Die Verschwörung / Artemis Fowl Bd.2
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
ArtemisFowl: Die Verschwörung von EoinColfer
LESEPROBE
Dr. Po lehnte sich in seinem gepolsterten Sessel zurück undließ den Blick über das Blatt Papier vor sich wandern. »Nun, Master Fowl, dannwollen wir uns mal unterhalten.« Artemis stieß einen tiefen Seufzer aus undstrich sich das dunkle Haar aus der blassen, hohen Stirn. Wann würden die Leuteendlich begreifen, dass man ein Gehirn wie seines nicht sezieren konnte? Erhatte bereits mehr psychologische Fachbücher gelesen als der Psychologe. Erhatte sogar einen Artikel in einer Fachzeitschrift veröffentlicht, unter demPseudonym Dr. F. Roy Dean Schlippe. »Wie Sie wünschen, Doktor. Unterhalten wiruns über Ihren Sessel. Viktorianisch?« Po strich zärtlich über die lederneArmlehne. »Ja, in der Tat. Ein Familienerbstück gewissermaßen. Mein Großvater hatihn auf einer Auktion bei Sothebys erstanden. Angeblich stand er früher imBuckingham Palace. Der Lieblingssessel der Königin.« Um Artemis Mundwinkelspielte ein gespanntes Lächeln. »Tatsächlich, Doktor? Normalerweise gestatten sieim Palast keine Fälschungen.« Pos Hand hielt in der Bewegung inne. »Fälschung?Ich versichere dir, das Stück ist absolut echt.« Artemis beugte sich vor, um esgenauer zu betrachten. »Ja, geschickt gemacht. Aber sehen Sie hier.« Pos Blickfolgte dem Finger des Jungen. »Die Nägel. Sehen Sie das Kreuzmuster auf denKöpfen? Maschinell hergestellt. Frühestens um 1920. Ihr Großvater hat sichübers Ohr hauen lassen. Aber was solls? Ein Sessel ist ein Sessel. EinMöbelstück, ein vollkommen unbedeutender Gebrauchsgegenstand, nicht wahr,Doktor? « Po kritzelte hektisch etwas aufs Papier, um seine Bestürzung zuverbergen. »Ja, Artemis, sehr clever. Genau wie es in deiner Akte steht. Duspielst deine kleinen Spielchen. Wie wärs, wenn wir uns jetzt wieder dirselbst zuwenden? « Artemis Fowl der Zweite zupfte die Bügelfalten seiner Hosezurecht. »Es gibt dabei ein Problem, Doktor.« »Ach ja? Und das wäre?« »DasProblem ist, dass ich die klassischen Antworten auf alle Fragen weiß, die Siemir stellen werden.« Eine ganze Minute machte sich Dr. Po auf seinem BlockNotizen. »Ja, wir haben in der Tat ein Problem, Artemis. Aber das ist esnicht«, sagte er schließlich. Artemis hätte beinahe gelächelt. Zweifellos würdeder Doktor ihn wieder einmal mit einer dieser öden Theorien beglücken. WelcheStörung würde er wohl diesmal haben? Multiple Persönlichkeit? Oder vielleichtwar er ein pathologischer Lügner? »Dein Problem liegt auf der Hand: Durespektierst niemanden genug, um ihn als ebenbürtig zu betrachten. « DieFeststellung brachte Artemis aus der Fassung. Dieser Psychologe warintelligenter als der Rest. »Das ist lächerlich. Es gibt durchaus Leute, dieich in höchstem Maße schätze.« Po sah nicht von seinem Notizblock auf.»Tatsächlich? Wen denn zum Beispiel?« Artemis überlegte einen Moment. »AlbertEinstein. Seine Theorien waren meistens zutreffend. Und Archimedes, dergriechische Mathematiker.« »Wie wäre es mit jemandem, den du persönlich kennst?«Artemis dachte angestrengt nach. Ihm fiel niemand ein. »Nanu? Schweigen?« Artemiszuckte die Achseln. »Warum sagen Sie es mir nicht, Dr. Po, da Sie dochanscheinend alle Antworten kennen?« Po klickte ein Fenster auf seinem Laptopan. »Erstaunlich. Jedes Mal, wenn ich das hier lese« »Meine Akte, nehme ichan?« »Ja. Sie erklärt eine ganze Menge.« »Zum Beispiel?«, fragte Artemis, dergegen seinen Willen Neugierde verspürte. Dr. Po druckte eine Seite aus. »Da istzunächst dein Begleiter, Butler. Ein Leibwächter, wenn ich richtig verstehe. Kaumder passende Umgang für einen leicht beeinflussbaren Jungen. Dann deine Mutter.Eine wunderbare Frau, wie ich finde, die jedoch auf dein Verhalten nicht dengeringsten Einfluss hat. Und schließlich dein Vater. Den Angaben hier zufolgewar er nicht gerade ein Vorbild, auch als er noch lebte.« Der Pfeil saß, aberArtemis wollte dem Psychologen nicht zeigen, wie getroffen er war. »IhreUnterlagen sind nicht korrekt, Doktor«, sagte er. »Mein Vater lebt noch. Vermisst,ja, aber er ist am Leben.« Po überprüfte das Blatt. »In der Tat? Ich dachte, erwerde seit beinahe zwei Jahren vermisst. Das Gericht hat ihn offiziell für toterklärt.« Artemis ließ sich nichts anmerken, obwohl sein Herz heftig pochte.»Es ist mir egal, was das Gericht sagt. Er lebt, und ich werde ihn finden.« Wiederkritzelte Po etwas auf seinen Block. »Aber selbst wenn dein Vater zurückkäme,was dann?«, fragte er. »Würdest du in seine Fußstapfen treten? Ein Verbrecher werdenwie er? Vielleicht bist dus ja schon?« »Mein Vater ist kein Verbrecher«,widersprach Artemis gereizt. »Er hat unser gesamtes Vermögen in legale Unternehmungeninvestiert. Das Murmansk-Projekt war absolut einwandfrei.« »Du weichst mir aus,Artemis.« Doch Artemis hatte genug von dieser Art Befragung. Es wurde Zeit füreins seiner kleinen Spiele. »Nun ja, Doktor«, erwiderte er kleinlaut. »Das istein schwieriges Thema. Ich frage mich manchmal, ob ich nicht an einer Depressionleide.« »Ja, das wäre durchaus möglich.« Po spürte, der Durchbruch war nahe.»Und stimmt es?« Artemis schlug die Hände vors Gesicht. »Ach, Doktor, es istmeine Mutter.« »Deine Mutter?«, hakte Po nach, bemüht, sich seine Aufregungnicht anmerken zu lassen. Artemis hatte allein in diesem Jahr in St. Bartlebysbereits ein halbes Dutzend Schulpsychologen verschlissen, und auch Po war mittlerweiledrauf und dran, die Koffer zu packen. Aber jetzt »Meine Mutter, sie -« Pobeugte sich auf seinem unechten viktorianischen Sessel vor. »Ja, was ist mitdeiner Mutter?« »Sie zwingt mich dazu, diese alberne Therapie über mich ergehenzu lassen, obwohl diese so genannten Psychologen kaum etwas anderes sind alsfehlgeleitete Weltverbesserer mit Diplom.« Po seufzte. »Nun gut, Artemis. Tu,was du willst, aber du wirst niemals Frieden finden, wenn du weiter vor deinen Problemendavonläufst.« Das Vibrieren seines Handys erlöste Artemis von weiteren Analysen.Ein Anruf kam über die verschlüsselte Sicherheitsleitung. Nur eine einzigePerson hatte die Nummer. Artemis holte das Handy aus der Tasche und klappte esauf. »Ja?« Butlers Stimme tönte aus dem Lautsprecher. »Ich bins, Artemis.« »Ichweiß. Ich bin gerade in einer Besprechung.« »Wir haben eine Nachrichtbekommen.« »Aha. Von wem?« »Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Aber es geht um die FowlStar.« Artemis war wie elektrisiert. »Wo sind Sie?« »Haupteingang.« »Gutgemacht. Bin schon unterwegs.« Dr. Po riss sich die Brille von der Nase.»Unsere Sitzung ist noch nicht zu Ende, junger Mann. Wir haben heute einigeFortschritte gemacht, auch wenn du es nicht zugeben willst. Wenn du jetztgehst, sehe ich mich gezwungen, den Schulleiter zu informieren.« Doch dieWarnung interessierte Artemis nicht. Er war in Gedanken bereits woanders. Einvertrautes Kribbeln überlief seinen Körper. Dies war der Anfang von etwas Besonderem.Er spürte es ganz deutlich. (...)
© Ullstein Buchverlage
Übersetzung: Claudia Feldmann
Eoin Colfer lebt mit seiner Familie in Dublin. Er war Lehrer und hat mehrere Jahre in Saudi-Arabien, Tunesien und Italien unterrichtet, ehe er als Schriftsteller für junge Leser erfolgreich wurde. Neben seiner inzwischen 8-bändigen Artemis-Fowl-Serie, die in 34 Ländern erscheint, hat er zahlreiche weitere Kinder- und Jugendbücher geschrieben. Außerdem ist er als Autor von Hardboiled-Krimis für Erwachsene erfolgreich.
- Autor: Eoin Colfer
- Altersempfehlung: Ab 12 Jahre
- 2003, 304 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Claudia Feldmann
- Verlag: List TB.
- ISBN-10: 3548603874
- ISBN-13: 9783548603872
- Erscheinungsdatum: 20.10.2003
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Die Verschwörung / Artemis Fowl Bd.2".
Kommentar verfassen