Bei Anbruch der Dämmerung
Auf einer Schottlandreise wird die Reisegruppe der jungen Schriftstellerin Jade MacGregor von Vampiren überfallen. Doch ein geheimnisvoller Fremder rettet sie und einige ihrer Gefährten. Zurück in New Orleans muss Jade sich eingestehen, dass sie sich in...
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Auf einer Schottlandreise wird die Reisegruppe der jungen Schriftstellerin Jade MacGregor von Vampiren überfallen. Doch ein geheimnisvoller Fremder rettet sie und einige ihrer Gefährten. Zurück in New Orleans muss Jade sich eingestehen, dass sie sich in ihren Retter verliebt hat, der sie bis in ihre Träume verfolgt. Welches Geheimnis hütet der Fremde? Und vor allem: Kann Jade ihm wirklich vertrauen?
Bei Anbruch der Dämmerung von Shannon Drake
LESEPROBE
Das Grab
»Ihrwollt es also mit der Angst zu tun bekommen? So richtig? Na, dannlos, tiefer ins dunkle Erdreich!«, feuerte der Fremdenführer sie an und warfsich theatralisch den schwarzen Umhang über die Schulter. Er hatte einenangenehmen, kultivierten Edinburgher Akzent - rollende Rs,deutliche Artikulation. »Jawohl. Tiefer! Weiter geht's für diejenigen von euch, die sichüber die Geister einfacher Mörder und das gequälte Wimmern ihrer Opfer lustigmachen.»Ich kann es kaum erwarten«, meinte Jeff Dean, ein dunkelhaariger, gutaussehender junger Student. »Ja, weiter, führen Sie uns doch weiter, ich zittereschon wie Espenlaub! «, fügte seine Freundin, Sally Adams, hinzu, eine hübscheBlondine, die es allerdings geschafft hatte, ihre jugendlicheSchönheit mit einer hautengen Bluse und einem allzu knappen Rock zuverunstalten. Ihr Lippenstift war viel zu rot für ihren Teint und übers ganzeGesicht verschmiert. Sie tat gelangweilt, klammerte sich jedoch an Jeffs Arm.
»Ja,bieten Sie uns endlich mal etwas, was uns wirklich Angst einjagt!
Diesehöhnische Aufforderung kam von einem weiteren Mitglied der Clique, einemgroßen, dürren Rothaarigen namens Sam Spinder. Jade MacGregor war mit diesen drei und sechs weiteren Besuchern im Collegealter unterwegs. Sie war auf die Gruppe gestoßen,als sie die Burg besichtigt hatte. Die jungen Leute - reiche jungeLeute, die Europa mit dem Geld ihrer Eltern bereisten - hatten dennächtlichen Ausflug vorgeschlagen. Jade war Schriftstellerin und hatte es vorkurzem auch zur Herausgeberin gebracht. Sie arbeitete gerade an einem Sachbuch über dasLeben im Mittelalter, weshalb sie diese Tour gereizt hatte; denn sie dachtesich, dass sie ihr etwas für ihre Arbeit bringen könnte. So hatte siesich der Gruppe angeschlossen.
Siewar alleine nach Schottland gereist, was sie schon lange hatte tunwollen. Doch nun stellte sie fest, dass es manchmal ziemlicheinsam war, wenn man auf sich gestellt in einem fremden Land unterwegs war. Diejungen Leute in der Gruppe waren Anfang zwanzig, sie fünfundzwanzig, also nichtwesentlich älter, doch inzwischen kam sie sich manchmal wie fünfzigvor und hatte das Gefühl, dass die anderen wohl noch nie einen Fuß aus ihrer Jugendkultur - Football, Studentenverbindungen, Drogen und Rockmusik - herausgesetzt hatten. Sie war einigermaßen entsetzt,wie viele Drogen sie konsumierten;sie schienen eine ganze Palette von Pillen und Sachen zum Rauchen dabeizuhaben. Besonders besorgniserregendfand sie die Tatsache, dass sie in einem fremden Land ein solches Risikoeingingen. Als sie erklärt hatte,dass sie keinerlei Interesse an Drogen habe, waren alle über sie hergezogen. Trotzdem war die Tourziemlich unterhaltsam. Die Nacht warwundervoll, soeben ging ein Vollmond auf. Zu dieser Jahreszeit, im Herbst, rüstete sich ganzEdinburgh entsprechend des uraltenAberglaubens, der um Halloween rankt, für diesesFest.
DieStraßen waren herbstlich geschmückt, kleine Monster und Gespensterzierten die Schaufenster. Es machte Spaß, in einer solchen Nacht unterwegs zu sein. Doch Jades Begleiter waren ziemlich wild. Und ziemlich rüpelhaft.
Jade wusstenicht, was sie heute Nacht genommen hatten, aber es machte sie kühn und frech, ja,richtig grausam. Es schien ihnen ein ganz besonderes Vergnügen zu bereiten,ihrenReiseführer zu piesacken, auch wenn sich dieser offenbar kaumbeeindrucken ließ. »Ich mache mir gleich in die Hosen«, meinte Jeff und tat, als müsse er essich verkneifen. »Woher haben Sie bloß diese großartige Gestik, diesen Akzent,diese Mimik? Waren Sie in Ihrer Schulzeit in der Theatergruppe? 0, weh, ichzittere ganz erbärmlich!« Dieser Sarkasmus war demFremdenführer gegenüber unfair, fand Jade, denn der Bursche legte sichwirklich ins Zeug. Er war um die dreißig, groß, schlank und - zugegeben - ziemlich theatralisch.Vielleicht würde er wirklich gern einmal den Hamlet spielen, musste sich jetztaber als Reiseleiter für historische Führungen durchs Leben schlagen und würzteseine Berichte über die längst vergangenen Schrecknisse, die einst dieschottischen Straßen unsicher gemacht hatten, mit dramatischem Pathos. Inschillernden Farben und mit großem Genuss hatte er sich über die Grausamkeit derMenschenausgelassen und ihnen vom Tod durch Seuchen, Hinrichtungen und grauenhafteMorde erzählt. Er hatte sie in die tiefer gelegenen Viertel der Stadtgeführt, wo sich die moderne Stadt über die uralten Gassen erhob, eingespenstisches Straßennetz, einst voller Behausungen, Läden und Tavernen,in dem sich der Alltag der früheren Bewohner abgespielt hatte. Vor langerZeit. Jetzt, in der Nacht, war es im Untergrund leer bis auf die Touren.In verschiedenen Räumen wurde von Geistern und schrecklichen Morden berichtet.Schließlich war Edinburgh die Stadt von Hare undBurke, von Königsmorden und Intrigen; hier hatte das grausamste Gemetzel desMittelalters stattgefunden, das man sich nur vorstellen konnte, und somanches, das man sich lieber nicht vorstellen wollte. Der Fremdenführerkannte sich in der Geschichteziemlich gut aus, das wusste Jade, weil sie sich selbst eingehend damit befasst hatte.
© 2007Verlagsgruppe Weltbild GmbH
- Autor: Shannon Drake
- 2007, 1, 432 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Kartoniert (TB)
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3898976629
- ISBN-13: 9783898976626
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