5 Tage im Sommer
Cape Cod, 3. September: Der letzte Ferientag für Emily und ihre drei Jungen. Emily will nur noch schnell im Supermarkt Proviant einkaufen. Doch Emilys Mutter Sarah und die Kinder warten vergebens auf ihre Rückkehr.
Als der Ex-FBI-Agent John Geary kurz...
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Cape Cod, 3. September: Der letzte Ferientag für Emily und ihre drei Jungen. Emily will nur noch schnell im Supermarkt Proviant einkaufen. Doch Emilys Mutter Sarah und die Kinder warten vergebens auf ihre Rückkehr.
Als der Ex-FBI-Agent John Geary kurz darauf von dem Fall erfährt, findet er heraus, dass es bereits drei Fälle gegeben hat, in denen am 3. September eine Frau entführt wurde. Alle hatten Söhne im Alter von sieben Jahren. Diese verschwanden fünf Tage nach der Mutter ebenfalls. Mehrere Tage später tauchten die Frauen auf, doch sie waren so verstört, dass sie nicht schildern konnten, was passiert war: Dass der Täter ihre Söhne vor ihren Augen zu Tode quälte.
Fünf Tage Zeit, den Mörder zu finden. Denken die Ermittler. Doch niemand kann ahnen, dass der Killer diesmal schneller reagiert. Weil er in ihrer Mitte ist. Als sie es herausfinden, ist es bereits zu spät. Emilys Sohn Sam ist verschwunden.
Kate Pepper ist in Frankreich geboren. Heute lebt sie mit ihrer Familie in New York.
Auf dem Parkplatz eines Supermarktes verschwindet eine junge Mutter. Als ihr Ehemann eine Vermisstenanzeige aufgeben will, nimmt ihn die Polizei nicht ernst.
Nur John Geary, ein Ex-FBI-Agent, ist alarmiert. Vor genau sieben Jahren wurde eine andere Frau entführt. Fünf Tage danach verschwand ihr siebenjähriger Sohn. Und tauchte nie wieder auf. Im Gegensatz zu seiner Mutter. Doch die hat seitdem kein einziges Wort gesprochen.
Nur John Geary, ein Ex-FBI-Agent, ist alarmiert. Vor genau sieben Jahren wurde eine andere Frau entführt. Fünf Tage danach verschwand ihr siebenjähriger Sohn. Und tauchte nie wieder auf. Im Gegensatz zu seiner Mutter. Doch die hat seitdem kein einziges Wort gesprochen.
KAPITEL 1
Emilykam aus dem Wasser und ließ den Blick über den Juniper Pond schweifen. Es warwindstill, und ein ruhiger Himmel hing über dem glitzernden See. Kiefern und Schilfsäumten das Ufer, unzählige kleine Buchten, die kein Mensch je betreten hatte.Emily hatte jeden Sommer ihres Lebens hier verbracht, aber noch immer gab es Stellenan diesem See, die sie noch nie gesehen hatte. Sie hob die Hand, um die Augengegen die Nachmittagssonne abzuschirmen. Sam, ihr jüngerer Sohn, torkelte ausdem Wasser und stellte sich tropfend neben sie.
«Warummacht er das?»
Samzeigte auf den Baum, den sie mittlerweile nur noch den «Greifer» nannten. Diealte Kiefer stand schräg nach vorn gebeugt einige hundert Meter entfernt ineiner benachbarten Bucht. Am Fuß ihres Stammes war sie stark gekrümmt, als obsie mit all ihren Ästen nach etwas greifen wollte, was sich in der Mitte desSees befand.
«Damuss etwas sein, das der Baum braucht», erwiderte Emily.
«Oderhaben will.» David, ihr Ältester, war herangeschwommen. Emily musste lächeln.«Was will der Baum?», war die rituelle Frage gewesen, die sie als Kind ihrerMutter jeden Sommer gestellt hatte.
«Ichnehme an, er will alles», hatte Sarah stets geantwortet.
Emilyentschied sich für eine neue Antwort. «Vielleicht will er ja fliegen», sagtesie zu ihren Söhnen und wollte Sams nasse Haare zerzausen. Aber er war schonwieder im Wasser und versuchte, den davonschwimmenden David einzuholen.
EinenMoment lang schob sich eine Wolke vor die Sonne. Wasser schwappte um EmilysZehen. Wie gerne würde sie nochmals mit ihrer Mutter und den Kindern schwimmengehen, aber sie hatte die Einkaufsfahrt zu lange aufgeschoben. Es musstebereits drei Uhr sein, vielleicht sogar später. Morgen würde sie mit denKindern zurück nach New York fahren - die jungen mussten
Emilyhob den Arm und winkte zum Abschied. Metall klirrte an ihrem Handgelenk; dasSchloss ihres silbernen Armbands mit den Glücksbringern war wieder aufgegangen.Sie ließ es zuschnappen und rief Sarah zu: «Erinnere mich daran, dass ich meinArmband reparieren lasse.»
«Passauf, dass du es nicht im Wasser verlierst, Liebes», rief Sarah zurück. Siestand bis zur Taille im Wasser und hielt die zappelnde einjährige Maxi auf demArm. Die breite Krempe von Sarahs Strohhut warf Punkte aus Licht und Schattenauf Maxis pausbäckiges Gesicht.
Geradeals Emily endgültig aufbrechen wollte, planschte Sam vor ihr herum, um ihreAufmerksamkeit für seine Schwimmversuche zu erheischen.
«Sammy,du musst deine Bewegungen genauer kontrollieren.» Emily deutete auf David.«Sieh nur.»
Davidbewegte sich mühelos im Wasser. Er war vollkommen in seinem Element - genauwie sie mit elf Jahren. Sams Schwimmversuche waren hingegen noch nicht vonErfolg gekrönt. Emily beschloss, dass das Einkaufen ruhig noch fünf Minutenwarten konnte. Sie watete in den See hinaus, und Sam warf sich ihr so ungestümin die Arme, dass sie fast hintenüber gefallen wäre.
«Versuches mal so, mein Kleiner.»
Sieschwamm um ihn herum, ließ die Arme rotieren und warf das Gesicht hin und her,um Luft zu schnappen. David schwamm wie ein junger Delphin an ihre Seite und imitierteihre Bewegungen. Mit einem Augenzwinkern in Davids Richtung ergriff sie SamsHand, schwamm rückwärts und zog ihn mit sich. Er strampelte planschend mit denBeinen, unbändige Lebensfreude blitzte in seinen braunen Augen auf.
Siepaddelten hinüber zu Sarah und Maxi, die sofort ihre Arme um Emilys Schulternschlang. Emily zog ihr kleinstes Kind an sich, küsste und drückte es. «Mommyfährt einkaufen, Oma wird schön auf euch aufpassen.»
«Nein!»Eine seidenweiche Wange schmiegte sich an Emilys Hals.
«Momist doch gleich wieder da. Ich habe dich lieb. Pass schön auf Grandma auf,solange ich weg bin.»
«Nein!»
«Doch!»Sam spritzte Maxi nass, die sich lachend revanchierte.
«Vorsichtwegen Maxis entzündetem Ohr», mahnte Emily.
Sarahdrehte Maxi zur Seite, und Sam startete einen neuen Schwimmversuch.
«Mom»,sagte David. Er war geschickt und unbemerkt neben sie geglitten. Sie strich ihmeine nasse Strähne aus der Stirn. «Erdbeereis, okay??»
«Brauchenwir noch Waffeln?»
Ja»,antwortete Sarah.
«Ichversuch daran zu denken.»
«Fahrlieber los, Liebes. Sieh nur den Himmel.»
Emilyblickte nach oben. Eine Phalanx von Wolken war dabei, sich vor die Sonne zuschieben. Ein unerwartetes Unwetter braute sich zusammen. Ihr Vater hatte immerWitze darüber gemacht, dass die Wettervorhersage der Cape Cod Times Tag für Taglautete: «bewölkt, sonnig und trocken mit Regenschauern». Wenn sie Glück hatte,war sie vom Einkaufen zurück, bevor das Gewitter losbrach.
Siewinkte Sarah und den Kindern ein letztes Mal zu und durchquerte das Wäldchen,das zwischen See und Haus lag. Kaum hatte sie den breiten Graspfad betreten, warsie in gleißendes Sonnenlicht getaucht. Auf dem Weg hinauf zum Haus, einem derfürs Cape so typischen verwitterten Holzhäuser mit rückwärtiger Veranda,verspürte sie ein Prickeln, als würde sie sich in einen Südseeurlaub davonstehlenoder mitten am Tag ins Kino gehen. Immer wenn sie die Kinder zurückließ,verspürte sie dieselben widerstreitenden Gefühle von schmerzlichem Verlust undverführerischer Freiheit. Vielleicht würde sie bei Starbucks vorfahren und sicheinen Eistee holen.
EinenEistee. Wie leicht ließ sich inzwischen der Tag versüßen. Bevor die Kinder zurWelt gekommen waren, hatte sie als Cellistin der New Yorker Philharmoniker die Weltbereist und war manchmal innerhalb einer einzigen Woche in drei verschiedenenLändern aufgetreten. Als junge Musikerin hatte sie alles gegeben. Das hatte siezumindest angenommen. Bis sie sich in Will verliebt hatte. Bis sie Muttergeworden war. Jetzt war sie Hausfrau und nur noch einmal wöchentlich unterwegs,um eine Musikkolumne für den Observer zu schreiben. Sie besprach alle Artenvon Musik und konnte dabei so subjektiv und respektlos verfahren, wie siewollte. Ein perfekter Job: Will hatte einen Abend ganz für sich mit denKindern, ohne dass sie ihm über die Schulter sah, und sie kam mal heraus undwurde für dieses Vergnügen auch noch bezahlt.
Emilyerreichte den erfrischend kühlen Schatten der Veranda. Es war einfacher, dasHaus durch die Hintertür im Parterre zu betreten. Sie atmete den süßlichenGeruch des Geißblatts ein, das Sarah so gezogen hatte, dass es die Verandaemporrankte. Der Garten, den ihre Mutter angelegt hatte, war grandios, und inwelche Richtung man auch blickte, überall stand etwas in Blüte. In diesemSommer jedoch hatte Sarah den Garten etwas vernachlässigt. Der Tod ihres MannesJonah lastete schwer auf ihr, auch Emily vermisste ihren Vater sehr. DasUnkraut, der aufgeschossene Salat, die zu hohen Gräser und verwelkten Blüten,all das beschwor ihn herauf.
Spielsachenlagen verstreut im Wohnzimmer auf dem Boden herum. Emily bahnte sich mitFußtritten einen Weg und betrat ihr Zimmer, das seit den Sommern ihrer Kindheitzum Gästequartier umgewandelt worden war. All die hübschen Farben hatten einemneutralen Anstrich weichen müssen, die Poster aus ihrer Jugendzeit waren vonden Wänden verschwunden. Über dem Bett hing eins der Gemälde, die Sarah vonEmily gemalt hatte. Es zeigte sie als kleines Mädchen an der Hand ihres Vaters,der vom Rahmenrand her ins Bild trat. Zwischen den Fenstern hingen zweigerahmte Fotos: Emily auf der Bühne der Carnegie Hall und Jonah neben seinemersten Oldtimer.
©Rowohlt Verlag
Übersetzung:Teja Schwaner
Es gab jemanden in Kate Peppers Leben, der schon sehr früh an ihr Talent als Schriftstellerin glaubte: ihre Lehrerin. Sie machte Kates Eltern darauf aufmerksam, nachdem Kate eine phantastische Geschichte als Aufsatz geschrieben hatte. Und die Lehrerin hatte recht. Kate Pepper, geboren 1959, brauchte zwar einige Umwege, während derer sie sich mit den unterschiedlichsten Jobs über Wasser hielt, ihren Magister in Literatur und Kreativem Schreiben machte, an einem College sogar Kreatives Schreiben unterrichtete - doch das Schreiben kam zu Kate, und sie nahm es an.
Geboren wurde Kate als Tochter amerikanischer Eltern in Frankreich und wuchs in Massachusetts und New York auf. Dort lebt sie heute auch mit ihrem Mann, einem Filmproduzenten, und ihren beiden Kindern. Familienidylle also - doch in ihren Büchern ist es vorbei mit der Idylle. Die mittlerweile zahlreichen Thriller drehen sich z. B. um den Domino-Killer, den die Detectives nur JPP (Just Plain Psycho) - „einfach nur krank" - genannt haben, irre Stalker oder Mädchenmörder. Und Kate Pepper ist damit höchst erfolgreich. Abgehoben ist sie deswegen nicht: Wenn sie noch Zeit neben ihren Jobs als Ehefrau, Mutter und Autorin findet, unterrichtet sie ab und an noch Kreatives Schreiben an einer Universität. Sehr zur Freude ihrer Studenten.
- Autor: Kate Pepper
- 2008, 14. Aufl., 320 Seiten, Maße: 11,4 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Schwaner, Teja
- Übersetzer: Teja Schwaner
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499237776
- ISBN-13: 9783499237775
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