelesen.
    Im Übrigen befasst sich das Buch zwar mit ernsten Themen wie Krieg, Vergewaltigung, Depression usw., doch gibt es auch jede Menge lustige und skurrile Szenen. Auch der besondere Schreibstil und die vielen bemerkenswerten Zitate machen das Buch wirklich lesenswert. Hervorheben möchte ich noch das wunderschön gestaltete Cover, eine weiße Wasserlilie auf schwarzem Grund. Es gibt so viele Bücher, bei denen die Covergestaltung vollkommen willkürlich erscheint. Ich freue mich deshalb immer, wenn ein Bezug zum Buch besteht, was hier der Fall ist.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein