Abschied von Rostock
Schweren Herzens nimmt der 86-jährige Rudi Czerwenka aus gesundheitlichen Gründen Abschied von Rostock, wo er 30 Jahre als freiberuflicher Schriftsteller und Journalist arbeitete. Mit viel Humor und Spannung erinnert sich der Autor an wichtige Stationen...
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Produktinformationen zu „Abschied von Rostock “
Klappentext zu „Abschied von Rostock “
Schweren Herzens nimmt der 86-jährige Rudi Czerwenka aus gesundheitlichen Gründen Abschied von Rostock, wo er 30 Jahre als freiberuflicher Schriftsteller und Journalist arbeitete. Mit viel Humor und Spannung erinnert sich der Autor an wichtige Stationen seines Lebens, aber auch mit großem Abschiedsschmerz. Es sollte ein Abschied für immer werden. Drei Monate nach seinem Tod erschien dieses, nun endgültig letztes Werk.
Lese-Probe zu „Abschied von Rostock “
So menschenleer und brachliegend wie nach dem Dreißigjährigen Krieg, wie in dem alten Volkslied vom Maikäfer besungen, sah es nach dem vorerst letzten Völkermorden in Europa nicht aus. Emil musste es wissen, er hatte sowohl in Mecklenburg als auch in Vorpommern vorübergehend sein Zuhause gefunden. Zuerst hatte dieser schmale Landstrich an der Ostsee noch ganz anders geheißen, war nach der damaligen Bezirkshauptstadt benannt worden. Aber da war Schwerin und sein Schloss als Wohnsitz für die Abgeordneten noch nicht im Streitkern der Debatten.Der Name Mecklenburg-Vorpommern für eines der neuen östlichen Bundesländer wurde erst mit der Wiedervereinigung amtlich und schriftlich festgelegt. Da das ein wenig zu lang erschien, wurde es zu Meck-Pomm abgekürzt. Eine nochmalige Reduzierung hättte bei MG geendet, aber das war ein Schusswaffe und demnach verpönt.
Emils Erfahrungen kamen direkt aus den früheren Grenzgebieten von Mecklenburg und Vorpommern, so auch von Ribnitz und Damgarten. Ein Unterschied zwischen den beiden Orten war nicht zu bemerken, höchstens in der Größe der jeweiligen Bauwerke. Auch die einst geteilte Welt auf der Halbinsel Fischland bis Zingst lebte nur noch in den Geschichten der Ureinwohner weiter. Und das stille Dorf, in dem Emil als Schulmeister tätig war, dämmerte in völliger Abgeschiedenheit dahin, egal ob mecklenburgisch oder vorpommersch.
Allerdings hatte man bereits im vorigen Jahrhundert versucht, das Land in die allgemeine Entwicklung einzubinden. Heute ist es fast unglaubwürdig, dass man damals innerhalb von zwei Stunden ohne umzusteigen mit der Eisenbahn von Berlin bis nach Heringsdorf gelangte, mit Kind und Kegel, mit Dienerschaft und mitreisender Prominenz, um auf Usedom die Sommerzeit zu genießen. Gleiches galt für die Insel Rügen.
Auch die Landwirtschaft erlebte eine Blüteperiode. Großställe beherbergten die Rinder im Winterhalbjahr, im Sommer wurden sie auf die kleineren Inseln verfrachtet, in die Freiheit. Am östlichen Ausläufer
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der Halbinsel Zingst entstand ein Betrieb, der Grünfutter aufnahm, zu Pellets verarbeitete und an die vorherigen Produzenten zurücklieferte.
Auch Emil und andere Kollegen Schriftsteller wurden eingeladen, sich das einmal anzusehen. Zuerst ging's in die Pelletfabrik. Dann traf man sich am Strand, wo eine Kolonne hochachsiger Autos auf die Gäste wartete. Mit je einem ortskundigen Fahrer, der den Bodden schon zu seinen Kinderzeiten per Fahrrad überwunden hatte, ging es weiter bis zur aus dem Dunst herausschimmernden Insel. Man wurde nicht nass, höchsten innerlich, denn jeder Pkw führte eine Flasche Schnaps mit, die bis zur Landung entleert werden musste. Auf dem Inselchen traf man sich wieder. Alles war vorbereitet. Die Frau des Gutsdirektors spielte Gitarre. Er selbst entzündete den Reisighaufen. Die Gäste labten sich an Bier und Räucheraal.
Später einmal traf Emil auf den ehemaligen Direktor des ehemaligen Volkseigenen Gutes und sprach mit ihm über seine künftigen Pläne. Er wolle nach China oder in die Mongolei gehen und dort in der Wüste Gobi für den Aufbau der Viehwirtschaft arbeiten.
All das ist mal gewesen, auch die Existenz der vorpommerschen Werften. Wenn Emil jetzt per Taxi durchs Land rollt, meistens zu irgendeinem Arzttermin, dann sind die Straßen frei von jeglicher Betriebsamkeit. Nichts von "blühenden Landschaften", abgesehen von den Rapsfeldern. Der Nordosten der Bundesrepublik scheint beim Wiederaufbau übersehen oder vergessen worden zu sein. Die Hallen der einstigen Großbetriebe stehen noch, aber unter neuen Namen. "Abschleppdienst und Reparaturwerkstatt" steht an dem einen. Der Hof ist vollgepfropft von Autos aller Typen und Größen. Wer hat die alle abgeschleppt? An einem Haus lockt "Fremdenzimmer frei", an einem anderen "Eier-Automat" ein paar Kilometer weiter - "Ei, Ei, Ei - Hier fährt man doch nicht vorbei!" Wer möchte in dieser Einöde übernachten, auch mit Frühstück mit vielleicht nestwarmem
Auch Emil und andere Kollegen Schriftsteller wurden eingeladen, sich das einmal anzusehen. Zuerst ging's in die Pelletfabrik. Dann traf man sich am Strand, wo eine Kolonne hochachsiger Autos auf die Gäste wartete. Mit je einem ortskundigen Fahrer, der den Bodden schon zu seinen Kinderzeiten per Fahrrad überwunden hatte, ging es weiter bis zur aus dem Dunst herausschimmernden Insel. Man wurde nicht nass, höchsten innerlich, denn jeder Pkw führte eine Flasche Schnaps mit, die bis zur Landung entleert werden musste. Auf dem Inselchen traf man sich wieder. Alles war vorbereitet. Die Frau des Gutsdirektors spielte Gitarre. Er selbst entzündete den Reisighaufen. Die Gäste labten sich an Bier und Räucheraal.
Später einmal traf Emil auf den ehemaligen Direktor des ehemaligen Volkseigenen Gutes und sprach mit ihm über seine künftigen Pläne. Er wolle nach China oder in die Mongolei gehen und dort in der Wüste Gobi für den Aufbau der Viehwirtschaft arbeiten.
All das ist mal gewesen, auch die Existenz der vorpommerschen Werften. Wenn Emil jetzt per Taxi durchs Land rollt, meistens zu irgendeinem Arzttermin, dann sind die Straßen frei von jeglicher Betriebsamkeit. Nichts von "blühenden Landschaften", abgesehen von den Rapsfeldern. Der Nordosten der Bundesrepublik scheint beim Wiederaufbau übersehen oder vergessen worden zu sein. Die Hallen der einstigen Großbetriebe stehen noch, aber unter neuen Namen. "Abschleppdienst und Reparaturwerkstatt" steht an dem einen. Der Hof ist vollgepfropft von Autos aller Typen und Größen. Wer hat die alle abgeschleppt? An einem Haus lockt "Fremdenzimmer frei", an einem anderen "Eier-Automat" ein paar Kilometer weiter - "Ei, Ei, Ei - Hier fährt man doch nicht vorbei!" Wer möchte in dieser Einöde übernachten, auch mit Frühstück mit vielleicht nestwarmem
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Inhaltsverzeichnis zu „Abschied von Rostock “
Abschied; Ausnahmsweise vis-à-vis; Ausgerechnet Emil; Flüchtling oder Vertriebener, Umsiedler oder Wandervogel; "Doch wie's da drinnen aussieht ..."; Hochzeiten und andere Rituale; "Erika"; Emils Nah-Verkehr; "Pommerland ist abgebrannt"; Emils Rendezvous und andere sympathische Leute; Lehrer werden war nicht schwer, Lehrer sein dagegen sehr; Bretter, die die Welt bedeuten; Schild und Schwert der Partei; "Amsel, Drossel, Fink und Star ..."
Autoren-Porträt von Rudi Czerwenka
Geboren am 4.4.1927 in Breslau, aufgewachsen im dörflichen Umfeld der Stadt, Abbruch der Schule in der 11. Klasse infolge Einberufung, Flakhelfer, Soldat, amerikanische Kriegsgefangenschaft, nach der Entlassung Kochlehre in Jena, Volkspolizist, Kurzausbildung zum Neulehrer, Einsatz in Mecklenburg, zuerst in Kröpelin, dann an der einklassigen Dorfschule Spoldershagen, schließlich in Bad Sülze. 1983 nach dem Tod der Ehefrau Aufgabe des Lehrerberufs, seitdem als freiberuflicher Schriftsteller und Journalist in Rostock, seit 2013 in Ahlbeck. Erste journalistische Versuche ab 1955, Kontakte zum und nachfolgend Mitglied im Schriftstellerverband. 1959 und 1960 erschienen seine ersten beiden historischen Kinderbücher "Magellans Page" und "Geheimnisvoller Strom" im Leipziger Prisma-Verlag unter dem Pseudonym Rudi Wenk. "Anker auf" veröffentlichte der Weimarer Gebrüder Knabe Verlag 1963 unter seinem richtigen Namen. Seit Mitte der 1970er Jahre arbeitete er ausschließlich für Presse, Rundfunk, Theater und Fernsehen u. a. 7 erfolgreiche Schwänke für das DDR-Fernsehen. Durch den Wegfall sämtlicher Auftrag- und Arbeitgeber nach der Wende kehrte er zum gedruckten Buch zurück und schrieb Romane und Erzählungen zur Regionalgeschichte und - gegenwart: Die Hexe vom Fischland, Wo Kapitäne geboren wurden, Dorfschulmeister Franz Kuhlmann, Störtebekers Erben (Jugendbuch), Achterbahn, Waldschenke, Julias wilde Jahre, Unser täglich Brötchen u. a. Fast 20 Jahre beteiligte er sich am Almanach "Rostock zwischen zwei Sommern". Rudi Czerwenka ist am 1. Februar 2017 in Greifswald verstorben. Er hinterließ das Manuskript für das autobiografische Werk "Abschied aus Rostock".
Bibliographische Angaben
- Autor: Rudi Czerwenka
- 2017, 92 Seiten, Maße: 14,8 x 21,1 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: EDITION digital
- ISBN-10: 3956557921
- ISBN-13: 9783956557927
- Erscheinungsdatum: 15.05.2017
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