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Nimmt die Jahre mit Humor: Dora Heldt

Die Bestsellerautorin im Gespräch über das Leben mit 50plus und das Beste am Älterwerden

Sie steht für Besteller in Millionenauflage: Dora Heldt mit dem neuen Weltbild-Doppelband "Sommer. Jetzt! & Da fällt mir noch etwas ein..."

Bärbel Schmidt, so heißt eine der erfolgreichsten deutschen Bestseller-Autorinnen der Gegenwart. Die kennen Sie nicht? Wetten dass doch! Und zwar unter ihrem Künstlernamen: Dora Heldt. Den lieh sich Bärbel Schmidt alias Dora Heldt kurzerhand von ihrer Großmutter, als sie mit Anfang Vierzig, nach ihrer Scheidung, ihr erstes Manuskript für den Roman „Ausgeliebt“ (2006) bei einem Verlag einreichte. Da sie selbst Mitarbeiterin bei ebendiesem Verlag war, wählte sie das Pseudonym, denn sie wollte keine Vorzugsbehandlung, die Qualität ihrer Arbeit sollte überzeugen. So begann ihre Erfolgsgeschichte als Autorin.

Unser TIPP: Neu und nur bei Weltbild gibt es ab sofort einen Doppelband mit zwei Dora-Heldt-Bestsellern: "Sommer. Jetzt!" & "Da fällt mir noch was ein" mit sommerlichen Kurzgeschichten und Kolumnen.

Nach ihrem Durchbruch als Autorin folgten zahlreiche Bestseller in Millionenauflage - von „Urlaub mit Papa“ über „Tante Inge haut ab“ bis zu „Böse Leute“. Dora Heldts Markenzeichen: die Nordseeinsel Sylt, zumeist betagte Protagonisten und jede Menge Humor. Denn für ihren Geburtsort Sylt schlägt ihr Herz und dem Älterwerden begegnet sie einfach mit Gelassenheit wie sie im Weltbild-Interview (weiter unten) erzählt. Trotz ihrer steilen Schriftsteller-Karriere ist Dora Heldt übrigens immer bodenständig und vor allem auch berufstätig geblieben. Neben dem Schreiben ihrer Bestseller arbeitete die gelernte Buchhändlerin weiterhin als Verlagsvertreterin. Inzwischen widmet sie sich ganz dem Schreiben.

Dora Heldt über das Gute am Leben mit 50plus, das Beste am Älterwerden und ihren Mutterwitz

Dora Heldt: „Man ist noch nicht so richtig alt, man ist aber auch nicht mehr jung“

Ihren ersten Roman „Ausgeliebt“, eine humorvolle Trennungsgeschichte, haben Sie damals nach Ihrer eigenen Scheidung verfasst. Schöpfen Sie aus eigenen Lebensthemen?

Dora Heldt: Meine Scheidung war damals schon zwei oder drei Jahre her. Mit dem Schreiben angefangen habe ich, weil ich zum einen das Gefühl hatte, ich müsste für meinen Kopf mal irgendwas anderes machen als nur Außendienst, 20 Jahre lang. Zum anderen habe ich rückblickend überlegt, was für ein Buch hätte ich eigentlich selbst gerne während meiner Scheidungsphase gelesen? Also in dieser Zeit mit schwerem Liebeskummer und Neuanfang und noch nicht genau wissen, wird alles gut, gibt’s ein Happy End? Und genau DAS Buch hab ich mir dann eigentlich geschrieben. Und es ist auch autobiographisch, weil ich es schwierig finde, mich in einen Kopf hineinzuversetzen, der so ganz anders ist. Wenn ich zum Beispiel beschreibe wie es ist, wenn man zu dieser Verhandlung fährt, dann habe ich natürlich beschrieben wie’s mir damals ging.

Dora Heldt: „Die Helden des Lebens benötigen plötzlich die eigene Hilfe“

Welche Themen bestimmen das Leben von Frauen in den 50ern?

Dora Heldt: Man ist noch nicht so richtig alt, man ist aber auch nicht mehr jung. Ab Mitte fünfzig ist es das erste Mal, finde ich, dass man nicht mehr das Gefühl hat, es ist alles möglich. Dann kommt hinzu, dass in meinem Freundeskreis bei vielen die Eltern alt, dement oder pflegebedürftig werden. Da dreht sich was um: Die Helden des Lebens benötigen plötzlich die eigene Hilfe. Dann gibt es die ersten Todesfälle im Freundeskreis. Da stellt sich die Frage: Wie wollte ich mit 18 oder 19 Jahren werden? Und wenn ich die Schablone heute darauf lege, deckt sich das eigentlich? Wenn man mir mit 18, 19 ein kleines Filmchen meines heutigen Leben gezeigt hätte, wie hätte ich reagiert? Hätte ich gesagt: Oh Gott, wie sieht die denn aus? Und wie redet die denn? Das finde ich spannend, das ist ein Thema, das mich momentan umtreibt und womit sich auch "Drei Frauen am See" beschäftigt.

Dora Heldt: „Jetzt darf man endlich altkluge Dinge sagen!“

Ihre Geschichten vermitteln immer eine optimistische Sicht aufs Leben und auch aufs Alter. Was ist gut am Älterwerden?

Dora Heldt: Da ist ganz viel gut. Man hat diesen ganzen Druck nicht mehr. Ich empfinde das Leben als viel entspannter als vor 5 oder 10 oder 20 Jahren. Ich muss keinem mehr was beweisen. Wenn es Leute gibt, die mich angucken und doof finden, dann ist es so. Ich muss auch im Beruf nichts mehr beweisen oder meinem Vater erklären, dass ich Autofahren kann. Man ist nicht mehr so abhängig von der Meinung anderer. Außerdem darf man jetzt endlich altkluge Dinge sagen! Bei der Generation meiner Eltern ist natürlich Endlichkeit ein großes Thema. So ein 80. Geburtstag ist toll, schön, dass man ihn hat, aber der hat auch was Trauriges.

Die Insel Sylt spielt häufig eine Hauptrolle in Ihren Romanen und auch eine in Ihrem eigenen Leben. Welche Geschichte verbindet Sie mit der Nordseeinsel?

Dora Heldt: Ich bin da geboren, meine Mutter ist Sylterin. Ich bin zwar nicht da aufgewachsen, weil wir als Bundeswehrfamilie ständig umgezogen sind. Und dadurch hatte ich kein klassisches Elternhaus, wir wohnten überall nur fünf, sechs Jahre. Aber es gab das Haus meiner Großmutter, und da waren wir in allen Ferien. Da gibt es auch das Zimmer, in dem ich geborgen wurde. Ich war eine Hausgeburt, genau wie meine Cousinen. Und in diesem Haus auf Sylt wohnen heute meine Eltern, die vor 30 Jahren zurückgegegangen sind. Ich fahre auch heute noch regelmäßig nach Sylt, sonst kommt das alte Heimwehgefühl und ich werde unruhig.

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Sind Sie ein Familientier?

Dora Heldt: Ja, das ist man als Bundeswehr-Kind, glaube ich, immer. Weil man immer die Neue ist. Aber man hat ja immer die Geschwister und die Familie. Wir haben dadurch eine besondere Bindung und sind sehr eng miteinander.

Sie pendeln zwischen Hamburg und Sylt. Was kann nur die Großstadt und was kann nur die Insel? Brauchen Sie die Mischung oder könnten Sie sich vorstellen ganz auf Sylt zu leben?

Dora Heldt: Ich finde diese Mischung perfekt. Ich weiß nicht, ob ich auf Sylt wirklich dauerhaft leben wollte. Im November, Dezember und Januar muss man Sylt schon sehr lieben. In diesen Monaten ist es eine sehr, sehr dunkle, verregnete und graue Insel mit wenig Menschen. Ich mag das, aber nicht länger als zwei Wochen am Stück. Dann fahre ich zurück nach Hamburg und freue mich, dass da alles so hell ist. Hamburg ist für mich per se eine tolle Stadt, weil überall Wasser ist. Ich mag auch gern den Trubel, das Gefühl, ich könnte jeden Tag ins Theater gehen. Ich mach’s dann nie, aber ich weiß, ich kann es machen. Aber Sylt hat eine besondere Wirkung auf mich: Dort komme ich an und bin sofort langsamer als in Hamburg. Da habe ich auch viel mehr Konzentration und lasse mich nicht so schnell ablenken. In der Großstadt Hamburg ist es die Hölle, wenn man grade mal keine Lust hat zu schreiben. Da kann man ja immer was essen gehen oder Kaffee trinken oder zum Einkaufen. Auf Sylt müsste ich mich ins Auto setzen und wohin fahren. Also schreibe ich durch.

Was macht guten Humor für Sie aus?

Dora Heldt: Humor muss aus der Situation kommen. Es gibt Tage, da findet man nichts komisch und dann kann man auch nichts Humorvolles aufs Papier bringen. Und dann gibt es eben die leichten Tage. Davon abgesehen habe ich einen ganz guten Mutterwitz, den haben alle in der Familie. Ein Gespür für Situationskomik, ich sehe sofort einen Film und nehme auch vieles nicht so ernst. Was ich wichtig finde, ist, man darf nicht ÜBER jemanden lachen, man darf sich nicht lustig machen. Und man muss seine Protagonisten mögen. Wenn ich meine Rentner in den Romanen nicht mögen würde, dann wären die auch nicht komisch. Aufs Timing kommt es an, man darf die Schraube nicht zu weit drehen. Und schlecht ist auch, wenn man den Witz erst erklären muss.

1 Kommentar
  • Nicki, 02.11.2021

    Welche Dinge bestimmen das Leben von Männern in den 50ern? Warum wird bei Frauen immer so darauf herumgeritten, dass sie keine 20 mehr sind? In Interviews mit Männern spielt das Alter selten eine Rolle, solange sie nicht jenseits der 80 sind. Es wäre viel entspannter, wenn man mit uns Frauen genauso umginge.