Mord in feiner Gesellschaft / Molly Murphy ermittelt-Reihe Bd.2 (ePub)

Das Buch:
Ich habe dieses Buch im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks gelesen, wofür ich mich bei digital publishers bedanke. Es handelt sich hierbei um den 2. Teil einer Serie um die (angehende) Ermittlerin Molly Murphy. Es ist nicht erforderlich den 1. Teil zu kennen um diesen zu verstehen, da der Fall in sich abgeschlossen ist, jedoch wäre es nützlich um die Hintergrundinformationen zu haben, wie und warum Molly z.B. nach New York kam. Die Rückblenden deuten dies nur an.

Worum geht’s?
Die Irin Molly Murphy ist neu in der Stadt New York und braucht dringend eine Arbeit. Jedoch scheint ihr keine Arbeit wirklich zu liegen und so beschließt sie Ermittlerin zu werden. Das allerdings ist gar nicht so einfach, denn sie ist eine Frau, die es ausgerechnet auf einen Männerberuf abgesehen hat. Captain Daniel Sullivan der New Yorker Polizei sähe sie lieber als Unterhalterin für die alte Miss van Woekem. Ihm zuliebe beginnt sie ihren Dienst auch, jedoch hat sie schon bald die Nase voll und versucht lieber den Privatdetektiv Paddy Riley von ihren Fähigkeiten zu überzeugen. Dieser jedoch mag weder Frauen noch eine Assistentin. Entsprechend grummelig begegnet er ihr auch. Nach einigem hin und her lässt er sie gewähren ohne ihr aber wirkliche Einblicke in seine Fälle zu geben. Und dann geschieht ein Mord!

Charaktere:
Die junge Molly Murphy hat ein forsches Auftreten, das mit Sicherheit in der New Yorker Gesellschaft als wenig damenhaft bezeichnet werden würde. Sie ist schlagfertig und tut ihre Meinung kund. Eben diese Eigenschaft macht sie mir und auch dem gutaussehenden Daniel Sullivan – Captain der New Yorker Polizei – auf Anhieb sympathisch. Bei der Arbeitssuche ist ihr dieses Verhalten aber bisweilen im Weg, ebenso wie der Umstand, dass sie typische Frauenarbeiten nicht wirklich interessant findet. Molly möchte spüren, dass sie lebt. Sie sucht die Abwechslung und die Aufregung. Auf mich macht sie den Eindruck eines Wirbelwindes, der aber dennoch seine Erziehung nicht vergessen hat. Nachdem sie es dann mit ihrem Verhalten auch geschafft hat, Paddy Riley einigermaßen zu überzeugen, dass er sie braucht, stürzt sie sich in die Arbeit. Molly ist neugierig, aber Paddy will ihr gegenüber eigentlich gar nichts erzählen – ich denke, er vertraut er ihr nicht. Erst als er im Sterben liegt, lässt er noch einen seltsamen Satz von sich, auf den Molly sich zunächst keinen Reim machen kann. Da die Polizei keinesfalls den Anschein macht, diesen Fall tatsächlich untersuchen zu wollen, macht Molly sich auf die Suche nach Paddys Mörder. Nachdem sie so erfindungsreich war, als es darum ging den Job bei Paddy zu bekommen, hätte ich erwartet, dass sie in ihren Ermittlungen ebenso kreativ ist. Hier allerdings kommt sie dann häufig doch recht naiv daher. Diese Naivität passt nicht so recht zur toughen Frau, die sie bei Miss van Woekem war, finde ich.

Paddy Riley ist ein Griesgram und vermutlich war er auch ein Einzelgänger. Leider erfährt man trotz der Ermittlung von Mollys Seite nicht allzu viel über sein Leben. Das ist sehr schade, denn Paddy schien in sehr delikaten Fällen zu ermitteln, die durchaus das Potential gehabt hätten, Skandale auszulösen. Ich glaube, da wäre mehr möglich gewesen, den Leser hinter die Kulissen schauen zu lassen.

Ryan O’Hare, der über lange Zeit Mollys Hauptverdächtiger ist, wird als einnehmender Charakter dargestellt, der durch Charme, gutes Aussehen und vor allem durch Sprunghaftigkeit und Unzuverlässigkeit glänzt. Darüber hinaus bewegt er sich – genau wie Sid und Gus, Mollys neue Freundinnen – in der Künstlerszene, die offensichtlich etwas anders gestrickt ist, als man erwarten würde. Von Anfang an war ich mir nicht sicher, ob man ihm vertrauen kann oder nicht – Molly lässt sich jedoch restlos von ihm einwickeln. Etwas, das man einer guten Ermittlerin vielleicht nicht zutraut.

Generell kann ich sagen, sind die Charaktere nicht so vielschichtig gezeichnet. Man erkennt zwar, wer als sympathisch und wer als weniger sympathisch gelten soll, aber alles in allem bleiben die Figuren für meine Begriffe etwas blass.

Historischer Hintergrund:
Die Geschichte spielt im New York des beginnenden 20. Jahrhunderts – 1901 – und in einem kurzen Nachwort erwähnt die Autorin, welche Ereignisse und Figuren historisch belegt sind. Was mich etwas irritiert hat, ist der Umstand, dass zu diesem Zeitpunkt in Amerika schon so offen mit Homosexualität umgegangen sein soll. Ich kenne mich diesbezüglich nicht aus, aber irgendwie erscheint es mir nicht korrekt. Ebenfalls angezweifelt habe ich, dass man zu diesem Zeitpunkt bereits mit Aktmalerei Geld verdienen konnte. Vielleicht ordne ich es falsch ein, aber es passt für meine Begriffe nicht – vor allem nicht zur prüden Erziehung.

Dass die Iren in Armenvierteln gelebt haben, wenn sie frisch eingewandert waren, passt hingegen schon in meine Vorstellung.

Im Mittelteil der Geschichte tritt der Kriminalfall sehr in den Hintergrund und es geht mehr um die Betrachtung der Gesellschaft und wie diese sich verändert. Das ist einerseits nicht uninteressant – insbesondere, da es hier auch um die Stärkung der Frauenrechte und die Abschaffung der Monarchie in Europa geht – andererseits wurde mir dieses Thema für einen Krimi dann doch zu dominant. Wenn das Eine und das Andere mehr ineinander verflochten wären, hätte sich aus dieser Betrachtung sicherlich interessantes Potential ergeben. Inwieweit die hier dargestellten Fakten der Historie entsprechen, vermag ich nicht zu sagen.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Rhys Bowen ist leicht zu lesen. Hin und wieder haben sich allerdings ein paar Rechtschreib- oder Übersetzungsfehler eingeschlichen.
Die Autorin schafft es mit guten Dialogen ihre Geschichte lebendig zu machen. Molly z.B. kann man sich eben durch ihre Sprache lebhaft vorstellen. Hier möchte ich auf ihren ganz privaten Disput mit Nuala verweisen. Es ist herrlich zu lesen, wie die biestige Nuala immer wieder lautstark vermutet, dass Molly einen Liebhaber hat, dass dieser sie „raus geschmissen“ hat usw. Eigentlich spricht daraus ihr ganzer Neid und ich musste bisweilen schmunzeln, wenn ich sie mir versuchte vorzustellen.
Und auch Ryans Art und Weise wurde durch die Dialoge sehr deutlich dargestellt. Seine Sprechweise empfand ich als passend zur Figur.

Fazit:
Alles in allem ist dieser Roman leichte, teilweise amüsante Lektüre für zwischendurch. Der Kriminalfall selbst steht dabei nicht immer im Vordergrund und unblutig bleibt es auch. Wer sich für eine niedliche, etwas naive Ermittlerin erwärmen kann, der ist hier genau richtig. Von mir gibt es 3 von 5 Sternen.